Lorin Maazel - Eine Hommage zum 75sten

  • Ich weiß nichts näheres aber das Internet:


    http://www.asofyet.org/muppet/humor/bolero.html


    Ich will meine Gedanken hier nicht schriftlich niederlegen, nur soviel daß man (wahrscheinlich völlig unberechtigt) manchem Orchester eine gewisse Bosheit nachsagt, wenn es mit einem Dirigenten nicht in Übereinstimmung ist.


    Welche Orchester da in Frage kämen kann ich beim besten Willen nicht sagen. Als Wiener, selbst ohne jede Bosheit und Tücke, fast ein "deutscher Michel", erscheint es mir allerdings undenkbar daß es sich um etwas anderes als einen unglücklichen Zufall gehandelt haben kann, notabene, da die "Wiener" sonst so zuverlässig sind.....


    mit allerfreundlichstem Lächeln aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wie sollte es auch anders sein, wenn ich mich melde, der Mann hat auch ein Violinkonzert geschrieben! Maazel ist Geiger von Haus aus, somit ist die Komposition nicht weiter verwunderlich. In der unten angeführten Aufnahme gibt er sich dann auch selbst die Ehre (an der Geige).
    Die "Musik für Violine und Orchester" hat ein starkes Gewicht auf der Solo-Violine, die einsam gegen das Orchester ankämpft, zuweilen in beißenden Dissonanzen und einem herzzerreißenden Finale.



    Gruß,

  • Tag,


    Lorin Maazel, Dirigent, hatte in Paris einst das NDR-Sinfonieorchester zu einer fulminanten (ich benutze abkürzend diesen Jargonausdruck) 1. Brahms angefacht, es gab Ovationen im Salle Pleyel. Damit hatte niemand gerechnet, dass das Orchester über derartige Möglichkeiten verfügte. Lorin Maazel machte es wirklich. Auch in Braunschweig, wieder mit dem NDR-Sinfonieorchester, die 9. Dvorak, nicht endenwollender Applaus, berechtigt. Lorin Maazel machte die Ereignisse wirklich.


    Der Herr kann mehr als nur etwas, er kann's!


    MfG
    Albus

  • Zitat von Albus

    Tag,


    Lorin Maazel, Dirigent, hatte in Paris einst das NDR-Sinfonieorchester zu einer fulminanten (ich benutze abkürzend diesen Jargonausdruck) 1. Brahms angefacht, es gab Ovationen im Salle Pleyel. Damit hatte niemand gerechnet, dass das Orchester über derartige Möglichkeiten verfügte.

    Dann dürften sich im Publikum niemand befunden haben, der die legendäre Brahms 1 dieses Orchesters unter Furtwängler gehört hat.



    Zitat

    Der Herr kann mehr als nur etwas, er kann's!

    Brahms 1 ist ein Standardwerk, viele Orchester spielen es auf Autopilot, und von Furtwängler und Wand (und einigen anderen) haben die NDRler schon ausreichend vermittelt bekommen, wie man Brahms 1 spielen kann.


    Ein abschließendes Urteil aus zwei Konzerten zu formulieren, halte ich für etwas gewagt. Nehme ich einmal Maazels Beethoven-, Bruckner-, Mahler-Zyklen aus München als Maßstab - allesamt im Radio mitgeschnitten - komme ich zu dem - genauso gewagten - Urteil, dass der Herr, was immer er konnte, mittlerweile verlernt hat. Da war Durchschnitt zu hören, mit ein paar Höhepunkten und ein paar Reinfällen.


    Sein Handwerk hingegen beherrscht er. Ein Orchestertrainer im besten Sinne - leider schafft er es nur höchst selten, diese von ihm vermittelte Virtuosität auch interpretatorisch zu nutzen.

    Gruß,
    Gerrit

  • Zitat

    Nehme ich einmal Maazels Beethoven-, Bruckner-, Mahler-Zyklen aus München als Maßstab - allesamt im Radio mitgeschnitten - komme ich zu dem - genauso gewagten - Urteil, dass der Herr, was immer er konnte, mittlerweile verlernt hat. Da war Durchschnitt zu hören, mit ein paar Höhepunkten und ein paar Reinfällen.


    Heute war der 2002er Mitschnitt aus dem Gasteig 5. Mahler mit dem berühmten "Adagietto" noch einmal im Bayerischen Fernsehen, Ich habe genau hingehört und gesehen. Letzte Woche hörte ich den BR zwei mal in Luzern unter Mariss Jansons. Ein Unterschied wie Tag und Nacht zu Gunsten Jansons. Dvoraks Requiem war eine Wucht und Bruckners III. auch. Jansons holt viel mehr Farben aus dem Orchester hervor und erreicht ein wirkliches, phänomenales Pianissimo, was ich bei Maazel kaum vernommen habe. Sogar Spieler aus dem Orchester bestätigten dies. Maazel hätte einen harten, metallischen Schlag, der dem Klang nicht dienlich gewesen sei.

  • Nun, der 75. Geburtstag Maazels liegt schon einige Zeit zurück, der letzte Eintrag in diesem Thread ebenso, das ist wahrscheinlich der Preis wenn man einen Thread allzu spezifisch anlegt (?)


    Heute aber habe ich im Forum in einem anderen Thread eine Bemerkung über Maazel gelesen, und gesehen es gäbe weiteres Interesse zu diesem Thema.Zuerst vwollte ich einen neruen Thread starten, aber dieser eignet sich ganz gut. Einerseits ist schon viel gesagt worden, andrerseits von Forianern der ersten Stunde, die nur mehr vereinzelt hier im Forum weilen, die nächste Generation ist hier und sieht vielleicht einiges anders als die Kollegen vor 2 Jahren....


    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich halte die oben abgebildete DG-Sammelbox mit den frühen Aufnahmen für sehr empfehlenswert. ca. eine CD ist in mono (das Debüt-Doppelalbum mit Romeo&Julia von Tschaikowsky, Prokofieff und Berlioz (hier jeweils Suiten)), der Rest in größtenteils überdurchschnittlich gut klingendem frühem stereo (ca. '58-63) aufgenommen. Die meisten Aufnahmen sind mit den Berliner Philharmonikern, einige aber auch mit dem RSO, das Maazel zwei Jahre nach Fricsays Tod übernahm und einige mit einem franz. Orchester (u.a. Brittens Guide, hier mit englischem Kommentar, ich meine, die hätte ich als Kind als LP mit deutschem Kommentar gehabt, vielleicht hat der polyglotte Maestro tatsächlich alternative Zwischentexte aufgenommen)


    Außer der schon erwähnten Reformationssinfonie (die ich am letzten Mittwoch erst hörte) gibt es eine ebenso hervorragende Italienische, Beethovens 5. & 6., Brahms 3., Tschaikowskys 4. Schuberts ohne 1 und die Große gefallen mir auch sehr gut, sehr brillant und virtuos gespielt (sind aus Frankreich auch außerhalb der Box zu haben, s.u.).


    Neulich schnappte ich mir dann im Abverkauf noch eine weitere Einzelveröffentlichung aus derselben Zeit, mit De Falla und Strawinskijs Feuervogel-Suite. Auch dieses, ihm sicher liegende Repertoire wird klanglich brillant dargeboten und auf einen Tip im Forum habe ich die Doppel-CD mit den Kurzopern Ravels bestellt, die ist aber noch nicht da.



    Beim späteren Maazel scheint mir, nach dem wenigen, was ich kenne, die jugendliche Verve oft dem glatten Perfektionismus (von dem diese frühen Aufnahmen allerdings auch nicht ganz frei sind) zum Opfer gefallen zu sein.
    Die letzten 3 Dvoraksinfonien habe ich vor ein paar Wochen verscherbelt, nachdem ich beschlossen hatte, mit diesem Repertoire überversorgt zu sein; leider habe ich nicht die von Ben Cohrs gelobte 9., sondern die 7. probegehört und da flog er aus irgendwelchen Gründen raus... war vielleicht ein Fehler, egal.


    Aus den 60ern gibt es noch die Sibelius-Sinfonien (die ich nicht kenne, die aber recht positiv rezensiert werden), Wasser- und Feuerwerksmusik
    (seinerzeit von Plattenclubs zu tausenden unter die Leute gebracht, angeblich eine der meistverkauften Klassikplatten in Deutschland) und auch von Bach Konzerte Suiten und sogar eine h-moll-Messe (die habe ich aber nie gehört, weiß nicht, ob sie je auf CD erschienen sind)




    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Hatte das Glück ihn oft am Pult der Berliner
    Philharmoniker, als Operndirigent an der
    Deutschen Oper zu hören.
    Dort hat er sich auch als Wagner Dirigent
    profiliert!
    Ein toller Dirigent mit starker Persönlichkeit
    den ich sehr mag!
    An der Staatsoper Wien war er leider
    nur ein "kurzer" Direktor
    (aber das war eine andere Geschichte)
    als Dirigent war
    er mir aber immer am liebsten!!!


    :D:D:D

    mucaxel

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    und auch von Bach Konzerte Suiten und sogar eine h-moll-Messe (die habe ich aber nie gehört, weiß nicht, ob sie je auf CD erschienen sind)



    Das war die Aufnahme, mit der ich vor vielleicht 25 Jahren die h-moll-Messe kennengelernt habe (LP im Besitz meines Vaters). Meine Erinnerungen sind naturgemäß spärlich, aber ich weiß noch, dass meine erste eigene h-moll-Messe die mit Eugen Jochum gewesen ist, der ganz traditionell mit Riesenapparat, donnernder Konzertorgel etc. antrat - was mich irritierte, weil ich das Werk aus der Maazel-Einspielung kleiner besetzt und mit schnelleren Tempi kannte. Natürlich alles andere als HIP, aber immerhin bemerkenswert. Naja - trotzdem wohl eher von historischem Interesse.


    Es besteht ja wirklich ein breiter Konsens, dass Maazel später immer "glatter" geworden sei - so breit, dass ich fast misstrauisch geworden wäre. Aber die zwei, drei Konzerte, die ich mit Maazel und dem Symponieorchester des Bayerischen Rundfunks live erleben durfte (plus einige Rundfunkübertragungen), haben dieses Urteil leider bestätigt.


    Wirklich brillant dirigiert war dagegen eine Aufführung von Verdis Falstaff bei den Salzburger Festspielen 2001 (mit den Wiener Philharmonikern und Bryn Terfel in der Titelrolle) - für dieses Stück ist Maazel der richtige Mann.



    Viele Grüße


    Bernd

  • Ich kann mich erinnern, daß irgendjemand mal behauptet hat, Maazel wäre ein LIVE-Dirigent gewesen, kein Studio-Dirigent.
    Seine Aufnahme würden angeblich nicht seine wahre Größe widerspiegeln.
    Ob das stimmt, weiß ich natürlich nicht....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bloß nicht vergessen:


    Maazel dirigiert "Peter und der Wolf" (Sprecher: M. Wieman).


    :D


    Da übertrifft er sich selbst, zumindest seine unendlich langweilige Aufnahme von Bruckners 8.


    LG,


    Christian

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Ich kann mich erinnern, daß irgendjemand mal behauptet hat, Maazel wäre ein LIVE-Dirigent gewesen, kein Studio-Dirigent.
    Seine Aufnahme würden angeblich nicht seine wahre Größe widerspiegeln.
    Ob das stimmt, weiß ich natürlich nicht....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    Komisch, gleiches habe ich neulich über Rafael Kubelik gelesen, und auch bei Karl Böhm wird behauptet, daß er "live" besser war als im Studio. Für Karajan gilt imo ähnliches...


    Zufall oder Klischees?

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Meine Lieben,


    Es mag schon sein, daß der eine oder andere Dirigent die Studioatmosphäre nicht so sehr mochte, aber von Karl Böhm liegen doch genug Tondokumente vor, die beweisen, daß er nicht nur "live" großartig war. Und bei Kubelik und Karajan steht es nach meiner Kenntnis nicht viel anders (eine Kollegin, die einmal unter Karajan gesungen hat, war nur deswegen verärgert, weil er bei den Proben auf kleinste Nuancen achtete, während er bei der Aufführung dann eher gleichgültig wirkte).


    Bei Maazel ist das aus meiner Sicht nicht anders. Eine Violinistin der Berliner Oper (verheiratet mit dem ungarisch-deutschen Bariton Ivan Sardi) hob vor langer Zeit mir gegenüber sehr engagiert hervor, wieviel man damals von Maazel lernen konnte. Aber auch vom (Studio-)Tonträger klingt etwa seine "Butterfly" traumhaft. Sein letztes Wiener Neujahrskonzert war sehr gut, aber trotz bester "Live-Stimmung" nicht so, daß ich es als absolut herausragend bezeichnen würde.


    LG


    Waldi

  • Korrekt, Waldi, mit Deinen Ausführungen bestätigst Du das, was ich auch denke und mit meinem letzten Beitrag aussagen wollte.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Zitat

    Original von Norbert


    Komisch, gleiches habe ich neulich über Rafael Kubelik gelesen, und auch bei Karl Böhm wird behauptet, daß er "live" besser war als im Studio. Für Karajan gilt imo ähnliches...


    Zufall oder Klischees?


    Ich denke, es ist das alte Lied. Früher war eine Schallplattenaufnahme mehr etwas Besonderes, ein Dokument (auch) für die Nachwelt. Die Künstler strebten im Studio also nach einer objektiv möglichst "richtigen" Interpretation (wenn auch in ihrem Sinne). Man wollte schließlich ein Statement für längere Zeit abgeben. Live konnten sie wesentlich freier der momentanen Eingebung und der Tagesverfassung der beteiligten Akteure nachgehen, was bei Mitschnitten oft intensiver und lebendiger klingt. Das Besondere ist eben nicht einfach auf Kommando zu erzielen und dementsprechend bei Studio-Aufnahmen auch nicht immer zu finden (wo aber zumindest der technische Aspekt ziemlich gut unter Kontrolle ist).


    Das hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt. Heute ist eine Einspielung oft mehr eine Momentaufnahme und die Künstler sind durchaus bereit, auch extreme Interpretationen abzuliefern. Da ohnehin sehr viel Live-Aufnahmen verewigt werden und auch mehr als früher Mitschnitte über den Rundfunk verbreitet werden, kann ein Künstler des öfteren mehrere Interpretationen eines Werks im Umlauf haben. Das schließt natürlich nicht aus, dass es nach wie vor Tüftler gibt, die eine Studio-Einspielung akribisch vorbereiten, um wirklich das typische Live-Produkt zu übertreffen. Das ist aber dann oft bei ausgefallenem Repertoire der Fall, wo eine zweite Möglichkeit sehr unwahrscheinlich ist (wie z.B. bei Jordi Savall).


    Unabhängig davon ist es aber auch so, das Künstler mit dem Studio unterschiedlich umgehen. Von Glenn Gould weiß man, dass er Studio-Arbeit liebte, Wilhelm Furtwängler hingegen hasste es, ständig vom Tonmeister gegängelt zu werden (die damalige Tontechnik erforderte eine starke dynamische Nivellierung des Orchesterspiels; kein Wunder also, dass Furtwänglers Live-Mitschnitte musikalisch fast immer besser wirken als seine Studio-Produktionen). Es ist aber auch nachvollziehbar, dass einige Künstler live besser wirken, weil sie das Publikum brauchen, um ganz aus sich heraus zu gehen, während andere die Studio-Arbeit vorziehen, gerade weil der Druck des Publikums weg fällt und somit nicht als Hemmschuh wirkt.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Und schließlich gibt es auch bei Dirigenten und Orchestermusikern so wie bei Sängern und Sängerinnen eine Tagesverfassung, die man von vornherein vielfach gar nicht einschätzen kann. Ich weiß es von mir selbst: Manchmal fühle ich mich groß in Form und denke mir dann bei der Vorlesung: Was ist los? Du bist ja heute grauenhaft (dieses Gefühl kann einen dann sogar beim nächsten Mal verunsichern). Umgekehrt schleppt man sich mitunter in den Hörsaal, nur um es hinter sich zu kriegen, hofft, sich irgendwie durchzuschwindeln, und stellt verblüfft fest, daß man gut "ankommt" und ein paar brauchbare Gedanken entwickelt.
    Ich denke mir also, wenn ein sensibler Dirigent ein paar Mal danebenhaut und vielleicht - weil der Produzent kein Geld und keine Geduld hat - keine Gelegenheit bekommt, den Lapsus auszubügeln, er zeitweise eine gewisse Abneigung gegen das oder ein bestimmtes Studio entwickelt, was sich in ungünstigen Fällen auch zum Komplex auswachsen kann. Aber ein allgemeingültiges Einteilungssystem läßt sich auf solchen Grundlagen kaum aufbauen.
    Maazel hat- wie fast jeder Taktstockmeister - in seinen späteren Karrierejahren sicher manche Leistungen abgeliefert, die nicht wie sonst vom Sitz reißen, aber er vermochte ebenso, weitere Spitzendarbietungen zu liefern. Karl Böhm war vielleicht eher eine Ausnahme. Bei ihm hatte man bis zuletzt das Gefühl, er könne immer noch zulegen - aber er war auch kein Hektiker oder Zappler, was bei schwindender körperlicher Leistungsfähigkeit sicher einen Vorteil darstellt. Bei Maazel finde ich übrigens auch, daß er eher ein ruhigen Dirigierstil pflegt.


    LG


    Waldi

  • Kann es sein, daß der junge Maazel dem alten vorzuziehen ist? Über den alten liest man häufig weniger gute Rezensionen, aber der junge Dirigent scheint doch ein ganz anderes Kaliber gewesen zu sein. Zeugen seiner frühen Jahre sind u. a. seine Bayreuther Aufnahmen aus den 60ern: der "Lohengrin" von 1960 und die "Ringe" von 1968 und 1969. Letzteren habe ich nun nach langer Odyssee (in erstaunlich guter Stereo-Qualität à la Rundfunk-Mitschnitt) endlich erhalten und soeben auch das "Rheingold" daraus zu Ende gehört. Und was ich hörte, hat mir überaus zugesagt. Nicht nur, daß er ein kongeniales Sänger-Ensemble hinter sich hat, auch sein Dirigat selbst würde ich als sehr gelungen bezeichnen: Spritzig, dramatisch, flott, aber nie gehetzt. Daß Maazel Wagner liegt, war mir schon nach seinem "Ring ohne Worte" bewußt. Offenbar auch der "mit Worten". ;)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Zitat

    Original von Joseph II.
    Kann es sein, daß der junge Maazel dem alten vorzuziehen ist? Über den alten liest man häufig weniger gute Rezensionen, aber der junge Dirigent scheint doch ein ganz anderes Kaliber gewesen zu sein.


    Das ist wohl Konsensus. Maazel war, was ja weiter oben schon angesprochen wurde, ein unglaubliches Talent und die frühen Einspielungen des knapp 30jährigen sind wirklich sehr gut; die Schubert-Sinfonien für viele zu rasant und "oberflächlich", mir gefallen sie sehr. Später scheint dann irgendwie oft nur noch die brillante Technik übriggeblieben zu sein. Mir war bisher unbekannt, daß er überhaupt je in Bayreuth dirigiert hatte (und man fragt sich, warum später nicht nochmal).


    JR

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    I knew the night had gone.
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    (Bob Dylan)

  • Irgendwo wurde der 1960er Maazel-"Lohengrin" schon mal als Referenzaufnahme bezeichnet. Kann ich bis dato nicht beurteilen, erschiene mir nach dem heutigen "Rheingold" aber zumindest nicht mehr als unmöglich.



    (Den "Ring" bekommt man übrigens von Zeit zu Zeit bei Ebay.)


    Zitat

    Mir war bisher unbekannt, daß er überhaupt je in Bayreuth dirigiert hatte (und man fragt sich, warum später nicht nochmal).


    Ich könnte es mir so erklären, daß sein Vertrag mit Bayreuth 1969 mit dem Ende des Wieland-Wagner-"Rings" auslief und ihn Wolfgang Wagner 1970 für seinen eigenen nicht mehr verpflichtete (sondern Horst Stein).


    Ich fände es persönlich sehr schön, wenn man zum Wagner-Jahr 2013 nicht nur Levine wieder nach Bayreuth brächte, sondern auch Maazel.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lorin Maazel komponiert auch, z. B. Violinkonzerte für I. Turban und auch eine Oper nach Orwells Science Fiction Roman "1984", die in London aufgeführt wurde und von der es eine DVD gibt:



    Lorin Maazel (geb. 1930)
    1984 (Oper nach George Orwell)

    (Eine Produktion der Royal Opera Covent Garden,
    Regie: Robert Lepage)
    Simon Keenlyside, Nany Gustafson, Diana Damrau,
    Covent Garden Orchestra,
    Lorin Maazel
    +Special:Interview mit Lorin Maazel (30 Min.)
    Label: Decca , FSK12, 2005


    Trotz hervorragender Leistungen von Diana Damrau und Simon Keenlyside dürfte die Oper kaum Überlebenschancen haben...


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Da kann man sehen, wie schnell die Zeit auch im Tamino-Forum vergeht:


    Dieser Thread wurde Lorin Maazel zum 75. Geburtstag gewidmet.


    Heute wird der Maestro 80 Jahre jung!

    Herzlichen Glückwunsch!


    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:



    Nächste Woche erscheint seine neueste Blue-Ray-DVD:



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Herzlichen Glückwunsch an Monsieur Maazel! :jubel:


    Bei der Gelegenheit wäre eine Umbenennung des Threads vielleicht angebracht: "Eine Hommage zum 80sten". ;)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von Joseph II.
    Herzlichen Glückwunsch an Monsieur Maazel! :jubel:


    Bei der Gelegenheit wäre eine Umbenennung des Threads vielleicht angebracht: "Eine Hommage zum 80sten". ;)


    Angesichts eines Erstbeitrage vom 5.3.2005????? 8o :pfeif:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Heute auf Bayern Alpha:


    11:30 Uhr


    Lorin Maazel dirigiert
    Antonin Dvorák: Symphonie Nr. 9 e-moll "Aus der Neuen Welt"
    Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks


    Freundliche Grüße, Andrew :hello:

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • hallo zusammen...ich wollte Fragen ob jemand hier diese aufnahme besitzt und ob sie zu empfehlen ist???
    und mich interessiert wann die Musik aufgenommen wurde.


    vielen dank für die Hilfe


  • Hallo JonasClassic,


    Die 5. SINFONIE von BEETHOVEN und die 8. SINFONIE von SCHUBERT in der MAAZEL-AUFNAHME sind mir jetzt nicht bekannt.


    Aber apropos LORIN MAAZEL: Die Aufnahmen, die ich mit diesem Dirigenten besonders empfehlen kann, sind die 5. und 6. SINFONIE von SCHUBERT in seiner alten DGG-Aufnahme mit den BERLINER PHILHARMONIKERN.


    Von den unzähligen Einspielungen dieser beiden Werke sind Aufnahmen, die mir besonders zusagen, bei der 5. SINFONIE von BEETHOVEN: die alte Aufnahme mit dem PRO MUSICA SYMPHONIE ORCHESTER unter JASCHA HORENSTEIN, sowie die Einspielung mit den WIENER SYMPHONIKERN unter WILLEM VAN OTTERLOO.


    Für die "UNVOLLENDETE" würde ich präferieren die Aufnahmen mit den BERLINER PHILHARMONIKERN unter FRITZ LEHMANN, die alte Aufnahme mit dem ORCHESTER DER WIENER STATTSOPER unter HANS SWAROWSKY, wie auch mit der TSCHECHISCHE PHILHARMONIE unter VACLAV NEUMANN, sowie mit dem PHILHARMONISCHEN ORCHESTER DEN HAAG unter WILLEM VAN OTTERLOO. Ob es diese Aufnahmen auch als CD noch gibt, weiß ich jetzt nicht, doch würde es sich lohnen, sich diese ausgezeichneten Einspielungen als LP noch zu beschaffen, soweit erhältlich.


    Viele Grüße


    wok

  • Vor wenigen Wochen erschien weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit eine 30-CD-Box des Sony-Labels, welche "große Aufnahmen" Maazels preisgünstig zusammenfaßt:



    CD 1-5: Beethoven: Complete Symphonies - Cleveland Orchestra
    CD 6: Beethoven: Symphonic Battle Scenes, Capriccio Italien, 1812, Wellingtons Sieg - Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
    CD 7: Berlioz: Symphonie Fantastique - Cleveland Orchestra
    CD 8: Debussy: La Mer, Jeux, Nocturnes - Wiener Philharmoniker, Arnold Schönberg Chor
    CD 9: Grofé: Grand Canyon Suite - Pittsburgh Symphony Orchestra
    CD 10: Holst: The Planets - L'Orchestre National de France
    CD 11: Mahler: Symphony No. 1 - L'Orchestre National de France
    CD 12: Ravel: Bolero - Wiener Philharmoniker
    CD 13: Respighi: Pini di Roma, Fontane di Roma, Feste Romane - Pittsburgh Symphony Orchestra
    CD 14: Saint-Saëns: Symphony No. 3 in C minor, Phaéton, Danse macabre, Danse bacchanale - Pittsburgh Symhony Orchestra
    CD 15-18: Sibelius: Complete Symphonies - Pittsburgh Symphony Orchestra
    CD 19: Strauss: Ein Heldenleben - Cleveland Orchestra
    CD 20-23: Strauss: Symphonische Dichtungen - Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
    CD 24: Stravinsky: Petrouchka, Le Chant du Rossignol, Feu d'artifice (Feuerwerk) - Wiener Philharmoniker
    CD 25: Stravinsky: Symphony In Three Movements, The soldier's tale, Symphony of Psalms - Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
    CD 26-28: Tchaikovsky: Symphony No. 4-6 - Cleveland Orchestra
    CD 29-30: Wagner: Orchestral Pieces Vol. 1&2 - Berliner Philharmoniker


    Für unter 50 EUR hat man hier die Gelegenheit, sich wichtige Aufnahmen dieses Dirigenten, u. a. die kompletten Symphonien von Beethoven und Sibelius und die späten Tschaikowsky-Symphonien, in einem Zug zuzulegen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner