Salut,
…um doch noch mal darauf zurückzukommen:
élite bedeutet laut PONS: auserlesen, auserwählt und erstklassig. Die beiden erstgenannten Bedeutungen sind auslegbar, die Letztgenannte jedoch nicht. „Erstklassig“ ist eine eindeutige Formulierung, die nach zumindest deutscher Empfindung und Dudenschen Rechtsempfindung nicht mehr steigerbar ist, man nennt das – glaube ich – Superlativ.
Das eingermanisierte Wort Elite wird wohl heute vorzugsweise in der Bedeutung von „erstklassig“ verwendet – meinetwegen kann man auch „auserlesen“ in der Auslegung von „besonders auserlesen“ verwenden.
Ob das nun auf die klassische Musik (gerne auch auf Eliteschulen und dergleichen) zutrifft, ist eine wirklich schwierige Frage, die vielleicht eher die Musikästhetik betrifft. Und hier müssen wir doch, lieber Alfred, die Brücke zum Thread „Ernste Musik – Lächerlich!“ schlagen…
Ich behaupte einfach mal, dass die Klassische Musik (ja, das schreiben wir jetzt groß!) eher die Musik der „Gelehrten“ ist; zumindest war es „früher“ so, dass nur wenige „auserwählte“ Zugang zur Musik hatten, also in der Lage waren Notenschrift zu lesen, geschweige denn zu schreiben (im Besonderen sei hier die Mensuralschrift erwähnt). Selbst zu Zeiten der Wiener Klassik war es noch keineswegs verbreitet, dass „man“ überhaupt Lesen und Schreiben konnte (die Schulpflicht in Deutschland wurde bekanntlich Ende des 19. Jahrhunderts durch Wilhelm II. eingeführt). Und wenn dann noch einer Noten schrieb…
Dazu eine kleine Anekdote, die mir spontan einfällt: Joseph Haydn wurde beim Grenzübertritt (ich vermute von/nach Ungarn) nach seinem Beruf gefragt. Er antwortete mit „Tonsetzer“. Der Zöllner schrieb ins Protokoll „Töpfer“. Als Haydns Begleitung sich darüber empörte, meinte Haydn, dass der Mann doch Recht habe… er matsche zwar nicht mit Ton herum, dafür aber mit Tönen.
Will meinen, dass es damals eher als heute eine elitäre Bedeutung hatte, mit Musik in Verbindung zu stehen.
Das mit der „Musik der Gelehrten“ meine ich nicht wirklich als herausragende Position, sondern eher so, dass heute Jedermann mittels eines halbwegs tauglichen Keyboards oder einer brauchbaren Software, ohne ansatzweise musikalische Kenntnisse vorweisen zu müssen, einen Song schreiben kann, weil die Dinger alles nach Schema F selbst machen. Ein Orchesterwerk „aus dem Kopf“ bzw. „nach Gehör“ ohne technische Hilfsmittel zu schreiben, halte ich eben für „gelehrter“, wenn dabei dann auch noch zutreffender Weise die „Regeln der Kunst“ beachtet werden und das ganze Machwerk dann auch noch „zufällig“ schön klingt.
Vielmehr behaupte ich zum Abschluss, dass es innerhalb der klassischen Musik bestimmt eine Elite gibt, sowohl bei den Komponisten, als auch bei den heutigen Interpreten.
Viele Grüße
Ulli