Beethovens Sinfonien in der Klaviertranskription von Franz Liszt
Gestreift wurden diese Werke bereits in diesem Thread aus der Gründerzeit unseres Forums
Klaviertranskriptionen von Sinfonien
Aber ein "Schlüsselerlebnis" der letzten Tage hat meine CD Sammlung auf diesem Gebiet erweitert - und wird es weiter tun - die Sache ist noch nicht abgeschlossen. Und so habe ich mich entschlossen, diesen Werken mehr Aufmerksamkeit zu schenken, bzw einen eigenen Thread zu eröffnen.
Vorausschicken möchte ich, daß ich schon um 1981/82 einige Aufnahmen besaß, welche Cyprien Katsaris auch dem damals neuentwickelten Flügel Mark-Allen Nr 1 für Teldec einspielte.
Ich besaß damals die Sinfonien Nr 5, 6 und 9.
6 und 9 wurden später auch auf CD nachbeschafft - dann geriet die Sache ein wenig in Vergessenheit - obwohl ich es mir heute selbst nicht erklären kann, warum - ich liebe Soloklavier über alles.
Vor wenigen Tagen erwarb ich - beinahe zufällig - die Aufnahme der 7. und 8. mit dem Pianisten Konstantin Scherbakow.
Schon nach wenigen Tönen hatte ich den Eindruck eines sehr eigenwilligen Spieles - und ich wollte die Aufnahme mit KATSARIS als Referenz heranziehen. Bei dieser Gelegenheit stellte ich fest, daß ich lediglich die 6. und 9. auf CD besaß - ein Vergleich gar nicht möglich war.
Diese diskographische Lücke sollte binnen 24 Stunden geschlossen werden - ich besitze jetzt ALLE Sinfonien mit Scherbakow...
Und nun gings ans Vergleichen.
Die alte Aufnahme - ich hatte sie über 10 Jahre nicht gehört, wenn nicht länger - sie war mir noch gut im Ohr mit ihrem singenden dunklen Klavierklang des Mark-Allen Flügels, dessen Erbauer mit dem stolten Vorsatz angetreten war die Vorzüge von einigen Weltklasseflügeln in einem Produkt zu vereinen...
Ein kurzer Test - er dauerte länger als geplant, weil ich mich von der Aufnahme nicht loseisen konnte, ergab, daß meine Erinnerung mich nicht getrogen hatte - Füllig Majestätisch und sehr singend kam die Transkription der Pastorale aus den Lautsprechern.
Und nun der Vergleich - wie würde Scherbakow das interpretieren. War seine Eigenwilligkeit vielleicht nur eingebildet ?
Aber Nein !! Schon nach den ersten Tönen war klar, daß es sich bei den beiden Kandiaten um Unterschiede wie Tag und Nacht handelte:
Während Katsaris seinen Flügel förmlich aufblühen ließ, und ihm (beinahe) ein (romantisches) Orchester entlockte, beginnt die Sechste unter Scherbakow völlig anders - Nervös flackernd, analytisch klar - aber (meiner Meinung nach) nicht immer werkgetreu - ich kann beispielsweise in seiner Einleitung kein "Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande" hören.
Scherbakow setzt Akzente - ob immer die richtigen, das sei dahingestellt, er rückt das Tempo, zwingt dem Werk seinen persönlichen Stempel auf. Ich glaube nicht, daß hier sehr viel von Beethoven übrig geblieben ist - dennoch ist die Aufnahme beeindruckend - und vielleicht sogar mehr als das.
Gelernt habe ich, daß der Unterschied zwischen den Interpretatine 2er Pianisten sogar gravierender sein kann als von 2 Dirigenten/Orchestern dargeboten.
Ende der Geschichte: Der Kaufvirus hat mich gepackt: Bei meiner nächsten Samelbestellung (ich hab mir geschworen: frühetens in 2 Moinaten - eine ist grade an mich unterwegs ) werden die Aufnahmen von Katsaris - es gibt sie recht preisgünstig komplett nachgeschafft - Auch sie haben ihren Reiz.
Ich bin übrigens nicht der Meinung, daß das Werk durch die Transkription an Farben verliert - nein - es ändert lediglich seinen Charakter - bei KATSARIS weniger als bei SCHERBAKOW, was aber nicht heissen soll, daß Katsaris das Werk brav herunterbuchstabiere - auch ihm hat man immer einern allzu virtuosen Ansatz nachgesat - wie ich meine zu Unrecht.
Ferner gibt es noch eine Aufnahme der 5. unter Glenn Gould (ich glaube die hatte ich auch mal auf Vinyl) die schon auf meiner Wunschliste steht. So wurde mein Vorsatz zunichte, nie wieder ein Aufnahme mit Glenn Gould zu erwerben....
Ein kurzer Hinweis noch auf die Gesamtaufnahme mit Idil Biret, als sie noch nicht für Naxos tätig war....
mfg aus Wien
Alfred