Konzertbesuche und Bewertung


  • Ja, was für ein Konzert! Sehr schön beschrieben.
    Ein Freund von mir in der Pausel:"Jedes Wort wäre zu banal die Leiden dieses Mannes zu beschreiben."
    Naja....
    Über den Sibelius wollen wir mal den Mantel des Schweigens breiten. Diese Stück hätte ich nicht wiedererkannt ohne Programmheft. Zerstücklung pur. Ebenso erging es mir bei der Chopin Nocturne, aber hier habe ich es mir nicht anders erwartet. Ich frage mich, wie so etwas auf Zuhörer wirkt, die die Werke nicht kennen. Er bietet in der Wiedergabe langsamer Stücke keine rhythmischen Fixpunkte. Somit auch keinen "drive". Für unbeleckte muss das dann immer a la Skriabin/Debussy/ etc. klingen....
    Am besten hat mit die Interpretation des Mephisto-Walzers gefallen: Extrem im Tempo zurückgenommen, hat er das Diabolische dieses Stückes mit dem Seziermesser aufgezeigt. Extrem elastisches, variables (v.a. in der Dynamik) Spiel. Den Mittelteil läßt er fast zum Stillstand kommen. :faint:
    Den "Gaspard" fand ich im Vergleich fast ein bißchen "konventionell", v.a. was das Tempo betrifft, aber nicht minder eindrucksvoll. Man hatte das Gefühl von weniger Freiheiten, die er sich ja gerne zu nehmen scheint; "Le gibet" war übrigens "senza rubato" gespielt.
    Was würde ich für eine Liszt-CD (mit dessen Spätwerken) dieses Pianisten geben!!!!
    Alles in allem eine Sternstunde für Klavierfreaks. Und im Dezember kommt Sokolow!

  • Hallo.


    Gestern in der Philharmonie der Abschluss von Rattles Brahms-Symphonien-Zyklus mit 3. und 4.
    Vor dem Konzert war so viel Vorfreude zu spüren, wie ich es bislang kaum in der Philharmonie erlebt abe. "Heute ist ja ein schönes Konzert", hörte ich verschiedene Leute sagen. Diese einschätzung hat sich für mich leider nicht bewahrheitet.


    Rattle schafft es für mein Empfinden weder den Symphonien einen roten Faden, einen Spannungsbogen oder irgendeine Form von Zusammenhalt zu geben, noch eine erkennbar eigene Lesart zu entwickeln. Letztlich bleiben die Symphonien Stückwerk. Rattle verliert sich in schönen Details (wie Beginn zweiter Satz der 4.), neigt dabei aber durchaus dazu, "schöne" Passagen bis auf den letzten Ton auszukosten, Passagen gleichsam zu zerdehnen; Ausbrüche (Schlusssatz der 4.) geraten im Gegensatz dazu fast maßlos und wirken ohne Zusammenhang und lediglich laut.


    Das Klangbild war zudem breiig. Letztlich wirkte alles schwerfällig.
    Ich musste immer an eine Formulierung von Joachim Kaiser in seinem populären "Kaisers Klassik" denken. Bei seinen Empfehlungen zu Brahms 3. schreibt er: "In einem Orchester wie den Berliner Philharmonikern bleibt unerklärlich aufgehoben, was es unter großen Chefdirigenten erfuhr." Weiter beschwört er den "großen Brahms-Ton der Vorgänger". Davon habe ich gestern Abend nichts gespürt.


    :hello:


    Gruß, Ekkehard.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Hallo Ekkehard,


    habe das gleiche Konzert am Donnerstag erlebt. Ich stimme voll und ganz zu. Besonders in der 3. Sinfonie war es in den Mittelteilen langweilig und es war eine gewisse Detailversessenheit erkennbar. Die 4. Sinfonie ist sowieso etwas dankbarer, aber auch hier fehlte der Spannungsbogen und es geriet alles etwas bieder.


    Entsprechend war der Beifall im ausverkauften Haus auch nur freundlich ohne Bravorufe. Für mich zählt Sir Simon sowieso nicht zu den Top Ten der Branche.


    Gruß


    Manfred

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Fünf Fußminuten hin - und fünfe wieder zurück:


    GIUSEPPE VERDI
    REQUIEM


    Dorothee Wiedmann, Sopran
    Frauke May, Mezzosopran
    Donald Litaker, Tenor
    Armin Kolarczyk, Bass


    Oratorienchor Karlsruhe an der Christuskirche
    Kammerchor der Christuskirche


    Es spielen:


    Kammerphilharmonie Karlsruhe


    Leitung: Carsten Wiebusch


    Tatort: St. Bonifatius, Carlsruhe


    Um dem Bääßle das Verdische Requiem näher zu bringen, besuchten wir diese Vorstellung. Die 10€-Karten waren natürlich schon alle weg - aber Geduld zahlt sich aus. Wir hatten keine Lust, Karten ab 20 € aufwärts zu nehmen [für Plätze, wo man gut sieht, wie der Verkäufer meinte... :wacky: ]. Während bereits die ersten Takte anklangen, wurden noch Stühle im Hinterschiff bereitgestellt - und so hatten wir angenehme Plätze und lauschten der Totenmesse, die bekanntelich die Toten streckenweise aus dem Grab aufscheucht.


    Gottseidank hatten wir am Tag zuvor ein nettes Gespräch mit der Presbyterin, die uns versicherte, daß der Kronleuchter über der Altarinsel extra nochmals gesichert wurde... das Konzert fand übrigens zum 100. Jubiläum dieser im Neobarockstil errichteten Kirche statt.


    Zitat

    Original von GiseherHH
    Das ist zwar etwas OT, aber falls Ihr zu dem Konzert gehen solltet, würde mich Euer Eindruck interessieren. Der Dirigent ist nämlich ein ehemaliger Klassenkamerad von mir.


    Ich fand die Tempi allesamt sehr gut gewählt. Wiebusch dirigierte mit großen Adlerschwingen, so daß man auch im Hinterschiff noch die Einsätze exakt verfolgen konnte. Zwischen den Tracks wackelte er wie ein Metronompendel, vermutlich, um sich auf das nächste Tempo einzulassen [?].


    Die Akustik ist sehr durchwachsen gewesen: Leise Textstellen waren auch auf den billigen hinteren Plätzen extrem gut vernehmbar und eigentlich sogar besser als die tödlichen Klangmassen des "Dies" und anderer ähnlicher Stellen wie Rex tremendae oder Sanctus. Wer das Requiem nicht kannte, hatte hier kaum eine Chance, irgendeine Struktur zu erkennen. Gottseidank saßen wir im Hinterschiff und nicht Back- oder Steuerboard.


    Wie bei allen Werken mit großer Besetzung passten mir wieder die hohen Stimmen nicht: Ein jaulender Sopran mit Anlaufglissandi zum Ko**** - penetrant knödelig. Wirklich widerlich. Allerdings bei den Piani dann doch erstaunlich gut! Frauke May hingegen hatte eine passende und dramatische Beinahe-Alt-Stimme [schöne ausgeprägte und warme Tiefe!].


    Chor und Orchester waren wirklich in Topform, was ich von mir selbst nicht behaupten konnte...


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Danke für den Bericht, Ulli!


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Wie bei allen Werken mit großer Besetzung passten mir wieder die hohen Stimmen nicht: Ein jaulender Sopran mit Anlaufglissandi zum Ko**** - penetrant knödelig. Wirklich widerlich. Allerdings bei den Piani dann doch erstaunlich gut! Frauke May hingegen hatte eine passende und dramatische Beinahe-Alt-Stimme [schöne ausgeprägte und warme Tiefe!].


    Chor und Orchester waren wirklich in Topform, was ich von mir selbst nicht behaupten konnte...


    tjaja - von besagter mezzosopranistin (fraule may) gibt es auch eine gute und günstige aufnahme der wolf/mörike-lieder (im entsprechenden wolf-thread zu finden). die restliche besetzung kommt mir aber auch bekannt vor - werde nachforschungen anstellen, könnte im bereich des möglichen sein, dass eine freundin von mir mitgesungen hat.


    unbedingt möchte ich mich noch für das schöne treffen in karlsruhe und den gestrigen morgen bedanken. ich hoffe auf ein baldiges remake.


    euer beglückter max

  • Zitat

    Original von Ulli
    das Konzert fand übrigens zum 100. Jubiläum dieser im Neobarockstil errichteten Kirche statt.


    Neoromanik!! :boese2:


    Ist übrigens ab sofort meine Lieblingskirche in Karlsruhe...

  • :O Naja, Neo ist Neo... :P


    Welche außer der St. Stephanskirche kennst Du in Karlsruhe noch? Mir gefällt diese von außen besonders gut - im Sommer kann man herrlich davor sitzen und ein kühles Bierchen zischen. Als nächstes empfinde ich noch etwas für die "kleine Kirche" - heutzutage ziemlich versteckt in der Innenstadt-FuZo. Von innen hat mich bisher hier in Karlsruhe noch keine einzige wirklich beeindruckt...


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Gestern abend in Wiesloch, Palatin:


    Johannes Brahms
    Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 d-moll, op. 15


    Antonin Dvorák
    Symphonie Nr. 9 e-moll, op. 98


    Moye Kolodin, Klavier, Landesjugendorchester Baden-Württemberg, Ltg.: Christoph Wyneken


    Was die Jugendlichen (13-23 J.) da zeigten, war bewunderungswürdig und eindrucksvoll: Beim Brahms-Konzert hatten sie bei allem Engagement (großartig der in Freiburg geborene Solist, 21 J.) noch Mühe mit der vertrackten Rhythmik - beim Dvorák dagegen war für mich eine Differenz zu einem "großen" Orchester nicht bemerkbar, begeisternd war das - und mir wurde - nach längerer Dvorák-Abstinenz - mal wieder deutlich, wie wunderbar dieses Werk ausgearbeitet ist, wenn etwa am Schluß die vorangegangenen Themen wie in einer Zusammenfassung noch einmal Revue passieren.


    Schön war das!

  • Hallo
    schon ein paar Tage her, genauer am letzten Mittwoch hörte ich im hiesigen Konzerthaus Hille Perl, Lee Santana, Dorothee Mields und vier weitere Streicher mit Werken Dowlands unter dem Titel seines berühmten Stüclkes "In darkness let me dwell".
    Dorothee Mields hat genau die richtige Sopranstimme für diese Lieder:
    Nicht zu voll, klar, dabei aber warm. Die Instrumentalisten spielten auf ihren historischen Instrumenten konzentriert und einfühlsam, nur Lee Santana quietschte manchmal auf seiner Laute, aber man sagte mir, dass das auf diesem Instrument kaum zu vermeiden ist.
    Ein sehr schöner, zur Jahreszeit passender Abend.
    Die Musik gibt's übrigens auch in gleicher Besetzung auf CD:



    Schöne Sonntagsgrüße
    von tukan

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  • Erste öffentliche Urbespielung eines Hammerflügelnachbaus von Michael Walker
    nach Anton Walter c1795 durch Gerrit Zitterbart am Sonntag, den 30.11.2008
    im Spiegelsaal des Prinz-Carl-Palais zu Heidelberg.


    Auf dem Programm standen Werke von Joseph Haydn, Wolfgang Amadé Mozart und – nach der Konzertpause – Ludwig van Beethoven. Die Werke wurden so ausgewählt, daß sie von ihrer Entstehungszeit her zum Instrument passen. Eine kleine Ausnahme war die e-moll-Sonate Hob. XVI:34 Joseph Haydns, welche viel früher entstanden ist, welche aber der Komponist später hinsichtlich der erweiterten Möglichkeiten der neuentwickelten Tasteninstrumente z.B. durch Hinzufügen von dynamischen Anweisungen angepasst hat. Zuvor erklangen die f-moll-Variationen Hob. XVII:6 aus dem Jahre 1793. Herr Mozart, der selbst ein vergleichbares Instrument besaß, steuerte seine Variationen C-Dur KV 265 und die B-Dur-Klaviersonate KV 333 bei. Nach der Pause erklangen Beethovens reizende G-Dur-Variationen über ein Thema von Paisiello WoO 70. Den pathetischen Abschluß bildete die Sonate Nr. 8 in c-moll op. 13.


    Das brandneue hellholzige Instrument, welches erstmals im öffentlichen Rampenlicht ertönte, zeigte allerdings noch einige Scheu dem Publikum gegenüber, was sich darin äußerte, daß im mittleren Register desöfteren Aussetzer im Bereich des as“ zu registrieren waren, die sein Beschützer Gerrit Zitterbart allerdings mit Präsenz und Geschick – soweit eben möglich - ausbügelte. Ein mir unbekannter Konzertbesucher befand, Walker habe die „Fehler“ des Originals gleich mit eingebaut, um dem Instrument historisch gerecht zu werden. Dennoch fand das Instrument offenbar gleich im Anschluß an das Konzert einen begeisterten Käufer…


    Der Walker-Walter bestach durch einen sonoren, kernigen und kräftigen Bass. Weniger Gefallen fand ich an dem Gezirpe der mittleren Register, das doch noch ein wenig „Eierschneiderfeeling“ aufkommen ließ [vgl. auch Klawirrs Meinung zu Immerseels KV 491]. Durch den Dämpfer aber, der z.B. in der g-moll-Variation von WoO 70 Anwendung fand, erhielten auch die mittleren Register einen ganz wohligen und kompakten Klang, welcher jenem des modernen Konzertflügels recht nahe kam.


    Sehr schön konnte man die Grenzen eines solchen Instrumentes erfahren, besonders in den rabiaten Teilen von KV 265 und op. 13 – man fürchtete, das Instrument würde jeden Augenblick in alle Einzelteile zersplittern. Häufiges Nachstimmen war natürlich nach derlei Stücken erforderlich und veranschaulichte, welch aufwendiges Unterfangen Konzerte mit Programmen dieser für die damalige Zeit üblichen Art Ende des 18. Jahrhunderts gewesen sein müssen.


    Gerrit Zitterbart moderierte die drei Teile des Konzertes jeweils mit aufschlußgebenden Kommentaren und machte den Vorabend zu einem gelungen Divertimento.


    Die Taminos, deren einer Teil sich bereits am frühen Mittag in Heidelberg traf und zunächst die Kafka-Ausstellung besuchte, belegten im Spiegelsaal eine gesamte Stuhlreihe. Das war sehr erfreulich, so wie die netten gemeinsamen Begegnungen vor und nach dem Konzert in diversen Restaurants und Kneipen Heidelbergs ebenfalls.


    Zur Wiederholung vorgemerkt!


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Gurnemanz
    Johannes Brahms
    Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 d-moll, op. 15


    Moye Kolodin, Klavier
    Beim Brahms-Konzert hatten sie bei allem Engagement (großartig der in Freiburg geborene Solist, 21 J.) noch Mühe mit der vertrackten Rhythmik


    Hoffentlich war es nicht der Solist, der sich mit Brahms abgemüht hat?
    Ich habe ihn, Sohn der Freiburger Klavierprofessorin Elsa Kolodin (die nicht nur hervorragend spielt sondern auch gut unterrichtet), mit Chopin-Etüden gehört und war ebenso begeistert.


    Zitat

    Original von Ulli
    Die Taminos, deren einer Teil sich bereits am frühen Mittag in Heidelberg traf und zunächst die Kafka-Ausstellung besuchte, belegten im Spiegelsaal eine gesamte Stuhlreihe. Das war sehr erfreulich, so wie die netten gemeinsamen Begegnungen vor und nach dem Konzert in diversen Restaurants und Kneipen Heidelbergs ebenfalls.


    Zur Wiederholung vorgemerkt!


    na, da soll es an mir nicht scheitern...

  • Meine Lieben,


    Wer hat gestern das Essener Aids-Konzert im Fernsehen gesehen/gehört und wie fandet Ihr es?


    Ich habe den Anfang versäumt, war dann aber durch zwei Damen äußerst beeindruckt: Andrea Rost mit der Arie der Liu aus "Turandot" und Anja Silja mit einem russischen Lied - sie sang, als wäre sie nie alt geworden! Wirklich eindrucksvoll, wie sie schon mit ein paar Tönen eine unglaubliche Ausstrahlung spüren ließ.
    Stefan Soltesz fand ich einen guten Begleiter für die Mitwirkenden, mit der Gewittermusik aus dem "Barbiere" gefiel er mir weniger. Täuschte da die unvermeidliche Filterung durch die Glotze?


    LG


    Waldi

  • Lieber Waldi,


    ich habe teilweise mitgehört und -gesehen, aber vom Hocker gerissen hat es mich nicht, gemerkt habe ich mir nur -negativ- den Carl Tanner mit einem furchtbaren (für mich) "Nessun dorma", Puccini hat sich im Grab umgedreht.


    Gefallen hat mir Nikolai Schukoff mit "Maria" und Andrea Rost sowie Anja Silja.
    Ich hatte mir mehr erwartet.


    Liebe Grüße aus München


    Kristin

  • Also ich fands genau so und der Rest hat mich weder interessiert noch beeindruckt.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Liebe Kristin,


    Tanner muß man zugute halten, daß er offenbar in letzter Minute eingesprungen ist. Natürlich ist er ein Schmalspur-Kalaf. Aber hör Dir einmal wieder P.P. an... :D


    Schukoff hat mir auch ganz gut gefallen, Simone Kermes war nicht unbedingt mein Gusto. Mehreres war solides bis annehmbares Provinzniveau, die besseren Beiträge habe ich mir bis auf die erwähnten nicht alle gemerkt (die Amerikanerin, welche die Leonora sang, scheint eine ganz angenehme Stimme zu haben, aus der sie viel mehr machen müßte).


    LG


    Waldi

  • Zitat

    Original von Walter Krause
    Tanner muß man zugute halten, daß er offenbar in letzter Minute eingesprungen ist. Natürlich ist er ein Schmalspur-Kalaf. Aber hör Dir einmal wieder P.P. an... :Di


    Lieber Waldi,


    wenn er ein Schmalspur-Kalaf ist, hätte er halt was anderes singen sollen, was er besser kann. Ich höre mir lieber Corelli an, zur Not auch Pavarotti, das war es aber auch schon (was den Kalaf angeht).


    LG


    Kristin

  • Liebe Kristin,


    Tanner konnte es sich nicht aussuchen. Man brauchte jemanden, der das "Nessun dorma" singen kann (hatte man das am Ende vorher schon groß angekündigt?). Natürlich sind mir C. und Big P. auch lieber, aber alle Tage gibt's nicht Kuchen. Alltagskost muß auch sein. Einen wirklich hochklassigen Kalaf wüßte ich unter den Aktiven derzeit nicht zu nennen, hoffe aber, daß es welche gibt.


    LG


    Waldi

  • Liebe Tukan, ich habe diese CD und höre sie im Moment dauernd! Und beneide Dich um deises Live-Erlebnis. Trotz bzw wegen der abgrundtiefen Melancholie himmische Musik.


    Lieber Waldi, was ist an dieser Barocklady nciht Dein Gusto?
    Trotz ihrer genialen Virtuosität frage ich mich nämlich auch, warum sie nicht so ganz meiner ist.....


    Irgendwas friert mich dabei... so ein klein bisschen, als würde ein Maschinengewehr mit Eiskugeln schiessen.


    Aber trotzdem finde ich sie dann auch wieder klasse- paradox ?(


    F.Q.

  • Liebe Fairy,


    Die Virtuosität erkenne ich an, aber irgendwie übertreibt sie ein bißchen, und soooo groß ist ihre Stimme auch wieder nicht. Die Grenze zwischen gewollter und ungewollter Karikatur war zu verschwommen. Ich gebe zu, daß sie mir bei anderen Gelegenheiten schon besser gefallen hat (außerdem hatte sie beim Aids-Konzert ein unmögliches Kleid an - das sollte einen zwar nicht beeinflussen, aber ich bin halt auch ein Augenmensch). Wenn sie einen solchen Auftritt mit einem guten Regisseur besser vorbereitete, wäre ich vermutlich weniger beckmesserisch.


    LG


    Waldi

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  • Lieber Waldi!


    Aber nicht die Beste zu vergessen - Anja Silja - ich war begeistert, diese Dame kann doch wirklich noch so viel. :jubel: :jubel:


    Wenn sie auch vom Blatt gesungen hat, es war ein Erlebnis.


    Liebe Grüße Peter. :hello:

  • Lieber Waldi,


    Carl Tanner sagte es, daß sie ihn für Nessun Dorma gefragt haben, in meinem Alter wird man auch schon vergesslich. Und was die Rolle des Kalaf angeht, wüßte ich momentan auch keinen besonders geeigneten Tenor, sei's drum.


    Liebe Grüße


    Kristin


  • Ganz meine Meinung, lieber Peter, deswegen habe ich sie ja auch - siehe oben bzw. umseitig - begeistert gelobt. Wenn man russisch vorträgt, darf man schon vom Blatt singen. Was meint Gospodin Edwin?


    LG


    Waldi

  • Wer hat denn eigentlich am Sonntag das Adventskonzert aus Dresden im ZDF gesehen?
    Dirigent war dieses Mal Christoph Eschenbach und es sangen Anja Harteros, Elina Garanca, Jonas Kaufmann und Markus Marquardt (den ich gar nicht kannte).


    Mir hat es ganz gut gefallen (den Abendsegen fand ich am Besten :] ).
    Ich hatte den Eindruck, dass Anja Harteros ihre Sängerkollegin Elina Garanca etwas in den Schatten gestellt hat. Habt ihr das auch so empfunden?



    LG, Peter.

  • Zitat

    Original von Maexl


    Hoffentlich war es nicht der Solist, der sich mit Brahms abgemüht hat?
    Ich habe ihn, Sohn der Freiburger Klavierprofessorin Elsa Kolodin (die nicht nur hervorragend spielt sondern auch gut unterrichtet), mit Chopin-Etüden gehört und war ebenso begeistert.


    Nein, der Solist - mir bislang noch ganz unbekannt - war wirklich überzeugend und meisterte seinen nicht gerade leichten Part souverän und sicher. Das junge Orchester hatte hier allerdings noch etwas Mühe mit der Abstimmung, da wirkte nicht alles sicher - im Unterschied zur folgenden Dvorák-Symphonie (9.) - da stimmte für mich alles!

  • 2010 wird Essen stellvertretend für das gesamte Ruhrgebiet Kulturhauptstadt Europas (oder wie mache Zyniker hier sagen: Europa seine Kultur Ihre Hauptstadt :stumm:). Zeit also, die dortige Musikszene mal unter die Lupe zu nehmen.


    Gestern abend ging es nach Mülheim/Ruhr, dessen prächtige und repräsentative, unmittelbar an der Ruhr gelegene Stadthalle aus dem Jahr 1923 eines der ansehnlichsten Gebäude dieser im 2. WK arg zerstörten Industriestadt ist. http://www.muelheim-ruhr.de/cms/stadthalle3.html


    Meine Erwartungen an dieses Konzert in der "Provinz" waren eher gedämpft, zumal Bochums langjähriger Generalmusikdirektor Steven Sloane erkrankt war und durch Rasmus Baumann ersetzt werden mußte, einen jungen Mann Jg. 1973.


    Die BoSy erhielten schon mehrfach Auszeichnungen für die gelungenste und interessanteste Programmgestaltung. Das heutige Konzert hatte als Dreh- und Angelpunkt das feuchte Element.


    Im ersten Stück, der Komposition Tôru Takemitsus mit dem poetischen Titel "I Hear the Water Dreaming" von 1987, waren Debussys Einflüsse auf den Japaner deutlich herauszuhören. Das Werk ist monothematisch, recht klangschön, aber wenig spannend. Alexander Schütz, der Soloflötist der Bochumer Symphoniker, hatte hier Gelegenheit zu brillieren. Es zeigte sich, dass die Akustik in der Stadthalle nicht unproblematisch ist - das Klangbild ist extrem trocken und etwas dumpf.


    Es folgte (aufgrund kurzfristiger Umstellung der Werkreihenfolge) die von mir heiß und innig geliebte 3. Sinfonie Es-Dur, die "Rheinische" von Robert Schumann. Hier ließ das Orchester aufhorchen - es zeichnet sich aus durch einen sehr homogenen Klang und durch eine imho ausgezeichnete Blechbläsergruppe, die manch renommierterem Orchester gut zu Gesicht stünde und die insbesondere die Choräle im 4. Satz berückend schön darbot. Insgesamt überzeugte mich die Interpretation sehr - Baumann hat ein gutes Gespür für die Akzentuierung von Klangfarben und dynamische Schattierungen; lediglich im ersten Satz vermisste man noch etwas die Leuchtkraft und den Schwung.


    Nach der Pause gab es Debussys "La Mer", und hier kamen die o.g. Tugenden noch besser zur Geltung. Am Ende des ersten sowie im dritten Satz strahlte das Bochumer Blech wieder auf das Schönste. Das ganze atmete den großen Bogen! Man konnte merken, dass in diesem Orchester jeder Musiker sehr intensiv darauf achtet, was seine Kollegen gerade machen. Baumann wählte stets schlüssige Tempi und ihm gelang eine luzide, transparente Durchleuchtung des Orchestersatzes.


    Zum Höhepunkt geriet schließlich die an das Ende gesetzte grandiose Schlußszene des "Wozzeck" (am Teich), die vom Orchester, dem Bariton Florian Boesch und Knabensolisten der Chorakademie am Konzerthaus Dortmund mit großem Engagement, viel Klangsinn und Herzblut dargeboten wurde. So kann man dieser Musik viele neue Freunde gewinnen. Es wurde eindrucksvoll demonstriert, dass Musik der Neuen Wiener Schule enorm expressiv, emotional und auch klangschön ist. Zudem ist sie angenehm unadventlich :rolleyes:


    Ein schönes Konzert also, von dem ich angenehm positiv überrascht war.


    Fazit: Besucht die Bochumer Symphoniker - es lohnt sich, und die Konzertprogramme sind wirklich interessant. Häufig spielt das Orchester, das noch keine feste Spielstätte hat, an ungewöhnlichen Orten wie zB der Jahrhunderthalle oder anderen ehemaligen Industriestandorten - ein echter Kulturbotschafter des Ruhrgebiets also. Pelzmäntel, Luxuslimousinen und Schampusausschank wird man eher anderswo vorfinden :baeh01: Und auf die weitere Entwicklung von Rasmus Baumann wollen wir auch mal achten.


    Glückauf,


    Cassiodor :hello:

  • Heidelberg, Stadthalle, 07.12.2008


    Originelle Konzertprogramme abseits der Hauptstraßen sind bei den Abonnementkonzerten der Heidelberger Philharmoniker keine Seltenheit, nicht erst seit der erst 29jährige GMD Cornelius Meister die musikalische Leitung des Theaters innehat. Außerordentlich war jedenfalls das Programm am letzten Sonntag, das Kammermusik mit Oper verband:


    Olivier Messiaens Quatuor pour la fin du temps mit Meister selbst am Klavier sowie drei seiner Orchestermusiker (Thierry Stöckel, Violine, Reimund Korupp, Violoncello, und Sascha Stinner, Klarinette) bildete den ersten Teil: wunderbar klar musiziert, technisch fast perfekt, klasse!


    Dann nach der Pause der komplette zweite Akt: Richard Wagner, Tristan und Isolde konzertant mit hochkarätiger Besetzung: John Treleaven (Tristan), trotz leichter Indisposition souverän (wenn auch nicht so klar konturiert wie in der Aufnahme mit D. Runnicles, ebenfalls konzertant-live), Linda Watson (Isolde) ohne Mühe, strahlend, Elena Zhidkova (Brangäne), klar und schön, und herausragend Robert Holl (Marke), textverständlich, eindrucksvoll - ergänzt durch Mitglieder des Heidelberger Ensembles: Winfried Mikus (Melot) und Gabriel Urrutia (Kurwenal).


    Das tosende Orchester hinter sich, war ich erstaunt, wie gut die Stimmen der Solisten durchkamen. Meisters Dirigat überzeugte mich mit seinen zügigen Tempi und dem nie versiegenden heißen Strom noch mehr als Runnicles (in dessen fast kammermusikalischem Zugriff ich so etwas wie ein dauerndes latentes Bremesen wahrzunehmen glaube, als ob das Orchester gezogen werden muß).


    Ein großes Konzert! Den Tristan mit dem Quatuor zu verbinden, erwies sich auch insofern als glücklich, als Messiaen in den 40er-Jahren in seinen Werken auf den Tristan-Mythos zurückgriff.

  • Hallo.


    Nach einem enttäuschenden Opernabend am vergangenen Wochenende ("Tannhäuser" an der Deutschen Oper Berlin) gestern ein beeindruckendes Konzerterlebnis: Bruckners 8. mit den Berliner Philharmonikern unter Christian Thielemann.


    So viele Bravos waren selten - resp. habe ich bislang noch nicht in der Philharmonie erlebt. Nach annähernd 90 Minuten war meines Erachtens völlig zu recht allgemeine Begeisterung zu spüren/hören. Das war klangsatt musiziert, dabei differenziert, unerhört dynamisch, dabei aber nicht effekthascherisch - kurzum: mir klang es einfach "richtig". Thielemann selbst erschien mir auch weniger angespannt als sonst in Berlin, kam nachgerade locker daher; den Musikern war die Freude am Zusammenspiel jedenfalls anzusehen.
    Gewiss kann man auch analytischer, nüchterner an die 8. herangehen, aber namentlich als Live-Erlebnis war diese monumentale Wucht, kontrastiert mit zarten Klangfarben, immer wieder gesteigert durch hervorragende Solo-Passagen, kaum zu übertreffen.
    Sehr schön.


    :hello:


    Gruß, Ekkehard.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Hallo Ekkehard,


    Zitat


    Nach einem enttäuschenden Opernabend am vergangenen Wochenende ("Tannhäuser" an der Deutschen Oper Berlin) gestern ein beeindruckendes Konzerterlebnis: Bruckners 8. mit den Berliner Philharmonikern unter Christian Thielemann


    zu dem Tannhäuser muss ich dir voll recht geben, eigentlich hätte man sowas mit Frau Harms erwarten müssen. Die Venus/Elisabeth war stimmlich überfordert und regielich besonders der 3. Akt unmöglich.
    Für Thielemann und Bruckner habe ich leider keine Karten mehr bekommen. In der heutigen "Berliner Zeitung" kommt er allerdings sehr schlecht weg, ich kann es nicht beurteilen, wenn der Kritiker ihn nicht leiden kann, dann hat der Dirigent eben keine Chance.


    LG


    Manfred

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Hallo Manfred,


    vielen Dank für den Hinweis auf die "Berliner Zeitung". Ich habe eben die kurze Kritik, besser: den Verriss, gelesen. Da kann ich natürlich nur wenig sagen, außer: Das kam bei mir (und einem Gutteil des Publikums) ganz anders an.


    Dass der Spannungsbogen, der rote Faden fehlt und dafür Details ins Übergroße aufgeblasen oder hinuntergeflüstert werden, ist ja eigentlich der Hauptvorwurf, dem sich Rattle ausgesetzt sieht - und wie ich angesichts des jüngsten Brahms sagen muss: teils zu Recht. Bei Thielemann empfand ich es (jetzt) nicht so. Vielleicht habe ich aber die 8. nur häufig genug gehört, um mir die Zusammenhänge im Kopf selbst zusammenzubasteln. Wer weiß.


    So weit ich weiß, wird das Konzert am 27. Dezember um 20.04 Uhr im Kulturradio zu hören sein.


    Gruß, Ekkehard.

    "Jein".

    Fettes Brot

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