Naturbursche aus der Oberpfalz: Der Heldentenor FRITZ KRAUSS

  • Anhören wede ich mir das nach Deiner Warnung dann lieber nicht ^^


    Dagegen klingt selbst Karl Richter noch revolutionär, was er für mich in seiner Zeit ja auch gewesen ist.

    Das hat mich nun, anders als Bertarido, sogar besonders neugierig gemacht und ich höre gerade hinein. Das ist durchaus mein Händel. Der Klang ist für das enorme Alter (1938!) sehr ordentlich.


    Die Rollennamen wurden übrigens auch übersetzt:


    Händel: Rodelinde (Übersetzung ins Deutsche und Einrichtung: Oskar Hagen)


    Rodelinde: Cäcilie Reich

    Bertarich: Gerhard Hüsch

    Grimwald: Fritz Krauss

    Hadwig: Emma Mayer

    Garibald: Hans Ducrue


    Ludwig Kusche, Cembalo

    Chor und Orchester des Reichssenders Stuttgart

    Carl Leonhardt, Dirigent


    Aufnahme: 15. März 1938


    Der Unolf ist seltsamerweise nicht angegeben.


    Ebenfalls enthalten sind:


    Suite aus der Oper Alcina

    Orchester des Reichssenders Stuttgart

    Gustav Görlich, Dirigent

    Aufnahme: 20. Mai 1938


    Arie des Tiridate aus der Oper Radamisto

    Georg A. Walter, Tenor

    Orchester des Reichssender Stuttgart

    Fritz Lehmann, Dirigent

    Aufnahme: 25. Juli 1939


    Zwei Arien der Cleopatra aus der Oper Julius Cäsar

    Marta Fuchs, Sopran

    Orchester des Reichssenders Stuttgart

    Gustav Görlich, Dirigent

    Aufnahme: 18. Oktober 1937

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Obwohl ich die Rodelinde-Aufnahme seit Jahren besitze, ist mir jetzt zum ersten Mal aufgefallen: Ludwig Kusche, Cembalo. Das ist also wirklich derselbe Ludwig Kusche, der viel später die BR-Sendungen gestaltet hat.


    M_P

  • So heiße ich nicht :cursing:

    Kien Zweifel, lieber Bertarido, in dieser Fassung heißt Du schon so. ;) Ich habe nochmal überlegt, warum ich gerade auf Dicn gekommen war in meinem Beitrag weiter oben. Wohl auch wegen Deines Namens, den Du, der Händelgeneigte, aus diesem Werk bezogen haben dürftest. Auch deshab warst Du instinktiv gewarnt von mir.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • der Händelgeneigte

    Das ist eine wunderbare Bezeichnung, lieber Rheingold1876 :hail:.


    Und ja, mein Nickname in diesem Forum geht tatsächlich auf die Figur in Händels "Rodelinda" zurück.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • So heiße ich nicht :cursing:^^

    Man kann über die Oskar-Hagen-Fassung dieses Werkes sicherlich denken, was man will. Aber eines ist auch sicher: Hätte dieser Mann vor 100 Jahren nicht den Mut und den Enthusiasmus gehabt, dieses Werk aufzuführen, wäre die Rezeption der Opern Händels im 20. Jahrhundert mit Sicherheit ganz anders verlaufen, vielleicht hätte sie auch nie stattgefunden...

  • Ja, 100 Jahre wären die Göttinger-Händel-Festspiele in diesem Jahr alt geworden - und können nun ausgerechnet in diesem Jubiläumsjahr nicht stattfinden.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Tannhäuser - Landgraf Hermann – Kurt Böhme / Tannhäuser – Fritz Krauß / Wolfram von Eschenbach – Karl Schmitt-Walter / Walther von der Vogelweide – Helmut Melchert / Biterolf – Burchard Kaiser / Heinrich der Schreiber – Georg Gut / Reinmar von Zweter – Otto von Rohr / Elisabeth – Maria Reining / Venus – Marta Fuchs / Ein junger Hirt – Elisabeth Schwarzkopf / Die Berliner Solistenvereinigung Waldo Favre / Der Berliner Funk-Chor / Das Große Orchester des Reichssenders Berlin / Dirigent: Heinrich Steiner / Spielleitung: Leopold Hainisch (Berlin, 23. 4. 1938)


    Höchst interessant. Von dieser Produktion habe ich noch nie gehört. Ist diese, lieber Carlo, jemals auf LP oder gar CD erschienen? Die Besetzung klingt ja famos. Selbst die junge Schwarzkopf mit dabei!


    ... dieser "Tannhäuser" ist zwar in der Kartei des DRA (Nr. 7399 Bln 45486/517) enthalten, ein Band der Original-Aufnahme oder ein Mitschnitt der Rundfunksendung ist aber m. W. bis heute nicht aufgetaucht.

    Ich gehe davon aus, dass sich dieser "Tannhäuser" nicht komplett erhalten hat. Teile sind durchaus in Umlauf. In meinem Archiv finden sich größere Szenen, die die Bruchstückartigkeit deutlich erkennen lassen. Es fehlen die Ouvertüre und der gesamte Venusberg. Der junge Hirt mit Elisabeth Schwarzkopf ist zum Glück vorhanden. Wenn ich es richtig erinnere, gibt es dann keine weiteren Unterbrechungen bis zum Endes ersten Aufzuges. Es geht weiter mit der Hallenarie der Elisabeth, dem Duett mit Tannhäuser und der Ansprache des Landgrafen. Weitere wichtige Teile des Sängerkrieges sind ebenfalls zu hören. Aus dem dritten Aufzug - wieder zitiere ich mein Gedächtnis - sind das Gebet der Elisabeth, Abendstern, Romerzählung und das nochmalige Erscheinen der Venus Bestandteil des mir zur Verfügung stehenden Dokuments, das recht passabel klingt. Am Ende gibt es noch Applaus. Es dürfte sich um eine öffentliche konzertante Vorführung im Haus des Rundfunks an der Mausefalle handeln, die gesendet und für weiteren Gebrauch mitgeschnitten wurde. Genau weiß ich das aber nicht.


    Der Besetzungszettel in meinem Archiv stimmt bis auf eine hier diskutiert Winzigkeit mit den Angaben von Carlo überein. Die Mitwirkung der Favre-Solistenvereinigung war mir nicht bekannt, lag aber nahe. Die junge Schwarzkopf war Mitglied dieses Ensembles. Von daher erklärt sich wohl auch ihr solistischer Einsatz als Hirt.


    Richard Wagner

    TANNHÄUSER

    Große Szenen


    Reichssender Berlin

    23. April 1938


    Dirigent: Heinrich Steiner


    Landgraf: Kurt Böhme

    Tannhäuser: Fritz Krauss

    Wolfram: Karl Schmitt-Walter

    Walther: Helmut Melchert

    Biterolf: Burckhard Kaiser

    Heinrich: Georg Gut

    Reinmar: Otto von Rohr

    Elisabeth: Maria Reining

    Venus: Marta Fuchs

    Hirt: Elisabeth Schwarzkopf

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ich stelle fest: Offenbar war Kurt Böhme im Jahre 1938 doch kein unentdecktes Talent mehr, wäre also als Sarastro für die Beecham-"Zauberflöte" durchaus infrage gekommen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Hallo, Rüdiger!

    Ich wusste nicht, dass von der „Tannhäuser“-Aufnahme Bänder (?) existieren. Die Angabe des DRA (Dauer: 117,24 Minuten) hatte ich auf die Gesamtlänge der damaligen Rundfunksendung bezogen, aber das scheint tatsächlich die Dauer der erhaltenen Teile zu sein. Eigenartig, dass noch niemand auf den Gedanken gekommen ist, die Fragmente zu veröffentlichen. Ist die Tonqualität vielleicht zu schlecht?


    Hallo, Stimmenliebhaber!


    Schon 1935 sang Kurt Böhme in einer Aufnahme des Reichsrundfunks Berlin den König René in Chaikovskiis „Legende von der blinden Yolanta“:


    „Iolanta“ (Chaikovskii): René, König von Neapel, Graf der Provence – Kurt Böhme / Yolanta, seine Tochter – Maria Cebotari / Robert, Herzog von Burgund – Hanns-Heinz Nissen / Graf Vaudemont, ein burgundischer Ritter – Peter Anders / Ebn-Jahia, ein maurischer Arzt – Rudolf Watzke / Almerik, Waffenträger des Königs – Heinz Matthéi / Bertram, Pförtner des Schlosses – H. Gauß / Marta, die Frau Bertrams, Yolantas Amme – Margarete Arndt-Ober / Brigitte und Laura, Yolantas Freundinnen – Tresi Rudolph und Irmi Overhof / Der Berliner Funk-Chor / Das Große Orchester des Reichssenders Berlin / Dirigent: Heinrich Steiner (Berlin, Haus des Rundfunks, 7. 4. 1935) Die Aufnahme gilt als verschollen und ist beim DRA nicht registriert. Meine Angaben beziehen sich auf eine Wiederholung im Reichssender Berlin am 17. 3. 1936 lt. der Funkzeitung „Berlin hört und sieht“ (Nr. 11 / 1936); Dauer der Sendung: 95 Minuten.


    Viele Grüße!


    Carlo

  • Hallo, Stimmenliebhaber!


    Schon 1935 sang Kurt Böhme in einer Aufnahme des Reichsrundfunks Berlin den König René in Chaikovskiis „Legende von der blinden Yolanta“:

    Lieber "Carlo",

    ich danke dir für deine Information, die zeigt, dass er 1937/38 durchaus infrage gekommen wäre. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich wusste nicht, dass von der „Tannhäuser“-Aufnahme Bänder (?) existieren. Die Angabe des DRA (Dauer: 117,24 Minuten) hatte ich auf die Gesamtlänge der damaligen Rundfunksendung bezogen, aber das scheint tatsächlich die Dauer der erhaltenen Teile zu sein. Eigenartig, dass noch niemand auf den Gedanken gekommen ist, die Fragmente zu veröffentlichen. Ist die Tonqualität vielleicht zu schlecht?Lieber Carlo, die Zeit kommt in etwa hin. Eine Veröffentlichung machte durchaus Sinn. Die Klangqualität gäbe es her. Sie ist angemessen. Bei Preiser wäre eine Ausgabe in guten Händen gewesen. Die haben sich ja auch nicht davor gescheut, einen unvollständig erhaltenen gebliebenen "Maskenball" vom Reichsrundfunk Berlin, der ebenfalls 1938 unter ähnlichen Umständen wie der "Tannhäuser" produziert wurde, herauszugeben.

    So ein Fall ist auch der faszinierende Rundfiunk-"Rigoletto" von 1936, der es nach meinem Kenntnisstand auch nicht an die Nachriegs-Öffentlichkeit gebracht hat. Wiederum steht Steiner am Pult. Was übrig ist, habe ich mal für mein Archiv genau kenntlich gemacht. Deshalb auch das andere Schriftbild.

    Giuseppe Verdi Rigoletto

    Chor und Orchester des Reichssenders Berlin

    Dirigent Heinrich Steiner

    Aufnahme des Reichsrundfunks Berlin vom 18. Oktober 1936, Saal 1, Funkhaus Masurenallee

    (unvollständig)

    Herzog Walther Ludwig

    Rigoletto Hans Reinmar

    Gilda Erna Berger

    Sparafucile Burckhard Kaiser

    Monterone Otto von Rohr

    Maddalena Margarethe Heyer

    Marullo Fritz Düttbernd

    Borsa Walter Praetorius

    Ceprano Alfons Schützendorf

    Giovanna Hanna Sanda

    DRA B 0066 17364

    Erster Akt

    1. Sprecher / Endlich zum Schlüsse bring' ich das Abenteuer (Herzog)

    2. Ich muss ihn sprechen! (Monterone)
    3. Sprecher

    4. Der alte Mann verfluchte mich (Rigoletto)

    5. Gleich sind wir beide (Rigoletto) - bricht ab bei "...Tod und Verdammnis! -dann erst wieder mit...

    6 ... Liebe gewährt uns himmlische Freude In seinen Blicken (Herzog, Gilda)

    7. Gualtier Malde Teurer Name (Gilda)

    8. Warum kehr' ich zurück (Rigoletto - Beifall am Aktschluss)

    Zweiter Akt

    9. Sie wurde mir entrissen (Herzog)

    10. In einer düsteren entlegenen Straße (Borsa.. Marullo, Ceprano, Hofherren)

    11. Lara, Lara, lala! Ach, armer Rigoletto (Rigoletto, Marullo)

    12. Feile Sklaven, ihr habt sie verhandelt (Rigoletto)

    13. Mein Vater! / Gott, meine Tochter! (Gilda, Rigoletto)

    14. Rede, wir sind allein Wenn ich an Festestagen (Rigoletto, Gilda)

    15. Schließt auf Da ich nur umsonst Ja: bald schlägt sie, die blutige Stunde (Gerichtsdiener, Monterone, Rigoletto, Gilda - Beifall am Aktschluss)

    Dritter Akt

    16. Du liebst ihn! / Immer! (Rigoletto, Gilda)

    17. O wie so trügerisch (Herzog) - bricht nach Arienschluss ab, weiter mit...

    18. ... So jung muss ich Arme (Gilda, Maddalena, Sprafucile)

    19. Endlich erscheint sie, die Stunde der Rache (Rigoletto)

    20. Wer wurde statt seiner erschlagen0 / Ich bin schuldig (Rigoletto, Gilda - kurzer Aussetzer vor "stürzte sie ins Verderben" -Beifall am Schluss)

    Ausdrücklich möchte ich auf Otto von Rohr als Monterone verweisen, der im "Tannhäuser" den Reinmar von Zweter singt. Er war damals erst 21 Jahre. Der Reichsrundfunk hat durchaus Nachwuchsarbeit geleistet. Böhme war - wie bereits erwähnt - 30 als man ihm den Landgrafen übertrug. Melchert, der Walther, 24.


    Lieber "Carlo",

    ich danke dir für deine Information, die zeigt, dass er 1937/38 durchaus infrage gekommen wäre.

    Diese Bemerkung dürfte sich nochmals auf die Besetzung des Sarastro in Beechams "Zauberflöte" beziehen. Stimmenliebaber hatte die Frage aufgebracht, warum nicht beispielsweise Böhme als Ersatz für Alexander Kipnis eingesetzt worden ist. Ich weiß natürlich nicht, wie die Entscheidungsprozesse in der HMV-Chefetage in London verlaufen sind. Ich weiß nur, dass man zunächst vom Erfolg des ganzen Unterfangens nicht überzeugt gewesen ist. Die Produktion war schon ungemein teuer. Wer würde die Platten kaufen? Eine der ersten Operngesamtaufnahmen, wenn auch ohne Dialoge, war der pure Luxus. Die konnten sich nur reiche Leute leisten. Deshalb bestand eine der unandingbaren Voraussetzungen für den Verkaufserfolg, in den tragenden Partien mit Sängern aufzuwarten, die damals Stars gewesen sind. Böhne war ein Anfänger, von dem Mitte der 1930er Jahre in London, als die ersten Planungen begannen, noch niemand etwas gehört haben dürfte.


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Diese Bemerkung dürfte sich nochmals auf die Besetzung des Sarastro in Beechams "Zauberflöte" beziehen. Stimmenliebaber hatte die Frage aufgebracht, warum nicht beispielsweise Böhme als Ersatz für Alexander Kipnis eingesetzt worden ist. Ich weiß natürlich nicht, wie die Entscheidungsprozesse in der HMV-Chefetage in London verlaufen sind. Ich weiß nur, dass man zunächst vom Erfolg des ganzen Unterfangens nicht überzteugt gewesen ist. Die Produktion war schon ungemein teuer. Wer würde die Platten kaufen? Eine der ersten Operngesamtaufnahmen war der pure Luxus. Die konnten sich nur reiche Leute leisten. Deshalb bestand eine der unandingbaren Voraussetzungen für den Verkaufserfolg, in den tragenden Partien mit Sängern aufzuwarten, die damals Stars gewesen sind. Böhne war ein Anfänger, von den Mitte der 1930er Jahre in London noch niemand etwas gehört haben dürfte.

    Es ging darum, dass Legge behauptet hat, dass es keinen besseren deutschspachigen Sarastro als Strienz gegeben hätte. Ich habe die Gültigkeit und Ehrlichkeit dieser Aussage angezweifelt. Hätte er das gesagt, was du jetzt gesagt hast, nämlich das Streinz zwar nicht der beste war, aber sich am besten verkauft hat, dann wäre das ehrlich gewesen.


    Kurt Böhme dürfte damals übrigens so ziemlich in dem Alter gewesen sein, in dem René Pape den Sarastro unter Solti in Salzburg sang.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"