Liebe Taminos,
Ezio Pinza zählt zu den Sängern, an die ich immer erst im zweiten Moment denke, die aber so viele großartige Aufnahmen hinterlassen haben, daß es ein Affront wäre, sie nicht eigens zu würdigen.
Über lange Zeit der Baß-Star der Met, ist Pinza vor allem als Don Giovanni für alle Zeiten legendär, und tatsächlich sind sowohl die Vorstellung 1941 unter Bruno Walter, aber auch andere Auskopplungen mit ihm als Titelhelden sensationell. Nicht mit Siepis Legato und Eleganz ausgestattet, dafür ein sardonisch lächelnder Macho mit lässiger Verve.
Dem riesigen Repertoire Pinzas wird diese Verkürzung natürlich nicht gerecht, nur einige Werke seien genannt, denen er eine so markante Prägung verliehen hat, daß nicht viele Fachvertreter in der Lage waren und sein werden, ihm gleichzukommen: Forza, Requiem (Verdi), Vespri, Norma, Puritani.
Für mich ist er überdies die ideale Verkörperung des Nozze-Figaro, der alles vereint, was die Rolle ausmacht: flexible Stimmführung, keine Probleme in der Tiefe, lachender Charme und leicht poltrige Eruptionen. Ein tolles Portrait!
Pinzas Stimme zeichnet sich neben ihrer gewaltigen Resonanz vor allem durch eines aus: Das Timbre hat nicht das weichlich Gerundete vieler Kollegen, es ist eher kernig zu nennen. Dies und eine gewisse Unbeschwertheit beim Singen (das manchmal allerdings ins leicht Schlampige gerät) verschafft den Interpretationen Pinzas die Unverwechselbarkeit, das Gesicht. Obwohl auch er ein feines Legato und eine gute Agilität mitbrachte, war seine Kunst selten auf Finesse angelegt, eher auf Eindringlichkeit. Dennoch vermochte er technisch mehr zu leisten als die meisten anderen Bässe.
Fazit: Ein absolut zentraler italienischer Basso!
LG,
Christian