Richard STRAUSS
ARABELLA
Lyrische Komödie in drei Aufzügen
Libretto von Hugo von Hofmannsthal (1874 – 1929)
Uraufführung: Sächsische Staatstheater Dresden, Opernhaus, 1. Juli 1933
Die Handlung spielt in Wien am Faschingsdienstag 1860
Originalsprache: Deutsch
Die Personen
GRAF THEODOR WALDNER, Rittmeister a.D. (Bass)
ADELAIDE, seine Frau (Mezzosopran)
ARABELLA, ihre ältere Tochter (Sopran)
ZDENKA, ihre jüngere Tochter (Sopran)
MANDRYKA (Bariton)
MATTEO, Jägeroffizier (Tenor)
GRAF ELEMER, Verehrer der Arabella (Tenor)
GRAF DOMINIK, Verehrer der Arabella (Bariton/ Bass)
GRAF LAMORAL, Verehrer der Arabella (Bass)
DIE FIAKERMILLI (Sopran)
EINE KARTENAUFSCHLÄGERIN (Sopran)
WELKO, Leibhusar des Mandryka (Sprechrolle)
DJURA und JANKEL, Diener des Mandryka (Sprechrollen)
EIN ZIMMMERKELLNER (Sprechrolle)
BEGLEITERIN der Arabella (stumme Rolle)
DREI SPIELER (Bass)
EIN ARZT (stumme Rolle)
GROOM (stumme Rolle)
CHOR
Fiaker; Ballgäste; Hotelgäste; Kellner
Orchester:
2 Flöten, 1 Picc., 2 Oboen, 1 Englischhorn, 3 Klarinetten, 1 Bassklarinette, 3 Fagotte;
4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, 1 Basstuba;
Pauken, Schlagzeug, Harfe; Streicher
Handlung:
1. Aufzug Salon in einem Wiener Stadthotel
Der verarmte Graf Waldner logiert mit seiner Frau Adelaide und seinen Töchtern Arabella und Zdenka in einem Wiener Stadthotel und versucht erfolglos, beim Spiel zu Geld zu kommen. Da nur eine Tochter standesgemäß unterhalten werden kann, wird die jüngere unter dem Namen Zdenko als Bub ausgegeben. Arabella aber soll durch eine reiche Heirat auch den drohenden Bankrott der Familie abwenden.
Gräfin Adelaide sucht Rat bei einer Kartenaufschlägerin („Die Karten fallen besser als das letzte Mal“), diese sagt wirklich die Heirat voraus, warnt aber auch vor einer ernstlichen Gefahr für den Fall, dass die Familie Waldner noch eine zweite Tochter hat. Adelaide zeigt auf die als Bub verkleidete Zdenka, beide Frauen setzten ihre Unterhaltung im Nachbarzimmer fort.
Zdenka beklagt ihre unglückliche Situation („Sie wollen alle Geld!“). Sie wird dabei von Matteo unterbrochen, der vom vermeintlichen Zdenko erfahren will, warum Arabella, die ihm doch erst einen so wundervollen Brief geschrieben habe, ihn jetzt nur noch kalt und abweisend behandelt. Zdenka verspricht, ihm „heut`oder morgen“ wieder einen Brief zu bringen (den sie, wie die vorigen selbst schreiben wird).
Arabella kommt von einem Spaziergang zurück („Ich danke, Fräulein“) und betrachtet die Rosen Matteos und die Geschenke ihrer drei gräflichen Verehrer mit wenig Interesse. Auf dem Spaziergang sah sie ein Fremder mit „großen, ernsten Augen“ an, diesen Blick kann sie nicht vergessen. Zdenka beschwört Arabella, Matteos Liebe zu erwidern, doch Arabella bleibt abweisend. Sie glaubt, eines Tages den richtigen Mann vom ersten Augenblick an lieben zu können. („Aber der Richtige, wenn‘s einen gibt“).
Elemer tritt triumphierend ein („Das ist der Schlitten vom Elemer“ – „Heut ist mein Tag“). Nach einigen Worten willigt Arabella zu einer Spazierfahrt mit ihm ein, unter der Bedingung, dass Zdenka sie begleiten wird.
Graf Waldner hat sein letztes Geld verspielt, unbezahlte Rechnungen stapeln sich, das Hotel verweigert weiteren Kredit. In diesem Moment überreicht der Zimmerkellner eine Visitenkarte, dann tritt ein eleganter Herr von höchstens fünfunddreißig Jahren ein: der Neffe und Erbe seines alten Regimentskameraden Mandryka, an den sich Waldner hilfesuchend gewandt hatte. Er hat im Nachlass seines Onkels den Brief Waldners mit der Fotografie Arabellas gefunden, sich in sie verliebt und bittet nun um ihre Hand („Herr Graf, Sie haben Ihrem werten Brief“ – „ Der Onkel ist dahin“). Mit einem großzügigen „Teschek, bedien Dich“ offeriert er Waldner seine gut gefüllte Brieftasche, und sie verabreden, am Abend eine Begegnung herbeizuführen.
Wieder allein, meint Waldner, nur geträumt zu haben und verwirrt mit der häufigen Wiederholung des „Teschek, bedien Dich“ die hinzukommende Zdenka bevor er das Hotel verlässt, um wieder spielen zu gehen. Matteo kommt herein will ungeduldig wissen, wann Arabella ihm den versprochenen Brief schickt. Nachdem er gegangen ist, kommt Arabella ins Zimmer, verwundert, dass die Schwester noch nicht zur Ausfahrt mit Graf Elemer fertig ist, den Zdenka ironisch »dein Elemer« nennt. Doch eine Ehe mit Elemer kann sich Arabella nicht vorstellen, obwohl sie weiß, dass sie sich diesen Abend entscheiden muss („Mein Elemer! — das hat so einen sonderbaren Klang!“).
2. Aufzug Vorraum zu einem öffentlichen Ballsaal
Auf dem abendlichen Fiakerball treffen sich Arabella und Mandryka, für beide ist es Liebe auf den ersten Blick („Das ist ein Engel, der vom Himmel niedersteigt!“).
In einem ersten Gespräch erzählt Mandryka Arabella die traurige Geschichte seiner ersten Ehe, Arabella wiest nacheinander Dominik, Elemer und Lamoral ab, die sie zum Tanz bitten. („Sie sehn´ nicht aus …. Ich habe eine Frau gehabt“). Mandryka berichtet von seiner Heimat und der slawonischen Sitte, nach der die Braut am Abend der Verlobung ihrem Zukünftigen einen Becher klaren Wassers überreicht („Sie wolln mich heiraten; sagt mein Vater“). Ein wunderbares, inniges Duett („Und Du wirst mein Gebieter sein“) beschließt die Szene.
Graf Dominik kommt mir der Fiakermilli und Festgästen, um Arabella als der Königin des Balles zu huldigen („Die Wiener Herrn verstehn sich auf die Astronomie“), mit einem Tanz verabschiedet sich Arabella von jedem ihrer gräflichen Verehrer („Und jetzt sag ich Adieu, mein lieber Dominik“).
Dem über Arabellas abweisende Art verzweifelten Matteo („Ein Feigling bin ich“) übergibt inzwischen die als Zdenko verkleidete Zdenka ein Kuvert mit einem Schlüssel, der, wie sie erklärend beifügt, das Zimmer neben dem Arabellas sperre. Die, die ihm diesen Schlüssel gebe, werde alles tun, damit er glücklich sei. Mandryka hat dies zufällig beobachtet und glaubt sich betrogen. Als er eine Nachricht Arabellas erhält, dass sie nach Hause gefahren sei und ihn am nächsten Morgen erwarte, beginnt wütend einen heftigen Flirt mit der Fiakermilli („Ging durch einen Wald, weiß nicht durch welchen!“).
Graf und Gräfin Waldner sind gleichermaßen verwundert über die Abwesenheit ihrer Tochter und das anzügliche Verhalten Mandrykas. Sie verlassen gemeinsam den Ball, um im Hotel die Sache aufzuklären.
3. Aufzug Im Hotel. Offener Raum, zugleich Stiegenhaus
Die Musik des Orchestervorspiels schildert die große Liebeszene im Dunkel, in der Zdenka endlich sie selbst sein darf.
Überwältigt vor Glück kehrt Arabella vom Ball zurück („Über seine Felder wird der Wagen fahren“). In der Hotelhalle begegnet sie Matteo, der sich über ihr abweisendes Verhalten wundert, weiß er doch nicht, dass er soeben nicht mit ihr, sondern mit Zdenka eine Liebesnacht verbracht hat („Sie hier? So muß ich fragen, Arabella“).
Zu ihrer Auseinandersetzung kommen Adelaide, Mandryka, Waldner und einige Ballgäste, die im Hotel wohnen, hinzu („Welch ein erregtes Tète-à-tete im Stiegenhaus!“). Mandrykas Eifersucht wird durch die kompromittierende Situation noch gesteigert, mit verletzenden Worten beleidigt er seine Braut, die erfolglos ihre Unschuld beteuert, und wird von Waldner zum Duell gefordert („Ich gratuliere Ihnen, Herr Leutnant“).
In diese Situation platz Zdenka im weiblichen Negligee und mit aufgelösten Haaren (diese höchster Erregung stellt Strauss im gesprochenen Dialog dar: „Papa, Mama!“) und gesteht, dass sie es war, die Matteo in Arabellas Zimmer empfangen hat. Der tief beschämte Mandryka hält daraufhin als Brautwerber bei Waldner für Matteo um Zdenkas Hand an („Mit diesem Herrn da trete ich vor Ihnen“) und bleibt schließlich, nachdem sich alle zurückgezogen haben, allein zurück in der Überzeugung, durch seine misstrauische Eifersucht Arabellas Liebe verloren zu haben („Sie gibt mir keinen Blick, sie sagt nicht gute Nacht“).
Da kommt Arabella noch einmal die Treppe herunter („Das war sehr gut, Mandryka, daß Sie noch nicht fortgegangen sind“), in der Hand ein Glas Wasser, das sie Mandryka – wie es der von ihm erzählte Brauch will – zum Zeichen ihrer fortdauernden Liebe überreicht.
ENDE
(c) Elisabeth Freitag für Tamino Klassikforum Wien