Vom Baß zum Helden-Bariton: FERDINAND FRANTZ

  • Im Opernforum wurde er als bedeutender Wagner-Sänger schon vielfach erwähnt, aber ich meine, er hätte durchaus einen eigenen Thread verdient:


    Frantz, Ferdinand, dt. Bassbariton,
    * 8.2.1906 Kassel, † 25.5.1959 München.


    Er debütierte (ohne Gesangsausbildung) 1930 in Halle a.d. Saale,sang u.a. in Chemnitz und Hamburg als Baß. 1940/41 trat er bei den Zoppoter Festspielen auf. Seit 1943 sang er als Heldenbariton in München.


    Nach dem 2. Weltkrieg begann er seine internationale Karriere: Er gastierte an der Mailänder Scala, 1949–54 an der New Yorker Metropolitan Opera, ab 1954 am Londoner Covent Garden, in Wien und bei den Salzburger Festspielen. Ferdinand Frantz war neben Hans Hotter der führende Wagner-Bariton der 40er und 50er-Jahre (Wotan, Hans Sachs, Kurwenal, Holländer, auch König Marke), daneben sang er auch im Nicht-Wagner-Bereich Pizarro, Pimen, Sarastro. Er war mit der Sopranistin Helena Braun verheiratet.


    Im Verlag Günter Wagner, Münster, ist in der Reihe "Stimmen, die um die Welt gingen..." eine ausführliche Biographie (von Heiko Bockstiegel) sowie eine umfassende Discographie erschienen.


    Bei Preiser ist eine Recital-CD erschienen, die einen Überblick über sein Repertoire gibt:



    Dokumente einer Sängerkarriere - Ferdinand Frantz

    1.) Ha! Welch ein Augenblick (Fidelio)
    2.) Die Frist ist um (Der fliegende Holländer)
    3.) Was duftet doch der Flieder (Die Meistersinger von Nürnberg)
    4.) Wahn! Wahn! Überall Wahn!(Die Meistersinger von Nürnberg)
    5.) Heil dir, weiser Schmied (Siegfried)
    6.) Ja, das Gold regiert die Welt (Faust)
    7.) Scheinst zu schlafen du im Stübchen (Faust)
    8.) Euren Toast ich kann ihn wohl erwidern (Carmen)
    9.) Leuchte, heller Spiegel, mir (Hoffmanns Erzählungen)
    10.) Die höchste Macht ist mein (Boris Godunoff)
    11.) Umsonst nach Ruhe sucht das trübe schwere Herz (Fürst Igor)
    12.) Ich glaube an einen Gott (Othello)


    Außerdem gibt es eine Vielzahl von Ring- und sonstigen Wagner-Aufnahmen, auf denen er zu hören ist. Allzu früh, mit gerade 53 Jahren, ist er 1959 bereits verstorben. Zum Glück haben wir seine Plattenaufnahmen als Andenken an diese ausdruckstarke Stimme!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    volle Zustimmung.
    Interessant die LP mit Loewe-Balladen (1956 mit Hans Altmann aufgenommen).


    :hello:Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Vielen Dank, Guido, für den Hinweis auf den Liedersänger Ferdinand Frantz. Die Loewe-Balladen-LP habe ich leider nicht, schade dass die nie auf CD herausgebracht wurde!


    Als Nicht-Wagnerianer habe ich erste Erinnerungen an die Stimme von Ferdinand Frantz von anderen Aufnahmen; so kann ich mich noch an seinen Scarpia (in deutscher Sprache) erinnern - eine Aufnahme, die mein Vater mit dem Tonbandgerät vom Radio aufgenommen hatte - und die es nach Ablauf der 50-Jahre-Frist billig auf CD gibt:



    Aufnahme: 1950, Studio
    Dirigent: Kurt Schröder
    Symphonie-Orchester des Hessischen Rundfunks Frankfurt
    Chor des Hessischen Rundfunks Frankfurt


    Cesare Angelotti: Ewald Böhmer
    Floria Tosca: Aga Joesten
    Il sagrestano: Rolf Heide
    Mario Cavaradossi: Heinrich Bensing
    Scarpia: Ferdinand Frantz
    Sciarrone: August Heimpel
    Spoletta: Willy Hofmann
    Un carceriere: Werner Schmidt
    Un pastore: Christa Moser


    Ich habe hier das Cantus-Classic-Cover eingestellt, es gibt sie aber auch von Walhall und anderen Billig-Labels. Heinrich Bensing ist in meinen Ohren nicht so ganz der Cavaradossi, aber Frantz als Scarpia gefällt mir gut!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)



  • Ferdinand Frantz ist einer meiner liebsten Hans Sachs-Interpreten, gleich nach Paul Schöffler. Für die Rollen, die er im italienischen Fach gesungen hat (Amonasro, Jago, Scarpia), klingt er er mir, genau wie Schöffler, etwas zu jovial.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Ferdinand Frantz hatte eine warme, technisch hervorragend geführte,in allen Lagen gut ansprechende Stimme. Seine Gesangskunst war schönster Belcanto. Auch als Darsteller überzeugte er und formte große Operncharaktere.
    Er gehört zu den besten Interpreten des Hans Sachs. Er sang diese Partie vor allem schön. Vielleicht für den "Mann aus dem Volke" eine Spur zu schön. Für mich war die glaubwürdigste Verkörperung das Sachs der Düsseldorfer Heinz Imdahl, der neben seinen Stammhäusern Düsseldorf, München und Wien auf der ganzen Welt sang. In München alternierte er mit Frantz viele Jahre in der Partie des Sachs. Imdahl das gerade, urwüchsige Mannsbild mit Hang zur Philosophie und verstecktem herrlichem Humor war für den Sachs geboren. Der Metzgerssohn verkörperte auch im Leben Handwerker Tradition verbunden mit künstlerischen Meriten. Wer sich davon überzeugen will sollte Heinz Imdahl in seinem wunderschönen Hotel "Chiemgauhof" in Feldwies-Übersee besuchen und diese heute noch faszinierende Sängerpersönlichkeit und sein kleines Opern-Museum kennenlernen.
    Übriges für Freunde der Gemütlichkeit, für mich hat der Chiemgauhof einen der schönsten Biergärten Bayerns.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Lieber operus,


    vielen Dank für Deinen Beitrag.


    Auch ich schätze Heinz Imdahl sehr. Wie wäre es, wenn Du diesem Sänger einen eigenen Thread widmen würdest?


    (Immer nur Gottlb Frick ist doch irgendwann auch ermüdend!)


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Anläßlich des Salzburger "Othello" und der bedauerlichen Tatsache, daß es wenig gute Verdi-Baritone gibt, habe ich mir jetzt eine alte Rundfunkaufnahme des "Othello" (in deutscher Sprache angehört:



    Giuseppe Verdi (1813-1901)
    Otello (in dt. Spr.)

    2 CDs


    Aufnahme: 1955, Studio München
    Dirigent: Eugen Jochum
    Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks
    Chor des Bayerischen Rundfunks


    Cassio: Waldemar Kmentt
    Desdemona: Annelies Kupper
    Emilia: Hetty Plümacher
    Iago: Ferdinand Frantz
    Otello: Hans Hopf
    Roderigo: Karl Ostertag


    Hans Hopf muß man nicht unbedingt mögen, aber die übrige Besetzung bietet eine sehr gute Leistung!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Gutes Thread, dessen "Runtersinken" ist wirklich schade.


    Ist er ehemals als Wotans Wotan bezeichnet?Für mich ist er stimmlich der vollkommenste Interpret von dieser Partie, was Bühnenpräsenz oder emotionalen Ausdruck anbelangt, könnte Hotter bzw. Morris sich mehr Beliebtheit erfreuen, doch Ho ist für mich insb. seit ende 50er mit unerträglichem Wobbling behaftet, und sang als einheimischer Deutscher mit furchtbarer Diktion (nicht so heftig mich mit Tomaten bombardieren :D), fast wie mit einem wattiertem Mund.


    Für Morris, Timbre doch nicht wohlklingend, aber der beste Wotan seit 30 Jahren (bei den Chinesen ist auf B. Terfel große Hoffnung und Kompliment gelegt, jedoch mag ich seine vulgäre Stimme kaum)


    Mir ist doch interessant, wenn jemand über der aktuelle Wotan in Bayreuth A. Dohmen diskutiert, trotz der Höhendefizite finde ich seine Rollenverkörperung autoritär.

    Soll er dir noch so viel Atem lassen, als 'en Altweiberfurz, soll ich?

  • Lieber Xing,


    Albert Dohmen ist ein verläßlicher Sänger. Im letzten Jahr bei den Bayreuther Festspielen war er an den verschiedenen Ring-Abenden unterschiedlich präsent und disponiert. Er ist aber kein großer Wotan-Darsteller. Es scheint die Crux von Bayreuth zu sein, dass es zur Zeit in vielen weiblichen und männlichen Partien die überragenden Interpreten nicht mehr zu geben scheint. Machen die großen Sänger einen Bogen um Bayreuth? Ist meine Festellung verklärende Nostalgie eines alt gewordenen Operfreundes?
    Wird unter den neuen Regisseurinnen neues "Leben aus den Ruinen blühen"? Die fehlende Neuiszenierung in diesem Jahr läßt nicht viel Erneuerungswillen spüren.
    Herzlichst
    Operus

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  • Für mich ist Ferdinand Frantz unter den historischen Opernsängern (also denen, die ich nicht mehr selbst live erleben durfte, sondern nur durch Aufnahmen kenne) DER Wotan/Wanderer (unter Furtwängler sowohl im RAI-"Ring" in Rom 1953 als auch in der Studio-"Walküre" 1954 und mit kleineren Abstrichen auch in "Rheingold" und "Walküre" 1950 an der Scala unter gleichem Dirigenten) und DER Hans Sachs (in beiden Kempe-Aufnahmen, der frühen Dresdner und der späteren Berliner) schlechthin! Ich mag ihn aber auch in anderen Rollen, etwa als Sebastiano, Marke oder als deutschsprachiger Amonasro. Leider scheint diese deutschsprachige Münchner "Aida" unter Clemens Krauss (München 1953) aktuell vergriffen zu sein:



    Dass sein Nachruhn nicht so groß ist wie der vopn Hotter oder Greindl, hat meines Erachtens nicht nur mit dem Faktor Bayreuth, sondern auch mit seinem frühen und völlig unerwarteten Tod 1959 (im Alter von nur 53 Jahren!) zu tun. Für mich ist Ferdinand Frantz aber einer der allerallergrößten!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich besitze noch eine sehr schöne Platte mit Arien. Der Titel heißt: Ferdinand Frantz EIN OPERNABEND. Er singt darauf Arien aus "Fürst Igor", " Boris Godunov", "Der fliegende Holländer", "Das Rheingold", "Die Meistersinger von Nürnberg" und "Die Walküre". Alles hervorragende Aufnahmen. Interessant auch sein "Boris".

    W.S.

  • Bwi Wilhwlm Furtwämglers legendärem Ring aus der Mailänder Scala war er dabei:


    Heute ist sein 109. Geburtstag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Jetzt hast du freilich nicht den Scala-"Ring" von 1950 verlinkt (bei dem Frantz als Wotan in "Rheingold" und "Walküre" dabei ist, während Josef Hermann den Wanderer und Gunter singt , sondern den RAI-"Ring" aus Rom 1953, bei dem Frantz neben den beiden Wotanen auch als Wanderer mit von der Partie ist. Macht aber nichts, beide Aufnahmen sind sehr lohnend, nicht zuletzt auch wegen Ferdinand Frantz! :)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Da war ich doch wohl etwas schlampig und will hier doch das Versäumte nachholen, hier also der ursprünlich gemeinte Ring:


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Nicht zu vergessen die dritten MEISTERSINGER mit Frantz als Sachs als Mitschnitt aus dem Münchner Prinzregentheater von 1955 unter Hans Knappertsbusch:

    Sie sind - weil live - die Nagelprobe für diesen wunderbaren Sänger mit der samtenen Stimme. Für mein Dafürhalten hat er das Stimmfach des Heldenbariton mit einer starken und immer anrührenden menschlichen Dimension versehen. Die Stimme ist ja nicht so belastbar, was offenbar auch darauf zurückzuführen ist, dass er keine fundierte Gesangsausbildung hatte, wie das Harald bereits zu Beginn festgestellt hat. Die Aufnahme aus München gefällt mir deshalb so gut, weil sie über weite Strecken so lyrisch, dezent und nachdenklich ist. Der Wahnmonolog und seine hintersinnige, mitunter sogar hinterlistige Begleitung durch Knappertsbusch, die am Ende so rauschhaft aufblüht, ist für mich einer der Gipfelpunkte der Wagnerinterpretation. Da stört mich auch nicht, dass er manchmal etwas eindimensional klingt. Um Frantz, der so früh gehen musste, ist es unendlich schade.


    Ich liebe ihn allerdings mehr in heroisch-getragenen Partien. Die Bösewichte wie Don Pizarro, Scarpia oder Telramund überzeugen mich nicht so stark, es sei denn, man billigt ihnen auch einen milden Zug zu. An Wotanen ist zum Glück kein Mangel. Zu den bereits genannten italienischen Varianten kommt die Studioaufnahme der WALKÜRE unter Furtwängler, die leider nicht zu der geplanten RING-Gesamtaufnahme weiterführen sollte. Furtwängler starb darüber. Der jüngere Frantz begegnet uns in der Partie bereits 1948 unter Winfried Zillig beim Hessischen Rundfunk und ein Jahr später, einschließlich Wanderer, unter Rudolf Moralt im Konzertmitschnitt aus Wien. Dieser RING ist leider in der Wahrnehmung etwas unterbelichtet. Ich würde ihm viel mehr Aufmerksamkeit wünschen, allein schon deshalb, weil er die damals abtretende und die aufkommende Sängergeneration zusammenbringt. Beim NDR entstand 1952 ein RHEINGOLD unter Wilhelm Schüchter. Seine beiden amerikanischen WALKÜRE-Wotane aus der Met von 1951 und 1954 unter Fritz Stiedry mit den dort üblichen Strichen, haben sich genau so wie die anderen auf Tonträgern erhalten. Hier ein paar Tipps.




    Was gibt es noch? Dreimal König Marke. Ich habe aktuell nur zwei auf CD gefunden. Es gibt noch einen dritten aus der Mailänder Scala von 1947 unter Victor de Sabata mit Kirsten Flagstad als Isolde und Einar Beyron, die Giganten aus Schweden, als Tristan. In PALESTRINA ist Frantz der Giovanni Morone. Keine sehr große Rolle aber eine überaus wichtige und sehr dramatische. Wie oft bei diesem Sänger existiert auch von diesem Werk wenigstens eine zweites Dokument, das ich noch höher schätze als den dumpfen Mitschnitt aus Salzburg: die Münchner Produktion unter Robert Heger von 1951.


    Ich könnte noch munter weiter stricken. Aber nun reichst es erstmal. ;)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Nicht zu vergessen die dritten MEISTERSINGER mit Frantz als Sachs als Mitschnitt aus dem Münchner Prinzregentheater von 1955 unter Hans Knappertsbusch:


    Sie sind - weil live - die Nagelprobe für diesen wunderbaren Sänger mit der samtenen Stimme. Für mein Dafürhalten hat er das Stimmfach des Heldenbariton mit einer starken und immer anrührenden menschlichen Dimension versehen.


    Danke für diesen tollen Tipp - für die anderen natürlich auch, aber dieser steht auf meiner Prioritätenliste ganz weit oben! :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Dieser Münchner Livemitschnitt aus dem Jahr 1955 unter Knappertsbusch ist vor allem durch den Sachs von Ferdinand Frantz eine der besten Meistersinger-Aufführungen, die ich auf der Bühne erleben durfte. Das Dirigat von Knappertsbusch bestätigte seinen Ruf als legendärer Wagnerdirigent. Della Casa ist als Eva eine Erfüllung, Hans Hopf widerlegt durch seinen Stolzing viele Vorurteile eindrucksvoll, der fast vergessene Heinrich Pflanzl ist ein vor allem stimmlich glänzender Beckmesser und Gottlob Frick in der stimmlich gefürchteten Partie eine Inkarnation des Veit Pogner, vor allem wenn man diese Rolle konservativ, väterlich, gütig auffasst und sie nicht als einen recht verantwortungslosen Vater, der seine Tochter um jeden Preis an den Mann bringen will, sieht. Insgesamt eine der großen Meistersinger-Realisationen.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Den Lobpreisungen zu den Münchner "Meistersingern" unter Knappertsbusch kann man wenig hinzufügen. Es ist neben seiner Bayreuther Aufführung von 1960 (mit Greindl als Sachs) meine liebste vom Kna. Interessant ist, dass der Dirigent die Oper nie völlig identisch dirigiert. Es gibt ja noch einen anderen Bayreuther Mitschnitt von 1952 (mit Edelmann als Sachs) und die in meinen Ohren eher verzichtbare Studioaufnahme aus Wien von 1950/51, die mal wieder beweist: live schlägt Studio.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ferdnand Frantz starb am 25. Mai 1959. Zu diesem Anlass habe ich diese Aufnahme ausgesucht:




    Heute ist Ferdinand Frantz' 66. Todestag.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Auf ein in vielerlei Hinsicht interessantes Dokument wurde ich aufmerksam gemacht. Ich kannte es bisher nicht und gebe den Link weiter.



    In dem Konzert sind Ausschnitten aus "Parsifal" unter der Leitung von Eugen Jochum 1956 vor Papst Pius XII. in Rom zu hören und zu sehen. Ferdinand Frantz singt den Amfortas *.


    PS. Geändeet auf einen Hinweis von m.joho hin. Ich hatte zunächst irrtümlich Gurnemanz geschrieben.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Marcel, aber ja doch! Ich ändere das mal und danke Dir sehr herzlich für die Aufmerksamkeit. Dein kritisches Urteil teile ich. Viel zu langweilig und uninspiriert. Das ist aber wohl auch etwas dem hohen Gast unter den Zuschauern geschuldet.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • An dieser Stelle möchte ich einige Ungenauigkeiten und Fehler korrigieren.


    Geboren wurde er als Johann Ferdinand Franz; um seinen Nachnamen deutlicher als Familiennamen zu kennzeichnen, fügte er ab 1929 ein t in den Namen ein: Frantz. Nach der Schule erlernte er den Beruf des Druckers.

    Zunächst sang er im Kirchenchor bis man bei einem Schülerkonzert wurde auf sein großes Talent aufmerksam wurde, als er u. a. sogar die große Bass-Arie aus der "La Juive" sang.

    Mit 17 Jahren nahm er ersten Gesangunterricht (er war also kein Autodidakt, es gab sehr wohl eine Ausbildung) und bekam er 1927 in Kassel die Möglichkeit, in den Meistersingern als Hermann Ortel aufzutreten. Danach erhielt er dort sein erstes Engagement.

    1929 sang er in Görlitz den Boxer Adam Ochsenschwanz in Kreneks Operette "Schwergewicht oder Die Ehre der Nation".

    Über Halle kam er nach Chemnitz, wo er am 5. September 1931 als König Marke auftrat.

    1936 rief die Hamburger Staatsoper, wo er an der Entstehung von Winfried Zilligs Oper Das Opfer (1937) mitwirkte.

    1940-1942 wurde er international bekannt durch sein Auftreten bei den Zoppoter Wagnerfestspielen als Daland in "Der fliegende Holländer", Landgraf in "Tannhäuser" und Pogner in "Die Meistersinger von Nürnberg".

    Ab 2. November 1940 gab er sein Hausdebut als Gurnemanz in „Parsifal“ an der Wiener Staatsoper (hier trat er bis 1957 in 19 verschiedenen Rollen auf.

    1942 sang er erstmals in München (Daland)

    Nach dem Krieg zwischen 1948 und 1950 sieben Auftritte als Wotan in der Walküre und drei in Rheingold an der Scala in Mailand.

    Debut an der Met in New York am 12.12.1949 als Wotan (Walküre). Die Kritik von Herbert Peyser in "Musical America" war nicht richtig begeistert: "His performance was competent, but not conspicuous for distinction or vocal splendor". Die Begeisterung setzte erst später ein (Frantz hatte zwanzig Auftritte in fünf verschiedenen Rollen an der Met zwischen 1949 und 1954). Olin Downes in "The New York Times" zur Vorstellung am 4.2.1954: "Mr. Frantz' Wotan is superbly done and, within the resources of the admirably trained and commanding voice, of rare nobility and eloquence".
    Weitere Stationen waren Barcelona, Bologna, Dresden, Florenz, London, Marseille, Monte Carlo, Neapel, Paris, Salzburg.


    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Lieber Orfeo,


    ich danke dir, dass du den Thread von Ferdinand Frantz wieder hochgeholt und durch deinen Beitrag bereichert hast.


    Vorangeregt durch die "Götterdämmerungs"-Erwähnungen seines Namens im Aldenhoff- und im Schech-Thread und angeregt durch deinen Beitrag im hiesigen Thread habe ich mir heute seine bei Preiser erschienene Arien-CD aud spotify angehört und es nicht bereut. Der Sitz der Stimme ist vorbildlich, der männlich kernige Klang in allen Lagen hinreißend, besonders eindrucksvoll ist es immer dann, wenn er die Stimme zurücknimmt wie beim letzten "in nichts vergeh'n" am Ende des Holländer-Monologs oder bei der "Johannisnacht" im Wahnmonolog, aber auch seiner deutschsprachigen Interpretationen der fanzösischen, russischen und italienischen Arien fand ich absolut lohnend. Krönung war dennoch sicherlich seine göttliche Autorität als Wanderer in der Szene mit Paul Kuen als Mime aus dem 1. Akt "Siegfried". Die Aufnahmen stammen aus den Jahren 1949 bis 1951, als er ganz gewiss im absoluten Zenit seiner Künstlertums stand. Dazu kommt noch seiner verzügliche Sprachbehandlung. Manchmal wirkt er fern und etwas steif, dann wieder emotional und dadurch ganz nahe. Ich habe das Hören dieser Aufnahmen wirklich sehr genossen, es waren tolle 75 Minuten für mich.



    Sehr interessant war auch ein Blick ins Archiv der Wiener Staatsoper, ebenfalls angeregt durch deinen Beitrag. Frantz sang dort nahezu parallel Bass- und (Bass-)Baritonrollen, zeitgleich Pizarro und Rocco im "Fidelio", Sarastro und Sprecher in "Die Zauberflöte", Kontschal und Galitzky in "Fürst Igor", Sparafucile und Monterone in "Rigoletto". Einerseits Escamillo und Morone, andererseits Komtur, Daland, Ramfis und Pimen. Natürlich war auch mehrfach der "Walküre"-Wotan dabei und einmal auch der Gurnemanz. Leider ist mir keine Aufnahme des Sängers ist dieser das Wagner-Bassfach so krönenden Rolle von ihm bekannt, Gemeint ist jetzt der Gurnemanz, auf den Hagen, den er in Wien nicht gesungen hat, aber anderswo, trifft das gewiss in ähnlicher Weise zu.


    https://archiv.wiener-staatsoper.at/search/person/894


    :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Leider ist mir keine Aufnahme des Sängers ist dieser das Wagner-Bassfach so krönenden Rolle von ihm bekannt, Gemeint ist jetzt der Gurnemanz, auf den Hagen, den er in Wien nicht gesungen hat, aber anderswo, trifft das gewiss in ähnlicher Weise zu.

    Lieber Stimmenliebhaber, schau mal hier für den Gurnemanz

    https://wagnerdisco.net/apa/pa…1959/1957-jochum-munchen/

    https://operadepot.com/product…etternich-proebstl-jochum

    https://www.operapassion.com/cdd-1233.html

    APA-Jochum-1957-back-300x300 APA-Jochum-1957.jpg

    Eugen Jochum 1957 Nationaltheater München

    Chor und Orchester der Bayerischen Staatsoper München

    Amfortas-Josef Metternich

    Titurel-Max Proebstl

    Gurnemanz-Ferdinand Frantz

    Parsifal-Howard Vanderburg

    Klingsor-Albrecht Peter

    Kundry-Marianne Schech

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Lieber 'Orfeo',


    die „Parsifal“-Aufnahme vom 14. 4. 1957 aus dem Münchner Prinzregententheater – die am 19. 4. 1957 (Karfreitag) vom Bayerischen Rundfunk gesendet wurde und dort noch im Archiv vorhanden ist - habe ich auch im Marianne-Schech-Thread am 31. 10. genannt, was dann zu der Feststellung führte, dass es ausserdem einen 'Hausmittschnitt' der Bayerischen Staatsoper vom 3. 11. 1957 mit Bernd Aldenhoff als Parsifal (und vermutlich auch mit Ferdinand Frantz als Gurnemanz) gibt.



    „Parsifal“ (Richard Wagner): Amfortas – Josef Metternich / Titurel – Max Proebstl / Gurnemanz – Ferdinand Frantz / Parsifal – Howard Vandenburg / Kundry – Marianne Schech / Klingsor – Albrecht Peter / Zwei Gralsritter – Kurt Wehofschitz und Rudolf Wünzer / Vier Knappen – Lotte Schädle, Emmy Argauer, Hans Koervers und Adolf Keil / Blumenmädchen – Lotte Schädle, Elisabeth Lindermeier, Hertha Töpper, Liselotte Fölser, Gerda Sommerschuh und Lilian Benningsen / Altsolo – Hertha Töpper / Der Chor und das Orchester der Bayerischen Staatsoper / Chorltg.: Alfred Leder / Dirigent: Eugen Jochum (München, Prinzregententheater, 14. 4. 1957). Diese Rundfunk-Übertragung ist m. W. bisher nicht komplett veröffentlicht worden.


    Allerdings war mir nicht bewusst, dass der komplette Mitschnitt längst auf dem 'grauen Markt' verfügbar ist; da waren meine Unterlagen wohl nicht komplett. Ausschnitte aus dieser Aufnahme wurden von 'Melodram' auf den LP-Doppelalben („25 Voci celebri della Lirica“) von Marianne Schech (1. Serie, Nr. 12) und von Helena Braun/Ferdinand Frantz (1. Serie, Nr. 17) sowie auf CD von 'Gebhardt' in der 'Josef-Metternich-Box' veröffentlicht.


    Deine Schilderung des künstlerischen Werdegangs von Ferdinand Frantz (Beitrag Nr. 24) möchte ich noch um einige private Details zum Leben des Sängers ergänzen, auch auf die Gefahr hin, dass wieder einige 'Taminos' über mich wegen 'Denkmalschändung' herfallen.


    Das Leben von Ferdinand Frantz – wie auch das seiner Ehefrau Helena Braun – endete tragisch. Der Sänger war seit Jahren schwer an Diabetes erkrankt. Und die 1943 geschlossene (kinderlose) Ehe der Beiden war ab Mitte der 50er Jahre nicht mehr intakt; Ferdinand Frantz blieb in ihrer gemeinsamen Wohnung in München-Schwabing, während Helena Braun in dem von ihnen bisher zusammen bewohnten Landhaus in Hohenpeißenberg in Oberbayern lebte. 1958 kam es zur Scheidung, was bei der Sopranistin zu einer schweren Stimmkrise führte, so dass sie nur noch sporadisch auftreten konnte. Ferdinand Frantz – der noch vier Tage vor seinem Tod im Prinzregententheater den Morone im „Palestrina“ gesungen hatte - starb ein knappes Jahr nach der Scheidung am 26. 5. 1959 während einer Anprobe in einem Münchner Herrenkonfektionshaus. Helena Braun, die sich als Witwe betrachtete und den Namen Frantz-Braun annahm, trat von der Bühne ab, verkaufte das Haus in Hohenpeißenberg und zog ins Allgäu nach Sonthofen, wo sie am 2. 9. 1990 starb und auch beerdigt wurde. Das Grab von Ferdinand Frantz auf dem Münchner Waldfriedhof wurde 1988 eingeebnet...


    Carlo

  • Hallo, 'Stimmenliebhaber',


    von diesem Artikel des ORF von 2006 – vermutlich von Gottfried Cervenka – hatte ich keine Ahnung! Aber er und ich haben wohl die gleiche 'Quelle' angezapft (in meinem Fall dazu noch Zeitungsartikel und ein Portrait in der 'Opernwelt'): der Band Nr. 53 der Publikationsreihe „Stimmen, die um die Welt gingen...“. Dort schrieb Heiko Bockstiegel 1996 über das Leben und Wirken von Ferdinand Frantz. Besonders interessant in diesem 'Heft' (150 Seiten) sind die zahlreichen Rollenfotos des Sängers, der auch ein 'Meister der Maske' war und seinen akustischen Darstellungen auch optisch entsprach.


    Carlo

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