Hallo Brucknergemeinde
Ich hatte schon vor Tagen ein großes Bruckner 5 Vergleichshören angekündigt, das aber immer wieder verschoben.
Auch wenn ich jetzt noch kein gezieltes Vergleichshören meiner sieben Aufnahmen unternommen habe, so kann ich doch den Thread zum Thema schon mal starten.
Bruckners Fünfte ist vielleicht sein komplexestes, dichtestes Werk. In der Fünften stellte Bruckner sein ganzes kontrapunktisches Können unter Beweis. Der Schlußsatz mit der gewaltigen Fuge macht die Fünfte zu einem symphonischen Gipfelwerk.
Bruckners Fünfte wurde mit vielen Beinamen geschmückt. Immer wieder liest und hört man von der "katholischen Symphonie" oder der "gothischen", "mittelalterlichen", auch "Choralsymphonie" und ich weiß nicht, was noch alles. Diese Beinamen sorgen natürlich dafür, daß diese Symphonie in eine gewisse Schublade kommt und die ganze Musik so ein bisschen in die kirchliche, mystische Ecke gedrängt wird. Doch wie falsch und gefährlich für Brucknerneulinge sind diese romantischen Bilder! Wie schädlich sind diese geistlichen Assoziationen, wenn man sich dem Werk als Neuling annähern will, natürlich klingt dann vieles plausibel nach gotischer Kathedrale, doch es ist eine Symphonie, die den gleichen symphonischen Gesetzmäßigkeiten zu folgen hat, wie alle anderen Symphonien, da ist es schlecht, wenn Weihrauchschwaden die Sicht trüben.
In den nächsten Tagen werde ich mir wohl eine Taschenpartitur kaufen, das ist besonders in diesem komplexen Dickicht ratsam. (ausserdem kann man so sehen, daß fast alle Dirigenten am Anfang des zweiten Satzes rhytmisch falsch sind, die gezupften Triolen zum Holz nicht richtig hinbekommen). Ausserdem werden gerne Generalpausen verkürzt oder ganz unterschlagen.
Über die verschiedenen "Fassungen" werde ich wohl auch noch mal schnell "referieren".
Als Zentrum meiner Vergleiche werde ich wohl Harnoncourts neue Aufnahme nehemen, die ich für wirklich bedeutend und "revolutionär" halte. (eigentlich mag man das Wort "revolutionär" angesichts der allgemeinen inflationären Verwendung nicht mehr gebrauchen).
Als das Maß aller Dinge für den Schlußsatz gilt ja Furtwängler. Mal sehen, was bei uns am Ende rauskommt.