Beethoven schrieb (wie sicher die Meisten von uns wissen) abseits der bekannten Missa Solemnis mehr als ein Jahrzehnt zuvor die Messe in C-Dur.
Sie steht wie ich finde zu unrecht in dem so deutlichen Ausmass im Schatten der Großen. Ich möchte sogar behaupten das abseits des Faktums das diese quantitativ über sie hinausragt und einige besonders ausgeklügelt polyphon gehaltene Stellen besitzt, durchaus eine persönliche Geschmacksfrage sein kann welche subjektiv mehr anspricht, da Beethovens Tonsprache auch allgemein zu der Zeit der Enstehung der 1.Messe eine etwas Andere war als zu seinen späten Jahren (auch wenn man teilweise sogar ein paar Anklänge und Ähnlichkeiten zueinander wahrnehmen kann.)
Beethoven schrieb die Messe 1806/1807 aufgrund eines Auftrags von Fürst Nikolaus Esterhazy (anlässlich des Namenstages seiner Frau.) Dieser ließ aber nach der Uraufführung, die am 13.September 1807 in Eisenstadt stattfand, kein gutes Haar an ihr. ("aber lieber Beethoven, was haben Sie denn da wieder gemacht".) und in einem Brief an Gräfin Henriette Zielinska unter Anderem als „unerträglich lächerlich und scheußlich“ beschrieb.
Beethoven, der wohl selbst nicht viel vom Geschmack Esterhazys hielt, war dennoch weiterhin von seiner Arbeit überzeugt ("Von meiner Meße wie überhaupt von mir selbst sage ich nicht gerne etwas, jedoch glaube ich, daß ich den text behandelt habe, wie er noch wenig behandelt worden") und widmete sie darauf dem Fürsten Kinsky. Er ist auch hörbar hier schon weiter von konventionellen, strukturellen Formen und Mustern der damals sonst üblichen Messtraditionen entfernt.
Während zB üblicherweise das Kyrie oftmals zwischendurch durch kleine solistische Orchesterfiguren ausgeschmückt wurde, wird hier ein stärkerer Zusammenhang zur gesamteinheitlichen Struktur gehalten. Es ist überhaupt eines meiner liebsten Kyrien-Teile, sehr inniglich und sehnsuchtsvoll.
Besonders gefällt mir auch zB der kraftvolle Beginn des Credos (mit den Fanfarenähnlichen Einsätzen) oder das eher tragisch gehaltene Agnus Dei mit den zeitweise signifikanten in den Orchesterstimmen aufgeteilten Achtel-Rythmen. Aber alles in Allem gibt es kaum Stellen die mich hier in der Messe nicht ansprechen was sie so besonders für mich macht (da es ja auch nicht meiner Gewohnheit entspricht schnell mal an einem größeren Werk von vorne bis hinten gefallen zu finden )
Für die Statistik wären hier noch die 5 Teile erwähnt:
1. Kyrie
2. Gloria
3. Credo
4. Sanctus
5. Agnus Dei
Welche Einspielung könnt ihr empfehlen?
Meine Liebste – ich traue es mich schon fast garnicht sagen – ist ein Radiomitschnitt unter B.de Billy dessen Dirigat ich vor allem bei Chorwerken sehr schätze. Hier finde ich einfach die Tempi durchwegs passend und auch der momentan benötigte Ausdruck kommt hier nicht zu kurz sondern wird adäquat umgesetzt.
lg
Thomas