Konzertbesuche und Bewertung

  • Do., 07.02.2008 - Alte Oper Ffm., Großer Saal - 20.00 Uhr - Donnerstag-Abo
    Fr., 08.02.2008 - Alte Oper Ffm., Großer Saal - 20.00 Uhr - Freitag-Abo


    - HR-Sinfoniekonzert -



    Igor Strawinsky (1882-1971):
    Jeu de Cartes -
    Ballett in 3 Runden für Orchester 1936


    Karol Szymanowski (1882-1937):
    Symphonie Nr. 4 "Symphonie Concertante"
    für Klavier und Orchester, opus 60 1932


    - Pause -


    Witold Lutoslawski (1913-1994):
    Konzert für Orchester
    1950-54



    Interpreten:
    Piotr Anderszewski, Klavier
    hr-Sinfonieorchester
    Leitung: Paavo Järvi



    Ein vom Verfasser dieser Zeilen lange ersehntes Konzert mit einem herrlich ausgefallenen und gleichermaßen intelligent zusammengestellten Programm fand am Donnerstag, 07. und Freitag, 08.02.2008 im Großen Saal der Alten Oper zu Frankfurt a. M. im Rahmen der durch ihre enorme Repertoire-Vielfalt hoch geschätzten Symphoniekonzert-Reihe des Hessischen Rundfunks statt.


    Eine positive Überraschung bot bereits der erste Programmpunkt: Igor Strawinskys Ballett in drei Runden 'Jeu de Cartes', komponiert 1936, welches ich, als ich es vor etwa 20 Jahren das letzte Mal hörte, noch nicht recht zu schätzen wußte und seither (bis vor dem erneuten Hören in diesem Konzert) gewisse Vorbehalte gegen das "kleine" Werk hegte. Als glühendem Liebhaber der drei ersten ausdrucksgesättigten Ballette (L' Oiseau de Feu', 'Petruschka' und 'Sacre') mag man mir meine so lange gehegte Skepsis gegenüber dem vermeintlich leicht und locker dahinplätschernden Stück nachsehen.
    Das für das damals neu gegründete 'American Ballet' komponierte und von George Balanchine choreographierte Werk beschreibt eine dreiteilige Szenenfolge eines Kartenspiels:
    Die Charaktere dieses Balletts sind Karten eines Pokerspiels, die am grünen Tisch des Spielsaals unter mehrere Spieler verteilt werden. Bei jedem Spiel wird der Ablauf durch die arglistigen Tricks des unzuverlässigen Jokers erschwert, der sich dank seiner Fähigkeit, jede beliebige Karte darstellen zu können, für unschlagbar hält.
    Durch Balanchines überdeutliche Kennzeichnung des Jokers als Hitler-Figur erhielt das 1937 an der New Yorker Met sehr erfolgreich uraufgeführte Ballett zwar auch eine politische Dimension, gleichzeitig verleiht ihm der Komponist durch seine ausgeklügelte Kunst des Zitierens, der Karikatur, sowie der Ironie eine Leichtigkeit, wie sie vielen Werken der neoklassizistischen Periode Strawinskys zueigen ist.
    Die kammermusikalische Behandlung des Orchesters und die damit verbundene Durchsichtigkeit des Klangs sowie die höllisch schweren rhythmischen Vertracktheiten der Partitur meisterte das hr-Sinfonieorchster Frankfurt in ausnehmend souveräner Weise und wußte durch eleganten Spielwitz und hoch erfreuliches Engagement zu begeistern.


    Die unmittelbar anschließende Wiedergabe der vier Jahre zuvor (1932) entstandenen 'Symphonie Concertante' für Klavier und Orchester des - neben Chopin - bedeutendsten polnischen Komponisten Karol Szymanowski verlieh dem Konzert durch ihre klangliche Delikatesse und Sensibilität einen unvergeßlichen sinnlichen Glanzpunkt besonderer Art.
    Die von HR-Moderatorin Adelheil Coy sowohl im Konzert-Vorgespräch (mit Paavo Järvi) als auch im Radio-Pausencafé geäußerten Vorbehalte, Szymanowski klinge oft wie z. B. ...Debussy, Strauss oder Scriabin kann ich - als langjährigem Hörer und Kenner des polnischen Komponisten - in keiner Weise nachvollziehen. Szymanowski klingt für mich, vor allem in der von mir nun erstmals live erlebten Symphonie Nr. 4 in jedem einzelnen Takt wie Szymanowski! :yes:
    Der Solist des Abends, Piotr Anderszewski einer der individuellsten und gefragtesten Pianisten unserer Zeit (The Sunday Times), der mit seiner 2005 erschienenen CD mit Soloklavierwerken seines polnischen Landsmanns hervortrat, brillierte als hervorragender Virtuose und zuverlässiger Partner des ihm in seiner Klangsinnlichkeit folgenden hr-Orchesters, vor allem im so überaus berückenden zentralen Andante-Mittelsatz, dem Chefdirigent Paavo Järvi u. a. durch die langsame Tempovorgabe sowie die allmähliche wie gewaltige Steigerung des Satzes die dem Stück eigene berauschende Ekstase verlieh.
    Im abschließenden 'Allegro non troppo'-Satz blieben sowohl der Solist als auch das Orchester in der in Sachen scharfer Rhythmik und mitreißender Motorik so überaus packenden Interpretation dem im deutschen Sprachraum leider so sträflich vernachlässigten Werk nichts schuldig.


    Das nach der Konzertpause erklungene, 1950-54 komponierte, halbstündige 'Konzert für Orchester' des ponischen Komponisten Witold Lutoslawski verrät bezüglich des strengen Formaufbaus und der Beherrschung satztechnischer Finessen zwar einige Gemeinsamkeiten mit dem gleichnamigen, zu Unrecht so viel bekannteren Werk Béla Bartóks, gewann darüber hinaus jedoch angesichts seiner hoch expressiven, ja leidenschaftlichen Erregung und blendenden Virtuosität an Attraktivität, vor allem in der wuchtigen und energischen Wiedergabe des hr-Sinfonieorchesters unter der emphatischen Leitung Paavo Järvis.


    :hello:
    Johannes

  • Hallo Johannes,


    mit großem Interesse habe ich Deine nachvollziehbaren Eindrücke zu Deinem Konzertbesuch gelesen.


    Paavo Järvi scheint wirklich ein Name zu sein, den man sich merken sollte.
    :yes: Vielleicht ist er schon jetzt einer der größten lebenden Dirigenten !


    das Lutoslawsky-Konzert muß ja absilut TOP gewesen sein.
    War es eine Rundfunkaufnahme, die später gesendet wird ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    Zitat

    Original von teleton
    Paavo Järvi scheint wirklich ein Name zu sein, den man sich merken sollte.
    Vielleicht ist er schon jetzt einer der größten lebenden Dirigenten!


    In dieser Ausschließlichkeit würde ich das nicht bejahen. Genausowenig wie bei seinem Vater Neeme Järvi, obwohl ich die Interpretationen (des von mir bevorzugt gehörten Raritätenrepertoires) beider hoch schätze. Denn bezüglich des Standardrepertoires (in nenne als Beispiele nur Bruckner, Brahms, Schubert usw.) gibt es meines Erachtens zu viel gute oder bessere Alternativen.
    Es gibt allerdings Gebiete, auf denen ich die beiden Järvis favorisiere und sie für mich zu den besten Interpreten überhaupt gehören, vor allem was russische (Prokofiew), nordische (Nielsen) oder estnische (Tubin) Komponisten des 20. Jahrhunderts betrifft. :]



    Zitat

    Original von teleton
    Das Lutoslawski-Konzert muß ja absolut TOP gewesen sein.
    War es eine Rundfunkaufnahme, die später gesendet wird?


    Ja, der Lutoslawski bildete den krönenden Abschluß eines rundum gelungenen Konzertes.
    Die Aufführung vom Freitag wurde - wie üblich - live in HR 2 übertragen, wird aber am Di., 19.02.2008 in HR 2 ab 20.05 Uhr nochmals wiederholt. (Oftmals ist es jedoch leider so, daß der Radio-Mitschnitt nicht ganz so präsent rüberkommt wie das Live-Erlebnis im Konzertsaal.)


    :hello:
    Johannes

  • Einen Tag nach dem Auftritt des HR - Sinfonieorchesters in der Alten Oper gastierte Diana Damrau eben dort, begleitet vom Münchner Rundfunkorchester unter der Leitung des Barenboimschülers Dan Ettinger.
    Die Sängerin auf dem Weg zum Weltruhm präsentierte ein Programm, in dem sie Bekanntes ( Caro nome; Nun eilt herbei, Witz, heit`re Laune ; Una voce poco fa ) mit eher Unbekanntem mischte, wobei die französische Literatur im Vordergrund stand. Absoluter Höhepunkt war für mich die ergreifende Interpretation der Ophelia aus dem vierten Akt der Oper " Hamlet " von Ambroise Thomas: A vos yeux, mes amis. Diese Wahnsinnsszene steht der von Donizettis Lucia in nichts nach.
    Diana Damrau, auch optisch sehr überzeugend, lieferte den Beweis dafür, dass sie den gewagten Spagat zwischen Königin der Nacht und Pamina ( kürzlich an der Met ) ohne jegliche Einbuße beherrscht. Die Stimme ist optimal fokussiert, die Messa di voce nahezu perfekt, das Timbre angenehm und - besonders wichtig - unverwechselbar.
    Es ist schon toll, dass Deutschland nicht nur Exportweltmeister bei anspruchsvollen Gebrauchsgütern, sondern neuerdings auch bei stimmschönen Sängerinnen ( Schäfer, Dasch, Damrau ) und Sängern ( Kaufmann, Goerne, Quasthoff usw. ) ist !


    Ciao. Gioachino

    MiniMiniDIFIDI

  • Liebe Taminos,


    am Montag, 11.2.08, war ich beim Solo-Abend Natalie Dessays in der Deutschen Oper Berlin. Das Program: Wahnsinnsszenen, kontrastiert durch schmissige Belanglosigkeiten (Francks Le chasseur maudit, Ouvertüre La battaglia di Legnano etc.) unter Pinchas Steinberg.


    Mein Eindruck: sehr zwiespältig. Im allgemeinen kommt mir Dessays Timbre relativ neutral vor, dabei aber erfrischend natürlich in der Tonproduktion. Die Variationen und Färbungen der Stimme sind nicht weit entwickelt, intensiv geraten Szenen daher vor allem durch den überbordenden Charme der Sängerin. In der raschen Koloratur bemerkt man Agilitätsdefizite, so daß etwa schnelle Skalen zu glatten Rutschbahnen werden, anstatt den berühmten Perlenketten-Effekt zu erzielen. Auch der Triller ist (immerhin vorhanden!) nur nach längerem Einschwingen hörbar. Brillant dagegen ist die Pianokultur ausgebildet, mit perfekter Atemstütze und wundervoll ausgesponnenen Tönen.
    Besorgniserregend dann der Aufstieg in die dreigestrichenen Regionen: Fast ausnahmslos unter Volldruck attackiert, werden alle Spitzentöne zu Schreien (so daß man nicht an einen kalkulierten Effekt glauben mag), die zwar sehrend intensiv sind, dabei aber nicht kontrolliert werden können (die Tendenz zum gewaltigen Tremolo war mehrfach zu hören) und darüber hinaus leicht uniform wirken.


    Zum Programm: Die Manon-Arie ("Suis-je gentille ainsi?") war ein nettes Schmankerl, ohne besonderes Finish vorgetragen. Dann das Highlight: Ophelias Arie ("A vos jeux") in einer Interpretation, die höchstens noch von Callas' Live-Aufnahme übertroffen wird (und vielleicht von Nellie Melba). Grandios!
    Von Lucias Szene (mit Glasharfe!) war ich sehr enttäuscht: unsichere Koloraturen, eindimensional, wie eine mittelmäßige Etüde. Zum Schluß Violettas Szene aus dem 1. Akt: Bis zum "Sempre libera" eins der besten Portraits, das ich je live erlebt habe, in den virtuosen Passagen dann ziemliche Überforderung und wieder die keifigen Spitzentöne.


    Also reichlich wacklig, das Ganze, aber mit großen Momenten, die nicht so schnell in Vergessenheit geraten werden!


    LG,


    Christian

  • @ Il Grande Inquisitor :
    Schade, dass du nicht die Damrau mit der Szene der Ophelia erlebt hast und ich nicht eben diese mit der Dessay - sehr schade !


    Ciao. Gioachino :hello:

    MiniMiniDIFIDI

  • Gioachino,


    Du hast Recht, ich schaffe es leider auch nicht zu Damrau in der Philharmonie (wo sie ja womöglich das gleiche Programm singen wird). Aber ich muß auch sie endlich einmal live erleben.


    LG,


    Christian

  • Valerie und Ann-Kathrin Schmelter konzertierten im Pollinger Bibliothekssaal, 15.2.2008


    Der prachtvolle Bibliothekssaal des Klosters in Polling ist ein idealer Ort für Kammermusikkonzerte. Einziger Nachteil: Wer allein mit der Bahn anreist und/oder nicht Auto fährt, muss nach dem Konzert eine Mitfahrgelegenheit suchen, ein Taxi buchen oder die 4 Kilometer nach Weilheim nachts zurück laufen.


    Das junge Geschwisterpaar Ann-Kathrin (17) und Valerie (14) Schmelter hat schon einige Preise gewonnen, und die beiden spielen musikalisch und musikantisch und virtuos und mit Herz Klavier, dass es nur so eine Freude ist. Sie haben sich zugkräftige Schmankerln aus der Literatur für ein Klavier vierhändig und für zwei Klaviere ausgesucht, und sie stellen sich auch solistisch vor.


    Das linke Klavier, das Hauptklavier, auf dem alle vierhändigen Stücke sowie die Solobeiträge gespielt werden, ist ein Steinway, das rechte ein Bösendorfer.


    Die beiden legen los mit Danse Espagnole Nr. 1 extrait de „La Vie brève“ von Manuel de Falla. Die jüngere Schwester Valerie spielt oben. Ein schmissiger Auftakt, der spanisches Flair in den Saal zaubert. Valerie fegt bei der Ètude Nr. 2 aus „15 Ètudes de Virtuosité“ op. 72 von Moritz Moszkowski über die Tasten, dass man aus dem Staunen ob so viel virtuoser Selbstverständlichkeit nicht heraus kommt. Bei Franz Schuberts Variationen über ein französisches Lied op. 10 D 624 spielt die jüngere Valerie unten – Eintauchen in Schuberts Variationswelt, die immer ewiger wird, wunderbar musikantisch und musikalisch nuanciert, dazu souverän virtuos gespielt! Die beiden zeigen sich bereits als echte Profis, ohne je auch nur den Anflug gedrillter Frühkarrierieristengier zu erwecken. Ann-Kathrin schält aus den Klangwogen des Un sospiro von Franz Liszt herrlich poetisch das Thema heraus. In die Pause führen die beiden, erstmals an zwei Klavieren, Ann-Kathrin am Steinway, mit einem „Tophit“ der Literatur für zwei Klaviere vierhändig: Scaramouche pour deux pianos von Darius Milhaud. Diese spritzige Musik ist dreisätzig aufgebaut, wie eine Sonatine. Ein ruhiger Satz wird von zwei raschen eingerahmt. Da legen die beiden rhythmisch los, dass sich der Schreiber an die 80er Jahre in Wien erinnert, als Roland Batik und Paul Gulda ihre unvergesslichen Duokonzerte gegeben haben. (Ob die Schmelter Schwestern über solche Rhythmen wie bei Milhaud auch improvisieren? Zuzutrauen wäre es ihnen.)


    Im Oktober 2007 waren die beiden im Münchner Circus Krone bei Kinderkonzerten des Münchner Rundfunkorchesters mit dem „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns dabei. Dirigiert hat Marko Letonja, Erzähler war Konstantin Wecker. Die Aufnahme erschien im Februar 2008 auch auf CD.



    Im Bibliothekssaal in Polling spielen sie eine Fassung für ein Klavier vierhändig, Valerie wieder unten. Mit Bravour ersetzt das Geschwisterpaar dabei das ganze Orchester und lässt die musikalischen (hier vor allem tierischen) Funken sprühen. Man kann es Valerie Schmelter wohl nicht vorwerfen, dass sie Franz Schuberts Impromptu Nr. 2 Es-Dur op. 90 D 899 wie eine perfekt einstudierte Etüde souveränisiert. Was in diesem Stück an psychologischer Tiefe steckt, wird sich ihrer Interpretation im Lauf der Jahre ganz sicher auch noch erschließen. Ann-Kathrin ist schon drei Jahre älter (und pianistisch erwachsener), das hört man bei Felix Mendelssohn-Bartholdys Variations sérieuses op. 54 – ein konzertreifer Vortrag im besten Sinn der Bedeutung. Sinnvolles Finale eines solchen Abends sind die Variationen über ein Thema von Paganini für zwei Klaviere von Witold Lutoslawski. Generationen von Komponisten, von Brahms über Rachmaninow bis zu Andrew Lloyd Webber, haben dieses berühmte Thema variiert, und Lutoslawskis etwa fünf Minuten machen einen großteils irrwitzig virtuosen, schalkhaften Abräumer daraus.


    Die beschwingte Zugabe, „Ankunft der Königin von Saba“ aus „Salomo“ von Georg Friedrich Händel, wieder an einem Klavier gespielt (Valerie unten) beschließt einen pianistisch wie herzlich großartigen Abend. Von diesem Geschwisterpaar ist einiges zu erwarten, vielleicht so Großes wie von den Labeques oder Pekinels.


    Herzlicher Gruß
    Alexander

    Freundlicher Gruß
    Alexander

  • Hallo,


    Ich habe heute folgendes Konzert hinter mich gebracht:


    Mo., 18.02.08 - Philharmonie Berlin (Kammermusiksaal) - 20.00


    J.Haydn: Streichqiartett Nr.81 in G-Dur (Hob.III 81)
    A.Berg: Streichquartett Op.3
    F.Schubert: Streichquartett Nr.15 in G-Dur


    Interpreten:
    Alban Berg Quartett



    Gleich Vorweg: Als ich die Karte im November für 10€ gekauft hatte, wusste ich noch nicht, was für ein Abend mich erwarten würde. Mir war zwar bewusst, dass das Alban Berg Quartett wohl zu den bedeutendsten Ensembles der Kammermusik zählen dürfte und das die Auflösung bereits geplant sei, jedoch kaufte ich die Karte (als eher seltener Kammermusik-Hörer) mehr spontan und ohne große Vorfreude. Diese potenzielle "Unlust" auf das Konzert dauerte paradoxerweise bis kurz vor Konzertbeginn an.


    Was ich jedoch erleben sollte, werde ich vom spieltechnischen und atmosphärischen Gesichtspunkt wohl nie vergessen!


    Das Ensemble, weches nun schon seit über 35 Jahren zur absoluten "Elite" (schon wieder dieses blöe Wort...) der Quartett-Landschaft gehört und unzählige hochkarätige Einspielungen vorgenommen hat, wartet mit einer Interpretationskunst sowie einem dynamischen Spektrum auf, wie man es wohl selten zu Gehör bekommt.
    Das hervorragen gewählte Programm spiegelt die große Vielseitigkeit des Quartetts (auch der Gattung als solche) in hervorragendem Maße wieder:
    Das Haydn-Quartett wird mit wundervoller Leichitgkeit sowie ausbalancierter Stimmführung dargeboten. In Bergs Werk zeigt sich in besonderem Maße das Gespür des Ensembles für Klangfarbe und musikalische Effekte. An dramatisch-lauten Stellen schwillt die Klangkulisse zu orchestralen Ausmaßen an; zarte Passagen werden mit einer famosen Sicherheit selbst bei extremstem Piano gemeistert - die dynamische Palette scheint endlos!


    Nach der Pause wird das letzte, sehr aufgewühlte (und aufwühlende) Streichquartett Schuberts mit der eben beschriebenen "Meisterschaft der Lautsärkeregulierung" dargeboten - hinzu tritt (wie so oft bei dem Ensemble) der ausgesprochen scharfe Sinn für "partiturgerechte Interpretation".
    [Ich persönlich lasse mich von meinen gänigen Hörgwewohnheiten nur sehr schwer abbringen und freunde mich oft mit einer (meist der erst-gehörten) Aufnahme eines Werk so extrem an, dass ich keine anderen Interpretationen dulde. Das Alban Berg Quartett hat es aber beispielsweise geschaft, mich vom Sinn eines winzigen Rubatos zu Beginn des letzten, genialen Satzes bei Schuberts 15.Quartett zu überzeugen. Der ganze Wahnsinn und die Trübung der vermeintlich heitieren Szene (welche der Satz durch die tongeschlechtlichen Spelereien von vornherein mitbringt) wird somit noch extrem verstärkt... ]


    Am Ende steht der Saal Kopf: Standing Ovations und etliche Bravo-Rufe locken das Ensemble (welches hiermit sein letztes Berlin-Konzert bestritt) immer wieder auf die Bühne.


    Der großartigste und verblüffendste Moment des Konzerts sollte aber noch folgen: Sir Simon Rattle (welchen ich vorher schon im Publikum ausmachen zu glaubte) verschwand sehr schnell nach dem Ende des Schubert-Quartetts von seinem Platz und kam nach einiger Zeit mit dem Alban Berg Quartett auf die Bühne. Nach einer kurzen, typisch humorigen, englischen Ansprache (in welcher er das Ensemble über alle Maßen lobte und besonders auch dessen Bedeutung in der Platten-Branche hervorhob), begab sich der Dirigent an den (zum meiner Verblüffung in der Pause aufgebauten) Flügel, um mit dem Quartett den wunderschönen, zweiten Satz aus Dvoraks 2.Klavierquintett zu spielen.
    Ein (kurioses) Erlebnis und eine Überraschung wie man sie zweifelsohne nicht bei jedem Konzert bekommt!


    Zum Schluss sei noch auf das wirklich fabelhafte Publikum hingeweisen, welches man in dieser Art wohl nur bei Kammerkonzerten antrifft:
    Immens konzentriert bei der Sache und selbt bei dem ziemlich schwierigen Stück des Namenspatrons keine nervigen "Desinteresse-Huster" ablassend.


    Ein unerwartet überwältigender Abend! :D


    LG
    Raphael

  • Musikalischer Höhepunkt meines Berlinaufenthaltes war überraschenderweise nicht Puccinis "La bohème" unter einem sehr ruppig dirigierenden Dudamel, sondern ein Abonnementskonzert des fantastischen Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin unter der subtilen Stabführung von Marek Janowski.


    Am Beginn des Konzertes standen die Drei Bruchstücke aus "Wozzeck", deren konzertante Aufführung 1924 der Oper vorangingen. Die außerordentliche Transparenz des großen Orchesters, die gute Diktion bei einem kraftvollen Vortrag des Mezzos Petra Lang und die Klangschönheit der sorgfältig erarbeiteten Partitur bot ein überwältigendes Erlebnis.


    Dass dieses noch übertroffen werden konnte durch die Interpretation von "Nobody knows de trouble I see" von Bernd Alois Zimmermann, lag nicht zuletzt an dem exzellenten Solotrompeter Hakan Hardenberger, der die Anmutungen seines Solopartes in einer Weise bewältigte, dass er wie eine freie Improvisation wirkte. Die Verschmelzung von Zwölftonmusik (von der man weiß, die man aber nicht hört) und einem unwiderstehlichen Sog in den Swing (die Saxophongruppe war großartig!) schlug das Publikum in den Bann. Von der rituellen Beschwörung am Anfang über den Drive der immer deutlicher hörbaren Jazzgruppe, aus der das Spiritual erst im Laufe der Zeit herauswächst, bis zum letzten lang verhallenden Refrain-Ton im Pianissimo der Trompete wuchs eine ungeheuere Spannung, die sich in lang anhaltendem Beifall entlud. Die Zugabe, eine Meditation über "My funny Valentine", wirkte wie eine verhaltene Fortsetzung des Trompetenkonzertes.


    Nach der Pause gab es Beethovens Fünfte, für mich ein wenig zu stromlinienförmig vor allem im ersten Satz, der rasant gespielt wurde. Auch wenn hier die Interpretion nicht die Höhe des ersten Teiles hielt, waren viele klangliche Schönheiten zu entdecken, bevor die Sinfonie mit den strahlenden C-dur ein triumphales Ende fand. Auch hier fand ich die Klangkultur bewundernswert, die Janowski mit diesem Orchester geschaffen hat.


    Liebe Grüße Peter

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  • Heute abend im Keilberth-Saal der Bamberger Konzerthalle gehört:



    Joseph Haydn: Symphonie Nr. 103 Es-dur


    Arnold Schönberg: Lied der Waldtaube aus den "Gurreliedern"
    (Fassung für Kammerorchester)

    Igor Strawinsky: Petruschka (Fassung 1947)



    Annely Peebo, Mezzosopran
    Bamberger Symphoniker
    Michael Gielen, Dirigent



    Für einen langjährigen Gielen-Anhänger wie mich natürlich ein Pflichtprogramm.


    Bei der Haydn-Symphonie hat Gielen den einleitenden Paukenwirbel in eine zwölftaktige Paukenkadenz verwandelt, bei der bereits der Rhythmus des Hauptthemas des Allegro con spirito anklingt (dazu mehr im entsprechenden Thread). Ansonsten war das eine ungewöhnlich "gewichtige" Haydn-Aufführung, was nicht nur an der relativ großen Orchesterbesetzung lag. Was ich bei Gielen nicht erwartet hätte: das in Relation zu fast allen mir bekannten Einspielungen relativ langsame Tempo der Allegro-con-spirito-Sätze (1 und 4). "Spirito" im herkömmlichen Sinn konnte man hier vielleicht vermissen - dafür hörte man aber ein ungeheuer sorgfältiges Phrasieren, einen hohen Grad an dynamischer Differenzierung und sehr kantige, geschärfte Klangverbindungen (besonders auch im langsamen Satz). Das Menuett ganz streng, das Trio dagegen sehr frei im Tempo. Der ganze Duktus der Interpretation erinnerte mich ungeheuer an Klemperer-Einspielungen - das hätte ich nicht unbedingt erwartet, war aber faszinierend.


    Die mir bis dato nicht bekannte Kammerorchesterfassung des Waldtauben-Lieds aus den Gurreliedern kommt der Sängerin natürlich sehr entgegen - sie muss nicht immer gegen die Klangfluten ankämpfen. Es ist eine etwas größere Besetzung als bei der von Schönberg begonnenen Bearbeitung von Mahlers LvdE: wenige Streicher und Holzbläser, zwei Hörner, Klavier und Harmonium. Annely Peebo, die ich nur vom Namen her kannte, nutzte den Freiraum beeindruckend: ziemlich textverständlich, sehr ausdrucksvoll, profund in allen Lagen - "in der Tiefe Tang" ist eine ungeheuer beklemmende Stelle (meine Lieblingsinterpretin ist hier übrigens Brigitte Fassbaender bei Chailly). Sehr bewegend, auch aufgrund der vorzüglichen Orchesterleistung - die großorchestrale Urfassung habe ich nicht vermisst, allenfalls am Ende bei den ganz großen Klangballungen.


    Nach der Pause dann "Petruschka" in der leicht entschlackten späteren Fassung: rhythmisch sehr markant, mit starker Betonung der synkopischen Elemente, präsentem Schlagwerk, virtuosen Instrumentalsoli und z.T. sehr scharfen Spaltklängen. Hervorragend!


    Ich hoffe sehr, dass auch nächste Saison wieder ein Gielen-Konzert zu hören ist.



    Viele Grüße


    Bernd

  • Bruckner mit Prêtre und den Wiener Symphonikern habe ich jetzt schon öfter erlebt, und es waren jedesmal Höhepunkte der Konzertsaison für mich.


    Gestern haben sie im Musikverein Bruckners Achte (Zweite Fassung, 1890) gespielt. Hoffentlich wird es von dieser Konzertserie eine CD geben, denn das könnte meine Lieblings-Achte sein. Prêtre wählt innerhalb der Sätze manchmal ungewohnte Tempi (so beginnt der 1. Satz relativ schnell), aber bei ihm ergibt das immer einen stimmigen Gesamteindruck. Die Symphoniker waren in Hochform und realisierten des Maestros Vorstellungen von Bruckners Musik in Klangabstufungen und einer Klangpracht ... - ich habe mich beim Nachhausegehen gefragt: "Was will eigentlich dieser Thielemann?" (der war ebenfalls auf Plakaten angekündigt)


    Das Konzert wird am Sonntag, dem 16. März, um 11:03 Uhr im Radio Ö1 gesendet.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Bruckner 4. Sinfonie Philharmonie München


    Christian Thielemann
    Münchner Philharmoniker
    Es war ein außerordentliches Konzert, wie das Orchester
    Bruckner gespielt hat war Weltklasse!!!!!!!!!!!!!
    Das Orchester zu beobachten wie sie zusammen mit Thielemann
    musizieren war ein Erlebnis!



    :yes::yes::yes:

    mucaxel

  • Dasselbe Konzert gibt's am Sonntag im Wiener Musikverein zu hören und zu sehen. Aber eher ein negativer Trend, dass die 4. Bruckner einen ganzen Abend füllt...


    Ich besitze zuhause eine Aufnahme von den Wiener Philharmonikern unter Georges Prêtre mit Bruckners 8.
    Allerdings ist die im Handel nicht erhältlich, sondern die hat mir ein Freund kopiert, dessen Lehrer ein Philharmoniker ist, also durch gute Beziehungen...
    Ist aber M.E. die Beste Bruckner-8.-Aufnahme
    Ich habe auch noch eine weitere mit dem Chicago Symphony Orchestra unter Daniel Barenboim, aber die kommt nicht annähernd an die Qualität der Wiener heran. Woran es wohl liegt, dass die Wiener einen Bruckner spielen, den man sonst kaum findet?


    mfg
    Renua

    Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann...
    Das Gegenteil ist schon schwieriger. (K. Tucholsky)

  • In Fortsetzung von:


    http://www.tamino-klassikforum…?postid=221873#post221873


    hier nun meine Kritik zum Konzert des Chors und Orchesters der TU Darmstadt, leider nicht zeitnah, sondern wegen Skiurlaub verspätet.


    Das Darmstädter Eche schreibt dazu hier folgendes:


    "Transparent entwickelten die Celli das sangliche Thema der Sinfonie in anrührender Schönheit. Unter seinem Dirigenten Martin Knell lieferte das Orchester eine überaus subtil intonierte Interpretation, die durch die klangliche Zurücknahme beeindruckte."


    Nun gut, diese Aussage sagt nur etwas über die Autorin, nicht aber über die Qualität der Aufführung.


    Ich will nicht damit anfangen, zu schreiben, daß in den Vorankündigungen auf den Plakaten in der Stadt und dann auch auf dem Programmheft von Schubert's Sinfonie Nr. 7 die Rede war, während wirklich die 8., die Unvollendete, gemeint war. Ich will auch nicht darüber klagen, daß das Pianissimo am Anfang derselben ja wohl kaum mit einem Abstrich, beginnend am Frosch zu erreichen sein kann (in meinen Noten (und ich habe diese Sinfonie auch schon mehrfach auf Konzerten am Cello gespielt) steht dort ein Aufstrich, beginnend an der Spitze des Bogens), und das dann ganze Einsätze der Bläser einfach nicht stattfanden, will ich auch nur am Rande erwähnen.


    Und wenn dann das DE weiter schreiben läßt:


    "Die Transparenz der Akustik im Raum schadete jedoch den beiden Brahmsschen Werken für Chor und Orchester, die bei weitem nicht so präzise durchgearbeitet waren wie Schuberts Sinfonie. Unter dem Dirigenten Jan Schumacher tat sich der Chor mit den Anforderungen an Intonation im „Gesang der Parzen“ und dem „Schicksalslied“ von Brahms schwer, und auch das Orchester konnte nicht an die zuvor gezeigte Qualität anknüpfen."


    so ist das dann genau das Gegenteil dessen, was ich wahrgenommen hatte.


    Gut, der Saal war übervoll, und alle hatten ihre Klamotten mit in den Saal genommen. Das macht die Akkustik nicht besser (die aber dennoch gut ist!), sondern nur etwas dumpfer.


    Dennoch: Brahms Lieder waren in der Gesamtaufführung sehr viel besser als der anfängliche Schubert, den ich selten so schlecht und unmotiviert gehört hatte.


    Beim Schumann sind dann Frau Döring und ich einer Meinung. Er war gut.


    Alles in Allem: Es war interessant, zuzusehen, wie sich Chor und Orchester allzeit bemühten, ich denke aber, etwas mehr Proben hätten insbesondere den Sinfonien nicht geschadet. Für mich also ein zwiespältiger Abend: Klar, es sind Laien, klar, und sie haben im "Hauptberuf" anderes zu tun. Aber, bei einem solchen großen Ereignis hätte etwas mehr Vorbereitung sicherlich nicht geschadet.


    Matthias

  • Zitat

    Original von pfuetz


    Ich will nicht damit anfangen, zu schreiben, daß in den Vorankündigungen auf den Plakaten in der Stadt und dann auch auf dem Programmheft von Schubert's Sinfonie Nr. 7 die Rede war, während wirklich die 8., die Unvollendete, gemeint war.


    Matthias


    aber wenn sie sich brav an den wissenschaftlichen standard seit über 30 jahren halten, müssen sie ja nr 7 schreiben...

  • Hallo pfuetz,

    Zitat

    Ich will auch nicht darüber klagen, daß das Pianissimo am Anfang derselben ja wohl kaum mit einem Abstrich, beginnend am Frosch zu erreichen sein kann


    Aber selbstverständlich geht das, es ist auch die richtigere Phrasierung.
    Mit einem Aufstrich ist die Gefahr groß, daß das zweite "h" einen kleinen Akzent bekommt oder ein minimales crescendo entsteht, obwohl es eigentlich noch leiser werden sollte.


    Ich habe die 7.Sinfonie niemals anders als mit Abstrich angefangen.


    LG,
    Michael

  • Zitat

    Original von observator


    aber wenn sie sich brav an den wissenschaftlichen standard seit über 30 jahren halten, müssen sie ja nr 7 schreiben...


    OK, ist mir (leider) neu. Nur auf den Noten steht halt immer noch (und das konnte man halt auch in den ersten Reihen noch gut lesen!): Sinfonie Nr 8... Dann sollte man das evtl. aber auch in den "Beipackzettel" schreiben...


    Wieder was gelernt! Danke!


    Matthias


  • Hallo, Michael,


    ja, da stimme ich Dir zu, ich denke aber, Laien fällt es sehr viel schwerer, 8 Celli im "pp" alleine anspielen zu lassen, ohne das es "knarzt" oder "ruckt", wenn man es am Frosch mit Abstrich beginnt. Daher wäre es sinnvoll, es zumindest in der Mitte des Bogens anzusetzen, und dann die 8 Celli ggfls. die Strichrichtung unterschiedlich "wechseln" zu lassen... Für Dich als Profi ist das aber viel leichter, und daher auch "richtiger". Da stimme ich Dir zu! Es geht aber auch um das Klangergebnis, und das hat halt so leider gelitten... Was aber noch nicht so schlimm war, wie die Voll-aussetzer der Bläser an anderer Stelle... ;-)


    Liebe Grüße,


    Matthias

  • Hallo Matthias,
    Du hast recht, vor allem das pianissimo-Spiel ist bei Laien-Orchestern ein Problem, aber man kann das trainieren. :hello:


    Zitat

    Was aber noch nicht so schlimm war, wie die Voll-aussetzer der Bläser an anderer Stelle... ;-)


    Das allerdings wundert mich schon sehr.
    Das Werk ist superbekannt und spielt sich fast von alleine..........


    Auf den neueren Ausgaben der "Unvollendeten" ist die "8" mittlerweile zu einer "7" korrigiert worden.
    Mir ist die Umgewöhnung auch schwer gefallen. :yes:
    LG,
    Michael

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  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem
    Hallo Matthias,
    Du hast recht, vor allem das pianissimo-Spiel ist bei Laien-Orchestern ein Problem, aber man kann das trainieren. :hello:


    Stimmt, und deswegen fand ich es ja so schade!


    Zitat

    Original von Michael Schlechtriem


    Das allerdings wundert mich schon sehr.
    Das Werk ist superbekannt und spielt sich fast von alleine..........


    Und deswegen wunderte mich ja auch die Kritik im Darmstädter Echo, das muß doch auffallen, wenn da ganze Dinge "wegfallen"... Ich muß nur noch mal in die Noten gucken, wann da was genau wegfiel... ;-)


    Zitat

    Original von Michael Schlechtriem
    Auf den neueren Ausgaben der "Unvollendeten" ist die "8" mittlerweile zu einer "7" korrigiert worden.
    Mir ist die Umgewöhnung auch schwer gefallen. :yes:
    LG,
    Michael


    Ich versuche mal, mich daran zu gewöhnen... ;-)


    LG,
    Matthias


  • Ich habe dieses Konzert zusammen mit Peter erlebt und war viel unbefangener, da ich ausser dem Wozzeck als kompletter Oper nichts von dem Programm kannte.
    Wozzeck in dieser Form ist fast zum Abheben und schwer zu glauben, dass es sich dabei um Zwölftonmusik handelt. Bergs Klangteppiche einmal richtig mit einem riesigen Orchesterapparat live zu spüren, war für mich der Höhepunkt des Abends. Die Sängerin Petra Lang (sie wurde mal als Mezzo, mal als dramatischer Sopran bezeichnet.... ?() hat ihre Sache sehr gut gemacht und das Orchester hat so sensibel die Dynamik beherrscht, dass sie keine Probleme mit der Durchschlagskraft hatte.Bei diesem Riesenapparat wirklich erstaunlich anzusehen und zu hören, wie da ein pianissimo möglich war. :jubel:
    Bernd Alois Zimmermann kannte ich überhaupt nicht und konnte mich trotz gewisser Sprödigkeiten (im Vergleich zu Berg.... :D ) gut in diese Mischung aus Jazz und Zwölfton einhören. Der Trompeter war einfach umwerfend gut und allein um seinetwillen hätte dieser Konzertbesuch schon gelohnt. :jubel:
    Was es an moderner Musik noch alles zu entdecken gibt, ist einfach nur faszinierend und ich hoffe, ich habe noch viele Jahre Zeit dazu.


    Den Beethoven kannte ich zwar auch nciht, aber dann doch, da alle Motive wie Ohrwürmer waren und anscheinend dauernd irgendwo in der Welt herumtönen. :pfeif:
    Ich glaube auf Cd hätte mir das wenig zugesagt, da hier das, was mir an Beethoven Probleme macht, nämlich das andauernde "Hin und Her geworfen werden" sehr stark war.
    Aber live im Konzertsaal begeisterte mich das engagierte Orchester und der unspektakuläre aber ganz und gar in der Musik aufgehende Janowksi und habe mir gewünscht, den ganzen Beethoven so erarbeiten zu können.
    Das nur als SEHR subjektive Ergänzung einer Ahnungslosen zu Peters sehr ahnungsvoller Kritik. :untertauch:


    F.Q.

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Die Sängerin Petra Lang (sie wurde mal als Mezzo, mal als dramatischer Sopran bezeichnet.... ?() hat ihre Sache sehr gut gemacht und das Orchester hat so sensibel die Dynamik beherrscht, dass sie keine Probleme mit der Durchschlagskraft hatte.


    Liebe Fairy Queen,


    ich habe mich ein wenig im Internet herumgeschaut. Die Angabe des Programmheftes trifft wohl zu, denn sie wird allgemein als Mezzosopran angegeben.


    Liebe Grüße Peter

  • Am vergangenen Dienstag gab es im großen Saal der Berliner Philharmomie ein Konzert der Jungen Deutschen Philharmonie (Dirigent: Lothar Zagrosek) mit den folgenden Werken:


    Claude Debussy, »Ibéria« aus Images
    Maurice Ravel, Klavierkonzert G-Dur
    Igor Strawinsky, Capriccio für Klavier und Orchester
    Ludwig van Beethoven, Symphonie Nr. 8 F-Dur op. 93


    Mit diesem publikumswirksamen Programm konnte eigentlich gar nichts schiefgehen. Und in der Tat haben sich alle meine hohen Erwartungen zur vollen Zufriedenheit erfüllt. Unter der Leitung des offensichtlich sehr gut gelaunten Lothar Zagrosek spielte das Orchester alle vier Werke des Abends virtuos und energiegeladen.
    Debussys Iberia habe ich noch nie so spritzig und voller Temperament gehört. Lediglich den zweiten Satz "Les parfums de la nuit" hätte ich mir doch noch ein wenig duftiger vorstellen können.
    Olli Mustonens kraftvolle Interpretationen der beiden Werke für Klavier und Orchester von Ravel und Strawinsky fügten sich ausgeszeichnet dazu ein. Es bereitet übrigens eine wahre Freude, Mustonen beim Klavierspiel zuzusehen. Sein stets verzücktes Lächeln erweckt den Eindruck, als würde er sich über jeden einzelnen Akkord im höchsten Maße freuen.
    Den krönenden Höhepunkt bildete Beethovens 8. Symphonie in einer ebenfalls sehr lebhaften Darbietung, mit welcher das Orchester nochmals in Bestform auftrumpfen konnte.
    Für mich war es ein sehr schöner Konzertabend. Das lange Anstehen an der Kasse (1 1/2 Stunden nur für das Abholen der vorbestellten Karten) hat sich gelohnt. Bei mir hat die Junge Deutsche Philharmonie wieder zahlreiche Sympathiepunkte gewonnen.


    Viele Grüße
    Frank

  • Lieber Frank,


    danke für Deinen Bericht. Dann kann ich mich ja auf Sonntag in Frankfurt freuen. Ich hoffe, dass bis dahin die Konzentration anhält, denn ich habe gelesen, dass nur ein freier Tag zum Pausieren zur Verfügung steht. Heute spielen sie in Hamburg, morgen ist frei, am 29. in Luzen und am 01.03. in Vaduz.


    Besonders interessiert mich Olli Mustonen, den ich bisher noch nie gehört habe.


    LG :hello:


    Emotione

  • Hallo,


    gestern abend war das Quatuor Ebene im Mozartsaal der Alten Oper Frankfurt zu hören.
    Das Programm:
    Haydn, g-moll op. 74 Nr. 3
    Bartok, Nr. 3 cis-moll
    Schubert, d-moll D 810


    Es war der tollste Quartettabend, den ich je erlebt habe!
    Das Quatuor Ebene hat es geschafft, mich sowohl bei Haydn als auch bei Bartok und Schubert völlig zu überzeugen! Ich habe auch noch nie so ein begeistertes Publikum (viele "Bravo"s) im Mozartsaal erlebt. Als Zugabe haben sie eine selbstarrangierte Suite aus der Filmmusik von "Pulp Fiction" gespielt!


    Konzertwertung: :jubel::jubel::jubel::jubel::jubel: (von 5 )


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Moin,


    Im Rahmen der Klubhauskonzerte der Migros (keine Ahnung, was das für eine Reihe sein soll, ist jedenfalls hervorragend im Konzertkalender versteckt :pfeif: ) gab es gestern einen "Aus Italien" Abend :kotz: , der aus lauter barockem Kram bestand. Irgendwie habe ich dafür doch letzte Woche noch zwei Karten gekauft. :no: Die Tonhalle war fast ausverkauft.


    Und hier das (eigentlich nicht besonders abwechslungsreiche) Programm:


    Vivaldi: Sinfonie D-Dur aus der Oper "Il Giustino" RV 717
    Albinoni: Concerto Nr. 5 a-Moll op. 5
    Galuppi: Concerto a quattro G-Dur (Meine Tochter meinte, so hiesse doch das Pferd von der Diddelmaus :D)
    Vivaldi: Konzert für Streicher und B.C. g-Moll RV 157
    Vivaldi: Concerto für Violine, Violoncello und Streicher B-Dur RV 547


    Pause


    Locatelli: Concerto D-Dur Nr. 1 op. 3
    Vivaldi: Concerto für Violine, Streicher und B.C. e-moll, RV 278 (incl. gerissener A-Saite der Sologeige)
    Tartini: Concerto A-Dur D96


    Zum Glück taten die Damen und Herren Stehgeiger (nur die beiden Celli und die Laute sassen) ihr Bestes unter ihrem leitenden Steh-Cembalisten, damit dieses Programm nicht wirklich langweilig wurde. Die ca. 15 Damen und Herren wurden dann noch durch einen Sologeiger verstärkt, der ihnen so richtig einheizte.


    => Fazit: das Publikum war begeistert. Und ich kann mich dem nur anschliessen. Der beste live gehörte Vivaldi & Co. in meinem Leben.


    Und hier noch der Name der Truppe:
    Venice Baroque, Andrea Marcon und Giuliano Carmignola :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Hallo Radagast,


    Du Glückspilz, da hast Du ja eine tolle Truppe erlebt!
    Venice Baroque unter Andrea Marcon sind die, die letztens mit Magdalena Kožená auf Arte zu sehen waren.


    Jetzt gibt's auch eine neue Vivaldi-CD mit der großartigen Simone Kermes und den nämlichen (Amor profano), hier im Forum auch schon vorgestellt.


    Dass die Herrschaften stehen, habe ich so auch letztens beim "Kammerorchester C.Ph.E.Bach" unter Hartmut Haenchen gesehen, es wird dort mit "historischer Aufführungspraxis" erklärt, da die Musiker von Kammerorchestern am Hofe früher ebenfalls im Stehen konzertiert hätten.


    Gruß Winfried

    Beste Grüße!

  • War am Donnerstag im Konzert von Martin Stattgould im Kieler Schloß: Zwei Bach-Partiten und die letzte Schubert-Sonate. Entgegen allen Voraussagen war die letztere das Gelungenste des Abends!

  • Hallo.


    Gestern habe ich erstmals den Dirigenten Christoph von Dohnanyi live erlebt. Es war ein positives Konzerterlebnis.
    Auf dem Programm stand zunächst von Sr Harrison Birtwistle das einsätzige Werk "The shadow of night". Ich vermute mal, dass 90 Prozent des Publikums etwas ratlos vor dem Musikwerk des Zeitgenossen standen. Mich nehme ich da keineswegs aus. Man müsste das Stück nochmals hören, um es wirklich einschätzen zu können. Gleichwohl bin ich Dohnanyi, der mit Cleveland 2002 die Uraufführung des Werks besorgte, dankbar, dass er Kontemporäres aufs Programm setzte.
    Nach der Pause dann der gut 45-minütige Paukenschlag: das "Heldenleben" von Strauss. Offenbar ein Werk, mit dem sich von Dohnanyi seit langem beschäftigt hat. Herausgekommen ist eine Interpretation, die man einem jungen, vor Energie strotzenden Mann mit sensiblen Händen zuschrieben möchte - von Dohnanyi wird 79 in diesem Jahr. Furios ist das erste Adjektiv, das mir schon zum Beginn des "Heldenlebens" in den Sinn gerät. Mit hohem Tempo bei großer Genauigkeit geht es durch die Partitur und so zeigt sich, wie viel Kraft und Schwung in den Noten steckt, wie viel Freude auch, wenn das Orchester scheinbar ungezügelt loslegen kann. Das ist etwas völlig anderes als das teils Gravitätisch-Majestätische, das Thielemann dem Werk zuschreibt, oder die Ironie, die Rattle dem Werk beigibt (und die vermutlich seiner inneren Distanz zu dem "Heldenleben" entspringt). Guy Braunstein als Konzertmeister war in den Solo-Passagen beeindruckend, das Orchester war mitreißend, alle hatten ihren Spaß. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass dieses Stück an diesem Abend irgendjemandem nicht gefallen haben könnte (und im Nachklang zeigten sich dann übrigens durchaus Verwandtschaften mit "The shadow of night" bezüglich der Schichtung von Musik, dem Beigeben von wiederkehrenden Melodie-Einsprengseln, dem An- und Abschwellen des Klangs).


    Viele Grüße, Ekkehard.

    "Jein".

    Fettes Brot

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