Analog zum Thread "Lieblingsgedichte" möchte ich gern einen für Aphorismen, Sentenzen, Betthupferl, pointierte Gedanken jeglicher Art beginnen (musikalischer Bezug nicht völlig ausgeschlossen). Sie sollten allein halbwegs literarisch formuliert sein.
Zwar gibt´s hier schon die "Goethe-Worte", einen generellen Platz für kluge Fetzen fremder Federn habe ich jedoch nicht finden können.
Freilich, einen zusätzlichen Spaß würde es geben, wenn die eine oder der andere höchsteigene Klamotten unter fiktiven Namen ablüde. Die Sachen sollten aber dann auch schon was sein und halbwegs mit den Großen mithalten können...
Den Anfang also soll nun der machen, der womöglich als erster im Abendland ein Büchlein mit Sprüchen "herausgegeben" hat, Herakleitos aus Ephesos, um 500 v. Chr.
Heraklit, der meist als sog. "Vorsokratischer Philosoph" gehandelt wird, ist wie alle Prosaautoren seiner Zeit nur in Schnipseln überliefert, so daß man kaum sagen kann, ob seine Apophthegmata (ein weiteres gr. Wort für "Aphorismen") gewollt für sich stehen, oder ob sie doch Teil eines größeren Zusammenhangs gewesen sein könnten?
In der antiken Biographik wurde aus Heraklit schnell ein dünkelhafter Eigenbrödler, der sich denkbar unsozial gern in seinen hochintellektuellen Schmollwinkel verzogen hat. Vielleicht war aber da auch einfach nur gut denken? Wer kann das sagen...
Aus Jux und Dollerei kommen auch die transkribierten Originale, "Übersetzungen" habe ich selbst gebastelt, aber das ist in dem Fall auch nicht schwer gewesen:
"Blax anthropos epi panti logoi eptoesthai philei"
Ein dummer Mensch wird durch jedes vernünftige Wort verwirrt.
„Xynon esti pasi to phroneein“
Jeder ist in der Lage seinen Verstand zu benutzen.
„Heis emos myrioi ean aristos ei“
Wenn einer irgendwo der beste ist, wiegt er Zehntausende auf.
„Anthropois ginesthai hokosa thelousin ouk ameinon“
Wenn die Menschen das bekämen, was sie sich wünschen, wird nicht unbedingt irgendetwas besser.
„Physis kryptesthai philei“
Die wahre Natur versteckt sich gern.
„Ethos anthropoi daimon“
Der Charakter eines Menschen macht sein Schicksal aus.
„Harmonie aphanes phaneres kreitton“
Unsichtbare Harmonie vermag mehr als alle sichtbare.