TMOO - RING DES NIBELUNGEN, DER - I: Das Rheingold

  • R. Wagner: Das Rheingold – CD PremiereOpera 1969



    Lorin Maazel, Orchester der Bayreuther Festspiele: 5 (eine sehr positive Überraschung, die meine "Rheingold"-Diskographie bereichert)


    Wotan (Thomas Stewart): 5 + (sensationell, stimmlich wie darstellerisch)
    Alberich (Gustav Neidlinger): 5 (er w a r Alberich)
    Mime (Gerhard Stolze): 5 (perfekt, wie immer)
    Loge (Wolfgang Windgassen): 4 (mir kommt er hier präsenter vor als unter Böhm; zwar nicht der ideale Loge, aber doch sich homogen ins Ensemble einfügend)
    Fricka (Janis Martin): 4,5 (sehr gut)
    Fasolt (Karl Ridderbusch): 5 (auf seinem absoluten stimmlichen Höhepunkt)
    Fafner (Josef Greindl): 5 (auch in seinem letzten Bayreuth-Jahr noch Spitze)


    Restbesetzung: 5 (sehr gute Rheintöchter; phantastisch Nienstedt als Donner, Esser als Froh und Höffgen als Erda)


    Gesamtwertung: 43,5 / 9 = 4,83


    Tonqualität: 3,5 (z. T. etwas dumpf und wenig Dynamik, aber schon Stereo)


    Ich ziehe diese wenig bekannte Aufnahme der viel berühmteren von Böhm in eigentlich jeder Hinsicht vor. Dem jungen Maazel geling ein dramatisches, aber nicht überhetztes Dirigat, keineswegs glatt, wie oft bei diesem Dirigenten behauptet. Stewart ist in der wichtigen Rolle des Wotan Adam weit überlegen und m. E. mit der beste Interpret. Das übliche Ensemble setzt sich aus altbewährten Kräften der Goldenen Ära Bayreuths zusammen. Historisch bedeutsam u. a. durch den letzten Auftritt Greindls und Stolzes sowie den vorletzten Auftritt Windgassens bei den Festspielen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Richard Wagner : Das Rheingold - Opus Arte


    Hieraus :


    Christian Thielemann, Orchester der Bayreuther Festspiele ( 5,0 )
    Wotan - Albert Dohmen - 5,0
    Alberich - Andrew Shore - 4,5
    Mime - Gerhard Siegel - 4
    Loge - Arnold Bezuyen - 4
    Fricka - Michelle Breedt - 4,5
    Riesen - Kwangchul Youn, Hans Peter König - 4,0


    Gesamtwertung: 34,0 / 8 = 4,34


    Aufnahmequalität : Hervorragend ( authentischer Bayreuth Klang )

    "Es ist nicht schwer zu komponieren.
    Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen"
    Johannes Brahms

  • Mit Holger weitgehend einig.
    Zitat Holger im Thread „Was hört ihr gerade“:
    "Sängerisch muss man sicherlich zu den Aufnahmen der 50er - 70er Abstriche machen" trifft den Nagel auf den Kopf.
    Christian Thielemann, Orchester der Bayreuther Festspiele ( 5,0+++) :jubel:
    Wotan - Albert Dohmen - 4
    Alberich - Andrew Shore - 4
    Mime - Gerhard Siegel - 4
    Loge - Gerhard Siegel - 4
    Fricka - Michelle Breedt - 4
    Fasolt: Kwangchul Youn, 4,5
    Fafner: Hans Peter König – 4,5


    Gesamtwertung: 34,0 / 8 = 4,34


    Aufnahmequalität : Hervorragend

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • [quote]Original von Rienzi
    Christian Thielemann, Orchester der Bayreuther Festspiele ( 5,0+++) :jubel:
    Wotan - Albert Dohmen - 4
    Alberich - Andrew Shore - 4
    Mime - Gerhard Siegel - 4
    Loge - Gerhard Siegel - 4

    Fricka - Michelle Breedt - 4
    Fasolt: Kwangchul Youn, 4,5
    Fafner: Hans Peter König – 4,5


    Nach meiner erbärmlichen zweijährigen Erfahrung mit Generalprobe des Bayreuther Festspiels kann es nicht sein, dass Mime und Loge von demselben gesungen sind. Der Loge hier soll Arnold Bezuyen sein.


    Weiter bin ich fast vollkommen einverstanden mit der Notenvergabe hier, nur G. Siegel (Mime) kriegt bei mir wohl schon 4,5 und Youn schon 5. Als Nebenrolle kriegt C. Mayer (Erda) 4,5 und für den Rest mache ich eine pauschale 4.

    Soll er dir noch so viel Atem lassen, als 'en Altweiberfurz, soll ich?

  • Du hast Recht, mein Fehler - Entschuldigung
    Loge: Arnold Bezuyen
    Mime: Gerhard Siegel


    Bei der Beurteilung Walküre werde ich beim Kopieren besser aufpassen!

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")


  • Orchester des Teatro alla Scala di Milano- Wilhelm Furtwängler 5+
    Da funkeln die Details, da atmet die Musik, wo sie atmen muss, da steht sie still, wo sie nicht rennen darf, da stockt einem der Atem!


    Wotan: Ferdinand Frantz 4
    Auch wenn er eine gewaltige, kernige Stimme hat, singt er unbeteiligt und muss die Partie auch vokal reichlich "stemmen".


    Alberich: Alois Pernerstorfer 4
    Makellos gesungen, aber das ist das Problem (siehe Frantz).


    Mime: Emil Markwort 3,5
    Ordentlich, bisweilen zu chargierend.


    Loge: Joachim Sattler 1
    Unerträglich: Er krächzt und schreit, Interpretation erkenne ich keine, minütlich rechnet man mit einem Zusammenbruch seiner Kräfte. Schön wär's...


    Fricka: Elisabeth Höngen 5
    Wirklich gesungen, textverständlich, immer legato, streng, ohne albern zu sein.


    Fasolt: Ludwig Weber 5
    Glaubhaft und berührend, hier ist ein Riese ein Mensch.


    Fafner: Albert Emmerich 3,5
    Nix Großartiges, aber auch kein Ausfall, zumindest schön gruseliges Timbre.


    Rest: 4
    Günther Treptow lyrisch als Froh, Angelo Mattiello klasse als Donner, gute Rheintöchter.


    Tonqualität: 3



    GESAMT 3,89
    (mit Tonqualität 3,8)


    Fazit: Kein Ereignis. Die Scheiben lohnen sich allein wegen der wundervollen Fricka von Elisabeth Höngen und des Dirigats von Furtwängler. Die restlichen Sänger sind bis auf den unzumutbaren Loge ordentlich bis sehr gut, aber nie herausragend. Den legendären Status dieser Aufnahme kann sie kaum verifizieren.


  • Naja ein Veriss schon, aber ordentlich? Nimms mir nicht übel, Basti, aber ich glaube, da du sehr das morderne Regietheater magst, und eben traditionelle Arbeiten nicht, gerät deine Kritik recht eindimensional.


    Wotan- James Morris 4
    Loge- Siegfried Jerusalem 5
    Alberich- Ekkehard Wlaschiha 4
    Fricka- Christa Ludwig 3
    Riesen- Fasolt: Jan-Hendrik Rootering 3
    Fafner: Matti Salminen 4
    Zusammen: 3,5
    Mime- Heinz Zednik 4


    Rest: 4
    James Levine und "sein" Met-Orchester: 4


    Wertung: 3,9375


    Bühnenbild: 4
    Inszenierung: 3


    Kommentar: Alles, was ich Otto Schenk vorwerfen kann, ist, dass er recht wenig eine klare Personenführung durchscheinen lässt. Dafür scheint aber auch jeder seine Rolle zu kennen und zu verstehen, auch wenn er nur rumsteht. Aber allein diese Ruhe in der Körpersprache und endlich mal eine Inszenierung ohne Koffer und Göttereinrichtung macht die DVD sehenswert.
    Und vor allem können die Sänger ihrer hauptbeschäftigung nachkommen: James Morris ist sicherlich nicht perfekt, aber dennoch einer der besten Wotane der letzten 2 Jahrzehnte, Siegfried Jerusalem ist als Loge ein Genuss, Christa Ludwig über ihren Zenit hinaus und doch voller Autorität. James Levine ist im Studio mit Wagner meistens nur schön sonst langweilig, Kaum steht er in seinem Orchestergraben, schon erhält auch seine getragene Intepretation eine unglaubliche Innenspannung.


    Auch wenn mir persönlich moderne Inszenierungenbesser gefallen (z.B. der Carsen-Ring in Köln), so ist diese Arbeit wirklich sorgfältig und zugleich schön.

  • Ich habe im Forum nach Information über die Inszenierung in Valencia gesucht, aber nichts gefunden. Wo finde ich das Versteck?



    Letze Woche wurde dieserTeil des Ringes am Fernsehen gegeben, konnte aber nur kurz reinschauen, weil ich Besuch bekam. Ich war sehr faszinierte - eine rasante Technik! die Götter liefen nicht auf Füßen, sondern hatten ein Fahrgestell als Unterbau. Faule Zwerge wurden an den Beinen aufgehängt.


    Ich hatte allerdingsr das Gefühl, dass die Oper selbst den Status einer Nebensache hatte. Ihr fiel lediglich zu, dem inszenierten Irrsinn einen Aufhänger zu geben. Wer ordnet meine Eindrücke?


    :angel:
    Engelbert

  • @ Harald Kral


    Vielen Dank für Deinen Hinweis. Ich habe etliches aus dem von Dir gekennzeichneten Thread entnehmen können. Wahrscheinlich werde ich alle vier DVDs kaufen, weil mir traditionelle Inszenierungen, auch wenn sie von glanzvollen Solistennamen getragen werden, nichts mehr sagen können.


    Du findest bei mir ein Bisschen Solti, ein Bisschen Karajan, ein Bisschen Böhm, ein Bisschen Haitink, und Bisschen Janowski. Den neuen Thielemann konnte man mir bei Saturn nicht mehr aufschwatzen. Der DVD-Platz ist noch nicht belegt.


    Viele können mit Wagner nicht viel anfangen, weil sie es versäumten zu verweilen und sich zu vertiefen. Mit seiner Musik habe ich keine Probleme, mit den Texten muss man Geduld haben und sich befassen, seine Philisophie schreibe ich auch in den Schornstein. Wagner gehört nicht zu meinem bevorzugten Komponist, Mozart aber auch nicht.


    Freundlichen Gruß
    :angel:
    Engelbert

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zum Vergleich zur oben bewerteten DVD aus New York, hier ein anderer Blick auf das Rheingold, diesmal aus Kopenhagen:




    Wotan- Johan Reuter 3,5
    Loge- Michael Kristensen: 3
    Alberich- Sten Byriel: 3
    Fricka- Randi Stene 4
    Riesen (Stephen Milling, Christian Christiansen) 3,5
    Mime- Bengt- Ola Morgny: 3


    Rest: 3


    Royal Danish Orchester (3), Michael Schonwandt(4): 3,5


    Wertung: 26,5/8 = 3.31


    Inszenierung: Kasper Bech Holten: 4,5


    Kommentar: Rein musikalisch ist dieses Rheingold doch eher nur Durchschnitt. Entschärft wird dieser Eindruck nur durch die szenische Dramatik. So stehen oftmals die rein stimmlichen Eindrücke konträr zur gesamten Person, z.B. bei Loge und Alberich, die trotz vokaler Schwächen eine packendes Portrait auf der Bühne zeigen. Die moderne Inszenierung hat wenig Leerlauf, eine gute Personenführung und einige sehr prägnante Einfälle (z.B. der Bunker, in dem der gefangene Alberich mit durchnässter Hose von der Decke baumelt). Was dieses Rheingold wohl mit einer vokal besser bestellten Besetzung geworden wäre?


  • Orchester der Bayreuther Festspiele - Christian Thielemann 5
    Thielemann entfaltet Klangmassen und berauschende Tonwogen, die man so vorher nie (und vor allem nie in dieser Perfektion!) gehört hat. Diese Interpretation ist orchestral ganz groß - aber Thielemann nimmt zeitweise doch etwas wenig Rücksicht auf die Sänger.


    Wotan: Albert Dohmen 3
    ...und das mit gutem Willen. Dohmen ist kein Sängerdarsteller. Seine Interpretation wirkt streckenweise aufgesetzt, und seine Kurzatmigkeit und die Vokalfehler ("So grüß' ich die Börg!") tragen nicht unbedingt zum Hörvergnügen bei.


    Alberich: Andrew Shore 4
    Über weite Strecken krächzt und schreit er sich durch die Partie, aber er ist ein glänzender Gestalter, und irgendwie hat er was für sich.


    Loge: Arnold Bezuyen 5
    Dem Niederländer gelingt eine nahezu perfekte Symbiose aus herausragendem Gesang und einer interessanten Interpretation.


    Fricka: Michelle Breedt 4
    Ordentlich gesungen, nicht mehr und nicht weniger.


    Riesen:
    Fasolt: Kwangchul Youn 3,5
    Er artikuliert sehr deutlich - bisweilen zu deutlich, wie ich finde. Die gerollten Rs und gespuckten Ts fallen doch sehr unangenehm in die Gesangslinie. Auch stimmlich klingt er ab und zu hohl.


    Fafner: Hans-Peter König 5
    Muss man noch Worte über diesen exzellenten Sänger verlieren?

    (zusammen 4,25)


    Mime: Gerhard Siegel 3,5
    Siegel interpretiert das glänzend, das ist so herrlich "overacted", dass man es lieben muss. Aber leider klingt er oft eng und angestrengt. Ein Blick auf seine Homepage zeigte mir: Er hat auch Stolzing und Siegmund im Repertoire und erarbeitet sich die beiden Siegfriede und ist somit der einzige mir bekannte Sänger, der im "Siegfried" sowohl den Titelhelden als auch seinen Ziehvater singt. Nur: Wie mag er erst in den Heldentenorrollen klingen?


    Rest: 3,5
    Auch in seinem Alter immer noch hörenswert Clemens Bieber als Froh, etwas akademisch der Donner von Ralf Lukas, Christa Mayer gut als Erda, die Rheintöchter wissen zu gefallen.


    Tonqualität: -keine Wertung, da Radiomitschnitt-


    GESAMT 3,58


    Fazit: Das Dirigat von Thielemann macht die Aufnahme zu einer Kaufempfehlung. Sängerisch ist sie allenfalls mittelprächtig und macht deutlich, wie sehr Bayreuth seit einiger Zeit an einer in manchen Produktionen starken Sängermisere leidet. Die Kritik der "Opernwelt", Sänger wie Albert Dohmen seien sängerdarstellerisch "bestenfalls zweite" Wahl, ist zwar harsch, aber leider richtig. Wer mit diesen Gesangsleistungen leben kann und sein Hauptaugenmerk auf Thielemann richtet, wird die Aufnahme mögen.


    :hello:

  • R. Wagner: Das Rheingold – CD Orfeo 1956



    Hans Knappertsbusch, Orchester der Bayreuther Festspiele: 5+ (monumental und mächtig)


    Wotan (Hans Hotter): 5 (hier noch voll auf der Höhe)
    Alberich (Gustav Neidlinger): 5 (der Alberich vom Dienst)
    Mime (Paul Kuën): 5 (wird seinem Ruf gerecht)
    Loge (Ludwig Suthaus): 5 (die Überraschung: einer der besten Loges, die ich je hörte)
    Fricka (Georgine von Milinkovic): 5
    Fasolt (Josef Greindl): 5
    Fafner (Arnold van Mill): 5


    Restbesetzung: 5 (Traxel als Froh und Madeira als Erda)


    Gesamtwertung: 45 / 9 = 5


    Tonqualität: 4


    Ein Dokument aus der goldenen Ära von Neubayreuth. Als Gegenentwurf zum Keilberth-"Ring" aus dem Vorjahr fast unverzichtbar. Hier hat man die beiden Extreme mit grandiosen Sängern.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • R. Wagner: Rheingold – DVD DG 1990



    James Levine, The Metropolitan Opera Orchestra – 3,5
    Levine ist gewiss nicht der Schnellste. Und ich bezweifle, dass die Musik unter seiner Leitung durch die zweieinhalb Stunden bei diesen Tempi tragen würde, wenn die bewegten Bilder nicht wären. Doch mit der Szene funktioniert es halbwegs. Das Met-Orchester spielt gut! Dirigent 3, Orchester 4.


    Wotan – James Morris – 4
    Na, wer sagt denn, dass die Zeit der großen Wagner-Stimmen vorbei sei? Wer hätte denn eine wirklich größere, mächtigere Stimme gehabt? Schorr, Bockelmann, der junge Hotter, London? Vielleicht. Aber: Stewart hatte ein etwas zu helles Timbre, Adam hatte ein kaum erträgliches Tremolo. Dagegen dominiert Morris das Ensemble in dieser Aufnahme - auch gegen die Riesen - und singt mit viel Legato-Kultur. Wünsche bleiben eigentlich nur bezüglich besserer Vokalfärbungen und einer differenzierteren Interpretation offen – letztere ist eher holzschnittartig. Stimme 4,5, Interpretation 3,5.


    Alberich – Ekkehard Wlaschiha – 4,5
    “Ein Alberich der Luxusklasse, der eine Fluchszene von rahmensprengender Wirkung gestaltet“ (Kurt Malisch in FF 6/1996) – nein, das ist Wlaschiha zumindest in diesem DVD-Mitschnitt nicht, da fehlt doch etwas an Abgründigem und Bösartigem. Wenn ich übertreiben wollte, müsste ich sagen, dass mich dieser Alberich auch an Falstaff oder Ochs auf Lerchenau erinnert. Aber das wäre zu viel gesagt und soll nur die Tendenz benennen. - Keine der beiden Fluchszenen (Liebesfluch und Ringfluch) kann rahmensprengend genannt werden Dennoch ist eine in vielem bezwingende Darstellung zu sehen und zu hören. Ausgezeichnete Textverständlichkeit.


    Mime – Heinz Zednik – 4,5
    Die beste vokale Zeichnung einer Figur in diesem Ensemble.


    Loge – Siegfried Jerusalem – 4
    Prächtig gleich in seinem ersten Auftritt. Doch ich finde in dieser Rolle einen Charaktertenor angemessener, da er das Zwielichtige dieser Figur ungleich wirkungsvoller darstellen kann. Bei Jerusalem klingt es eher nach einem schöngeistigen Dandy. Dennoch: Toll gesungen.


    Fricka – Christa Ludwig – 4
    Ohne Frau Ludwig zu nahe treten zu wollen: Wollte man nahelegen, warum Wotan „Wandel und Wechsel“ liebt? Muss man diese Rolle jenseits der sechzig noch singen? – Sehr gut und mit vielen Zwischentönen gesungen.


    Riesen – Jan-Hendrik Rootering, Matti Salminen – 4,5/4,5 - zusammen 4,5
    Bilderbuch-Riesen für Ohr und Auge.


    Restensemble – Froh (Mark Baker) 4; Donner (Alan Held) 4; Erda 4,5; Rheintöchter 3,5 – zusammen 4


    Gesamt 33/8 = 4,13


    TQ: 4
    (Ist bei DVDs für mich schwierig zu beurteilen, da ich diese über die TV-Lautsprecher höre)


    Eine Inszenierung wie aus der Augsburger Puppenkiste. Die „Sendung mit der Maus“ ist jedenfalls intellektuell anspruchsvoller, als das, womit man sich hier in Sachen Rheingold szenisch zufrieden geben muss. Mal abgesehen von der Problematik des Unterwassersingens (um die sich allerdings Wagner nicht scherte): tolles Bühnenbild in der ersten Szene, bis auf die Treppe im Riff und bis auf die Tatsache, dass die Felsen beim Besteigen doch bedenklich wackeln.


    Personenführung Fehlanzeige. Wer gerade nicht singt, steht oder sitzt recht hilflos herum. Und auch wer singt, hat wenig zu tun. Das ist konventionelles Theater der schlechten Art. – Mancher Regietheatergegner sagt: Wie gut, dass die Regisseure nicht auch noch in die Musik eingreifen. Ich sage: Würden die Musiker im Orchester beim Zusammenspiel so schlecht angeleitet wie die schauspielenden Sänger bei ihren Bewegungen auf der Bühne, wäre das Ergebnis eine Kakophonie.

  • R. Wagner: Rheingold – CD Decca 1958




    Sir Georg Solti, Wiener Philharmoniker – 4,5
    Soltis effektbewusster Zugriff auf das Stück passt einerseits gut zu Wagners Überwältigungsdramaturgie, andererseits mindestens ebenso gut zu John Culshaws Idee der Sonic Stage und dem Einsatz aller damals klangtechnisch verfügbaren Mittel. Ich kann es allerdings nachvollziehen, wenn manche zu der Auffassung gelangen, dass Wagners Musik dieser grellen Schminke nicht bedarf. Dennoch: Gute Dramatik, das Stück hat den richtigen Zug nach vorne. – Exzellentes Spiel der Wiener Philharmoniker. Dirigent 4, Orchester 5.


    Wotan – George London – 4,5
    Londons Prachtstimme mit seiner gewohnt vorbildlichen Aussprache. Klingt oft mächtig und würdig. Wenn er nur nicht manchmal versuchen würde, mehr zu geben als nötig (und mehr, als er hat – und er hatte gewaltig viel … )! Die Rolle des Wotan verliert die dramaturgisch notwendige Überlegenheit, wenn der Sänger zu oft an seine stimmlichen Grenzen geht. Die Balance zu Alberich geht dabei verloren, bei Neidlinger klingt manches einfach müheloser. Man höre Hotter (Krauss 1953), um einen stets souveränen Wotan zu hören, der die Szene beherrscht.


    Alberich – Gustav Neidlinger – 5
    Neidlinger singt den Alberich und geht nur bisweilen in Sprechgesang über. Und wie er ihn singt: Boshaft, hinterlistig, machtbesessen, gierig – grandios. Vor allem ist er stimmlich ein mehr als würdiger Gegenspieler Wotans, fast übermächtig.


    Mime – Paul Kuen – 4,5
    Wunderbar larmoyant – der ewige Verlierer.


    Loge – Set Svanholm – 2,5
    Manchmal klingt es bemüht, manchmal werden die Töne gestemmt. Das Verschlagene, Listige klingt kaum zwischen den Tönen hervor. Der eigentliche Drahtzieher des Dramas ist stimmlich nie als solcher zu erkennen. Diese wichtige Rolle ist unterbesetzt.


    Fricka – Kirsten Flagstad – 4
    Über sechs Jahre nach ihrem Abschied von der Bühne klingt die Stimme nicht mehr jung, daher ist diese Besetzung nicht ideal. Dennoch bewundernswert: die Üppigkeit, die Fülle, der Reichtum der Farben. Trotz der altersbedingten Einschränkung ein Genuss.


    Riesen – Fasolt (Walter Kreppel) - 4, Fafner (Kurt Böhme) – 4, zusammen 4
    Sehr suggestiv gesungen, nicht ohne Klangschönheit, insbes. Fasolt.


    Restensemble – Froh (Waldemar Kmentt) 4; Donner (Eberhard Wächter) 4; Erda (Jean Madeira, etwas viel hektisches Vibrato für eine „Urmutter“) 4; Rheintöchter 3,5 – zusammen 4


    Gesamt 33/8 = 4,13


    TQ: 5
    1958 aufgenommen – mittlerweile über 50 Jahre her. Was damals doch schon alles ging! Tief gestaffelt, brillant, perfekter Ausgleich zwischen Fülle und Räumlichkeit. - Culshaw‘s „Sonic Stage“ funktioniert hervorragend und schafft tatsächlich die Illusion einer Klangbühne. – Wer die Solti-Aufnahme hat, braucht eigentlich nicht unbedingt eine Digitalaufnahme, jedenfalls nicht aus klangtechnischen Gründen. – Ich habe noch die alte CD-Ausgabe, bei der manchmal das Orchester etwas zu laut ist. Die neue Abmischung soll angeblich die Sänger besser zur Geltung kommen lassen.


    Fazit:
    Das Rheingold aus dem berühmten Solti-Ring glänzt durch Klangtechnik, Sonic Stage und effektvolles Dirigat. Sängerisch sind Neidlinger, London, Kuen und Flagstad (in dieser Reihenfolge) großartig. Daran gemessen muss die wichtige Rolle des Loge als Ausfall bezeichnet werden. Dennoch: dieses Rheingold kann sich sehr gut hören lassen! Insgesamt eine sehr gute, in manchem herausragende Aufnahme mit einigen Schwächen.

  • R. Wagner: Rheingold – CD Philips oder Decca (Bayreuth live 1967)



    Karl Böhm, Orchester der Bayreuther Festspiele – 3,5
    In rekordverdächtigen zwei Stunden und 17 Minuten dirigiert sich Böhm durch das Stück. Alles klingt richtig, flotte Tempi, passender Ausdruck, Liebe zum Detail. Doch wie kann es sein, dass man bei dieser fantastischen Partitur nicht ein einziges Mal überwältigt wird, sei es durch Schönheit, sei es durch Farben, sei es durch Klangmacht? Warum bleibt alles in der Sphäre des Korrekten und Wohlaustarierten? Solti nimmt sich fast zehn Minuten mehr Zeit, aber wie viel interessanter klingt Wagners Musik bei ihm. Dirigent 3, Orchester 4.


    Wotan – Theo Adam – 2,5
    Ein seltsamer Sänger. Sehr textdeutlich, doch manchmal geht das zu Lasten des Klangs. Wenig Vibrato, aber ein sehr störendes Tremolo („Abendlich strahlt der Sonne Auge“ ist grauslich). Es klingt durchaus mächtig, und Adam hat die Rolle voll erfasst und weiß sie wirkungsvoll darzustellen - Interpretation 4,5. Doch das Tremolo zusammen mit gelegentlich ungeschlacht offenen und übel verfärbten Vokalen verleidet mir die Sache ziemlich. Die durchaus gelungenen Stellen retten das Ganze nicht. Warum ein Rheingold mit Adam, wenn es andere Aufnahmen gibt?


    Alberich – Gustav Neidlinger – 4,5
    In der Live-Situation singt er nicht so genau wie 1958 im Studio. Der Anteil von Sprechgesang mit nur ungefährer Tonhöhe ist größer – Geschmackssache. Es ist natürlich immer noch ausgezeichnet. 57 Jahre sind ja auch eigentlich kein Alter für einen Bassbariton. Im Studio sang er freilich unter Bedingungen, die für die Tonaufzeichnung akustisch günstiger sind.


    Mime – Erwin Wohlfahrt – 4,5
    Die Mischung von Debilität, Wahn und Minderwertigkeitsgefühlen muss man erst einmal so gut treffen wie Wohlfahrt!


    Loge – Wolfgang Windgassen – 2,5
    In der zweiten Szene singt er weder besonders schön noch besonders charakteristisch (2) – warum Windgassen als Loge? Das soll ein Siegfried, ein Tristan sein?? Er steigert sich ein wenig im Laufe des Abends.


    Fricka – Annelies Burmester – 4,5
    Annelies Burmeister erfasst voll und ganz das Gutbürgerlich-Beschränkte, das der Rolle der Fricka eigen ist, und transportiert dies trefflich zum Hörer. Stimmlich und interpretatorisch sehr gut!


    Riesen –– Fasolt (Martti Talvela) 4,5 / Fafner (Kurt Böhme) 3,5 – zusammen 4
    Die Riesen singen Wotan an die Wand. Ein Wunder, dass sie nicht alles raffen - Freia, Ring, Helm und Hort.


    Restensemble – Froh (Hermann Esser) 4; Donner (Gerd Nienstedt) 4; Erda (Vera Soukopova, etwas viel Vibrato) 4; Rheintöchter (Helga Dernesch als Wellgunde, Ruth Hesse als Flosshilde!) 4 – zusammen 4.


    Gesamt 30/8 = 3,75


    TQ: 4
    Guter Livemitschnitt. Wenn man Kopfhörer benutzt, stört die Souffleuse ziemlich. Über Lautsprecher habe ich nur wenig bemerkt, eigentlich fast nur in der Erda-Szene.


    Fazit:
    Ein wichtiges Dokument der 1960er Jahre in Bayreuth. Böhm war allerdings beim 1966er Tristan deutlich besser. Hier bietet er vor allem unauffälliges und detailreiches Spiel. Das ist zu wenig für ein gutes Rheingold. Wotan und Loge sind nicht gut besetzt, ansonsten kann sich die Besetzung sehr gut hören lassen. Da die Schätze der 1950er Jahre mittlerweile in akzeptabler Klangqualität zur Verfügung stehen, ist dieses Rheingold als Ganzes keine erste Wahl mehr, auch keine zweite.

  • R. Wagner: Rheingold – CD DG (Studio 12/1967)



    Herbert von Karajan, Berliner Philharmoniker – 5
    Prächtiges, farbenreiches Orchesterspiel. Im Vorspiel sind die Streicher im Vergleich zu Böhm oder Solti stark zurückgehalten und haben gegenüber den Bläsern eine reine Hintergrundfunktion – mit verblüffendem Effekt. Die Legende vom kammermusikalischen Vortrag der Wagnerschen Musik in dieser Aufnahme kann ich nicht nachvollziehen. Tutti-Stellen oder etwa dem Auftritt der Riesen bleibt Karajan nichts an Wucht schuldig. Es ist eher eine besondere Transparenz des Klanges, die auffällt. Dirigent 5, Orchester 5.


    Wotan – Dietrich Fischer-Dieskau – 3,5
    Boshaft gesagt: Fischer-Dieskau singt nicht den Wotan, sondern er hält einen Vortrag darüber, wie diese Partie gesungen werden könnte, wenn man eine geeignete Stimme dafür hätte. - Manches Detail klingt sehr interessant, die hochdifferenzierte Darstellung des Liedsängers bringt mich dazu, sehr genau hinzuhören. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass die Klangtechnik nachgeholfen hat, damit dieser Wotan der Fricka, dem Alberich und den Riesen nicht völlig unterlegen ist. Trotz der sicher nicht idealen Stimme bleibt aber genug Hörenswertes.


    Alberich – Zoltan Kelemen – 4,5
    Kelemen zeichnet im ersten Bild einen eher verletzlichen denn einen abgrundtief bösen Alberich. Ab dem dritten Bild steht dann ein machtgierig gewordener Nibelung vor uns. Psychologisch sehr interessant. Die vertrackte Partie wird sehr exakt gesungen, etwas lyrischer als bei Neidlinger – hervorragend.


    Mime – Erwin Wohlfahrt – 4
    Hat mir bei Böhm besser gefallen. In dieser Aufnahme wird die Figur vor allem als ängstlich dargestellt, das ist eine ärgerliche Reduktion. Dennoch sehr gut gesungen!


    Loge – Gerhard Stolze – 4,5
    Ja! Diese Partie bedarf eines Charaktertenors, der sich dennoch von Mime klanglich abheben muss. Und sie muss gesungen werden. Beides ist hier gegeben. Stolze gelingt es, das Zwielichtige der Figur darzustellen.


    Fricka – Josephine Veasey – 3,5
    Gefällig und lyrisch gesungen, aber zu eindimensional gestaltet.


    Riesen –– Fasolt (Martti Talvela) 5 / Fafner (Karl Ridderbusch) 5 – zusammen 5
    Eine Traumbesetzung. Mit mächtig strömendem Singen imaginieren die beiden Sänger schon rein akustisch zwei Riesen.


    Restensemble – Froh (Donald Grobe) 4; Donner (Robert Kerns) 3,5; Erda (Oralia Dominguez, weniger klangmächtig als vielmehr würdig mahnend) 4; Rheintöchter (Hervorragend! Helen Donath als Woglinde, Edda Moser als Wellgunde) 4,5 – zusammen 4.


    Gesamt 34/8 = 4,25


    TQ: 4,5
    Sehr gute analoge Klangqualität. Hätte die DG nur immer so treffliche Ergebnisse in den 1960er und 1970er Jahren erzielt! Wie bei Solti: wer diese Aufnahme hat, braucht eigentlich keine digitale, jedenfalls nicht aus klangtechnischen Gründen.


    Fazit:
    Sehr viel Hörenswertes gibt es in dieser Aufnahme! Allen voran sind Dirigent und Orchester mit herrlich transparentem Spiel zu nennen, aufs Beste von der Klangtechnik unterstützt. Hervorragend auch einige kleinere Rollen: die Riesen und die Rheintöchter. Unter den Hauptpartien ragen Loge und Alberich heraus. An Fischer-Dieskau werden sich weiter die Geister scheiden. Dass man nicht die Stimmgewalt des (jungen) Hans Hotter oder George London erwarten darf, ist klar. Ob die hohe Differenzierungskunst des Liedsängers dies zu kompensieren vermag oder nicht, muss jede(r) für sich entscheiden.

  • R. Wagner: Das Rheingold – Bayreuth 1976


    - Rundfunk-Mitschnitt -


    Pierre Boulez, Orchester der Bayreuther Festspiele: 5


    Wotan (Sir Donald McIntyre): 5-
    Alberich (Zoltán Kelemen): 4,5
    Mime (Wolf Appel): 4,5
    Loge (Heinz Zednik): 5+
    Fricka (Eva Randová): 4
    Fasolt (Matti Salminen): 5
    Fafner (Bengt Rundgren): 4


    Restbesetzung: 4


    Gesamtwertung: 41 / 9 = 4,56


    Tonqualität: 4 (gutes Rundfunk-Stereo)


    Herausragend das Dirigat von Boulez, das ich als überhaupt nicht emotionslos empfinde, eher sehr mitreißend und spannend, durchaus auch mächtig auftrumpfend. Bei den Sängern stechen insbesondere Zednik als Loge, Salminen als Fasolt und auch McIntyre als sehr wortverständlicher, nicht übermenschlicher Wotan (fällt m. E. allenfalls im Direktvergleich mit Hotter ab) heraus.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • (zu beziehen über premiereopera.com)



    Daniel BARENBOIM & das Orchester des Teatro alla Scala, Milano: 4



    Wotan- René PAPE: 4+
    (noch nicht ganz der perfekte Wotan, aber nahe dran!)


    Loge- Stephan RÜGAMER: 4-
    (klasse Interpretation der Rolle, hat aber leider mitunter eine zu nasale Stimme)


    Alberich- Johannes Martin KRÄNZLE: 4


    Fricka- Doris SOFFEL: 3+


    Riesen (Kwangchul YOUN, Timo RIIHONEN): 4


    Mime- Wolfgang ABLINGER-SPERRHACKE: 5



    Rest: 4

  • R. Wagner: Rheingold – CD Orfeo (Bayreuth live 08. August 1953)



    Clemens Krauss, Orchester der Bayreuther Festspiele – 4,25
    Krauss dirigiert leichtfüßig, ohne oberflächlich flott zu sein. Dabei bietet er ein sehr einheitliches und stringentes Bild dieser Musik. Das Walhall-Motiv etwa wird schlüssig aus der vorhergehenden Verwandlungsmusik entwickelt, es erscheint nicht als Fremdkörper oder als völlig neues Element. Wenn danach bei Wotans Träumen wieder das Ring-Motiv erscheint, das den Schluss der vorhergehenden Verwandlung dominierte, erscheint der formale Aufbau bestens nachvollziehbar. Wagners Kunst des Übergangs wird hier auf wunderbare Art nachvollziehbar gemacht. Gleichermaßen von Soltis effektvoller Detailarbeit wie von Karajans überfeinerten Lyrisierungen entfernt, spielt Krauss diese Musik wie aus einem Guss, ohne ins Beiläufige abzugleiten. – Allerdings ist dies alles halt live, so gibt es etwa in der Donnerszene einige Probleme im Blech. – Dirigent 4,5, Orchester 4.


    Wotan – Hans Hotter – 4,5
    Der junge Hans Hotter (44 Jahre) singt die Partie souverän, mächtig, gelassen und würdig. Er differenziert sorgfältig und ist ein auch stimmlich glaubhafter Hauptdarsteller des Dramas – was durchaus nicht für alle prominenten Rollenvertreter gilt, siehe oben. Auch seine spätere Tendenz, Konsonanten eher von der weicheren Seite her anzugehen, ist hier kaum zu vernehmen. Hotter singt einen im besten Sinne mythischen Gott ohne falsches Pathos. Vielleicht etwas zu würdig für den jungen Wotan? An schierer Stimmgewalt ist er sicher nicht der führende Wotan des 20. Jahrhunderts. Dennoch: Ein ausgezeichnetes Porträt.


    Alberich – Gustav Neidlinger – 4,5
    Neidlinger zeichnete schon 1953 ein grandioses Porträt des Schwarzalben mit aller Boshaftigkeit, Hinterlistigkeit, Machtbesessenheit und Gier. Hier als 43jähriger ist er im Vollbesitz seiner stimmlichen Mittel. Die letzte Detaillierung und Vertiefung – man höre die Solti-Aufnahme – scheint mir hier aber noch zu fehlen.


    Mime – Paul Kuen – 4
    Weit entfernt von dem sprechgesanglichen Zugang etwa eines Gerhard Stolze, ist hier ein durchaus wohltönend singender Mime zu erleben, der dennoch der Rolle nichts schuldig bleibt. Bei „Sorglose Schmiede“ zieht er das Tempo an, bis er einen halben Takt vor dem Orchester ist – Krauss fängt ihn wieder ein. – Kuen singt hier den Mime noch nicht so larmoyant wie später in der Studioaufnahme unter Solti – Geschmackssache. Ich fand es bei Solti noch besser.


    Loge – Erich Witte – 3,5
    Witte beherrscht die Partie stimmlich souverän und überzeugt vor allem durch seine vorbildlich klare Diktion. Es fehlt nur etwas Spielerisches und etwas Listig-Zwielichtiges in der Interpretation, dieser Loge ist mir zu geradlinig-korrekt dargestellt. Trotzdem: sehr gut gesungen.


    Fricka – Ira Malaniuk – 4
    Ira Malaniuk interpretiert die Fricka eher larmoyant und als schwaches Weib (man höre Rita Gorr in der Leinsdorf-Walküre … ). Sängerisch in Ordnung.


    Riesen –– Fasolt (Ludwig Weber 5) / Fafner (Josef Greindl 4,5) – zusammen 4,5
    Welch herrliches Paar! Ludwig Weber singt einen mächtig-plumpen Fasolt, Josef Greindl stellt einen nachdenklicheren Bruder daneben.


    Restensemble – Froh (Gerhard Stolze) 4,5; Donner (Hermann Uhde) 4,5; Erda (Maria von Ilosvay) 4; Rheintöchter – ein tolles Terzett! (Erika Zimmermann, Hetty Plümacher, Gisela Utz) 4,5 – zusammen 4,5


    Gesamt 33,75/8 = 4,22


    TQ: 3
    Die Stimmen sind sehr gut hörbar, im Orchester geht leider einiges unter, etwa die Harfen oder schnelle Passagen in den Streichern.


    Fazit:
    Krauss dirigiert auffällig unauffällig. Ich habe das Rheingold noch nie so schlüssig gehört, ohne dass dauernd irgendein Leitmotiv wie mit der akustischen Lupe hervorgehoben würde. Hier erklingt alles wie aus einem Guss. In der Besetzung gibt es keinen einzigen Ausfall – fantastisch. Hotter und Neidlinger sind großartige Antagonisten, ansonsten fielen mir vor allem die Riesen, Donner und Froh positiv auf. Unter rein vokalen Gesichtspunkten ist dies wohl eine der besten Aufnahmen des Werkes. Man höre alleine die großartige Aussprache der Beteiligten – wie aus dem Lehrbuch. Also rundum nur Erfreuliches? Leider nicht. Der reichhaltige Orchesterpart bleibt aufnahmetechnisch teilweise auf der Strecke. Dies ist eine hervorragende Zweitaufnahme – wenn man Solti, Karajan oder eine digitale als erste hat. In jedem Falle ist dies eine Aufnahme für Fans großen Wagnergesangs. Allerdings ist dieser „Ring“ – zumindest im Remastering von Orfeo - nur als Ganzes zu erwerben.

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  • R. Wagner: Rheingold – CD Testament (Bayreuth live 24. Juli 1955)



    Joseph Keilberth, Orchester der Bayreuther Festspiele – 4,25
    Keilberth lässt die Musik etwas schneller spielen als Krauss und profiliert sie schärfer. Letzteres wird vielleicht auch von der deutlich besseren Klangtechnik unterstützt, aber Keilberth ist eher darauf aus, die Gegensätze in der Musik hervorzuheben. Leitmotive werden deutlich herausgearbeitet. – Dirigent 4,5, Orchester 4.


    Wotan – Hans Hotter – 4,5
    (Siehe auch Krauss 1953) Hans Hotter singt die Partie souverän, mächtig, gelassen und würdig, differenziert sorgfältig und ist ein auch stimmlich glaubhafter Hauptdarsteller des Dramas – was durchaus nicht für alle prominenten Rollenvertreter gilt, siehe oben. Auch seine spätere Tendenz, Konsonanten eher von der weicheren Seite her anzugehen, ist hier kaum zu vernehmen. Hotter singt einen im besten Sinne mythischen Gott ohne falsches Pathos. Vielleicht etwas zu würdig für den jungen Wotan? An schierer Stimmgewalt ist er sicher nicht der führende Wotan des 20. Jahrhunderts. Dennoch: Ein ausgezeichnetes Porträt.


    Alberich – Gustav Neidlinger – 4,5
    (Siehe auch Krauss 1953) [I]Neidlinger zeichnete ein grandioses Porträt des Schwarzalben mit aller Boshaftigkeit, Hinterlistigkeit, Machtbesessenheit und Gier. Hier ist er im Vollbesitz seiner stimmlichen Mittel. Die letzte Detaillierung und Vertiefung – man höre die Solti-Aufnahme – scheint mir hier aber noch zu fehlen.


    Mime – Paul Kuen – 4
    (Siehe auch Krauss 1953) Weit entfernt von dem sprechgesanglichen Zugang etwa eines Gerhard Stolze, ist hier ein durchaus wohltönend singender Mime zu erleben, der dennoch der Rolle nichts schuldig bleibt. Kuen singt den Mime noch nicht so larmoyant wie später in der Studioaufnahme unter Solti – Geschmackssache. Ich fand es bei Solti besser.


    Loge – Rudolf Lustig – 3,5
    Sehr gut! Irgendwo zwischen Heldentenor und Charaktertenor, ziemlich hell timbriert, meist präzise artikulierend, mit kleinen Problemen bei der Atemkontrolle und bei der Aussprache des Wortes „und“ mit nachfolgendem Konsonant. Aber auch dieser Loge ist mir zu geradlinig.


    Fricka – Georgine von Milinkovic – 4,5
    Frau von Milinkovic geht die Rolle der Fricka von der intellektuellen Seite her an, sie argumentiert, sie widerlegt, sie gibt sich nicht mit dem Bejammern des bösen Gatten zufrieden. Mächtig, eindringlich, auf Augenhöhe mit Wotan gesungen.


    Riesen –– Fasolt (Ludwig Weber 5) / Fafner (Josef Greindl 4,5) – zusammen 4,5
    (Siehe auch Krauss 1953) Welch herrliches Paar! Ludwig Weber singt einen mächtigen und doch plumpen Fasolt, Josef Greindl stellt einen nachdenklicheren Bruder danaben.


    Restensemble – Froh (Josef Traxel) 4,5; Donner (Toni Blankenheim) 4; Erda (Maria von Ilosvay) 4; Rheintöchter (Jutta Vulpius, Elisabeth Schärtel, Maria Graf) 4 – zusammen 4


    Gesamt 33,75/8 = 4,22


    TQ: 4
    Eine Qualität wie etwa den Decca-Klang der 1960er Jahre darf man nicht erwarten. Aber gegenüber Krauss 1953 ist das eine deutliche Verbesserung, zumal bezüglich orchestraler Details! – Im dritten Bild gibt es ein deutlich hörbares Rauschen von der Bühnenmaschinerie.


    Fazit:
    Das erste Rheingold in Stereo – und was für eins! Hotter, Neidlinger, Weber/Greindl, Georgine von Milinkovic sind eine exzellente Besetzung, nur der Loge von Rudolf Lustig ist nicht ganz aus derselben Liga. – Flüssig und detailreich dirigiert von Keilberth, er scheut die in die Musik eingebauten Effekte nicht. Starke Konkurrenz für Solti – mehr ist nicht zu sagen! Wer die Wagner-Größen der 1950er Jahre in möglichst guter Klangqualität hören will, hat eigentlich keine andere Wahl.

  • R. Wagner: Rheingold – CD Orfeo (Bayreuth live 13. August 1956)



    Hans Knappertsbusch, Orchester der Bayreuther Festspiele – 4
    Es geht langsam zu unter Knappertsbusch – 2:38 sind wohl Rekord für das Rheingold (Furtwängler 1953 2:35, Karajan und Solti 2:26, Krauss 2:25, Keilberth 2:22, Böhm 2:17). Nun war Knappertsbusch immerhin Assistent des Uraufführungsdirigenten Hans Richter, hat vermutlich etliche „Selbstverständlichkeiten“ zum Werk aus zweiter Hand empfangen. Erstaunlich ist, wie gelassen die Streicher ihre halsbrecherischen Passagen spielen. Dennoch ist immer wieder zu hören, dass Sänger einen Tick zu früh einsetzen, dass sie das Tempo anschieben wollen. – Ich musste mich eine Zeit lang auf Kna einhören, finde aber, dass seine Tempi gerade noch tragen. Den großen Spannungsbogen, der ihm gerne nachgesagt wird, konnte ich nicht immer hören. Mal klingt es durchaus schlüssig und wunder-gelassen entfaltend (Vorspiel!), mal bleibt es eher zäh. (Ich bin Celi-Fan und mag gerade dessen späte Münchener Bruckner-Interpretationen – ich habe kein Problem mit langsamen Tempi, aber es kommt darauf, diese mit Spannung zu erfüllen.) Im Orchester ist mancher Schnitzer zu hören. – Dirigent 4, Orchester 4.


    Wotan – Hans Hotter – 4,5
    (Siehe auch Krauss 1953 und Keilberth 1955) Hans Hotter singt die Partie souverän, mächtig, gelassen und würdig, differenziert sorgfältig und ist ein auch stimmlich glaubhafter Hauptdarsteller des Dramas – was durchaus nicht für alle prominenten Rollenvertreter gilt, siehe oben. Seine spätere Tendenz, Konsonanten eher von der weicheren Seite her anzugehen, ist hier in Ansätzen bereits zu vernehmen. Hotter singt einen im besten Sinne mythischen Gott ohne falsches Pathos. Vielleicht etwas zu würdig für den jungen Wotan? An schierer Stimmgewalt ist er sicher nicht der führende Wotan des 20. Jahrhunderts. Dennoch: Ein ausgezeichnetes Porträt.- Manchmal durch Knas Tempi arg ausgebremst.


    Alberich – Gustav Neidlinger – 4,5
    (Siehe auch Krauss 1953 und Keilberth 1955) [I]Neidlinger zeichnete ein grandioses Porträt des Schwarzalben mit aller Boshaftigkeit, Hinterlistigkeit, Machtbesessenheit und Gier. Hier ist er im Vollbesitz seiner stimmlichen Mittel. Die letzte Detaillierung und Vertiefung – man höre die Solti-Aufnahme – scheint mir hier aber noch zu fehlen.


    Mime – Paul Kuen – 4
    (Siehe auch Krauss 1953 und Keilberth 1955) Weit entfernt von dem sprechgesanglichen Zugang etwa eines Gerhard Stolze, ist hier ein durchaus wohltönend singender Mime zu erleben, der dennoch der Rolle nichts schuldig bleibt. Kuen singt den Mime noch nicht so larmoyant wie später in der Studioaufnahme unter Solti – Geschmackssache. Ich fand es bei Solti besser.


    Loge – Ludwig Suthaus – 4,5
    Glänzend! Scharf artikulierend, stellt Suthaus, der unter Furtwängler Siegfried und Tristan sang, einen hoch differenzierten Loge auf die Bühne.


    Fricka – Georgine von Milinkovic – 3,5
    Längst nicht so gut wie unter Keilberth! Eher blass, dazu mit Problemen in der Intonation. Ich verstehe in dieser Aufnahme nicht, was Fricka eigentlich fühlt und will.


    Riesen –– Fasolt (Josef Greindl 4,5) / Fafner (Arnold van Mill 4) – zusammen 4,25
    Greindl singt den Fasolt nicht weniger überzeugend als in den Vorjahren den Fafner. Van Mill erfreut mit (für die Rolle) ungewohnt subtilen Tönen. Es gab allerdings mächtigere Sänger für diese Rolle.


    Restensemble – Froh (Josef Traxel) 4,5; Donner (Alfons Herwig 4) ; Erda (Jean Madeira) 4; Rheintöchter (Lore Wissmann, Paula Lencher, Maria von Ilosvay) 4 – zusammen 4.


    Gesamt 33,25/8 = 4,16


    TQ: 3
    Die Stimmen sind gut zu verstehen. Für das Orchester lässt die Transparenz allerdings zu wünschen übrig – sicher auch den besonderen Bayreuther Verhältnissen geschuldet. In den Amboss-Szenen kommt ein seltsamer Synthesizer-artiger Klang vor.


    Fazit:
    Knappertsbusch unterzieht Wagners Musik einer Belastungsprobe: Wie langsam kann man sie spielen lassen, ohne an Spannung zu verlieren? Meistens besteht die Musik den Test, manchmal klingt es zäh. Wer nicht unbedingt den „einzigen ultimativen“ Ring sucht (den es sowieso nicht gibt), bekommt hier eine sehr interessante Version zu hören. Dennoch sei jeder vor der Anschaffung gewarnt! Theaterspannung definiert sich bei Kna anders als sonst. Nie klang die Musik so episch-breit.


    Die Besetzung ist ausgezeichnet, vor allem Wotan, Alberich und Loge, aber auch die kleine Rolle des Froh mit Josef Traxel. Immer noch sehr gut anzuhören sind Mime, die Riesen, Donner, Erda und die Rheintöchter. Weniger überzeugend als in 1955 fand ich Fricka – Tagesform? Unterm Strich viel Wagner fürs Geld – wenn man mit Kna leben kann.

  • R. Wagner: Rheingold – CD EMI (Rom live 26. Oktober 1953)



    Wilhelm Furtwängler, Orchestra Sinfonica della Radio Italiana – 4,5
    Furtwängler geht die Musik mit viel Ruhe, aber nicht so statisch und latent gewalttätig wie Knappertsbusch an. Höhepunkte entstehen völlig organisch aus dem Ganzen heraus, wie überhaupt die Musik stets stimmig und unaufdringlich in Fluss bleibt. – Das Orchester dieser Aufnahme wurde oft gescholten, aber in den Bayreuther Mitschnitten der 1950er Jahre habe ich mehr Patzer gehört. – Dirigent 5, Orchester 4.


    Wotan – Ferdinand Frantz – 4
    Aus einer vor einiger Zeit gelesenen Kritik ist bei mir der Satz hängengeblieben, dass das gemütliche und kunstbeflissene Handwerk des Schusters eher das Metier des Ferdinand Frantz‘ gewesen wäre als das mühsame Geschäft des Göttervaters. Und tatsächlich: Vieles klingt eher gemütlich-jovial denn planend-mächtig-intrigant.


    Alberich – Gustav Neidlinger – 4
    Klingt mir hier noch zu gemütlich und harmlos – diese Aufnahme hätte es im direkten Vergleich mit späteren schwer. Weder der Liebesfluch noch der Ringfluch strahlen etwas zutiefst Bedrohliches mit Folgen auf die weiteren Opernabende aus. Abgesehen von diesem interpretatorischen Defizit ist es stimmlich grandios, ein Genuss – für Ästheten!


    Mime – Julius Patzak – 4,5
    Dass man als Charaktertenor keinen keifenden Mime auf die Bühne stellen muss, stellt Patzak trefflich unter Beweis. Der Zwerg wird gesungen und verliert doch nichts von seinen Minderwertigkeitsgefühlen, von seinen Verletzungen, von seinem Wahn. Ein tolles Porträt dieser zwielichtigen Figur!


    Loge – Wolfgang Windgassen – 4,5
    Loge mit heldischem Einschlag – prächtig. Die heimliche Hauptrolle des Rheingold darf nicht zu unscheinbar besetzt werden. Diese Gefahr besteht hier jedenfalls nicht. Windgassen bleibt der Rolle nichts schuldig, ich finde ihn hier eigentlich besser als in den großen Tenorrollen.


    Fricka – Ira Malaniuk – 4,5
    Hier finde ich sie ausgezeichnet! Sie singt mit dem m. E. notwendigen Furor, dennoch geradezu klassisch-beherrscht. Eine wahre Göttergattin im Zustand der „Ira“!


    Riesen –– Fasolt (Josef Greindl 4,5) / Fafner (Gottlob Frick 5) – zusammen 4,75
    Ein Traumpaar ...


    Restensemble – Froh (Lorenz Fehenberger 4,5) ; Donner (Alfred Poell 4) ; Erda (Ruth Siewert 4,5) ; Rheintöchter (Sena Jurinac, Magda Gabory, Hilde Rössl-Majdan) 4,5 – zusammen 4,5.


    Gesamt 35,25/8 = 4,41


    TQ: 2,5
    Gute Verständlichkeit der Stimmen. Das Orchester klingt leider nicht sehr transparent. Aber ich finde die Klangqualität sehr akzeptabel. Für Erst-Hörer sicher weniger geeignet.


    Fazit:
    Zwei Dinge finde ich charakterisierend für dieses Rheingold: Zum einen die organische Anlage der Wiedergabe der Musik durch den Dirigenten und zum anderen das einheitlich hohe Ensembleniveau. Da fällt niemand heraus. Es wird auf sehr hohem Niveau gesungen. In vielen Ring-Aufnahmen freue ich mich über diese und ärgere mich über jene Stimme, über dieses Zuviel und jenes Zuwenig im Orchester. Hier aber passt alles zueinander, es ist eine bei Wagner seltene und ungetrübte Freude! Wirklich ein tolles Rheingold, das in seiner Gesamtwirkung noch besser ist als die numerische Berechnung eines Durchschnitts ergibt!

  • EMI 1989



    Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Bernard Haitink : 3,5 (der Klangkörper klingt oft sehr dumpf und flach ohne Tiefe, sonst aber sehr sanft und ordentlich)


    James Morris (Wotan) : 3,5 (habe lange überlegt, schön singen tut er durchaus, aber Charakterdarstellung ist das nicht)
    Theo Adam (Alberich) : 3 (man merkt doch arg die Probleme, ist eben keine Rolle für alternde Sänger, aber es gibt wohl kein wunderbar verbittertstes „So verfluche ich die Liebe!“)
    Peter Haage (Mime) : 4 (gibt toll das weinerlich-unterwürfige dieser Rolle)
    Heinz Zednik (Loge) : 5 (herrlich sarkastisch-gewitzt, einer der Besten Loges)
    Marja Lipovsek (Fricka) : 4 (gute stimmliche Verbindung von spitzen Frauen- und warmen Muttertönen)
    Hans Tschammer, Kurt Rydl (Riesen) : 4


    Wertung : 27 / 7 = 3,86


    Rest : Andreas Schmidt (Donner) : 5; Peter Seiffert (Froh) : 5; Jadwiga Rappé (Erda); Julie Kaufmann, Silvis Herman, Susan Quittmeyer (Rheintöchter) : 4


    TQ : 5


    Bayreuth 1953



    Orchester der Bayreuther Festspiele, Clemens Krauss : 4 (sehr klar und fließend, nicht zu wuchtig)


    Hans Hotter (Wotan) : 4 (noch auf der Höhe, gute Interpretation, aber mir gefällt sein Timbre für die Rolle nicht)
    Gustav Neidlinger (Alberich) : 5 (herrlich fies und garstig, kenne keinen Besseren)
    Paul Kuen (Mime) : 4 (gesanglich vorbildlich, aber der Mime-Faktor fehlt)
    Erich Witte (Loge) : 3 (wie bei Kuen, aber hat noch weniger den Loge-Faktor)
    Ira Malanuik (Fricka) : 4 (besser als 52, aber immer noch profillos)
    Ludwig Weber, Jodes Greindl (Riesen) : 4,5 (Weber top, Greindl steht etwas hinten an)


    Wertung : 28,5 / 7 = 4,07


    Rest : Hermann Uhde (Donner) : 5; Gerhard Stolze (Froh) : 5; Maria von Ilosvay (Erda) : 4; Erika Zimmermann, Hetty Plümacher, Gisela Utz (Rheintöchter) : 4


    TQ : 3 (Sänger top zu hören, Orchester nicht immer)



    Bayreuth 1952



    Orchester der Bayreuther Festspiele, Joseph Keilberth : 3,5 (teilweise etwas langweilig, zerhackt)


    Hermann Uhde (Wotan) : 4 (gesanglich gut, sehr passendes Timbre für die Rolle, aber es fehlt noch etwas an Charakterdarstellung)
    Gustav Neidlinger (Alberich) : 4 (noch nicht ganz so differenziert wie 53, aber habe Neidlinger nie schöner singen hören)
    Paul Kuen (Mime) : 4 (siehe oben)
    Erich Witte (Loge) : 3 (siehe oben)
    Ira Malaniuk (Fricka) : 4 (noch undifferenzierter als 53)
    Ludwig Weber, Josef Greindl (Riesen) : 4, 5 (siehe oben)


    Wertung : 27 / 7 = 3,86


    Rest : Werner Faulhaber (Donner) : 3; Wolfgang Windgassen (Froh) : 3; Melanie Burgarinovic (Erda) 4; Erika Zimmermann, Hanna Ludwig, Hertha Töpper (Rheintöchter) : 4


    TQ : 3 (für Live-Mitschnitt)


    Bayreuth 1960



    Orchester der Bayreuther Festspiele, Rudolf Kempe : 5 (fein wie ein Spinnennetz, präzise, auf den Punkt, bei Kempe habe ich Dinge gehört, die ich vorher nie gehört habe, was wäre das nur, wenn es eine Digital-Aufnahme wäre)


    Hermann Uhde (Wotan) : 5 (gesanglich etwas nachlassend, dafür besser in der Charakterdarstellung)
    Otakar Kraus (Alberich) : 3 (teilweise etwas gepresst, aber gut dargestellt)
    Herold Kraus (Mime) : 4
    Gerhard Stolze (Loge) : 5 (mit Zednik der Beste)
    Hertha Töpper (Fricka) : 4 (ist mehr die liebende, enttäuschte Gattin)
    Arnold van Mill, Peter Roth-Ehrang (Riesen) : 4 (van Mill gut, Roth-Ehrang etwas zu leicht))


    Wertung : 30 / 7 = 4,29


    Rest : Thomas Stewart (Donner) : 3; Georg Paskuda (Froh) : 3; Marga Höffgen (Erda) 4; Dorothea Siebert, Claudia Hellmann, Sona Cervená (Rheintöchter) : 3


    TQ : 3 (für Live-Mitschnitt)


    Durch die Beschränkung der Bewertung von nur sieben Rollen, kommt diese Aufnahme teilweise besser weg als die anderen, muss aber auch mit den Nebenrollen betrachtet werden.




    MET 1957



    MET-Orchester, Franz Stiedry : 3 (ordentlich, aber mit Macken, oft werden die Stimmen zugedeckt, etwas wirr, Zwischentöne überspielend, außerdem ein gutes Beispiel um den Unterschied zwischen „normalen“ Bedingungen und dem abgedeckelten Orchester in Bayreuth zu hören)


    Hermann Uhde (Wotan) : 4
    Lawrence Davidson (Alberich) : 3 (interpretatorisch okay, gesanglich mittelmäßig, mangelhafte Diktion)
    Norman Kelley (Mime) : 3
    Ramon Vinay(Loge) : 3 (den Loge, nehme ich ihm nun wirklich nicht ab und auch sprachlich unbefriedigend)
    Blanche Thebom (Fricka) : 3
    Kurt Böhme, Dezsö Ernster (Riesen) : 4 (hat jemals jemand völlig schlechte Riesen gehört?)


    Wertung : 23 / 7 = 3,29


    Rest : Arthur Budney(Donner) : 1 (der Tiefpunkt, nie Schlimmeres gehört sowohl gesanglich als auch textlich; James McCracken (Froh) : 3; Jean Madeira (Erda) 4; Heidi Krall, Rosalind Elias, Sandra Warfield (Rheintöchter) : 3


    TQ : 3 (für Live-Mitschnitt)


    Diese Aufnahme krankt am meisten an den mangelhaften Sprachkenntnissen vieler Sänger.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)


  • Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Bernard Haitink : 3,5


    James Morris (Wotan) : 4
    Theo Adam (Alberich) : 3 (Adam hier einmal als die "Nachtseite" Wotans - interessant aber nicht wirklich gelungen)
    Peter Haage (Mime) : 4
    Heinz Zednik (Loge) : 4
    Marja Lipovsek (Fricka) : 4
    Hans Tschammer, Kurt Rydl (Fasolt & Fafner) : 4


    Damals noch in kleineren Rollen zu hören: Andreas Schmidt (Donner) und Peter Seiffert (Froh)


    Insgesamt eine seltsam "unentschiedene" Aufnahme, der durch Haitink auch kein rechtes Profil gegeben wird. Er hat zwar im Gegensatz zu seiner "Don Giovanni"-Einspielung seinen Takstock nicht in Watte eingehüllt, liefert aber meiner Meinung nach kein sonderlich eindruckvolles Dirigat ab. Bei der Abmischung ist das Verhältnis zwischen Sängern und Orchester auch nicht immer optimal geraten und fällt oft zu Ungunsten der Sänger aus.


  • R. Wagner: Das Rheingold (engl.) — CD Chandos (Coliseum, London, 10., 19., 25. & 29. März 1975 live)


    English National Opera Orchestra/Sir Reginald Goodall: 5+


    Wotan (Norman Bailey): 5
    Alberich (Derek Hammond-Stroud): 4,5
    Mime (Gregory Dempsey): 4,5
    Loge (Emile Belcourt): 4,5
    Fricka (Lois McDonall): 4
    Fasolt (Robert Lloyd): 5
    Fafner (Clifford Grant): 4,5


    Restbesetzung: 4,5


    Gesamtwertung: 41,5 / 9 = 4,61


    Tonqualität: 4,5


    Das langsamste "Rheingold" (174 Minuten), gewiss nicht das langweiligste. Sir Reginald gelingt es, die Spannungsbögen durchgehend aufrechtzuerhalten. Das Orchester mag nicht zur absoluten Spitzenklasse gehören, doch kann es Goodalls Vorstellungen adäquat umsetzen. Gerade die rein orchestralen Stellen gelingen bezwingend und packend. In der Sängerriege ragen besonders Norman Bailey als Wotan und Robert Lloyd als Fasolt hervor. Derek Hammond-Stroud ist kein pechschwarzer, aber ein sehr listenreicher Alberich. Gregory Dempsey und Emile Belcourt liefern ansprechende Rollenportraits von Mime und Loge. Die Damen bleiben, abgesehen von Anne Collins' gespenstischem Auftritt als Erda, vielleicht im Vergleich etwas blasser, ohne wirklich abzufallen. Das Englisch stört interessanterweise nicht wirklich. Sehr guter Klang mit Live-Atmosphäre.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões