Franz Schreker - ein vergessener Revolutionär?

  • Lieber Edwin,


    auch Dir Danke für den Tipp! Dann werde ich mir wohl mal den "Fernen Klang" und den "Schatzgräber" im Doppelpack ausleihen. Ihr habt mich jedenfalls sehr neugierig gemacht!


    Beste Grüße, Florian

  • Zur Zeit bin ich viel unterwegs, komme also nicht so regelmässig zum Schreiben - und gerade zum Thema Schreker würde ich schon gerne das eine oder andere beisteuern.


    Von den Bühnenwerken kenne ich nur zwei nicht: ausgerechnet der hier schon angesprochene "Schmied von Gent" gehört dazu. Das wäre natürlich jetzt auch für mich interessant, zu wissen, wie das klingt, im Verhältnis zu "Irrelohe", ein Stück, von dem ich mir eine häufigere Aufführung wünschen würde.


    Eine Empfehlung für den Einstieg in die Schreker-Opern-Welt fällt mir schwer. Tendenziell würde ich auch zum "Fernen Klang" raten, gerade, weil er noch konventioneller ausfällt, als spätere Werke - aber hier schon die Anlagen zu dem "typischen" Schreker erfahrbar sind.


    Kleine Korrektur bezgl. der "Marco Polo" Aufnahme des "Fernen Klang" aus Hagen. Das ist kein Live-Mitschnitt, die Aufnahme wurde im Anschluss an die Hagener Aufführungsserie in der dortigen Stadthalle unter Studio-Bedingungen produziert.


    Bei den "Gezeichneten" war ich um die Veröffentlichung bei Decca unter Zagrozek sehr dankbar - bei allem, was man gegen sie einwenden kann: sie ist strichlos, tontechnisch auf gutem Niveau und es wird annehmbar gesungen.


    Insgesamt würde ich auch sagen, Schreker ist nicht mehr so ganz vergessen, immer wieder findet man mal eine Aufführung seiner Werke auf den Spielplänen unserer Opernhäuser. Von einer Verankerung im Repertoire wird man allerdings leider kaum sprechen können.

  • Letztes Wochenende habe ich mich in folgendes, erst kürzlich erworbene Buch vertieft:



    Michael Haas, Christopher Hailey (Hrsg.), Musik des Aufbruchs - Franz Schreker - Grenzgänge - Grenzklänge. Es handelt sich um das Begleitbuch zur Ausstellung des Jüdischen Museums der Stadt Wien über Leben und Werk Franz Schrekers (2004).


    Es enthält viele interessante Informationen über die Biographie des Komponisten, auch über seine familiären Umstände, über sein Lebenswerk, die Kontroversen darum, die antisemitischen Hetze, die er erleiden mußte, und einige detaillierte Werkbeschreibungen (u. a. durch den Dirigenten Ulrich Windfuhr, der in Kiel drei Schreker-Opern realisierte, bei CPO erschienen) - mit vielen Abbildungen und Notenbeispielen - eine schöne Sammlung von Aufsätzen, sehr zu empfehlen!


    Was das Buch für mich besonders attraktiv macht, sind die beiden eingelegten CDs mit einigen bislang unveröffentlichten Opern-Ausschnitten, die ahnen lassen, daß in den Archiven noch einiges schlummert:


    So u. a. eine niederländische Rundfunkaufnahme von "Der ferne Klang" mit dem Netherlands Radio Philharmonic Orchestra, Dir.: Julien Salemkour (2004), "Die Gezeichneten" mit dem Orchester des Norddeutschen Rundfunks, Dir.: Winfried Zillig (1960, mit Thomas Stewart als Tamare!), "Der Schatzgräber" mit Chor und Orchester des Österreichischen Rundfunks, Dir.: Robert Heger (1968), "Der singende Teufel" (Philharmonisches Orchester der Stadt Bielefeld, Dir.: Rainer Koch), "Der Schmied von Gent" mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Dir.: Kurt Woss.


    Leider nur Ausschnitte, aber immerhin das, bei Werken, die teilweise überhaupt nicht zugänglich sind. Besonders die vier Schnipsel aus dem "Schmied von Gent" lassen mich nach mehr hoffen; eine wunderbar aufleuchtende, lyrische Musik in einer musikalisch ansprechenden älteren, doch auch technisch anscheinend gut erhaltenen Aufnahme (Quelle: Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv), das läßt mich aufseufzen: Öffnet Eure Archive!


    Für ca. 30 Euro ist das Buch leicht erhältlich. Ich finde, es ist diesen Preis wert.

  • Der Schatzgräber,
    Oper in einem Vorspiel, vier Akten und einem Nachspiel
    von Franz Schreker, Text vom Komponisten.
    Uraufführung: 21.1.1920 Frankfurt a.M., Opernhaus
    mit Rudolf Brinkmann • Josef Geisler • Emma Holl • Hermann Schramm • Erik Wirl • John Gläser • Robert vom Scheidt • Hans Erl,
    Dirig. Ludwig Rottenberg (die zweite Aufführung am folgenden Abend mit veränderter Besetzung dirigierte Franz Schreker selbst)



    Der Schatzgräber wurde eine der meistgespielten zeitgenössischen Opern der Weimarer Republik.
    Zwischen 1920, dem Jahr der Uraufführung, und 1932 sind 385 Aufführungen in 50 verschiedenen Städten nachgewiesen


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Der Schmied von Gent,
    Oper in 3 Akten
    von Franz Schreker,
    Text vom Komponisten nach der Legende Smetse Smee von Charles de Coster,
    Uraufführung: 29.10.1932 Berlin, Dt. Opernhaus,
    mit Wilhelm Rode • Charlotte Müller • Josef Burgwinkel • Elisabeth Friedrich • Harry Steier • Wilhelm Guttmann • Wilhelm Gombert • Rudolf Gonszar • Anton Baumann,
    Dirig. Paul Breisach.


    Um seinem Elend ein Ende zu machen, verschreibt der Schmied Smee (Bariton) seine Seele dem Teufel. Als die Frist abgelaufen ist, begegnet Smee der Heiligen Familie, und unter dem Schutz Josefs erfüllen sich zunächst drei Wünsche, schließlich findet Smee sogar Aufnahme in den Himmel.


    Das oben gezeigte Cover stammt von einer Aufnahme aus der Opernhaus in Chemnitz. Über diese Aufführung hat Tamino hier berichtet: Opernaufnahmen aus der Provinz (??)


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Die Uraufführung dieser Oper erfolgte heute vor 100 Jahren:


    Das Spielwerk und die Prinzessin von Franz Schreker,
    Uraufführung 15.3.1913 gleichzeitig Hofoper Wien
    und Opernhaus Frankfurt a.M.
    (hier mit Lisbeth Sellin • Karl Gentner • Richard Breitenfeld • Bella Fortner- Halbaerth • Robert vom Scheidt • Walter Schneider,
    Dirig. Ludwig Rottenberg)


    Auf Tonträgern bei unserem Werbepartner jpc erschienen:



    Franz Schreker (1878-1934)
    Das Spielwerk und die Prinzessin

    Mayer, Henning, Schöpflin, Klein, Schlüter, Ahrens, Gebhardt, Sabrowski, Zethner, McNamara, Fleitmann,
    Kieler Opernchor & Kinderchor,
    Kieler Philharmoniker,
    Ulrich Windfuhr
    Label: CPO , DDD, 03


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Heute vor 135 Jahren geboren:



    Franz Schreker (* 23. März 1878 in Monaco; † 21. März 1934 in Berlin; eigentlich Schrecker) war ein österreichischer Komponist.
    In den 1920er Jahren galt Franz Schreker als einer der bedeutendsten Opernkomponisten in Deutschland nach Wagner. Von den Nationalsozialisten als „entartet“ diffamiert, gerieten Schrekers Werke nach 1933 nahezu in Vergessenheit.

    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Von Schreker erlebte ich vor vielen Jahren in der Düsseldorfer Rheinoper "Die Gezeichneten" - die Musik ist überragend und die Inszenierung war es auch. Es gab standing ovations. Psychologisch einfühlsamer und flexibler kann Oper kaum sein!


    Schöne Grüße
    Holger


  • Heute vor 80 Jahren ist er in Berlin an einem Herzinfarkt, dem ein Schlaganfall vorausgegangen war, gestorben und wurde auf dem Waldfriedhof Dahlem beigesetzt:
    Franz Schreker (* 23. März 1878 in Monaco; † 21. März 1934 in Berlin) war ein österreichischer Komponist.
    In den 1920er Jahren galt Franz Schreker als einer der bedeutendsten Opernkomponisten in Deutschland nach Wagner.
    Von den Nationalsozialisten als „entartet“ diffamiert, gerieten Schrekers Werke nach 1933 in Vergessenheit.
    Ende der 1970er Jahre setzte eine Schreker-„Renaissance“ ein, die bis heute anhält. Hierzu trug auch die Plattenindustrie bei, die in den letzten Jahren diverse Neuaufnahmen seiner Werke auf CD herausbrachte.




    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Franz Schreker starb am 21. März 1934. Zu dem Anlass habe ich eine Aufnahme von "Die Gezeichneten" mitgebracht:



    Heute ist sein 81. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • "Die Gezeichneten", lieber Willi, habe ich vor vielen Jahren in der Düsseldorfer Rheinoper gesehen. Einer der eindrucksvollsten Opernabende, den ich in Erinnerung habe. Vom Publikum gab es "standing ovations". Der Text stammt auch von ihm - die Thematik erinnert etwas an Eduard Mörike. Die Nazis haben ihm übel mitgespielt - nicht zuletzt wegen einer (positiv gemeinten!) Renzension von Paul Bekker, der die erotischen Qualitäten dieser Musik betonte. Ich kenne kaum eine Musik, die so emotional vielschichtig ist: Ausdruck von seelischer Kopmlexität, ohne jemals plakativ zu werden! :)


    Herzliche Grüße
    Holger

  • Einer der eindrucksvollsten Opernabende, den ich in Erinnerung habe. Vom Publikum gab es "standing ovations".

    Das will ich gern glauben, wo doch Dein Freund Adorno auch kräftig mitsingt.


    Die Willi-Aufnahme kenne ich leider nicht, doch denke ich, dass die in meinem Regal stehende mit einem hervorragenden Kenneth Riegel schwer zu übertreffen ist.
    Übrigens wird gesagt, dass Alexander von Zemlinsky als Modell für den hässlichen Salvago gedient hätte.
    Schwer zu glauben, wenn ich mir Zemlinskys Photo bei Wikipedia ansehe.

  • In meiner Sammlung befindet sich noch diese Aufnahme - vielleicht kennt sie ja noch jemand! :)



    Inzwischen ist diese Einspielung auch wieder (günstiger) zu haben:



    Kennen tue ich nicht nur die Aufnahme, sondern sogar die damalige Inszenierung von Günter Krämer. Eine der Großtaten der damaligen Führungsriege Ruzicka/Albrecht. Hier täte eine Wiederaufnahme not!

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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  • Es freut mich, dass der Thread wieder in Gang gekommen ist, und so darf ich heute daran erinnern, dass Franz Schreker am 23. März 1878 geboren wurde.


    Heute ist die 137. Wiederkehr seines Geburtstages.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Um Franz Schreker machte ich bisher immer einen Bogen. Das hat sich erst kürzlich geändert. Im ausgezeichneten Eröffnungsbeitrag von Edwin Baumgartner werden die verschiedenen Phasen seiner musikalischen Entwicklung nachgezeichnet. Ich fasse noch einmal kurz zusammen:


    1. Romantische Periode (ca. 1896 bis ca. 1909)
    2. Expressionistische Periode (ca. 1909 bis ca. 1924)
    3. Neoklassizistische Periode (ca. 1924 bis 1933)
    4. Synthese von Expressionismus und Neoklassizismus (faktisch nur anhand seines letzten Werkes von 1933 erahnbar)


    Folgende CD-Einspielung, die vor wenigen Tagen erschien, spannt einen schönen Bogen um all diese Perioden:



    Ausgezeichnet gefallen hat mir besonders die romantische Frühphase, die im bisherigen Threadverlauf nur gestreift und ein wenig verächtlich bewertet wurde. Neben der Oper "Flammen" scheint mir da insbesondere die Symphonische Ouvertüre "Ekkehard" op. 12 erwähnenswert zu sein, im Grunde genommen eine Symphonische Dichtung nach der Romanvorlage von Victor von Scheffel, entstanden in den Jahren 1902/03 und uraufgeführt am 1. März 1903 von den Wiener Philharmonikern unter Joseph Hellmesberger. Allein daran lässt sich ermessen, dass bereits der junge Schreker, gerade 25 Jahre alt, Eindruck schindete.


    Die Handlung des Werkes ist so interessant, dass es sich lohnt, sie hier wiederzugeben:


    Hauptprotagonist ist der Sankt Gallener Mönch und Sequenzendichter Ekkehard II. (gest. 990), der sein Kloster verlässt, um Lehrer der Herzogin Hadwig von Schwaben zu werden. Er beteiligt sich am Kampfe zur Verteidigung Schwabens und kann danach seine Gefühle für die Herzogin nicht länger im Zaum halten. Schließlich stürzt er während eines Gebets Hadwigs in der Kapelle herein. Diese will von seinen Avancen indes nichts wissen. Er wird entdeckt und flieht. Am Ende kehrt er geläutert ins Kloster wieder zurück und beschließt, sein Leben der Kunst zu weihen.


    Schreker gelingt es, einen (pseudo-)mittelalterlichen Klang zu erzielen, der aus einem späteren Hollywood-Film stammen könnte. Anklänge an Wagner und auch Liszt sind kaum zu leugnen. Besonders interessant ist der Einsatz der Orgel, der einen Höhepunkt des Werkes darstellt und sehr schön die geistliche Atmosphäre des Frühmittelalters einfängt. Insgesamt ein wirklich hörenswertes Stück, das es verdienen würde, mal im Konzert aufgeführt zu werden.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich könnt von mmir nicht sagen, daß ich um Schreker "einen Bogen" gemacht hätte - er ist mir einfach nicht "begegnet - vielleicht wei ich um das zeitliche Umfeld in dem er wirkte - einen Bogen gemacht habe. Vielleicht habe ich ihn unterbewusst auch zu jenen Komponistien gezählt, deren Werek lediglich aus Gründen der "Wiedergutmachung" gespielt werden, die aber in Wahrheit niemand so recht hören will.
    Ich höre schon den empörten Aufscherie der "Schreker-Bewunderer" Aber der Eindruck drängt sich doch gelegentlich auf. Sucht man beispielsweise in meinem Konzertführer aus dem Prisma Verlag (1978) so tut man dies vergebens. Nun gut - dann sollte er wenigstens im Opernführer aufscheinen.- Fehlanzeige. Kontrolle im Harenberg Opernführer. Der liebt ja die Komponisten des 20. Jahrhunderts überproportional. In der Tat befasst er sich - wie erwartet - relativ Ausführlich mit Schrekers Opern. Anders schaut die Sache schon beim Konzertführer aus, wo man sich mit einenr einzigen- relativ oberflächlichen Seite begnügt. Man bekommt dden Eindruck, Schreker habe sehr wenig rein instrumentales geschrieben.

    Machen wir einen Blick auf die Wikipedia Seite und suchen Orchesterwerke, da finden wir:


    1896: Liebeslied für Streichorchester und Harfe (verschollen)
    1899: Scherzo
    1899: Symphonie a-Moll op. 1 (Finale verloren)
    1900: Scherzo für Streichorchester
    1900: Intermezzo op. 8 – Satz für Streichorchester (später Teil der Romantischen Suite)
    1902–1903: Ekkehard, symphonische Ouvertüre für großes Orchester und Orgel op. 12
    1903: Romantische Suite op. 14
    1904: Phantastische Ouvertüre op. 15
    1905: Der Geburtstag der Infantin, Suite nach dem gleichnamigen Märchen von Oscar Wilde für Kammerorchester (für Orchester 1923, Pantomime Spanisches Fest für Orchester 1927)
    1908: Festwalzer und Walzerintermezzo
    1908: Valse lente
    1908–1909: Ein Tanzspiel für großes Orchester
    1909: Nachtstück aus der Oper Der ferne Klang
    1913: Vorspiel zu einem Drama (zusammengestellt aus Teilen der Oper Die Gezeichneten)
    1916: Kammersymphonie (auch für größere Besetzung als Sinfonietta)
    1918: Symphonisches Zwischenspiel aus der Oper Der Schatzgräber
    1928: Kleine Suite für Kammerorchester
    1929–1930: Vier kleine Stücke für großes Orchester
    1933: Vorspiel zu einer großen Oper (aus der unvollendeten Oper Memnon)


    also gar nicht so wenig.


    Kommen wir zur abgebildeten CD mit je einem Werk von KRENEK und Schreker Sie war zu einem sagenhaft günstigen Preis angeboten und so habe ich sie erworben - aus "bildungsbürgerlichen Gründen" - Geplanter Hörtermin: "Irgendwann"
    Seit gestern lag sie noch unausgepackt auf meinem Schreibtisch. Als ich diesen Thread gesehen habe, habe ich mein geplantes Hörprogramm abgeändert und mich der Aufnahme der Kammersinfonie - komponiert 1916 - Erstaufführung 1917 - gewidmet. Das Werk ist durchaus beeindruckend und hörenswert. Schreker widmet vor allem dem Klang seine Aufmerksamkeit - weniger indes der Melodie. und dies zu erreichen setzt er zahlreiche Soloinstrumente ein. Der Klang ist einerseits füllig, andrerseit extrem durchsichtig. Es gibt Stimmundsschwankungen, die von der Dynamik her gesehen durchaus pronounciert, nie aber verstörend sind. Dem Werk wird in einem der Texte über deses Werk ein unverkennbar wienerischer Unterton nachgesagt. Das wird wohl so sein, denn iregendwie klang alles irgendwie unterschwellig vertraut für mich. DIe Kammersinfonie wird im Booklet als einsätzig beschrieben, aber in vier Tracks mit Satzbezeichnungen aufgeteilt


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • So jetzt ist erst mal wieder - trotz der neuen Software - ein Beitrag an dem ich länger geschrieben habe, verloren gegangen.


    Deshalb ziemlich verärgert und deshalb kurz ein erneuter Anlauf:

    Nun gut - dann sollte er wenigstens im Opernführer aufscheinen.- Fehlanzeige. Kontrolle im Harenberg Opernführer. Der liebt ja die Komponisten des 20. Jahrhunderts überproportional. In der Tat befasst er sich - wie erwartet - relativ Ausführlich mit Schrekers Opern.

    Im Harenberg gibt es ganz ausführliche Vorstellungen von drei Opern! Insgesamt sind es 7 Seiten!

    Eine Folge der inzwischen in Gang gekommenen Schreker-Renaissance? Wohl nicht! Auch Kurt Pahlen hat in Oper der Welt (1981) eine ausführliche Würdigung des Opernkomponisten Schreker, stellt allerdings keines der Werke ausführlich vor. In Oehlmanns Oper in vier Jahrhunderten wird Schreker sehr eingehen behandelt - immerhin auf 10 Seiten mit zwei detaillierten Besprechungen von Werken. Damit ist Schreker entschieden ausführlicher thematisiert als Pfitzner, d'Albert, Busoni, Orff, Egk, Debussy und Bartok. Oehlmann gibt ihm fast so viel Platz wie Hindemith.

    In der Piper Enzyklopädie des Musiktheaters werden immerhin acht Opern aus über 20 Seiten behandelt.


    In Konzertführern allerdings wird er nur wenig aufgeführt. Das mag damit zusammenhängen, dass die Mehrzahl seiner Orchesterwerke im Zusammenhang mit Opern entstanden ist. Sie sind aber auch als Orchesterwerke durchaus ernst zu nehmen.

    Es erscheinen ja zur Zeit nicht von ungefähr einige CD-Einspielungen, die Schrekers Orchesterwerke zur Diskussion stellen.


    Franz Schreker (1878-1934): Der Geburtstag der Infantin-Suite, CD - Franz Schreker (1878-1934): Orchesterstücke aus Opern, SACD


    Franz Schreker (1878-1934): Ouvertüren & Vorspiele, CD - Franz Schreker (1878-1934): Romantische Suite op.14, CD


    Ouvertüren - Edgar Seipenbusch/Sloval Philharmonic Orchestra - memnon_mund.jpg


    tanz_axelrod.jpg - gielen_kammer.jpg


    irrelohe_ruzicka.jpg - Capriccio-Ward.jpg

    nimbus_2.jpg -



    Immer noch höchst lohnend sind die Aufnahmen von James Conlon. Allerdings scheinen sie nicht mehr im Handel zu sein.


    Vielleicht habe ich ihn unterbewusst auch zu jenen Komponistien gezählt, deren Werk lediglich aus Gründen der "Wiedergutmachung" gespielt werden, die aber in Wahrheit niemand so recht hören will.
    Ich höre schon den empörten Aufschrei der "Schreker-Bewunderer"

    Aufschrei? Nein! Ich empfehle aber: hören! Einfach hören!!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Das Einfügen von Amazon ASIN hat ja richtig gut geklappt!

    Ich habe dafür einige Zeit gebraucht und bin jetzt total deprimiert!

    Kann da jemand helfen?

    Und kann jemand erklären, warum das nicht einfach geht?


    conlon.jpg -

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Mittlerweile gibt es ja Zuwachs in Sachen Schreker....




    Interessant ist das Büchlein der Berliner Staatsoper zu Schreker "Der Ferne Klang"



    Und dieses Buch von Magali Zibaso gibt es noch bei Amazon, allerdings ohne Bild und teuer....

    zibaso.jpgKlick Bild ging nicht größer habe überall gesucht!

    ....allerdings sehr informativ "Franz Schrekers Buhnenwerke"


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Diese Aufnahme der Gezeichneten ist *mein* klarer Favorit,.....


    ....natürlich wegen W.Cochran (und S.Cowan) der auch in Frankfurt sang und in Düsseldorf mit Trudelise Schmidt, die Aufführung an der DOaR war das Gegenteil von der Aufführung in Frankfurt! Habe mir gerade das Programm aus Düsseldorf rausgesucht war da am 5.3.88.


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Gerade gelesen....


    Zitat

    DAS ORCHESTER ABER IST DIE KLINGENDE LUFT, IN DER DIE OPER ATMET, DAS ORCHESTER IST DAS SCHICKSAL, IRGENDEINE HÖHERE GEWALT, DIE DAS SPIEL LENKT, EINE MACHT, DIE SICH IN VOR-UND ZWIESCHENSPIELEN (UND SEIEN ES GELEGENTLICH NUR ZWEI TAKTE) EMPORRECKT, DROHT, HÖHNT, LOCKT, BESCHWICHTIGT, TRÖSTET, LACHT, TANZT, KLAPPERT UND - SCHWEIGT , WENN DAS GRAUEN DIE BÜHNE BESCHLEICHT, ODER DER TOD, UND WENN WIR DER HEHRSTEN MUSIK LAUSCHEN, DIE KEIN INSTRUMENT VERWIRKLICHEN KANN, JENER MUSIK DES LETZTEN SICH-BESINNENS IN UNS SELBST - DER MUSIK DER STILLE.


    FRANZ SCHREKER

    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Lieber Alfred!


    Gut, dass Du jetzt den ganzen Salat von Buchstaben und Zeichen gelöscht hast.


    Dadurch ist aber leider auch der Hinweis auf Conlons großartige Aufnahmen verloren gegangen.

    Die gibt es aber fast alle bei YouTube. Wenn man eingibt "Schreker Conlon", findet man sie.

    Eine besonders eindrückliche Aufnahme stelle ich mal ein!



    Das "Vorspiel zu einer großen Oper" habe ich im letzten Jahr in einem Konzert von Markus Stenz gehört.

    In dem bemerkenswerten Programm hat es eigentlich den stärksten Eindruck gemacht:

    Franz Schreker" - Vorspiel zu einem Drama"

    Richard Strauss - Burleske für Klavier und Orchester d-Moll

    Ferruccio Busoni - "Berceuse élegiaque" op. 42

    Alexander Skrjabin - „Poème de l'extase“ op. 54


    Beste Grüße


    Caruso41


    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Franz Schreker sollte man wirklich nicht vergessen! Eine der nachhaltig eindrucksvollsten Opernaufführungen, die ich je erlebt habe, waren vor vielen Jahren "Die Gezeichnenten" an der Rheinoper Düsseldorf. Seine Musik ist von einer unglaublichen psychologischen Feinfühligkeit. Ich würde gerne mal wieder eine Opernaufführung mit Schreker erleben.


    Schöne Grüße

    Holger

  • In der Oper in Hannover kannst Du Dir den Wunsch erfüllen!!



    Die Gezeichneten

    Oper von Franz Schreker

    Oper in drei Aufzügen (1913-15)

    Text vom Komponisten

    Premiere der Inszenierung am 6. April 2019


    Musikalische Leitung: Mark Rohde

    Inszenierung: Johannes von Matuschka

    Bühne: Christof Hetzer

    Kostüme: Florence von Gerkan

    Besetzung

    Alviano: Robert Künzli

    Herzog Antoniotto Adorno/Capitano: Stefan Adam

    Graf Andrea Vitelozzo Tamare: Brian Davis

    Lodovico Nardi: Tobias Schabel

    Carlotta Nardi: Karine Babajanyan

    Chor der Staatsoper Hannover

    Niedersächsisches Staatsorchester Hannover



    Liebe Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Franz Schreker hat sich mit seinen Opern inzwischen schon einen Platz auf den Spielplänen gesichert.


    Im letzten Winter und Frühjahr wurde DER FERNE KLANG am Theater Lübeck in einer Einstudierung von Andreas Wolf (Dirigent) und Jochen Brigazoli (Inszenierung) gegeben.


    Jetzt folgt das Opernhaus Frankfurt mit einer Einstudierung von Sebastian Weigle (Dirigent) und Damiano Michieletto (Inszenierung). Zur Besetzung gehören:


    Grete Graumann: Jennifer Holloway

    Fritz: Ian Koziara

    Wirt des Gausthauses "Zum Schwan": Anthony Robin Schneider

    Ein Schmierenschauspieler: Iurii Samoilov

    Der alte Graumann / 2. Chorist: Magnús Baldvinsson

    Seine Frau: Barbara Zechmeister

    Dr. Vigelius: Dietrich Volle

    Ein altes Weib: Nadine Secunde


    Im April/Mai folgt am Staatstheater Hannover DIE GEZEICHNETEN auf die ich bereits hingewiesen hatte!

    Musikalische Leitung: Mark Rohde

    Inszenierung: Johannes von Matuschka

    Alviano: Robert Künzli

    Herzog Antoniotto Adorno/Capitano: Stefan Adam

    Graf Andrea Vitelozzo Tamare: Brian Davis

    Lodovico Nardi: Tobias Schabel

    Carlotta Nardi: Karine Babajanyan

    Guidobald Usodimare: Edward Mout

    Gonsalvo Fieschi: Frank Schneiders

    Pietro: Pawel Brozek

    Premiere der Inszenierung am 6. April 2019


    Das Werk kann man im Juni auch im Concertgebouw in Amsterdam hören!

    Musikalische Leitung: Markus Stenz

    Herzog Antoniotto Adorno: Michael Kupfer

    Vitelozzo Tamare: Markus Eiche

    Lodovico Nardi: Steven Humes

    Carlotta Nardi: Allison Oakes

    Alviano Salvago: Marco Jentzsch

    Usodimare: Jeff Martin

    Gonsalvo Fieschi: Miljenko Turk

    Radio Filharmonisch Orkest

    Die Aufführung am 1. Juni 2019 (13.00 bis 16.40) wird im Hörfunk live übertragen.

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Liebe Taminos,


    nachdem ich nun von dem beglückenden Hannoveraner Schreker-Erlebnis berichtete, wollte ich mir heute mal die Schatzgräber anhören. Neben Christophorus, die Oper Schrekers, die ich noch nicht durchgehört habe. Ich besitze die alte Albrecht-Aufnahme, musste aber schon nach 8 Tracks aufhören - die Tonqualität ist ja zum Grausen. Vom Orchester hört man fast nix, Els ist so hallig...es ging gar nicht, zumal ich den Klavierauszug mitgelesen habe und bereits hier zig Seiten gestrichen wurden.


    Kennt jemand von euch die neue Albrecht Aufnahme? Lohnen sich die knapp 40€ auszugeben? Hier der Link zu JPC:


    Beste Grüße

    Christian

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