Violinkonzerte im 20. und 21. Jahrhundert

  • Volker

    Zitat

    so Michael Schlechtriems Aussage !!! Das Konzert sei also ein Nichts, so das Fazit. Aha!!!


    Das ist Dein Fazit!
    Meines sieht ganz anders aus und ich habe es auch hinreichend erklärt.


    Ich gebe zu, daß das "noch irgendetwas" zu hart war, aber das habe ich bereits mehrfach entschärft.


    Ich zitiere nochmal mein Fazit:

    Zitat

    Ich wiederhole: Es handelt sich um ein ausgesprochen schönes Violinkonzert,


    Zitat

    Es gibt einige wirklich starke Momente, die auch mich sehr berühren


    In diesem Sinne erscheint es mir so, daß nicht alles gelesen wurde, was vorher schon klargestellt wurde.



    Aha!!! Schade.


    Alfreds Anmerkung finde ich übrigens sehr gut und schließe mich ihr an.
    Darüberhinaus finde ich, daß das Sibelius-Konzert wirklich orginell und ein Meisterwerk ist und nicht mit dem W.F. in einen Topf geschmissen werden kann.
    Zwischen diesen Konzerten liegen Welten.....



    LG,
    Michael

  • Guten Abend Michael,
    ich bin voll und ganz Deiner Auffassung, dass das Sibelius-Konzert qualitativ höher als das opus Wolf-Ferraris einzustufen ist. Keine Frage!
    Was nun Wolf-Ferraris Konzert anbetrifft, so habe ich durchaus Deine Texte gelesen, und in diesen steht nun einmal das von mir angeführte Zitat. Das besagt ja sinngemäß eindeutig, dass das Violinlonzert des Italieners eigentlich ein Nichts sei. Aber gut - ich korrigiere mich und bitte Dich für die Ungenauigkeit um Entschuldigung, nicht ein Nichts, sondern ein SCHÖNES NICHTS.
    So, nun sollten wir zum Ende der Diskussion kommen. Mir scheint, dass alle Musikfreunde das Wek des Italieners gerne hören, weil es einfach schöne Musik ist. Und Sibelius, na ja: unvergleichlich.
    Es grüßt Dich aus dem Norden Volker

    Fr

  • Ich bin gerade dabei, die Musik der neueren Finnen zu entdecken. Zufällig ist auf einer CD auch ein Violinkonzert dabei, das mir sehr gut gefällt:


    [jpc]5497654 [/jpc] - wenn man diesen Punkt anklickt, gelangt man zu:


    Kalevi Aho:
    1. Sinfonie (1969)
    Hiljaisuus (Silence) (1982)
    Violinkonzert (1981-1982)
    Lahti Symphony Orchestra, Ltg. Osmo Vänskä
    Manfred Gräsbeck, Violine



    aus dem Booklettext von K. Aho:
    ...Orchester und Solist streben danach, gleichwertige, einander ergänzende und stützende Elemente zu sein. ... Seine dramaturgische Grundidee ist die Reise - eine Reise in der Zeit und in den Lebenserfahrungen. Die strengereTonsprache des Anfangs wird in dem dreisätzigen Konzert allmählich immer freier und gewinnt zunehmend tanzartigen Charakter. Der dynamische Gipfelpunkt des Konzertes wird im Finale erreicht. Am Ende des Finales ermüdet der Vorwärtsdrang der Musik schließlich, es tauchen dunkle Schattierungen auf, und das Werk endet mit einem zarten Wiegenlied, einem Abschied an alles, was im Verlauf der Reise erfahren wurde.


    Ncht nur wegen der längeren Walzer-Episodenn hat es mich an Alban Berg erinnert, wobei gelegentliche eruptive Klangmassen neuzeitlicher, aber nicht weniger klangsinnlich wirken.


    Die BIS-Aufnahmetechnik ist für die Zeit (1989) grandios. Der Solist ist wunderbar in den sehr räumlichen Orchesterklang eingebettet, nicht penetrant nach vorne geholt (was mir den Spaß an ca. 99% aller Violinkonzertaufnahmen verleidet). Das ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack, solche Aufnahmen klingen umso besser, je lauter man sie anhört (und umgekehrt - herkömmliche Aufnahmen nerven schnell, wenn man laut aufdrehen will).


    Auf der Klassika-Violinkonzert-Website ist die Aufnahme noch nicht aufgeführt, da gibt es doch gleich was für van Rossum zu tun...


    :hello: Khampan

  • Hallo Khampan, auf der neusten Einspielung des Sibelius-Konzertes mit Lisa Batiashvili ist das ihr gewidmete Violinkonzert von Magnus Lindberg (geb. 1958 ) erschienen. Ein eindrucksvolles und sehr, sehr gut anzuhörendes, klangschönes MODERNES Konzert für die Königin der Instrumente. Lindberg ist nicht Schwede, wie der Name vermuten lassen könnte, sondern Finne wie Sibelius. Und Lisa Batiashvili ist eine Geigerin, der man nur zu Füßen liegen kann. Mit 16 Jahren hat sie den Sibelius-Wettbewerb mit einem zweiten Platz glorreich bestanden.
    Mit guten Grüßen aus dem Norden, Volker Freywald

    Fr

  • Vom Buson-Violinkonzert gibt es eine phänomenale historische Live-Aufnahme: Adolf Busch mit Concertgebouw und Bruno Walter, aufgenommen kurz vor dem Krieg, als Busch noch im Vollbesitz seiner Kräfte war. Von Konzert und Geigenspiel her höchst bemerkenswert.
    Laurent

  • Der türkische Genial-Pianist und Komponist Fazil Say hat soeben ein Violinkonzert fertiggestellt, Titel "1001 Nacht im Harem", mit türkischen Perkussionsinstrumenten und teils komplexen türkischen Rhythmen. Es illustriert unter anderem veschiedene Frauencharaktere. Fazil Says Kompositionen sind in der Regel süffig, mit jazzigen, romantischen und und orientalisierenden Elementen.


    Die Uraufführung ist am 20./21.2.2008 im KKL-Luzern, mit Patricia Kopatchinskaja, für die das Werk geschrieben wurde. Mit Luzerner Symphonieorchester (das das Konzert bestellt hat) unter Axelrod. Verlegt wird es bei Schott, eine CD mit anderen Werken von Fazil Say folgt voraussichtlich noch dieses Jahr.


    Es besteht offenbar Interesse auch bei anderen Veranstaltern.


    Laurent

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  • Die österreichische Komponistin Johanna Doderer (*1969) hat 2004/5 ebenfalls ein Violinkonzert für Patricia Kopatchinskaja geschrieben. Uraufführung 2004 mit Wiener Concertverein in Bregenz, eine erweiterte Fassung wurde 2005 in Wels und Wien ebenfalls durch den Concertverein aufgeführt.


    Eine Live-Aufnahme aus dem Brahms-Saal des Wiener Musikvereins vom 23.4.2005 ist in der Edition Zeitton des ORF 2006 erschienen, ORF-CD Nr. 446, erhältlich unter http:/oe1.orf.at, Bestellnummer 2009336.


    Doderers Musik ist unsentimentales, grossflächiges bis sperriges Urgestein.


    Laurent

    Einmal editiert, zuletzt von Laurent ()

  • Zitat

    Original von Laurent
    Der türkische Genial-Pianist und Komponist Fazil Say hat soeben ein Violinkonzert fertiggestellt, Titel "1001 Nacht im Harem", mit türkischen Perkussionsinstrumenten und teils komplexen türkischen Rhythmen. Es illustriert unter anderem veschiedene Frauencharaktere.


    :hahahaha:
    'tschuldigung. irgendwie fand ich das grad unfreiwillig witzig. ;)

    Wenn ich mir vorstelle, was es für Deutschland bedeuten würde, wenn die heilige Kuh zu uns käme, welches Glück und welcher Segen ginge von allgegenwärtigen heiligen Kühen aus!

  • Na wieso unfreiwillig? Es ist doch witzig, dass jemand heute den Mut hat, explizit so etwas zu schreiben. Oder?


    Laurent

    Einmal editiert, zuletzt von Laurent ()

  • Lieber Laurent


    Ich sehe gerade, dass ein weiterer Bärner sich in die Untiefen des taministischen Universums wagt. So weit mir das zusteht, heisse ich Dich herzlich willkommen und freue mich auf allfällige Gedanken-Austäusche. Als Berner schätzen wir wohl beide "unsere" Patricia Kopatchinskaja über alles, und auch ich bin gespannt auf das Werk von Fazil Say, den ich als Universalmusiker sehr schätze.


    ä liebe Gruess
    Walter

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  • Der Schweizer Komponist Othmar Schoeck (1886-1957), ein Schüler von Reger, hat 1912 ein sehr schönes, spätromantisches Violinkonzert geschrieben, in B-Dur, op. 21 betitelt "Quasi una fantasia". Widmungsträgerin war die junge ungarische Geigerin Stefi Geyer, in die Schoeck ebenso verliebt war, wie der junge Bartiok, der ihr sein erstes Violinkonzert gewidmet hat. Trotz Spätromantik ist das Konzert gar nicht plüschig, sondern tiefempfunden und unbanal. Es hält den Vergleich zu Bartok 1 ohne weiteres aus.


    Es gibt eine historische Aufnahme von 1947 mit Stefi Geyer und dem Tonhalle-Orchester Zürich unter Volkmar Andreae: Jecklin Edition (Zürich) JD715-2 49:29. Trotz mässiger Aufnahmequalität hört man Stefi Geyers singend-beseelten und bezaubernden Geigenton und versteht sofort, wieso ihr die Komponisten zu Füssen lagen. Es gibt eine moderne Aufnahme mit Bettina Boller bei Claves, die aber trotz guter Aufnahmequalität diesen Zauber keineswegs hat.


    Es wäre sehr reizvoll, das Konzert von Schoeck und das erste Bartok in derselben Konzertaufführung zu kombinieren. Die beiden haben Verwandschaften und sind durch die gleiche Widmungsträgerin verbunden. Während der Aufführung könnte man die beiden verliebten Kater vergleichen.


    Das Bartok 1 hat Stefi Geyer übrigens infolge eines Zerwürfnisses mit dem Komponisten nie aufgeführt, sondern sie beauftragte Hansheinz Schneeberger, die Uraufführung nach ihrem Tod zu besorgen. Mit Schoeck dagegen verband sie eine lebenslange (platonische) Freundschaft und sie spielte seine Werke oft.


    Laurent

    5 Mal editiert, zuletzt von Laurent ()

  • Hallo Walter Heggendorn,


    Gruss von Bern nach Bern. Als Schweizer musste man allerlei Prüfungen ablegen, bevor man hier akzeptiert wurde. Es wurde verlangt, dass man auch schreibe. Das hab ich halt heute mal gemacht und hoffe, dass es niemandem auf den Wecker geht. Jaja - und die Patricia lieb ich natürlich wie alle Berner.


    Herzliche Grüsse


    Laurent (eigentlich der Name meines Cellos, Emile Laurent, Bruxelles, 1896)

  • Die Uraufführung von Fazil Says Violinkonzert hat am 20.2.2008 im KKL Luzern stattgefunden durch Patricia Kopatchinskaja, für die das Werk auch geschrieben ist, dazu das Luzerner Symphonieorchester unter John Axelrod. Fazil Say war anwesend.


    Der Erfolg war durchschlagend. Das Interesse für weitere Aufführungen ist enorm, u.a. bei mehreren Veranstaltern allein in Deutschland, dann in Frankreich, der Türkei und in Japan.


    Das Stück ist ungewöhnlich, verwendet verschiedene türkische Perkussionsinstrumente mit komplexen Rhythmen und ungewohnte Klangeffekte.


    Von der Live-Übertragung des Türkischen Fernsehens ist ein Ausschnitt ins Internet geraten, der einen guten Eindruck gibt:


    http://www.youtube.com/watch?v=FUXzsGeI57A

    2 Mal editiert, zuletzt von Laurent ()

  • Lieber Laurent


    Es freut mich sehr, dass sich ein kompetenter Mit-Berner für die Aktivitäten von Frau Kopatchinskaja engagiert, ist sie doch auch meiner bescheidenen Meinung nach die mutigste und vielseitigste Geigen-Spielerin der Gegenwart. Ihr extravertiertes Spiel ist zwar nicht jedermanns Sache, aber ich liess mich in der Zeit, als sie noch oft in Bern zu hören war, gerne von ihrem Temperament mitreissen und beflügeln.


    Zusammen mit dem Vulkan Fazil Say bildet sie wohl so etwas wie ein Ekstatic-Dream-Team, das ich allerdings noch nie gemeinsam erlebt habe.

    Ich gestehe aber, dass das Youtube-clip mich in Sachen Fazil Say einmal mehr nicht überzeugt: Seine Kompositionen empfinde ich als sehr plakativ. Da steht gewollt Ruppiges neben geplant Süsslichem auf sehr bescheidenem kontrapunktischem Niveau, und wenn nicht „Fazil Say“ auf der Partitur stehen würde ...


    Ich bin ja wirklich der Letzte, der nicht für „Hörbarkeit“ in der Musik plädiert, aber bitte nicht auf Kosten von Effekthascherei. Mein Urteil bezieht sich aber nur auf den youtubisierten Ausschnitt. Mag sein, dass das Werk als Ganzes einen überzeugenderen Eindruck macht.


    Lieber Gruss von Bern über Wien nach Bern von
    Walter

  • Hallo,


    soeben habe ich mir ebenfalls den Ausschnit aus Fazil Says Violinkonzert angesehen. Mir gefällt diese Musik sehr gut. Effekthascherei kann ich nicht erkennen. Aber um die Komposition richtig einschätzen zu können, müsste man natürlich das vollständige Stück hören. Hoffentlich wird es bald auf CD erscheinen.


    Allerdings habe ich den Eindruck, dass Fazil Say beim Komponieren es nicht vermeiden kann, sich selbst zu wiederholen. Ich glaube, so manche Stelle aus seinen früheren Werken wiederzuerkennen. Eigentlich schade.


    Viele Grüße
    Frank


    P.S: Falls weiterer Diskussionsbedarf hierzu besteht erlaube ich mir, auf die folgenden Threads hinzuweisen:
    Fazil Say - der Pianist des 21. Jahrhunderts?
    Violinkonzerte im 21. Jahrhundert

  • Gestern hatte ich Gelegenheit, in einem Konzert des Staatlichen Symphonieorchesters Aserbaidschan das Violinkonzert von Kara Karajew zu hören. Weder das Werk noch der Komponist waren mir bisher ein Begriff.


    Der Schostakowitsch-Schüler Kara Karajew (Aserbaischanische Schreibweise: Qara Qarayev) wurde 1918 in Baku geboren, wo er auch 1982 starb. Er leitete die Philharmonie in Baku und wirkte am dortigen Konservatorium als Professor. Karajew schrieb mehrere Opern, Ballette, symphonische Musik und Filmmusik.
    Das Violinkonzert wurde 1968 von Leonid Kogan in Moskau uraufgeführt. Es besteht aus drei verhältnismäßig kurzen Sätzen (Allegro moderato, Andante, Allegro ben ritmico).


    Obwohl das Orchester sehr aufwändig besetzt ist (u.a. mit Harfe, Klavier, großes Schlagwerk), wirkt das Konzert nicht lärmend, sondern eher lyrisch und introvertiert. Der Solist bekommt - zumindest in den ersten beiden Sätzen - keine Chance zur virtuosen Selbstdarstellung. Im Vordergrund stehen eher weit ausschweifende gesangliche Momente. Ich habe die Musik als sehr hell und freundlich empfunden. Selbst der marschartige dritte Satz (mit herrlichen "Dialogen" zwischen Solovioline und Schlagzeug) wirkte auf mich entspannt und undramatisch. Als verblüffend empfand ich den originellen und völlig unprätentiösen Schluss. Die Musik kommt auf eine völlig simple und natürliche Weise zum Ende, indem ein schneller Lauf der Geige plötzlich abbricht. Keine Schlussakkorde, keine aufgesetzten Effekte - einfach vorbei.


    Laut van Rossums hilfreicher Violinkonzert-Anthologe hat Gidon Kremer dieses Konzert bereits eingespielt, doch die Aufnahme ist offensichtlich nicht mehr erhältlich. Eine Neuaufnahme wäre wünschenwert. Die Helden der Violinszene mögen bitte vor den Mikrofonen antreten...


    Viele Grüße
    Frank

  • Ergänzung zum vorherigen Beitrag:


    Gidon Kremers Aufnahme des Violinkonzerts von Kara Karajew ist in dieser bei Brillant erschienenen Box mit älteren Aufnahmen des Geigers enthalten:



    Edition Historical Russian Archives - Gidon Kremer


    Hätte nicht gedacht, dass dieses exotische Konzert doch noch auf CD zu haben ist.


    Viele Grüße
    Frank

  • Hallo Frank,


    wie ist die technische Qualität dieser Brillant-Kremer-10CD-Box ???
    Sind dort wieder jede Menge historische Mono-Aufnahmen enthalten, oder (da Kremer ja noch nicht so alt ist) auch brauchbare Stereoaufnahmen.


    Bei den Brillant-Boxen Mrawinsky und Oistrach waren es teils furchtbar schlechte Liveaufnahmen in Mono, die klanglich an die Grenze des erträglichen gingen - das ist halt nur etwas für den absoluten Fan des jeweiligen Künstlers, aber nichts für Klangliebhaber, der das Werk in normaler Qualität genießen möchte.
    :hello: Wie ist das bei Kremer ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo,


    leider hielt ich im Laden die Box nur in den Händen und habe mich dann doch für ein anderes Produkt entschieden.
    (Ich hätte also unter Heute NICHT gekauft [2008] posten müssen).


    Darum kann ich zur technischen Qualität bedauerlicherweise nichts sagen.


    Viele Grüße
    Frank

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  • Das zweite Violinkonzert "In Tempus Praesens" von Sophia Gubaidulina gehört mit seiner Entstehungszeit 2006/7 eigendlich in das 21.Jahrhundert.
    Sophia Gubaudulina schrieb das VC für Anne Sophie Mutter. Es ist schon seit den 80er-Jahren eine Auftragskomposition von Paul Sacher. Anne Sophie Mutter wuste von dem Auftrag von Paul Sacher und hat geduldig auf "ihr Werk" gewartet, das sie nun 2008 erstmalig zur Uraufführung und CD-Einspielung gebracht hat.


    Da das erste Violinkonzert "Offertorium", für Gidon Kremer geschrieben, hier in diesem Thread auch enthalten ist, entscheide ich mich trotzdem für diesen Thread.
    ;) Das Violinkonzert für Anne Sophie von Andre Previn ist auch hier enthalten.


    Wie kam ich auf das Werk ?
    Ich hatte im TV (MDR am 23.03.09) jetzt zum zweiten mal eine DOKU-Sendung über Anne Sophie Mutter gesehen. Da wurde auch die Zusammenarbeit mit Sophia Gubaídulina gezeigt und ein Ausschnitt der beiden Bach-VC mit den Trontheim Solists.
    Obwohl ich de Barockmusik nicht so zugetan bin, fand ich das was ich hörte sehr frisch.
    Die Beiträge machten mich neugierig und ich kaufte gestern die DG-CD:


    Sophia Gugaidulina (geb.1931): Violinkonzert - In Tempus Praesens (2006/7)
    Ob es vom kompositorischen Standpunkt ein Meisterwerk ist, sei dahingestellt - das interessiert mich auch erstmal wenig.
    :angel: Ich fand dieses Violinkonzert umwerfend gut. Es hat mich sehr bewegt und tief beeindruckt.
    Es werden orchestral himmlische Sphären neben schroffe Abschnitte gesetzt. Der große Gong wird effektvoll eingesetzt und zaubert tolle Klänge, die sich athmosphärisch mit dem orchesterklang und der Solovioline verbinden.
    Valerie Gergiew weis das Ganze ausgewogen zu gestalten.


    Anne Sophie Mutter ist auf der CD in Bestform und auch ohne Vergleichsmöglichkeit bei Bach sehr einfühlsam mit den hervorragenden Trondheim Solists.


    :yes: Und das Gubaidulina - VC gehört trotz seiner Modernität nicht zu dem ungenießbaren Zeug, das einige Komponisten meinen vorlegen zu müssen um aktuell zu sein, zu wirken.



    Gubaidulina: Violinkonzert "In tempus praesens"
    (Anne-Sophie Mutter gewidmet)
    +Bach: Violinkonzerte BWV 1041 & 1042

    Anne-Sophie Mutter, London SO, Valery Gergiev (Gubaidulina); Anne-Sophie Mutter, Trondheim Soloists (Bach)
    DG, 2008, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von Frank Pronath

    Laut van Rossums hilfreicher Violinkonzert-Anthologe hat Gidon Kremer dieses Konzert bereits eingespielt, doch die Aufnahme ist offensichtlich nicht mehr erhältlich.


    Danke für die lieben Worte und es freut mich, dass es den ein oder anderen gibt, der die Webseite nutzt!


    Beste Grüße,
    Tobias

  • Für alle, die sich für die größtenteils völlig unbekannten Violinkonzerte Südamerikas interessieren (und das zu Recht, denn es sind dort echte Schätze zu finden!), gibt es gerade eine Audio-DVD-Einspielung sämtlicher Violinkonzerte des Brasilianers Mozart Camargo Guarnieri (1907-1993)!
    Das 2 DVD-Set umfasst Einspielungen der Aufnahme sowie die Partituren dazu als pdf-Datei zum Ausdrucken! Also ein echtes Liebhaberpaket! Daneben finden sich noch historische Aufnahmen von Chorwerken und Liedern (für Sopran und Klavier).


    Allein die Aufnahme des Werkes "Choro" für Violine und Orchester ist das Hören wert - und es gibt sonst keine alternative Einspielung dieser Werke. Für Sonderlinge wie mich als ein must-have!


    Ich hab eins gekauft und eins geschenkt bekommen, wer Interesse hat: Guarnieri DVD Set

  • Das Violinkonzert von Fazil Say ist inzwischen auch auf CD erschienen, in dieser Aufnahme:



    (Habe ich aber schon günstiger gesehen)


    Ich persönlich mag auch das Konzert von Saygun extrem gerne, wurde ja auch weiter oben schon erwähnt.


    Dmitry Yablonsky hat sich nicht nur um russische Werke verdient gemacht, mir gefällt auch seine Rosza-Einspielung sehr:

  • Das Violinkonzert, das ich hier vorstellen möchte, hörte ich zum ersten Mal in einem französischen Thriller (La Septième Cible - dt. Titel: Tödliche Angst) mit Lino Ventura in der Hauptrolle (seiner letzten). Der Film spielt teilweise in Berlin - zu Zeiten des Kalten Kriegs.


    In die Handlung sind Bilder eines Konzertes eingebettet. (Aus der Philharmonie?) Da ich zudem im Abspann noch gerade den Namen Ivry Gitlis lesen konnte, ging ich davon aus, es handele sich um ein unabhängig vom Film entstandenes Violinkonzert.


    So oft ich aber auch später Violinkonzerte des 20. Jahrhunderts hörte, nie war es dabei. Irgendwann habe ich mal gezielt danach im Internet gesucht und es dann auch schnell gefunden. Es handelte sich um das „CONCERTO DE BERLIN“ von VLADIMIR COSMA.


    Zwar ist es originale Filmmusik, aber eben auch ein Violinkonzert, weshalb es hier, denke ich, gut aufgehoben ist.


    Das Konzert beginnt mit ein paar bedrohlich klingenden Akkorden des Orchesters. Dann setzt aber schon die Violine mit einem wunderschönen, wehmütigen Thema ein, was dann auch vom Orchester vorgestellt wird. Nach einem kurzen Seitenthema wird es dann in einem Mittelteil sehr dramatisch. Bläser und Schlagzeug treiben die Musik unaufhörlich voran, darüber kratzt die Violine. Nach einer kurzen Pause setzt noch einmal das Hauptthema strahlend ein.


    Das ganze Stück dauert nur sieben Minuten, aber es ist ungemein kraftvolle Musik mit einem Thema, das man nicht mehr vergißt.

  • Es ist bei TAMINO nur ein Thread für Violinkonzerte des 21.Jahrhunderts und ein weiterer mit dem Titel Lieblings-VC der Taminoaner 2009 vorhanden.


    :!: Dieser Thread soll den herausragenden modernen Violinkonzerte ab dem 20.Jahrhundert gerecht werden.



    Ich möchte mit dem ganz exqusiten Violinkonzert aus dem Jahre 1957 von Bo Linde (1933 - 1970)beginnen, dass einmal mehr zu den voll geniessbaren modernen Werken gehört:
    Bo Linde - Violinkonzert op.18 (1957)


    :thumbup: Der Hörer wird in eine unglaublich emotionanle Gefühlswelt entführt. Packend bis zum geht nicht mehr. Fernab vom jeglichem Violinschmalz vergangener Tage. Ja, da geht die Post ab - Wahnsinn.
    Das Vc findet sich auf dieser fantastischen BIS-CD, auf der die ebenso herausragende Sinfonie Nr.2 op.23 (1960) und die Pensiere sopra un cantico vecchio op.35 (1967) zu hören sind:



    BIS, 1993, DDD


    :hello: Es wird Zeit das solche herausragenden Werke den Hörern nahe gebracht werden !
    In Kürze folgen noch weitere VC des 20./21.Jhd. :angel: Dieses als ein unbekannter aber absolut krönender Anfang.


    :hello: Ich hoffe auf rege Beteiligung.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Der in Osaka beheimatete japanische Komponist Hiroshi Ohguri (1918 - 1982) hat im Jahr 1963 ein sehr schönes Violinkonzert geschrieben, welches am 28. November desselben Jahres vom Osaka Philharmonic Orchestra unter Leitung seines Chefdirigenten Takashi Asahina (1908 - 2001) und dem Solisten Hisako Tsuji uraufgeführt wurde. In diesem Orchester hat der Komponist von 1949 (damals hieß es noch Kansai Symphony Orchestra) bis 1966 als Hornist gespielt. Das Osaka Philharmonic Orchestra hat das Violinkonzert auch auf CD eingespielt, und zwar unter Leitung von Tatsuya Shimono mit dem Solisten Kazuhiro Takagi:

    Da jpc unser Werbepartner ist, bestehen vielleicht keine Bedenken dagegen, dass ich den Info-Text von der jpc-Angebotsseite hier hineinkopiere:
    "Originally a horn player in the Osaka Philharmonic Orchestra, Hiroshi Ohguri was the leading composer of Osaka, a city with its own special culture and spoken language (Osaka-ben) very different in character from that of Tokyo. Much of Ohguri's music reflects the sounds of Osaka-ben, the folk songs and nursery rhymes of the Osaka area, Buddhist and Shintoist music and other traditional sounds of Japanese music. The exciting, brilliantly orchestrated Violin Concerto uses many of these traditional elements in a way that is suggestive of Bartók, Kodály and Khachaturian."
    Quelle: http://www.jpc.de/jpcng/classi…iolinkonzert/hnum/7623633

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Maderna hat leider nur ein Violinkonzert geschrieben, entstanden 1969, Theo Olof hat es unter der Leitung von Bruno Maderna in Venedig uraufgeführt. Kurze Zeit später im Mai 1970 spielte es Olof mit dem Sinfonieorchester des Saarländischen Rundfunks wiederum unter der Leitung von Bruno Maderna.


    Das einsätzige Stück dauert etwa eine halbe Stunde und ist wie folgt gegliedert: orchestrale Einleitung – erste Violinkadenz – zweiter orchestraler Abschnitt – zweite Violinkadenz. Wie so oft in dieser Zeit beruht es auf zahlreichen, bereits in früheren Kompositionen verwendete Materialien. Es enthält Kadenzen von „Widmung“ oder auch von „Stele per Diotima“. Speziell sind die determinierten Momente, in denen der Dirigent zwischen mehreren vorhandenen orchestralen Materialien auswählen muss. Die Solokadenzen sind hauptsächlich lyrisch, die orchestralen Teile kontrastieren jedoch mit heftigem Ausdruckscharakter. Der Solopart ist trotz der lyrischen Färbung spieltechnisch sehr anspruchsvoll mit häufigen Doppelgriffen oder auch Pizzicati der linken Hand und vieles mehr.


    Uns gefällt dieses Violinkonzert ausgesprochen gut.



    Das italienische Label stradivarius hat 1998 eine Aufnahme mit dem Violinkonzert veröffentlich. An der Violine spielt Myriam Dal Don unter der Leitung von Sandro Gorli.


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Zum Standardrepertoire gehören sicher die Gattungsbeiträge von Schostakowitsch, Prokofieff, Bartok und Szymanowski:




    Von der britischen Insel kommen z. B. die Werke von Elgar (nicht ganz im Sinne des Threads, aber auch 20. Jhd. und in der UA-Besetzung zu haben - siehe Cover), Walton und Britten:




    Auch die Zweite Wiener Schule hat zur Gattung beigetragen - und wie:



    Stravinsky und Lutoslawski, nochmal Berg und dazu Rihm:



    Glass und Schnittke:



    Und schließlich ein Werk an der Grenze zum 21. Jhd. - Tala Gaisma (Entferntes Licht), ein Violinkonzert von Peteris Vasks, ich mag dieses Werk sehr - wie überhaupt die Musik von Peteris Vasks:


  • Hallo Wolfram


    Zum Standardrepertoire gehören sicher die Gattungsbeiträge von Schostakowitsch, Prokofieff, Bartok und Szymanowski:


    wir denken nicht, dass es sinnvoll ist, eine simple Auflistung einiger willkürlich gewählter Platten in diesem Thread zu stellen. Wir alle kennen diese Komponisten und wissen, dass der eine oder andere wohl auch ein Violinkonzert verfasst hat. Auch haben einige gezeigte Aufnahmen nach unserer Meinung keinen Referenzcharakter.


    Es ist anzustreben, einzelne Werke etwas detailliert Vorzustellen, wie es bis anhin alle anderen Beitragsschreibenden vorgemacht haben. Nur so ist es möglich neue Impulse zu erhalten. So konnten wir nun das Violinkonzert von Bo Linde etwas kennenlernen und können uns bereits ein Bild machen, wenn auch noch unscharf.


    Gruss


    romeo&julia

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