Zum Jahresausklang gab es am Silvesternachmittag wieder ein Konzert des RSO Stuttgart, dieses Jahr unter der Leitung des blutjungen (22 Jahre!), aber vielversprechenden venezuelanischen Dirigenten Ilyich Rivas. Dieser junge Mann stammt aus einer hochmusikalischen Familie, auch Vater Alejandros Rivas ist Dirigent und besorgte die Ausbildung seines Sohnes ab dem 6. Lebensjahr. Spätere Sporen hat sich Ilyich u.a. bei Marin Alsop in Baltimore verdient.
Das Programm war eine gelungene Mischung aus Silvesterfavoriten und Neuland. Nach dem Dvorak-Auftakt überzeugte die Konzertmeisterin des RSO Mila Georgieva (hochschwanger) mit Sarasates Zigeunerweisen. Aram Chatschaturjans "Maskerade" folgte und ich dürfte feststellen, dass ich außer dem 1. Satz das Stück gar nicht kenne.
Nach der Pause ging es dann Richtung Südamerika mit der Kubanischen Ouvertüre von George Gershwin. Danach für mich der Höhepunkt des Abends, Franz Bach und Alexej Gerassimez, zwei fantastische Schlagzeuger boten den 2. Satz aus dem erst 2012 komponierten Doppelkonzert für Marimba- und Vibraphon und Orchester des französischen Komponisten Emmanuel Séjourné, ein tolles Stück, dass Publikum zu ersten Begeisterungsstürmen hinriss. Leider gibt es das Stück noch nicht auf CD, aber bei youtube kann man es in einer Kammermusikversion hören. Die Solisten durften dann auch noch im Samba classique für 2 Marimbaphone, Streichorchester und Perkussion von Karl-Heinz Köper glänzen. Zwei sehr aparte Instrumente, die ich - wie wohl viele - bisher kaum auf dem Schirm hatte. Zum Abschluss dann knapp 30 Minuten aus Bernsteins Geniestreich "West Side Story", der einen beschwingt wehmütig ins Jahresende entliess.
Als Zugabe gab es den unverwüstlichen Walzer aus Schostakovich's Jazz-Suite.
Der Zufall wollte es, dass der junge Dirigent mit Eltern und Geschwistern am Nachbartisch beim gleichen Italiener den Jahresausklang begingen wie ich mit der besseren Hälfte und Schwiegermutter, so dass wir uns noch persönlich beim sympathischen jungen Mann für den Abend bedanken konnten. Sein großes Vorbild: Carlos Kleiber. Von dem jungen Mann wird man vielleicht noch hören.