Literarische Empfehlungen - was lese ich gerade

  • Lieber Helmut Hofmann,


    es war genauso gemeint, wie ich es geschrieben habe: es ist nicht auf Dich und Deinen Beitrag bezogen. Vielleicht hätte ich besser einen neuen Beitrag verfasst, um das ohne diese Einleitung auch nur in die Nähe eines Zusammenhangs zu bringen.


    Zu Deiner Ausführung:

    Deine Erläuterung zum Sachverhalt, vor dessen Hintergrund Du urteilst, ist prima und interessant. Sie ist für mich (nur für mich in diesem Fall) allerdings gar nicht erforderlich, um das Kurzurteil zu unterfüttern oder zu rechtfertigen.

    Mir - und allen anderen Lesern - könnte es ja auch schlicht wurscht sein, warum Du das Buch flach findest. Und bei Interesse an einer Begründung kann doch jeder nachfragen, wie Du dazu kommst. Das kannst Du dann beantworten oder auch nicht, je nach Lust und Laune. Ich bin am Wort "flach" übrigens gar nicht hängengeblieben.


    ==> Einschub zu Mahler: BR Klassik bringt jetzt Lieder mit Hampson und Bernstein (18:35).


    Hau raus', sage was, urteile - es ficht mich nicht an. Und ich will es gerne wissen. :)


    Deine Ausführung erscheint mir ein bisschen wie eine Rechtfertigung. Das meine ich nicht als Kritik, sondern als Wahrnehmung. Vielleicht auch eine Folge der vielen Auseinandersetzungen? Bloß niemandem zu nahe treten?


    Ich freue mich, von Dir zu lesen, auch, nochmals, Kritik, Wertung, Subjektives.


    Entspannte Grüße

    Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • [...] Jedenfalls habe ich jetzt den Entschluss gefasst, niemals wieder zu dem Beitrag eines Taminos in irgendeiner Weise kritisch positiv oder negativ Stellung zu nehmen.

    Ich lese ihn, denke mir mein Teil und schweige.


    Lieber Helmut Hofmann,


    das verstehe ich jetzt nicht. Es macht doch gerade ein Forum aus, über die eingestellten Beiträge zu diskutieren. Sowohl positive als auch negative Stellungnahmen sollten erwünscht sein, wenn sie begründet werden. Jeder liest oder hört doch anders, weil er andere Vorlieben, eine andere Prägung, einen anderen Hintergrund hat. So wie du aktuell in Bezug auf deine intensive Beschäftigung mit Gustav Mahler. Der entscheidende Punkt ist doch, wie man dazu etwas schreibt. Es sollte nicht persönlich werden und in eine Kontroverse ausarten.


    Viele Grüße

    Novalis

  • Jedenfalls habe ich jetzt den Entschluss gefasst, niemals wieder zu dem Beitrag eines Taminos in irgendeiner Weise kritisch positiv oder negativ Stellung zu nehmen.

    Ich lese ihn, denke mir mein Teil und schweige.

    Lieber Helmut Hofmann


    ich habe von Dir schon häufiger gelesen, dass Du Dich aus diversen Diskussionen zurückziehen möchtest. Normalerweise sage ich zu diesem Thema wenig, aber persönlich würde ich diesen Rückzug an allen Stellen, wo ich bisher Deine Beiträge gelesen habe, als deutlichen Verlust empfinden.


    Wir sind hier in einem Forum und nicht ein Jubelchor. Jede Diskussion lebt davon, dass die verschiedenen Mitglieder verschiedene Meinungen haben. Es gehört meines Erachtens zu einer Diskussionskultur, dass man aushalten kann, dass es Mitglieder gibt, die anders denken. Entscheidend ist doch nur, dass man kooperativ diskutiert.


    Ich habe Dich immer als einen solchen Diskussuionspartner erfahren, auch wenn natürlich notwendigerweise das Wissen an manchen Stellen etwas ungleich verteilt ist ;). Du hattest bisher immer das Interesse, Dich mitzuteilen und keinen aufgrund einer anderen Meinung zu verurteilen. Deine Beiträge kommen für mich nahe an eine Idealvorstellung von dem heran, was ich selber gerne können würde.


    Es gibt auf youtube eine Diskussion zwischen Marcel Reich-Ranicki und Joachim Kaiser, die beide unterschiedliche Meinungen über die Bedeutung von Texten bei Opern äußern, aber auf eine solche intelligente Art und Weise, dass jeder Zuschauer davon profitieren kann. Obwohl das Thema nicht einmal mein wichtigstes ist, habe ich mir die Diskussion angehört und war angeregt.



    Das sollte doch auch hier in unserem Kreis möglich sein. Wenn ich nur mit Leuten sprechen wollte, die meine Meinung haben, ginge ich in eine Echokammer.;(


    Das ist jetzt das einzige Mal, dass ich dazu etwas sagen werde. Ich würde mich sehr freuen, wenn es Deine Zeit ermöglichen würde, Dich hier weiter zu beteiligen.

  • Der entscheidende Punkt ist doch, wie man dazu etwas schreibt. Es sollte nicht persönlich werden und in eine Kontroverse ausarten.

    Wohltuend, dieser Austausch über die Art und Weise, wie gegensätzliche Meinungen wertschätzend zu besprechen sind und strittige Themen angesprochen werden, ohne zu verletzen. Oft ist ein Schlüssel "persönlich sein, aber nicht persönlich werden". Wie schwer das ist, zeigen im Forum exemplarisch die schwer verdaulichen Auseinandersetzungen über Operninszenierungen. Mich erschrecken ideologisch zugespitzte Urteile in Geschmacksfragen, oft gepaart mit kulturpessimistischem Rundumschlag. Ein Kulurforum braucht Diskussion, die auch kontrovers werden kann, vorausgesetzt, die Debattenkultur verhindert das Abgleiten in Polemik und Streit.

  • Da bedanke ich mich mal herzlich für die bisherigen Empfehlungen !

    Ich habe bisher von A. Ross, The Rest is noise, derzeit ca.80 Seiten gelesen. Bisher geht mir der ansatzweise Plauderstil nicht auf den Keks, ich mag`s wenn es anschaulich zugeht-


    Von der Existenz des Buches wusste ich schon einige Zeit. Habe eben auch noch ein paar Bücher "auf Halde".


    Oder hat vielleicht einer das Buch unzufrieden weggelegt ? Ein Grund ? :pfeif:

  • Da bedanke ich mich mal herzlich für die bisherigen Empfehlungen !

    Ich habe bisher von A. Ross, The Rest is noise, derzeit ca.80 Seiten gelesen. Bisher geht mir der ansatzweise Plauderstil nicht auf den Keks, ich mag`s wenn es anschaulich zugeht-

    Ich habe den Ross vor gut 3 Jahren zu Weihnachten erhalten und bin immer noch nicht durch. Es ist nicht ununterhaltsam, aber man merkt dem Buch im Verlauf recht deutlich an, dass es auf einzelnen Kolumnen Ross' basiert. Zusammen mit Ross' Präferenzen und einigen Punkten, die man fast nur als amerikanische Klischees über Europa zwischen den späten 19. Jhd. und dem 2. Weltkrieg und besonders auch über die "unpopulär-elitären" Teile der Avantgarde sehen kann, wirkt es daher insgesamt etwas flach. (Wie vor Jahren mal ein erboster Rezensent, evtl. über Illies' "Generation Golf" schrieb "thesen- und theoriefrei"....) Die Theoriearmut und der Anthologiecharakter hat natürlich auch Vorteile. Man kann sich im Grunde rauspicken, was einen interessiert und erhält normalerweise einigermaßen Lesenswertes.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat von Damiro

    Oder hat vielleicht einer das Buch unzufrieden weggelegt ? Ein Grund ? :pfeif:

    Keineswegs, ich lese da immer wieder darin und gerne!

    Ich mag auch den Schreibstiel von Ross sehr gerne, aber wie wiederholt gesagt wir, jedem das seine! Und jeder wie er's mag!:love:


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Zitat von astewes

    ich habe von Dir schon häufiger gelesen, dass Du Dich aus diversen Diskussionen zurückziehen möchtest. Normalerweise sage ich zu diesem Thema wenig, aber persönlich würde ich diesen Rückzug an allen Stellen, wo ich bisher Deine Beiträge gelesen habe, als deutlichen Verlust empfinden.

    Das sehe ich genauso lieber astewes!


    Zitat von Helmut Hofmann

    ........

    Lieber H.Hofmann, du weisst wie sehr ich deine Meinung schätze, also nicht zurückziehen, wir leben von der Disskussion und den verschiedenen Meinungen. Wie du lesen konntest habe ich deinen Rat befolgt! :jubel:

    Auch bei mir mangelt es nicht an Büchern über Mahler!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Vielleicht sind es keine typisch amerikanischen Klischees. Aber es ist ein Kolumnenstil, der an bestimmte Vorstellungen vermutlich des typischen "New Yorker"-Lesers, oder wo auch immer die Urversion von Ross' Texten erschienen ist, anknüpft.

    Ein Zitat aus der ersten Seite (Vorwort) gibt vielleicht einen Eindruck.

    "In Wien besuchte [Gershwin] Alban Berg, dessen blutgetränkte, dissonante, dunkel-erhabene Oper Wozzeck drei Jahre zuvor in Berlin uraufgeführt worden war. Zur Begrüßung seines amerikanischen Gastes ließ Berg ein Streichquartett seine Lyrische Suite spielen, worin der Wiener Lyrismus so auf die Spitze getrieben wird, dass er wie ein gefährliches Narkotikum wirkt."


    (Manchen würden weniger höfliche Charakterisierungen dieses Stils als "Klischees" einfallen, fürchte ich...)

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

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  • Wie ich Ross` Schreibstil empfinde, erinnert mich etwas an meine eigenen Schreibereien, früher und vielleicht auch heute, jedenfalls manchmal. Fern jeglicher Bildung über Journalistik und Schriftstellung, bin ich doch ein Freund der gedruckten, mehr oder weniger anschaulichen Begrifflichkeiten, Bilder und Geschichten geworden. Die schüren dann meine Erwartungen an den allernächsten Moment i.S. eines Knalleffektes, dessen Nachhall mir dann doch noch auf der Zunge zergehen soll... Wie es Gershwin danach erging, bleibt ja ohnehin im Dunkel.


    Kurzum:

    es muss danach irgendwie flott weitergehen und dieser Rhythmus scheint Ross geläufig zu sein. Also lese ich erstmal weiter...


    Und vielen Dank an die befassten Forumsfreunde ! :hello:

  • Wenn ich Dich recht verstehe Johannes Roehl hast Du eher Mühe mit dem feuilletonistischen Schreibstil, als mit bestimmten Thesen des Autors?

  • ...ich finde, man kann dieses Buch durchaus weiterempfehlen, lieber Damiro.

    Es ist doch höchst interessant zu wissen, was links und rechts einzelner Kompositionen passierte.

    Welche politische Konflikte oder gesellschaftliche Zusammenhänge Werke einiger Komponisten zustande brachten, oder ganz Banales, wer auf wessen Premiere war.

    Zugegeben, es ließt sich nicht ganz einfach, aber die ganzen Informationen möchte ich nicht missen.

    Und ja, auch das Buchcover hätte man schöner gestalten können. Es erinnert doch stark an ein Physik oder Mathematik Buch.

  • Ich glaube, vor längerer Zeit hat sich Kurzstückmeister schon mal zu dem Buch geäußert (und sich daran gestört, dass Ross eben für die "Nichtavantgarde" trommelt). Ich bin ehrlich gesagt zu träge, inhaltlich offensichtlicher problematische Stellen herauszusuchen.

    Aber das hängt natürlich zusammen. Es ist eben ein auf lockeren Kolumnen basierendes Buch, dass dazu noch eine Art Werbung für Musik des 20. Jhds. beim "Normalo" (zwar eher nicht raphörendem Jugendlichen, aber eben amerikanischen Mittelklasseleser) sein soll, höchstens sekundär musikhistorisches oder -wissenschaftliches. Das ist ja auch völlig o.k. Nur sollte man eben nicht zu viel erwarten. Mir gingen zunehmend mehr seiner blumigen Oberflächlichkeiten (für die die zwei oben zitierten Sätze symptomatisch sind) auf die Nerven, so dass ich nach drei Jahren mit vielen Unterbrechungen immer noch auf S. 472 der dt. Paperbackausgabe stecke und noch nicht durch bin.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
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    (Bob Dylan)

  • Hat sich denn schon einer der Disputanten an das neueste Opus von Alex Ross gewagt, in der deutschen Ausgabe unter dem Titel "Die Welt nach Wagner" erschienen? Ein gewaltiger Ziegel, mit seinen fast 1.000 Seiten, und ein ordentliches Stück Arbeit.

  • Hat sich denn schon einer der Disputanten an das neueste Opus von Alex Ross gewagt, in der deutschen Ausgabe unter dem Titel "Die Welt nach Wagner" erschienen? Ein gewaltiger Ziegel, mit seinen fast 1.000 Seiten, und ein ordentliches Stück Arbeit.

    Lieber udohasso, bin noch bei Alex Ross Listen to This-Über Musik und dann kommt >Guy Wagner Die Heimkehr!< Und dann ......


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Hat sich denn schon einer der Disputanten an das neueste Opus von Alex Ross gewagt, in der deutschen Ausgabe unter dem Titel "Die Welt nach Wagner" erschienen? Ein gewaltiger Ziegel, mit seinen fast 1.000 Seiten, und ein ordentliches Stück Arbeit.

    Ich habe es zu Weihnachten als Geschenk bekommen, und es steht für März auf dem Programm. Schwerpunkt dieses Jahr meiner Wagner-Beschäftigung ist ansonsten dieses Jahr „Tristan“, (hoffentlich) gekrönt mit der Aufführung im Oktober in Füssen.

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • bin noch bei Alex Ross

    ...und Du wirst noch lange bei ihm bleiben, wenn Du Dich durch das ganze Ross-Gebirge liest


    ^^


    Außerdem hast Du Dich für die Originalsprache entschieden, wenn ich Deinen Beitrag richtig lese Fiesco?

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  • Ich muss es gestehen: ich bin ein Bewunderer von Roger Willemsen.


    Diese Glossen, die in dem Sammelband Unverkäufliche Muster vereinigt sind und für den Tag geschrieben wurden, sind ein Lesevergnügen. Bissig, spöttisch, nah am Gegenstand, der beschrieben wird, mit Sprachwitz, das Denken anregend.


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Zitat

    moderato: Ich muss es gestehen: ich bin ein Bewunderer von Roger Willemsen.

    Lieber moderato,

    ein sympathisches „Geständnis“, obgleich es da ja kaum etwas zu gestehen gibt. Roger Willemsen: Ein scharfer Geist, offen für die Welt mit kindlich anmutender Neugier, und einem beneidenswerten Sprachvermögen, zudem ein guter Beobachter (zu sehen an seiner Betrachtung der Parlamentsarbeit). Den Band, den Du gerade liest, habe ich noch nicht, er wandert bei einer meiner nächsten Bestellungen mit in den Korb. Ich las kürzlich einen etwas weniger bissigen, aber beachtenswerten Essay über unsere Gegenwart, hier muss ich gestehen, er rührt mich in einigen Formulierungen zutiefst.



    herzlichen Grüße zum Wochenende wünscht

    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Lieber JLang


    Roger Willemsen (1955-2016) kann auf die Nerven gehen, wenn man ihm nicht gewachsen ist: Ein Intellektueller mit spitzer Feder.


    Er hat die seltene Gabe Verstand mit Herz zu verbinden. Wort und Emotion. Ich kenne niemanden, ausser Eugen Drewermann, der druckreif spricht wie er. Stets war er der Welt und den Menschen zugewandt.


    Ich habe jede gedruckte Zeile in meinem Besitz, derer ich von Roger Willemsen habhaft werden konnte. Der von dir erwähnte Essayband, Fragment geblieben, ist von ihm in die Zukunft gedacht, und erreicht uns jetzt. Sein kritischer, hinterfragender Geist fehlt uns.


    Er war übrigens ein grosser Kenner, es fällt mir kein passenderer Ausdruck ein, Liebender der Musik.


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Zitat

    moderato: Ich habe jede gedruckte Zeile in meinem Besitz, derer ich von Roger Willemsen (1955-2016) habhaft werden konnte.

    Lieber moderato,

    das ist ein Ziel, das ich auch gern umsetzen würde, weil man aus all seinen Zeilen so viel gewinnen kann. Ja, ein Liebender der Musik, das ist sehr treffend formuliert, er begegnete ihr mit ebenso viel Offenheit und Wissen, aber auch Wissen wollen. Der von Dir genannte Band ist in vielerlei Hinsicht ein wahres Geschenk! Ein Genuss!


    Es grüßt herzlich

    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Anlass Die Brüder Karamasow erneut zu lesen, ist ein Interview, das Eugen Drewermann dem Schweizer Fernsehen gab. Man findet es auf You Tube. Es gibt in diesem Gespräch einen bemerkenswert Moment, als Eugen Drewermann über dieses Werk und die Bedeutung, die es für ihn hat, spricht. Er wird sehr emotional und man spürt, wie wichtig Dostojewskij für ihn ist.

    Eugen Drewermann halte ich für einen der klügsten Köpfe, die gegenwärtig auf dem Erdkreis wandeln. Ich habe mir in der letzten Zeit zahllose Diskussionen mit diesem bemerkenswerten Universalgelehrten bei YouTube angesehen. Ich könnte ihm stundenlang zuhören. An anderer Stelle las ich, dass er druckreif spreche. Das trifft es. Ein solch gewählter Tonfall, der trotzdem nie abgehoben daherkommt, sondern trotz aller Eloquenz auch dem Laien verständlich formuliert ist, das nötigt mir viel Respekt ab. Ich bezweifle, dass es unter den Amtsträgern der katholischen Kirche viele solch geistreiche Zeitgenossen gibt, die Drewermann intellektuell das Wasser reichen können. Er ist vor allem auch immer menschlich geblieben, war nie ein Bilderstürmer, sondern ehrlich bestrebt, die Kirche von innen heraus zu reformieren, keine Revolution anzuzetteln. Leider musste auch er am Ende erkennen, dass sie wohl nicht reformierbar ist; daher auch sein für ihn sicherlich schmerzlicher Kirchenaustritt, den er selbst nach seiner Erklärung zur persona non grata sehr lange hinausgezögert hat. Es sei mir ein kleiner, etwas themenfremder Verweis auf eine besonders spannende Diskussion aus dem Jahre 2010 gestattet, wo Drewermann u. a. mit seinem langjährigen theologischen Gegenspieler Klaus Berger über die Sinnhaftigkeit des Zölibats debattiert. Sowohl Berger als auch Moderator Volker Panzer sind 2020 leider von uns gegangen.


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Eugen Drewermann halte ich für einen der klügsten Köpfe, die gegenwärtig auf dem Erdkreis wandeln.

    Diesem Satz schließe ich mich voll an. Auch ich bin voll Bewunderung für das unglaublich tiefe und weit gefächerte Wissen von Eugen Drewermann. Im Jahr 2002 konnte ich hier in Dresden im Schauspielhaus einen Vortrag von ihm erleben, in dem es um das Thema Dostojewski ging. Auf der Bühne waren ein kleines Tischchen, ein Stuhl sowie Wasserglas für ihn bereitgestellt, aber Herr Drewermann blieb auf der Bühne stehen und sprach fast zwei Stunden ohne Pause über das Leben Dostojewskis, seine Bücher, die vielfältigen Themen darin und welche Bedeutung sie auch speziell für ihn hatten und haben. Das alles, wie bereits von Joseph II. in seinem Beitrag erwähnt, absolut druckreif. Ich habe mir auch dessen Buch über Dostojewski gekauft, da ich mich zu der Zeit viel mit Dostojewskis Romanen beschäftigt hatte. Aber auch andere Bücher von ihm sind äußerst interressant und lehrreich. So habe ich noch zwei Bände von ihm, in denen er Märchen tiefenpsychologisch untersucht und die eine Fülle an mythologischem und kulturellem Wissen enthalten.


    „Dostojewski-Dichter der Menschlichkeit (5 Betrachtungen)“

    „Lieb Schwesterlein, laß mich herein“

    „Rapunzel, laß dein Haar herunter“

  • Zitat von Joseph II.

    Eugen Drewermann halte ich für einen der klügsten Köpfe, die gegenwärtig auf dem Erdkreis wandeln.

    > einen < unter tausend klugen Köpfen, OK!

    Solange Drewermann nicht über Religion und Kirche redet kann ich einigermaßen Sympathie für ihn empfinden!

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Eine dogmatisch einwandfreie Alternative sollte Kardinal Brandmüller darstellen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Seit Wochen "in Arbeit":


    "Ich will Dir schnell sagen, dass ich lebe, Liebster"

    Helmut Gollwitzer

    Eva Bildt

    Briefe aus dem Krieg 1940-1945


    Ein bewegendes Zeitdokument, mir nur mit angemessenen Pausen zuträglich.


    Literatur und Musik spielen im Briefwechsel eine große Rolle. Immer wieder lege ich das Buch zur Seite und befrage das Internet zu einem Autor oder Komponisten, einem mir unbekannten Interpreten oder Schauspieler. Auch das theologische und kirchenpolitische Umfeld zu recherchieren verschafft Erkenntnisgewinn.


    Die Pausen benötige ich schlicht deshalb, weil mich die trägische Beziehungsgeschichte emotional mitnimmt.


    Die Briefsammlung, herausgegeben von Friedrich Künzel und Ruth Pabst, mit einem Vorwort von Antje Vollmer, ist erschienen bei

    C. H. Beck.


  • Hier das Bild zum Buch über den Bestelllink [cuidado com a aliteração!]:


         


    Helmut Gollwitzer, Eva Bildt

    Ich will Dir schnell sagen, daß ich lebe, Liebster

    Beck


    Saudações ao brasil.

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