Bravi! „Cosa rara“ – so Leporello im Finale des 2. Aktes von Mozarts – und unser aller – Don Giovanni.
Es ist bekannt, dass Mozart hier thematisch in der Ballszene des Don Giovanni eine zeitgenössische Oper zitiert. Doch: wie kam es dazu?
Die Oper „Una cosa rara“ (eine seltene Sache) wurde von Martin y Soler (1754-1806) komponiert. Librettist war der allzu bekannte Abbate Lorenzo da Ponte (dessen eigentlicher ist Name Emanuele Conegliano). „Una cosa rara“ war ein so großer Erfolg, dass diese Oper Mozart’s „Le Nozze di Figaro“ vom Spielplan verdrängte. Wenn man sich nun die Instrumentation und melodische Verarbeitung des mozartschen Zitates näher ansieht/hört, kann man nicht anders, als Schmunzeln: Mozart zitiert im „Don Giovanni“ quasi extrem zynisch und das wohlwissend mit Recht: Aus der „Cosa rara“ wurde im laufe der folgenden zwei Jahrhunderte eine „Cosa rarissima“ – sie nämlich verschwand vom Spielplan, verdrängt durch Mozart’s Opern „Le Nozze di Figaro“ und „Don Giovanni“, die heutzutage zu den beliebtesten und großartigsten Opern dieses Genre gehören.
Nach Mozart’s Tod entstand in enger Zusammenarbeit von Lorenzo da Ponte und Martin y Soler (genannt „Martini“) eine weitere Oper: „La capricciosa coretta“, welche zufällig (?) an Mozart’s 39. Geburtstag (demnach am 27. Januar 1795) uraufgeführt wurde. Martini komponierte diese Oper angeblich in nur drei Wochen. Die Hauptrolle wurde „der Morichelli“, einer damaligen Opernkoryphäe auf den Leib geschrieben. Diese Oper spiegelt quasi im Rückblick sämtliche Da-Ponte-Opern Mozart’s als „Remix“ wieder: Wir hören Szenen aus Figaro, Don Giovanni und Cosí fan tutte. Es dürfte sich mithin um einen größeren Racheakt Martinis an Mozart handeln, denn der Untertitel der „Capricciosa coretta“ lautet: „ossia: La scuola dei maritati“…
Diese Oper steht allemal nicht „im Schatten Mozarts“, wie es Dominik Troger behauptet. Und auch seiner Aussage: „Eine Reise in die Operngeschichte ist oft aufschlussreich, aber nicht immer spannend. Martin y Solers ‚La capricciosa coretta’, eine Opera buffa von 1795, fällt eindeutig in diese Kategorie“ kann ich keinesfalls beipflichten.
Diese Oper ist für alle Klassiker unter uns eine Verpflichtung, um nicht zu sagen ein Hommage an Wolferl…

Fiuta • Josep Miquel Ramon
Donna Ciprigna • Marguerite Krull
Lelio • Yves Saelens
Bonario • Enrique Baquerizo
Don Giglio • Carlos Marin
Isabella • Katia Velletaz
Cilia • Raffaella Milanesi
Valerio • Emiliano Gonzales-Toro
Les talentes lyriques • Christophe Rousset
Viel Spaß und viele Grüße
Ulli



