Liebe Taminos,
zwei Aufnahmen aus Boieldieus Oper La dame blanche, die ich vor einiger Zeit im Rundfunk hörte, waren „schuld“ an meinem neu entdeckten Sammelgebiet: Ich hörte ein eigenwilliges Timbre, einen hell timbrierten, fast androgyn klingenden Tenor, verbunden mit einem virtuosen und subtilen Singen, das den Anruf an die gentille dame und die Erinnerung an den moment plain de charme wirklich gestisch vor Augen führte. Der Sänger mit seiner doch recht kräftigen Stimme hatte keine Mühe, ins zarte Pianissimo zu gehen, dazu eine sehr schöne voix mixte – die gespannt erwartete Absage des Moderators lautete „David Devriès“, ein Name, den ich bisher noch nicht gehört hatte.
Ich fand seine Aufnahmen zunächst auf einigen allgemeinen Editionen und Samplern von französischer Oper und Liedern mit Interpreten der Schellackzeit und lernte dadurch Opern, Stimmtypen und Ausdrucksformen kennen, die angesichts des Siegeszuges der Ästhetik Verdis und Wagners, und nicht zuletzt des Verismo, im Verlauf des 20. Jh.s wohl etwas verloren gegangen sind: z. B. den französischen bariton martin, der nicht die ausladende Kraft und die Spitzentöne seiner italienischen Kollegen der Verdi- und Pucchini-Opern benötigte, sowie hell timbrierte Tenöre, die nicht dem von Caruso gesetzten stimmlichen Ideal des baritenore folgten und deren Singen vielleicht in späteren Ohren sogar etwas legère klang (Nachfolger waren in späterer Zeit wohl Sänger wie Gérard Souzay, Leopold Simoneau und Nicolai Gedda).
Es sind oft Aufnahmen voll Charme, Eleganz und Virtuosität, und ich möchte einige dieser Sänger, die vielleicht im Laufe der Jahrzehnte doch etwas in Vergessenheit geraten sind, wieder in Erinnerung rufen und in nächster Zeit hier vorstellen (Einige der Bekannteren haben ja schon eigene threads). Vielleicht habt Ihr auch Favoriten aus dieser Sparte, die Ihr gern präsentieren würdet?
Liebe Grüße
Petra