Ludwig van Beethoven: Klavierkonzert Nr 5 op 73 "Kaiser-Konzert"

  • Hallo,


    ich habe gerade zufällig über eine denkwürdige Aufführung dieses Klavierkonzertes am 9. April 1854 in Budapest gelesen, mit Franz Liszt am Klavier unter der Leitung von Hans Richter, an der Pauke: Richard Wagner!
    Falls jemand mal eine Aufnahme davon in die Hände fällt... ;)


    Gruß pt_concours

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

  • Zitat

    Original von pt_concours
    am 9. April 1854 in Budapest


    Weder den elfjährigen Hans Richter am Pult noch den steckbrieflich gesuchten Wagner im habsburgischen Budapest kann ich mir so recht vorstellen... ;)


    Vielleicht eher 1874?


    Das würde auch die Wahrscheinlichkeit einer Tonaufzeichnung minimal erhöhen... :D



    Viele Grüße


    Bernd

  • Der Schoonderwoerd ist an mir -zumindest in der Konservenedition- an mir vorbeigerauscht.Das ist wirklich nicht mein Fall, wenngleich der Beginn des 2. Satzes durchaus Charme hat.


    Welche Aufnahmen sind mir nun vertraut? Nun, das wären
    Fischer/Furtwängler
    Gilels/Szell
    Kempff/van Kempen
    Kempff/Leitner
    Backhaus/Krauss
    Backhaus/Isserstedt
    Magaloff/Markevich
    Ciccolini/Ceccato
    Katchen/Gamba
    Curzon/Knappertsbusch
    Badura-Skoda/Knappertsbusch
    Gieseking/Rother
    Lubin/Hogwood


    Da ich nun nicht zu denjenigen gehöre, bei denen Tonqualität nach state of the art Grundvoraussetzung für Einspielungssympathie ist, wähle ich aus diesem Pool meinen Liebling:


    Es ist die Einspielung von Wilhelm Kempff unter Paul van Kempen aus dem Jahre 1953. Sie ist in dieser Box wiederveröffentlicht:



    Was ist nun daran so beeindruckend? Dirigent und Solist haben sich auf eine relativ zarte Lesart des Werkes geeinigt, das Zusammenspiel ist einfach perfekt. Es wir kein Heros vorgeführt, kein Monolith geformt, dafür ein fein ausdifferenziertes, fast fragil wirkendes Gebilde vorgestellt. Unglaublich schön der 2. Satz, ein Elysium von Wohlklang und Glück.


    Konkurrenz bekommt diese Aufnahme von Giles/Szell.


    Die oben genannten Aufnahmen befinden sich alle in meiner Sammlung. Manchmal versuche ich auszudünnen (der Platz....). Aber ähnlich wie bei op. 61 gelingt mir auch hier kein Schrumpfen: eine richtig schlechte Aufnahme von op. 73 ist mir noch nie untergekommen.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.


  • Hallo Bernd,


    berechtigter Einwand :rolleyes:


    Also hier das originale Zitat:
    "....(Beethovens Es-Dur-Konzert hatte fast so etwas wie eine ungarische Tradition: Am 9. April 1854 spielte es Franz Liszt in Budapest anläßlich eines Gastspieles von Richard Wagner. Dirigent war damals Hans Richter (...) die Pauke bediente Richard Wagner.
    aus "Erinnerungen an Bartók" von Jenö Takács (1982)


    EIne kurze Suche im Internet ergab, dass es möglicherweise 1879 gewesen sein könnte.
    (_http://www.google.de/search?hl=de&client=opera&rls=de&hs=eio&q=1879+hans-richter+dirigent+budapest+beethoven&btnG=Suche&meta=lr%3Dlang_de_)
    Dafür spräche auch (Kontext im Buch) das Orchester der Wiener Philharmoniker an diesen beiden Konzerttagen.


    Vielen Dank für den Hinweis.


    Gruß pt_concours

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

  • Zitat

    Original von pt_concours
    EIne kurze Suche im Internet ergab, dass es möglicherweise 1879 gewesen sein könnte.


    Habe grad in Cosimas Tagebuch nachgeschaut, das ja ihr gemeinsames Leben mit Richard bis zu seinem Tod 1883 Tag für Tag dokumentiert: Am 9.4.1879 spielten Herr und Frau Wagner Whist in ihrem Heim in Bayreuth (da wo ihr "Wähnen Frieden fand"). Paßt also auch nicht ganz (Richter trat mit den Wiener Philharmonikern nach der Quellenangabe am 9. und 10.4.1879 in Budapest auf).


    Ich schlage gern weitere Daten nach.

  • Guten Abend allerseits,


    eine der Aufnahmen die ich besonder schätze ist die mit Walter Gieseking und Herbert von Karajan (Aufgenommen 1951). Kenne allerdings noch sehr viele andere Einspielungen und kann mich da nur der Meinung von Thomas Pape anschließen dem eine schlechte Einspielung des 5. Klavierkonzerts auch noch nicht untergekommen ist.
    Eine andere Einspielung die mich sehr angesprochen hat, ja die mich als jugendlichen (ich war damals etwa 14 oder 15 Jahre alt) an die Beethovenkonzerte herangefürht hat ist die Aufnahme mit Leon Fleischer und dem Cleveland-Orchstra unter George Szell. Beethoven nicht zu wuchtig zu spielen, ist etwas was ich in den div. Aufnahmen immer zuerst suche.


    Herzliche Grüße aus dem eiskalten, völlig im Schnee versunkenen Norwegen.


    Stefan.M

    Stefan

  • Meine persönliche Referenzeinspielung ist die Aufnahme mit Bernstein und Zimerman.



    Vor allem der erste Satz ist für mich einfach himmlisch musiziert. Bernstein trifft das drängende, vorwärtsstrebende, fließende hervorragend. Die DVD bietet einen zusätzlichen Genuss. (Die Aufnahme des 3. Klavierkonzertes ist mindestens ebenso referenzverdächtig).


    Ansonten höre ich noch gerne:


    Gulda, Stein, WP und Aimard, Harnoncourt, COE.



    Brendel/Levine habe ich schon länger nicht mehr gehört, aber ich erinnere mich, dass mir die Aufnahme irgendwie zu wenig feurig war.

    Früher rasierte man sich wenn man Beethoven hören wollte. Heute hört man Beethoven wenn man sich rasiert. (Peter Bamm)

  • Hallo,


    meine persönliche Referenzeinspielung des Konzertes Nr. 5 Es-Dur op. 73 ist:


    Wilhelm Kempff
    Ferdinand Leitner
    Berliner Philharmoniker

    1962


    So zuweilen nobel, lyrisch-innig, erhaben und musikalisch ausgewogen zwischen Solisten und Orchester habe ich das Konzert bis dato nicht wieder gehört.


    Bis dann.

  • Eine bislang noch unerwähnt gebliebene Einspielung sollte meines Erachtens nicht vergessen werden:


    Die Live-Aufnahme des 5. Konzerts mit Wilhelm Backhaus und dem Bayerischen Staatsorchester unter Hans Knappertsbusch aus dem Jahr 1959.






    Für mich eine der großartigsten Aufnahmen, die die Erhabenheit und Größe des 'Emperor'-Konzertes fulminant zum Ausdruck bringt. Backhaus' Klavierspiel folgt genau diesem Ansatz, er besteht neben dem donnernden Orchester ebenso bravourös, wie er in lyrischen Stellen diesen ganz anderen, romantischen Beethoven in den Vordergrund stellt. Knappertsbusch lässt das Orchester im 1. und 3. Satz symphonische Größe entfalten, mit tollen Paukeneinsätzen und trotz allen Klangvolumens mit unglaublicher Präzision. Im zweiten Satz hingegen lässt auch er der lyrischen Schönheit Raum und führt einen feinfühligen Dialog mit dem Solisten, der wunderbar mit der anstürmenden Darmatik der Ecksätze kontrastiert und gelichwohl harmoniert.



    Mit auf der CD übrigens noch die 8. Symphonie mit einem ebenso genialen wie dramtischen ersten Satz, den mal selten so groß und wuchtig zu hören bekommt.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Zitat

    Original von Gurnemanz


    Habe grad in Cosimas Tagebuch nachgeschaut, das ja ihr gemeinsames Leben mit Richard bis zu seinem Tod 1883 Tag für Tag dokumentiert: Am 9.4.1879 spielten Herr und Frau Wagner Whist in ihrem Heim in Bayreuth (da wo ihr "Wähnen Frieden fand"). Paßt also auch nicht ganz (Richter trat mit den Wiener Philharmonikern nach der Quellenangabe am 9. und 10.4.1879 in Budapest auf).


    Ich schlage gern weitere Daten nach.


    Hallo Gurnemanz,


    (etwas nachträglich) nochmal vielen Dank für Deine Mühen! Ich hatte die Anekdote (s. o.) zufällig gefunden, als ich eigentlich etwas anderes suchte, und da sie mir gefiel hier schnell gepostet. Darüber bin ich jetzt auch froh, denn es zeigt mal wieder, wie gut Tamino "funktioniert", d.h. wie schnell man hier wichtige Informationen erhält (weil jeder so sein Spezialgebiet hat..) Allerdings bin ich am Thema nicht so interessiert, dass ich jetzt versuchen werde, diese Rätsel zu lösen. Wenn alledrings andere Lust haben...


    Imerhin scheine ich ja durch meinen Beitrag diesen Thread etwas reaniemirt zu haben, und das ist doch auch erfreulich!
    Ich selber konnte bisher noch nciht so recht vertraut mit diesem Konzert werden (bevorzuge bei BEETHOVEN Nr.1 & 3).
    An Aufnahmen kenne/besitze ich:


    W. Gieseking/ Rother,
    W. Gieseking/ B. Walter,
    R. Casadesus / D. Mirtopoulus,
    R. Casadesus/ G. Cantelli,
    W. Kempff/ P.v. Kempen
    (noch ungehört),
    R. Serkin/ L. Bernstein,
    E. Fischer/ W. Furtwängler,
    E. Gilels/ K. Masur
    .. und bald auch A. Schiff/ B Haitink
    (?)


    Fischer/ Furtwängler habe ich als recht eindruckvoll in Erinnerung, Casadesus/ Cantelli war glaub ich auch interessant...


    Gruß pt_Concours

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Was ein Glück, dass ich vor kurzem die Kempff/van Kempen-Aufnahme kennen gelernt habe!
    Es ist lange her, dass mich eine Aufnahme so sehr begeistern konnte wie diese. Vor allem dachte ich, mit den oben genannten drei Einspielungen bin ich gut bedient. Doch auf einmal wirkt mein damaliger Favorit Zimerman langweilig und entsetzlich unspontan!
    Ich hab das Gefühl, das Werk nun gänzlich neu kennen gelernt zu haben. Solch ein majestätisches und würdevolles Spiel, und was für eine berauschende Leistung des Dirigenten! Da fehlen die Worte.
    Damit wird die Durchführung des 1. Satzes zum bisher packendsten Hörerlebnis des Jahres.


    Hier hört man keine Noten, hier hört man Musik. Diese Aufnahme kann man wirklich nicht genug anpreisen. :jubel: :jubel: :jubel:

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Lieber Loge !



    Direkt nachdem Tod von EMIL GILELS am 14. Oktober 185 in Moskau ( übrigens in einer Klininik der Parteiprominenz damals ) , sagte Alexis weissenberg in einer Stellungnahme zu der Persönlichkeit und dem Schaffen seines befreundeten Kollgen :


    " Die beste Aufnahme der 5 Klavierkonzerte von Beethoven ist die mit Emil Gilels , George Szell und dem Cleveland Orchestra" .


    Hier stimmt einfach alles .


    M e i n e Einzeaufnahmen sind :


    Nr. 1 : Martha Argerich ( EMI ) ; Weissenberg ( EMI )


    Nr. 2 : Gilels / Szell ( EMI ) ; Argerich ( DGG )


    Nr. 3 : Arrau ( Dante ) ; Haskil ( verschiedene Labels )


    Nr. 4 : Josef Hofmann / Barbirolli ; Weissenberg / Karajan ( EMI )


    Nr. 5 : FIRKUSNY / STEINBERG (EMI) ; GILELS / SZELL ( EMI ) .


    Beste Grüsse



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Hallo, liebe Freunde des "Emperor Concerto",


    es war dies das erste Konzert, das ich vor vielen Jahren kennen lernte, genauer gesagt vor fünfzig Jahren, und zwar in der Aufnahme von Van Cliburn, der Chikago Symphony unter Fritz Reiner. Daher leigt mir dies Aufnahme heute noch sehr am Herzen.
    Aber natürlich schätze ich sehr die Aufnahme von Wilhelm Kempff unter Ferdinand Leitner, die diversen Aufnahmen von Alfred Brendel unter Haitink, Levine, Rattle, dessen erste aus den 60er-Jahren unter Zubin Mehta ich erst vor kurzem kennenglernt habe, die Einspielungen Gulda/Stein, Gilels/Masur, Lupu/Mehta, Aimard/Harnoncourt, Arrau/Haitink und noch einige andere, die ich alle in meiner Sammlung habe. Ich habe auch noch eine sehr späte Arrau-Aufnahme unter Sir Colin Davis auf DVD-Video in meiner Sammlung, die zeigt, was Arrau noch im Alter von weit über 80 vermochte.


    Liebe Grüße


    Willi

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zitat

    Original von William B.A.
    Hallo, liebe Freunde des "Emperor Concerto",


    es war dies das erste Konzert, das ich vor vielen Jahren kennen lernte, genauer gesagt vor fünfzig Jahren, und zwar in der Aufnahme von Van Cliburn, der Chikago Symphony unter Fritz Reiner. Daher leigt mir dies Aufnahme heute noch sehr am Herzen.
    Liebe Grüße


    Willi


    Hallo Willi und Taminoeaner/innen,
    Ja, der Van Cliburn war so ein bißchen das gut erzogene und edle Gegenstück zu Elvis (bevor dieser zur Las Vegas-Glimmer-Ikone verkam) und die Dritten im Bunde waren in den Sechzigern die Beatles. Meine Begeisterung für Elvis lag am Ende der Pubertät, also höchstens zwei Jahre, als er GI in Deutschland war..............1965 im Hamburger Starclub hab ich dann die Beatles gehört, die damals noch nicht bekannt waren, noch nicht so ganz "ihren Marken-Stil"
    gefunden hatten..........
    einige Wochen später gabs in der ehrwürdigen Hamburger Ernst-Laizs-halle einen richtigen Trubel und zur Hälfte ein sehr junges begeistertes Konzert-Publikum, als Van Cliburn BRAHMS II in B-Dur spielte....den meisten wäre DAS Tschaikowsky-Konzert wohl lieber gewesen, oder mehr Virtuoses von dem jungen Klavier-Hero.
    Auf jeden Fall begann meine Begeisterung für Van Cliburn mit 17 und hielt wesentlich länger als die für Elvis an....allerdings nicht so lange wie die für die Beatles.
    Ich dachte nicht, daß die Konzerte Nr 4+5 mit Fritz Reiner und dem Chicago Symp Orch. schon 1960 erschienen sind. Seine jugendliche Frische tut dem "Emperor Concerto" gut und dieses Konzert liegt ihm mehr als Brahms II. Vom Deutschen Repertoire schätze ich das Schumann Konzert am meisten....beim G-Dur Konzert spielt er fast "klassizistisch" und nicht so draufgängerisch wie im 5. Heute gefällt mir seine Aufnahme des Vierten deshalb besser als das Fünfte......
    Da habe ich z.Zt. drei Aufnahmen im Ohr.


    Als ERSTES muß ich Glenn Gould mit Stokowsky nennen, denn über die Jahre (Jahrzehnte) gesehen ist es doch meine Lieblingsaufnahme....
    auch wenn ich es mit zunehmendem Alter nicht mehr so oft höre.


    Herbert Schuch ist der Zweite den ich im Geiste höre (ein Radiomitschnitt)
    und als Drittes ebenfalls eine Radioaufnahme,
    nämlich mit dem genialen Fazil Say.


    Die besten LIFE-Aufnahmen die ich gehört habe waren eher "reifere" Interpretationen:
    mit Hans Richter Haaser
    Jakob Gimpel (zu Unrecht vergessen)
    und Rudolf Firkussny


    Am meisten mitgerissen allerdings hat mich der 32 jähriger Alfred Brendel, der damals noch mit dem DRITTEN Hamburger Orchester vorlieb nehmen mußte. Dirigent war Gabor Ötvös.


    Heute genieße ich die große Variationsbreite an Interpretationen des sogenannten "Emperor-Concertos".....


    Die Casadesus-Aufnahme höre ich momentan am liebsten, sie übt sich ja fast in Askese im Vergleich zu Gould/Say und Cliburn.


    Gruß......................."Titan"

  • Hallo Titan und Forianer,


    eigentlich sollte ich jetzt schlafen, da ich morgen früh aufstehen muss, aber ich kann nicht einschlafen, daher habe ich wieder in Taminos Gefilde Einzug gehalten.
    Das Konzert mit Brendel muss 1963 gewesen sein, denn seine Aufnahme bei VOX datierte von 1961. Damals stand dem 30jährigen immerhin das ZWEITE Orchester in Wien zur Verfügung, die Symphoniker. Es dirigierte ein 25jähriger Inder, ein gewisser Zubin Mehta (wie ich schon vorher bemerkte). Das Ergebnis war nach meiner Ansicht ganz großartig.
    Was mir nicht nur bei dieser Aufnahme aufgefallen ist, ist die Aufnahmetechnik, die VOX damals verwendete. ich habe ja nicht viel Ahnung davon, aber mir scheint es, als wenn man viel mehr Mikrofone verwendete. Die Holzbläser sind auch im Tutti viel besser zu vernehmen, so als wenn man als Hörer in der Nöhe des Klarinettisten säße (oder des Oboisten). Das ist mir nicht unsympathisch, jedenfalls besser als dieser Mischklang, bei dem man zwar weiß, wieviele Klarinetten, Flöten, Oboen und Fagotte mitspielen, aber man es nicht hört. Auch leise Einsätze von Celli und Kontrabässen sind prima zu vernehmen.
    Du erwähntest Herbert Schuch. Ich habe ihn im letzten Jahr beim Klavierfestival Ruhr kennengelernt. Und zwar fuhr ich da eine ganze Woche, von montags bis freitags nach Mülheim, weil da Meisterschüler von Alfred Brendel auftraten, unter anderem Till Fellner, Kim Anderson und auch Adrian Brendel. Übrigens war der Maestro auch bei jedem Konzert anwesend, im Schlepptau den Intendanten Ohnesorg. An einem Abend sollte Paul Lewis auftreten, der jedoch erkrankte, und so sprang kurzerhand Herbert Schuch ein, der mir auch sehr gut gefallen hat. Wenn du sagst, dass er ein so tolles "Emperor"-Concerto gespielt hat, dann muss ich mal meine Fühler ausfahren, wo ich es denn bekommen kann.
    Dann brauchen wir uns ja über Aufführungen des Fünften auf Spitzenniveau auch in Zukunft keine Sorgen zu machen.


    Liebe Grüße


    Willi

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Vom 5. Konzert von Beethoven hat der Liebhaber von Klaviermusik natürlich verschiedenste Aufnahmen. Ich habe u.a. Schnabel, Kempff (beide Aufnahmen, wunderbar!), Arrau, Gilels (Supraphon Prag, die Aufnahme wurde hier nicht erwähnt), Gulda, Brendel. Wirklich nicht vergessen darf man hier freilich eine der zu Recht berühmtesten: die Zusammenarbeit von Arturo Benedetti Michelangeli und Sergui Celibidache. Daß ich die ebenso vorzügliche Aufnahme von ABM mit Guilini auch habe, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. :D Nicht fehlen darf hier außerdem die Erwähnung von Maurizio Pollini -drei Aufnahmen: mit Karl Böhm und zweimal mit Abbado. Wirklich wunderschön auch die verschiedenen Einspielungen, die Artur Rubinstein hinterlassen hat.


    Beste Grüße
    Holger

  • Hallo, liebe Freunde des Fünften,


    ich habe soeben eine weitere Aufnahme des "Emperor" gehört, die glaube ich auch etwas außerhalb es öffentlichen Hauptinteresses steht (gestanden hat).
    Solist ist der von mir sehr verehrte rumänische Pianist Radu Lupu, der vom ausgezeichneten Israel Philharmonic Orchestra begleitet wird unter Leitung des gleichen Dirigenten, der schon Alfred Brendel 1961 bei dessen erster Aufnahme begleitet hatte (s.o.), Zubin Metha. Nur liegen zwischen beiden Aufnahmen 18 Jahre.
    Lupu nahm es 1979 auf, nachdem ein zwei Jahre vorher aufgenommenes Konzert mit der gleichen Besetzung und Beethovens 4. Klavierkonzert sowie der Chorfantasie ein großer Erfolg geworden war.
    Die Aufnahme klingt sehr frisch, sehr fließend, überhaupt nicht pompös. Es gibt einige zum Teil sehr große Ähnlichkeiten zwischen dieser und der Brendelschen Aufnahme, so waren beide bei der Aufnahme in einem ähnlichen Alter und sicher schon auf dem Höhepunkt ihrer pianistischen Fähigkeiten, Brendel 30, Lupu 34, ihr Spiel über jeden Tadel erhaben und ihre Tempogestaltung sehr ähnlich, zumindest, was die Ecksätze angeht. So spielt Brendel den Kopfsatz lediglich 30 Sekunden schneller als Lupu, dafür im Adagio langsamer, und im Rondo brauchen beide exakt die gleiche Zeit (10:25 Minuten).
    Diese Aufnahme, die auf der CD mit der Klaviersonate Nr. 14 cis-moll op. 27 Nr. 2 und der Sonate Nr. 8 c-moll op. 13 kombiniert ist, ist Teil einer 4-CD-Kassette, die ich durchaus empfehlen kann. Auf ihr sind alle Klavierkonzerte und einige weitere Klavierwerke Beethovens sowie des Es-dur-Qintett op. 16 enthalten.


    Liebe Grüße


    Willi

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zitat

    ich habe soeben eine weitere Aufnahme des "Emperor" gehört, die glaube ich auch etwas außerhalb es öffentlichen Hauptinteresses steht (gestanden hat).


    Eigentlich kann man das sooo nicht sagen, die Aufnahmen Radu Lupus wurden zu dieser Zeit eher hoch eingerstuft. Eher wurde hier Zubin Mehta als "Mittelklasse" eingestuft - ob zu Recht oder zu Unricht, das sei dahingestellt.


    Mit Mehta gab es übrigens etw zur gleichen Zeit ebenfalls Einspielungen für DECCA, nämlich mit dem Pianisten Vladimir ASHKENAZY
    Auch diese Aufnahmen wurden irgendwie als Pflichtübung gesehen , rasch ale Werke des Mainstream digital verfügbar zu machen....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hi,
    als Kind habe ich fast jeden Sonntag die Platte mit Kempff/Leitner gehört.
    Sowas prägt! Die Aufnahme finde ich auch heute noch gut.


    Dazu kamen zu den guten Fleisher/Szell und Fischer/Furtwängler.
    Da war lange Pause mit guten Aufnahmen, wenn auch Klemp/Barenboim und Schnabel/Sargenn hereinkamen, die ich aber nicht besonders schätze.
    Schöner schon Backhaus/Schuricht und später Gould/Stokowski.
    Auch ABM mit CMG. Aber das war mir zu pastos.


    Dann ebenfalls tadelfrei Rubinstein/Leinsdorf als Ergebnis einer Rubinstein-Platten-Sammelwut
    Die Nachbarin schenkte Helene Grimaud, und ich mir Klemp/Arrau (oh! würde die besser klingen!).


    Aber dann entdeckte ich auf Youtube etwas sehr Seltsames. (Dort inzwischen gestrichen wegen "legal issues", ich hab es dennoch!)
    Glenn Gould mit Karel Ancerl quasi live!
    Ancerl, der ins Exil nach Toronto ging, muss in seinen letzten Lebensjahren diese Aufnahme eingespielt haben.
    Es gibt sie als CD bei Sony. Sehr empfehlenswert! Ancerl sorgt für einen unwiderstehlichen Drive!


    Gruß S.

  • Zitat


    Original von s.bummer
    Auch ABM mit CMG.


    Ich kenne ja schon mittlerweile ASM, HvK, NH mit seinem CMW, BPO....Fu und FiDi, aber komme jetzt nicht drauf, wer denn ABM mit CMG ist... :D


    Kannst Du es ggf. decodieren? ;)


    :hello:
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

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  • Zitat

    Original von Glockenton
    Kannst Du es ggf. decodieren? ;)


    :hello:
    Glockenton


    Darf ich`s auch, da schneller?


    ABM ist fast das Gleiche wie ASM - sieht man ja. Ann ist durch Arturo zu ersetzen. Den Rest darfst Du jetzt erraten ...


    CMG, das ist der Dirigent Giulini.


    Meine Hilfestellung soll nicht bedeuten, dass ich ein besonderes Faible für diese Abkürzungen hätte ... :)


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Darf ich mich am fröhlichen Ratespiel beteiligen? Arturo Benedetto Michelangeli mit Carlo Maria Giulini. Klingt plausibel, oder?


    Beethovbens Nr. 5 ist für mich übrigens auch ein Ewigkeitswerk. Meine Kindheitserinnerung daran ist wie bei s.bummer der Kempf. Allerdings mono. Mit Paul van Kempen. Meine Lieblingsaufnahme bis heute. Interessanterweise: eine regelrecht vergeigte Aufnahme ist mir bislang noch nicht untergekommen.


    Neu in meiner Sammlung: Guiomar Novaes/Jonel Perlea Rubinstein/Leinsdorf und Rudolf Serkin mit Ernest Ansermet. Alle eine Bereicherung der Sammlung. Platz eins und zwei lassen sich bei mir nach wie vor ad hoc verteilen:


    Kempff/van Kempen
    Gilels/Szell


    Ist doch ganz einfach, oder?


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:


    s.bummer: Backhaus/Schuricht???? Verwechselst Du das nicht mit Brahms 1? Bei Beethoven 5 sind mir (studio) Backhaus/Krauss und Backhaus/Schmidt-Isserstedt bekannt.

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Sagitt meint:


    Die Version Ancerl/Gould soll angeblich ziemlich spontan entstanden sein. Irgendeiner habe abgesagt und Gould dann von einem Tag auf den anderen, oder war es eine Stunde auf die andere, soll eingesprungen sein.


    Ich sah sie einmal, erinnere aber keine Verrücktheiten. Für Gould ja eher seltsam.

  • Backhaus/Schuricht ist eine Live-Aufnahme, die bei "Aura", "Ermitage" u.ä. erschienen ist. Radiomitschnitt von ca. 1960, bei gekoppelt mit einer sehr hörenswerten g-moll-Sinfonie. Wenn man Backhaus' Nüchternheit nicht langweilig findet, so ist das eine ziemlich strenge, wuchtige Einspielung. (Kempff/Leitner ist m.E. mies, völlig lasch, ungenau, zu wenig power).


    Die Ancerl/Gould-CD hatte ich mal (IIRC gekoppelt mit Strauss' Burleske), konnte sie dann gewinnbringend weiterverscherbeln. Der Klang war ziemlich mies und mir entgingen etwaige Qualitäten gegenüber der Studio-Aufnahme.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo Forianer,


    meine Datenbank zeigt mit 28 GA der Beethovenkonzerte, aber nur 17 Einzelaufnahmen des Konzertes Nr. 5, darunter Gilels gleich dreimal, einmal mit Böhm.


    Meine erste Fünfte war Bruno-Leonardo Gelber mit dem Philharmonia Orchester unter Leitner.
    Und es ist nicht meine schlechteste.


    Grüße aus Burgdorf


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Hallo Thomas.
    Es ist die von JR benannte Aufnahme aus der Ermitage Serie.
    Backhaus gefällt mir sehr gut in seiner Nüchternheit,- hier wesentlich besser als in Kombination mit Knappertsbusch (gab es in der italienischen Plattenserie "Il grande Concerti" oder so ähnlich), da Kna doch etwas zu gemächlich an die Sache herangeht. Man merkt das, so finde ich, auch in der Aufnahme mit Clifford Curzon (Decca Legends)


    Sehr flottes, beinahe ruppiges Musizieren habe ich auf folgenden CDs erlebt.
    Casadesus erdet dabei Cantellis Vorwärtsdrängen erheblich, das ergibt dann ne interessante Mischung

    Das 1. und 3. sind mit Serkin, das 4. mit Backhaus.
    JPC annonciert diese 3 CDs seltsamerweise als Beethoven Sinfonien 5 und 7.


    Gruß S.


    PS: Nachtrag: Sorry. Das 1. ist mit Serkin, das 3. mit Firkusny.

  • Hallo,


    für mich gehört das "Emperor"-Konzert, Beethovens Opus 73, zweifellos zu den schönsten und größten Klavierkonzerten überhaupt.


    Live habe ich es schonmal mit Nikolai Tokarev gesehen - hervorragend! Er spielte keineswegs - wie man denken könnte - übertrieben virtuos oder romantisch, sondern unglaublich fein, schwungvoll und angemessener Energie. Die Essener Philharmoniker unter Paul Daniel hätten allerdings wirklich überzeugender begleiten können...


    Auf CD habe ich dieses Meisterwerk zusammen mit Beethovens 4. Klavierkonzert in der EMI-Einspielung mit Christian Zacharias und der Staatskapelle Dresden unter Hans Vonk. Meiner Meinung nach wird diese Interpretation viel zu wenig erwähnt und gewürdigt - sie ist genial!


    :hello:
    Helge, 15, Essen

  • Zitat

    Original von s.bummer
    hier wesentlich besser als in Kombination mit Knappertsbusch (gab es in der italienischen Plattenserie "Il grande Concerti" oder so ähnlich), da Kna doch etwas zu gemächlich an die Sache herangeht. Man merkt das, so finde ich, auch in der Aufnahme mit Clifford Curzon (Decca Legends)


    S.


    Ja, Schuricht war schon ein grandioser Dirigent, der tatsächlich ebenso nüchtern aufgelegt war wie Backhaus. Bei Kna ist es immerhin bemerkenswert, dass er sich doch in seinen Dirigaten gut auf die Pianisten einstellen konnte. Backhaus/Kna klingt anders als Badura-Skoda/Kna als Curzon/Kna.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat

    Meine erste Fünfte war Bruno-Leonardo Gelber mit dem Philharmonia Orchester unter Leitner.
    Und es ist nicht meine schlechteste.


    Eigenartig: Vor drei Stunden hab ich die CD in der Hand gehabt, sie ist wieder zu haben:



    Aber ich konnte mich nicht dazu entschliessen, ich habe MINDESTENS 10 Fassungen dieses Konzertes.


    interessieren würde mich da vor allem die Neuaufnahme mit Till Fellner
    Nagano ist für mich ein unbeschriebenes Blatt, ich habe keine einzige Aufnahme mit ihm.



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    nachdem ich Tilll Fellner soeben mit Beethoven 4 und 5 gehört habe, glaube ich, Du hast richtig entschieden, Gelber wieder zurückzulegen. Das Orchestre symphonique Montreal, mit dem ich hervorragende Aufnahmen unter Dutoit besitze, sind aber nicht die Wiener Philharmoniker, aber Fellner gefällt mir sehr gut, sowohl bei 4 als auch bei 5. Kent Nagano, mit dem ich bisher nur 4 Aufnahmen hatte (darunter GA Hoffmanns Erzählungen und La Boheme). Die Anschaffung hat sich allemal gelohnt, da ich Fellner bisher nur mit Nr. 2 und 3 unter Sir Marriner und der Akademy St. Martin hatte.





    Liebe Grüße aus Burgdorf, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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