Glière`s „Ilja Murometz“ – ein Sinfoniekoloss

  • Gliere Sinfonie Nr.3 mit Farbermann und Downes

    Zitat von Adriano

    Scherchens für mich immer noch die beste Aufnahme dieser Symphonie! Unmittelbar danach (trotz minimaler Kürzungen) kommt die Melodyia-Einspielung mit Natan Rachlin. Enttäuscht hat mich vor allem die Naxos-Einspielung mit JoAnn Falletta, obwohl das Orchester super spielt (und immer echt laut), doch es ist alles zu wenig kultiviert und zu wenig russisch genommen. Dies gilt auch für die allerneueste Einspielung unter Gabriel Feltz (Label: dreyer gaido).

    Eine sehr gute "ältere" komplette Aufnahme ist diejenige von Edward Downes (Chandos). Die Harold-Farbermann-Einspielung (damals auf Unicorn, heute auf Regis) ist zum Einschlafen langweilig.

    In den 1950er-1980er Jahren gab es leider viele stark gekürzte Aufnahmen (Ormandy, Rachlin, Stokowski, Fricsay) - die man heute vergessen soll.

    Dies sind natürlich nur meine persönlichen Eindrücke.

    Hallo Adriano,


    Danke für Deine Eindrücke zu den Aufnahmen von Glieres Sinfonie Nr.3.


    Ich habe die Aufnahmen von Downes (Chandos) und Farberman (Unicorn) vor mehr als 10Jahren von Guercoeur (siehe seinen Beitrag 3) erhalten.

    :| Er zieht sogar, die auch auf mich viel zu langatmig wirkende Farbermann-Aufnahme (Spieldauer = 1:32:58) vor.

    Ich habe diese danach nie wieder gehört und höre nur noch die sehr gute und in ihrer Länge für mich noch vertretbare Aufnahme mit Downes (Chandos), die Du auch positiv einschätzt (Spieldauer = 78:08).


    Mich würde auch die Kurzfassung von Stokowski interessieren, die mit 35Minuten auskommt (siehe Beitrag 5 von Lutgra).

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Wenn schon eine Kurzfassung, da finde ich die Ormandy-Aufnahme viel besser als diejenige Stokowskis (und etwas weniger gekürzt, wenn ich mich nicht täusche). Auf LP gab es auch eine Mono-Aufnahme mit Jacques Rachmilovitsch (und dem Orchestra di Santa Cecilia). Alle LP-Aufnahmen hatte ich mal in meiner Sammlung. Als dann die Einspielungen von Scherchen und Rachlin erschienen, habe ich diese gekürzten Fassungen entsorgt. Die CDs mit Botstein und Golovchin sind übrigens auch leicht gekürzt, doch die müsste ich mir nochmals anhören, bevor ich dies 100% bestätigen kann.

    Was die Rachlin-Melodiya-Aufnahme betrifft, hatte ich schon vor über 10 Jahren den Melodiya-Direktor persönlich gefragt, ob ein Remastering nicht fällig wäre; er kannte diese Aufnahme nicht einmal. Das Archiv (das er mir zeigte) ist natürlich immens und die waren damals dabei, die uralten winzigen, oft handgeschriebenen Karteikarten in den Computer einzugeben. Diese Karten dufte ich auch durchblättern, denn ich suchte vor allem Respighi-Einträge. Ich bin überzeugt, dass ein solches Remastering sehr gut sein könnte, denn Melodiya kümmert sich immer ernsthaft darum. Aber eben wann?

    :-) Mein privater Digital-LP-Transfer der Rachlin-Aufnahme (ab einer englischen EMI-Pressung; die USA-Columbia-Pressung war auch nicht so toll) ist etwas besser gelungen als derjenige von Russian Disc. Die haben etwas zu stark gefiltert und es klingt alles etwas Blechdosen-artig. Lieber das Grundrauschen belassen, so bleibt auch die Präsenz und Plastizität dieser technisch guten Aufnahme vorhanden. Die "Masters" von Russian Disc stammten meistens nicht aus Melodiya-Archiven und sie waren nicht immer "offiziell" lizensiert worden.

    Die Scherchen-Aufnahme habe ich auch privat digitalisiert. Manche offizielle (vor allem Mono-) Remasterings sind etwas zu steril...

    Stereo-Remasterings von EMI, Decca, Philips und DGG sind aber meistens grossartig, dies auch was die rezenten BluRay-Remasterings betrifft.

  • Hallo zusammen,


    Was scheinbar kaum Beachtung findet, ist, dass auch Neeme Järvi Glieres Symphonie Nr. 3 mehrmals eingespielt hat, u.a. 1999 mit dem WDR Symphonieorchester Köln. Und wie es von einem Meister wie ihm nicht anders zu erwarten war, ist die genannte Interpretation (aus meiner Sicht) die klanglich mit Abstand beste und schlägt mit Leichtigkeit die bisher hier genannten Einspielungen. Sie ist jedoch nicht auf CD erhältlich, lediglich als Radio-Mitschnitt (mit nicht ganz optimaler Klangqualität) auf youtube zu finden:

    Sie scheint mir ungekürzt zu sein, ist schneller und vorwärtstreibender als Farbermans und klanglich überzeugender als Downes Interpretation.

    Von den anderen z.T. genannten Einspielungen halte ich nur Hermann Scherchen und Nathan Rachlin für diskutabel. Alle anderen sind meist schlampig gespielt (Johanos oder Falletta sind da nur 2 Beispiele, ich beziehe mich hier vor allem auf die in beiden Einspielungen sehr unsauberen Streichertremoli im 2. Satz) oder gekürzt (Botstein kann ich nicht beurteilen, da ich seine Version nicht kenne, Golovchin ist schon an entscheidenden Punkten gekürzt, Stokowsky ist aus meiner Sicht völlig indiskutabel). Kein Dirigent würde auf die Idee kommen, Werke wie z.B. Mahler-Symphonien zu kürzen. Warum man es bei Gliere für sinnvoll hält, ist mir unbegreiflich.

    ,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwage, sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet." - Nikolaus Harnoncourt

  • In anderen Foren habe ich auch schon die Järvi-Interpretation erwähnt; hier beschränkte ich mich nur auf kommerzielle CDs. Järvis Aufnahme ist technisch ungenügend, als wäre sie "piratenmässig" mitgeschnitten worden von weit weg im Konzertsaal. Wenn das wirklich eine WDR-Live-Aufnahme ist, dann sollte sich der verantwortliche Tonmeister schämen. Sie ist aber wirklich ganz toll interpretiert.

    Scherchens finde ich aber immer noch die beste, auch was die Tempi und die grosse Spannung (der grosse Bogen) innerhalb der Sätze betrifft. Die für damalige Verhältnisse technisch hervorragende Westminster-Aufnahme hat aber einen Minuspunkt: Es gibt im 1. und im 4. Satz einige kurze laute Stellen, die übersteuert klingen. Dies stelle ich auf den drei verschiedenen damaligen Pressungen fest (Original 1952, und 1955/1972 Re-issues), die ich besitze. Zweifle also daran, dass das ultimative Westminster-CD-Remastering dieses Problem lösen konnte - oder täusche ich mich da? Es sind Übersteuerungen wie sie z.B. in mehreren Decca-CD-Remasterings (Adriana Lecouvreur und Don Carlos mit der Tebaldi, Berlioz mit Robert F. Denzler usw.) festzustellen sind - weil die Lautstärke der Mastertapes bereits unvorsichtig eingepegelt wurde.

  • Nicht unterschlagen werden sollte diese ganz aktuelle Einspielung:



    Ich hörte sie vor etwa einem Jahr und war damals eigentlich sehr angetan. Tontechnisch natürlich kaum zu toppen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Diese aktuelle Aufnahme mit Feltz hat aber nun auch schon wieder eine wenig kurzweilige Länge von 83:13 ... da ich das Werk ohnehin schon als viel zu lang empfinde, wird das wohl nichts für mich sein.

    Mit meinen Aufnahmen mit Downes (Chandos) und noch weniger mit Farberman (Unicorn) bin ich auch nicht voll zufrieden ...


    Die in diesem Thread bereits genannte mit Buffalo Philharmonic Orchestra, JoAnn Falletta (NAXOS, 2013) dauert dagegen nur 71:40. Die muss klangtechnisch der Hammer sein, denn die gibt es auch als BluRay.

    :?:Wie würdet Ihr diese beurteilen ?


    Adriano meinte:

    Zitat von Adriano


    Enttäuscht hat mich vor allem die Naxos-Einspielung mit JoAnn Falletta, obwohl das Orchester super spielt (und immer echt laut), doch es ist alles zu wenig kultiviert und zu wenig russisch genommen. Dies gilt auch für die allerneueste Einspielung unter Gabriel Feltz (Label: dreyer gaido).



    Zur Zeit ist die Melodiya auf dem erfreulichen Tipp alte russische Aufnahmen wieder zu veröffentlichen. Ob das mit dieser Gliere 3 passiert ist nicht unbedingt zu erwarten.

    :) Aber die Russen haben bei diesem Repertoire immer was zu bieten, dass dieses Repertoire ... sagen wir - spannender macht. Und Rachlin dehnt das Werk mit Sicherheit nicht so aus ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich habe mir Fallettas Einspielung nur einmal angehört, sie ist auch aus meiner Sicht nicht zufriedenstellend. Der 2. Satz ist eher schlampig gespielt, und grundsätzlich fehlt über die gesamten 70 Minuten einfach der runde Klang, es ist wahnsinnig lieblos, fast etüdenhaft heruntergespielt. Klangtechnisch gibt es natürlich nichts zu meckern, aber das ist schon alles positive, was ich von der Einspielung sagen kann. Die neue von Gabriel Feltz ist hier bedeutend besser. Ich bleibe lieber bei der klangtechnisch schlechten Järvi-Einspielung, wobei ich im Falle des 2. Satzes auch gerne auf Farberman zurückgreife, dessen Philosophie zumindest in diesem relativ gut aufgegangen ist.

    Diese aktuelle Aufnahme mit Feltz hat aber nun auch schon wieder eine wenig kurzweilige Länge von 83:13 ... da ich das Werk ohnehin schon als viel zu lang empfinde, wird das wohl nichts für mich sein.

    Das kann ich in mehrfacher Hinsicht nicht nachvollziehen. Zum einen kommen ungekürzte Einspielungen dieses Werks eben auf solche Längen. 83 Minuten mag überdurchschnittlich lang sein, aber noch absolut im Rahmen. Sogar Farbermans 90-minütige Einspielung ist für mich noch vertretbar, denn ich finde hin und wieder die Information, dass er als einziger die originalen Tempo-Angaben von Gliere genau eingehalten hat (ich kann das natürlich nicht bestätigen), und Sergiu Celibidache hat uns spätestens mit seinen Bruckner-Einspielungen bewiesen, dass die Zeit relativ ist. Wenn eine Einspielung von Glieres dritter bedeutend kürzer als 80 Minuten dauert, liegt der Verdacht schon nahe, dass Kürzungen vorgenommen wurden, was aus meiner Sicht im Falle dieses Werks nicht in Ordnung ist. Ob das Werk jetzt generell zu lang geraten ist, ist Ansichtssache, aber ich bin nicht dieser Meinung.


    Grüße, F.L.

    ,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwage, sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet." - Nikolaus Harnoncourt

  • RE: Sinfonie Nr.3 mit Falletta

    Ich habe mir Fallettas Einspielung nur einmal angehört, sie ist auch aus meiner Sicht nicht zufriedenstellend. Der 2. Satz ist eher schlampig gespielt, und grundsätzlich fehlt über die gesamten 70 Minuten einfach der runde Klang, es ist wahnsinnig lieblos, fast etüdenhaft heruntergespielt. Klangtechnisch gibt es natürlich nichts zu meckern, aber das ist schon alles positive, was ich von der Einspielung sagen kann.

    Danke Felix für deine Eindrücke, die sich mit Adriano decken.

    Ich dachte nur, die sei ggf "brauchbar" und lohnend, weil diese NAXOS_CD sogar noch einmal als BluRay erschienen ist. Aber das hat in diesem Falle offenbar nichts zu bedeuten, ausser Marketing ... klanglich wohl gut. Die amazon - Rezensionen geben allerdings ein eher positives Urteil ab.


    Naxos, 2014, DDD



    :| Ich bleibe dann einfach erst einmal bei meinen beiden Aufnahmen: der wirklich ordentlichen mit Downes (Chandos) und als Ergänzung Farberman (Unicorn) zufrieden, denn so wichtig empfinde ich dieses Monumentalwerk nun auch nicht, als dass ich davon X-Aufnahmen haben müsste.


    Du erwähnst den Rumänen bei Bruckner und das die Zeit bei ihm relativ ist. 8) Siehst Du, denn den mag ich mit seiner "relativen Zeit" so ganz und gar nicht ...

    letzte Woche hatte ich eher überlegt, mir die Kurzfassung mit Stokowski (URANIA) zu bestellen ... die ist von 1957:


    Urania Arts, 1957, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Telefon,


    für wenig Geld am Marketplace erworben gefällt mir diese Aufnahme besser, als die von Downes, die mir ein bisschen zu glatt, zu soft und auf Hochglanz poliert daherkommt.

    Der etwas rauhere Klang und die flottere Herangehensweise von Frau Falletta tun diesem Schrank von Sinfonie durchaus gut.


    John Doe :hello:

  • teleton, probier Dir doch die Aufnahme mit Ormandy zu besorgen - die ist viel besser als diejenige Stokowskis - und auch weniger gekürzt, sofern ich mich erinnern kann.

    Fallettas Flottheit ist aber mit viel Oberflächlichkeit verbunden.

    Nach wie vor sehr empfehlenswert: Die Melodiya-Aufnahme mit Natan Rachlin, sie dauert 75 Minuten und die Kürzungen sind derart geschickt gemacht, dass sie Diejenige, die die Partitur gut kennen, nicht stören. Da mir der Sound der Russian-Disc-Wiederveröffentlichung nicht so gefiel, habe ich diese technisch super Aufnahme selber ab LP's digitalisiert - sowohl die USA- als die GB-Pressung.

    Russian Disc hat damals auch eine Aufnahme mit Igor Golovchin herausgegeben, gar nicht so schlecht, aber schlechter als Rachlin :-) Nehme an, dass inzwischen beide CDs vergriffen sind...

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  • Ormandy ist auf jeden Fall besser als Stokowsky, aber ich bleibe dabei, dass es völlig unnötig und sogar schädlich ist, dieses Werk zu kürzen. Bei Mahler-Symphonien macht man keine Kürzungen, und das sollte man bei Gliere auch nicht machen.

    Ich habe noch eine Einspielung gefunden: Yoav Talmi und das San Diego Symphony Orchestra haben das Werk 1988 eingespielt, scheinbar in gekürzter Version, doch mit 66 Minuten Laufzeit (Quelle:

    http://www.gliere.org.uk/discography.htm) noch halbwegs im Rahmen. Weiß jemand vielleicht mehr über sie und welchen musikalischen Wert sie hat?

    61bJJlehTML.jpg

    https://www.amazon.de/Sinfonie…3853&s=music&sr=1-1-fkmr0

    ,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwage, sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet." - Nikolaus Harnoncourt

  • Hatte Mal all möglichen Aufnahmen dieser Symphonie gesammelt. Die Talmi-Aufnahme wurde dann auch mal weiter verschenkt. So wie ich mich erinnere, war sie ziemlich interessant; auch besser als Stokowskis.

    Die erste Marco Polo/Naxos-Gesamtaufnahme aus Bratislava gefällt mir übrigens einiges mehr als diejenige Fallettas... Sie befindet sich immer noch in meiner Sammlung.

  • R-4211101-1371029067-9332.jpeg.jpg


    Ilja Murometz - welch eig'ner Fall. Die Dimensionen dieser Monumentalsymphonie haben mich immer zugleich fasziniert und irgendwie auch abgeschreckt. Allein die Tatsache, dass sich Dirigenten wie Stokowski und Ormandy nachhaltig für das Werk einsetzten, spricht für seine Güte. Die teilweise absurden Kürzungen sind eine andere Geschichte. Ich denke, mittlerweile ist man soweit, das Werk auch komplett oder zumindest mit allenfalls behutsamen Strichen aufzuführen. Ich muss gestehen, der große Funke ist bei mir bis vor kurzem nicht übergesprungen. Ich habe neben der Einspielung von Stokowski auch jene von Farberman, Downes und Falletta gehört. Die haben alle ihre Anhänger und Verächter. Das Erweckungserlebnis war dieser Tage dann aber die hier im Thread schon früh erwähnte Einspielung von Natan Rachlin mit dem Großen Symphonieorchester des Moskauer Rundfunks (= RSO der UdSSR). Ich dachte erst, es handle sich um eine historische Mono-Aufnahme - diesen Dirigenten kannte ich durchaus, aber eben mit Uralt-Aufnahmen. Zum Glück stellte sich dies als Irrtum heraus. Die Aufnahme datiert auf 1974, fünf Jahre vor Rachlins Tod. Um es kurz zu machen: Die Lobeshymnen sind absolut berechtigt. Interpretatorisch braucht man neben der Aufnahme im Prinzip keine andere. Da haben Michael Schlechtriem und adriano also absolut Recht, wenn sie diese Darbietung besonders hervorheben (noch dazu beide vom Fach). Wo eventuell Striche gemacht wurden, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Die Spielzeiten sind: 22:00 - 21:19 - 8:10 - 24:03. Aber das Beste ist ja fast, dass die Aufnahme auch verdammt gut klingt. Zumindest in einer mir vorliegenden Digitalisierung der LP von Columbia/Melodija. Vermutlich kommt es da auch drauf an, wie man das hinkriegt. Ich selbst könnte es nicht. Und ich weiß, es gibt LP-Digitalisierungen, die gründlich danebengehen. Jedenfalls scheinen die Masterbänder da einen wahren Schatz zu bergen. Eine offizielle, gut remasterte CD-Veröffentlichung von Melodija steht lange aus. Russian Disc hat es ja vor etlichen Jahren mal (wohl illegal) auf CD überspielt - das Ergebnis wird allgemein als missglückt bezeichnet. Doch das ist glücklicherweise auf eine schlechte Überspielung zurückzuführen. Ich wüsste aus dem Stegreif keine LP-Aufnahme, die eine solch unfassbare Dynamik aufweist, dass es manch moderne Aufnahme alt aussehen lässt. Das wurde 1974 offenbar sehr gekonnt und sorgfältig produziert. Auch kein Hauch vom berühmt-berüchtigten (zu) starken Hallanteil einiger älterer Melodija-Einspielungen. Hoffentlich gehen die Leute von Melodija bald daran, dieses Spitzeneinspielung unters Volk zu bringen. Referenz unter künstlerischen wie auch klanglichen Aspekten. Übrigens muss ich noch dazu sagen, dass es mir nach wie vor schwer fällt, dem Programm dieser Programmsymphonie zu folgen. Aber das macht nichts, denn das hört sich auch als absolute Musik grandios an.

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    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Danke sehr, Joseph

    Falls Du eine Kopie meiner eigenen Digitalisierung haben möchtest, sende ich sie Dir gerne per Post zu. Mit dem ebenfalls digitalisierten Original Artwork als CD-Cover. Das Grundrauschen der LP ist natürlich immer noch da, doch wehre ich mich zu viel herauszufiltern, denn, eben, das Klangbild dieser Aufnahme ist super. All meine Digitalisierungen klingen, als hätte man die damalige LP aufgelegt, doch es sind keine mechanischen Störgeräusche mehr zu hören. Also hat man eine absolut saubere Pressung :-)

  • Wie gesagt, lieber adriano, ich bin mit der mir vorliegenden Digitalisierung an sich schon sehr zufrieden. Aber danke der Nachfrage. Eventuell wäre es etwas für teleton, der diese Aufnahme ja seit Jahren ebenfalls zu suchen scheint. Falls Du noch Kontakt zum Direktor von Melodija haben solltest, könntest Du bei Gelegenheit ja vielleicht nochmal auf diese Aufnahme zurückkommen. Mir ist bewusst, dass deren Katalog endlos erscheint und es so vieles gäbe, was eine CD-Veröffentlichung verdient hätte. Ilja Murometz sollte aber gerade den Russen ja ein besonderes Anliegen sein, handelt es sich doch um eine der bedeutendsten russischen Symphonien in der Zeit nach Tschaikowski.

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    – Luís de Camões

  • Danke, Joseph II :-)

    Gehe ja schon seit mehreren Jahren nicht mehr nach Moskau - aus sozialpolitischem Protest. In all der Zeit, wo ich dort war, musste ich immer mehr Ungerechtes und Absurdes erfahren. Der Melodiya-Klassik-CEO ist inzwischen sicher ein anderer. Doch habe ich sonst noch einen Kontakt dort, dem ich (gute Idee) wieder mal über dieses Thema schreiben könnte. Mir liegt es auch sehr daran, dass diese tolle Aufnahme professionell auf CD wieder veröffentlicht wird!

  • Hallo zusammen,


    Da ich in den letzten Tagen Gelegenheit hatte, verschiedene Aufnahmen zu hören und manche von diesen noch nicht so detailliert besprochen worden sind, erlaube ich mir, hier noch einmal das Wort zu ergreifen. Zu Falletta wurde glaub ich mittlerweile genugt gesagt, ich habe mir die Einspielung erneut angehört und finde sie immer noch flach, farblos und ohne Tiefsinn. Die guten Kritiken kann ich nicht verstehen, ich rate jedem vom Kauf dieser CD ab. Mit Johanos ist man aus musikalischer Sicht besser bedient, aber dem Orchester mangelt es hier meiner Meinung nach z.T. an Professionalität, gerade im 2. Satz kommen arge Schlampigkeiten in den Streichern hervor.


    Ich habe mir vor einigen Tagen die Version vom London Symphony Orchestra unter Leon Botstein als CD zugelegt.


    Ich kann sie durchaus empfehlen, gerade denjenigen, die sich mit der ungekürzten Fassung dieses Werks noch schwer tun und Stokowsky/Ormandy gewohnt sind, denn Botstein bringt einen sehr mitreissenden, schwungvollen und, was ganz entscheidend ist, durchaus russischen Pathos ins Werk und damit vor allem Tempo (was z.B. Farberman fehlt). Dies geht vor allem in den Sätzen 1 und 4 hervorragend auf. Im 2. Satz fehlt mir ein wenig der runde Klang, die Athmosphäre, die Farbe. Aber insgesamt eine gelungene Einspielung in absolut zufriedenstellender Klangqualität.


    Gabriel Feltz hat erst 2018 eine ungekürzte Einspielung mit der Belgrader Philharmonie abgeliefert, die ich ebenfalls empfehlen kann. Zwar scheint das Orchester mit dem schnellen Tempo des Dirigenten (besonders in den Sätzen 1 und 4) nicht immer mitzukommen, was zu gewissen Unsauberkeiten führt, aber mein Gesamteindruck ist positiv. Der 2. Satz kann hier überzeugen und punktet genau damit, was man bei Botstein vielleicht vermisst. Vielleicht würde ich Botstein noch vorziehen, denn er ist über weite Strecken einfach mitreissender und russischer im Klang, aber unabhängig davon konnte auch Feltz bei mir punkten.


    Schließlich habe ich mir auch Golovchin angehört. Klanglich überzeugend und mit Sinn für den epischen Gehalt des Werks, aber leider mit einigen Kürzungen. Daher ist sie nichts für mich.

    Glière: Symphony No. 3 Ilya Muromets


    Dem CD-Sammler würde ich daher empfehlen, entweder Downes oder Botstein zu kaufen. Der Kenner des Werks wird auch mit Farberman seine Freude haben, auch wenn seine Philosophie höchstens im 2. Satz wirklich gut aufgeht. Letztlich ist jede ungekürzte Einspielung imstande, Glieres Klangwelten zu vermitteln. Ich persönlich höre mir weiterhin die Järvi-Einspielung am liebsten an, weil mich die Klangqualität eigentlich nicht sonderlich interessiert, solange es nicht allzu gravierende Mängel sind, und Järvi einfach die beste Werksinterpretation abgeliefert hat.

    ,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwage, sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet." - Nikolaus Harnoncourt

  • Hab soeben herausgefunden dass die Musik zu "Ilya Murometz" in einem 1945 gedrehten russichen Dokumentarfiln von Juri Reisman verwendet wurde. Der Titel ist "Der Fall von Berlin" (hat nichts zum Stalin-Farbfilm von 1945 zu tun). Er wurde also von einem russischen Armee-Kamerateam während der Besatzung gedreht.

  • Hier ein alter russischer Dokumentarfilm von 1968 über Gliere:



    Ab 23:00 im Video wird erwähnt, dass Jewgeni Swetlanow zu diesem Zeitpunkt (1968) eine Aufführung von Glieres ,,Ilja Muromez" mit dem Staatlichen Symphonieorchester der UdSSR vorbereite (vgl. englische Untertitel). Dazu werden Aufnahmen von ihm bei der Einstudierung des Werks mit dem Orchester gezeigt. Bekanntlich ist das Werk ja nicht in der großen Anthologie von Swetlanow enthalten, von Gliere überhaupt ist dort nur eine unwichtigere späte Ouvertüre op. 72 enthalten. Weiß jemand, was es mit den Aufnahmen in der Dokumentation auf sich hat? Ist irgendwo in den tiefsten Tiefen der russischen Archive eine Gesamtaufnahme von Swetlanow noch zu finden?

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  • Ist irgendwo in den tiefsten Tiefen der russischen Archive eine Gesamtaufnahme von Swetlanow noch zu finden?

    Das ist mir als großem Swetlanow-Verehrer auch völlig neu. Danke jedenfalls für die interessante Information.


    In keiner mir vorliegenden Swetlanow-Diskographie wird eine Aufnahme des Ilja Muromez verzeichnet. Glières Festliche Ouvertüre zum 20. Jahrestag der Oktoberrevolution op. 72 ist als Melodia-Einspielung auf 1981 datiert. Sollte tatsächlich auch eine Aufnahme des Ilja Muromez unter Swetlanow existieren, hätte diese höchstwahrscheinlich Referenzcharakter.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

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    – Luís de Camões

  • Hab mich bereits vor einigen Jahren in Moskau über diese Geschichte erkundigt - ohne Erfolg. War auch bei Melodiya im Büro, um Karteien durchzublättern und nichts zum Thema Swetlanov/"Murormetz" gefunden. Der zuständige Direktor, der zwar sehr freundlich war, hatte keine Ahnung; mir war, er würde den Namen Glière zum ersten Mal hören... Die Archiv-Dokumentation bestand noch aus uralten, meist handgeschriebenen Kärtchen; noch vor ca. 10 Jahren hatten die es noch nicht fertig gebracht, alles auf Computer zu übertragen - hoffe, dass dies inzwischen geschehen ist. Wiedermal eine Gelegenheit, mich bei meinen russischen Kontakten "auf Distanz" zu erkundigen, nachdem es nicht so aussieht, als würde ich nochmals nach Moskau reisen...


    Was die tolle "Murometz"-Aufnahme von Nathan Rakhlin von 1973 betrifft (deren Melodiya-Neu-Digitalisierung überfällig wäre!), die habe ich übrigens ab Original-Melodiya-LPs digitalisiert. Da hört man kein Bandrauschen wie auf den (früher von mir digitalisierten) CBS- und EMI-Lizenzpressungen; was vermuten lässt, die Russen hatten denen Masterkopien statt Originalbänder geliefert.

    Denn, eben: Die 1996er-Digitaliserung, die auf "Russian Disc RD 15 025" erschienen ist, ist eine echte Enttäuschung, zu flach geraten und weit entfernt vom schönen Stereo-Breitbild des Originals. Und sie hat Bandrauschen. Da kann ich ruhig behaupten, meine (direkt ab LP-!) Digitalisierung ist viel besser, präsent und breitklangig geraten wie das Original. Als Melodiya-Aufnahme und -Pressung ist es nämlich eine super LP.

    Natürlich ist diese Aufnahme nicht komplett (TT 75:45), doch sie ist kompletter als alle anderen gekürzten. Die (intelligenten) Kürzungen machen in etwa 6 Minuten aus. Und ein Kuriosum: Rakhlin hat einige Glockenklänge (à la "Manfred-Symphonie") eingebaut, beim Erscheinen des Choralmotivs der Hörner im 1. und 4. Satz. TT 75:45.


    Auf Russian Disc gibt es auch eine CD von (1994) mit dem "State Symphony Orchestra" unter Igor Golovtschin. Hab sie seit Jahren nicht mehr abgespielt und vermute, es handelt sich auch um eine etwas gekürzte Fassung. Sie dauert auch 75 Minuten, was aber nichts heissen soll: JoAnn Fallettas (ziemlich lieblose, "unrussische") ungekürzte Einspielung dauert 71:30 Minuten. Da finde ich die Naxos-Aufnahme von 1991 mit Donald Johanos viel besser und "authentischer". Auch hier kann ich im Moment nicht berichten, ob sie komplett ist oder nicht (TT 75:33). Die rezenteste, viel befriedigendere CD-Aufnahme von 2018, mit der Beogradska filharmonija unter Gabriel Feltz dauert 83:13 Minuten. Immerhin wird sie nicht so lahm dargeboten wie die damalige Harold Farbermans, die 93 Minuten dauert... Scherchens unvergessliche (erste komplette) Aufnahme von 1952 dauert 79 Minuten, und die kommt mit korrekten Tempi, Leidenschaft und grosser Lyrik daher! Und sie bleibt für mich immer noch die Unübertreffliche - wie hier bereits in früheren Postings diskutiert wurde.


    Die Schweizerische Erstaufführung von "Ilya Murometz" fand übrigens (in Zürich und in Genf) erst 2017 statt! Yuri Simonow dirigerte das "Orchestra of the Zurich University of the Arts and of the Haute Ecole de Musique de Genève". TT ca. 80 Minuten. Das Resultat eines intensiven Orchester-Workshops; eine ganz tolle Leistung!


    Ihr kennt vielleicht auch noch den YouTube-Live-Mitschnitt mit Neeme Järvi und dem WDR Symphonieorchester Köln (1999, TT ebenfalls ca. 80 Min.). Klanglich leider unbefriedigend. Schade, denn die Interpretation gehört zu den besten!


    Ueber diese tolle Symphonie und all deren Einspielungen kann nie genug diskutiert werden :-)

  • Hab mich bereits vor einigen Jahren in Moskau über diese Geschichte erkundigt - ohne Erfolg. War auch bei Melodiya im Büro, um Karteien durchzublättern und nichts zum Thema Swetlanov/"Murormetz" gefunden. Der zuständige Direktor, der zwar sehr freundlich war, hatte keine Ahnung; mir war, er würde den Namen Glière zum ersten Mal hören... Die Archiv-Dokumentation bestand noch aus uralten, meist handgeschriebenen Kärtchen; noch vor ca. 10 Jahren hatten die es noch nicht fertig gebracht, alles auf Computer zu übertragen - hoffe, dass dies inzwischen geschehen ist. Wiedermal eine Gelegenheit, mich bei meinen russischen Kontakten "auf Distanz" zu erkundigen, nachdem es nicht so aussieht, als würde ich nochmals nach Moskau reisen...

    Vielen Dank für die Auskunft! Vielleicht findet sich ja noch was...


    Zu Golowtschins Einspielung kann ich bestätigen, dass sie gekürzt ist. Aufgefallen ist es mir v.a. im 4. Satz. Ich halte aber seine Interpretation des 1. Satzes für sehr gelungen.

    Warum Farbermans Einspielung hier so sehr kritisiert wird, kann ich nicht unbedingt nachvollziehen, sie ist m.E. professionell gespielt und passt stimmungsmäßig sehr gut zum Werk. Beides fehlt mir persönlich bei Falletta. Gerade wenn man die Interpretation des 2. Satzes anschaut, ist Farberman für mich fast schon Referenz. Die Aufnahmen von Falletta und auch von Johanos leiden aus meiner Sicht sehr unter den eher laienhaft heruntergespielten Streichertremoli.


    Ich persönlich warte noch auf die Referenzeinspielung. Eine von Swetlanow wäre mit Sicherheit eine...

    ,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwage, sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet." - Nikolaus Harnoncourt

  • Meine Empfehlung wäre nach wie vor die Aufnahme von Natan Rachlin. Eine idiomatischere, wirklich russische kenne ich nicht. Und solange Swetlanow nicht auftaucht, bleibt sie für mich auch unangefochten auf dem Thron.

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    – Luís de Camões

  • Ich habe heute erfahren, dass bei Classic Editions auf LP (Nr. 3002) eine Einspielung vom ,,Ilja Muromez" von 1952 (Veröffentlichung im selben Jahr), dirigiert vom Komponisten selbst, herausgegeben wurde (vgl. https://www.discogs.com/de/R-G…Composer/release/11305363). Nach dem, was ich herausfinden wurde, hat Gliere wohl eine gekürzte Fassung des Werkes verwendet (er hatte ja auch zu Stokowskys Kürzungen sein Einverständnis gegeben). Hat jemand von euch mal diese Einspielung gehört? Trotz Kürzungen hätte sie ja einen gewissen Stellenwert...

    ,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwage, sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet." - Nikolaus Harnoncourt

  • Danke, Felix, für die Info :-)

    Wie bereits erwähnt, konnte man mir damals in Moskau nicht Weiteres berichten - der Verantwortliche hatte die Namen Glière und "Ilya Murometz" angeblich noch nie gehört in seinem Leben; im Archiv fand ich nur die Daten der vom Kompositen dirigierten 1. und 2 Symphonie sowie der beiden Ballettsuiten. Aber nun wird's erst recht spannend, der Sachen nochmals nachzugehen (was ich auch von mir aus versuche). Hab soeben 2 E-Mail nach Moskau geschrieben (eine an Melodiya selbst vor einigen Tagen wird wohl nicht viel bringen).

  • Ich habe heute erfahren, dass bei Classic Editions auf LP (Nr. 3002) eine Einspielung vom ,,Ilja Muromez" von 1952 (Veröffentlichung im selben Jahr), dirigiert vom Komponisten selbst, herausgegeben wurde

    Da kann ich vielleicht behilflich sein: leider muß ich enttäuschen - diese Aufnahme gibt es nicht. Es war ein Hoax, ausgeführt von Harold Colt Jnr., der für Classic Editions als Toningenieur gearbeitet hat (Harold G. Colt). Man kann mehr über ihn hier erfahren:


    http://archive.constantcontact…rchive/1113268612092.html


    Der Besitzer von Classic Editions, Irv Kratka, hat es mir bestätigt: die Glière-Aufnahme, die er veröffentlicht hat, war nichts anderes als Stokowski mit dem New York Philharmonic Orchestra aus Carnegie Hall. Colt hat die Übertragung mitgeschnitten und den Mitschnitt dann Irv Kratka angeboten. Da das alles eigentlich illegal war, hat Colt alle Details geändert. Ein anderes Mal hat er eine Opernaufführung aus der MET aufgenommen, wieder dem Kratka angeboten, und sie wurde veröffentlicht. Diesmal hat man aber gleich erkannt, daß die Aufnahme aus der MET stamm. Dann wurde er vor Gericht gezogen und die Platte zurückgezogen. Das kann man alles in 'Billboard' nachlesen.

    Die Sammlung von Colt, der 1995 verstarb, wurde verteilt und an verschiedenen Institutionen verschenkt (New York Phil., Boston Symphony usw.)


    M_P

  • Danke, Maestro Peter!

    Ich hatte auch einen Verdacht auf Bootlegging, denn gerade heute habe ich mit zwei Freunden aus Moskau korrespondiert, die was von der Sache verstehen, und meinen, dass dies unmöglich sei. Ansonsten hätte Melodiya die Aufnahme schon längst herausgegeben, und dies sogar vor den Symphonien 1/2, die auch Glière dirigiert.

    Es gab früher massenhaft solche illegalen Produktionen, mit missbrauchten oder auch frei erfundenen Künstler- oder Orchester-Namen.

    Dies passiert aber auch ganz legal auf grossen Labels: In früheren Decca-Opern und Operetten gibt es z. B. Kleinpartien-Solisten mit erfundenen Namen wie "Libero Arbace" oder "Omar Godknow": Das sind mist leicht verfremdete Stimmen von Sängern, die sonst in diesen Produktionen mitwirken. Godknow war übrigens der Decca- Chefproduzent Christopher Raeburn in persona, der in "Giuditta" eine kleine Sprechrolle hat.

    Doch Namen von Stars wir Stokowski zu missbrauchen, da bin ich froh, dass Colt rechtliche Probleme bekam.

    Anders herum, kennt Ihr auch sicher den grossen Fake-Skandal mit der Pianistin Joyce Hatto; deren Ehemann Dutzenden LPs herausgab mit ihrem Namen. Es waren aber lauter leicht verfremdete Aufnahmen mit anderen Pianisten. Es hat lange gedauert, bis die Sache ans Licht kam. Darüber gbit es sogar einen Dokumentafilm.

  • Von meiner Seite auch vielen Dank an Maestro Peter für die Auskunft. Natürlich schade, aber es ist schön, nun Gewissheit darüber zu haben. In der Dokumentation von 1968, die ich bereits gepostet hatte, heißt es ja auch, dass das Werk schon seit Jahrzehnten nicht mehr in Moskau aufgeführt worden war. Eine Aufführung im Jahre 1952 erscheint daher nicht gerade logisch. Aufgrund der Angabe, die Aufnahme sei eine gekürzten Fassung, hatte ich ohnehin hier keine Referenzeinspielung erwartet...


    Bleibt also nur noch die Frage nach der Swetlanow-Einspielung. Vielleicht passiert hier ja noch ein Wunder...

    LG aus Passau

    ,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwage, sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet." - Nikolaus Harnoncourt

  • Nimmt mich Wunder wer den Soundtrack des hier bereits früher erwähnten Dokumentarfilms (von Yuri Raizman) "The Fall of Berlin" dirigiert, dessen Begleitmusik aus einigen Passagen aus Glières "Murometz" besteht... Inzwischen ist bei mir die kommerzielle DVD-Ausgabe aus USA eingetroffen, doch dort steht auch nichts drin über die Musik. Der Film wurde übrigens von Belorussischen und Ukrainischen Armee-Kameramännern während der Befreiung Berlins Reportermässig gedreht - ein packendes Dokument. Die Szene, wo die Rote Fahne auf dem Reichstags-Dach gezeigt wird, musste allerdings später nachgestellt werden, da die Wetterbedingungen zu schlecht waren.

    Im Youtube wurde der Film inzwischen als "eventuell für einige Nutzer unangemessen" gestuft.

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