Weil es mich seit vergangenem Samstag, wo ich den Tristan aus der MET gesehen und gehört hab, beschäftigt, würde ich mich freuen, zu folgendem Thema Eure Meinung zu hören:
Also ich weiß überhaupt nicht, ob es allen so geht - oder ob eben ich halt eher emotional an das Thema Musik, Gesang und Oper herangehe. Und es andere gibt, die auch Freude an der Oper haben, solche Süchte jedoch nicht erleben.
1. Tatsache ist, dass es für mich Sänger gibt, die aufgrund ihrer Stimme, aufgrund spezieller Nuancen in ihrem Timbre, ihrer Diktion, Ihrer Art zu Singen sich ganz tief in mein Herz einprägen, deren Gesang mich in spezieller Weise tief berührt.
2. Dann gibt es die, die toll singen, die ich aber nur mit dem Verstand begreifen kann.
3. Und es gibt die, die auch gut singen, deren Gesang mir aber dennoch Unbehagen bereitet.
Objektiv schlechte Sänger sind von dieser ganzen Diskussion ausgenommen.
Ich nenne für mich persönlich gültige Beispiele:
Zu Punkt 1
Die Zeit, wo ich den "Meldezettel" in der Oper hatte, waren die 70er Jahre. Der Sänger, der sich damals in mein Herz ganz tief eingeprägt hat war Piero Cappuccilli. Ich war süchtig nach "Per me giunto" und nach Posas Tod, nach dem so zärtlich gesungenen "Piangi fanciulla" im Rigoletto und dem "Vendetta", wo auch mal ein Bühnensessel dran glauben mußte. Nach "Il Balen", wo ich sogern die Zeit angehalten hätte und nach "Plebeji, patrizi!" in Simone, wo ich immer gelgaubt hab der Luster zittert ein bißchen.
Ein anderes Beispiel: Gianni Raimondi. Erst kürzlich hat mir jemand gesagt: "Che Gelida singen andere auch so gut" - NEiiiiin - nur bei ihm geht mir in dieser Weise das Herz auf.
Und natürlich Placido - aber der hat es ja in so viele Herzen geschafft.
Dann war nach so vielen Jahren der vergangene Samstag mit dem MET-Kino im Cineplexx. Tristan. Diesen Robert Dean Smith krieg ich nicht aus mir raus. Ich war hin und weg. Klar Wagner, Tristan, das ist sowieso wunderbar. Aber der Kerl ist für mich ganz persönlich eindeutig ein Fall für Punkt 1
Auch ist nicht allein der Wagner schuld: Da war ich einfach ganz ergriffen, sodaß mir beim letzen "Isolde" die Tränen kamen - und "Debbie"s Liebestod war dann eher "cool down" - obwohl's musikalisch ja da erst ans Eingemachte geht.
(Natürlich hab ich Sorge, dass es stimmt, dass Smith's Stimme nur im Kino so toll geklungen hat und er im Lohengrin, den er in Wien im Herbst singen wird, nicht so toll sein wird... ich werd sehen.)
Beispiel zu Punkt 2
Hier nenne ich Joan Botha. "Mein Gott singt der schön" - sagt mein Kopf. Aber eben nur der Kopf.
Beispiel zu Punkt 3
Franco Bonisolli - er hat ein C nach dem anderen rausgeschoben, aber ich kann ihn nicht leiden - sein Gesang ist mir unangenehm. Meine Freundin ist ganz verrückt nach ihm... seltsam.
Es würde mich also freuen, wenn Ihr hier schreibt, ob es euch auch so geht, ob ihr Sänger kennt, die Euch ganz besonders tief berühren, die sich in Eure Herzen eingebrannt haben.
Und andere, die Ihr nur mit dem Kopf gut findet sowie jene, die - obwohl objektiv toll - irgendwie zuwider sind.
Oder bin ich einfach ein bißchen crazy?