BEETHOVEN: Violinkonzert in der Fassung für Klavier und Orchester op. 61a

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    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Im Gegensatz zu Nemorino, der das Original mehr liebt als die Bearbeitung, ist mir jene lieber. Ich gehe davon aus, dass es an meiner Abneigung gegen das Soloinstrument Geige liegt - da mag der Solist noch so gut sein. Scherzhafterweise sage ich immer, die Geige ist für mich nur als "Herdeninstrument" errträglich. Da allerdings auch nur, wenn die "Herde" sich anständig benimmt, und nicht wie ein wilder Haufen daher kommt. Soll nichts anderes heißen, als dass das Zusammenspiel schon stimmen muss.

    Nichtsdestotrotz ist mir natürlich bewusst, dass die Literatur für das Instrument Geige / Violine seine Berechtigung hat und die in meinen Augen (respektive Ohren) wichtigen Kompositionen besitze ich auch. Dennoch liegt mir das Soloinstrument Klavier näher, und insofern auch die Klavierbearbeitung von Beethovens op. 61 - in meinem Fall in der von Nemorino geposteten Aufnahme mit Barenboim (mit den Zugaben der Violin-Romanzen durch Zukermann). Und weil ich diese Bearbeitung durch Beethoven selber auch nicht so hoch hänge wie das Original, lasse ich es auch mit dieser einen Aufnahme bewenden...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Guten Morgen,


    die Schoonderwoerd/Cristoferi Aufnahme ist auch in der sehr empfehlenswerten GA enthalten:


    Ich höre aber gerade die Collins Aufnahme mit Klarinette. Daneben gefällt mir die auch schon genannte Dausgaard Aufnahme ausnehmend gut. Die Naxos CD habe ich auch , gekauft wegen dem Tripelkonzert . Ich denke mehr brauche ich nicht. Wobei - Bräutigam wäre noch eine Versuchung - kann jemand was dazu sagen ?


    Kalli

  • Dennoch liegt mir das Soloinstrument Klavier näher

    Lieber musikwanderer,


    das sehe ich grundsätzlich auch so, und die großen Komponisten haben es wohl ähnlich gesehen, denn es gibt - soweit ich das überblicken kann - wesentlich mehr Klavier- als Violinkonzerte. Trotzdem gibt es eine beachtliche Anzahl wunderbarer, erstklassiger Konzerte für die Violine, und ich möchte auf keines davon verzichten.


    Und jetzt komme ich auf Beethovens Konzert: Der Komponist ist wohl von seinem Verleger angeregt worden, das Konzert für Klavier "umzuschreiben", weil der sich davon zusätzliche Geschäfte versprochen hat. So weit, so gut. Aber das Op. 61 ist nun einmal ein Violinkonzert, und man merkt der Bearbeitung für das Klavier selbst als Laie gleich an, daß es so eine Art Surrogat darstellt, nicht Fisch noch Fleisch. Deshalb geht es mir hier auch gar nicht darum, ob ich Klavier- oder Violinkonzerte bevorzuge, sondern ganz einfach darum, daß die Bearbeitung des Originals - zumindest in meinen Ohren - schlicht und ergreifend mißglückt ist. Selbst ein Gigant wie Beethoven konnte aus einem Konzert für die Violine kein überzeugendes Klavierkonzert zaubern.


    Ich weiß noch genau, als ich zum erstenmal das bearbeitete Konzert in der Aufnahme P.Serkin/Ozawa gehört habe - ich war irgendwie unzufrieden. Zuerst habe ich gemeint, weil man es eben als Violinkonzert kennengelernt hat und sich schlecht "umgewöhnen" kann. Aber das ist nicht der wahre Grund. Ich habe heute mal was in meinen Büchern recherchiert und eine Aussage von Joachim Kaiser, dem leider verstorbenen Münchner "Kritikerpapst" gefunden, der es so auf den Punkt bringt: "Beethoven hat sein Violinkonzert auf Bitte des Konzertmeisters Clementi auf Klavier übertragen - und dem Klavier eine großartige Originalkadenz geschenkt (den Geigern leider nicht). Doch wer das Violinkonzert liebt, dem kann keineswegs, oder nur aus Kuriositätsgründen, die Klavierfassung gefallen. Denn für die linke Hand des Pianisten hat die Bearbeitung nichts zu bieten - und die rechte bleibt dem Violinsound grotesk unterlegen. Nein, wer dieses Konzert schätzt, wird hier nicht bedient …"

    Noch ein Wort zu der Originalkadenz, die der Geiger Wolfgang Schneiderhan für die Violine bearbeitet hat. Ich habe seine Aufnahme (siehe Beitrag 30), und die Kadenz klingt auf der Geige IMO ähnlich künstlich wie das Konzert auf dem Klavier. Auch Ulf Hoelscher (EMI) hat diese Bearbeitung in seine Aufnahme übernommen, aber abgesehen davon, daß der Komponist keine eigene Kadenz (im Gegensatz zu seinen Klavierkonzerten) geschrieben hat, ziehe ich die Kadenzen von Joachim und Kreisler bei weitem vor, wie auch die meisten Spitzengeiger nicht auf Schneiderhans Arbeit zurückgegriffen haben.


    Die Praxis zeigt, daß fast jede Umarbeitung für ein anderes Instrument mit Tücken behaftet ist. Flöte und Oboe (siehe Mozart) geht ja recht gut, aber Violine und Klavier - da bleibt mehr als ein Erdenrest. Zumindest ist das mein Empfinden.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Die Einspielung des leider kürzlich verstorbenen Peter Serkin mit dem New Philharmonia Orchestra unter Seiji Ozawa von 1969 für RCA war zu LP-Zeiten im Westen wohl die Aufnahme schlechthin. Es gab, wie gesagt, nicht allzu viele Alternativen. (Eine ähnliche Stellung hatte in der DDR die Einspielung Webersinke/Masur, wie chrissy zurecht anmerkte.) Nun sticht die Serkin/Ozawa-Aufnahme allerdings auch unter einem anderen Aspekt heraus: Serkin beharrte, soviel ich hörte, auf einem extrem langsamen Tempo im Kopfsatz, der hier auf sage und schreibe 29 Minuten kommt. In manchen Einspielungen ist man bei etwas über 20, die Regel scheinen um die 24/25 Minuten zu sein. Kurioserweise sind die beiden anderen Sätze bei Serkin/Ozawa im Verhältnis im Rahmen. Ich mutmaße, dass der negative Ersteindruck, den nemorino gewonnen hat, am Ende auch darauf zurückzuführen sein könnte.


    Auf CD ist die Aufnahme bis dato (mal wieder) nur in Japan erschienen:


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    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Der Komponist ist wohl von seinem Verleger angeregt worden, das Konzert für Klavier "umzuschreiben", weil der sich davon zusätzliche Geschäfte versprochen hat. So weit, so gut. Aber das Op. 61 ist nun einmal ein Violinkonzert, und man merkt der Bearbeitung für das Klavier selbst als Laie gleich an, daß es so eine Art Surrogat darstellt, nicht Fisch noch Fleisch.

    Gerade habe ich nach einem Tag der Lauferei Deinen Post gelesen. Und was soll ich Dir sagen? Ich widerspreche Dir nicht! Nur das mit dem "Fisch und Fleisch" habe ich noch nie so empfunden. Für meine Ohren ist es gut genug gemacht. Aber so sind die Geschmäcker eben - unterschiedlich.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ist es nicht auch eine Frage der Prägung? Ich habe das Violinkonzert von Beethoven erst sehr spät kennengelernt und vielleicht ein-, zweimal komplett gehört. Von daher war ich gegenüber der Klavierbearbeitung von Anfang an sehr offen. Sie sprach mich ungleich mehr an, so sehr, dass ich das Werk in den letzten Tagen mehrfach in unterschiedlichen Interpretationen hörte. Zur Paukenkadenz: Gerade diese gefällt mir ausnehmend gut. Vielleicht passt das in der Form auch besser zur Klavierfassung, auch wenn ich sagen muss, die genannte Aufnahme von Schneiderhan, die ich antestete, hat mir auch gefallen. Kremer/Harnoncourt machen es an der Stelle ganz eigen, indem neben den Pauken und der Violine auch das Klavier einsetzt. Hat was!

    Noch eine Aufnahme-Empfehlung, die ich gerade zu Ende hörte:


    Gramophone_editor_choice2_c8121eb0-71e3-4153-a2bd-b48458137acf.png?9827443947944393663 Gramophone Editor's Choice

    Der seinerzeit bereits fast 79-jährige Dmitri Bashkirov mit dem Orchestre de Chambre de Lausanne unter Péter Csaba, Aufnahme: Salle Métropole, Lausanne, 30. April - 2. Mai 2010 (Claves). Für meine Begriffe eine wirklich packende Darbietung in exzellentem Klangbild. Der Paukist geht voll aus sich heraus und lässt es am Ende des Kopfsatzes dann auch richtig knallen. Man hört den sichtlich engagierten Pianisten an dieser und jener Stelle, auch wenn es bei weitem nicht die Ausmaße von Glenn Gould annimmt. Keine Anzeichen von Altersschwäche. Ziemlich preisgünstig zu erstehen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Joseph II.,


    danke für den Tip auf die Japan-Ausgabe P.Serkin/Ozawa. Ist natürlich dementsprechend teuer, und eigentlich bin ich mit der Barenboim-CD ganz gut bedient.

    Daß Peter Serkin den Kopfsatz auf über 29 Minuten ausdehnt, ist mir gar nicht mehr erinnerlich. Ich besitze die alte LP zwar noch, habe sie aber mindestens seit 30 Jahren nicht mehr aufgelegt.

    Die Paukenkadenz stammt ja original von Beethoven, und in der Klavierfassung gefällt sie mir auch gut. Ich finde nur, daß die Übertragung auf die Geige nicht so recht geglückt ist. Ich ziehe in jedem Fall die Kadenzen von Joseph Joachim und Fritz Kreisler vor, und ganz ausgezeichnet finde ich die Kadenz von Auer (in der Bearbeitung von Heifetz) in dieser alten, wunderbaren Aufnahme:

    aus dem Jahr 1955, die zu meinen absoluten Referenzen zählt. Auch der Klang ist mehr als zufriedenstellend.


    Danke auch für die Mitteilung, daß Peter Serkin vor wenigen Tagen (1.2.2020) verstorben ist. Das war mir nicht bekannt. Da ist er lange nicht so alt, aber auch längst nicht so prominent wie sein Vater geworden. Söhne berühmter Väter haben es immer schwer, wie auch Igor Oistrach.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Die Einspielung des leider kürzlich verstorbenen Peter Serkin mit dem New Philharmonia Orchestra unter Seiji Ozawa von 1969 für RCA war zu LP-Zeiten im Westen wohl die Aufnahme schlechthin. Es gab, wie gesagt, nicht allzu viele Alternativen. (Eine ähnliche Stellung hatte in der DDR die Einspielung Webersinke/Masur, wie chrissy zurecht anmerkte.)

    Richtig, denn wenn man aus einem Violinkonzert ein KK macht, dann kann ja für das Soloinstrument Klavier nichts allzu virtuoses herauskommen ... und wenn man dann noch ein so lange Spielzeit von 29Minuten für den 1.Satz verwendet, wird dieser Eindruck als "Klavierkonzert ohne Virtuosität" noch unterstützt.


    Ich war auch zuerst (auf LP) mit der Serkin/Ozawa-Aufnahme (RCA) zufrieden - ;) eben weil es früher keine andere Alternative gab. Grund war zunächst die begeisternde Dominanz der Pauken bei dieser Bearbeitung. Das war schon eine Überraschung.

    Aus heutiger Sicht zeigt mir meine einzige auf CD - die Webersinke/Masur-Aufnahme, dass es auch angemessener geht und das Klavier nicht so unprofessionell da steht : 23:21 - 8:34 - 10:04.

    Meine Ersteindrücke von 2008 in diesem Thread muss ich dahingehend revidieren !


    Thomas Pape geht in Beitrag 6 sogar soweit, das er die erst gehörte Klavierfassung als Original ansieht und die VC-Fassung als Bearbeitung - ausgelöst durch die Aufnahme von Webersinke/Masur:

    Zitat von Thomas Pape

    Die Skurilität der Umarbeitung eines Violinkonzertes in eines für Klavier hat seinerzeit bei mir dazu geführt - ich war damals 15 Jahre alt - daß ich mir op. 61a zu Gemüte geführt hatte, bevor ich mir op. 61 anhörte.


    Merkwürdigerweise empfinde ich das eine nicht als Transkription des anderen; op. 61a wirkt nicht umgestrickt.

    Inzwischen kann man die Aufnahme auch als Einzel-CD erwerben.

    Ich habe sie auch seit langem in der Beethoven-Box Unbekannte Meisterwerke auf edelClassics (9 CD_box) in Aufnahmen aus Ostdeutschland von 1968-1979:


    edel Classics, 1972 (op.61a), ADD




    :!: Ich komme nicht umhin auch hier wieder festzustellen, das Kurt Masur bei den Beethoven Klavierkonzerten auch hier wieder für mich einen Massstab setzt, denn mit seiner orchestral gewiss nicht perfekt klingenden Aufnahmen der Klavierkonzerte 1 - 5 mit Emil Gilels / Staatliches SO der UDSSR / MAsur (Brillant, 1976) habe ich auch diesen sehr positiven Eindruck.



    :hello: An Dich, lieber nemoriono sei noch gesagt, dass Du lieber in die Webersinke-Aufnahame investieren solltest, als die langsame Serkin-Aufnahme, die wir ja auf RCA-LP haben. Ich hatte sie vor ein paar Jahren auch mal wieder aufgelegt, aber danach lieber zur Webersinke-Aufahme auf CD gegriffen ...

    Die Barenboim-Aufnahme (DG) , die Du auf CD hast, soll ja im Vergleich zu zahm sein ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Heute hatte ich Gelegenheit, meine einzige CD mit dem Beethoven-Violinkonzert in Klavierfassung zu hören:

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    Sie stand seit vielen Jahren ungehört im Schrank, so daß ich meine Eindrücke auffrischen mußte.


    Zunächst einmal: Barenboim macht seine Sache überraschend gut, er hat das English Chamber Orchestra gut im Griff. Die Besetzung ist durchaus angemessen, nicht zu groß und nicht zu dünn. Pianistisch gibt es nichts zu bemängeln.


    An meiner grundsätzlichen Einstellung hat sich nichts geändert. Das Konzert klingt IMO mit Klavier auf weite Strecken künstlich, ich ziehe die Originalfassung bei weitem vor.

    Jetzt zu den Kadenzen, die Beethoven selber für seine Bearbeitung komponiert hat. Die Kadenz im ersten Satz ist imponierend, fast gewaltig, auch ziemlich lang, ein echter Beethoven! Aber sie paßt mir nicht so recht in das lyrische Werk hinein, sie wirkt vielmehr wie ein Fremdkörper, obwohl ihre Motive überwiegend dem ersten Satz entnommen sind. Doch mir kommt es so vor, als ob sie einer viel späteren Schaffensperiode entstammt, obwohl sie nur vier Jahre nach dem Original komponiert wurde. Beeindruckend sind die zahlreichen Paukeneinsätze während der Kadenz, praktisch ein Duo Klavier/Pauke, das hat schon was Imponierendes.

    Am wenigsten gefällt mir der zweite Satz in der Bearbeitung: hier verlangt die Musik regelrecht nach der Violine, das Klavier klingt mir für die zarten Melodien einfach zu hart und unsensibel. Auch hier hat Beethoven wieder eine ausgedehnte Kadenz als Übergang zum Finalsatz eingefügt, der ähnlich "fremd" auf mich wirkt. Auch im Finale gibt es eine weitere Kadenz, die aber relativ kurz ist.

    Fazit: Man sollte diese Bearbeitung kennen, vor allem wegen der Kadenzen, die Beethoven in Reinkultur sind. Als Abwechslung vom Üblichen ist sie ebenfalls gut geeignet, aber an das Original reicht sie insgesamt nicht heran. Für den Pianisten bietet sie in den Kadenzen dankbare Aufgaben. Hier kann er sein virtuoses Können voll entfalten, weniger im Konzert selber.


    Die Anschaffung einer weiteren Klavierfassung halte ich für überflüssig.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Jetzt zu den Kadenzen, die Beethoven selber für seine Bearbeitung komponiert hat. Die Kadenz im ersten Satz ist imponierend, fast gewaltig, auch ziemlich lang, ein echter Beethoven! Aber sie paßt mir nicht so recht in das lyrische Werk hinein, sie wirkt vielmehr wie ein Fremdkörper, obwohl ihre Motive überwiegend dem ersten Satz entnommen sind.

    vielleicht ist ja das Violinkonzert gar nicht so lyrisch, sondern es stecken schon Marschelemente im lyrischen Gewand drin.

  • Ich habe geschätzt >700 Beethoven-CDs [edit: Da habe ich mich verschätzt, es sind über 500, aber in Anthologien und Interpretenboxen dürften wohl nicht mehr als 100 dazu kommen, so dass es sicher nicht über 700, sondern eher um 600 sein dürften], aber diese Bearbeitung immer noch nicht im Regal... Für die Kadenzen gibt es ja zahlreiche Retro-Bearbeitungen, meistens auf der Basis von oder in der Nachfolge Schneiderhans, der das als erster gemacht hat.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Lieber nemorinio,


    wie Einige in diesem Thread bereits erwähnten, fühle ich mich auch in der Sparte Klavierkonzerte wohler, als bei Violinkonzerten (besonders, wenn sie aus dem 19.Jhd stammen). 8) Insofern fühle ich mich mit Beethovens Bearbeitung als KK recht gut bedient.

    ** Wir kommen da höchstens bei der Aufnahme des VC mit Francescatti/Walter (CBS/SONY) auf einen Nenner !


    Gerade beim VC fühle ich mich bei der etwas weniger lyrische Aufnahme mit Tetzlaff/Zinman (ARTE NOVA) besser aufgehoben, weil hier die Ecken und Kanten betont werden, die Paukenkadenz mitreissed ist und (sorry), weil es dort nicht so "schmalzig" klingt.


    Dein Statement über die Barenboim - Aufnahme des op.61A hat mir jedenfalls gezeigt, dass ich diese nach Webersinke/Masur (BerlinClassics) mit Sicherheit nicht benötige.

    Mit den dort gekoppelten Violinromanzen 1+2 geht es mir genau so - die schätze ich weniger, denn die sind mir einfach (nochmal sorry) zu schmalzig. Das mag auch an meiner Vorliebe für Werke ab dem 20.Jhd liegen, in der mir die VC von der Epoche her einfach mehr liegen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hat Tetzlaff bei Zinman auch die "retro-arrangierte" lange Kadenz (aus der Klavierfassung) mit Pauken im ersten Satz? Bei der älteren Aufnahme mit Gielen ist das der Fall.

    Struck by the sounds before the sun,
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  • Hat Tetzlaff bei Zinman auch die "retro-arrangierte" lange Kadenz (aus der Klavierfassung) mit Pauken im ersten Satz?

    :thumbup:Ja, das finde ich auch voll angemessen.

    Tetzlaff selbst schrieb die originale Klavierkadenz aus op.61a für Geige um, da er die sonst verwendete Kandenz von Fritz Kreisler sowohl harmonisch, wie auch von der Konzeption und Idee her als Fremdkörper betrachtet. Beethoven geht in der originalen Solokadenz mit den mitspielenden Pauken einen ganz anderen Weg und ist auch im Grundtempo schneller.

    "Das verstärkt die militärischen Assoziationen sehr wesentlich und macht gleichzeitig einen zentralen Aspekt des ganzen Kopfsatzes aus." (Zitat aus Textheft Arte Nova).

    Trotzdem angemessene Spielzeit des 1.Satzes bei Tetzlaff/Zinman = 22:47 - (8:51 - 9:10) .

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • vielleicht ist ja das Violinkonzert gar nicht so lyrisch, sondern es stecken schon Marschelemente im lyrischen Gewand drin.

    Hallo Kinderstück,


    zweifellos! Schon der Paukenbeginn klingt nach Marschrhythmus, aber trotzdem ist das Konzert so herrlich lyrisch und ganz auf die Violine zugeschnitten, so daß mir jede Verfremdung mit einem anderen Instrument irgendwie die Freude an dem Werk schmälert

    die sind mir einfach (nochmal sorry) zu schmalzig

    Lieber Wolfgang,


    … "schmalzig" in Verbindung mit Beethoven, das hört sich ja fast nach Blasphemie an:(! Du machst mich traurig …


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber Wolfgang,


    … "............" in Verbindung mit Beethoven, das hört sich ja fast nach Blasphemie an :( !

    Lieber nemorino,


    Du hast ja Recht, das gibt es bei Beethoven nicht - aber es sind ja auch nur bestimmte Aufnahmen, auf die das meiner Empfindung nach zutrifft !

    :!:Gestern habe ich die Tetzlaff/Zinman-Aufnahme des VC (ARTZE NOVA) gehört: Einfach grosse Klasse - und bei der Aufnahme ist an das nicht nochmal wiederholte Wort zu denken. Selbst bei den Romanzen 1+2, die anschliessend folgten vermeidet Tetzlaff den Schwulst vieler anderer Aufnahmen.

    :hello: Du solltest Dir diese anhören, denn die Kadenz nach der Klavierfassung op.61a von Tetzlaff für Violine umgeschrieben ist zusammen mit den Pauken genial ... ;) und von Beethoven selbst ! Damit sind wir auch wieder beim Thema op.61a.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Inzwischen habe ich mir die alte LP herausgekramt, mit der ich die erste Bekanntschaft mit der Klavierfassung gemacht habe:

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    Ganz abgesehen von der fast unerträglichen Verschleppung des Kopfsatzes (weit über 29 Minuten!) bleibe ich bei meiner Vorliebe für die originale Violin-Version. Und wenn schon mit Klavier, so ziehe ich die bereits weiter oben genannte Aufnahme mit Daniel Barenboim als Solist und Dirigent (DGG) bei weitem vor.

    Peter Serkin spielt zwar untadelig, aber die Aufnahme scheint mir, vor allem wegen des total verfehlten ersten Satzes, eher für's Kuriositätenkabinett geeignet zu sein. Die beiden anderen Sätze hingegen halten sich im üblichen Zeitrahmen.


    Zum Schluß noch etwas Lustiges über die Klavierfassung. Der Wahlrheinländer, aber in Bruneck/Südtirol geborene Kabarettist und Klassikfreund Konrad Beikircher schreibt in seinem Konzertführer "Andante Spumante" in echt Kölschem Dialekt dazu: " …. ein Flop ist, daß Beethoven der Bitte des Klaviervirtuosen Muzio Clementi entsprach und das ganze Konzert für Klavier adaptiert hat. Interessant, aber: Ludwig! Wat es dir dann do en der Kopp gekumme!"


    Diesem humorvollen Urteil schließe ich mich gerne an.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Der Wahlrheinländer, aber in Bruneck/Südtirol geborene Kabarettist und Klassikfreund Konrad Beikircher schreibt in seinem Konzertführer "Andante Spumante" in echt Kölschem Dialekt dazu: " …. ein Flop ist, daß Beethoven der Bitte des Klaviervirtuosen Muzio Clementi entsprach und das ganze Konzert für Klavier adaptiert hat. Interessant, aber: Ludwig! Wat es dir dann do en der Kopp gekumme!"

    Vielleisch hät de Louis jeantwort't: Et kütt wie't kütt. Vielleisch jefällt et später doch noch äh'm - et es noch imma jutjejange...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Vielleisch hät de Louis jeantwort't: Et kütt wie't kütt. Vielleisch jefällt et später doch noch äh'm - et es noch imma jutjejange...

    …. er hätte sich lieber fragen sollen: Wat jitt dat, wenn et fädich is?


    Doch im Ernst: Wir sollten unserem großen Ludwig dankbar sein, daß er uns die großartige Kadenz im Kopfsatz geschenkt hat, die ohne die Klavierfassung wohl nie das Licht der Welt erblickt hätte!


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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