La Forza del Destino-GP an der WSO

  • Aber ja doch, die Generation "Doof" findet ja auch Dieter Bohlen genial!


    Es ist doch völlig egal, ob es ein Traum ist oder nicht! Es passt nicht hinein, es gehört nicht dazu!



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    Aber ja doch, die Generation "Doof" findet ja auch Dieter Bohlen genial!


    Es ist doch völlig egal, ob es ein Traum ist oder nicht! Es passt nicht hinein, es gehört nicht dazu!


    Lieber Liebestraum,


    ich verstehe Dich nicht ganz, Du willst das Ballett streichen? Oder welche Choreografie des Ballettes möchtest Du denn verbindlich machen? Und gehöre ich zur Generation "Doof", weil ich die gewählte Lösung akzeptabel finde?


    Liebe Grüße Peter

  • Liebestraum hätte wohl gern ein konventionelles Ballett des Hofstaates gesehen, so wie einst die Herren des Pariser "Jockey-Clubs", deretwegen Verdi dieses hübsche, aber dramaturgisch völlig überflüssige Stück komponieren musste.

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Hallo Theophilus!


    Vielen Dank für die Korrektur, der Prophet ist natürlich eine Neuenfels-Inszenierung, der Don Carlos eine von Konwitschny :untertauch: :untertauch: :untertauch:

  • Zitat

    Original von GiselherHH
    Liebestraum hätte wohl gern ein konventionelles Ballett des Hofstaates gesehen, so wie einst die Herren des Pariser "Jockey-Clubs", deretwegen Verdi dieses hübsche, aber dramaturgisch völlig überflüssige Stück komponieren musste.


    Gottlob hat mir Konwitschny das erspart, ich finde diese Balletteinlagen langweilig und völlig überflüssig, sofern einem Regisseur nicht eine so witzige Lösung einfällt wie eben K.
    lg Severina :hello:

  • Hallo Severina,


    genau das meine ich: beim "Don Carlos" ist eben die Grundstimmung nicht so, als dass es dort irgend etwas Witziges geben könnte!


    Diese Idee Konwitschnys ist so absurd, bescheuert, doof....



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:


  • Nicht jede Idee, die man nicht versteht, ist deshalb bescheuert und doof..... Aber könnten wir diese Diskussion vielleicht in den richtigen Thread verlagern? Hier geht's um die Forza, nicht um CD!
    lg Severina :hello:

  • Hallo Severina,


    ich verstehe Konwitschnys Idee sehr gut, nur... sie passt nicht in den Kontext von "Don Carlos" hinein! Wie schon gesagt: in der Grundstimmung des gesamten "Carlos" gibt es nichts Lustiges, Witziges! Da pass Konwitschnys Traum-Schmonzette nicht hinein, ist völlig fehl am Platze!



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Lieber Liebestraum,


    die Vokabeln "bescheuert und doof" passen übrigens eher zu Dieter Bohlen als zu Verdi, findest du nciht?????


    Ich habe die Forza nciht gesehen, aber den Don Carlos, und da der nun hier schon Thema ist:


    Ich finde das Ballett sehr passend, weil es zeigt, welche Rolle die Eboli in dem ganzen Drama einnimmt, und da Konwitschny diese Figur dankenswerterweise ohnehin psychologisch besonders beleuchtet hat, hat er den dramaturgischen Leerlauf Ballett sehr intelligent benutzt, um da noch eine weitere Facette aufzuzeigen. Eboli ist in dem ganzen Drama eine wirklich Betrogene und nciht nur die Betrügerin ,als die so oft erscheint.
    Sie betrügt sich selbst, und wird auch von Philipp betrogen.
    Ich finde die Eboli in der Konwitschny Inszenierung hervorragend gezeichnet, so glaubwürdig habe ich sie noch nie erlebt. Und dazu gehört die Traumszene entscheiden dazu.


    Ein sinnentleertes Rumgehopse zu dieser schönen Musik, nur um die schönen Beine der "Jockey-Maitressen" zu zeigen, hätte wahrscheinlich weniger Protest hervorgerufen, aber wäre wie ein Kropf gewesen. Konwitschny ist eben nciht bescheuert sondern ganz im Gegenteil!
    Und was bitte ist an dieser Szene witzig oder lustig????? ?(


    F.Q.

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  • Hallo Fairy Queen,


    was willst du mir denn jetzt erzählen??


    Wenn Verdi gewollt hätte, die Person der Eboli näher zu beleuchten, dann hätte er ihr mehr Raum in seiner Oper gegeben!



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    natürlich die Realisation in dieser Form!


    Entschuldige, wenn ich Dich nicht Recht verstehe. Welche Form ist "diese" Form? Die meisten Inszenierungen sparen die (schöne) Musik aus, auch bei Verdi gehört sie zu den Strichen, die er machte. Anlass für die Komposition war weniger eine dramaturgische Notwendigkeit, sondern die Vorgaben der Pariser Oper. Aber immerhin hat er - wenn Du das Originalballett kennst - dort ein Handlungselement "versteckt", das sogar notwendig zur Charakterisierung einer Aktion der Eboli ist; wenn man es weglässt, entsteht eine Motivationslücke (eine der Schwächen der vieraktigen Fassung). Allerdings ist dieses Element in eine ziemlich überladene Allegorie eingebaut, die wohl seit Ende des 19. Jahrhunderts auf keiner Bühne mehr zu sehen war (vor allem weil man in der Regel die vieraktige italienische Fassung benutzte, in der das Ballett gestrichen ist, auch andere Fassungen des Don Carlo - vgl den Thread, wo ich eine Übersicht geboten habe - lassen das Ballett aus).


    In allen analogen Fällen sehe ich bei konservativsten Inszenierungen immer Neuchoreographien der Ballette - wieso sollte ausgerechnet hier, wo diese schöne Musik für die Bühne gerettet wurde, eine Choreographie rekonstruiert werden, die Verdi selbst mit Skepsis sah?


    Konwitschny hat übrigens dieses Handlungselement, auf das es Verdi ankam, auf seine Art und Weise in "Ebolis Traum" eingebaut. Die Kritiken der Fachleute waren übrigens entsprechend begeistert. Sind das jetzt alle "Doofis"? Nicht immer findet man eine solche einfache und geniale Lösung. Recht machen kann man es jedem natürlich nicht. Ein Beweis dafür, dass hier gegen Verdi gehandelt wurde, ist dieses Ballett allerdings ohnedies nicht. Da musst Du mir schon mal etwas Handfesteres, wie etwa die Anlage der Rolle des Posa, die Darstellung des Großinquisitors oder die des Mönchs bieten. Wenn das Ballett der einzige Einwand ist, wird man die Inszenierung, die übrigens eine vorbildliche Personenregie hatte, wohl kaum als "unter der Gürtellinie" bezeichnen können.


    Liebe Grüße Peter

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    Wenn Verdi gewollt hätte, die Person der Eboli näher zu beleuchten, dann hätte er ihr mehr Raum in seiner Oper gegeben!


    Hat er - eben in dem Ballett, aber das müsstest Du doch wissen ...


    Liebe Grüße Peter

  • Hallo Peter,


    wenn du diese Inszenierung in Hamburg, mit der abgeschmackten Kemenaten-Szene nicht auch Komisch fandest, dann hast du Konwitschny nicht verstanden, denn es war durchaus komisch
    gemeint...


    Nur hat eine solche Deutung in einem "Don Carlos" nichts zu suchen, sie zerstört den Gesamteindruck total. Denn im "Don Carlos" gibt es nichts Komisches!


    ------------------------------------------------


    Wenn eine Dramaturgin an der Berliner Staatsoper Frida Leider nicht kennt, die jahrelang dort gesungen hat...


    Wenn nur noch Ökonomen an den Hebeln der Klassik-Labels stehen...


    Wenn es bei der Opernregie nur darum geht, sich von einem Skandal zum anderen hochzuhangeln...


    Wenn uns Kritiker suggerieren wollen, wie genial diese eigentlich abscheuliche Inszenierung ist...


    Und wenn es dann noch Menschen gibt, die das nicht nur mit sich machen lassen, sondern das auch noch gut finden...


    ... dann ist etwas faul im Lande ...



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Na, gottlob gibt's ja noch aufrechte Charaktere wie dich, die wissen, was gut, echt und richtig ist. Entschuldige, aber..... Mir braucht übrigens ein Kritiker nichts zu suggerieren, weil ich prinzipiell keine Kritiken lese, mir genügt, was ich sehe und höre, um mir eine Meinung zu bilden. (Und da ich zumindest in Wien immer in die GPs gehe, kann mir sowieso im Vorfeld nichts eingerdet werden.)
    Es wäre schön, wenn du andere Meinungen einfach tolerieren könntest, ohne deren Vertreter taxfrei für bescheuert zu erklären. Nicht alles, was deinen Horizont übersteigt, ist der Untergang des Abendllandes. (Das gilt im übrigen auch für meinen Horizont!)
    lg Severina :hello:

  • Hallo Severina,


    das hat nichts mit aufrecht oder nicht zu tun...


    Ich habe noch Kulturtheorie und Ästhetik studiert: der Konwitschny-"Don Carlos" ist keine ästhetische Arbeit!



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    wenn du diese Inszenierung in Hamburg, mit der abgeschmackten Kemenaten-Szene nicht auch Komisch fandest, dann hast du Konwitschny nicht verstanden, denn es war durchaus komisch
    gemeint...


    Nur hat eine solche Deutung in einem "Don Carlos" nichts zu suchen, sie zerstört den Gesamteindruck total. Denn im "Don Carlos" gibt es nichts Komisches!


    Lieber Liebestraum,


    eine ganze Anzahl von Fragen, die ich gestellt habe, hast Du nicht beantwortet. Sei's drum. Ich habe keine Probleme damit, Fragen zu beantworten, wenn ich sie denn beantworten kann. Also, diese "Kemenaten"-Szene war nicht abgeschmackt, denn ich kenne ihre Bezugspunkte und weiß, wo und was da zitiert wurde. Wenn Du es komisch und abgeschmackt fandest, es war weder so gemeint, noch hat es auf den unbefangenen Zuschauer so gewirkt. Die Mitwirkenden teilen übrigens auch nicht Deine Meinung.


    Um über das Komische im Don Carlos zu sprechen - und da gibt es durchaus Elemente, sonst wäre kein großes Drama - und Verdis großes literarisches Vorbild war immer ein Shakespeare neben Schiller. Aber da müssten wir in die kompositorische Einzelanalyse gehen und das tun wir am vorgesehenen Ort, hier kann ich nur einmal feststellen: Wer Verdi für jemanden hält, der seine Musikdramen Schwarz in Schwarz komponiert, hat nicht ernsthaft in die Partitur geschaut. Aber möglicherweise muss ich bei den Voraussetzungen einer Generation "Doofi" erst einmal den Begriff des Komischen in der Kunst klären, der hat nämlich nichts mit schenkelklopfendem Lachen zu tun. Da ich mich heute gerade durch die Partitur von Beethovens Dritter gearbeitet habe, kann ich Dir auch dort sagen: Es gibt Stellen von drastischer, aber eben auch von höchst subtiler Komik - und das bei einem Werk, das Beethoven todernst meinte.


    Nun von den Antworten, die ich nicht bekam, zu den Antworten, um die ich nicht gebeten habe:




    Zitat

    Wenn eine Dramaturgin an der Berliner Staatsoper Frida Leider nicht kennt, die jahrelang dort gesungen hat...


    Ich nehme an, dass ich bei jedem, den ich examiniere, Lücken feststelle, die er nicht gerne öffentlich genannt haben möchte. Was aber Konwitschny und seinen Mitarbeiterstab angeht, so haben die nicht nur ein entsprechendes und erfolgreiches Studium hinter sich, jahrelange Praxis, sondern das musikalische Wissen, das ich da vorfinde, ist eines, das ich (fast) jedem in diesem Forum wünschen möchte. Ich habe da Diskussionen von einer analytischen Schärfe und einer argumentativen Tiefe geführt, wie ich sie nur selten geführt habe. Wenn man sich die Biografien der betroffenen Leute ansieht, wird man wissen, warum. Dass hier auf eine so herabsetzende Weise über Leute gesprochen wird, bei denen ich stolz bin, sie zu meinen Bekannten und Freunden zu zählen, fällt auf die zurück, die das tun. Man kann Konwitschny ja unterstellen, er wolle das Abendland untergehen lassen (es geht eher ohne ihn unter), ihn aber als Ansprechpartner für eine Generation "Doofi" hinzustellen, kann mich nur über die Einsicht dessen wundern lassen, der so etwas äußert. Da brauchte er keinen wissenschaftlichen Beraterstab, da würde er nicht Tage damit verbringen, mit den Darstellern zu diskutieren, was durchaus auch heißt, dass deren Vorschläge aufgenommen und berücksichtigt werden. Die große Geschlossenheit der "Don Carlos"-Konzeption hat eben auch etwas mit der Überzeugung aller Akteure zu tun, dass sie hier das Richtige für Verdi tun - und dass er dem Spielplan zum ersten Mal seit der Uraufführung die komplette Fassung (also auch die Stücke, die Verdi wegen der Länge schon zur Premiere streichen musste) zurückgegeben hat - und zwar so, dass die vollständige Fassung auch überzeugte, dafür kann man Konwitschny nur danken.



    Zitat

    Wenn nur noch Ökonomen an den Hebeln der Klassik-Labels stehen...



    Was damit zu tun hat, dass die Nicht-Ökonomen ihre Ware nicht verkauften. Nun stimmt auch das nicht, denn es gibt ja nicht nur die Majors, es gibt eine ganze Reihe von engagierten Label, wo Musikkenner an den Hebeln stehen. Immerhin gehören da ja auch eine Anzahl zu den Mitgliedern von Tamino. Sollten die jetzt beleidigt werden?


    Zitat

    Wenn es bei der Opernregie nur darum geht, sich von einem Skandal zum anderen hochzuhangeln...


    Solche Regisseure gibt es ohne Frage - und ich entscheide von Stück zu Stück meine Meinung (es gibt durchaus Arbeiten von Konwitschny, bei denen ich alles andere als zufrieden bin, erst recht natürlich von anderen). Es ist nur ein Fehler, hier zu verallgemeinern: Schlechte Ware gibt es leider überall.


    Zitat

    Wenn uns Kritiker suggerieren wollen, wie genial diese eigentlich abscheuliche Inszenierung ist...


    Kritiker gibt es auch solche und solche, jene, die etwas suggerieren wollen, wovon sie selbst nicht überzeugt sind, findet man allerdings allenfalls in Provinzblättchen. Es gibt - wie immer Moden - es gab sie 1850, es gab sie 1900, es gab sie 1950, es gibt sie heute. Verdi galt über lange Zeit in Deutschland nicht als ernsthafter Komponist. Erst als Werfel für Verdi eintrat, änderte sich das. Was sagt uns das: Wer mit der heute vorherrschenden Mode unzufrieden ist, braucht gute Argumente, muss auf Andersmeinende eingehen.um sie zu überzeugen. Das schlimmste ist immer, sich gegenseitig seine Unzufriedenheit zu signalisieren und zu meinen, man könne nichts ändern. Aber zum Ändern braucht es viel Wissen, Überzeugungskraft und eine Liebenswürdigkeit, die es dem, den man gewinnen will, auch ermöglicht, etwas sich anzuhören, wo er anderer Meinung ist. Wenn man einfach jeden vor den Kopf stößt, der anderer Meinung ist, wird man nur sich selbst bestätigen: Die Zeiten sind schlecht - und sie werden noch immer schlechter.


    Zitat

    Und wenn es dann noch Menschen gibt, die das nicht nur mit sich machen lassen, sondern das auch noch gut finden...


    Man sollte vor allem jemandem, der anderer Meinung ist, zubilligen, dass er gute Gründe für diese Meinung hat. Wenn man diese Gründe nicht entkräften kann, sollte man die eigenen überprüfen.


    Zitat

    ... dann ist etwas faul im Lande ...


    Oh ja, das ist es, die einen sagen, es liege am Kapitalismus, die anderen meinen, es liege am Sozialismus, die einen sagen, es liege an dem Nationalismus, die anderen an der Globalisierung, die einen sagen es liege am mangelnden Glauben, die anderen, am mangelnden Wissen - und die entschiedensten Meinungen treffe ich immer in den Bereichen an, von denen ich weiß, dass der Betreffende nichts davon versteht. Denn wo man sich auskennt, differenziert man. Dass man bei Tamino zu differenzieren weiß, halte ich eine Stärke in diesem Forum.


    Liebe Grüße Peter

  • Hallo Peter,


    ich wüsste nicht welche Antworten ich dir schuldig geblieben sein soll!!


    Ich habe dezediert erklärt was mich am "Don Carlos" nicht gefiel. Im Gegensatz zu dir reicht mir eine Szene aus, die für mich überzogen dargestellt worden ist, eine gesamte Inszenierung in Frage zu stellen.
    Konwitschny hat die Figuren in dieser Kemenaten-Szene ins Tragisch-Komisch-Kleinbürgerliche gezogen! Das ist nicht legitim, sondern zutiefst unpassend und in diesem (übertragenen) Sinne "unter der Gürtellinie".




    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Zitat

    Original von Liebestraum


    Ich habe noch Kulturtheorie und Ästhetik studiert: der Konwitschny-"Don Carlos" ist keine ästhetische Arbeit! LT :hello:


    Was, bitte, hat Deine Ausbildung mit DON CARLOS zu tun, und wieso berechtigt eine solche jemanden, einem anderen, zudem noch einem anerkannt Großen seiner Zunft, ästhetische Arbeit abzusprechen?


    Ich mochte bekanntlich die Pountney-Inszenierung der FORZA auch nicht, aber langsam dämmert mir doch, wie differenziert und subtil er doch im Vergleich zur Methode Bohlen mancher Diskutanten ist, die ohne jede Begründung und Erklärung alles und jeden auf ein und denselben Misthaufen werfen, weil ihnen die ganze Richtung nicht passt.


    Ich darf da ja wohl nicht mitreden, weil ich nichts studiert habe (jedenfalls nicht fertig), aber da versuchen schon mal mehrere Taminos, die schon hinlänglich bewiesen haben, dass sie weder blind noch taub und auch sonst nicht auf den Kopf gefallen sind, mit einer wahren Engelsgeduld, aus Dir einen Hauch von begründetem und nachvollziehbarem Argument heraus zu locken, das Deine Ansicht stützen könnte, und statt dessen versuchst Du sie mit einem Studium zu beeindrucken, das Dich doch eigentlich genau dazu befähigt haben sollte, Deine abfällige Meinung über einen der Besten seiner Zunft etwas sinnfälliger zum Ausdruck zu bringen? Ich fasse es nicht.


    Es wäre ein guter Nachweis für Deine behauptete Kennerschaft, wenn Du wenigstens auf Peters Erläuterungen etwas weniger pauschal eingehen könntest.


    :hello: Rideamus

  • Hallo Rideamus,


    ich habe doch genau beschrieben, was mir an Konwitschnys "Don Carlos" nicht gefällt.


    Aber ich kann noch eins draufsetzen:


    Als sehr schlimm empfand ich auch die Gestaltung des Autodafé, in dem er das Publikum in die Pause schickt und das ganze Geschehen als Foyer-Event verkauft wird: Abtrünnige werden dort durch Security-Leute durchs Haus geprügelt, eine Monroe-Adaption bittet die Sünder um Vergebung usw.... Uuuh das ist alles so schrecklich und geht doch nicht auf, weil es meiner Ansicht nach völlig verpufft!



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

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  • Zitat

    Original von Liebestraum
    Aber ich kann noch eins draufsetzen:


    Als sehr schlimm empfand ich auch die Gestaltung des Autodafé, in dem er das Publikum in die Pause schickt und das ganze Geschehen als Foyer-Event verkauft wird: Abtrünnige werden dort durch Security-Leute durchs Haus geprügelt, eine Monroe-Adaption bittet die Sünder um Vergebung usw.... Uuuh das ist alles so schrecklich und geht doch nicht auf, weil es meiner Ansicht nach völlig verpufft!


    Lieber Liebestraum,


    warum nicht gleich, ich fand auch die Autodafé-Szene als diskutabler als "Ebolis Traum", da schreibe ich noch was im richtigen Thread dazu. Aber die Erfahrung mit anderen szenischen Lösungen (und Verdi war empört über die Kirche und ihre Wege!) fallen gegen die Direktheit der Konwitschnyschen Lösungen bisher zurück, soweit ich sie erlebt habe. In München ließ man nackte Darsteller am Pfahl rösten - das war direkter, aber machte den Zuschauer zum Voyeur. Bei Konwitschny wurde der Zuschauer zum Komplizen, eine überzeugende Lösung, auf die bessere warte ich noch.


    Woran kann man nun sehen, ob dieser Einfall verpufft? Erregt er großes Ärgernis (wie es am Anfang in Wien war, bevor man dort verstand, worum es ging), so wird man diese Lösung spekulativ halten, dass er in Deiner Erinnerung verpuffte, spricht für das Gegenteil. Jede Provokation schwächt sich schnell ab, am Ende bleiben nur die überzeugenden Lösungen. Da bin ich gespannt auf die weitere Rezeption.


    Die beiden genannten Szenen finde ich nirgendwo anders so gut gelöst wie bei Konwitschny, meist wird die Auseinandersetzung mit diesem Stück der Verdischen Partitur einfach vermieden. Dass diese beiden genannt werden, die viel wichtigeren in der Personenregie, die ich aufgezählt habe, aber nicht, ist ein mehr als überzeugendes Argument für die Einrichtung Konwitschnys.


    Und jetzt versenke ich mich in die Partitur der "Forza", die ich mir besorgt habe. Ich möchte ja auch noch eine Meinung zum Subject dieses Threads haben ...


    Liebe Grüße Peter

  • Das Beste an diesem ganzen Abend war die (fast) einhellige Ablehnung der Inszenierung durch das Wiener Publikum - da wurde ich richtig schadenfroh am Ende.
    Eine seltenscheußliche Inszenierung.


    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Daß die Inszenierung ausgebuht wird, wird von den Verursachern mit einem feixenden Grinsen fixiert - in früheren Zeiten hätten sich Männer von Ehre erschossen, wenn ihnen solche Ablehnung entgegengebracht ward.


    Wenn der Regisseur ein Fünkchen Ehre besitzt, lesen wir vielleicht in den kommenden Tagen etwas in der Zeitung von seinem Abgang - ich bezweifle es aber ehrlich gesagt.


    Lobenswert neben Fr. Stemme und Hrn. Alvaraz v.a. das Dirigat Mehtas.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von Felipe II.
    Das Beste an diesem ganzen Abend war die (fast) einhellige Ablehnung der Inszenierung durch das Wiener Publikum - da wurde ich richtig schadenfroh am Ende.


    Ich sehe schon mit Erstaunen, welche höheren Gefühle die Oper auszulösen versteht.


    Zitat

    Eine seltenscheußliche Inszenierung.


    Das mag schon sein ...


    Zitat

    Wenn der Regisseur ein Fünkchen Ehre besitzt, lesen wir vielleicht in den kommenden Tagen etwas in der Zeitung von seinem Abgang - ich bezweifle es aber ehrlich gesagt.


    Dass nun auch noch ein atavistischer Ehrbegriff ins Feld geführt wird, finde ich schon überraschend. Ehre setzt ein Kollektiv voraus, vor dem man das Gesicht verloren hat. Nun ist das genannte Publikum nicht gerade der Maßstab, an dem ich mein Ehrgefühl orientieren würde. Da hätte sich damals Beethoven schon die Kugel geben müssen. Er tat es GottseiDank nicht, weil er von solchen barbarischen Sitten - und der Sachkundigkeit des Publikums - nichts hielt.


    Es ist leider ein Ritual geworden, eine bestimmte Richtung auf diese Art und Weise abzulehnen. Da man das unterschiedslos macht, wie gut oder wie schlecht nun die Inszenierung auch gewesen ist, ist die Reaktion ziemlich aussagelos. Das Kollektiv, auf das sich dann der Regisseur bezieht, ist nicht das Publikum, sondern die Gemeinschaft der Künstler, die es mit ihren Zeitgenossen immer schon schwer hatten. Da ein solches Publikum das Gute nicht erkennen kann, traut man ihm auch die Erkenntnis des Schlechten nicht zu, sondern nimmt die Ablehnung - da diese verletzend wirkt - mit einer gewissen Zyne zur Kenntnis - wie auch anders.


    Wahrscheinlich wird die Inszenierung in ihrer Beliebigkeit am Ende auch noch gefeiert werden - bei der zweiten oder dritten Vorstellung vielleicht schon. Kollektive haben hier wie dort wenig Differenzierungsvermögen - und leider auch wenig Vernunft.


    Liebe Grüße Peter

  • Das Problem an der Sache ist ja, dass Regisseure sich in ihrer Kunst bestätigt fühlen, wenn sie ausgebuht werden.


    Es mag ja stimmen, dass viele gute Regisseure ausgebuht werden, weil sie nicht "verstanden" werden - der Umkehrschluss, dass alles, was ausgebuht wird Kunst ist, ist jedoch leider nicht zulässig ...


    Viel wirkungsvoller wäre es ja, wenn die Leute nicht buhen, sondern das ganze mit einem matten Applaus bestrafen, dann kriegt der Regisseur vermutlich die Krise ...


    Lg


    Roland

    Die Basis jeder Grundlage ist das Fundament

  • Zitat

    Original von nufan
    Das Problem an der Sache ist ja, dass Regisseure sich in ihrer Kunst bestätigt fühlen, wenn sie ausgebuht werden.


    Es mag ja stimmen, dass viele gute Regisseure ausgebuht werden, weil sie nicht "verstanden" werden - der Umkehrschluss, dass alles, was ausgebuht wird Kunst ist, ist jedoch leider nicht zulässig ...


    So sehe ich das auch. Und dann kann sich ein Pountney nach Ablieferung einer solchen Arbeit noch als Märtyrer für die Kunst verstehen ...


    Zitat

    Viel wirkungsvoller wäre es ja, wenn die Leute nicht buhen, sondern das ganze mit einem matten Applaus bestrafen, dann kriegt der Regisseur vermutlich die Krise ...


    Das wäre mal ein intelligentes Publikum ...


    Liebe Grüße Peter

  • Lieber Peter,


    vielen Dank für Deine sehr lesenswerten Beiträge der letzten Tage, die Du hier eingestellt hast und die sich in ihrer sachlichen, aber trotzdem persönlich gefärbten, Form wohltuend von anderen, oberflächlich-inhaltlich nicht überzeugenden und manchmal auch den "guten Ton" verlassenden Texten, unterscheiden.


    Neben Konwitschny gibt es noch eine ganze Reihe von Regisseuren, die sich stark der Musik verpflichtet fühlen, Hilsdorf oder Neuenfels sind zwei andere, prominente Namen, die da zu nennen wären.


    Der Unterschied zwischen uns beiden liegt klar darin, dass ich mich stärker am Bild orientiere und da auch bereit bin, manches zu akzeptieren, was Du, von der Musik ausgehend, als grenzwertig - oder auch schon mal jenseits dieser Grenze ansiehst (bsplsw. "Iphigenie" in Berlin). Trotzdem ist eine Verständigung zwischen uns möglich, ohne dass man sich gegenseitig diskreditiert.


    Einen Aspekt hast Du angesprochen, der auch mich hier schon öfter beschäftigt hat: es wird in einer Art-und-Weise gerade über die Regisseure gesprochen, der respektlos ist - was da alles unterstellt wird, irre.


    Die, die ich persönlich kennengelernt habe, sind ganz unterschiedlich gewesen - da gab es auch den einen oder anderen, über den man kein weiteres Wort verlieren muss. Von den interessanteren habe ich sehr viel gelernt - und das waren nicht nur diejenigen, die hier so geschmäht werden, da gab es auch welche, die ganz konventionell inszeniert haben - und habe vor allem gesehen, wie ernsthaft da an den jeweiligen Stücken gearbeitet wird, mit wieviel Sachkenntnis da zu Werke gegangen wird.


    Deshalb berührt auch mich die hier zu lesende Schmähkritik unangenehm.


    Jedenfalls denke ich oft: wenn ich ein Musiktheaterwerk inszenieren müsste - meine Wahl bezgl. des Dramaturgen fiele auf Peter B. aus L., ich wäre sicher, dass ich auf grobe, inszenatorische Schnitzer im musikalischen Bereich entschieden und schützend hingewiesen würde.


    LG

  • Lieber Alviano, Peter wird sich sicher serh freuen, das hier zu lesen und ich kann dich da nur unterstützen. :yes:
    Man kann sehr unterschiedlicher Meinung sein und man darf ja bei Tamino gottseidank auch mal scharf polemisieren, um diese Meinung auf den Punkt zu bringen.
    Was man aber unterlassen sollte, sind Pauschalurteile und Diffamierungen , die man nicht durch Sach-Argumente untermauern kann. Oder wenn dem schon so ist, sollte man wenigstens so fair sein, dass auch zuzugeben.
    Peter zeigt hier in diesem Thread wieder einmal vorbildlich, wie man argumentiert. Klar und offen in der Sache, detailliert in der Kenntnis der Hintergründe, mit eigenem deutlcihen Standpunkt, aber ohne persönliche Angriffe und Beleidigungen ganzer Berufsgruppen, ohne Ideologie sondern eben DIFFERENZIERT. Dasselbe gilt für Severina.
    Warum kann man nciht wie diese Beiden(und etlcihe Andere auch) jedes einzelne Werk und jede Inszeneirung für sich selbst ansehen und bewerten, ohne gleich ganze Heerscharen von Regisseuren da mit über den selben Kamm zu scheren?
    Wenn mir eine Symphonie von Mozart nciht gefällt, schreibe ich dann gleich: Mozart ist doof und bescheuert???? Und Haydn und Beethoven ebenfalls , denn die gehören zur selben Epoche??? :rolleyes:


    F.Q.


  • Das liegt aber weniger an Konwitschny, sondern an der Intention Youngs, vom Regietheater zurück "zu den Wurzeln" zu gehen, was gerade in Hamburg kontraproduktiv ist, das ja hauptsächlich von den Inszenierungen und weniger von den Stimmen lebt ...


    Lg


    Roland

    Die Basis jeder Grundlage ist das Fundament

  • Es ist schon fast dankenswert, wie man durch den verbalen Hooliganismus mancher vermeintlicher Opernfans, die in Wirklichkeit kaum mehr als eine diffuse Anhänglichkeit an den Verein Jahn Dunnemals an den Tag legen, sich intensiver mit einer eigentlich abgelehnten Inszenierung zu beschäftigen.


    Erst jetzt habe ich die gestrige Kritik in der SZ gesehen, mit der ich fast durchweg einverstanden bin - soweit ich das als Fernehzuschauer (bislang) nur des ersten Teils der Übertragung überhaupt sein kann. Das Schlüsselwort der Kritik ist für mich halbherzig. Das erlaubt, dass eine Reihe interessanter Ideen wirken und hängen bleiben, jedoch die guten wie auch die daneben geschossenen gleichermaßen in einem Wust von Beliebigkeit verloren gehen, so dass der Wust selbst der bleibende Eindruck wird.


    Peter hat zu Beginn zu Recht angemahnt, dass wir einmal darlegen, warum es die Regie und nicht möglicherweise das Werk selbst ist, die uns so aufregt. Dazu werde ich demnächst gerne etwas beitragen, muss mich aber derzeit um Vordringliches kümmern.


    Deshalb als Anstoß einer Diskussion der Oper und, darauf aufbauend, der Inszenierung Pountneys, die ich bestimmt noch zeitnah nachholen werde, zunächst einmal zwei Fragen an das Werk selbst und dann seine Inszenierung:


    - Ist es blanker Zufall, dass das Stück mit einer Umkehrung des Anfangs von DON GIOVANNI beginnt, in dem der Vater jedoch beidemale zum ungewollten Opfer einer Konfrontation zwischen Tochter und Liebhaber wird, und dass beide Stücke auf spanischen Vorlagen beruhen, die einander gar nicht so unähnlich sind, obwohl zwischen ihren Uraufführungen immerhin fast 200 Jahre liegen?
    Und in dem Zusammenhang: wäre es nicht reizvoller und einem Verständnis des Werkes dienlicher, dieser Verbindung nachzugehen, als willkürliche Parallelen in der Musicalrevue heranzuzerren?


    - Was fand Verdi an dem pikaresken Verlauf der Geschichte und der des TROVATORE so inspirierend, dass er lediglich auf die Emotionalität der Situationen, nicht aber auf ihre Stringenz wert legte und dafür einige seiner stärksten Melodien fand?
    Und in dem Zusammenhang: ist es ungeachtet des zuvor Gesagten nicht mindestens legitim (unabhängig von der unbeholfenen Ausführung), darin Parallelen zu dem amerikanischen Zirkus um religiöse Erweckungsveranstaltungen zu sehen und das herauszuarbeiten? Tatsächlich, und das machte die ver-rückte Kostümierung immerhin deutlich, liegt das EVVIVA LA GUERRA für mein Empfinden näher an den Cheerleader-Gesängen bei Football-Veranstaltungen als am Sektenwesen, geschweige denn an dem hier verherrlichten und deshalb zwangsläufig sehr abstrakt bleibenden Krieg, der damit angesprochen wird.


    - Ist es ein neuer Einfall (dann wäre er brilliant und auch in Verbindung mit dem o.g. Komtur bzw. auch hier der Umkehrung seiner Funktion auf interessante Weise provokant), den Vater und den Pater Guardian durch denselben Sänger verkörpern zu lassen oder gibt es dafür schon eine (sanktionierte?) Tradition? Auch diese Frage ist unabhängig von ihrer m. E. auch da im Ansatz stecken gebliebenen Umsetzung eine an das Stück selbst, aber auch an den bisherigen Umgang damit.


    Soviel aus Zeitmangel für's Erste. Vielleicht hilft das aber schon mal, die Diskussion auf das eigentliche Thema zurück zu führen und ggf. das vorübergehend ausufernde OT zu Konwitschny und seinem DON CARLOS und das "Regietheater" allgemein in den entsprechenden Strang zu verschieben, wo es m. E. hingehört.


    :hello: Rideamus

  • Liebe Musikfreunde,


    Warum versauen wir uns so die Freude "an der Oper"?
    Pbrixius hat das so treffend formuliert.
    Warum können wir nicht ein Musikereignis genießen, ohne darüber generell (einzelne Schwachpunkte hat wahrscheinlich jede Aufführung) herzufallen?


    Lese ich manche Beiträge über die musikalische Darbietung, so haben bei der "Macht" an der Wiener Staatsoper mehrheitlich Unfähige gesungen.
    Ich bewundere die beispielsweise die MusikkennerInnen, die bei Frau Stemmes Leonora die typische Wagner-Sängerin zu erkennen glaubten, etc. Was ist die typische Wagner-Sängerin? Nilsson sang Wagner ganz talentiert, ebenso Verdi, Mozart...


    Ist das Profilierungsneurose, um dem Forum die eigene Super-Überdrüber-Kompetenz zu verdeutlichen, ist das tatsächliche Kompetenz? Wenn ja, wann gebt Ihr Musikunterricht?
    Bitte um einen sozial verträglichen Tarif für einen armen Rentner.

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

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