TMOO - RING DES NIBELUNGEN, DER - II: Die Walküre

  • R. Wagner: Die Walküre - CD DECCA 1965



    Sir Georg Solti, Wiener Philharmoniker: 5 + (perfekt)


    Siegmund (James King): 4 (gut)
    Sieglinde (Régine Crespin): 5 (sehr gut)
    Hunding (Gottlob Frick): 5 + (fabelhaft)
    Brünnhilde (Birgit Nilsson): 5 + (wahrlich "die Walküre")
    Wotan (Hans Hotter): 3 (immer noch beeindruckend)
    Fricka (Christa Ludwig): 5 (toll)


    Gesamtwertung: 32 / 7 = 4,57


    Tonqualität: 5 (für das Alter sensationell)


    Die maßstabsetzende Einspielung unter Sir Georg Solti, auch heute in vielerlei Hinsicht unerreicht.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões



  • Sir Georg Solti, Wiener Philharmoniker: 5


    Siegmund (James King): 4
    Sieglinde (Régine Crespin): 5
    Hunding (Gottlob Frick): 5
    Brünnhilde (Birgit Nilsson): 5
    Wotan (Hans Hotter): 3
    Fricka (Christa Ludwig): 5


    Gesamtwertung: 32 / 7 = 4,57


    Tonqualität: 5

  • R. Wagner: Die Walküre – DVD DG 1990



    James Levine, Metropolitan Opera Orchestra: 4 (als durchhängend empfand ich das jetzt, ohne zu lügen, nicht, mir gefiel es sogar ziemlich gut)


    Siegmund (Gary Lakes): 3,5 (sicher: optisch macht er nichts her, aber gesanglich fand ich das nicht schlecht; mir fiel auch kein besonders schlimmer Akzent auf, hatte aber auch Untertitel dabei)
    Sieglinde (Jessye Norman): 5 (mit die beste Leistung des Abends; optisch vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig)
    Hunding (Kurt Moll): 5 (gesanglich und schauspielerisch höchste Wertung; so brav kam er mir gar nicht vor)
    Brünnhilde (Hildegard Behrens): 3 (macht schauspielerisch gesangliche Schwächen wett; zudem: so schlecht war sie ganz bestimmt nicht)
    Wotan (James Morris): 4,5 (sehr gut; sogar eine Steigerung gegenüber dem "Rheingold")
    Fricka (Christa Ludwig): 3 (die verblühte Diva; aber selbst hier noch besser als manch andere, die zwanzig Jahre weniger auf dem Buckel hat)


    Restbesetzung: 4 (da gab es m. E. nichts zu meckern)


    Gesamtwertung: 32 / 8 = 4


    Tonqualität: 5
    Bildqualität: 3


    Inszenierung (Otto Schenk): 4 (hier gilt dasselbe wie beim "Rheingold": man mag's oder man mag's nicht; sicher ist aber, daß diese naturalistische Inszenierung ohne Experimente zur Verständlichkeit der Handlung sehr beiträgt; dies war meine erste "Walküre" – eine Oper, mit der ich eher Probleme habe –, die mich zu keiner Zeit langweilte)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • R. Wagner: Die Walküre - CD PremiereOpera 1969



    Lorin Maazel, Orchester der Bayreuther Festspiele: 5 (hochdramatisch, spannungsreich und zu keiner Zeit langweilig)


    Siegmund (James King): 4,5
    Sieglinde (Leonie Rysanek): 5
    Hunding (Josef Greindl): 5 (absolut passend in dieser Rolle, klingt richtig böse)
    Brünnhilde (Berit Lindholm): 4
    Wotan (Thomas Stewart): 5 + (traumhaft)
    Fricka (Janis Martin): 4


    Gesamtwertung: 32,5 / 7 = 4,64


    Tonqualität: 3,5 (passables Rundfunk-Stereo)


    Wie schon das "Rheingold" ist auch die Maazel-"Walküre" m. E. durchaus der Spitzenklasse zuzurechnen. Insbesondere Thomas Stewart weiß als Wotan zu begeistern, aber auch die Rysanek und der Bayreuth-Veteran Greindl laufen zur Höchstform auf.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Christian Thielemann, Orchester der Bayreuther Festspiele: 5+++


    Siegmund: Endrik Vottrich: 3 (leider nicht den anderen Sängern entsprechend, aber vielleicht habe ich zuviel King und Thomas im Ohr)
    Sieglinde: Eva-Maria Westbroeck: 5+ (eine Entdeckung!!!!)
    Hunding: Kwangchul Youn: 4,5
    Brünnhilde: Linda Watson: 4,5
    Wotan: Albert Dohmen: 4,5
    Fricka: Michelle Breedt: 5


    Wertung: 31,5 / 7 = 4,5
    Tonqualität: Superplus


    Label: Opus Arte

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")


  • Keine Beckmesserei von mir, doch die Namen des Wälsungenpaars hier stimmen nicht ganz..Westbroek und Wottrich.


    E.M.Westbroek (und Frau van Aken) hat schon mit ihrer Rollenverkörperung in der Walküre aus 2007 unter Simon Rattle großes Aufsehen erregt, in Bayreuth war sie meinetwegen nicht gleich so gut wie unter Rattle, gelegentlich falsche Auswahl des Zeitpunkts des Atemwechsels und in der Höhe irgendwie etwas wackelig, natürlich ohnehin besser als die anderen hier.


    Wottrich hat, seit er im Jahr 2006 diese Partie übernommen hat, schon großes Fortschritt erzielt, zugegeben nicht auf dem gleichen Niveau wie die anderen, würde ich angesichts seiner schrittweiser Steigerung eine 4 geben =)

    Soll er dir noch so viel Atem lassen, als 'en Altweiberfurz, soll ich?

  • Richard Wagner - Die Walküre - Opus Arte


    Hieraus :


    Orchester der Bayreuther Festspiele, Christian Thielemann : 5


    Siegmund, Endrich Vottrich : 4,0
    Sieglinde, Eva-Maria Westbroeck : 4,5
    Hunding, Kwangchul Youn: 4,0
    Brünnhilde, Linda Watson : 4,5
    Wotan, Albert Dohmen: 4,5
    Fricka, Michelle Breedt : 4,5


    Gesamtwertung: 31,0 / 7 = 4,42


    Die Aufnahmequalität ist auch, wie bei Rheingold, authentischer Bayreuthklang !
    Hervorragend ...


    :hello:


    Gruss
    Holger

    "Es ist nicht schwer zu komponieren.
    Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen"
    Johannes Brahms

  • R. Wagner: Die Walküre - CD Orfeo 1956



    Hans Knappertsbusch, Orchester der Bayreuther Festspiele: 5+ (der Mann konnte es einfach: enorme Innenspannung und extreme Steigerungen, Wahnsinn!)


    Siegmund (Wolfgang Windgassen): 5 (der Einspringer entpuppt sich als Hit)
    Sieglinde (Gré Brouwenstijn): 5 (grandios)
    Hunding (Josef Greindl): 5 (die Boshaftigkeit in Person – herrlich)
    Brünnhilde (Astrid Varnay): 5 (für die Varnay habe ich sowieso eine Schwäche)
    Wotan (Hans Hotter): 5+ (vieeel besser als bei Solti; umwerfende Bühnenpräsenz)
    Fricka (Georgine von Milinkovic): 5 (tolle Matrone; vollendet die TOP-Besetzung)


    Restbesetzung: (5) (TOP-Walküren) (wegen Überschreitung nicht gewertet)


    Gesamtwertung: 35 / 7 = 5


    Tonqualität: 4


    Wagner + Knappertsbusch + Spitzensänger = Spitzenklasse.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Bisher habe ich nur gehört:
    DIE WALKÜRE



    Orchester der Bayreuther Festspiele: 5.0
    Christian Thielemann : 5++


    Siegmund, Endrich Wottrich : 2,0
    Sieglinde, Eva-Maria Westbroek : 4,5
    Hunding, Kwangchul Youn: 4,0
    Brünnhilde, Linda Watson : 3.0
    Wotan, Albert Dohmen: 3.0
    Fricka, Michelle Breedt : 3.0



    Die Aufnahmequalität ist vorzüglich!

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • R. Wagner: Die Walküre – DVD DG 1989



    James Levine, The Metropolitan Opera Orchestra – 4
    Levine nimmt sich etwas zu viel Zeit in den lyrischen Stellen des ersten Aufzugs. Der zweite Aufzug ist besser gelungen. Ziemlich flott, aber ohne Biss, geradezu oberflächlich dann der Beginn des dritten Aufzugs. Das Stück hängt aber nicht so durch wie manchmal das Rheingold. Dirigent 4 , Orchester 4.


    Siegmund – Gary Lakes – 2,5
    Auf den ersten Lausch ein gutes Stimmmaterial, aber weiß er, was er singt? Ein Beispiel: „Mißwende“ singt er ohne jeden schmerzlichen Einschlag. Die Gestaltung ist insgesamt kaum differenziert. - Der erste stimmliche Eindruck relativiert sich leider nur allzu schnell: Manche Töne werden nicht getroffen, der Akzent ist katastrophal. Insgesamt etwas besser im zweiten Aufzug. Dennoch: Gegen sein monochromes Singen war sogar René Kollo ein vokaler Paradiesvogel.


    Sieglinde – Jessye Norman – 4
    Interessante Besetzung! Natürlich hat dieses vokale Chamäleon auch für die Sieglinde passende Farben parat und macht davon üppig Gebrauch. Stimmlich leider etwas zu reif für die Rolle.


    Hunding – Kurt Moll – 4,5
    Moll singt keinen hinterhältigen Bösewicht, sondern den ganz normalen Menschen von nebenan, für den es überlebenswichtig ist, dass die Feinde seiner Freunde auch seine Feinde sind. Und wie er singt! In jedem Ton steckt der Sinn des Gesungenen nicht nur im Wort, sondern auch in der Klangfarbe. Drei Töne, und man hört, was Gary Lakes fehlt.


    Brünnhilde – Hildegard Behrens – 3
    Sie singt ihr wirkungsvolles Entrée fast perfekt (nur der letzte Ton ist zu kurz). Ihr großes Plus ist ihre expansive Höhe, die großartig klingt, aber an Durchschlagskraft vermissen lässt. Auch in der Mittellage fehlt es leider. Gegen Jessye Normans Sieglinde macht sie im dritten Aufzug keine Stich.


    Wotan – James Morris – 4
    Vielleicht sogar noch einen Tick besser im Rheingold, da hier seine Belcanto-Fähigkeiten stärker zum Tragen kommen. Sehr gelungene Piano-Passagen. Für die „Götternot“ fehlt ihm dann aber doch der passende Ausdruck, das könnte von der Farbe her genauso gut ein „Tuba mirum“, wenn nicht sogar ein „Gloria“ sein. Die Vokalverfärbungen sind ähnlich störend wie im Rheingold („nur eines will ich noch: das Äääände““).


    Fricka – Christa Ludwig – 4,5
    Ausgezeichnet interpretiert, intensiv, glaubhaft. Leider nicht mehr ganz frisch. Von der Inszenierung grausam im Stich gelassen. Wenn sie wenigstens die Hälfte von dem, was sie durch stimmlichen Ausdruck kommuniziert, gestisch hätte darstellen dürfen, wäre es sensationell.


    Gesamtwertung 26,5/7 = 3,79


    TQ: 4
    (Ist bei DVDs für mich schwierig zu beurteilen, da ich diese über die TV-Lautsprecher höre)


    [I]Eigentlich ist es eine konzertante Aufführung mit Kostümen und Kulissen, denn Bewegung findet auf der Bühne nur dann statt, wenn es sich gar nicht mehr vermeiden lässt. – Es schmerzt, zu sehen, wie z. B. Christa Ludwig gestisch von der Regie stehen gelassen wird, anstatt ihre großartige vokale Interpretation schauspielerisch angemessen vertiefen zu dürfen! Ich wiederhole mich: eine Inszenierung wie aus der „Augsburger Puppenkiste“.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • R. Wagner: Die Walküre – CD Decca 9/1961



    Eric Leinsdorf, London Symphony Orchestra – 4,5
    Neben Soltis orchestralen Wunderkerzen und Karajans Lyrisierung wirkt diese Wiedergabe auf mich eher groß und mächtig, dabei sehr vital und drängend und trotzdem wie aus einem Guss. Weniger Hochdruck als beim Livemitschnitt unter Leinsdorf vom 06. Dezember 1941 in New York. Anfang und Ende des ersten Aufzugs werden sehr feurig genommen – in 60:35 ist alles vorbei (Solti 65:47, Karajan 67:18, Böhm 62:03). Dirigent 4,5, Orchester 4,5.


    Siegmund – Jon Vickers – 4,5
    Die Heldentenortöne stehen ihm in Ehrfurcht gebietender Weise zu Gebote. Fast noch mehr berücken die zarten Töne, das kulturvierte Piano, das Legato. Damit bietet er ein Bild des Siegmund, wie es in dieser Vollständigkeit nur selten zu hören ist. Der Akzent beeinträchtigt den Genuss nur gering, denn Vickers ist diesbezüglich meilenweit entfernt vom Gequake eines Gary Lakes oder dem Radebrechen eines Placido Domingo. Und Vickers weiß, was er singt! Melchior gebührt wohl die Krone dieser Partie, doch Vickers ist nur knapp dahinter.


    Sieglinde – Gré Brouwenstijn – 4,5
    Zart gezeichnet und doch intensiv. Es glüht unter der Oberfläche. Und wenn die Energien ausbrechen, dann brennt die Klangbühne: „War Wälse dein Vater …“ – da hört man den Unterschied zwischen Lautstärke und Intensität. Großartig auch ihre Szene mit Brünnhilde im dritten Aufzug. Dass es nach oben noch Luft gibt, ist bei Lotte Lehmann (1935) und beim Bühnendebut von Astrid Varnay (New York 1941) zu hören.


    Hunding – David Ward – 4
    Ward singt den Hunding schön, er zeichnet ihn vokal nicht als Bösewicht – warum auch. Dennoch wünsche ich mir etwas mehr Schwärze, mehr Bedrohlichkeit im Ton. Ich hatte dauernd Frick und Greindl im Ohr.


    Brünnhilde – Birgit Nilsson – 4,5
    Ihr Schlachtruf ist ein Erlebnis, zumal wenn man all die Mezzosoprane im Ohr hat, die sich zur Brünnhilde hochgeschraubt haben. Birgit Nilsson hat eine herrlich sichere Höhe. Es ist so wohltuend, keinen Absturz befürchten zu müssen. Doch scheint es ihr nicht ganz im gleichen Maße gegeben, den Sinn von Worten durch Klangfarbe auszudrücken. – Bei Martha Mödl und Helen Traubel kann man hören, welche (kleinen) Wünsche bei Birgit Nilsson unerfüllt bleiben – und umgekehrt …


    Wotan – George London – 4,5
    Noch besser als im Rheingold unter Solti! Hier bleibt er innerhalb seiner (weiten!) Grenzen, was ihn insgesamt souveräner und mächtiger erscheinen lässt. Es bleibt aber Spielraum zur Verfeinerung der Interpretation. [I]


    Fricka – Rita Gorr – 5
    [I]Rein vokal auf Augenhöhe mit George London – ich nehme ihr nach wenigen Takten ab, dass sie den Streit mit ihm gewinnt. Viel Fülle und Wucht, sehr leidenschaftlich und energiegeladen, bei Bedarf auch herablassend, süffisant, inquisitorisch – eine große Ausdruckspalette steht bereit, die mühelos abgerufen wird.


    Gesamtwertung 31,5/7 = 4,5


    TQ: 4,5
    Sehr gute Decca-Klangqualität der 1960er Jahre. Sehr transparent und räumlich. Hörbares Rauschen, aber nicht störend.


    Fazit:
    Ein heißer Kandidat für die beste Walküre in Stereo. Vor allem wegen George London und Birgit Nilsson, aber auch Rita Gorr ist ausgezeichnet in ihrer kurzen Szene. Das Wälsungenpaar ist ebenfalls eines der besten nach dem zweiten Weltkrieg. Einzig Hunding kann die Klasse dieser Besetzung nicht ganz halten, das ist in dieser Rolle aber verschmerzbar. Leinsdorf treibt das Stück vital voran und legt es als große Oper an, verliert sich weder in Lyrik und Schönheit wie Karajan, noch sucht er Effekte wie Solti.

  • R. Wagner: Die Walküre – CD Decca 10-11/1965



    Sir Georg Solti, Wiener Philharmoniker – 4,5
    Überraschend verhalten im ersten Aufzug – nach einem vergleichsweise milden Sturm werden die lyrischen Abschnitte mit viel Zeit ausgebreitet, für meinen Geschmack etwas zu viel Zeit. Die herrlichen Cello-Stellen können das nicht kompensieren. - Im zweiten Aufzug hält Solti die dramatischen Fäden besser in der Hand, gerade im langen Wotan-Monolog. Sehr dramatisch dann ab dem Ende der Brünnhilde/Siegmund-Szene - das ist großes Theater, das ist Solti! Ebenso geschlossen gelingt der dritte Aufzug mit herrlichem Abschied Wotans. Breit genommen der Feuerzauber, ein Klangfest. Die Wiener spielen großartig. – Dirigent 4, Orchester 5.


    Siegmund – James King – 4
    Er hat sowohl die Kraft als auch die Zartheit für die Partie und differenziert gut. Vielleicht fehlt heldischen Abschnitten ein kleines Quäntchen Glanz. Aber das ist marginal. Eher stört schon, dass es manchmal ziemlich kloßig klingt, manchmal aber auch nicht – verschiedene Aufnahmetage?


    Sieglinde – Régine Crespin – 4,5
    Eine herrlich farbige Stimme. Kein Trompetenklang wie bei manchen Noch-nicht-Brünnhilden. Allenfalls mag man monieren, dass Spitzentöne manchmal ein ganz klein wenig bemüht klingen. Ihre Szenen im zweiten Aufzug gehören zu den vokalen Höhepunkten der Aufnahme.


    Hunding – Gottlob Frick – 5
    Eine Klasse für sich. Die Pianostellen sind fast noch besser als die lauten Abschnitte. Anfangs eher gutmütig – was seinem Naturell wohl auch eher entsprach. Doch nach Siegmunds Erzählung sehr bedrohlich. Dabei singt er erfreulich präzise und greift nicht zu vokalem Mummenschanz, er stellt alles mit rein gesanglichen Mitteln dar.


    Brünnhilde – Birgit Nilsson – 4,5
    (Siehe auch oben, Leinsdorf 1961) Ihr Schlachtruf ist ein Erlebnis, zumal wenn man all die Mezzosoprane im Ohr hat, die sich zur Brünnhilde hochgeschraubt haben. Birgit Nilsson hat eine herrlich sichere Höhe. Es ist so wohltuend, keinen Absturz befürchten zu müssen. Doch scheint es ihr nicht ganz im gleichen Maße gegeben, den Sinn von Worten durch Klangfarbe auszudrücken. – Bei Martha Mödl und Helen Traubel kann man hören, welche (kleinen) Wünsche bei Birgit Nilsson unerfüllt bleiben – und umgekehrt … Eventuell singt sie hier etwas textdeutlicher als 1961 bei Leinsdorf.


    Wotan – Hans Hotter – 3
    Dass der Sänger nicht mehr hat, was der Interpret bräuchte, liegt manchmal offen vor Ohren. Hohe Passagen im Forte leiden unter seinem „wobble“. Doch wie spannend klingt alleine sein Monolog im zweiten Aufzug! Welche Autorität hat seine Rollengestaltung! Es bleibt die Ahnung, wie es hätte klingen können. – Schier unglaublich sein „Geh! Geh!” zu Hunding. [I]


    Fricka – Christa Ludwig – 4
    [I]Christa Ludwig stellt vor allem die gedemütigte Ehefrau dar: das Leidende überwiegt. Sehr überzeugend, gewiss. Doch Brünnhilde beschreibt Fricka anders: „Hei, wie die goldne Geißel sie schwingt, … zornig fährt sie zum Zank.“ Bei allem Respekt vor dieser Jahrhundertsängerin: Rita Gorr hat gezeigt, wie man das singt. Bei Christa Ludwig fehlt mir etwas vom kämpferischen Impetus der immer wieder betrogenen Ehefrau, die ihre Klagephase längst überwunden hat.


    Gesamtwertung 29,5/7 = 4,21


    TQ: 5
    Brillant, räumlich tief gestaffelt. Herrlich die knarzenden Kontrabässe (irgendwo im ersten Aufzug), mächtig das Blech, effektvoll die rechts und links aufgestellten Paukenpaare im Vorspiel zum ersten Aufzug. Die Analogaufnahme lässt keine Wünsche offen.


    Fazit:
    Leider fällt der erste Aufzug dramaturgisch ab. Mit dem sehr guten Wälsungenpaar und dem großartigen Hunding hätte mehr gelingen können. Was folgt, ist insgesamt besser gelungen, zumal die großartigen Schlüsse vom zweiten und dritten Aufzug. Ein sehr gutes Ensemble hat seinen Schwachpunkt leider im Göttervater – und das tut bei diesem großen Künstler, einem der herausragenden Wotan-Sänger des vergangenen Jahrhunderts, weh.

  • R. Wagner: Die Walküre – Philips oder Decca (Bayreuth live 1967)



    Karl Böhm, Orchester der Bayreuther Festspiele – 4,5
    Böhm nimmt den ersten Aufzug zügiger als Solti, was wesentlich zum geschlossenen Eindruck dieses innerhalb des Rings hervorragenden Teiles beiträgt. Böhm ist hier merklich involvierter als im Rheingold, unter seinen Händen erblüht die Musik. Im zweiten Aufzug bleiben die Wotan-Monologe spannend – keine geringe Leistung. – Dirigent 4,5, Orchester 4,5.


    Siegmund – James King – 4,5
    Besser als unter Solti im Studio, weniger kloßig in der Tongebung, mehr Glanz in der Höhe, hat einen guten Tag erwischt! Er profitiert von der Bayreuther Bühne, die seine Kunst der Differenzierung besser zur Geltung kommen lässt als alle Aufnahmetechnik auf Culshaws „sonic stage“.


    Sieglinde – Leonie Rysanek – 5
    Langweilig war Rysanek nie, stets sang sie mit voller Hingabe. So auch hier. Am Ende der Erzählung „Der Männer Sippe“ steigert sie sich in einen Rausch, der auch James King trunken macht. - Legendär der Rysanek-Schrei beim Herausziehen des Schwertes. In den Wahnszenen des zweiten Aufzuges gerät sie wirklich außer sich.


    Hunding – Gerd Nienstedt – 4
    Tolle Stimme. Gelegentlich geht er ohne Not an seine Grenzen – das macht die Darstellung tendenziell nervös. Frick oder auch Greindl waren da durch ihre stimmlichen Voraussetzungen überlegener. - Dieser Hunding ist etwas zu eindimensional böse angelegt. Immerhin hatte auch er Dinge, die ihm heilig waren. Trotzdem sehr gut!


    Brünnhilde – Birgit Nilsson – 4,5
    (Siehe auch oben, Leinsdorf 1961) Ihr Schlachtruf ist ein Erlebnis, zumal wenn man all die Mezzosoprane im Ohr hat, die sich zur Brünnhilde hochgeschraubt habe. Birgit Nilsson hat eine herrlich sichere Höhe. Es ist so wohltuend, keinen Absturz befürchten zu müssen. Doch scheint es ihr nicht ganz im gleichen Maße gegeben, den Sinn von Worten durch Klangfarbe auszudrücken. – Bei Martha Mödl und Helen Traubel kann man hören, welche (kleinen) Wünsche bei Birgit Nilsson unerfüllt bleiben – und umgekehrt … Hier, in der Live-Situation riskiert sie allerdings etwas mehr Emotion – mit Gewinn!


    Wotan – Theo Adam – 3,5
    Sein Tremolo hat er im zweiten Aufzug deutlich besser im Griff als im Rheingold, auch seiner Vokalverfärbungen kann er sich glücklich enthalten. Es bleiben oft genug seltsam steife Töne, die sein Singen nicht unbedingt zu einem sinnlichen Vergnügen machen.


    Fricka – Annelies Burmester – 4
    Intensiv gesungen, doch auch etwas schematisch. Tiefe Noten muss sie sich abtrotzen.



    Gesamtwertung 30/7 = 4,29


    TQ: 4
    Guter Livemitschnitt mit gelegentlich hörbarer Souffleuse, über Kopfhörer störender als über Lautsprecher. - Die besonderen Verhältnisse in Bayreuth geben den Sängern besser akustische Bedingungen als Culshaws Wunderklangbühne in der Solti-Aufnahme – man vergleiche Siegmund im ersten Aufzug beider Aufnahmen.


    Fazit:
    Live-Mitschnitt aus Bayreuther in gediegener Qualität. Böhm dirigiert inspiriert, dies ist sein bester Abend dieses Rings. Theo Adam ist weniger störend als im Rheingold. James King, Leonie Rysanek und Birgit Nilsson geben der Aufführung Festspielglanz.

  • R. Wagner: Die Walküre – DG 12/1966



    Herbert von Karajan, Berliner Philharmoniker – 4,5
    Licht und Schatten: Über 67 Minuten genehmigt sich Herbert von Karajan für den ersten Aufzug, mehr als Furtwängler 1954 bei seiner Studioaufnahme. Wunderschön die lyrischen Stellen, aber die stringente Dramaturgie dieses Aufzugs erschließt sich so nicht. – Karajan schien mit dieser Aufnahme die Frage beantworten zu wollen, wieviel Schönheit in das Werk hineingepumpt werden kann. Das bleibt nicht ohne Verluste auf der dramatischen Seite. Referenzcharakter haben die Stellen, in denen die Instrumente glänzen können: Der Ritt der Walküren ist ein Feuerwerk, Wotans Abschied samt Feuerzauber klang orchestral nie so herrlich. In Bestform: Die Berliner Philharmoniker – Dirigent 4, Orchester 5.


    Siegmund – Jon Vickers – 4,5
    Mindestens so gut wie 1961 unter Leinsdorf (siehe oben), mit noch geringerem Akzent.


    Sieglinde – Gundula Janowitz – 3,5
    Mit Leonie Rysanek und Gré Brouwenstijn im Ohr klingt Gundula Janowitz wie der Versuch, Wagner zu singen, als wäre es Mozart. Stellenweise erlag ich der Illusion, dass dies sogar funktionieren könne, aber es bleibt leider insgesamt distanziert. Die leidende Frau, die mit ihrem Bruder leidenschaftlich in die Frühlingsnacht flieht, die stellt sie nicht vor Ohren. Und auch „Rettet mein Kind“ klingt nicht sehr involviert. Abgesehen davon: Hört man nur auf die Stimme und hört sie abstrahiert von der Ekstase der zwangsverheirateten Frau, die dem Zwillingsbruder wiederbegegnet und im dritten Aufzug von ihrer Schwangerschaft erfährt, ist es natürlich herrlich gesungen. Stimme 5, Interpretation 2.


    Hunding – Martti Talvela – 3,5
    Vorweg: Ich mag den Sänger Talvela sehr. Die mit Abstand nobelste Stimme im ersten Aufzug. Die Bewertung tut fast weh. Aber es ist viel zu schön gesungen für diesen eher einfach gestrickten Kerl. Mir fehlen das Grobe, die Rohheit, die Rachsucht, das Freund-Feind-Denken. Man höre alleine seine letzten Worte im ersten Aufzug: „Mit Waffen wehrt (nicht ‚wahrt‘!) sich der Mann …“ – das könnte ebenso gut der Nachtwächter aus den Meistersingern sein.


    Brünnhilde – Régine Crespin – 4
    Ungewohnt leicht, und auch wieder nicht. Denn ihre Mittellage ist schon toll, doch was diese fülligen, farbigen Töne versprechen, das hält die Höhe nicht - nach oben hin klingt es bisweilen doch angestrengt, etwa bei den Oktavsprüngen im Schlachtruf. Dass sie sich mit der Brünnhilde verhoben hatte, zeigt die Geschichte: Kurz nach ihren Aufführungen der Walküre in Salzburg und New York geriet sie in einer Stimmkrise. In dieser Aufnahme kann sie jedoch überzeugen. Als junge Walküre geht sie allemal durch, auch, wenn die Stimme weniger gewaltig ist, als man es von dieser Rolle gewohnt sein mag. Eine ungewöhnliche, aber mehr als passable Besetzung.


    Wotan – Thomas Stewart – 4
    Sehr textdeutlich, sehr differenziert, ein ausgezeichneter Rhetoriker unter den Göttervätern. Er ist ein Sänger, dem es gegeben ist, den Sinn des Gesungenen auch und insbesondere durch Klang zu kommunizieren. In der Tiefe kann er nicht so viel geben, und er klingt auch nicht wirklich dunkel, aber mit hohen Tönen kann er sehr beeindrucken. Nicht unwichtig. Was ihm an stimmlichen Mitteln fehlen mag (viel es ist nicht), wird durch seine Text- und Sinndarstellung kompensiert. Ich habe diesen Wotan genossen.


    Fricka - Josephine Veasey – 4
    Besser als im Rheingold. Nicht die furiose Anlage der Partie wie bei Rita Gorr, aber stimmlich tadellos und mit dosierten Anteilen von Leid und von Zorn eindrucksvoll gesungen.


    Gesamtwertung 28/7 = 4


    TQ: 4,5
    Sehr gute analoge Klangqualität. Hätte die DG nur immer so treffliche Ergebnisse in den 1960er und 1970er Jahren erzielt! Wie bei Solti: wer diese Aufnahme hat, braucht eigentlich keine digitale, jedenfalls nicht aus klangtechnischen Gründen.


    Fazit:
    Er habe genug von den Wagner-Kanonen. Mit solchen und ähnlichen Sätzen verführte von Karajan etliche Sängerinnen dazu, ihre naturgegebenen Grenzen zu überschreiten. In Tat und Wahrheit schwingt da wohl auch ein Stück der Geschichte vom Fuchs und den Trauben mit: Mit Birgit Nilsson kam er beispielsweise nicht zurecht. Das Ergebnis ist Walküre light: Sieglinde, Brünnhilde und auch Wotan sind leichter besetzt, als man es gewohnt ist. Sieglinde ist obendrein zu distanziert dargestellt – weder die Ekstase im ersten Aufzug noch der Wahn im zweiten Aufzug sind glaubhaft. Für die ganze Aufnahme gilt: Manches leidet unter zu viel Wohllaut. Auch Talvela singt einfach zu schön, als dass der grobe und raue Hunding imaginiert würde. Karajans lyrische Breite tut ihr Übriges. Es gibt hier großartiges Orchesterspiel und wohldisponierte Steigerungen, aber die dramatische Kohärenz leidet. Der große Wurf des ersten Aufzugs wird hier nicht erfahrbar.

  • R. Wagner: Die Walküre – CD Orfeo (Bayreuth live 09. August 1953)



    Clemens Krauss, Orchester der Bayreuther Festspiele – 4
    Im Rheingold hatte mir Krauss‘ (im besten Sinne) unauffälliges, stringentes Dirigat ausgezeichnet gefallen. Im ersten Aufzug der Walküre fehlt mir doch ein wenig das Stürmische am Anfang und das Rauschhafte gegen Ende. Der Anfang des zweiten Aufzugs zeigt, dass er auch anders konnte. Die dunklen Orchesterfarben in Wotans Monolog sind sehr gut ausgeleuchtet – der nur durchschnittlichen Klangtechnik zum Trotz. Der dritte Aufzug ist allerdings wie aus einem Guss gelungen. – Dirigent 4, Orchester 4.


    Siegmund – Ramón Vinay – 3,5
    Mit diesem Sänger habe ich stets Probleme, ob Otello oder Tristan – vieles klingt für mich ziemlich unbeholfen. Er scheint mir unkund des technisch richtigen Gebrauchs stimmlicher Mittel und protzt vor allem mit seinem gewaltigem Organ. Zwischentöne scheinen ihm fremd zu sein. Soweit meine bisherige Einschätzung dieses Sängers. – In diesen Aufnahmen von 1953 und 1955 widerlegt er vieles davon: er weiß, wovon er singt und findet (für mich überraschend!) viele sinnvolle Farben, wenngleich man weder ein echtes Piano noch ein mezza voce erwarten darf. Sogar seine Aussprache ist durchaus erträglich. Seine Erzählung in der Szene mit Hunding gestaltet er dramatisch, darin gut unterstützt von Krauss. Natürlich ist die tiefe Tessitura des Siegmund für einen „Bariton mit Tenorhöhe“ (Vinay über sich selbst) ideal. Vinay hat mir nie so gut gefallen wie in diesen Bayreuther Mitschnitten. Dennoch bleibt vieles im Bereich des Grobschlächtigen, und so überwältigend sind seine „Wääääälse“-Rufe auch nicht, als dass diese alle Defizite kompensieren würden.


    Sieglinde – Regina Resnik – 3,5
    Es hat schon intensivere, leidenschaftlichere Darstellungen dieser Rolle gegeben. Mir fehlte das Überschwängliche am Ende des ersten Aufzugs. Neben einem Vulkan wie Vinay ist das zu wenig. Auch die Wahnszenen im zweiten Aufzug locken sie nicht aus der Reserve, erst die Eröffnung ihrer Schwangerschaft durch Brünnhilde veranlasst sie, an ihre Grenzen zu gehen. Das kann man wohlüberlegte Disposition nennen – mir fehlt da etwas. Was bleibt, ist eine sehr gut gesungene Sieglinde.


    Hunding – Josef Greindl – 4,5
    Abgrundtief böse zeichnet Greindl den Hunding nicht – m. E. mit Recht. Der stimmgewaltigste Sänger ist er auch nicht, wenngleich er mit weitaus mehr als nur hinreichenden Mitteln für die Rolle ausgestattet ist. Zu hören ist eine mit beeindruckenden vokalen Mitteln dargestellte Figur, die im Rahmen dessen, was der eher eindimensionale und einfach gestrickte Charakter hergibt, differenziert präsentiert wird.


    Brünnhilde – Astrid Varnay – 4,5
    Astrid Varnay hatte nie die sichere Höhe etwa einer Birgit Nilsson. Aber an diesem Abend sang sie ihr Entrée fantastisch! Sie punktet ansonsten in gewohnter Weise mit ihrer dunklen und reichen Mittellage. Und sie nutzt die Klangfarbe viel stärker als Mittel zur Gestaltung als ihre schwedische Kollegin, ihr Singen klingt daher nie so (tendenziell) unpersönlich wie bei jener. Sie reißt mit und bietet ein zutiefst menschliches Porträt des Wotankinds. Man genieße den 3. Aufzug …


    Wotan – Hans Hotter – 4,5
    Wie im Rheingold: Der stimmgewaltigste Wotan-Darsteller war Hotter nicht (man höre die „Götternot“). Seine Tendenz, Konsonanten eher von der weicheren Seite her anzugehen, ist hier nur in geringem Maße zu vernehmen. Überhaupt ist er – im Gegensatz zur bekannten Solti-Aufnahme – stimmlich noch in Topform. Hotter singt einen im besten Sinne mythischen Gott ohne falsches Pathos. Vielleicht etwas zu würdig für den jungen Wotan? Dennoch: Eine grandiose, gewaltige (3. Aufzug!) Darstellung. – Der beste Walküre-Wotan Hotters?


    Fricka – Ira Malaniuk – 4
    Leidenschaftlich, dunkel gefärbt. Anfangs fehlt mir der letzte Furor. Doch am Ende ihres Auftritts agiert sie mit großem Nachdruck und mit großer Würde. Technisch allerdings tadellos gesungen.


    Gesamtwertung: 28,5/7 = 4,07


    TQ: 3
    Wie im Rheingold: Die Stimmen sind sehr gut hörbar, im Orchester geht leider einiges unter.


    Fazit:
    Eine sehr hörenswerte Walküre, vor allem wegen des jungen Hans Hotter, der hier mit noch intakter Stimme als grandioser Wotan zu erleben ist. Wer den Walküre-Wotan mit Hotter kennenlernen will, muss hier zugreifen. Auch der Rest der Besetzung kann sich hören lassen – es gibt keinen vokalen Schwachpunkt. Angesichts der Leinsdorf-Walküre (Studio) sind die Argumente für diese Aufnahme m. E. nicht ganz so gewichtig wie im „Rheingold“ dieses Rings. Allerdings ist dieser „Ring“ – zumindest im Remastering von Orfeo – sowieso nur als Ganzes zu erwerben und für Stimmenfans kaum verzichtbar (wenn es nicht Keilberth 1955 oder Knappertsbusch 1956 sein sollen). – Das Dirigat wirkte auf mich gerade im ersten Aufzug nicht ganz so stringent wie im Rheingold, darum ist meine Begeisterung hier ein wenig gebremst. Trotzdem: Eine (vor allem) unter vokalen Aspekten ausgezeichnete Aufnahme, die ihren Höhepunkt im dritten Aufzug findet, wenn nach dem Abgang der übrigen Walküren Astrid Varnay, Hans Hotter und Clemens Krauss das Ende des ersten Tages grandios und überwältigend gestalten.

  • R. Wagner: Die Walküre – CD Testament (Bayreuth live 25. Juli 1955)



    Joseph Keilberth, Orchester der Bayreuther Festspiele – 4,25
    Spannend dirigiert! Deutlich profilierter als Clemens Krauss 1953. Keilberth peitscht sein Orchester durch den Sturm am Anfang des ersten Aufzugs. Packend, kraftvoll, voller Energie, doch nie überzeichnend oder sich in Effekten verlierend. – Dirigent 4,5, Orchester 4.


    Siegmund – Ramón Vinay – 3,5
    (Siehe auch Krauss 1953) Mit diesem Sänger habe ich stets Probleme, ob Otello oder Tristan – vieles klingt für mich ziemlich unbeholfen. Er scheint mir unkund des technisch richtigen Gebrauchs stimmlicher Mittel und protzt vor allem mit seinem gewaltigem Organ. Zwischentöne scheinen ihm fremd zu sein. Soweit meine bisherige Einschätzung dieses Sängers. – In diesen Aufnahmen von 1953 und 1955 widerlegt er vieles davon: er weiß, wovon er singt und findet (für mich überraschend!) viele sinnvolle Farben, wenngleich man weder ein echtes Piano noch ein mezza voce erwarten darf. Sogar seine Aussprache ist durchaus erträglich. Seine Erzählung in der Szene mit Hunding gestaltet er dramatisch. Natürlich ist die tiefe Tessitura des Siegmund für einen „Bariton mit Tenorhöhe“ (Vinay über sich selbst) ideal. Vinay hat mir nie so gut gefallen wie in diesen Bayreuther Mitschnitten. Dennoch bleibt vieles im Bereich des Grobschlächtigen, und so überwältigend sind seine „Wääääälse“-Rufe auch nicht, als dass diese alle Defizite kompensieren würden.


    Sieglinde – Gré Brouwenstijn – 4,5
    Die Charakteristika ihres Rollenporträts unter Leinsdorf (Studio 1961) sind schon hier zu erkennen: Zartheit und Intensität - es glüht unter der Oberfläche. Und wenn die Energien ausbrechen, dann brennt die Bühne: „War Wälse dein Vater …“ – da hört man den Unterschied zwischen Lautstärke und Intensität. Großartig auch ihre Wahnsinnsszene und ihre Szene mit Brünnhilde im dritten Aufzug – Musiktheater vom Feinsten!


    Hunding – Josef Greindl – 4,5
    (Siehe auch Krauss 1953) Abgrundtief böse zeichnet Greindl den Hunding nicht – m. E. mit Recht. Der stimmgewaltigste Sänger ist er auch nicht, wenngleich er mit weitaus mehr als nur hinreichenden Mitteln für die Rolle ausgestattet ist. Zu hören ist eine mit beeindruckenden vokalen Mitteln dargestellte Figur, die im Rahmen dessen, was der eher eindimensionale und einfach gestrickte Charakter hergibt, differenziert präsentiert wird.


    Brünnhilde – Astrid Varnay – 4,5
    (Siehe auch Krauss 1953) Astrid Varnay hatte nie die sichere Höhe etwa einer Birgit Nilsson. Wie 1953 singt sie ihr Entrée fantastisch! Sie punktet ansonsten in gewohnter Weise mit ihrer dunklen und reichen Mittellage. Und sie nutzt die Klangfarbe viel stärker als Mittel zur Gestaltung als ihre schwedische Kollegin, ihr Singen klingt daher nie so (tendenziell) unpersönlich wie bei jener. Sie reißt mit und bietet ein zutiefst menschliches Porträt des Wotankinds. Man genieße den 3. Aufzug …


    Wotan – Hans Hotter – 4,5
    (siehe auch Krauss 1953) Wie im Rheingold: Der stimmgewaltigste Wotan-Darsteller war Hotter nicht (man höre die „Götternot“). Seine Tendenz, Konsonanten eher von der weicheren Seite her anzugehen, ist hier nur in geringem Maße zu vernehmen. Überhaupt ist er – im Gegensatz zur bekannten Solti-Aufnahme – stimmlich noch in Topform. Hotter singt einen im besten Sinne mythischen Gott ohne falsches Pathos. Vielleicht etwas zu würdig für den jungen Wotan? Dennoch: Eine grandiose, gewaltige (3. Aufzug!) Darstellung. – Zusammen mit der 1953er Version mit Krauss mag dies der beste Walküre-Wotan Hotters sein.


    Fricka – Georgine von Milinkovic – 3,5
    Bei aller Würdigung der gesungenen Noblesse, die dem Rang der Wotansgattin entsprechen mag: Ich meine, dass diese Rolle mehr Zorn braucht, um ihre Wirkung ganz zu entfalten. Mir ist das zu brav – und ich habe vor allem die großartige Rita Gorr (Leinsdorf 1961) im Ohr. Auf der Habenseite ist kultiviertes Singen und gute Binnendifferenzierung der Phrasen zu verbuchen – sie singt ja nicht schlecht, nur etwas zu distinguiert.


    Gesamtwertung: 29,25/7 = 4,18


    TQ: 4
    Eine Qualität wie etwa den Decca-Klang der 1960er Jahre darf man nicht erwarten. Aber gegenüber Krauss 1953 ist das eine deutliche Verbesserung, zumal bei orchestralen Details!


    Fazit:
    Wagner-Sternstunden sind das. Großartig und spannend dirigiert. Unter den Solisten ragen Hans Hotter, Astrid Varnay, Gré Brouwenstijn und Josef Greindl hervor. Die Besetzung ist weitgehend identisch mit jener, die Clemens Krauss 1953 zur Verfügung stand. Wegen des dramatischeren Dirigates und der besseren Klangqualität würde ich diese 1955er Aufnahme vorziehen.

  • R. Wagner: Die Walküre – CD Orfeo (Bayreuth live 14. August 1956)



    Hans Knappertsbusch, Orchester der Bayreuther Festspiele – 4,5
    Jenseits aller Fragen von schnell und langsam gelingt Kna ein großer Opernabend. Mit 3:51 liegt die Spieldauer im Bereich von Keilberth (3:48'), Solti (3:49) und Furtwängler 1954 (3:50). Lediglich Furtwängler 1953 (3:55) und Karajan (Studio, 3:56) sind langsamer. Wenn es stimmt, dass seine Ergebnisse in besonderem Maße von seiner Tagesform abhängig waren, dann hat er hier einen guten Tag erwischt! Die Aufnahme ist von einer großen Spannung getragen. – Gegen Ende des ersten Aufzuges läuft zwischen Siegmund und dem Orchester einiges aus dem Ruder. That’s live. – Dirigent 4,5, Orchester 4,5.


    Siegmund – Wolfgang Windgassen – 3,5
    Bei seinem ersten Einsatz hätte ich ihn nicht erkannt – ein gequetschter Vokal, breite Tongebung, provinzielle Anmutung. Das bessert sich aber schnell. Die „Wääälse“-Rufe sind bei ihm nicht gerade armdick. Die in dieser Partie häufig benötigte Mittellage liegt ihm nicht so sehr. Auch fehlt mir das überwältigende Moment doch sehr, etwa bei den „Nothung!“-Rufen. – Seine beste Wagnerpartie war dies nicht, als Siegmund ist er keine Konkurrenz für Jon Vickers und James King.


    Sieglinde – Gré Brouwenstijn – 4
    (Siehe auch Keilberth 1955) Hier führt sie sich mit einem seltsamen, unruhigen Vibrato ein, das mir auf Dauer nicht angenehmer wird. Schade – hier ist sie nicht so gut wie 1955 unter Keilberth oder 1961 unter Leinsdorf. Großartig ist hingegen ihre Szene mit Brünnhilde im dritten Aufzug – Musiktheater vom Feinsten – das gilt auch 1956!


    Hunding – Josef Greindl – 4,5
    (Siehe auch Krauss 1953 und Keilberth 1955) Abgrundtief böse zeichnet Greindl den Hunding nicht – m. E. mit Recht. Der stimmgewaltigste Sänger ist er auch nicht, wenngleich er mit weitaus mehr als nur hinreichenden Mitteln für die Rolle ausgestattet ist. Zu hören ist eine mit beeindruckenden vokalen Mitteln dargestellte Figur, die im Rahmen dessen, was der eher eindimensionale und einfach gestrickte Charakter hergibt, differenziert präsentiert wird.


    Brünnhilde – Astrid Varnay – 4,5
    (Siehe auch Krauss 1953 und Keilberth 1955) Astrid Varnay hatte nie die sichere Höhe etwa einer Birgit Nilsson. Sie punktet mit ihrer dunklen und reichen Mittellage. Und sie nutzt die Klangfarbe viel stärker als Mittel zur Gestaltung, als ihre schwedische Kollegin, ihr Singen klingt daher nie so (tendenziell) unpersönlich wie bei jener. Sie reißt mit und bietet ein zutiefst menschliches Porträt des Wotankinds. Gerade auch im letzten Abschnitt vor Wotans Abschied („Soll fesselnder Schlaf fest mich binden“) – da wächst sie in diesem Mitschnitt über sich hinaus!


    Wotan – Hans Hotter – 4,5
    (Siehe auch Krauss 1953 und Keilberth 1955) Wie im Rheingold: Der stimmgewaltigste Wotan-Darsteller war Hotter nicht (man höre die „Götternot“). Seine Tendenz, Konsonanten eher von der weicheren Seite her anzugehen, ist hier nur in geringem Maße zu vernehmen. Überhaupt ist er – im Gegensatz zur bekannten Solti-Aufnahme – stimmlich noch in guter Form. Doch meine ich, gerade im dritten Aufzug seinen „Wobble“ schon vernommen zu haben. 1953 und 1955 gefiel er mir besser. Hotter singt einen im besten Sinne mythischen Gott ohne falsches Pathos. Vielleicht etwas zu würdig für den jungen Wotan? Dennoch: Eine große Darstellung.


    Fricka – Georgine von Milinkovic – 3,5
    (Siehe auch Keilberth 1955) Ihr Vibrato hat Frau von Milinkovic hier besser im Griff als 1955. Mir ist das zu brav, zu distanziert, zu dozierend – und ich habe vor allem die großartige Rita Gorr (Leinsdorf 1961) im Ohr. Auf der Habenseite ist kultiviertes Singen und gute Binnendifferenzierung der Phrasen zu verbuchen – sie singt ja nicht schlecht, nur etwas zu wenig involviert.


    Gesamtwertung: 29/7 = 4,14


    TQ: 3,5
    Die Sänger sind sehr deutlich eingefangen, dem Orchesterklang täte mehr Auffächerung gut.


    Fazit:
    Der einzige Grund für diese Walküre ist der Dirigent: Knappertsbusch dirigiert einen spannenden Wagner-Abend. Alle anderen Sänger (mit einer Ausnahme) wurden in der ein Jahr zuvor entstandenen Aufnahme mit Keilberth bei besseren technischen Gegebenheiten aufgenommen. – Die Ausnahme ist Windgassen als Siegmund – verzichtbar, wenn man nicht unbedingt jede Aufnahme mit diesem Sänger braucht.

  • (diese Aufnahme ist über operadepot.com als MP3-Download zu beziehen)


    Herbert von KARAJAN, Salzburger Festspiele: 3 :no:



    Ticho PARLY (Siegmund): 2-3 :hahahaha:


    Gundula JANOWITZ (Sieglinde): 4


    Martti TALVELA (Hunding): 4


    Nadezda KNIPLOVA (Brünnhilde): 3- :no:


    Walter BERRY (Wotan): 4+ :yes:


    Christa LUDWIG (Fricka): 4



    Als ich den ersten Akt dieses Mitschnitts hörte, dachte ich, dass man mir eine Parodie der "Walküre" untergeschoben hat. Karajans geziertes Dirigat, welches Wagner einen Kammerspielton zu geben versucht, den dieser nun einmal nicht hat, gefällt mir ganz und gar nicht. Seine Auslegung der Partitur lässt fast jeglichen natürlichen Fluss der Musik und des Gesangs vermissen. Hier hat man es mal wieder nicht mit der "Walküre" von Wagner, sondern mit der von Karajan zu tun. (In den folgenden Aufzügen wirds dann etwas erträglicher für mich.) Janowitz und Talvela sind natürlich hervorragende Interpreten, müssen sich aber leider mit Parly als Partner herumschlagen, der eher wie ein alter Mann als wie ein junger Held klingt. Furchtbar! Die Bravorufe und der überwältigende Applaus nach dem ersten Akt sind mir hier wirklich ein Rätsel.


    Ein ähnliches Problem (wie mit Parly) gibt es in den folgenden Aufzügen, wenn die Sänger sich mit Frau Kniplova als Brünnhilde herumschlagen müssen. Diese wiederum singt passabel, kämpft aber dermaßen mit der deutschen Sprache, dass diese Wotanstochter klingt, wie eine osteuropäische Gastarbeiterin... Das Aufeinandertreffen von Parly und Kniplova bei der Todesverkündung ist dann zwar nicht die befürchtete Katastrophe, wurde aber schon wesentlich besser dargeboten. Zum Glück hatte diese Aufführung noch die Ludwig und Berry als Fricka und Wotan aufzubieten. Ludwig ist überzeugend wie immer in dieser Rolle und bei Berry bedauert man, dass er lediglich in der "Walküre" den Göttervater gab. Er zeigt, dass man diese Partie durchgehend singen kann, ohne sich in Brüllen oder mühsam gestemmte Töne zu retten.


    Alles in allem eine sehr durchwachsene Angelegenheit, die mehr als einmal die Grenzen zur unfreiwilligen Komik überschreitet, da ausgerechnet Siegmund und Brünnhilde unzureichend besetzt sind. Der Rest der Besetzung kann das leider nicht immer ausgleichen.



    TQ: 3 (Das Mikrofon scheint mitten in den Blechbläsern zu
    hängen und die erschlagen mitunter alles andere.)

  • R. Wagner: Die Walküre – CD EMI (Rom Oktober/November 1953



    Wilhelm Furtwängler, Orchestra Sinfonica della Radio Italiana – 4,5
    Dass dies eine der längsten Walküren der Schallplattengeschichte ist (Karajan nahm sich für DG noch mehr Zeit), scheint sich schon in den ersten Takten abzuzeichnen, aber Furtwängler zieht alsbald das Tempo an. Wiederum überzeugt der stimmige und unaufdringliche Fluss der Musik, nichts wird um des Effektes willen aufgedonnert oder gesäuselt. Wie hat Fu nur dieses Gefühl von „Richtigkeit“ erzeugt? Unglaublich. – Das Orchester dieser Aufnahme wurde oft gescholten, aber in den Bayreuther Mitschnitten der 1950er Jahre habe ich mehr Patzer gehört. – Dirigent 5, Orchester 4.


    Siegmund – Wolfgang Windgassen – 3,5
    Die baritonale Fundierung der Stimme fehlt Windgassen für diese Rolle. Gemessen an James King und Jon Vickers fehlt den großen Momenten außerdem das Überwältigende. In den lyrischen Abschnitten fehlt Stimmzauber. So bleibt manches eher blass („Ein Schwert verhieß mir der Vater“, „Winterstürme“). Punkten kann er hingegen mit seiner textdeutlichen und textverdeutlichenden Darstellung – darin ist er Vinay und Vickers überlegen.


    Sieglinde – Hilde Konetzni – 4
    Für mich ein herrlicher Stimmtyp für die Sieglinde! Von der Gestaltung her weder hysterisch überdreht noch zu mädchenhaft-schüchtern, dabei stets glaubhaft und eindringlich. Die Wahnszene ist sehr gut gelungen, mir fehlt nur das letzte Moment der Entäußerung.


    Hunding – Gottlob Frick – 5
    (Siehe auch Solti.) Ein Genuss! Düster und bedrohlich ohne viel Aufwand oder vokalen Mummenschanz. Die Pianostellen sind fast noch besser als die lauten Abschnitte. Anfangs eher gutmütig – was seinem Naturell wohl auch eher entsprach. Doch nach Siegmunds Erzählung sehr bedrohlich.


    Brünnhilde – Martha Mödl – 4,5
    Wow! Die dunkelste Brünnhilde die Schallplattengeschichte? Die manchmal beschriebenen Höhenprobleme (sie war ein echter Mezzo) sind zumindest bei ihrem Entrée nicht hörbar – natürlich hat die Nilsson das überlegener gesungen, aber der Vergleich ist hochgradig unfair. Martha Mödl hat etwas Mythisches in ihrer Stimme, in ihrer Brünnhilde schwingt stets ein Stück Erda mit, das muss die genetische Verwandtschaft sein ... Man höre beispielsweise Siegmunds Todesverkündigung – und vor allem das Ende dieser Szene wegen des elementaren Ausbruchs.


    Wotan – Ferdinand Frantz – 4
    Frantz verlässt sich für meinen Geschmack etwas zu sehr auf sein imponierendes Stimmmaterial und bleibt der Gestaltung der Rolle einiges schuldig – man höre den hölzernen Monolog im zweiten Aufzug, der nur durch Furtwänglers Gestaltungskraft gerettet wird. Doch wenn er sein Organ von der Leine lässt, klingt es schon imperial. Was für eine Stimme! In der Höhe schwingt sie nicht immer frei.


    Fricka – Elsa von Kalveti – 4,5
    Frau von Kalveti stellt eine mächtige Göttergattin auf die Klangbühne. Groß ist sie in ihrem Zorn, reduziert die Rolle nicht auf die zickige Ehefrau. Beeindruckend!


    Gesamtwertung:30/7 = 4,29


    TQ: 2,5
    (Siehe auch Rheingold 1953) Meist gute Verständlichkeit der Stimmen. Das Orchester klingt leider nicht sehr transparent. Aber ich finde die Klangqualität sehr akzeptabel. Für Erst-Hörer sicher weniger geeignet.


    Fazit:
    Auf demselben hohen Niveau wie das „Rheingold“ aus diesem Zyklus: Zum einen imponiert die organische Anlage der Wiedergabe der Musik durch den Dirigenten und zum anderen sehr einheitlich ausgezeichnete Ensemble. Nur Siegmund sehe ich nicht ganz so gelungen. Hier aber passt alles zueinander, es ist eine bei Wagner seltene und ungetrübte Freude!

  • R. Wagner: Die Walküre – CD EMI (Wien, Musikvereinssaal, 28. September – 6. Oktober 1954)
    (Furtwänglers letzte Studioaufnahme, geplant war ein ganzer Ring.)



    Wilhelm Furtwängler, Wiener Philharmoniker – 5
    (Vgl. Furtwängler 1953) Wiederum überzeugt der stimmige und unaufdringliche Fluss der Musik, nichts wird um des Effektes willen aufgedonnert oder gesäuselt. Wie hat Fu nur dieses Gefühl von „Richtigkeit“ erzeugt? Unglaublich. – Hier wird hörbar, dass Furtwängler seine Vorstellungen mit den Wienern noch viel besser umsetzen konnte als mit dem RAI Orchester. Dazu die Perfektion der Wiener – herrlich. – Dirigent 5, Orchester 5.


    Siegmund – Ludwig Suthaus – 4,5
    Suthaus wird sowohl den lyrischen als auch den heldischen Abschnitten in beglückender Weise gerecht. Berückende Momente gibt es zuhauf („kühlende Labung gab mir der Quell“, „Winterstürme“, „zauberfest bezähmt ein Schlaf“), aber auch Stellen wie „Nothung! Nothung!“ sind ungemein fesselnd. Doch alleine die schiere Textverständlichkeit ist erstaunlich – so deutlich kann das gesungen werden, für den Hörer völlig mühelos zu verfolgen.


    Sieglinde – Leonie Rysanek – 4,5
    Unter Furtwängler erscheint ihr dämonischer Furor im ersten Aufzug meist in humanisiertem Gewand. So wird sie ihrer stärksten sängerischen Waffe beraubt. Doch es bleibt genug, um sich über die Sängerin zu freuen – bei der Namensnennung „Siegmund“ dreht sie gewaltig auf. Herrlich. Im zweiten Aufzug bekommt sie mehr Freiraum zur Entfaltung – und nutzt diesen, und wie! Auch im dritten Aufzug singt sie in ihrer kurzen Szene phänomenal, wie ein Naturereignis.


    Hunding – Gottlob Frick – 5
    (Siehe auch Solti.) Ein Genuss! Düster und bedrohlich, unter Verzicht auf vokalen Mummenschanz. Die Pianostellen sind fast noch besser als die lauten Abschnitte. Anfangs eher gutmütig – was seinem Naturell wohl auch eher entsprach. Doch nach Siegmunds Erzählung sehr bedrohlich. Erstaunlich finde ich die Lässigkeit, mit der Frick die rabenschwarzen Töne aus dem Ärmel schüttelte.


    Brünnhilde – Martha Mödl – 4,5
    Die manchmal beschriebenen Höhenprobleme (sie war ein echter Mezzo) sind in dieser Aufnahme eher hörbar als in der 1953er Aufnahme mit Furtwängler. Dennoch: Martha Mödl hat etwas Mythisches in ihrer Stimme, in ihrer Brünnhilde schwingt stets ein Stück Erda mit, das muss die genetische Verwandtschaft sein ... Man höre beispielsweise Siegmunds Todesverkündigung – und vor allem das Ende dieser Szene wegen des elementaren Ausbruchs. Auch der dritte Aufzug ist Genuss pur.


    Wotan – Ferdinand Frantz – 4
    (Siehe auch Furtwängler 1953) Frantz verlässt sich für meinen Geschmack etwas zu sehr auf sein imponierendes Stimmmaterial und bleibt bei der Gestaltung der Rolle eher eindimensional – man höre den Monolog im zweiten Aufzug. Zu laut gesungen, zu vordergründig angelegt. Die Bedeutung dieses Abschnitts als Peripetie der ganzen Tetralogie wird nicht hörbar. Auch Furtwängler bekommt im Gegensatz zur 1953er Aufnahme nicht ganz die notwendige Tiefe der Szene hin. Oder etwa das „Geh! Geh!“ zu Hunding (Ende 2. Aufzug): da wird hörbar, wie weit dieser Sänger doch von den Ausdrucksmöglichkeiten eines (beispielsweise) Hans Hotter entfernt ist. Doch wenn Frantz sein mächtiges Stimmorgan von der Leine lässt, klingt es schon imperial. Was für eine Stimme! Wem Material alles ist, wird damit mehr als zufrieden sein. In der Höhe schwingt sie aber nicht immer frei.


    Fricka – Margarete Klose – 3
    Diese Darstellung fand ich seltsam. Das war weder eine inquisitorisch zickende Gattin noch eine majestätisch-distinguiert-insultierte Göttin noch die immer wieder betrogene und darum leidende Ehefrau oder irgendetwas anderes – aber von allem etwas, ohne dass ein scharf profilierter Charakter entstünde. Und gegen diese Fricka zog Wotan den Kürzeren? Kaum zu glauben. - Dazu kommen störende Vokalverfärbungen zur dunklen Seite hin.


    Gesamtwertung: 30,5/7 = 4,36


    TQ: 3,5
    Stimmen und Orchester sind gut eingefangen! Besser als die Live-Mitschnitte der 1950er Jahre aus Bayreuth, Keilberth 1955 mal ausgenommen.


    Fazit:
    Furtwänglers Sicht auf die „Walküre“ in bestmöglicher Klangqualität! Wer Furtwänglers Gestaltungskunst am Beispiel von Wagners Werken erleben will, ohne gleich in einen ganzen Ring zu investieren, dem sei diese „Walküre“ empfohlen – und natürlich der berühmte „Tristan“ mit Suthaus und Flagstad. - Zum einen imponiert die organische Anlage der Wiedergabe der Musik durch den Dirigenten und zum anderen das sehr gute Ensemble. Leider fällt Fricka ein wenig heraus, aber ihre Partie ist ja kurz. – Ein besonderer Genuss dieser Aufnahme ist die dritte Szene des dritten Aufzuges, in der Brünnhilde und Wotan eine gute halbe Stunde alleine bestreiten. Ein Fest!

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose

  • Valery Gergiev, Mariinsky Orchestra: 4
    Gergiev gelingt hier ein wesentlich vielschichtigeres Dirigat als bei seiner Parsifal-Einspielung. Eine zurückhaltende, aber keineswegs spannungsarme Walküre, die trotzdem in wenigen Momenten mehr Mut zum Dramatischen gebrauchen könnte (z.B. bei den Hunding-Szenen im ersten Aufzug oder am Schluss der Oper). Ob man eine derart "verinnerlichte" Auslegung der Partitur allerdings auch ausserhalb einer Studioproduktion hinbekommt, scheint mir zumindest fraglich.



    Siegmund (Jonas Kaufmann): 4
    Sein dunkel timbrierter Tenor passt hervorragend zu dieser Rolle, die im ersten Aufzug allerdings noch etwas ruppiger angelegt sein könnte, um seine Wandlung zum (mit-)fühlendem Mensch im zweiten Aufzug klarer zu machen.
    Sieglinde (Anja Kampe): 4
    Hunding (Mikhail Petrenko): 3+
    Hunding ist in dieser Aufnahme nicht sehr präsent, was an Petrenkos Stimme aber auch an Gergievs Leitung liegt, die der Partie die Zähne zieht.
    Brünnhilde (Nina Stemme): 5
    Eine hervorragend gesungene Brünhilde!
    Wotan (René Pape): 5
    Allein schon die Passagen im zweiten Aufzug nach der Konfrontation mit Fricka sind überragend. Dermassen intensiv hört man die grüblerischen Passagen Wotens sonst nicht. René Pape ist in dieser Rolle einzigartig und unglaublich beeindruckend und berührend, ohne dabei in falsches Pathos zu verfallen.
    Fricka (Ekatarina Gubanova): 4



    Tonqualität: 5


    Eine Walküre, die man sich ohne Bedenken zulegen und genießen kann. Die ruhigere und in sich gekehrte Lesart Gergievs verträgt Wagner durchaus.

  • R. Wagner: Die Walküre - CD Hallé 2011



    Sir Mark Elder, Hallé Orchestra: 5 (Elder nimmt sich Zeit, schleppt aber auch nie, und bringt sehr viele Details zum Vorschein, die oftmals untergehen)


    Siegmund (Stig Andersen): 4,5 (schön lyrisch, aber auch mit der nötigen Kraft)
    Sieglinde (Yvonne Howard): 4,5
    Hunding (Clive Bayley): 5 (boshaft und teuflisch, grandioses Rollenporträt)
    Brünnhilde (Susan Bullock): 4,5
    Wotan (Egils Silins): 5 (phänomenale Darbietung)
    Fricka (Susan Bickley): 4,5


    Restbesetzung: (5) (wegen Überschreitung nicht gewertet)


    Gesamtwertung: 33 / 7 = 4,71


    Tonqualität: 5


    Der zur Zeit noch nicht ganz fertiggestellte Manchester-Ring ist eine willkommene und sehr begrüßenswerte Überraschung. Es muss hervorgehoben werden, dass ausnahmslos alle Mitwirkenden sehr wortdeutlich und akzentfrei singen. Insgesamt ganz ohne Frage eine der besten Aufnahmen der letzten Jahre.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • R. Wagner: Die Walküre - CD Testament 1955 (2. Zyklus)



    Joseph Keilberth, Orchester der Bayreuther Festspiele: 5+


    Siegmund (Ramón Vinay): 5
    Sieglinde (Astrid Varnay): 5
    Hunding (Josef Greindl): 5
    Brünnhilde (Martha Mödl): 5
    Wotan (Hans Hotter): 5
    Fricka (Georgine von Milinkovic): 5


    Restbesetzung: 5 (wegen Überschreitung nicht gewertet)


    Gesamtwertung: 35 / 7 = 5


    Tonqualität: 5


    Da ist sie, die "perfekte" "Walküre". Der 2. Zyklus aus Bayreuth 1955 ist noch besser als bereits der erste. Die Varnay ist als Sieglinde noch passender: autoritär und herrisch. Die wirkliche Überraschung natürlich die Mödl als jugendliche Brünnhilde. Die übrige Besetzung kann getrost als traumhaft bezeichnet werden. Das Dirigat das "Kapellmeisters" Keilberth bricht alle Rekorde. Tontechnisch sehr gut, sogar etwas besser als die andere Aufnahme des 1. Zyklus. (Als Zugabe gibt es sehr hörenswerte Ausschnitte aus dem "Tannhäuser" von 1955 mit Windgassen und Fischer-Dieskau unter Keilberth, ebenfalls in Stereo.)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões