Ungefähr im Dezember 1827 komponierte Schubert dieses Werk für den Geiger Josef Slawjk der es auch im darauffolgenden Jahr am 20.Jänner im Wiener Landhaussaal uraufführte. In einer Rezension der Uraufführung fielen aber zunächst harsche Worte „Eine neue Fantasie für Pianoforte und Violine von Franz Schubert, wollte keineswegs ansprechen. Man könnte darüber füglich das Urteil fällen, der beliebte Tonsetzer habe sich hier geradezu verkomponiert.“
"Es leerte sich an diesem 20. Januar 1828 der Konzertsaal allmählich, und der Autor dieser Zeilen muß gestehen, daß er selbst außerstande ist, etwas über das Ende des Stückes zu sagen."
Glücklicherweise hat diese erste Ablehnung keine Aussagekraft über die weitere zukünftige Akzeptanz und heute zählt dieses Werk zu eines seiner Beliebtesten.
Die Fantasie besteht aus 4 Sätzen die damals keinem bestimmten traditionellen Schema folgten.
Der erste Satz im Andante Molto ist eigentlich mein Liebster (leider auch gleichzeitig der Kürzeste) – scheint vielleicht etwas ungewöhnlich zu sein da ich schon öfters negative Rezensionen über ihn gelesen hab. Das cantabile Violinenthema mit dem anfänglich vom Klavier begleitenden 64el-Rhythmus um Sextintervalle (der sich später in 16el-Terzen ändert) herumbewegend hat für mich im Zusammenspiel beider Instrumente eine speziell originelle Wirkung und erinnert mich in der Begleitung an einen kleinen flatternden Vogel (um auch mal ein wenig Poesie durchscheinen zu lassen)
Der zweite Satz ist ein Allegretto, etwas weniger wie doppelt so lang des zuv. Satzes.
Tänzerisch gehalten kann man darin Ungarische Einflüsse wahrnehmen.
Im langsamen Satz fügte Schubert die Melodie seines Liedes „Sei mir gegrüßt“ D 741 ein. Der mit Abstand längste Satz der Fantasie mit einem melancholischen Thema das variiert und mit Schattierungen und Konstrasten abgewechselt wird um gegen Ende wieder zumEinleitungsthema des 1.Satzes zurückzukommen.
Der letzte Satz ist schließlich in den Tempi: Tempo Primo – Allegro – Allegretto – Presto.
Ausgelassene Heiterkeit mündet in einen dramatischeren Übergang und darauf folgt wieder das Hauptthema des vorhergehenden Satzes um letztendlich temperamentvoll zu schliessen.
Ich habe 2 Einspielungen von diesem Werk
Radu Lupu (Klavier) Szymon Goldberg (Violine)
Eine Doppel-CD auf der noch bis auf das Rondo D 895 alle anderen geschriebenen Werke f. Violine und Klavier v. Schubert enthalten sind.
Goldberg sagte mir zuvor nichts, Wikipedia weist ihn als US-amerikanischen Violinist und Dirigent aus (dessen Orchester mir leider auch nicht viel sagen wie Manchester Camerata oder Neue Japanische Philharmonie) der 1993 verstarb und zur Zeit der Einspielung ca. um die 70 war. Ich empfinde das Spiel ganz ordentlich, der Pianist Radu Lupu der ja für sein Schubertspiel bekannt ist, setzt hier aber eher die Highlights mit einer sehr guten Interpretation des Klavierparts.
Isabelle Faust (Violine) Alexander Melnikov (Klavier)
Hier wäre neben dem (bei obiger Einspielung) fehlenden Rondo noch die Sonate D 574 enthalten. Hier handelt es sich um relativ junge Künstler (von den Fotos beim booklet zu beurteilen, Biographie hab ich noch nicht von ihnen gelesen) Hier gefällt mir wiederum das Violinspiel von Faust besser als bei Goldberg, mit mehr Feingefühl und Emotionen, herausgearbeiteten Konturen des Werkes. zB das schöne langsam hineinziehende crescendo am Anfang des Andante Molto ist viel effektiver als die eher unsentimental sofort präsente Einleitung Goldbergs.
Melnikov finde ich auch gut, wenn auch nicht so gut wie Lupu.
Insgesamt finde ich aber beide Einspielungen als empfehlenswert.
Was ist Eure liebste Einspielung?
Habt ihr einen speziellen Lieblingssatz?
lg
Thomas