Lieber Alfred Schmidt, lieber Rheingold1876
Die Reduzierung einer Oper auf 6 Bilder im Verlag von Gustav Kölle erschienen finde ich witzig und geradezu genial. Es wird der Theatralik und Inszenierungen der damaligen Opernaufführungen recht nahe kommen. Manche Opernlibretti übersteigen in meiner Einschätzung inhaltlich nicht den Gehalt einer Moritat. Das Büchlein Operntypen muss ich mir beschaffen.
In seinem Verlag kamen vier Titel heraus. Die Originale aus dem 19. Jahrhundert kann man antiquarisch erwerben.
Opern-Typen. Heft 1. Naive Darstellungen von Scenen aus den beliebtesten Opern, mit dem Pinsel gezeichnet und verlegt von Gust. Kölle. Die Costüme sind, soweit es die Kleinheit zuläßt, getreu nach Aufführungen theils der Königlichen, theils anderer berliner Theater copiert.
Band 1 Don Juan, Die Hugenotten, Czar und Zimmermann, Undine, Fidelio, Alessandro Stradella, Die lustigen Weiber, Tannhäuser, Der Prophet.
Die Seite für Tannhäuser sieht so aus (kleines Bildchen unten rechts anklicken):
im Tamino-Opernführer findet man die Inhaltsangabe von Richard Wagners Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg.
WAGNER, Richard: TANNHÄUSER UND DER SÄNGERKRIEG AUF DER WARTBURG
Das Coverbild zeigt die 2. Szene aus dem ersten Akt von Tannhäuser und Venus auf dem Venusberg, als der Held sich von seiner Angebeteten verabschiedet.
Venus [Tannhäuser sanft nach sich ziehend]
Mein Ritter! Mein Geliebter! Willst du fliehn?
Tannhäuser [auf das Äußerste hingerissen, greift mit trunkener Gebärde in die Harfe]
Stets soll nur dir, nur dir mein Lied ertönen!
Gesungen laut sei nur dein Preis von mir!
Dein süßer Reiz ist Quelle alles Schönen,
und jedes holde Wunder stammt von dir.
Die Glut, die du mir in das Herz gegossen,
als Flamme lodre hell sie dir allein!
Ja, gegen alle Welt will unverdrossen
fortan ich nun dein kühner Streiter sein. -
Doch hin muß ich zur Welt der Erden,
bei dir kann ich nur Sklave werden;
nach Freiheit doch verlange ich,
nach Freiheit, Freiheit dürstet's mich;
zu Kampf und Streite will ich stehen,
sei's auch auf Tod und Untergehen: -
drum muß aus deinem Reich ich fliehn, -
O Königin, Göttin! Laß mich ziehn!
Venus [im heftigstem Zorne]
Zieh hin, Wahnsinniger, zieh hin!
Verräter, sieh, nicht halt' ich dich!
Ich geb' dich frei, - zieh hin! zieh hin!
Was du verlangst, das sei dein Los!
Hin zu den kalten Menschen flieh,
vor deren blödem, trübem Wahn
der Freude Götter wir entflohn
tief in der Erde wärmenden Schoß.
Zieh hin, Betörter! Suche dein Heil,
suche dein Heil - und find es nie!
Bald weicht der Stolz aus deiner Seel',
demütig seh' ich dich mir nahn, -
zerknirscht, zertreten suchst du mich auf,
flehst um die Zauber meiner Macht.
Tannhäuser
Ach, schöne Göttin, lebe wohl!
Nie kehre ich zu dir zurück.
Venus [verzweiflungsvoll]
Ha, kehrtest du mir nie zurück! . . .
Kehrst du nicht wieder, ha! so sei verfluchet
von mir das ganze menschliche Geschlecht!
Nach meinen Wundern dann vergebens suchet!
Die Welt sei öde, und ihr Held ein Knecht! -
Kehr wieder! Kehre mir zurück!
Tannhäuser
Nie mehr erfreu' mich Liebesglück!
Venus
Kehr wieder, wenn dein Herz dich zieht!
Tannhäuser
Für ewig dein Geliebter flieht!
Venus
Wenn alle Welt dich von sich stößt? -
Tannhäuser
Vom Bann werd' ich durch Buß' erlöst.
Venus
Nie wird Vergebung dir zuteil, -
Kehr wieder, schließt sich dir das Heil!
Tannhäuser
Mein Heil! mein Heil ruht in Maria!
Furchtbarer Schlag. Venus ist verschwunden.
LG sendet euch
moderato
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