Das Fagott - Stiefkind?

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Ein ausserordentlich eindrückliches Werk für das Fagott stammt von Sofia Gubaidulina „Duosonate für zwei Fagotte“ aus dem Jahre 1977. Denn dieses Stück verlangt von den beiden Fagottisten neben einem sehr hohen Grad an technischen Spielvermögen auch eine grosse Lunge. Immer wieder ringen die beiden Musik um Atem. Kürzlich durften wir einem eindrücklichen Konzert mit dem italienischen Fagottisten Sergio Azzolini beiwohnen.


    Bei diesem Stück handelt es sich um eine Sonate mit der von dieser Form zu erwartenden Entwicklung kontrastierender Themen, zugleich aber auch um ein Duo, in dem die beiden Interpreten nicht als Kontrahenten auftreten, sondern sich gegenseitig ergänzen. Unter prinzipieller Beachtung der Sonatenform vermeidet Gubaidulina direkte Konflikte zwischen den Hauptthemen, die dennoch miteinander kontrastieren. Die einleitenden Skalen- und Tremolomotive bilden das erste Thema; das zweite hält zwar an einigen Merkmalen des ersetn fest, scheint aber von den Konturen des orthodoxen Kant auszugehen. Mitten im Werk werden durch clusterartige Tonhöhenkombinationen verblüffende multiphone Effekte hervorgerufen. Daraus entsteht eine Reihe reichhaltiger Akkorde, die zum Ausgangsstoff zurückführen.
    In Auftrag gegeben hatte dieses Stück der russische Fagottist Valerie Popov. Geboren wurde er 1934 in Moskau. Er spielte im Staatlichen Symphonieorchester und unterrichtete am Konservatorium. Er gehörte auch zu jener Musikergruppe des Orchesters, die mit Pjotr Meschtschaninow gelegentlich in Kammerkonzerten auftrat. Bei einer solchen Gelegenheit hatte er 1974 Gubaidulina gehört und daraufhin Gubadulina um ein Werk für Fagott gebeten.


    Mit dem Russen Popov gibt es bei Chandos eine wunderbare Aufnahme mit der Duo Sonata, ergänzt durch andere Werke für Fagott derselben Komponistin. Eine Aufnahme die wir bereits bei einer anderen Gelegenheit vorgestellt haben.



    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Guten Abend


    ein schönes Konzert für Fagott (und Flöte) ist Vivaldis Concert op. 10 No.2 "La Notte".
    Hervorragend vom



    Concentus musicus Wien


    eingespielt.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard


    (PS.: Fragt ein Mann einen Musiker "Spielen Sie Fagott ?", antwortet dieser "Nein, für Geld !" :D

  • eingefallen sind mir noch:


    Gioacchino Rossini (1792-1868)
    Fagottkonzert (1845)




    Francois Devienne (1759-1803)
    Fagottkonzerte Nr. 1, 2,4 & B-Dur




    Anselm Viola (1738-1798)
    Concert de Baixo obligat (1791)


  • Liebe Taminen,


    als bekennender Rotist empfehle ich das Konzert des Nichtnurfilmkomponisten:



    Ein spannendes Stück, der Toccata-Kopfsatz etwa klingt wie Prokofjew nach dem 5. Wodka, das Finale ist ein Variationssatz aus verschiedenen Tänzen.
    Die ganze CD ist ein lohnendes Paket: Dem Opus hinzu gesellen sich noch das wundervolle Harfenkonzert, eines für Posaune und eine Tondichtung für Horn und Orchester.


    Das seit langem gesuchte schwarze Fagott kenne ich auch nicht, aber vielleicht für den Einen oder die Andere interessant die Etymologie Instrumentennamens in einigen Sprachräumen.


    Während das Deutsche neben dem Diminutiv nur ein negierendes Hilfs-Augmentativ kennt, haben die Italiener und Spanier ein echtes, endend auf -one/-ona bzw. ón.
    So ist beispielsweise im Spanischen un montillo ein Hügelchen, un monte ein Berg und un montón im übertragenen Sinn ein echt riesiger Haufen.
    Es wird also aus basso bassone bzw. aus bajo bajón, daraus im Französischen basson und im Englischen bassoon.


    Und nächste Stunde kriegen wir die Herkunft des Wortes Wirsing.



    Gruß,



    audiamus


    .

  • Hallo!


    Diese CD ist so ziemlich die Beste, die ich von Fagottkonzerten habe (Rosetti ud Devienne hab ich einiges, aber da hab ich noch nicht oft gehört):



    Mozart
    Hummel
    Weber
    Kozeluch-Fagottkonzert, fast das beste auf der CD! :jubel:


    LG joschi

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  • Hallo,


    aus Interesse an der Musik von C.M.v.WEBER besorgte ich mir einst folgende CD, welche sein Fagottkonzert F-Dur op.75 entält, aber auch weitere interessante Werke:



    W.A. MOZART Fagottkonzert B-Dur KV 191 Zeman, Wiener Philharm. / Böhm
    C.M.v.WEBER Fagottkonzert F-Dur op.75 Turkovic, Bamberger Symph./ Schneidt
    J.A. KOZELUCH Fagottkonzert C-Dur Turkovic, Bamberger Symph./ Schneidt
    J.N. HUMMEL Fagottkonzert F-Dur Thunemann, Academy of St. Martin /Marriner


    Das Konzert von MOZART dürfte wohl das bekannteste Werk dieser CD sein, denn es liegt in einer Reihe von Einspielungen vor. Dann folgen wohl WEBER und HUMMEL denn diese Konzerte wurden auch mehrfach eingepielt.


    Da ich die Kombination von Fagottt als Soloinstrument und Orchester sehr faszinierend finde, suche ich jetzt weitere Werke für diese Kombination. Immerhin habe ich schon einige Anhaltspunkte gefunden: z.B: haben wohl auch VIVALDI, ROSSINNI oder FRANCAIX Fagottkonzerte geschrieben. Wer kennt Werke und Aufnahmen?



    Gruß pt_Concours

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

  • Die CD mit dem Werk von Jean Francaix besitze ich. Es handelt sich dabei allerdings um ein Quintett für Fagott und Streichquartett, eine spritzige, lakonische Preziose, die für den Komponisten charakteristisch ist.


    Auch der Jolivet ist sehr zu empfehlen, im Stil unverwechselbar, aber eher moderat klassizistisch und weniger herb bzw. von Jazz oder Exotismen geprägt wie andere Solokonzerte des Franzosen.


    Interpretatorisch und klangtechnisch scheint mir die CD ebenfalls empfehlenswert.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Die erste CD habe ich auch. Von Vivaldi habe ich mehrere LPs + CDs mit Fagottkonzerten. Auch das Hummelkonzert habe ich.


    Daneben habe ich noch:


    Von Devienne


    Von Vanhal


    Und von J.C. Bach (andere CD)


    Vanhal, J.C. Bach und Devienne mag ich sehr. Wiener Klassik oder ähnliches.


    LG, Paul

  • Hallo,


    Vielen Dank für die sehr interessanten (ersten) Beiträge!
    Ich habe auch noch ein wenige recherchiert:


    A.VIVALDI hat 39 Fagotttkonzerte geschrieben (RV 466-504), sowie ein Konzert für Oboe und Fagott.
    Es sind die ältesten Fagottkonzerte, die mir bekannt sind!


    Darüber hinaus habe ich versucht, die Konzerte aus der Zeit der Wiener Klassik in (mögliche!) Bezihungen zu bringen.
    MOZARTs Werke könnte von J.C.BACH inspieriert sein, da er ihn sehr geschätzt haben soll, HUMMEL war MOZARTs Schüler, und könnte so zu seinem Werk angeregt worden sein. WEBER, so meine ich mich zu erinnern gelesen zu haben, hat zum Teil den Stil HUMMELs fortgeführt (z.B. brillianter Klaviersatz), und wurde vielleicht so durch HUMMELs Fagottkonzert inspiriert. Ich werde in Jedem Fall versuchen Entstehungszeit und -ort der einzelnen Werke ausfindig zu machen! Warum dann nach WEBER diese Tradition abbricht, und scheinbar erst im 20. Jahrhundert wieder fortgesetzt wird ist mir noch nicht klar! (Überhaupt scheinen die nachfolgenden Romantiker SCHUMANN, BRAHMS, DVORAK oder TSCHAIKOWSKY kaum- oder keine?- Bläserkonzerte geschrieben zu haben!



    Zitat

    Original von WolfgangZ
    Die CD mit dem Werk von Jean Francaix besitze ich. Es handelt sich dabei allerdings um ein Quintett für Fagott und Streichquartett, eine spritzige, lakonische Preziose, die für den Komponisten charakteristisch ist.


    Ich glaube, dass Werk liegt inzwei Verionen vor, mit Orchester oder alternativ mit Streichquartett (siehe auch bei klassika


    Es ist übrigends mit dem gleichen Solisten auch auf folgender CD enthalten:


    Gruß pt_concours

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

  • 5109MV190AL.jpg


    Etwas Interessantes hätte ich noch anzubieten:


    Drei Konzerte des Amerikaners Gunther Schuller. Das Fagottkonzert ist humoristisch geprägt, neoklassizistisch, mit dezenten Jazzanklängen. (Das Hornkonzert finde ich noch interessanter.)


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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  • Guten Tag


    Zitat

    Original von Andrew
    Liebe Taminos und Paminas,


    zwei schöne Einspielungen von Fagottkonzerten sind bei NAXOS erschienen:


    [Iam]B00001NTNC[/am]


    Mittlerweile gibt es eine hübsch anhörbare HIP-Einspielung von Fagottkonzerten Franz Danzis,
    übrigens ein Kurpfälzer Kind :)



    mit Jane Gower (sie spielt eine Fagottkopie eines Instrumentes um 1805) und der Kölner Akademie.
    Danzis Fagottkonzerte werden im Konzertleben weniger einstudiert und aufgeführt.
    Liegt es vielleicht daran, dass sie mehr auf Fagotte ihrer Entstehungszeit
    als auf moderen Instrumenten spielbar sind ?


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Hallo,


    weiter oben fand sich die Erwähnung der folgende Werke ohne CD-Hinweise:


    Zitat

    Original von romeo&julia
    Sonaten für Fagott und Klavier sind dünn gesät; schon aus diesem Grund verdient Koechlins Sonate op. 71, die erst seit 1990 im Druck vorliegt, Beachtung. Der Komponist verfasste zwischen 1911 und 1925 neun Sonaten (so auch für Fagott), die heute zu seinen meistaufgeführten und relativ bekanntesten Werken zählen. In diesen Werken versuchte Koechlin, die traditionelle Sonatenform, die ihn bis dahin nicht besonders interessiert hatte, mit zeitgenössischen Inhalten zu füllen und eine persönliche Sprache zu finden.
    Die „Trois pièces“ op. 34 für Fagott und Klavier, komponiert zwischen 1898 und 1907, stehen am Anfang von Koechlins Beschäftigung mit Kammermusik. Nachdem sich der Komponist zuvor in seinen zahlreichen Liedern als subtiler Textausdeuter erwiesen hatte, war es für ihn nun eine recht schwierige Aufgabe, ohne literarische Vorlage zu komponieren. Obwohl er selbst seinen ersten Versuchen, so auch dem op. 34, keine besondere Wichtigkeit beimass, hat man heute eher den Eindruck, dass er mit wenig äusseren kompositorischem Aufwand ausserordentlich stimmungsvolle und durchsichtige Werke in der Tradition seiner Lehrer Massenet und Fauré geschaffen hat.



    eine Interpretation dieser beiden Werke von KOECHLIN findet man auf dieser CD:



    D. Jensen (Fagott), M. Kitagawa (Klavier)
    zusamen mit weiteren Werken von TASNMAN, MIHALOVICI, BOZZA, BITSCH und DUTILLEUX


    Gruß pt_concours

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

  • Hallo Bernhard


    Die obenerwähnte Hyperion-CD mit Werken von Franz Danzi wurde mir ebenfalls bei meinem kürzlichen Einkauf in einem Musikvertrieb empfohlen.


    Zusätzlich finde ich noch folgende zwei CDs sehr gut zusammengestellt und aufgenommen:



    Haydn: Concertino in B flat major Perger 52/5
    Mozart: Bassoon Concerto in B flat major, K191
    Stamitz, C: Concerto in F major
    Weber: Bassoon Concerto in F major, Op. 75



    Johann Friedrich Schubert:Concerto for Clarinet, Bassoon (Fagott) and Orchestra E flat major / Es-Dur
    Peter von Winter: Concertino for Clarinet, Bassoon and Orchestra E flat major / Es-Dur
    Franz Tausch: Duo for Clarinet, Bassoon and B. c. F major / F-Dur


    Gruss Beat

  • Hallo liebe Taminoaner/Innen
    Das Epoca Barocca hatte in diesem Jahr eine wunderbare, mitreissende Einspielung mit Kammermusik des deutschen Christoph Schaffrath (1709 – 1763) eingespielt. Zwei Duetti sind für Fagott und obligates Cembalo geschrieben. Das Fagott gespielt von dem italienischen Fagottisten Sergio Azzolini.
    Azzolini hat sein Repertoire nicht auf die barocke Musik beschränkt, sonder spielt auch zeitgenössische Musik. So führte er die „Duo Sonata für zwei Fagotte“ aus dem Jahre 1977 der russischen Komponistin Sofia Gubaidulina an der Musikakademie in Basel auf.
    Über das Leben Christoph Schaffrath ist sehr wenig bekannt. Er dürfte kurz nach Heinichens frühem Tod 1729 in den Kreis der sächsischen Hofmusiker aufgenommen worden sein. Seine Tätigkeit bei einem polnischen Fürsten in der Funktion als Cembalist und Hofkomponist ist undokumentiert. Dies gab Schaffrath als Referenz an, als er sich Anfang der 30er Jahre des 18. Jahrhunderts um das Amt des Organisten an der Dresdner Sophienkirche bewarb. 1733 wechselte er als Cembalist in die Hofkapelle des preußischen Thronfolgers Friedrich II und passionierten Traversflötisten Friedrich (»des Großen«). Im Jahre 1740 wechselte er bei dessen Regierungsantritt von Rheinsberg nach Berlin, wo er als Cembalist und Kammermusiker tätig war. Er zählte neben Carl Heinrich Graun sowie Carl Philipp Emanuel Bach zu den namhaftesten Künstlern am Hofe Friedrichs II. 1745 schliesslich trat er in die Dienste der unverheirateten Königsschwester Anna Amalia, deren Salons zu einem der Kristallisationspunkte im Berliner Musikleben wurden. So konnte man Schaffrath, der damals »der Welt durch seine schöne und überall beliebte Compositionen bekannt genung« war, als einen »vortrefflichen Clavicembalisten und Kammermusikus bey der Prinzessin« erleben, berichtet ein Berliner Zeitgenosse, der Musikpublizist Friedrich Wilhelm Marpurg. Er wirkte bis zu seinem Tode bei Anna Amalia von Preussen.



    Christoph Schaffrath: Six Sonatas
    mit Epoca Barocca


    Gruss


    romeo&julia

  • In meiner Jugend war ich selbst mal Fagottist. Lang, lang ist's her... wir haben damals viel Orchester- und Kammermusik in Meerbusch gemacht.


    Meine Lieblings-Sonate ist die von Tansman.


    Ansonsten wurden hier schon die meisten wichtigen Stücke genannt.


    Nicht vergessen sollte man die Saent-Saens-Sonate, sein letztes größeres Werk. Keine Spur von Senilität... ein tolles Stück Musik!


    Ich habe eine interessante CD vom Label indésens mit Musik für Fagott und Klavier. Ist eine meiner Lieblings-CDs, nur leider anscheinend in Deutschland nicht erhältlich. Ich traue mich nicht, das Cover online zu stellen, nachher gibt es Ärger wegen Copyright... Es spielen Marc Trenel (Fg) und Pascal Godart (Klv) Werke von Koechlin, Saint-Saens, Pierné, Tansman, Bitsch, Boutry und Bernaud. Habe ich im iTunes-Shop als Download erworben.


    (Weiß jemand, ob man solche Cover zeigen darf?)


    Ansonsten finde ich die Sonata Concertante von Skalkottas sehr hörenswert:

    Von der CD habe ich allerdings nur den Skalkottas (bei JPC im Download erworben).


    Auch Paul Hindemith sollte man nicht unterschlagen.


    Man sieht, auch die 'klassische Moderne' kann mit tollen Stücken für das Fagott aufwarten. Es ist vielleicht nicht in Massen bedacht worden, dafür mit zahlreichen sehr hochwertigen und klangschönen Stücken.


    An anderer Stelle erwähnte ich auch schon diese CD:

    Das ist vielleicht umstritten, aber für das Fagott gibt es sehr schöne Stücke auf der CD! Zufall - ist doch der Herausgeber selbst Fagottist. :)


    Einer der Söhne des 'großen Bach' hat sich auch mit Kammermusik des Instruments angenommen:


    Weber wurde ja schon erwähnt, ebenso wie Berwald. Auf dieser CD bekommt man sehr schöne romantische Fagottmusik (mit Summertime als zumindest klangschöner Zugabe):


    Apropos Romantik... Ermanno Wolf-Ferrari - nicht wirklich ein romantiker, klingt aber bisweilen so. Er hat sich für Oboe, Englischhorn und Fagott Konzerte einfallen lassen, die ich mir gelegentlich sehr gerne anhöre:


    Sofia Gubaidulinas wurde ja schon gedacht (obwohl ich zugeben muss, dsas mir das Konzert fast schon ZU modern ist), aber dabei möchte ich nochmal an Hindemith erinnern:

    Die gleiche Besetzung wie bei Bach - die Kammerakademie scheint mir vielseitig zu sein. Der Villa-Lobos ist ein wahres Kleinod für das Instrument! Und der Jolivet - traumhaft!


    Und als letztes: ich habe mal ein Konzert für Kontrafagott gesucht.
    Leider habe ich keines gefunden, aber es gibt von Dietrich Erdmann (geb. 1917) ein Doppelkonzert für Fagott und Kontrafagott von 1996.
    Es scheint genau eine Aufnahme zu geben:

    Ein Live-Mitschnitt der Uraufführung - das Kontrafagott ist nicht immer gut durchzuhören, aber für Interessierte auf jeden Fall eine Bereicherung des Plattenschranks!

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  • Hallo Travinius


    Danke für Deinen Beitrag. Da sind einige Einspielungen aufgeführt, die wir nicht kennen und sicherlich nachgehen werden, zumal auch Aufnahmen unseres Lieblingsfagottisten Sergio Azzolini aufgelistet sind.


    Gruss aus dem verschneiten Baselbiet


    romeo&julias

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Bei der bereits von Travinius vorgestellten CD mit Sergio Azzolini ist ein wunderbares Fagottkonzert von André Jolivet enthalten, auf das wir hier gerne etwas vertiefter eingehen möchten


    Das Konzert für Fagott und Streichorchester, Harfe und Klavier von 1954 ist ein Paradestück für den Solisten. Das Blasinstrument besitzt dabei eine unbestrittene Führungsrolle. Das viersätzige Werk dauert kaum 15 Minuten. Nach einigen Streicherakkorden, die eine düster-geheimnisvolle Stimmung heraufbeschwören, beginnt das Fagott ein großes Rezitativ, in das nur selten einzelne Orchesterinstrumente einfallen. Es ist musikalische Prosa, die unabhängig von Taktgrenzen wie improvisiert frei zu fließen scheint. Das Klavier leitet zum Allegro-Teil über, der mit seiner synkopierten Rhythmik Jazzelemente aufgreift.


    Die Musik ist tonal, lässt aber nur selten die Bindung an eine bestimmte Tonart erkennen. Das Largo cantabile besteht überwiegend aus weichen, konsonanten Streicherklängen, über denen das Fagott mit seiner großen Linie schwebt, gelegentlich auch im Dialog mit der Solovioline. Erst im polyphonen Schlusssatz, wie so oft bei Jolivet in Dur, übernimmt zeitweilig das Orchester die Führung.


    Wenn im Fugato das Klavier mit seinem rhythmischen Ostinato einen motorischen Puls gibt, erinnert die Verbindung von grosser Virtuosität im Kontrapunktik und ruckhaft synkopierter Rhythmik an Astor Piazzolla.



    neben der oben genannten Einspielung ist uns noch eine Einspielung bei Erato mit dem französischen Musiker Maurice Allard 1923 - 2005 bekannt.


    Gruss


    romeo&julia

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    auf der von Supraphon herausgebrachten CD mit Sinfonien und Konzerten von Frantisek Jiranek, 1698 - 1778 befinden sich auch zwei Fagottkonzerte, geschrieben in g-moll und das zweite in F-Dur.
    Jiranek war am Hofe des Grafen Wenzel Morzin in Prag. Graf Morzin schickte Jiranek 1724 - 26 nach Italien, hier traf er wahrscheinlich Antonio Vivaldi. Als der Graf Morzin 1737 starb, fand Jiranek bei Heinrich von Brühl in Dresden eine neue Beschäftigung. Er blieb bis zu seinem Tode 1778 in Dresden. Die beiden Fagottkonzerte stammen wohl aus der Zeit in Prag. Graf Morzin beschäftigte den hervorragenden Fagottisten Anton Möser, für den die beiden Konzerte wohl gedacht waren. Auch Antonio Vivaldi schrieb Werke für Anton Möser. Die Konzerte weisen italienische Einflüsse auf und Jiranek nutzt die spezifischen Möglichkeiten des Fagotts voll aus.



    Der grandiose italienische Fagottist Sergio Azzolini, der die Fagott- und Kammermusikklassen an der Hochschule für Musik in Basel leitet, interpretiert die beiden Konzerte stringent.


    Grüsse


    romeo&julia

  • Hallo,


    im Rahmen der Reihe "Musica Antiqua" hat der Bay. Rundfunk "BR KLASSIK" in Kooperation mit dem "Germanischen Nationalmuseum" und der Hochschule für Musik, Nürnberg, am 26.01 im "Aufseßsaal" des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg, ein Konzert veranstaltet unter dem Motto "König der tiefen Töne".


    Ausführende:
    Sergio Azzolini, Barockfagott
    das Ensemble L'Aura Soave, Cremona, bestehend aus
    N. Robinson + C. Combs, Violine
    D. Cantalupi, Theorbe
    D. Pozzi, Cembalo (aus dem Bestand der Musikinstrumentensammlung des Germanischen Nationamuseums)


    Der Konzertmitschnitt wird am 10.3. um 19 Uhr 05 auf "BR-KLASSIK" gesendet.


    Programm: Vor der Pause 4 Werke aus Italien, davon 1 mal Vivaldi, nach der Pause 1 mal Telemann und 2mal Fasch, davon das Fagott 1 mal als Continuo-Instrument, in den anderen Werken als Solist.



    Auf dieser CD sind zwar nicht die Kompositionen des Konzerts zu hören, aber das Ensemble w. o


    Es ist schon ein besonderer Hörreiz, die sonoren, vollen Klänge (mit z. T. atemberaubenden Läufen und einer Beweglichkeit, die ich dem Instrument nicht zugetraut hätte) des Fagotts zu den durchscheinenden Klängen von Theorbe und Cembalo, ergänzt um die Violinen, zu hören.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Tschüss zweiterbass


    danke für den Hinweis zum Konzert in Nürnberg. Wenn möglich werden wir das Konzert im Radio verfolgen. Sergio Azzolini ist immer ein grosses Erlebnis an einem Konzert musizieren zu sehen. Wie er bläst und sich bewegt zu den sonoren Tönen des Fagotts ist immer beeindruckend.


    Gruss


    romeo&julia

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  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Im Januar ist noch eine weitere schöne Einspielung mit dem Fagottisten Sergio Azzolini erschienen. Auch hier widmet er sich wieder der Musik des Barock. Bei dieser CD sind es Werke vom Hofkapellmeister des Landgrafen Ernst Ludwig, Christoph Graupner.


    Christoph Graupner können etwa 44 Solo-, Doppel- und Gruppenkonzerte mit Sicherheit zugeschrieben werden. Vier der Bläser-Solokonzerte verlangen ein Fagott als Soloinstrument, und unter den Doppelkonzerten ist mindestens eines für mit Fagott-Solo konzipiert. Sämtliche fünf Konzerte hat nun Azzolini auf der hier vorgestellten CD mustergültig und mit viel Elan und Esprit eingespielt.



    Die Platte wurde von folgenden Musikern eingespielt:
    Sergio Azzolini
    Fridemann Wezel
    Christian Leitherer
    und dem Ensemble il capriccio


    Gruss


    romeo&julia

  • Hallo,


    "leider" habt Ihr mir meinen als nächsten geplaten Beitrag "vorweg gepostet".
    (Ich wollte etwas Zeit verstreichen lassen, um dann nochmals (Funktion "die letzten Beiträge seit") auf das Fagott aufmerksam zu machen.
    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Bis anhin ist hier in diesem Thread der Name Georg Philipp Telemann noch nicht gefallen. Auch er hatte diverse Werke für das Fagott geschrieben. Er komponierte mehrere Werke für zwei Oboen oder zwei Oboen d'amore, zwei Hörner und Fagott. Er verwendet das Fagott auch anstelle des Cellos in Triosonaten.



    cpo hatte 2003 eine Einspielung mit Trio Sonaten von Telemann mit dem Ensemble Parnassi musici und dem temperamentvollen Sergio Azzolini veröffentlicht.


    Präzise und elegant auf historischen Instrumenten gespielt. Azzolini einmal Mehr mit grosser Spielfreude und Raffinesse.


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Einen ganz grossartigen Opus mit Fagott hat


    Jan Dismas Zelenka geschrieben


    Sechs Trio Sonaten für 2 Oboen, Fagott und B.c. ZWV 181


    Die tiefsinnigen Triosonaten von Zelenka, entstanden wahrscheinlich 1721/22 in enger Nachbarschaft zu den „Lamentationes Jeremiae Prophetae“, übertreffen die Vorbilder Johann Joseph Fux, Vivaldi oder Corelli massiv in der Länge, an Originalität der Erfindung und Anspruch an die Musiker. Sie gönnen den Musikern keine Verschnaufpausen. Alle sechs Triosonaten zeichnen sich aus durch eine grosse Souveränität in der Technik der Polyphonie und des Kontrapunktes. Die Sonaten sind wohl ein zusammengehörendes Opus. Die Partitur befindet sich in der Dresdner Landesbibliothek. Bei den Kompositionen rechnet Zelenka mit virtuosen Musikern und nutzt die Tonumfänge für Oboe und Fagott voll aus.


    Im Jahre 1972 hatte Heinz Holliger die Sonaten zum ersten Mal eingespielt. Die neuere im Jahr 1999 bei ECM erschienene Einspielung übertrifft seine frühere Aufnahme noch an Virtuosität und Ernsthaftigkeit. Heinz Holliger sagt im Booklet zu den Triosonaten: „Sie haben mich nicht nur als Interpreten, sondern auch als Komponisten ganz wesentlich geprägt.“



    Die hervorragenden Musiker der Aufnahme sind:
    Heinz Holliger: Oboe
    Maurice Bourgue: Oboe
    Thomas Zehermair: Violine
    Klaus Thunemann: Fagott
    Klaus Stoll: Bass
    Jonathan Rubin: Laute
    Christiane Jaccottet: Cembalo


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Oh ja, die Zelenka-Triosonaten sind ausgesprochene Juwelen, meisterhafte Beispiele für die barocke Triosonate und obendrein noch originell und klangvoll!


    Vor eine Weile erwarb ich mal diese günstige Zelenka-Box:


    Es spielen auch Holliger/Thunemann, das muss die erste von Euch erwähnte Aufnahme sein, Romeo und Julia.


    Die ebenfalls enthaltenen Orchesterwerke sind auch exzellent - und das bei einem eher günstigen Preis.


    Aber ich glaube, die neue Version werde ich mir auch mal auf die Liste setzen - schon alleine wegen Zehetmeier, den ich extrem schätze!

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  • Noch eine Ergänzung. Als ich heute durch meine Musikbox blätterte (ein alter Otto-Spruch - damit mich keiner des Plagiats beschuldigt), stiess ich mal wieder auf diese CD:



    Neben anderen Orchesterwerken von Dietrich Erdmann findet sich hier sein Konzert für Fagott, Kontrafagott und Orchester von 1996, gespielt von Helge Bartholomäus (Fg), Stanislav Riha (Kfg), dem Akademischen Orchester Berlin unter Hans Hilsdorf - die Uraufführung dieses Werks.


    Das Stück ist jetzt vielleicht kein Weber oder Rota, aber dennoch ein interessantes und hörenswertes Werk, wenn man diese Instrumente mag. Leider scheint die CD nicht mehr erhältlich zu sein, nur noch teuer und gebraucht. Meine ist nicht zu haben, ich mag dieses und die anderen Werke von Dietrich Erdmann. :D

  • Hallo Travinius


    Oh ja, die Zelenka-Triosonaten sind ausgesprochene Juwelen, meisterhafte Beispiele für die barocke Triosonate und obendrein noch originell und klangvoll!


    Aber ich glaube, die neue Version werde ich mir auch mal auf die Liste setzen - schon alleine wegen Zehetmeier, den ich extrem schätze!


    Zelenkas Triosonaten gehören sicherlich zu den wertvollsten, grossartigsten Triosonaten die im Barock geschrieben wurden.


    Wir denken die neuere Einspielung bei ECM lohnt sich, auch wenn man die alte Einspielung ebenfalls besitzt. Holliger hatte das Werk, erstmals in den 50er Jahren gespielt, übrigens hatte Holliger die Sonaten wiederentdeckt, hatte sich also viele Jahre mit dem Werk auseinander gesetzt und sicherlich an Tiefe und Stringenz gewonnen.


    Dietrich Erdmann kennen wir nicht, danke für den Hinweise. Viellicht erhalten wir ja in Zukunft die Gelegenheit in das Werk reinzuhören.


    Gruss


    romeo&julia

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Auf der neuen CD von cpo mit Werken der Gebrüder Johann Gottlieb Graun und Carl Heinrich Graun ist ein Konzert für Fagott, Streicher und B.c. enthalten. Die Zuschreibung kann jedoch nicht sicher gemacht werden. Das Werk ist in der Bibliothek von Darmstadt unter dem Namen von Graun aufbewahrt. Michael Schneider zweifelt die Zuschreibung an, glaubt vielmehr, anhand der Handschrift, als Verfasser den Darmstädter Hofkapellmeister Graupner. Es ist jedenfalls eines der seltenen Fagottkonzerte des Hochbarocks.



    Concert mit der Cappella Academica Frankfurt


    Das Werkverzeichnis der Gebrüder Graun führt etwa 80 Konzerte auf, davon auch vier Konzerte für Fagott und ein Konzert für Oboe, Fagott und Violine. Auch Sinfonien wurden mit Fagott besetzt, so die Symphonie F-Dur mit 2 Fagotten, die wahrscheinlich zu den Spätwerken gezählt werden muss.
    Die genaue Zuordnung ist oft nicht möglich, da die Handschriften oft nur mit Graun überschrieben sind.


    Gruss


    romeo&julia

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Auch die 1968 in Österreich geborene Olga Neuwirth hat diverse Werke für das Fagott geschrieben.


    Das Werk „In Nacht und Eis“ entstanden im Jahre 2007, für Fagott, Cello und Elektronik nimmt auf den gleichnamigen Expeditionsbericht des Polarforschers Fridtjof Nansen Bezug, der sich mit seinem Schiff nördlich der Neusibirischen Inseln einfrieren liss, in der Hoffnung nach drei Jahren wieder in den eisfreien Atlantik zu gelangen. Neuwirth erforscht die extremen Spiel- und Klangmöglichkeiten des Fagotts, untermalt mit einem Cello und einem Ringmodulator. Unruhige schroffe Passagen wechseln sich ab mit statischen Klangbändern.


    Zwei Meister ihrer Instrumente führen das rund zwölf Minütige Werk auf. Der grandiose französische Fagottist Pascal Gallois, seit 1981 Mitglied des Ensemble InterContemporain gilt als einer der versiertesten Erkunder des Fagotts. Rohan de Saram, "emeritiertes" Mitglied des Arditti Quartett, spielt das Cello.



    herausgebracht vom italienischen Label stradivarius, das sich vorbildlich für die zeitgenössische Musik einsetzt.


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Eine ausserordentlich interessante und schöne Einspielung mit dem Fagott im Zentrum hat das Label RAMÉE herausgebracht. Die Platte enthält sechs Sonaten für Fagott und Basso continuo aus dem Jahr 1759 des französischen Fagottisten und Komponisten Antoine Dard als Ersteinspielung. Der in Rio de Janeiro geborene Fagottist Ricardo Rapoport wird begleitet am Cembalo von Pascal Dubreuil, Karine Sérafin, Sopran und Francois Nicolet spielt Traversflöte.



    Antoine Dard (1715 – 1784), dessen Lebenslauf zum großen Teil unbekannt ist, war erster Fagottist der Académie Royale de Musique in Paris und zählte zu den Mitgliedern der bedeutendsten Musikinstitutionen der französischen Monarchie. Die Fagott-Sonaten waren die ersten Werke von Dard, die 1759 gedruckt wurden, bevor er in den Dienst des Königs trat, in der Ankündigung hieß es: 'Diese Sonaten gelten als einzigartig und können auch auf dem Violoncello gespielt werden'


    Der Fagottpart ist in seiner anspruchsvollen Melodiösität durch die Fülle an Verzierungen sehr voll und lyrisch, wobei die Verbindung dieser reichen Verzierungen mit dem galanten Stil eine einzigartige Wirkung hervorruft. Die Werke weisen einen französischen Charakter auf, verleugnen jedoch den italienischen Einfluss nicht. Die Kompositionen erhalten so einen ausgesprochen galanten Stil. Dard setzt das Fagott besonders ein, nämlich in der Art etwa eines Belcanto-Operntenors. Er verwendet oft sehr hohe Register des Instruments, wie es bis dahin kein anderer Komponist getan hatte und auch noch lange nach ihm keiner tun wird.


    Ricardo Rapoport gelingt hier mit seinen Mitmusikern eine Produktion die in der Sammlung eines Alte-Musik-Liebhabers nicht fehlen sollte.


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

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