Literarische Empfehlungen - was lese ich gerade

  • Da möchte ich aber auch mal eine Lanze brechen für Joseph Sheridan Le Fanu, der mir mehr gelegen hat als Lovecraft. Besonders sein "Uncle Silas" ist sehr empfehlenswert. Obwohl meines Erinnerns kein Dämon eine Rolle spielt ist dieses "locked-room"-Abenteuer auf jeden Fall eine Lektüre wert...

  • Tach,


    zuletzt gelesen: Thomas Pynchon "Gegen den Tag"



    Was für ein Buch ! Wild, wüst mit überbordender Phantasie. Die einzelnen Handlungstränge auseinander zu halten, die sich auf allen möglichen und unmöglichen Ebenen verstricken, scheint mir kaum möglich. Eine Inhaltsangabe klänge absurd. Es ist ein Abenteuerbuch, ein Horror- und Science Fiction - Roman, ein Wissenschaftroman (Riemanns Zeta-Funktion spielt eine Rolle), ein Wild-West-Roman und, und, und. 1600 Seiten Unterhaltung auf höchstem Nievau.


    Dicke Empfehlung für lange Winterabende !


    VG, Bernd


    P.S: Link mit Bestellmöglichkeit zu amazon


    [ama]349805306X[/ama]

  • Edwin danke, in die Belgier schau ich bei Gelegenheit mal rein. Den Namen „Willy Seidel“ habe ich auch noch nie gehört, mal merken! Und ja, Lovecraft hat vieles mit Ironie genommen — ich habe bei den erwähnten Stellen auch oft das Gefühl, daß nicht nur ich, sondern auch Lovecraft selbst manchmal dabei grinsen mußte!


    Blackadder, oh ja Uncle Silas ist absolut genialer “gothic suspense horror," wenn nicht überhaupt der beste Roman in diesem Genre überhaupt. Den kann ich auch nur empfehlen.


    Bernd ja mach mir nur den Mund wäßrig ... LOL. Wegen meines Seelenfriedens kann ich diesen Pynchon erst im Mai lesen, wenn ich meine Disputation hinter mir habe. Pynchon gehört zu den Autoren für meine Doktorarbeit, und ich habe nur alles aufgenommen, was bis Sommer 2006 veröffentlicht war. Wenn ich Against the Day jetzt läse, würde ich nur auf dumme Ideen kommen ... und meinem Professor die Arbeit noch mal kurz entreißen, für die er gerade das Gutachten schreibt ... LOL! Aber ich freu mich rasend auf die Lektüre, wenn es dann so weit ist.


    Medard, den de Man habe ich nicht vergessen, und mein Professor hat jetzt bei zwei Feedback-Durchgängen keinerlei Einwände erhoben zu diesem Kapitel. Wenn Du noch interessiert bist, extrahiere ich Dir das Kapitel gerne für ein PDF und schicke Dir dann eine PN mit einem Link!


    Grüße an alle,
    ^_^J.

  • Lieber Black Adder,

    Zitat


    Da möchte ich aber auch mal eine Lanze brechen für Joseph Sheridan Le Fanu, der mir mehr gelegen hat als Lovecraft. Besonders sein "Uncle Silas" ist sehr empfehlenswert. Obwohl meines Erinnerns kein Dämon eine Rolle spielt ist dieses "locked-room"-Abenteuer auf jeden Fall eine Lektüre wert...


    Aber das ist meiner Erinnerung nach eher Krimi. Ist eine Ewigkeit her, daß ich es gelesen habe. Ich erinnere mich an einen Roman "Carmilla", der eher in die Grusel-Richtung geht. Hat sich was getraut, der Le Fanu, immnerhin geht's da, shocking, um eine lesbische Vampirin. Und wo kann solch eine Geschichte nur spielen? - Klar. In Österreich. In der schönen Steiermark. Sozusagen von volkskundlicher Tiefenschau... :hahahaha:
    :hello:

    ...

  • Da ich keine literaturwissenschaftliche Ausbildung habe, sondern höchstens Geschmack, schreibe ich jetzt nicht, daß Lovecraft Mist ist. Ich schätze ja sogar trashigen Mist aus der Zeit (z.B. "She" von Rider Haggard oder die Professor Challenger-Geschichten von Doyle oder "Die Frau in Weiß").


    Ich habe einen Sammelband (auf englisch) gelesen, der einige der bekanntesten Geschichten enthält (u.a. Call of Cthulhu und Shadow over Innmouth? und auch die Farbe aus dem All und die Flüstermonster). Ich fand ein paar davon auch faszinierend. Aber noch bevor ich den Band durch hatte, war ich der beinahe immer gleichen plots müde und die letzte Geschichte dann auch weitgehend vorhersehbar, so daß kein Bedarf nach weiterem Stoff aus dieser Richtung bestand. Und daß immer kursiviert werden muß, wenn etwas besonders schrecklich ist, ist einfach albern (es würde auch nicht besser, wenn es ironisch gemeint wäre). Es gibt starke Elemente und einzelne fesselnde Plots, aber auch wirkliche Ausfälle. Die Cthulhu-Geschichte verliert m.E. wesentlich dadurch, daß das Glibber-Spaghetti-Monster am Ende tatsächlich auftaucht (und mit dem Schiff kollidiert)
    Ich bereue nicht, das gelesen zu haben, aber mir langt's. Ich fand's auch nicht direkt schlecht, aber angesichts des kultigen Rufs, den Lovecraft genießt, enttäuschend.


    Empfehlen würde ich dagegen ebenfalls die klassischen Geistergeschichten von M.R. James; die haben auch eine wirkliche, nicht nur erfundene kulturgeschichtliche Tiefe. Und er versteht es meisterhaft, genau die Information, die Lovecraft zu viel liefert (wie der Auftritt der elastischen Qualle Cthulhu) auszusparen oder bloß anzudeuten, um so das Grauen zu steigern.


    Nachtrag zum posting noch weiter oben: McEwans Atonement ist wirklich grandios, eines der fesselndsten und bewegendsten Bücher, die ich in den letzen Jahren gelesen habe. Er hält zwar nicht ganz durch, der bewußt langatmige erste Teil ist m.E. der beste, das Ende nur bedingt zufriedenstellend, aber ingesamt außerordentlich.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Lieber Johannes,

    Zitat

    Die Cthulhu-Geschichte verliert m.E. wesentlich dadurch, daß das Glibber-Spaghetti-Monster am Ende tatsächlich auftaucht (und mit dem Schiff kollidiert)


    Genau das empfinde ich auch als die Schwäche Lovecrafts: Daß er seine Monster tatsächlich auftreten läßt und sie zwangsläufig beschreibt. Andererseits habe ich nichts gegen seine Wiederholungen. Es sind Bausteine eines Mythos', insoferne ist die Wiederholung logisch.


    M. R. James ist natürlich auch stilistisch der überlegene Autor, er ist wesentlich subtiler und seine Beschreibungen bleiben diffus genug, daß man sich das Grauen selbst ausmalt - was natürlich umso besser wirkt, als man nicht auf ein vorgegebenes Schreckgespenst fixiert wird.
    Übrigens gibt es da auch einen sehr lesenswerten Polen namens Stefan Grabinski, der glänzend schreibt und eine enorme Bandbreite des Unheimlichen entwickelt, ohne zu konkret zu werden.


    :hello:

    ...

  • Ich vertiefe mich derzeit in die Lektüre von:



    Schwere Kost, aber ein Standardwerk, daß ich mal gelesen haben sollte!


    Viele Grüße,
    Pius.


  • Hallo, miteinander!


    In dieser Hinsicht - was die Abstraktion des konkreten Grauens anbelangt - ist wohl Guy de Maupassant mit seiner Tagebuchgeschichte "Der Horla" unerreicht.


    Oder würdet Ihr diesen recht berühmten Text ohnehin nicht dem gleichen Genre zuordnen?


    Bester Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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  • Ich lese gerade Auszüge aus einem Buch, das am 12.3. im Piper Verlag erscheinen wird:

    Thomas de Padova Das Weltgeheimnis-Kepler, Galilei und die Vermessung des Himmels,


    Hier die Vorankündigung des Verlags zum Internationalen Jahr der Astronomie 2009:


    "Vor 400 Jahren revolutionierten Kepler und Galilei das Weltwissen


    Die Vermessung des Himmels: 1609 baut Galileo Galilei in Padua ein Teleskop, er entdeckt neue Gestirne, Gebirge auf dem Mond und dass sich unmöglich Alles um dei Erde drehen kann.
    Im selben Sommer veröffentlicht Johannes Kepler seine Planetengesetze und begründet die neue Himmelsphysik.
    Thomas de Padova, Physiker und Wissenschaftsjournalist, zeigt diese Epochenwende in ganz neuem Licht. Glänzend geschreiben und gestützt auf ihren kaum beachteten, spannenden Briefwechsel, erzählt er erstmals die ungleiche Beziehung der beiden so unterschiedlichen Forscher: Galilei im künstlerischen Umfeld aufgewachsen, bastelt und experimentiert.
    Dem studierten Theoogen Kepler dagegen geht es um den grossen Weltentwurf.
    Gleichzeitig, doch jeder auf seine Art, greifen sie nach den Sternen."

  • Böse, böse Fairy Queen! :D :boese2: :hello:


    Soeben ging eine Vorbestellung bei Amazon von mir ein für:


    Thomas de Padova: Das Weltgeheimnis-Kepler, Galilei und die Vermessung des Himmels.


    Ausserdem habe ich mir auf Empfehlung im Tamino-Forum ( da weiß ich gar nicht mehr, wer der "Übeltäter" war) in letzter Zeit folgende Bücher gekauft, teilweise auch schon begeistert gelesen:





    [ama]3458347445[/ama]


    [ama]353418758X[/ama]


    [ama]3431037550[/ama]


    Alle Tamino-Mitglieder arbeitet also heftig daran, dass ich bald Konkurs anmelden muss. :D :untertauch: :hello:

  • Liebe Erna, ich bin nicht böse, sondern eine echte italiensiche Schwester, der Famiienbande eben über alles gehen. :angel:
    Freu mich serh, dass Du gleich eine Bestellung gemacht hast! :]
    Aber du wirst nciht nettäuscht sein, ich habe Einiges aus den Druckfahnen mit Begeisterung verschlingen können/dürfen und sogar Alles verstanden, obschon ich totale physikalische Nichtschwimmerin bin!


    Wissenschaft auf hohem Niveau aber allgemeinverständlch erklärt- das ist m.E. die ganz grosse Begabung meines Bruders.


    Es gibt auch einen Abschnitt zur Musik, denn Galileos Vater war ein seinerzeit berühmter Komponist.
    Die überraschenden Schlüsse, die mein Bruder nach jahrelangen Reisen und Recherchen an den vielen Orte wo Kepler und Galileo gelebt und gewirkt haben und besonders aus ihrem langjährigen Briefwechsel zieht, passen so gar nciht zu einem überlieferten "populären" Galileo-Bild und ich fand das, die so komplett unterschiedlichen Charaktere und die grosse Aufwertung Keplers ganz besonders spannend.
    Fairy Queen


  • Ein Weihnachtsgeschenk für meinen Vater, das ich mir einfach mal
    ausgeliehen hatte... Ein Buch über den Verlust einer Tochter und
    ein Buch über die Goldbergvariationen. Zu jeder Variation wird
    ein Schwank aus dem Leben der Tochter erzählt. Der Roman
    ist sehr distanziert geschrieben; die Personen bleiben bei "der Mutter",
    "der Tochter" und "der Vater". Ich habe nur die Teile gelesen,
    dass muss ich zugeben, die sich auf die Musik bezogen.
    Man erlebt, wie sich eine Pianisten Stück für Stück, Variation
    für Variation, erarbeitet, und sich dabei freut oder leidet.
    Komischerweise findet sie einige der Kanons trocken und
    reizlos, während Sie es angenehm findet, sich bei den virtuosen
    Stücken einfach nur auf die Fingerakrobatik und weniger auf
    die harmonische Struktur konzentrieren zu müssen.




    Lese ich gerade an, aber es fasziniert mich schon jetzt. Die Sprache
    von Bernhard ist genial. Er ist für mich der Bach der Literatur.
    Jedes Wort sitzt und Struktur scheint sehr wichtig zu sein.
    Eine schönes Bernhardsetting: Der Erzähler bekommt den
    Auftrag einen Maler, der sich in einem Wald, der in einem
    abgeschiedenen Tal liegt, herumtreibt, zu beobachten.
    Und zwar im Auftrage des Bruder des Malers, der tagsüber
    als Chirurg "Menschen die Beine abschneidet"
    und der, na klar, seinen Bruder zutiefst verabscheut...


    :hello:

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Heute habe ich mit den drei "Euthanasia"-Gesprächen von Wieland (ein sehr herbstlich mildes Alterswerk) die Lektüre des Gesamtwerks von Wieland (soweit er selbst es in der Ausgabe letzter Hand versammelt hat) abgeschlossen. Ein Leseprojekt, das mich über ein Jahr beschäftigt hat.


    Mit dem Erfolg, dass ich sofort wieder von vorne anfange (allerdings unter Auslassung der Abderiten).


    Aus dem 18. Jahrhundert grüßt
    Flo

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Hallo zusammen,


    schon länger lese ich auf Englisch an George R. R. Martins Buch 1 des Zyklus "Song of Ice and Fire":



    Sicher keine "Weltliteratur", aber macht mir Spass zu lesen - gerne fände ich mehr Zeit dazu.


    Aber dann habe ich zu Weihnachten noch Thomas Quasthoffs Autobiografie geschenkt bekommen:



    Eigentlich hatte ich mich zuvor mehr für Komponisten-Biografien begeistert und war zuerst ein wenig enttäuscht. Je weiter ich jedoch las umso vergnüglicher fand ich das Buch und ich konnte mehrfach herzhaft lachen. Also habe ich das Buch jetzt bald ausgelesen.
    Zu einigen der schlechteren Rezensionen bei Amazon, die ich gerade gelesen habe, kann ich nur sagen, dass man nur schwer eine Autobiografie findet, bei der die behandelte Person sich dann selbst nicht ins "gute Licht rückt". Mich stört dies nicht - und einige selbstkritische Töne gibt es sehr wohl in diesem Buch. Außerdem viele interessante Anekdoten und Meinungsäußerungen sehr kurzweilig geschrieben.


    Viele Grüße
    Frank

    From harmony, from heavenly harmony
    this universal frame began.

  • Heut Nacht werde ich endlich (nach längerer Pause) die Memoiren des ehemaligen New Yorker Met-Intendanten (1949-1972) Rudolf Bing fertiglesen.


    Ein kurzweiliges, spannendes, hochinformatives, mitunter recht geschmackvoll humorvoll geschriebenes Buch. Nicht nur für Opernfreunde empfehlenswert - und dennoch hinterlässt dieses Buch aufgrund einiger meiner Meinung nach zweifelhafter Äusserungen Bings einen zwispältigen Eindruck...


    Erinnert bisweilen an Kafkas Zirkusdirektor, der seine Künstler gleichsam verheizt und um sie rührend besorgt ist... (Kafka: "Auf der Galerie")


    ich rate zum Gebrauchtkauf (ob das Buch jemals wieder regulär am deutschen Markt erscheint, erscheint mir eh unwahrscheinlich)



    Oh... habe gerade von seinem traurigen weiteren Lebensweg gelesen...


    http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Bing


  • Diesmal "lese" ich diesen grandiosen Roman als Hörbuch.



    »Es finden sich Räume in diesem Buch, Kapitel also, die
    kein empfindender Leser ohne schweres Herzklopfen verlassen
    wird, dankbar dem, der ihm dieses Herzklopfen
    abzwang.« Arnold Zweig


    »Feuchtwanger macht süchtig.« SZ


    Akute Sucht- & Ansteckungsgefahr ...


    Liebe Grüße Peter

  • Ich habs gerade gestern zu Ende gehört und bin begeistert- bis auf das Ende. Irgendwie hat die Spannung der geschcihte erheblich nachgelssen, als es nciht mehr um konkrete Personen und deren Geschçichte sondern vielmehr um Geschichte ging.
    Besonders hat mich die subtile aber doch karikaturistisch harte Beschreibung der Personen bei Feuchtwanger beeindruckt- das erinnerte mich an bisschen an iene Art bayrischen Flaubert....
    Nun hab ich in meinem nagelneu geschenkten IPod Glattauers "Gut gegen Nordwind"- auch als Hörbuch serh spannend!


    Die nächste Metrotour in 20 Minuten ist wieder gerettet :]


    F.Q.

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  • Hurra, auch ich lese nun das neu erschienene Buch aus dem Nachlass von Thomas Bernhard. Hätte ich nicht gedacht, dass ich nochmal eine Erstauflage von einem wirklich wichtigen Bernhard-Buch im Buchladen kaufen kann.


    Thomas Bernhard: Meine Preise. [Suhrkamp], Frankfurt am Main, 2009



    Dafür (ungefähr) Zweitausendundneun Jubelfritzen


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  • Hallo.


    Habe auch "Meine Preise" zu lesen begonnen. Der Vorabdruck in der FAZ hatte mich neugierig gemacht. Und auch ich bin froh, eine Bernhard-Erstausgabe erworben zu haben.
    Allerdings empfinde ich das Buch bislang nicht als sein eben stärkstes. Es hat meines Erachtens den Vor- und Nachteil, leichter zu konsumieren zu sein als andere Bernhard-Bücher. Da ist zwar auch der kaum ein Luftholen gestattende Wortstrom, aber die Distanz zu übrigen Welt, der Weltverdruss ist hier in eine weniger starke Ironie geformt. Nun verlange ich von Bernhard nicht, dass er permanent an der Menschheit verzweifelt, aber manchmal habe ich schon das Gefühl, etwas eigentlich Belanglosem beizuwohnen. Dafür entschädigt dann wieder eine Leichtigkeit, die ich bei ihm sonst nicht vermutet hätte.
    Aber vielleicht ändert sich der Eindruck noch; ich bin ja gerade erst zum Österreichischem Staatspreis für Literatur ("...ich muss sofort sagen, daß es sich um den sogenannten Kleinen Staatspreis handelte...") vorgedrungen.


    Ansonsten habe ich gestern Abend den allseits beworbenen neuen Kehlmann mit dem Titel "Ruhm" gelesen. Bin auch hier zwiespältig. Die Sprache ist für mein Empfinden größtenteils sehr schmucklos. Die einzelnen Geschichten (es handelt sich ja um einen Roman in neun Geschichten) sind für sich genommen ebenfalls nichts Außergewöhnliches (wenn ich beispielsweise eine kafkaeske Situation mit einem Deutschen in einem fremden Land lesen will, dann lieber "1979" von Kracht), aber der Gesamtklang ist dann doch etwas Besonderes. Die Geschichten sind verknüpft; Hauptpersonen in der einen werden Nebenpersonen in der anderen. Dies zusammenzupuzzeln ist dann wieder reizvoll. Da steckt dann wohl doch mehr dahinter, als das erste Lesen vermuten ließ. Also noch mal anfangen.


    :hello:


    Gruß, Ekkehard.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Da ich viel mit dem Auto und mit ÖPNV unterwegs bin, stehen bei mir Hörbücher obenan. Im Moment bin ich begeisterter Hörer von


    Alexandre Dumas: Kapitän Pamphile



    Wenn man irgendwelche Erwartungen hinsichtlich des Autors hat, so wird man auf das Angenehmste enttäuscht. Ich stecke noch mitten in der Geschichte um die Schildkröte "Gazelle" ... eigentlich muss man sich nur beides genüsslich auf der Zunge zergehen lassen ...


    Apropos auf der Zunge zergehen lassen. Dieses bemerkenswerte Tier wird zu Beginn vom Erzähler (Franzose!) aus den Händen eines Engländers gerettet, der das Tier zugegebenermaßen im Suppentopf landen lassen will. Da wird in stillem Einverständnis mit der Besitzerin des Ladens die Schildkröte als Vorbestellung ausgegeben und vor dem Kochtopf bewahrt. Als der Engländer nach dem Bekenntnis, er wolle sich umbringen und die Schildkrötensuppe hätte noch die letzte Verfeinerung seines Abschieds vom Leben sein sollen, sich eilends entfernt und auch vom nachstürzenden Erzähler nicht mehr erreicht werden kann, nimmt das vergnügliche benteuer seinen (für eine Schildkröte höchst behenden) Lauf, von dem ich nichts weiter erzählen möchte, als nur: Gleich sitze ich wieder in meinem Auto und höre eine Viertelstunde weiter ... Und ich freue mich schon auf den abendlichen Heimweg ...


    Liebe Grüße Peter

  • Eigentlich lese ich es nicht, sondern höre es, bzw lasse mir vorlesen, auf allen meinen Wegen und entdecke dadurch einmal mehr neue Facetten an diesem Lieblingswerk unseres grossen Dichterfürsten:


    J.W. von Goethe: Die Wahlverwandtschaften



    Einfach umwerfend geschreiben, eine psychologisch so fein ausgelotete und hochspannende Geschichte- ich werde wohl niemals genug davon haben- auch nach der 10. Lektüre nicht!


    Das wäre auch mal ein Diskussionsstoff nach der Ligeia. :yes:


    F.Q.

  • Hallo!


    Bekanntlicherweise habe ich eingies von Poe gelesen in letzter Zeit (Ligeia, Die Morde in der Rue Morgue, einige Gedichte (u.a. Der Rabe, Al Aaraaf)).


    Zudem habe ich gestern fertiggelesen:



    Mit dem Lesen alleine ist es aber noch nicht getan...


    Heute habe ich angefangen mit:



    Viele Grüße,
    Pius.

  • Nachdem ich mich mit dem düsteren Nibelungenlied beschäftigte, für das nächste halbe Jahr nun das zweite der drei großen Epen, die bis heute noch ihresgleichen suchen (das dritte ist Wolfram von Eschenbachs Parzival). In die Welt von "Tristan und Isolde" bin ich von Karl Bertau eingeführt worden, mit Freude und Spannung nehme ich das Werk wieder in die Hände. Begleitet wird meine Lektüre des mhd. Textes von Christian Huber und Thomas Tomasek



    Im gesellschaftlich skandalösen Reich der von Gottfried positiv gesehenen Minneverstrickung, der von Leidfreude bestimmten Liebespassion findet man etwa Blanscheflurs Skrupel


    mîn tumber meisterlôser muot
    der ist, der mir dâ leide tuot,
    der ist, der mînen schaden wil.
    er wil und wil joch al ze vil,
    des er niht wellen solte,
    ob er bedenken wolte,
    was vuoge waere und êre


    die sie mit den folgenden Worten überwindet


    nune siht aber er niht mêre
    niwan sîn selbes willen an
    an disem daeligen man,
    an den er in sô kurzer vrist
    sô rehte gâr gevallen ist.


    Und so grüßt sie ihn heimlich mit zärtlichen Blicken, wann immer es der Anstand erlaubt. Es finden sich die Eltern Tristans ...


    Liebe Grüße Peter

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