ROSSINI, Gioacchino: AURELIANO IN PALMIRA

  • Gioacchino ROSSINI


    AURELIANO IN PALMIRA


    Dramma serio in due atti


    Libretto: Gian Francesco Romanelli


    Uraufführung: 26. Dezember 1813, Teatro alla Scala (Milano)


    Ort und Zeit der Handlung: Königreich Palmyra; 3.Jhdt. v.Chr.


    Personen der Handlung:


    Aureliano, römischer Kaiser (Tenor)
    Zenobia, Königin von Palmira (Sopran)
    Arsace, persischer Prinz (Mezzosopran)
    Publia, Tochter von Valerian (Sopran)
    Oraspe, General in der Armee von Palmira (Tenor)
    Licinio, Tribun (Bass)
    Oberpriester der Isis (Bass)


    HANDLUNG


    1.AKT


    Nach der Eroberung von Antiochia und der Befreiung von Publia, der Tochter seines Vorgängers Valerian, aus den Händen der Feinde, wendet sich der römische Kaiser Aureliano nun gegen Palmira, dessen Königin Zenobia eine erbitterte und mächtige Gegnerin Roms ist.
    Das Volk von Palmira erfleht vor dem Tempel der Isis den Schutz der Göttin, doch ein Blitzschlag, gefolgt von Dunkelheit, lässt den Altar erzittern, was vom Oberpriester als böses Omen gedeutet wird. Während alle verzweifelt ein scheinbar unabwendbares Schicksal beklagen, erscheinen Königin Zenobia und der persische Prinz Arsace. Sie sprechen den Menschen Mut zu, und tatsächlich weicht die Angst neuer Zuversicht: Solange die Königin und Arsace für sie kämpfen, wird es dem Feind nicht gelingen, Palmira zu erobern. Der Prinz will alles tun, um seiner Geliebten die Herrschaft über Asien zu sichern: So wie sie ihr Reich regiert, so regiert sie auch sein Herz. Zenobia erwidert seine Liebeserklärung und betet nun ebenfalls zu Isis, den Bund ihrer Herzen mit Wohlwollen zu betrachten und Palmira den Frieden zu sichern.
    Doch da meldet General Oraspes, dass die römischen Truppen bereits am Ufer des Euphrat stünden. Arsace rüstet sich zum Kampf. Zenobia will mit ihm ziehen, doch er beschwört sie, in der Stadt zu bleiben und notfalls die Verteidigung zu übernehmen. Auch die Menschen flehen sie an, sie nicht im Stich zu lassen. Nach einer letzten Umarmung führt Arsace die palmiranischen und persischen Truppen dem Feind entgegen. Der Oberpriester betet inzwischen für den Sieg Arsaces, aber selbst wenn er unterliegen sollte, wird sein heroischer Kampf für Palmira ihm für immer ein ehrendes Angedenken sichern, denn gegen ein feindlich gesinntes Schicksal kann auch der größte Held nichts ausrichten.


    Die persische Armee ist geschlagen. Aureliano wird von seinen Soldaten als Eroberer einer neuen Provinz gefeiert, er aber will diesen Ruhm mit ihnen teilen, denn ihrer Tapferkeit habe er seinen Triumph zu verdanken. Den gefangenen Palmiranern versichert er, dass Rom nicht nur zu siegen, sondern auch zu herrschen verstünde und nicht Unterdrückung, sondern Friede und Freiheit ihr künftiges Los sei.
    Aureliano lässt nun den in Ketten gelegten Arsace vorführen. Er hält ihm vor Augen, dass nur seine Liebe zu Zenobia ihn in diese demütigende Situation gebracht habe, nur für sie sei er zum Feind Roms geworden, aber er, der Kaiser, werde Großmut walten lassen, falls er die alte Allianz mit dem Imperium erneuere. Doch Arsace weist diese verdächtige Milde stolz zurück: Er habe Zenobia ewige Liebe geschworen und noch nie einen Eid gebrochen. Aureliano erinnert ihn an seinen Treueeid gegenüber Rom, den er sehr wohl gebrochen habe, aber der Prinz verwirft das, denn dieser Vertrag sei nur unter Druck zustande gekommen, er habe ihn "col sangue" (mit Blut) unterzeichnet und fühle sich nicht an ihn gebunden. Lieber gehe er in den Tod als Zenobia zu verraten. Als auch ein zweiter Überredungsversuch des Kaisers an Arsaces mutiger Entschlossenheit abprallt, lässt er ihn zornig abführen.
    In seinem Zelt unterrichtet Aureliano Publia über den aktuellen Stand der Dinge. Nun, nach dem Sieg über Arsaces Truppen, muss Palmira erobert werden, was aber angesichts der starken Befestigung und der an der Spitze der Verteidiger stehenden Königin kein leichtes Unterfangen ist. Publia, die Arsace heimlich liebt, erkundigt sich nach seinem Schicksal. Aureliano bekräftigt seine Absicht, ihn zu begnadigen, wenn er die Fronten wechselt und wieder ein Verbündeter Roms wird.
    Licinius meldet Oraspes, der als Abgesandter Zenobias eine Botschaft überbringt. Die Königin wünsche eine Unterredung mit dem Kaiser und fordere sicheres Geleit, was ihr zugesagt wird.
    Die Römer wollen ihren Kaiser gnädig stimmen, denn sie sind überzeugt, Zenobia werde ihre Unterwerfung anbieten und damit einen für sie aussichtslosen Kampf beenden. Die Palmiraner wünschen sich ähnliches, nämlich dass die alte Feindschaft begraben wird und "bellezza col valor" (Schönheit mit Mut) ein Freundschaftsbündnis schließen.
    Von Unterwerfung kann aber keine Rede sein. Selbstbewusst tritt Zenobia dem Kaiser entgegen und fordert die Freilassung Arsaces. Aureliano weist dieses Ansinnen brüsk zurück: Arsace habe Rom die Treue gebrochen, eine solche Beleidigung dürfe nicht unbestraft bleiben. Ihr Hochmut aber werde an den römischen Waffen zerbrechen und im Blut ertrinken.
    Im Gefängnis verzweifelt Arsace indes bei der Vorstellung, Zenobia für immer verloren zu haben. Das erscheint ihm schlimmer als sein eigenes Schicksal, schlimmer als der Tod. Doch Zenobia hat den Tribun Licinius dazu gebracht, ihr Zutritt zum Gefängnis zu verschaffen, und die Liebenden sinken einander in die Arme. Die Königin schwört, für ihn zu kämpfen und alles für seine Befreiung zu unternehmen, Arsace wiederum fürchtet um ihr Leben und will sie von diesem wahnwitzigen Entschluss abbringen. Sein einziger Trost sei, sie in Sicherheit zu wissen, sie solle sich mit der Erinnerung an ihr gemeinsames Glück zufrieden geben. Doch Zenobia will lieber sterben als ihn seinen Feinden zu überlassen. Gemeinsam beklagen sie das grausame Schicksal, das zwei Liebende so unbarmherzig auseinanderreißt.
    Da taucht auch Aureliano im Gefängnis auf und erneuert sein Angebot: Begnadigung für Arsace, wenn er dafür auf Zenobia verzichtet. Doch wieder weist der Prinz diesen Rettungsanker zurück: Wenn dies der Preis für seine Freiheit ist, zieht er den Tod vor! Vergeblich versucht Zenobia zu vermitteln, aber je entschlossener sie für Arsace eintritt, umso wütender reagiert der Kaiser. Während sich die Liebenden ein letztes Mal umarmen, droht Aureliano, dass beide für diese Zurückweisung bestraft werden würden.
    Im Hintergrund werden Kriegsrufe laut, die Truppen der Römer und Palmiraner sammeln sich zum entscheidenden Kampf um die Stadt. Aureliano befiehlt die Liebenden zu trennen, die nun verzweifelt Abschied voneinander nehmen. Es wird immer offensichtlicher, dass des Kaisers Motive nicht nur politischer, sondern höchst privater Natur sind: Er sieht in Arsace nicht nur den gegnerischen Feldherren, sondern den Rivalen um die Gunst der Königin, die er offensichtlich ebenfalls begehrt. Eifersüchtig beobachtet er jetzt also den zärtlichen Abschied der beiden, hört ihre Liebesbeteuerungen und ist entschlossen, Arsace zu töten und Zenobias Herz zu erobern.


    2. AKT


    Palmira ist in die Hände des Feindes gefallen. Im Keller des Palastes versammeln sich die verschreckten Höflinge und stellen Mutmaßungen über ihr künftiges Schicksal an. Zenobia stößt zu ihnen, erschöpft vom vergeblichen Abwehrkampf, und beklagt die Niederlage. Mit Palmira ist ganz Asien an das römische Imperium gefallen. Aber noch müssten Rom und Aureliano ihren stärksten Gegner besiegen!
    Wer das sei? fragt der Kaiser spöttisch, der sie in ihrem Versteck aufgestöbert hat. "La mia costanza!" (Meine Standhaftigkeit!) Er könnte sie auf der Stelle bestrafen, antwortet Aureliano, aber die Stimme seines Herzens halte ihn davon ab. Sie könne sich Königskrone und Freiheit bewahren, wenn sie Arsace verlasse. Er biete ihr dafür Ruhm und Liebe. Aber Zenobia heißt ihn schweigen: Ihr einziger Ruhm ist Arsaces unwandelbare Liebe, in seinem Herzen ist sie für immer Königin.
    Sie hat zwar ihren Thron verloren, aber alles andere zählt mehr.
    Widerstrebend muss sich Aureliano eingestehen, dass er ihre Standhaftigkeit bewundert.
    Publia und Licinus unterbrechen ihren Streit mit der Nachricht, dass es Arsace gelungen ist zu fliehen. Oraspes und seine Leute hätten das Gefängnis gestürmt. Sofort befiehlt Aureliano die Verfolgung und dämpft Zenobias Freude. Man werde den Flüchtigen schnell wieder einfangen, und dann werde ihrer beider Bestrafung noch schrecklicher ausfallen.
    An den Ufern des Euphrats hüten Hirten ihre Schafherden. Sie preisen ihr friedliches Leben inmitten der Natur, das vom großen Kampfgetöse unberührt bleibt. Ihre Armut sei der beste Schutz vor feindlichen Übergriffen, die Wälder garantieren Zuflucht und Freiheit.
    Arsace erreicht auf seiner Flucht den Euphrat. Auch er erliegt dem Zauber dieser friedlichen Landschaft, er träumt, wie schön es wäre, mit Zenobia hier als einfaches Paar in Liebe leben zu dürfen, und hadert mit dem Schicksal, das sie zur Königin und ihn zum Prinzen bestimmt hat.
    Ein Schäfer befragt ihn nach dem Ausgang der Schlacht und erfährt vom Fall Palmiras. Erst jetzt erkennt er in dem fremden Soldaten Prinz Arsace und alle sinken vor ihm auf die Knie. Sie bitten ihn, bei ihnen zu bleiben, doch Arsace muss dahin zurück, wohin ihn die Ehre und die Liebe rufen.
    Darin bestärkt ihn auch Oraspes, der mit seinen Kriegern zu ihm stößt. Der Prinz weiß noch nicht, dass Zenobia in die Hände der Feinde gefallen ist, und diese Nachricht stürzt ihn in tiefe Verzweiflung. Doch Oraspes flößt ihm neuen Mut ein: Mit ihm an der Spitze würden sie beides besiegen, Rom und das Schicksal!
    Publia warnt Aureliano, dass Arsace die zerstreuten Gefolgsleute der Palmiraner und Perser sammeln und zu einem neuerlichen Angriff führen werde. Doch der Kaiser schätzt diese Gefahr als sehr gering ein, außerdem hat er sein Interesse an Arsace verloren, seit sich Zenobia in seiner Hand befindet. Sein ganzes Sinnen und Trachten konzentriert sich jetzt darauf, ihre Liebe zu gewinnen. Offen gesteht er ein, die Königin zu lieben, und wenn sie ihn erhört, würde das seinen strafenden Arm entwaffnen.
    Als daher Zenobia erscheint, bietet er ihr die Mitregentschaft an seiner Seite an. Bevor sie noch darauf antworten kann, bringt Licinius die Nachricht vom Angriff Arsaces mit seinen zusammengewürfelten Scharen. Aureliano reagiert mit einem Tobsuchtsanfall und entwirft ein Horrorszenario an Strafen, die an Arsace vollzogen werden sollen. Als er aber der schreckensbleichen und in Tränen aufgelösten Zenobia gewahr wird, schwächt er ab: Arsaces Leben liege in ihrer Hand, wenn sie ihm, Aureliano, ihr Herz schenke, sei der Prinz frei.
    Diesmal hindert Waffengeklirr aus dem Hintergrund die Königin an einer Antwort. Niemand weiß genau, welche Truppe gerade im Vorteil ist, aber ein Sieg Arsaces scheint nicht ausgeschlossen. Diese mögliche Blamage löst einen neuen Wutanfall des Kaisers aus, und entschlossen, die Sache endlich zu einem Ende zu bringen, stürzt er hinaus.
    Doch Arsace und den Seinen ist es nicht gelungen, Palmira rückzuerobern. Müde und erschöpft versteckt er sich nachts in der Nähe des Palastes und beklagt die Nutzlosigkeit seines Schwertes. Wieder einmal befindet er sich auf der Flucht, und die Sorge um Zenobia, die Angst, sie womöglich nie wieder zu sehen, stürzen ihn in tiefe Verzweiflung.
    Inzwischen ist auch der Königin die Flucht aus dem Palast gelungen und sie trifft auf Arsace. Das Glück der Liebenden über ihre unerwartete Wiedervereinigung ist so groß, dass sie alle Vorsicht außer Acht lassen und prompt von Aurelianos Leuten aufgestöbert werden. Als ihnen klar wird, dass jeder Fluchtweg versperrt ist, zieht Arsace verzweifelt sein Schwert, um Zenobia und sich zu töten, bevor sie neuerlich in die Hände ihrer Feinde fallen. Doch er bringt es nicht über sich, die Geliebte zu durchbohren, und will sich eben selbst ins Schwert stürzen, als er von Aureliano im letzten Moment zurückgehalten wird. Er lässt ihn entwaffnen und verurteilt ihn und Zenobia zu lebenslänglicher, getrennter Dunkelhaft, denn der Tod sei eine zu geringe Strafe für sie.
    Als alle Bitten um Gnade bzw. einen gnädigen Tod auf taube Ohren stoßen, erweisen sich Zenobia und Arsace als die moralischen Sieger: Aureliano werde es nie gelingen, ihre Herzen und ihren Geist zu brechen, das Bewusstsein ihrer gegenseitigen Liebe wird ihnen Trost und Gesellschaft sein und sie die Ketten ertragen lassen. Widerwillig muss der Kaiser dieser Haltung Respekt zollen, und er bedauert, dass diese stolzen und furchtlosen Geister nicht in Rom geboren worden sind.
    Aber der herzzerreißende Abschied der Liebenden entflammt seine Wut und Eifersucht aufs Neue, sodass jeder Anflug von Mitgefühl sofort wieder erstickt wird.
    Publia ist entschlossen Arsace zu retten. Zwar wird sie nie seine Liebe besitzen, aber das Bewusstsein, ihn in Freiheit zu wissen, soll ihr Lohn genug sein und auch ihrem Herzen den ersehnten Frieden bringen. Sie sinkt also zu Füßen des Kaisers nieder, an dem eben selbst seine unerwiderte Liebe zu Zenobia nagt, und bittet um Gnade für den persischen Prinzen, dem ihr Herz gehöre. Auch wenn ihre Liebe hoffnungslos sei, könne sie den Gedanken an das ihm zugedachte furchtbare Los nicht ertragen. Sie erhält Unterstützung von den führenden Köpfen der Palmiraner, die ebenfalls an Aurelianos Großmut appellieren. Der Kaiser lässt die Gefangenen noch einmal vorführen.
    Bange warten Publia und die Höflinge auf seine Entscheidung. Und Aureliano springt tatsächlich über seinen Schatten und verspricht Zenobia und Arsace die Freiheit und die Rückkehr auf den Thron, wenn sie unter den Augen von Sieger und Besiegten den Treueeid auf das römische Imperium ablegen. Dazu sind beide gerne bereit. Die Liebe, die ihre Herzen auf immer vereingt hat, solle diesen Schwur besiegeln. Römer und Palmiraner feiern das Bündnis, das Asien nach der Zeit der Trauer wieder Heiterkeit und Freude bringen wird.

  • Aureliano in Palmira,
    Oper in 2 Akten
    von Gioacchino Rossini,
    Text von Gian Francesco Romanelli,
    Uraufführung: 26.12.1813 Mailand, Teatro alla Scala,
    mit
    Lorenza Correa • Luigia Sorrentini • Giambattista Velluti • Luigi Mari • Gaetano Pozzi • Pietro Vasoli • Vincenzo Botticelli.

    Rossini übernahm Teile der Musik in den Barbiere di Siviglia.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Aufnahmen:

    Siehe hier Beitrag #101

    Vollständig, das ist von den vieren, siehe oben die Aufnahme die Harald eingestellt hat, die beste!

    Vollständig, allerdings ist die Sopranistin indiskutabel, sie wobbelt und jammert sich durch die Aufnahme, in den Duetten und Ensembles ist das noch zu ertragen! Leider schade um die ansonsten schöne Aufnahme!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Anmerkungen ......


    „Nachdem Kaiser Aurelian bei Antiochia Publia, die Tochter Valerians, aus den Händen Odaenathus’ befreit hatte, kämpfte er gegen Zenobia, die Königin von Palmyra, die in jenen Tagen eine mächtige und erbitterte Feindin der Römer war. Nach verschiedenen Ereignissen wurde die unglückliche Königin besiegt, gefangen genommen und in Ketten nach Rom gebracht. Auf dieser historischen Tatsache basiert das gegenwärtige Drama. Der Autor hat alle Freiheiten genutzt, die den dramatischen Dichtern gestattet sind, um die Handlung dramatischer zu machen, aber er ist keinen Moment von der Wahrscheinlichkeit abgewichen.“


    – Vorwort des Librettos, 1814


    Während Aureliano und Zenobia historische Vorbilder haben, ist die Figur des Arsace erdichtet. Auch Aurelianos Großmut am Ende der Oper hat keine historische Grundlage und ist dem Wunsch des damaligen Publikums geschuldet das einen glücklichen Ausgang forderte!


    Die Ouvertüre verwendete Rossini erneut 1815 in "Elisabetta regina d’Inghilterra" und 1816 in "Il barbiere di Siviglia".

    Sie war allerdings so vermutet man ursprünglich schon 1811 für "L’equivoco stravagante" komponiert worden.]

    Auch Arsaces Rondo am Ende der siebten Szene des zweiten Aktes („No! non posso al mio tesoro“) nutzte Rossini für die Auftrittsarie der Elisabetta („Questo cor ben lo comprende“) bzw. die Cavatine der Rosina („Una voce poco fa“). Im Il barbiere di Siviglia tauchen außerdem die ersten acht Takte des Eingangschores („Sposa del grande Osiride“, in Almavivas „Ecco ridente in cielo“) sowie Teile der Einleitung zu Zenobias und Arsaces Duett (am Anfang von Basilios „La calunnia“) auf.

    Zitat von Rossini in Wildbad OMM

    Rossinis 1813 in Mailand uraufgeführte ernste Oper Aureliano in Palmira nimmt eine Sonderstellung im Opernschaffen des Schwans von Pesaro ein. So ist es das einzige Werk, in dem Rossini die Partie des jungen Helden *1 für einen Kastraten komponiert hat *2. In allen weiteren Opern hat er vergleichbare Partien als Hosenrollen mit Frauenstimmen besetzt, was daran gelegen haben mag, dass die Kastraten zu Beginn des 19. Jahrhunderts bereits aus der Mode gekommen waren. Häufig wird auch gemutmaßt, dass Rossini selbst mit der Interpretation der Partie des persischen Prinzen Arsace durch Giovanni Battista Velluti absolut unzufrieden gewesen sei, da dieser bei den Koloraturen mehr Verzierungen eingebaut habe, als Rossini lieb gewesen sei. Zwar ist überliefert, dass Rossini selbst die Besetzung der Uraufführung harsch kritisiert und für den anfänglichen Misserfolg der Oper verantwortlich gemacht hat. Dass er dies jedoch wirklich Velluti angelastet hat, scheint eher unwahrscheinlich, da er dessen Verzierungen später noch einmal im Barbiere di Siviglia für die Arie der Rosina verwendet hat. Vielleicht lag es auch am Thema der Oper, dass sie nicht wie andere Werke Rossinis in Europa große Verbreitung fand. Als einzige ernste Oper Rossinis benutzt sie nämlich eine Episode der römischen Geschichte zur Verherrlichung Napoleons, was den Umständen der Entstehungszeit der Oper geschuldet sein dürfte. Mailand war damals die Hauptstadt des Regno d'Italia, des italienischen Königreichs von Napoleons Gnaden, und wurde von dessen Stiefsohn Eugène de Beauharnais als Vizekönig regiert. Wenn in der Oper der römische Kaiser Aureliano - im Gegensatz zur historischen Wirklichkeit - Palmyra eine gewisse Eigenständigkeit bei gleichzeitiger Bündnistreue zum römischen Reich einräumt, waren die Parallelen zur damaligen Situation in Mailand nur allzu offensichtlich.

    *1 Arsace

    *2 in der CD Aufnahme der ersten Aufführung in Wildbad sang Angelo Manzotti (Sopraniste bzw.Counter) den Arsace

    ist allerdings nicht soooo ganz überzeugend!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)