"Der Traurigste bin ich von allen" - Diskographie großer Wotandarsteller

  • Da hast Du natürlich Recht, dennoch kannst Du die meisten technischen Parameter auch bei historischen Aufnahmen gut destillieren, und eben auf diesem Weg einen tragfähigen Vergleich der sängerischen Leistung in Angriff nehmen.


    LG


    Christian

  • Ich lese gerade die Memoiren der Christa Ludwig "Ich wäre so gerne Primadonna gewesen", die schreibt, dass Hans Hotter der beste und beindruckendste Wotan für sie war.
    "Mein allerherrlichster, bis heute unerreichter Wotan-Ehemann war übrigens Hans Hotter"


    Ich gebe das einfach nur unkommentiert weiter, da ich mir über diese Rolle mangels hinreichender Kenntnis keinerlei Urteil erlauben kann.


    F.Q.

  • Unter den Wotanen vor Hotter erreicht ihn lediglich Schorr in stimmlicher Entfaltung und Ausdruckskraft. Die Sänger der Steinzeit der Schallplatte haben oft ein geradezu jämmerliches Niveau (höre mich gerade durch die Court Opera Classics von Preiser).


    Mir sind gewisse stimmliche Unebenheiten wie bei Hotter oder Adam tausendmal lieber als gepflegte Langeweile à James Morris.


    Gruß
    Dieter

  • Hier von mir einige Sänger der die Partie auch gesungen haben
    ohne Bewertung und in loser Reihenfolge:


    Simon Estes, Monte Peterson,Jan-Hendrick Rootering,
    Thomas Stewart, Alan Titus, John Tomlinson.


    :hello:

    mucaxel

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  • Liebe Forianer,
    2007 erschien eine CD aus der Reihe "Lebendige Vergangenheit" mit Boris Christoff II, auf der u.a. Wotans Abschied ertönt. Christoff ist - wie immer - unverkennbar mit seiner knorrig-markigen Stimme. Auf jeden Fall eine Bereicherung für Wotanliebhaber. Zu nennen wären auch Georg Hann und Josef Hermann, letzterer mit vergleichsweise hellem Bariton. Von Hans Hotter habe ich eine schöne Aufnahme von 1942 (Aus der Serie "Great Voices of the Opera II"). Gibt es einen wotanigen Abschied von Gottlob Frick oder Josef Greindl oder "schaffen" diese "schwarzen" Bässe die Partie nicht?
    Gruß
    Lohengrin

  • Hallo Lohengrin,


    bei Frick und Greindl bin ich überfragt (operus müsste das eher wissen), aber es gibt durchaus einige "Schwarzbässe", die "Wotans Abschied" zumindest auf Platte eingesungen haben, z.B. der junge Ludwig Weber im Rahmen eines Ring-Querschnitts von 1928 unter Franz von Hoesslin oder etwa der große Alexander Kipnis.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Joseg Greindl hat den Wotan auf jeden Fall gesungen, ich kenne allerdings nur eine Aufnahme des Siegfried (Bayreuth 1968 ). Ich kann mich mich allerdings erinnern, vor vielen Jahren im Radio mal eine Aufnahme von Wotans Abschied mit Matti Salminen gehört zu haben, die mich damals sehr überzeugt hat.


    Gruß
    Dieter

  • Hallo,


    meine Favoriten für den 'Wotan' sind:


    1.
    Hans Hotter (trotz - objektiv gesehen - einiger Schwächen)
    Wie ich bereits im "Hotter-Thread" erwähnte, sollte man Hotter im "Keilberth-Ring" von 1955 hören. M. E. singt hier Hotter wesentlich besser als im "Solti-Ring". Außerdem stellt er hier auch den 'Rheingold-Wotan' gesanglich dar.


    Bei Testament 2007 (erstmalig?) erschienen.


    Nebenbei: Dieser 'Ring' ist sehr gut; für mich gleichwertig mit dem "Böhm-Ring".


    2.
    Ferdinand Frantz


    Bis dann.

  • Meiner Ansicht nach gibt es keinen besseren Wotan als Hans Hotter. Er war mein erster Wotan in der Solti-Aufnahme, die ich zum Geburtstag bekam, und ist für mich immer noch überwältigend. Bei allen technischen Schwächen- seine exzellente, ergreifende Rollengestaltung macht alles wieder wett. Allein der Abschied in der Walküre rührt jedes Mal zu Tränen. Einen besseren Wotan kann und wird es nicht wieder geben; wer will ihm sein "Doch stand muß ich ihr halten" nachmachen?


    Ein weiterhin sehr guter Wotan war Friedrich Schorr, allerdings mehr in gesanglicher Hinsicht; gestalterisch sollte man nicht allzu viel von ihm erwarten.


    Natürlich war auch George London ein bezwingender Wotan; leider kenne ich die Leinsdorf-Walküre noch nicht. Doch sein Rheingold-Wotan bei Solti glüht vor Männlichkeit, Kernigkeit- vergisst aber in keiner Sekunde die Entwicklung der Figur. Hätte er mehr Gelegenheit gehabt, diese Rolle(n) vorzubereiten und zu entwickeln und hätte ihm seine Stimmbandlähmung keinen Strich durch die Rechnung gemacht, wäre er wohl ein über Hotter zu stellendes Ideal gewesen.


    Aber auch Theo Adam ist für mich einer der besten Wotane; ich hatte schon manches Schlimme über ihn hier gelesen, aber dann hörte ich in einer Radiosendung die Szene Wotan-Brünnhilde- und als danach gesagt wurde, dass Adam den Wotan sang, war ich verblüfft von seiner makellosen Diktion, der glaubwürdigen Darstellung und dem kernigen Timbre. Ganz groß.

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  • Schorr sollte man darstellerisch nicht unterschätzen, man muss sich da nur die elektrische Studioaufnahme von Wotans Abschied anhören. Selbst ich als erklärter Hotter-Fan halte sie für die ultimative Aufnahme des Stücks.


    Adam fand ich schrecklich, bis ich ihn 1987 das erste Mal live auf der Bühne erlebt habe, seitdem nehme ich seine Stimme auch aus der Konserve ganz anders wahr. Sein Wotan ist für mich unter den Nachkriegsinterprete nach Hotter der überwältigenste.


    Gruß
    Dieter

  • Hallo Dieter,


    als du Adam 1987 live erlebt hast, war er bereits im 61. Lebensjahr. Es ist doch erstaunlich (aberr aus meiner Sicht sehr erfreulich), dass er dich damals noch so fessel, konnte.


    Ich gehe seit 1977 regelmäßig in die Oper. Und Adam hat mich immer begeistert, ob als Holländer, Jochanaan, Sachs, Don Giovanni, Gurnemanz, Don Alfonso, Pizarro, Scarpia...



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Meine Lieben,


    Ferdinand Frantz zählt für mich zu den besten Wotans, insbesondere 1950 unter K.Schröder. Später baute die Stimme dann schon etwas ab. Er war immer Gott und Mensch zugleich.
    Sehr bemerkenswert auch Karl Kronenberg (1948 im "Rheingold" unter W.Zillig).


    LG


    Waldi

  • Ferdinand Frantz hatte zweifellos eine eindrucksvolle Stimme, als Interpret blieb er IMO aber och weit hinter Schorr, Hotter, Adam zurück. Die Nagelprobe für den Wotan sind für mich die langen Monologe im 2. Akt Walküre. Frantz bewältigt sie sicher und solide, aber interpretieren taten sie Adam, Schorr und v.a. Hotter.
    Als Sachs gefällt mir Frantz besser.


    Karl Kronenberg hatte eine kraftvolle, aber ebenso grobschlächtige Stimme. Das war kin Gott, sondern ein sich zum Wotan aufspielender, stimmlich hochgerutschter Fasolt. Noch schlimmer war Kronenbergs heisereres Gebell als Telramund in der sonst sehr schönen GA unter Richard Kraus mit dem fabelhaften Peter Anders (der leider zum Ende hin etwas abbaut).


    Gruß
    Dieter

  • Hier mal ein paar Wotane von mir, der mich - wie mein Name schon zeigt - fasziniert. Ich denke ich komme heute nicht zu allen, aber ich fange einfach mal an.


    Alan Titus
    Ich habe ihn in Bayreuth ab 2000 das erste Mal in dieser Rolle zum ersten Mal gehört. Zum einen war ich doch sehr überrrascht, wie sehr sich der Kavaliersbariton (siehe sein Malatesta) zu einer schweren stimme gemausert hatte. Zum anderen war ich überrascht zu welch differenziertem Vortrag er in der Lage war. Kleines feines Beispie: man höre nur im Rheingold seine wirklich entsetzt gehauchte Frage: "Wie, diesen Ring?!"
    Leider kam nach einem hoffnungsvollem Debüt keine Weiterentwicklung mehr, sondern eher Rückschritte in den folgen Jahren. Note: 3-


    Albert Dohmen
    Für mich einer der besseren Wotan-Vertreter der Neuzeit. Markant in der Stimme, dabei aber auch die nötige Stimmkultur. In Köln habe ich ihn live im Rheingold erlebt, er verstärkt den positiven Eindruck der Kuhn-Aufnahme vom Rheingold, in Bayreuth längst überfällig gewesen (gerade im Vergleich zu Titus), aber letztes Jahr nicht mehr ganz auf der Höhe gewesen. Bin auf dieses Jahr gespannt. Note 2-


    Bryn Terfel
    In Anbetracht von Farbe, Gestaltung und Größe für mich die Hoffnung in Sachen Wotan. Mir fehlt noch der Wanderer für eine komplette Bewertung. Tendenzen zum Materialsingen sind nicht zu überhören und seine Mozart-Rückkehrer zeigen auch deutlich, dass die stimme an Flexibilität verloren hat. Außerdem trickst er ein bisschen, indem er manche High-Töne direkt hinter den jeweiligen Forteschlag des Orchesters setzt. (wer meines Spitze ...fürch..tet.......)
    Dagegen hat man der Augen leuchtendes Paar wohl kaum schöner gehört. Note 2+


    Falk Struckmann
    Als Gestalter der Rolle durchaus empfehlenswert. Allerdings fehlte mir in seinem Bayreuth Jahr doch die stimmeliche Belastbarkeit. am Ende der Walküre klang seine Stimme doch arg gebeutelt und einige Töne brachen weg. Das Hamburger Rheingold auf CD klingt dagegen viel besser. Ich warte jetzt auf die Walküre. Note: 3+


    John Tomlinson
    Wohl der intensivste Wotan-Sänger, der die Rolle ohne Rücksicht auf Verluste singt, was man ihm auch anhört. Dabei gelingen ihm viele Momente sehr eindrücklich, die aber nie dem reinen Schön-gesang entspringen. Jetzt mittlerweile als Hagen und Fafner besser besetzt. Der Kupfer-Ring aus Bayreuth hat seine besten Momente im Rheingold und im Siegfried. Note: 2-


    James Morris
    Wahrer Belcanto-Gesang, den ich immer gern gehört habe. Dabei Live viiiieeeeel besser als auf der DG-CD und hier wiederrum auch nicht so mitreißend wie in der EMI-Aufnahme. Im DVD-Mitschnitt aus der MET führt er das ensemble an, sprachlich wie im Ausdruck allerdings längst nicht perfekt. An den letzten Samstage hat er in der MET gezeigt, dass er es immer noch kann, hat aber auch gezeigt, dass sein Wotan sich langsam zur Ruhe setzten sollte, bevor es bei ihm die vokale Götterdämmerung gibt. Allerings muss man mal schauen, wer diese Rolle so lange singen konnte. Note 2


    Hans Hotter
    Für mich in der Solti-Aufnahme nur noch ein Schatten seiner Möglichkeiten. Aber die glücklicherweise veröffentlichen Mitschnitte aus bayreuth unter Kempe und Keilberth lassen den großen Sänger im Rampenlicht stehen. Da passt wirklich alles. Nur seine Stimmfarbe mag ich Sänger wie Terfel oder Dohmen lieber. Das ist allerdings wirklich rein subjektiv. Note 2+

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  • Da weiter oben gefragt wurde:


    Greindl sang scheinbar lediglich den "Siegfried"-Wanderer (Bayreuth 1965, 1967, 1968), jedenfalls ergab meine Recherche dies.


    Frick sang offenbar weder Wanderer noch Wotan.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Es stimmt, Gottlob Frick sang trotz seiner glänzenden Höhe niemals Wanderer, Wotan und Sachs, weil das nicht mehr das Fach des basso profundo ist. Dieses Erkennen und Respektieren der eigenen Grenzen war sicherlich eine kluge Entscheidung und trug dazu bei, dass Fricks Stimme bis ins hohe Sängeralter tadellos funktionierte.
    Es gibt nicht wenige Experten, die Greindls Ausflüge ins Heldenbaritonfach als Ursache für stimmliche Probleme ansehen. Natürlich formte Greindl aufgrund seiner darstellerischen Potenz in allen genannten Partien unvergessliche Charaktere.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Heute habe ich mal seit langem in die Aufnahme von Wotans Abschied mit George London, begleitet von den Wiener Philharmonikern unter Knappertsbusch, gehört [Decca, 1958] — und war absolut gebannt. Habe danach gleich mit Hotter [Keilberth, Bayreuth 1955, und Knappertsbusch, Bayreuth 1956] und Bailey [Klemperer, EMI, 1970] verglichen und meine, daß London noch besser ist (allerdings muß man im Vergleich zu Hotter dazu sagen, daß die Decca-Aufnahme natürlich unter Studio-Bedingungen stattfand). Die Zeilen "Denn einer nur freie die Braut, / der freier als ich, der Gott!" habe ich noch nie eindringlicher und berührender gehört.


    Wahnsinnig gut ist vor allem auch die Orchesterbegleitung, besser kann man das nicht dirigieren! Da frag ich mich wiederum wehmütig, wieso die Decca nicht doch lieber einem Altmeister die Leitung des "goldenen" "Ring"-Projekts übertrug. Was wäre das für eine Gesamtaufnahme mit solch einer Besetzung geworden.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Was wäre das für eine Gesamtaufnahme mit solch einer Besetzung geworden.


    Es wäre gar keine geworden (falls du Knappertsbusch meinst). Tatsächlich wählten die Decca-Bosse entgegen Culshaws Präferenz (der ging schon seit 1950 mit dem Gedanken schwanger, den Ring mit Solti aufzunehmen) für ihre erste Einspielung einer Wagner-Oper Hans Knappertsbusch als Dirigenten. Sehr schnell zeigte sich aber, dass der großzügige Kna und der sehr genau arbeitende Culshaw im Studio vollkommen inkompatibel waren. Die gestartete Walküren-Aufnahme musste abgebrochen werden. Immerhin gibt es davon noch den ersten Akt zu bewundern.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Genau so kenne ich das auch. Knappertsbusch hat ja sogar die Wiederholung einer Szene im Studio mit den Worten abgelehnt: "Besser geht es nicht." Er war immer ein Mann des Moments, nicht des Probierens.


    Neu ist mir die Information von Theophilus, dass der ersten Aufzug der Walküre mit Flagstad, Svanholm und van Mill der Beginn einer Gesamtaufnahme sein sollte. Wirklich? Nach meinen Informationen war immer nur die Aufnahme dieses Aufzuges geplant.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Ich bin sozusagen mit Hotters Wotan/Wanderer in Wien aufgewachsen. Auch wenn seine Darstellungsmagie und Interpretationskunst auf der Bühne nichts mit dem Thread-Titel "Diskographie" zu tun hat, muß ich doch betonen, dass man dieses Elementarereignis auf der Bühne erlebt haben muß, um seiner herausragenden Leistung gerecht werden zu können. Dass damals einfach alles gestimmt hat - seine Partner waren Nilsson, Ludwig, Windgassen, Neidlinger, Frick, Stolze, Pernerstorfer, die Wiener Philharmoniker unter Karajan - trug zusätzlich zum Nimbus dieses singulären Gesang-Darstellers bei. Dazu kam noch eine beeindruckende werkgerechte Inszenierung (Karajan/Preetorius) ...

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Auch den vor allem durch seine Ausdruckskraft und intensive Darstellungskunst unvergessenen Donald McIntyre muß ich nachdrücklich in Erinnerung rufen, der mit seinem Wagner-Legato, aber auch seinen dramatischen Ausbrüchen (in perfektem Deutsch) ein Fixpunkt meiner Erinnerungen ist.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Wir hatten das Thema ja schon mal an anderer Stelle kurz angerissen, lieber Theo. Daß mein Wunsch rein hypothetisch ist, war schon klar.


    Und ja: Den I. Aufzug der "Walküre" gibt es natürlich auch in einer Studio-Aufnahme unter Knappertsbusch, entstanden in den Wiener Sofiensälen zwischen 28. und 30. Oktober 1957. Die Besetzung ist tatsächlich ganz anders als kurz drauf bei Solti, nämlich: Flagstad (Sieglinde), Svanholm (Siegmund), van Mill (Hunding). Man griff zumindest beim Wälsungenpaar eher auf die schon etwas betagte "alte Garde" zurück. Mit Arnold van Mill hat man dagegen auf einen Aufsteiger gesetzt, der seinerzeit als Baß-Hoffnung in Bayreuth für Aufsehen sorgte.


    Erschienen ist es auf CD bereits 1990 (rechts), da aber vergriffen. Wurde dankenswerterweise von der australischen Eloquence-Serie gleich doppelt neu aufgelegt, einmal in Kombination mit dem III. Aufzug der "Walküre" unter Solti (1957, links), einmal mit Highlights aus der "Götterdämmerung" (Mitte).



    Ergänzen läßt sich dieser I. Aufzug zumindest mit dem kurz darauf entstandenen Wotan-Abschied des III. Aufzuges mit George London.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wirklich? Nach meinen Informationen war immer nur die Aufnahme dieses Aufzuges geplant.


    Georg Solti erzählte, dass er 1957 die Todesverkündigung und den dritten Akt aufgenommen hat. Die Platte war so erfolgreich, dass die Decca den Beschluss fasste, die ganze Oper aufzunehmen. Allerdings wollte man dafür am Pult aus Publizitätsgründen einen bekannten Star nehmen. Das führte dann zu den bekannten Problemen mit Knappertsbusch und die Aufnahme der Walküre wurde nach dem ersten Akt beendet. Culshaw konnte daraufhin seine Chefs zu einer Einspielung des Rheingolds unter Solti überreden.


    (Es gibt dazu die nette Anekdote, dass Walter Legge kurz vor Beginn der Aufnahmen in Wien sich mit Culshaw und Solti traf. Als sie ihm auf seine Frage antworteten, dass sie Rheingold aufnehmen, meinte er, die Decca werde davon keine 50 Stück verkaufen. Er hielt aus wirtschaftlichen Gründen nicht viel von Wagner-Aufnahmen. Er sollte sich in diesem Fall aber gewaltig irren. Das Rheingold verkaufte sich so gut, dass man sehr schnell an eine weitere Einspielung einer Ring-Oper dachte.)


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Im Zusammenhang mit diesem Thread sollte noch auf "Probeaufnahme" des III. Akts des "Walküre" unter Sir Georg Solti eingegangen werden (s. linkes Cover in Beitrag 83). So sah das in der bisherigen Decca-Serie aus:



    Daß auf dem Cover lediglich die Namen "Flagstadt" und "Solti" groß prangen, spricht natürlich Bände über den Wotan von Otto Edelmann (ungewohnt genug), der Rezensionen zufolge auch die Schwachstelle der Aufnahme sein soll. Entstanden übrigens zwischen 13. und 17. Mai 1957 im Großen Saal des Musikvereins in Wien.


    Kennt jemand die Aufnahme und könnte ein Wort über Edelmanns Darbietung verlieren?

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    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Ja, ich habe die Aufnahme und werde sie mir gelegentlich anhören. Schwachstelle Edelmann ist mir aber neu. Wenn die in Bayreuth heute man solche Sänger hätten.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Ich muss hier einen kleinen Exkurs machen (die Moderatoren mögen mir dies Verzeihen) in Sachen Hans Hotter, um Freund Milletre zu ergänzen.


    Wie ich schon geschrieben habe, besitze ich seit kurzem einen "Don Carlo" mit Hotter als Grande Inquisitore. Zum Vergleich habe ich gestern mir diese Szene mit Boris Christoff und Ivo Vinco mehrmals angehört und festgestellt, dass diese beiden älteren Herren einen gepflegten Dialog führen, der dann etwas lautstärker wird. Aber bei Hotter kommt ein wirklicher Grande Inquisitore auf die Bühne, der im Gespräch mit Jerome Hines diesen auch stimmlich seine Verachtung spüren lässt - so etwas gibt es heute nicht mehr. Leider!



    Liebe Grüße aus Wien -


    Erich

  • Ich machte gerade ein kleines Vergleichshören verschiedener Wotane bei den Bayreuther Festspielen der 60er und 70er Jahre mittels "Wotans Abschied":


    - Jerome Hines; Kempe 1961
    - Theo Adam; Klobucar 1964 und Stein 1973
    - Thomas Stewart; Maazel 1969
    - Sir Donald McIntyre; Boulez 1976 (phänomenale Orchesterbegleitung)


    Sehr mächtig und ehrfurchtgebietend, vielleicht ein wenig unbeweglich, kommt Hines daher, das haut einen fast um. Trotz gelingen ihm auch die leiseren Töne einfühlsam und empfunden. Adam 1964 noch etwas profillos, neun Jahre später deutlich besser. Die Stimme wirkt im Vergleich fast klein, aber durchaus noch angemessen. Die Mühelosigkeit von Hines hat er aber nicht. Stewart ebenfalls ein eher "leichter" Wotan, aber was für eine Charakterzeichnung! Kein Wunder, daß ihn Karajan in seiner Studio-Aufnahme haben wollte. Ich liebe dieses Timbre einfach (im Gegensatz zu Adams). Schließlich McIntyre, der ebenfalls ein phantastischer Charaktersänger ist, dem zwar die Wucht eines Hines fehlt, der aber wie Stewart die ganze Tragik der Rolle erfaßt.


    Äußerst schwierig, hier einen Sieger zu benennen.


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich habe jetzt zumindest auch Wotans Abschied von Otto Edelmann unter Solti hören können. Schlecht gesungen war das nicht, aber unweigerlich hatte ich das Gefühl, als sänge da ein Sachs, Osmin oder Leporello. Was in den genannten Rollen toll rüber kommt, wirkt beim Göttervater ein wenig grobschlächtig und unelegant. Richtig berührend ist er auch nicht, selbst an der mitreißendsten Stelle "Denn einer nur freie die Braut, / der freier als ich, der Gott!" Natürlich wäre man heute trotzdem um solch einen Wotan froh, aber Edelmanns Paraderolle war's mitnichten.


    Soltis Dirigat hebt sich stark von dem von Knappertsbusch ab. Offenbar fand es seinerzeit mehr Anklang bei den Decca-Verantwortlichen, aber ehrlich gesagt erreicht es nicht die Klasse von Kna, der mit George London auch den besseren Wotan hatte.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Sein Name fiel in diesem Thread bereits, zu den ganz großen Wotan-Darstellern wird er dennoch selten gezählt: Siegmund Nimsgern.


    Die Tage hörte ich in den Schneider-"Ring" aus Bayreuth 1984, und da fällt Nimsgern als sehr beeindruckender Wotan auf. Durchaus ein würdiger Nachfolger von McIntyre!


    Hier Wotans Abschied:



    P.S.: Der komplette Bayreuther "Ring" von 1984 (Inszenierung: Sir Peter Hall) erschien kürzlich bei TodOpera.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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