Eine der Rollen in der mich so gesehen noch keiner völlig überzeugt hat, sodass ich kaum sagen kann, wer denn der "Beste" war, aber danach ist ja eigentlich auch nicht gefragt, sondern nach allgmein großen Rolleninterpreten, jedoch auch da kann ich nicht überschwänglich werden.
Zuerst wäre vielleicht wichtig zu sagen, wie ich mir Wotan denn vorstelle bzw. was der Interpret meiner Meinung nach herüberbringen muss. Zuallererst muss er männlich-kernig klingen, entschlossen, markig und gerade in "Rheingold" braucht er einen Schuss Sarkasmus/Zynismus, trotzdem in "Walküre" väterlich klingen (obwohl ich persönlich ja finde, dass sich sein Abschied weniger wie der eines Vaters, als der eines Liebhabers anhört). Er braucht etwas Gebieterisches. Meiner Meinung nach darf er aber nicht zu dunkel oder auch zu tief oder zu schwer klingen. Wotan ist für mich aber kein Großvater, in keinster Weise, bestenfalls als Wanderer mag das noch hingehen (streng genommen für mich nicht mal da).
Es wurden ja schon "die üblichen Verdächtigen" genannt.
Hans Hotter : natürlich, ich als Hotter-Fan, bin da schon sehr angetan, aber es ist auch mehr die Art wie er gestalten, die mir wirklich gefällt, gesanglich - gerade in späteren Jahren - ist es doch etwas arg, was mich allerdings außerdem stört ist zu einen seine teils undeutliche Aussprache (was aber auch mit den wooblen zusammenhängen kann) und (hat jemand hier schon erwähnt) sein Timbre, dass doch eher viel zu großväterlich klingt...
Ferdinand Frantz : mag seltsam klingen, aber er ist mir zu deutlich, im Sinne von kalt-analytisch-genau, da kommt für mich kein Gefühl rüber, obwohl es nicht schlecht gesungen ist (seinen Sachs finde ich besser)
Theo Adam : kenne ich "nur" vom Böhm-Ring...finde ich gar nicht so schlecht (die Rätsel-Szene im "Siegfried") gefällt mir ganz gut), aber immer wieder stößt mir dann doch das Graue und Angegriffene der Stimme auf, die Linie kommt so einfach gar nicht zustande.
Jerome Hines : kenne ich vom Kempe-Ring...stimmlich sehr passend, könnte mir soagr richtig gefallen, aber hat ähnliche Probleme wie London, zu schwer und unflexibel, auch die Diktion ist etwas schwammig.
Noch vier Beispiele bei denen mir leider nur jeweils eine Aufnahme von "Wotans Abschied" bekannt ist :
George London : mal abgesehen davon, dass ich sowieso kein großer Fan von ihm bin, ist seine Stimme mir zu behäbig und wuchtig, zu unflexibel und klingt in meinen Ohren sehr kartoffelig, was ich grundsätzlich nicht mag.
Der Abschied unter Kna wird sehr langsam gespielt, was Londons Stimme eher entgegen kommt, denn schnelle Wechsel und Tempo liegen ihm meiner Meinung nach eher nicht...auch er klingt mir zu "alt". Was die Darstellung, so hat die mich auch nicht vom Hocker gerissen, vor allem was verschiedene Farbwechel und leisere Töne angeht fehlt mir da einiges.
Cesare Siepi : bin Fan, aber hier ist er mir auch zu wuchtig zu dunkel, auch sprachlich hat er natürlich seine Problemchen, auch der Ausdruck ist bestenfalls Durchschnitt
Lawrence Tibbett : kommt na dran an totale Zufriedenheit, nicht zu schwer, wunderbar gesungen, tolle Diktion
Besonderes Augenmerk :
Hermann Uhde : (na wer hätte das von mir erwartet )... kenne ihn als "Rheingold"-Wotan und Wanderer, was "Walküre"-Wotan angeht bin ich untröstlich, dass ich nur den Abschied mit ihm kenne, obwohl ich weiß, dass er die ganze Rolle gesungen hat...was soll ich sagen, ich finde ihn große Klasse, weil er genau das Kernige und Männliche in der Stimme hat, dass ich von "meinem" Wotan erwarte und dabei weder zu dunkel und schwer herüberkommt und auch noch wunderbar singt. Einzig in Kempe 1960er "Siegfried" enttäuscht mich etwa die Rätsel-Szene etwas, da bemerkt man einige Unebenheiten und Probleme, dafür in der Erda-Szene grandios...und sein Abschied, herrlich! Man muss nur einmal hören wie er "mit zehrenden Schrecken" herausschleudert oder das einmalige "der freier als ich, der Gott!", dass in unterschwelliger, bitterer Verzagheit ertrinkt.