Tschaikowsky: Klavierkonzert Nr.2 G-Dur op.44

  • Hallo Tschaikowsky-Freunde,


    warum ist immer nur von Tschaikowsky-Klavierkonzert Nr.1 die Rede ?
    Das Klavierkonzert Nr.2 steht diesem nicht nach, wenn man die richtige Aufnahme hört.


    Nach weit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigen mich wiedermal die Tschaikowsky-Klavierkonzerte.
    Ich stelle fest das es immer wieder schön ist zu seinen Wurzeln zurückzukehren: Dazu ist bei mir auch wiedermal der Plattenspieler zu Einsatz gekommen.


    :) Eine meiner ersten Aufnahmen der KK war auch wiedermal das Beste, was ich je hörte, weil ich schon damals meinem Motto treu blieb und von einem russischen Komponisten auch eine russische Aufnahme kaufte:


    Neben meinen weiteren CD-Aufnahmen mit Werner Haas/Inbal (Philips) und Rudi/Jansons (EMI) sind es die guten alten russischen Aufnahmen auf meiner Eurodisc-Doppel-LP:


    Das waren Interpretationen der damaligen Preisträger der Tschaikowsky-Wettbewerbe 70er-Jahre in Moskau:
    *** Klavierkonzert Nr.1
    mit
    Grigorij Sokolow, Klavier/ Staatliches SO der UDSSR / Neeme Järvi


    *** Klavierkonzert Nr.2 (1.Fassung) und 3
    mit
    Igor Shukow, Klavier / Grosses RSO der UDSSR / Roshdestwensky


    (Melodiya-Aufnahmen/Eurodisc)


    Zum Tschaikowsky: Klavierkonzert Nr.2 (1880)möchte ich darauf aufmerksam machen, dass dies hier bei Shukow/Roshdestwensky die Aufnahme in der 1.Tschaikowsky-Urfassung vorliegt und nicht in der ansonsten meistgespielten nach Tschaikowsky´s Tod gekürzten Fassung vom Pianisten Alexander Siloty aus dem jahre 1893.
    Die Kürzung erfolgte im 2.Satz Andante non troppo, der den Soloinstrumenten Violine und Cello im Tschaikowsky-Original mehr Vorrang einräumt als dem eigendlichen Soloinstrument Klavier.
    Ein Grund warum Nicolai Rubinstein (der den Klavierpart für zu episodisch hielt) die Uraufführung des Werkes von 1880 vor sich herschob, bis sein Tod den Weg für dieses KK Nr.2 frei machte und die Uraufführung durch den Tschaikowsky-Schüler und Komponisten Sergei Tanejew am 18.Mai 1882 erfolgen konnte.
    Die verfälschende und verkürzte Fassung des 2.Satzes konnte sich bis heute als Aufführungspraxis halten.


    Wie kraftvoll Igor Shukow das KK Nr.2 spielt macht das Werk für mich so wertvoll wie das pouläre KK Nr.1 und steht diesem in dieser Aufnahme in keiner Weise nach.


    :angel: Alle von mir später gehörten Aufnahmen auf CD (auch meine genannten CD-Aufnahmen) erreichen diese grandiose Kraft nicht.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Roshdestwensky hat die Tschaikowsky-KK später auf dieser Decca-Doppel-CD aufgenommen:



    Tschaikowsky: KK Nr. 1-3, Violinkonzert (Dutoit)
    Victoria Postnikowa, Klavier / Wiener Sinfoniker / Gennadi Roshdestwensky
    Decca, 1996, DDD


    Sicher auch interessante Aufnahmen der KK.
    :hello: Wer weiss ob sich Roshdestwensky hier auch der Tschaikowsky-Urfassung der KK Nr.2 (1880) bedient ???

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,
    die Postnikova-Aufnahme begleitet mich schon seit 1985.
    Finde die Aufnahme echt gut. :yes:


    Im Heftchen steht die Originalfassung wurde für die Aufnahme wieder hergestellt.
    1984 aufgenommen, toller Klang.


    Nur eine Alternative hab ich mir zugelegt, Glemser auf Naxos.
    Auf LP hab ich noch Gilels....


    Kleine Geschichte dazu.
    Meine Tochter hatte mal die Marotte Musikratespiele mit mir zu machen.
    Sie zog einfach eine CD aus dem Regal und legte sie auf, einmal erwischte sie eben oben genannte Scheibe.
    Und der Papa rätselte, rätselte lange, seeeeeehr lange und musste schliesslich aufgeben :wacky:
    Nach der Auflösung :faint:


    Es ist wirklich eine tolle Musik und das 1. KK. höre ich seit dem nicht mehr so oft :D


    :hello:
    embe

  • Das zweite Tschaikowky-Konzert habe ich (zusammen mit dem 1. u. 3.) mit Gilels/Maazel. Das ist natürlich großartig gespielt. Trotzdem kann ich mit dem 2. Tschaikowsky-Konzert nicht viel anfangen! Da wird doch finde ich ziemlich viel virtuoses Stroh gedroschen - musikalischer Leerlauf!


    Gruß Holger

  • Hallo Holger,


    Deiner Beurteilung zum Tschaikowsky-KK Nr.2 kann ich für meinen Geschmack nicht zustimmen.
    Tschaikowsky bedient sich auch hier eines gewohnt melodischen Themenmaterials, das mit höchst virtuosen Passagen verknüpft wird.
    Die Klavierläufe sind der Wahnsinn mit Shukow.
    So etwas kann mich packen !
    :D Jedenfalls ist das Werk ungleich spannender als die beiden langweiligen Chopin-KK, ich ich weit weniger bis gar nicht schätze.



    Hallo embe,


    ich denke auch, dass eine der wenigen guten Alternativen zu Shukow auf LP dann auf CD die Postnikowa/Roshdestwensky - Aufnahme ist.
    Die kann man recht preisgünstig bekommen.
    ;) Die werde ich mir an Land ziehen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Tschaikowsky-Freunde,


    meine letzte gekaufte CD 2008 war, die preiswerte SONY - Esprit - CD


    KK Nr.2 Graffmann / Philadelphia Orchestra / Ormandy
    und
    KK Nr.1 Graffmann / Cleveland Orchestra / Szell



    (SONY - Esprit, ADD)


    Die Aufnahme des KK Nr.2 kannte ich noch mit positiver Erinnerung aus meiner Jugendzeit als LP, aber besessen hatte ich sie selber nicht.


    Es kommt meinem Geschmack sehr entgegen, das Ormandy und Graffmann sich in dieser Aufnahme für die gekürzte Fassung des zweiten Satzes entscheiden. Denn der zweite Satz entspricht weniger meinen Klangvorstellungen (ich bin immer froh wenn dieses Romatikgefiddel vorbei ist); erst im 3.Satz ist meine gewünschte Stimmung wieder erreicht.
    Die Graffmann-Aufnahmen sind wirklich fabelhaft spanend aufgebaut mit einem überaus brillanten Graffmann und nie langweiliger, sondern fulminanter Orchesterbegleitung.
    Ormandy hier auch genau so perfekt wie in der Aufnahme des Tschaikowsky- VC mit Oistrach - - - eine Sternstunde.


    :yes: Auch das KK Nr.1 unter Szell ist fabelhaft von beiden interpretiert und stellt beide Aufnahmen für mich in die erste Riege der Tschaikowsky-Klavierkonzerte-Aufnahmen.


    Auch wenn ich den früheren GMD des Beethovenhallenorchesters Bonn DennisRussel Davis weniger schätze - hier schreibt er zutreffendes auf der Esprit-CD:
    "Garry Graffmanns Version des 1.KK mit dem Cleveland Orchestra unter George Szell wurde von Scharen von Kritikern als die überragende Aufnahme dieses ehrwürdigen Schlachtrosses bejubelt."


    **** Ein lohnender und brillanter Abschluß der CD-Käufe 2008.



    :hello: ???? Frage an die Kenner und ggf. LP-Besitzer dieser Graffmann-Aufnahmen:
    Wer weis wann die KK Nr.1 mit Szell und KK Nr.2 mit Ormandy aufgenommen sind ?


    Die SONY-Esprit-CD´s sind sehr einfach aufgemacht.
    Da steht nicht einmal das Aufnahmedatum, so wie sonst bei SONY in vorbildlicher Weise üblich; mit genauem Datum und Aufnahmeort im Textheft (unter dem Werk und Dirigent).
    Es steht auf der Rückseite nur das Erscheinungsdatum der CD - 2007.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo teleton,


    das Tchaikovsky-Klavierkonzert Nr. 1 mit Graffman/Szell wurde am 24./25. Januar und 20. März 1969 in der Severance Hall in Cleveland aufgenommen.


    Diese Information habe ich von der Seite eines koreanischen Musikfans, der sich eine Riesenarbeit gemacht hat und eine komplette George Szell-Diskographie mit präzisen Angaben über Aufnahmedatum- und Ort sowie den Bestellnummern der LPs/CDs erstellt hat (auf englisch). Es ist wirklich beeindruckend, sich das einmal anzusehen:


    http://fischer.hosting.paran.c…ell/discography-szell.htm


    Die Diskographie besteht aus zwei Teilen (A-L und L-Z)


    Über die Ormandy-Aufnahme habe ich leider keine Angaben finden können. Ich besitze dieselbe CD wie Du und habe genau dasselbe Problem. Mich nervt es immer absolut, wenn ich keine Aufnahmedaten vorfinde. Irgendwie entwertet das die CD für mich. Diese Esprit-Reihe ist wirklich schrecklich aufgemacht. Es gibt da noch eine Szell-Wagner-CD in dieser Reihe, die sich "Götterdämmerung" nennt, mit dem kleinen Problem, dass sich auf dieser CD kein einziges Stück aus der Götterdämmerung oder dem Ring überhaupt findet, dafür aber alle möglichen anderen Wagner-Stücke (Faust-Ouvertüre usw.), natürlich ohne jede Angabe. Da hat sich das recherchieren auf der o.g. Seite sehr gelohnt. Eigentlich müsste man sich bei Sony über diese Esprit-Reihe beschweren. Dort werden hochwertige Columbia-Aufnahmen in absolut unwürdiger Art und Weise verramscht. Warum nimmt man sich dort nicht die EMI als Vorbild, die in Ihrer Nipper-Collection sämtliche Aufnahmedaten mitliefert?



    Es grüßt
    Agon

  • Hallo Agon und Gurnemanz,


    die Aufnahmedaten des Klavierkonzertes Nr.2 hat Gurnemanz auch noch herausbekommen:

    Zitat

    Nach dieser Quelle:
    "http://www.sonybmgmasterworks.com/artists/georgeszell/tchaikovskythethreep
    ianoconcertosclassiclibrary_p8691.html"
    ... wäre die Antwort:


    Nr. 1: 24.-25.01.1969
    Nr. 2: 17.02.1965


    :hello: Danke für Eure Mühen.


    Die SONY-Esprit-CD werde ich gleich um diese Abgaben auf einen
    vernünftigen Informationsstand bringen, indem ich die fehlenden Daten dort eintrage.


    Klavierkonzert Nr.1 Graffman/Szell
    24./25. Januar und 20. März 1969 in der Severance Hall in Cleveland


    Klavierkonzert Nr.2 Graffman/Ormandy
    17.Februar 1965

    Gruß aus Bonn, Wolfgang


  • Liebe Tschaikowsky-Freunde,


    welcher Wahnsinn (bei mir ist das immer positiv) Gilels hier bei den Tschaikowsky - KK Nr.1 - 3 präsentiert, davon habe ich mich auch in den letzten Tagen überzeugt.
    :thumbup: Aber ich muss auch feststellen, das nicht nur Gilels wie gewohnt in Hochform ist, sondern hier ein weiteres mal ein dickes Lob für Maazel (bei dem manchmal in seinen Aufnahmen es eine Menge Klöpse gibt) aussprechen. Maazel bringt hier ebenfalls allererbestes Gespür für Tschaikowsky mit. Er spornt die Engländer des Philharmonia Orchestras an weit russischer und spontaner zu klingen, als so manche russische Aufnahme es vermag.
    Die Finali läßt Maazel genau so überbordend klingen, wie ich es mir vorstelle. Da habe ich nur noch vergleichbar die Aufnahme mit Shukow/Roshdestwensky (Eurodisc-LP)in Erinnerung, die ähnliches bietet.
    Das sind Aufnahmen die ich an die oberste Spitze für die Tschaikowsky-KK stellen möchte. Auch klanglich in sehr guter natürlicher deutlicher TOP-Analog- Qualität. Eine der besten EMI-Aufnahmen die ich habe.



    Meine bisherigen Favoriten für das KK Nr.2 habe ich verglichen:
    Graffmann / Philadelphia Orchestra / Ormandy (SONY, 1965).
    Eine packende Aufnahme, die nur vergleichsweise etwas dünner im Klavierklang ist. Graffmann perfekt, aber Gilels legt ganz deutlich noch einen drauf. Dieser Anschlag - göttlich ! Orchestral ist Ormandy auch TOP, aber nicht so überbordend wie Maazel. Beide stellen sich sehr gut auf den Solisten ein.


    Pletnev/PhilharmoniaOrchestra/Fedossejew (VIRGIN, 1991, DDD).
    Soweit schöne Aufnahmen, leider viel zu verhallt, Das soll DDD sein ? Lachhaft ! :!: Jetzt nachdem ich Gilels/Maazel im Ohr habe, fällt diese für mich ins Mittelfeld zurück ... das Orchester viel zu sehr im Hintergrund, viel zu soft, was die Russen (!) da abliefern. Pletnev verliert sich oft in Details, klingt undeutlich und verwaschen - viel Hall und dann noch viel Pedal ! So soll es eigendlich nicht sein.
    Vorsicht ! Worte sagen wieder mehr als nötig. Die Aufnahme ist nicht schlecht.



    Gileles/Maazel spielen beim Klavierkonzert Nr.2 die mir sehr angenehme gekürzte Fassung in der Ausgabe von Tschaikowsky´s Schüler Alexaner Siloti, bei der der im 2.Satz drastisch gekürzt wurde. Auch der Schüler Tanejew hat eine gekürzte Fassung für den 2.Satz herausgegeben; es hat sich aber die Siloti-Fassung für spätere Aufführungen durchgesetzt.
    Ich persönlich finde die Kürzungen im 2.Satz gegenüber der Originalfassung einleuchtend. Der Satz ist mir in der Urfassung viel zu langatmig ... wieder ein Beispiel, bei dem man das Ende des Satzes herbeisehnt - hier in der Siloti-Fassung eindeutig nicht.
    :thumbup: Graffmann/Ormandy spielen übrigens auch die schlüssige Siloti-Fassung !


    :angel: Mit den Beethoven-KK unter Szell und den 3 Tschaikowsky-KK ist diese 9CD-EMI-Box einen fantastischer Start für 2011:


    9CD
    EMI, 1972 (Tchaikowsky-KK), ADD




    ((OT: Es findet sich aber auch einiges klanglich historische in dieser Box (CD5 bis CD7) ... Rachmaninoff3, Beethoven mit Cluytens und Vandernoot und Saint-Saens2 (Gilels natürlich auch hier Klasse), aber kurzum - klanglich scheusslich - :D nicht teleton-tauglich.)) Das ändert aber nicht die große Empfehlung für diese EMI-Gilels-Box, denn die brauchbaren Aufnahmen wären als Einzel-CD´s beinahe unerschwinglich; wenn überhaupt greifbar.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Teleton,


    wegen Beethoven hab ich mir diese Box gekauft und jetzt höre ich Tschaikowski! Phantastisch, was Gilels und Maazel aus diesen Stücken herausholen.
    Dass die alten Aufnahmen vom Klang her nicht so besonders sind, verwundert mich nicht, da EMI in Sachen Remastering nicht gerade erste Wahl ist. Letztendlich fällt das aber ob der Stereo-Aufnahmen dieser Edition nicht ins Gewicht.
    Nichtsdestotrotz muss ich aber die nächste Zeit weitere Empfehlungen deinerseits meiden, da es durch die Anschaffung dieser Box jetzt definitiv zu einem CD-Stau bei mir gekommen ist. :wacko:


    Viele Grüße
    John Doe

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Im Regal stehen


    1 - 3 Pletney, Fedojesev
    1 - 3 Ponti, herausgegeben von VOX
    Nr. 2 mit Bolet/Dutoit, Grimeaud, Cherkassy und Gilels.


    Richter - HvK - muss ich noch prüfen.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Richter - HvK - muss ich noch prüfen.


    Hallo Bernward,


    Richter/Karajan (DG) haben nur das KK Nr.1 eingespielt. Pianistisch natürlich fantastisch, orchestral fehlt mir bei den Wiener Sinfonikern das Russische ...
    (Die Nr.2 die Du meinen könntest ist das Rach KK2; auf dieser DG-CD und auch nicht mit Karajan, sondern Wislocki.)


    Die Charkassky - Aufnahme des KK Nr.2 hatte ich früher auch mal auf LP.
    Eine fulminante Spitzeninterpretation. Leider klanglich eingeschränkt. Ich glaube auf meiner damaligen LP war das eine "verstereosierte" MONO-Aufnahme, die dann gegen meine LP mit Shukow/Roshdestwensky (Eurodisc) bei mir keine Changen mehr hatte.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Das Klavierkonzert Nr. 2 von Tschaikowsky habe ich auch erst sehr spät für mich entdeckt. Es wundert mich genauso, wieso das zweite so sehr im Schatten des ersten steht. Das ist so nicht gerechtfertigt. Ich hörte sogar schon zuweilen die Meinung, dass das zweite sogar vorzuziehen sei. Gleichwohl wird es selten aufgeführt, zumindest im Westen.


    An Aufnahmen mangelt es zwar nicht, wenn die Situation auch keineswegs mit Nr. 1 zu vergleichen ist. Komischerweise wurde in diesem Thread die womöglich beste Aufnahme noch gar nicht genannt:



    (findet man nur bei amazon.com)


    Emil Gilels, Klavier
    Staatliches Symphonieorchester der UdSSR
    Jewgeni Swetlanow
    Großer Saal des Moskauer Konservatoriums, 18.12.1972
    Melodiya/Olympia


    Vermutlich liegt es an der ziemlich schlechten Verfügbarkeit der Aufnahme, die wirklich vom ersten bis zum letzten Takt fesselt, was sowohl an Gilels als auch an Swetlanow liegt. Glücklicherweise ist sie auf YouTube in HD verfügbar.



    Ich brauche gar keine weitere Aufnahme, denn diese ist schlichtweg perfekt. Auch tontechnisch für das Alter und die Live-Situation sehr zufriedenstellend. Eine absolute Sternstunde! :thumbsup:


    P.S. Es gibt übrigens auch noch das 3. Klavierkonzert in dieser Kombination in einem Live-Konzert von 1968. Genauso einmalig gelungen:



    Das 1. Klavierkonzert wird dort von Elena Gilels gespielt. Sicherlich auch sehr gut, wenn auch wohl nicht ganz die Klasse ihres Vaters.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • NB Gilels/Svetlanov ist allerdings die verstümmelte Siloti-Fassung!
    Ich besitze diese Ausgabe (+ KK 1 mit Richter/Mravinsky 1959)


    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Graffmann/Ormandy spielen übrigens auch die schlüssige Siloti-Fassung !


    NB Gilels/Svetlanov ist allerdings die verstümmelte Siloti-Fassung!


    Ich würde die weit schlüssigere Siloti-Fassung im 2.Satz keinesfalls als "verstümmelt" bezeichnen.


    Warum bedienen sich denn die meisten grossen Künstler für ihre Aufführungen des KK Nr.2 dieser kürzeren Fassung im 2.Satz ? Die j´hat sich allgemein (zum Glück) durchgesetzt.
    So wie in den Referenzwürdigen Aufnahmen von Giles/Maazel, Graffmann/Ormandy und jetzt aktuell von Josef vorgestellt Gilels/Swetlanow (um nur die herausragensten zu nennen).


    Ich finde die Satzlängen des Klavierkonzertes passen in der Siloti-Fassung besser zueinander. Und ganz erhrlich: Mir kommen die ausgedehnte Fassung, die sich zu sehr am Modell Trippelkonzert orientiert einfach zu langatmig und langweilig vor. Da wird das Warten auf den 3.Satz fast zum Martyrium. Ja, in den entsprechenden Aufnahnen habe ich meist "weitervorgezapt" um mir das "Romantik-geschrumme" (sorry, ich finde das fast so schlimm wie die Rokoko-Variationen) nicht antun zu müssen ... :stumm: .... :P

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Gekürzt oder nicht: die Giles/Swetlanow-Aufnahme ist ein Erlebnis, das man gehört haben sollte. ;)


    Ehrlich gesagt kam mir das alles sehr schlüssig vor, ohne dass es so wirkte, als wäre etwas herausgestrichen worden.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Gekürzt oder nicht: die Giles/Swetlanow-Aufnahme ist ein Erlebnis, das man gehört haben sollte.


    Danke für DEINE Hörbeschreibung,
    auf die Gilels/Swetlanow-Aufnahme werde ich in Zukunft mal als Kaufoption achten, wenn diese günstig verfügbar ist.
    Bisher bin ich mit Gilels/Maazel (EMI) = diese Aufnahme gehört zu den Spitzenproduktionen von Maazel, der ja nebenbei so einige Ausreisser in seiner Diskographie zu verbuchen hat; sowie die megapackende Graffmann/Ormandy-Aufnahme, bei der Ormandy wieder einmal zeigt welch ein grossartiger Tschaikowksy-Dirigent er ist --- das ist auch orchestral ähnlich fabelhaft gelungen wie in der Hammeraufnahme des Violinkonzertes mit Oistrach / Ormandy (SONY).


    Ansonsten ziehe ich mir die erst einmal auf YT !



    Du bist ja im Moment auf dem Swetlanow-Tripp, was ich bestens nachvollziehen kann. Was der anpackt hat Biss und oberste Klasse ... auch bei den nichtrussischen Komponisten!

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • die Giles/Swetlanow-Aufnahme ist ein Erlebnis, das man gehört haben sollte … ;)


    Darf ich eine weitere Aufnahme in die Runde werfen?


    In 2015 gewann der Pianist Lukas Geniušas (*1990) die Silbermedaille im Tschaikowksy-Wettbewerb 2015
    und zwar mit dem Piano Concerto No 2 G major Op 44.
    Er wurde begleitet vom State Academic SO »Evgeny Svetlanov« unter der Leitung von Alexei Bogorad.


    Dazu kann ich nur sagen, diese Aufnahme sollte man auch gehört haben … ;)


    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Selbst wer die Siloti-Fassung bevorzugt, kann vielleicht einräumen, dass man die Originalfassung mindestens mal gehört haben und eine Aufnahme der Siloti-Fassung nicht die alleinige Hauptempfehlung sein sollte.
    Auch klanglich ist die zugegeben sehr packende Gilels/Svetlanov nicht ideal. Das Klavier dominiert und die Orchesterstreicher klingen teils etwas dünn.
    Ich bin kein so großer Fan der Konzerte, aber wenn die Zhukov/Schukow-Aufnahmen mal wieder günstig zu haben wären, würde ich die vielleich noch mal versuchen. Habe ansonsten außer der Gilels noch Pletnev im 2. und Haas in allen dreien (und vom 1. natürlich zig Aufnahmen...)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Dem ist zuzustimmen. Ehrlich gesagt, wusste ich gar nicht, dass der 2. Satz gekürzt ist.


    Dann wird wohl Postnikowa/Roschdestwensky irgendwann fällig werden. ;)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Auch in dieser Aufnahme wird die Urfassung – die ungekürzte Fassung – gespielt. Um diese Aufnahmen schleiche ich bereits seit einiger Zeit herum … :love:



    Aus der Kurzbescheibung:


    Atemberaubend
    … Leider wurde das Konzert lange Zeit nur in der stark gekürzten und veränderten Fassung von Alexander Siloti aufgeführt, der sich z.B. bemüßigt sah, den zweiten Satz um zweihundert Takte zu kürzen. Solche gut gemeinten Verschlimmbesserungen (!!) sind in der atemberaubenden Einspielung der Originalfassung mit der herausragenden Xiayin Wang nicht zu befürchten. Khatchaturians wirkungsvolles Klavierkonzert erfährt eine gleichermaßen begeisternde Ausführung.


    Rezensionen:
    If you do not have a recording of the Tchaikovsky, then this up with the very best, likewise the Khachaturian. Paired together, it's a no-brainer. GRAMOPHONE EDITORS CHOICE -- Gramophone, May '16


    Bothare very successful. Music Web, May'16 /// Unlike its forerunner, Tchaikovsky's Second Piano Concerto has languished unloved and suffered unkind cuts most prominently to the concertante section of the middle movement in Alexander Siloti's performing edition. Fortunately, Xiayin Wang plays Tchaikovsky's original score, and it has been favoured by other pianists on record. Her playing in the outer movements is passionate and full of feeling. Khachaturian's Piano Concerto is an unremitting battle of strength for the pianist, often pitted against thethickly-scored orchestra. Xiayin Wang is musicly and forthright, as the work demands, while Oundjian draws some gutsy, characterful playing from the RSNO. Admirable recorded sound; strongly recommended.***** -- Classical Ear 7/9/16


    Fiery and dramatic performances. A superb disc in every respect. – MusicWeb, June '16


    Wang…is unfailingly fleet and musical, superbly partnered, realistically balanced and with all the benefits of modern sounds. ***** -- International Piano, 9/10'16

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Dann wird wohl Postnikowa/Roschdestwensky irgendwann fällig werden.


    Lieber Josef, wir Beide wissen ja , was wir an Roshdestwensky haben und wie hoch er einzuschätzen ist.


    Die drei Klavierkonzerte, die er mit den Wiener Sinfonikern und seiner Gattin Victoria Postnikowa eingespielt hat, haben sicher ihre Anerkennung verdient. Besonders orchestral sind die KK Nr.1 und 2 fulminante Einspielungen und auch pianistisch soweit gut und technisch perfekt. Aber mir gefällt die furchtbar langsame Tempoauswahl der Beiden in allen drei KK überhaupt nicht. Das klingt so, als wenn er ein Tempo gewählt hat, damit die Pianistin noch vom Tempo her technisch mitkommt ...
    Besonders das Klavierkonzert Nr.3 finde ich voll daneben. Wer mit Graffmann /Ormandy aufgewachsen ist, der kann dieses "Tempoverschleppen" absolut nicht ab !
    Spieldauer KK Nr.3: Postnikowa = 18:14 gegenüber Graffmann/Ormandy = 15:14, oder Pletnev/Fedossejew = 14:36, oder die von Johannes genannte GA mit Haas/Inbal auf Philips, die ich auch habe = 15:19.
    Ich habe auch gedacht ... das müsste was sein ... aber die Decca-Doppel-CD habe ich bereits vor Jahren wieder verkauft; zudem war auch das gekoppelte VC mit Chung auch nicht mein Fall.
    ;( Der 2.Satz des KK Nr.2 wird bei beiden auf ein Rekordzeit von 17Min aufgebohrt ... uuuaaahhh.


    Bei Gilels/Swetlanow hast Du eine ganz andere Welt der Tschaikowsky-KK erlebt, von denen Postnikowa/Rosh, zumindest vom zupackenden Tempo her, weit entfernt sind ... leider.
    :( Von mir keine Empfehlung =


    Zustimmen möchte ich Dir und Johannes, dass man auch die Originalfassung des KK Nr.2 mit dem ungekürzten 2.Satz kennen sollte. Dazu habe ich die Aufnahmen mit Pletnev/Fedossejew (Virgin) und Haas/Inbal (Philips) ... ;) nur diesen 2.Satz höre ich mir in der Regel nicht mehr an.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Lieber Wolfgang,


    ich habe — Spotify sei Dank — heute noch in die Einspielungen von Postnikowa und den Wiener Symphonikern unter ihrem Ehemann Roschdestwensky hineingehört. Was soll ich sagen: Ich muss Dir völlig zustimmen. Man vermisst in diesen Aufnahmen leider den typisch russischen Flair. Im direkten Vergleich mit den Swetlanow-Aufnahmen (KK 1 mit Nakamura, KK 2 und 3 mit Gilels) wirkt Roschdestwensky mit den Wienern geradezu gezähmt. Schärfe und Zuspitzung im Blech hört man in diesen Decca-Aufnahmen aus Wien von 1982 leider nicht, die orchestralen Höhepunkte wirken beinahe belanglos. Das ist alles ein wenig arg auf Hochglanz poliert. Was für eine andere Hörerfahrung sind da doch die genannten Aufnahmen von Swetlanow. Obwohl ich ja durchaus langsamere Spielzeiten an und für sich mag, empfinde auch ich hier bei Postnikowa/Roschdestwensky eine etwas gehemmte Wiedergabe. Referenzwürdig ist das leider nicht. Würde ich nur diese Aufnahmen kennen, wäre ich womöglich durchaus zufrieden. Aber das Bessere ist eben des Guten Feind.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • :thumbsup: Heute habe ich mir diese für mich noch unbekannte Aufnahme angehört und bin absolut begeistert, wie fesselnd diese Int gelungen ist. Da ist ist ständiges Gänsehautfeeling gegeben. :hail:
    Ich finde, dass das Klavier sich auch klangtechnisch gut in den von Swetlanow fulminat gestalteten Orchesterpaart integriert. Zwar ist der Sound nicht gerade "audiophil" aber gut brauchbar.


    Gilels ist wieder einmal in absoluter Hochform und im Prinzip genau so packend wie mit Maazel (EMI). Aber der Orchesterpart bekommt durch Swetlanows Sidehitze noch einen weiteren Schuss an begeisterungswürdigkeit. Die Bläser des Moskauer Orchesters sind (wie immer bei dem russ.Repertoire) unerreicht ... Whow ! Ich kenne keinen besssren Tschaikowsky-Dirigenten ... nein, auch nicht Mrawinsky!


    *** Diese beiden *Sternstunden* liegen ja auch zeitlich ziemlich nah beieinander, sodass Gilels das innere Feuer für beide Aufnahmen gleich im Blut hatte:
    Maazel / New Philharmonia Orchestra (EMI, 11.-17.Oktober 1972)
    Swetlanow / Staatliches So der UDSSR (Melodiya, 18.Dezember 1972)


    Die EMI sind ja nicht gerade "Remasteringkünstler", aber die Studioaufnahme klingt dennoch deutlich besser. Eine Aufnahme die es neben Graffmann/Ormandy noch qualitativ mit diesen beiden Gilels-Aufnahmen aufnehmen kann, wäre meine alte Eurodisc-Doppel-LP mit Shukow / Roshdestwensky (Melodiya/Eurodisc), die ich bereits vor Jahren in Beitrag 1 nannte (sogar mit dem originalen 2.Satz). Nach Graffmann in der schlüssigen Siloti-version sah ich dann aber keine Notwendigkeit mehr, mir diese noch auf CD zu kaufen.



    Ich hatte es ja an anderer Stelle schon erwähnt:
    Das Klavierkonzert Nr.2 steht in meiner Gunst klar vor dem auch geschätzten Schlachtross Klavierkonzert Nr.1.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Guten Abend,


    Ich bin nach Hören des 1.KK mit Cliburn auf diesen Thread ( und den zum 3.KK - 7. Sinfonie ) gestoßen - vom ersten habe ich genügend Aufnahmen - aber das zweite und dritte kenne ich nicht - jetzt habe ich mir zum Kennenlernen diese Aufnahme bestellt , Bild einstellen hat leider nicht funktioniert:


    https://www.amazon.de/gp/produ…age_o00_s00?ie=UTF8&psc=1



    Kennt jemand diese Aufnahme ?


    Gruss


    Kalli

  • Hallo Kalli,


    bestimmt keine üble Aufnahme, die Du da mt Elisabeth Leonskaja ausgewählt hast. Hier hast Du das KK Nr.2 in der in der Originalfassung beim 2.Satz.
    Das KK Nr.3 ist auch mit 14:44 im angenehm straffen Bereich.
    :hello: Viel Spass beim hören !


    Hier ist auch die Abb dieser preiswerten APEX-CD:

    APEX, 1997, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang