Applaus während des Konzertes

  • Zitat

    Original von musika
    Versiertes Publikum gewährt das dem Sänger für eine kurze Zeit, dann steht einem Applaus nichts mehr im Wege.


    Liebe Grüsse :hello:


    Leider findet man so ein Publikum selten. Wobei ich angesichts zahlreicher Tondokumente aus den 30er, 40er und 50er Jahren sagen muß, dass wir heutzutage in geradezu zivilisierten Zeiten leben.
    In zahlreichen Livemitschnitten aus den großen Häusern kann man genau verfolgen, wann gerade welcher Star auf die Bühne kommt, weil mitten in die laufende Musik reingeklatscht wird - von Zwischenapplaus in laufender Musik nicht zu reden oder gar irgendwelchen negativen Claque-Kundgebungen mitten in der Arie. Aber mein Ding ist das auch nicht wirklich. :wacky:


    :hello:
    Sascha

  • Hallo,


    Ein recht witziges Erlebnis hatte ich mit Korngolds Violinkonzert. (Welches letzte Zeit (warscheinlich angeregt durch Mutter :wacky: ) wieder erfreulich oft auf den Spielplänen auftaucht!)


    Bei einem Konzert im Konzerthaus Berlin wurde nach dem ersten Satz sofort beherzt gaklatscht - gut und schön...
    1) kennt das Publium das Werk nicht oder
    2) hatt es ihm sooo gut gefallen oder
    3) steckt eine "Tradition" dahinter? ?(


    Denn: Auf meiner Aufnahme, welche ich mir extra für dieses Konzert gekauft hatte (Wiener Philharmoniker, Schmidt - Ozawa) wird auch nach dem ersten Satz sofort losgeklatscht.


    Was mich besonders stutzig macht: Der Applaus kam recht promt und selbstbewusst - Nicht etwa zögerlich und unsicher.
    Vielleicht wurde das Werk mit Korngolds einsätzigem und recht kurzem Cellokonzert verwechselt?!?




    Ein weiteres recht erheiterndes "Klatsch-Ereignis" hatte ich ebenfalls im Konzerthaus Berlin mit dem RSO unter Andris Nelsons - Bei Straussens Eulenspiegel:
    Es gibt dort eine Stelle, wo das heroische Blech-Motiv erklingt und dann mit einem gewaltigen verminderten Akkord-Schlag Till exekutiert wird. Nach einer kurzen Pause erklingt dann die "Totenfanfare"
    Lustigerweise applaudierte eine Frau in der ersten Reihe FRENETISCHST (extrem schnell (wenn nicht hysterisch), laut und selbstsicher) SOFORT nach dem Verminderte Akkord. Schnell sah sie sich allein unter schmunzenlden Mitbesuchern und sparte sich ihren Beifall bis zum (wirklichen) Schluss (wo sie dann allerdings nicht mehr so forsch losdonnerte). Das komische ist zum einen die große Selbstsicherheit und zum anderen, dass diese Stelle eigentlich, rein musikalisch betrachtet kaum hätte der Schluss sein können...Es fehlte quasi die Tonika...(wenn ich jetzt hier musik-theoretischen nonsens brabble, korrigieret mich sofort... :D )


    Es sei hinzugefügt, dass Andris Nelsons (wie so oft) mal wieder einen herrlichen Artisten gab und die Tempi doch sehr überdrehte...
    Diese Fluminanz animiert natürlich schon sehr schnell zu gedankenlosen und extatischen Beifalls(wut)anfällen - ich konnte mich gerade noch zurückhalten... :D


    LG
    Raphael


    PS: Das Konzert war aber Top!

  • Hallo Raphael,


    Zitat

    Original von raphaell
    Ein weiteres recht erheiterndes "Klatsch-Ereignis" hatte ich ebenfalls im Konzerthaus Berlin mit dem RSO unter Andris Nelsons - Bei Straussens Eulenspiegel:
    [...]
    PS: Das Konzert war aber Top!


    Wie, da läuft der auch rum? Der soll mal lieber sehen, dass er die Dvorak-Symphonien mit den nordwestdeutschen vernünftig einstudiert... :motz:



    Gruß,
    Spradow.

  • Hi Raphael,

    Zitat

    Ein recht witziges Erlebnis hatte ich mit Korngolds Violinkonzert. (Welches letzte Zeit (warscheinlich angeregt durch Mutter )


    du meinst nicht vielleicht
    "trotz Mutter" ?
    :D :untertauch:


    Und ich denke, daß das Publikum das Konzert einfach nicht kannte......


    Das schärfste, was mir selber jemals in der Rubrik "Applaus zwischen den Sätzen" passierte, trug sich 1987 in Valencia bei einem Open-Air Konzert zu.
    Der erste Teil bestand aus Vivaldis 6.Sonate und der Sonate von John Ireland.


    Wie ich erst nach dem Konzert herausfand, gab es einen Druckfehler im Programm.
    Durch diesen Druckfehler rutschte der erste Satz der Ireland- Sonate, ein Werk von 1924, an das Ende der Vivaldi-Sonate, welche damit einen nicht existierenden 5.Satz zusätzlich erhielt.


    Das Konzert fand statt im mondänen Golf-Club von Valencia.
    Alle, welche sich zur "Elite" zählen, waren anwesend, auch der damalige Chef des Sinfonieorchesters von Valencia.


    Wir beenden also die Vivaldi-Sonate.
    Stille, kein Applaus.
    Grillen zirpen, zirpen immer lauter.
    Ich schaue in die versteinerten Gesichter des Publikums.
    In der Ferne fährt ein Mofa vorbei.
    Es gibt da einen Tom und Jerry-Film, der mich sehr an diese Situation erinnert.


    Mir war ja nicht klar, daß das Publikum noch einen weiteren-nicht existierenden- Satz erwartet.


    Ich bin einigermaßen entsetzt und raune meinem Pianisten verzweifelt zu:
    "Scheisse, so schlecht war das doch gar nicht....., laß uns halt mit dem Ireland weitermachen."


    Bei der Ireland-Sonate gibt es ungefähr nach 32 Takten eine Generalpause.


    Wir fangen also an zu spielen, die Generalpause kommt, und........ das Publikum fängt an zu applaudieren.


    Es gibt wenige Momente in meinem Leben, in denen ich ein noch blöderes Gesicht gemacht habe, als ich eigentlich schon habe.


    Dieser gehört dazu......


    So kann's auch gehen, was Applaus während des Konzertes angeht.


    :angel:


    Michael

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem
    "trotz Mutter" ?
    :D :untertauch:


    :hahahaha:


    Zitat


    Das Konzert fand statt im mondänen Golf-Club von Valencia.
    Alle, welche sich zur "Elite" zählen, waren anwesend, auch der damalige Chef des Sinfonieorchesters von Valencia.


    :hahahaha: :hahahaha:


    Zitat


    Wir beenden also die Vivaldi-Sonate.
    Stille, kein Applaus.
    Grillen zirpen, zirpen immer lauter.
    Ich schaue in die versteinerten Gesichter des Publikums.
    In der Ferne fährt ein Mofa vorbei.


    :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:


    Au...! Mein Ohr... :D


    :angel:

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  • :hahahaha: Lieber Micha, so etwas nennt man Irreführung der Massen. :hahahaha:


    Vor einiger Zeit hat mich eine Bekannte in ein Konzert begleitet. Sie war vorher noch nie in einem Konzert (ich glaube sie hat sich zwischendurch gelangweilt). Wie dem auch sei, ich bemerkte ihre Unsicherheit. Um sie etwas lockerer zu machen, erzählte ich ihr von der Sinfonie die wir hören würden und erklärte ihr auch, dass sie zwischen den Sätzen nicht klatschen dürfe. Resultat: Sie klatschte nur wenn ich es tat und dann auch nur zwei drei mal mit der Begründung: Ich mag das ganze Geklatsche sowieso nicht." :hahahaha:


    LG


    Maggie

  • Zu Michas köstlicher Geschichte mit dem nicht-existenten 5. Satz kann ich ein Erlebnis mit einer eigentlich nichtexistenen Pause beisteuern, die dank eines offenbar unmusikalischen Setzers eine wurde:
    Linz, Brucknerhalle, auf dem Programm steht Schuberts "Schöne Müllerin". Ich öffne das Programmheft und sehe entsetzt, dass Lied Nr. 12 mit dem Titel "Pause" gesperrt gedruckt in der Mitte der Seite steht...... Der letzte Teil von Nr 11 (Mein!) verklingt, frenetischer Applaus brandet auf und zum starren Entsetzen des Sängers (Francisco Araiza) erhebt sich ein Teil der Publikums und strebt dem Ausgang zu, während der kundigere Teil verzweifelt versucht, der Massenflucht Einhalt zu gebieten. Natürlich dauerte es eine geraume Weile, bis wieder Ruhe einkehrte, nur die Stimmung war natürlich beim Teufel, und dass FA da seine Nerven und vor allem das Niveau halten konnte, bewunderte ich wirklich.


    Vorige Woche in der WSO waren wir bei "Manon"II auch mit einer Gruppe klatschfreudiger Dilettanten gestraft, die ihrer Begeisterung an den unmöglichsten Stellen lautstarken Ausdruck verliehen. Schließlich wurde es Marco Armiliato zu blöd, er dirigierte dann bei neuralgischen Stellen mit nur einer Hand weiter und hielt mit der anderen das Publikum im Zaum, inclusive Handzeichen an den "richtigen" Stellen: "So, jetzt dürft ihr!"


    lg Severina :hello:

  • Ich kann von einem Konzert letztes Jahr berichten. Weihnachtsoratorium in einer Dorfkirche. Nachdem der (erste) Chor "Jauchzet, frohlocket!" verklang, brandet plötzlich Apllaus auf. Hier und da grinsen Leute in Chor, Orchester und Publikum. Aber das versteinerte Gesicht des Dirigenten, gepaart mit säuerlicher Mine und leichten Kopfschütteln war das Highlight des Moments. Wo hat man nur seine Kamera, wenn man mal eine braucht.. :D


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Hallo zusammen


    Für mich fast (f a s t) noch schlimmer als Husten - dieses ewige Geklatsche in der noch so kleinsten Spiellücke. Die ganze Stimmung/ Konzentration ist futsch - das Derweltentrücktsein wird jäh unterbrochen, weil ein paar Banausen in kindlicher Manier nichts eiligeres zu tun haben, als die Hände minutenlang aufeinanderzupatschen. Ich glaube, daß sind die gleichen, die nach der Landung im Flieger applaudieren...


    Und ich glaube, daß diese Leute zu viel Hitparade geschaut haben und deshalb der Meinung sind, man müßte nach jedem Stück klatschen. Manchmal warte ich nur auf den Moment, wo jemand nach vorne rennt und einem Musiker eine Rose oder ein Plüschtier in die Hand drückt.


    Ein lustiges Erlebnis hatte ich diesbezüglich noch nicht, wahrscheinlich liegt das aber daran, daß ich es absolut nicht lustig finde, wenn während eines Konzertes ständig oder falsch geklatscht wird. Das einzige was mir dazu vielleicht einfällt ist, daß ich es tatsächlich im Kino erlebt habe, daß 2 Frauen nach der Filmvorführung geklatscht haben. Und es war kein Film mit Ernst Mosch.


    Viele Grüße Mimi

    che gelida manina....

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  • Mir fällt hierzu eine eher inverse Geschichte ein, die mir ein befreundeter Pianist erzählte.
    Selbst im Publikum bei einem Klavierabend, kam er neben zwei reizenden älteren Damen aus dem Vereinigten Königreich zu sitzen.
    Gegeben wurden alle vierundzwanzig Préludes von Debussy.
    Der Interpret wähnte es angezeigt, sei's aus musikalischen Erwägungen heraus, sei's, um ungewollte Applausaffinitäten zwischen den Stücken bereits im Keim zu ersticken, die Preludien ohne erkennbare Regenerationsmomente hintereinander wegzuspielen und auch zwischen beiden Teilen keine Pause vorzusehen.
    Die eineinhalbstündige Darbietung wurde nach Verklingen der "Feux d'artifice" mit angemessenem Beifall honoriert, während dessen sich die Nachbarin meines Freundes nach einem ungläubigen Blick ins Programmheft zu ihrer Gefährtin neigte und ihr mit besorgter Stimme mitteilte:
    "That was really nice, but I don't think, I will stand the other twenty-three."



    Grüße,



    audiamus



    .

  • ...besagte Geschichte scheint es in mindestens 2 Versionen zu geben...


    Jörg Demus erzählt sie gleichfalls (in seinem Buch "Abenteuer der Interpretation")
    ...und gespielt hatte er die Chopin-Preludes op.28...


    Gruss ins Nachbarstädtchen !


    :hello:
    Micha

  • Herrlich, Audiamus! :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:
    lg Severina :hello:


    PS: Dass Sänger einen Applaus an falscher Stelle nicht immer als unangenehm empfinden, erzählt Placido Domingo in seiner Autobiografie "Mein Leben - meine Rollen": Leider will mir im Moment nicht einfallen, um welche Arie es konkret geht, jedenfalls sagt er, dass er dem Wiener Publikum immer sehr dankbar war, wenn es in die Zäsur hineingeklatscht hat, weil ihm das Gelegenheit gegeben hat, sich für den sehr exponierten Spitzenton des zweiten Teiles zu erholen. In London hingegen, wo das sehr disziplinierte Publikum mit dem Applaus brav bis zum Schluss gewartet hat, sei ihm diese Arie nie so perfekt gelungen. Diesen Aspekt fand ich nicht uninteressant, obwohl ich es persönlich natürlich hasse, wenn eine Arie zerklatscht wird. Mir wäre es wie den meisten hier am liebsten, wenn überhaupt erst am Ende einer Oper zum ersten Mal geklatscht wird - und bitte erst, nachdem der letzte Ton verklungen ist!!! - aber ich denke, dass die Sänger (zumindest die meisten) einfach darauf warten und es für sie auch ein Gradmesser ist, ob sie beim Publikum ankommen. Besonders bei Debutanten merkt man nach dem ersten Zwischenapplaus oft richtig, wie sie sich entkrampfen und plötzlich viel besser singen, sich auch mehr zutrauen.
    lg Severina :hello:

  • Vielleicht kommt das ja öfter vor, als man meinen sollte.
    Oder ich werde meinen Kumpel verklagen wegen arglistiger Täuschung und Amtsanmaßung.


    Gruß ins Kurstädtchen

  • Ich habe mir schon oft gewünscht, daß nach dem Ende einer Aufführung die Zuhörer ganz still, ohne jeden Laut den Konzertsaal verlassen würden... leider nur eine Utopie. Dabei wäre die Stille, die erklingt, nachdem die Musik verklungen ist, so kostbar.


    [zitat]Claude Debussy:
    Ist übrigens dieses instinktive, auf die Steinzeit zurückgehende Bedürfnis, die Hände ineinanderzuschlagen und Kriegsrufe auszustoßen, um höchste Begeisterung auszudrücken, nicht seltsam?[/zitat]


    Das empfinde ich ebenso.

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  • Hallo Gurnemanz,

    Zitat

    daß nach dem Ende einer Aufführung die Zuhörer ganz still, ohne jeden Laut den Konzertsaal verlassen würden...


    bitte nicht, ich brauche den Applaus, damit es niemanden auffällt, daß ich mit meinem Pultnachbar quatsche.
    :D

  • :hahahaha:


    Ennoch Guttenberg schreib dies in der letzten Partituren-Ausgabe.
    Er würde sich wünschen, dass die Menschen bei z.B. seiner Bach Passion nicht in frenetischen Jubel ausbrechen, sondern die Botschaft verstehen und "bestürzt" und schweigend nach Hause gehen.


    LG
    Raphael

  • [zitat]Original von Michael Schlechtriem
    Hallo Gurnemanz,
    [Zitat]Original von Gurnemanz
    daß nach dem Ende einer Aufführung die Zuhörer ganz still, ohne jeden Laut den Konzertsaal verlassen würden...[/zitat]
    bitte nicht, ich brauche den Applaus, damit es niemanden auffällt, daß ich mit meinem Pultnachbar quatsche.[/zitat]
    Hallo Michael,
    ganz unter uns: Wenn alle klatschen, mache ich auch mit - weiß ja, was sich gehört, und möchte ja auch, daß Ihr wiederkommt...

  • Am schönsten finde ich es, wenn man wie beim Jazz nach einem gelungenen Chorus, unmittelbar mit Beifall reagieren kann. Danach verstummt man ja wieder sofort, weil man den Fortgang mitbekommen will. Da ist noch unmittelbare Kommunikation, der Musiker rührt die Zuhörer an, bewegt sie und diese folgen der Bewegung, mit spontanem Beifall. So war es wohl ursprünglich auch in der klassischen Musik, die Mozart-Zitate zeigen das ja. Stattdessen ist der Konzertbetrieb in Verhaltensnormen und Konventionen erstarrt, die spontane Kommunikation ist gehemmt, die Zuhörer sollen ihrer Bewegung nur gezügelt, geregelt oder am liebsten gar nicht ausdrücken. Ist doch eigentlich schade.


    Allerdings: ich will mich doch nicht als unkundiger Banause outen und den Unwillen all derjenigen provozieren, die das Regularium "wie darf ich Beifall spenden" genauestens kennen. Stattdessen warte ich fein ordentlich alle Sätze ab und applaudiere konventionsgemäß an den heute dafür vorgesehenen Stellen.


    Beste Grüße


    García

  • Zitat

    Original von Manuel García
    Am schönsten finde ich es, wenn man wie beim Jazz nach einem gelungenen Chorus, unmittelbar mit Beifall reagieren kann. Danach verstummt man ja wieder sofort, weil man den Fortgang mitbekommen will. Da ist noch unmittelbare Kommunikation, der Musiker rührt die Zuhörer an, bewegt sie und diese folgen der Bewegung, mit spontanem Beifall. So war es wohl ursprünglich auch in der klassischen Musik, die Mozart-Zitate zeigen das ja. Stattdessen ist der Konzertbetrieb in Verhaltensnormen und Konventionen erstarrt, die spontane Kommunikation ist gehemmt, die Zuhörer sollen ihrer Bewegung nur gezügelt, geregelt oder am liebsten gar nicht ausdrücken. Ist doch eigentlich schade.


    Ein schöner Aspekt! Die Konventionen orientieren sich aber sicher auch an dem mehrheitlichen Charakter der Musik: durchgeistigte hohe Kunst.


    In Chorkonzerte verhält es sich übrigens häufig ähnlich locker, das Publikum kann auch nach jedem Stück apllaudieren, und viele Chorleiter lassen das Publikum gewähren, da der Applaus in solchen Fällen kein Akt der distanzierten Höflichkeit ist sondern vielmehr Ausdruck echter innerer Begeisterung und Rührung.


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

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  • Zitat

    Original von Chorknabe
    ...mehrheitlichen Charakter der Musik: durchgeistigte hohe Kunst.


    Ob Du damit nicht die meiste Musik auf einen zu erhabenen Sockel hebst? Würdest du mit diesen Begriffen z.B. auch die Vogelfänger-Arie beschreiben?


    Zitat


    In Chorkonzerte verhält es sich übrigens häufig ähnlich locker, ... der Applaus in solchen Fällen kein Akt der distanzierten Höflichkeit ist sondern vielmehr Ausdruck echter innerer Begeisterung und Rührung.


    Genau! Aber warum nur für Chorkonzerte? Warum nicht immer?


    fragt sich
    García
    8) ;(

  • Klatscht man eigtl. auch heutzutage beim Parsifal überhaupt nicht? Oder nur nach dem Finale nicht? ?(
    Man will sich ja keinen Fauxpas leisten. :angel:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Filipe,


    Du hast Dir jetzt also doch eine Karte besorgt? Für Ostersonntag gibt es die ja noch wie Sand am Meer habe ich gestern gesehen.
    Wenn ich mich recht erinnere, wurde applaudiert, aber auch böse gezischt. Würde mich also sehr zurückhalten.


    Liebe Grüße
    Ingrid

  • Zitat

    Original von Felipe II.
    Klatscht man eigtl. auch heutzutage beim Parsifal überhaupt nicht? Oder nur nach dem Finale nicht?
    Man will sich ja keinen Fauxpas leisten.


    Warum soll man nach den Aktschlüssen des "Parsifal" nicht applaudieren? Wir sind in der Oper, nicht im Gottesdienst.


    Ursprünglich geht dieser Unsinn auf Wagner selbst zurück, der nach dem ersten Akt von "Parsifal" keinen Applaus wollte, nach dem zweiten und dritten durfte dann Beifall gespendet werden.


    Mittlerweile setzt sich selbst in Bayreuth langsam durch, dass auch nach "Parsifal-1" applaudiert wird, natürlich immer noch von Missfallensgeräuschen von falschen Gralshüter/innen begleitet, die mich aber eher amüsieren.


    Wäre es nach Cosima gegangen, hätte es (ich glaube 1903) noch nicht mal Aufführungen des "Parsifal" ausserhalb Bayreuths gegeben (in New York und Amsterdam) - die Tantiemen aus diesen Aufführungen dürften ihr aber durchaus willkommen gewesen sein...


    Also, wenn mans ganz richtig machen will: "Parsifal" nur in Bayreuth - sonst ist das nicht in Ordnung, gell :D

  • Liebe Ingrid, lieber Alviano,


    bisher noch keine Karten, aber ich schau mal, daß ich gewisse Familienmitglieder überzeugen kann. :D


    Ach so, das ist interessant. Dann ist Beifall also doch erlaubt. Finde ich ja auch irgendwie sinnvoller, grad außerhalb von Bayreuth.


    Liebe Grüße :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Zitat

    Original von Felipe II.
    Ach so, das ist interessant. Dann ist Beifall also doch erlaubt. Finde ich ja auch irgendwie sinnvoller, grad außerhalb von Bayreuth.


    Mach Dich da nicht verrückt - bei fast allen "Parsifal"-Aufführungen, die ich bisher besucht habe, wurde nach jedem Akt applaudiert. Manchmal erst nach einer kurzen Pause - aber das ist ja auch bei anderen Stücken ganz schön, wenn die Stimmung noch etwas im Raum hängen bleibt, bevor Beifall gespendet wird.


    Nicht ganz vergleichbar - aber es fiel mir doch in diesem Zusammenhang ein: lange Zeit gab es am Wiener Burgtheater kein Verbeugen der Darstellerinnen und Darsteller nach den Vorstellungen. Das war wohl ein Relikt aus der Kaiserzeit, dass sich die Damen und Herren Hofschauspielerinnen nicht vorm "normalen" Publikum verbeugen sollen.


    So wurden also die "Stars" des Hauses (ich selbst habs noch bei J. Meinrad und Paula Wessely erlebt) eben mit Auftrittsapplaus bedacht...


    Peymann hat das dann - glaube ich - erst abgeschafft.


    So ist das mit Riten - sie verlieren mit der Zeit auch dann an Bedeutung, wenn sie eigentlich (wie beim "Parsifal") keine gehabt haben.

  • In Wien an der STOP gibt es nach dem 1.Akt von Parsifal ein quasi "Applaus-Verbot", was sogar im Abendzettel vermerkt ist (war). Einzelen Applaudierer werden da immer niedergezischt.


    Ansonsten darf geklatscht und gejubelt werden, so laut man will (wird im März wieder bei Thielemann :jubel: geschehen..)

    Hear Me Roar!

  • Zitat

    Original von Dreamhunter
    In Wien an der STOP gibt es nach dem 1.Akt von Parsifal ein quasi "Applaus-Verbot", was sogar im Abendzettel vermerkt ist (war). Einzelen Applaudierer werden da immer niedergezischt.


    Ansonsten darf geklatscht und gejubelt werden, so laut man will (wird im März wieder bei Thielemann :jubel: geschehen..)


    Das kann ich bestätigen. Wir waren in einer der Vorstellungen mit Thomas Quasthoff, da gab es nach dem 1. Akt fast keinen Mucks im Auditorium, alle strömten schweigend aus dem Saal.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Dreamhunter
    In Wien an der STOP gibt es nach dem 1.Akt von Parsifal ein quasi "Applaus-Verbot", was sogar im Abendzettel vermerkt ist (war).


    Früher hingen in Wien auch noch so lustige Hinweise aus, dass man irgendiwie in Abendgarderobe erscheinen möge, woran sich aber auch niemand mehr so richtig halten mochte - aber das gehört in einen anderen Thread....

  • [zitat]Original von Theophilus
    [...] alle strömten schweigend aus dem Saal.[/zitat]
    So sehr ich mir genau dies schon oft bei Konzerten und Opernaufführungen gewünscht habe (vergeblich natürlich), so wenig halte ich diese Demonstration von Ergriffenheit gerade bei diesem Werk für angemessen - und bin froh, daß es nicht mehr allgemein üblicher Usus ist - bedeutete diese Reaktion doch hier nicht nur Respekt und Bewunderung für ein großes Werk, das solche Wertschätzung durchaus verdient, sondern eben eine unappetitliche und überholte Einlassung auf die Wagnersche Bühnenweihspiel-Ideologie.


    [zitat]Original von Alviano
    Wir sind in der Oper, nicht im Gottesdienst.[/zitat]
    So sehe ich es auch: Die Vermischung von großem musikalischen Ereignis und Gottesdienst halte ich für durchaus unbekömmlich - den Zirkus, den der Bayreuther Meister selbst um sein letztes Werk initiiert hat, hat es gar nicht nötig. "Applaus-Verbot" beim Parsifal? Ein klares Nein.

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