Der Jahrhundertbariton - ETTORE BASTIANINI

  • Lieber Carlo!

    Vielen Dank für Deine wie immer profunde Rückmeldung.

    Zu dem von mir erwähnten Konzert mit Giuseppe di Stefano eine Anekdote. Di Stefano sang nur den 1. Teil und wurde zu Beginn des 2. Teils angesagt. Er habe eine plötzliche Indisposition erlitten und würde durch den Bariton Lawrence Winters ersetzt, der im Publikum gewesen sei.

    Dies war jedoch nicht die Wahrheit, denn es hatte Differenzen zwischen dem Tenor und dem Dirigenten Wilhelm Brückner-Rüggeberg gegeben und di Stefano sich geweigert, weiterhin aufzutreten. Offenbar war dies keine Überraschung, denn wie sollte man erklären, dass das Orchester plötzlich das Material für Baritonarien hatte?


    Beste Grüße


    Peter

  • Ich danke euch beiden und freue mich, dass ihr Gefallen an diesem Projekt findet, das eigentlich ein Mammutprojekt ist. Es ist natürlich wunderbar, wenn man damit noch das eine oder andere Mitglied erreichen kann. Natürlich weiß ich, dass es auch eine interessierte Leserschaft unter den Nicht-Mitgliedern bzw. stillen Mitlesern gibt.

    In Kürze geht die Reihe dann auch schon weiter. Und die Bassjahre Bastianini's geben mehr her als man zuerst annehmen würde. :)

    Lieber Gregor, erst heute komme ich dazu, mich zu denen zu gesellen, die Dein Projekt sehr gut heißen. Auf die Fortsetzung bin ich gespannt. Kennengelernt habe ich Bastianini mit etwa vierzehn Jahren durch diesen "Trovatore". Die Aufnahme öffnete mir zugleich die Tür zu Verdi. Mein großer Bruder hatte sie angeschafft - und ich durfte immer mithören.


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    Nach seinem Timbre und der Eleganz seines Vortrags war ich fortan regelrecht süchtig. Er war für mich nicht nur Stimme. Wie kein anderer hat er die Figuren, die er darstellte, vermenschlicht und individualisiert.


    Ich würde mir wünschen, dass Du Dein Projekt nachträglich als eigenes Thema anlegst, damit es hier nicht untergeht.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rüdiger, ich danke auch dir.

    Was das "eigene Thema" betrifft, bin ich davon ausgegangen, dass es natürlich in den thread des Sängers gehört (ich finde es immer furchtbar, wenn es zu einem Thema gleich zwei oder gar noch mehrere threads gibt), und es wahrscheinlich ohnehin nicht viele Kommentare geben würde. Aber es kommt ja manchmal anders als man denkt ...

    Sollte es wirklich zu sehr zerfranst werden, macht dein Vorschlag natürlich absolut Sinn und man könnte die entsprechenden Beiträge einfach ausgliedern. Ich werde mal schauen wie sich das in nächster Zeit gestaltet. Ich werde aber auf jeden Fall ohnehin immer durch Kapitelangaben versuchen eine Struktur und Übersicht hereinzubringen.


    Gregor

  • Teil 2 - Karriere als Bass und der Wechsel zum Bariton (1945 bis 1952)


    Nach Ende des zweiten Weltkrieges konnte Bastianini mit einigen Konzerten - unter anderen in Ravenna und Forlì, für die er exzellente Kritiken bekam - seine beginnende Karriere fortsetzen und endlich das Stipendium genießen, das ihm durch den Wettbewerbssieg 1942 in Florenz zuteil wurde, und welches ihm ein Studium am dortigen Teatro Comunale ermöglichte.

    An diesem Haus sang er dann mit bereits bekannten und zukünftigen Operngrößen wie Fedora Barbieri, Mirto Picchi oder Rolando Panerai. Er sang zudem in zahlreichen Opern in kleineren italienischen Opernhäusern, darunter das Teatro Verdi in Florenz.

    Zu seinen Rollen gehörten Bonzo in Madama Butterfly, Don Basilio in Il barbiere di Siviglia oder Sparafucile in Rigoletto.


    Im März 1946 bekam er exzellente Kritiken für zwei Konzerte am Teatro Comunale in Florenz.


    Mit Maestro Flaminio Contini und dessen Ehefrau, der Sopranistin Dina Mannucci Contini, bildete er in dieser Zeit gemeinsam mit einigen anderen Sängern eine Operngruppe die 1947 nach Ägypten reiste. Dort wurde ihm erstmals international Aufmerksamkeit zuteil, und er trat dort ab Januar 1947 zuerst in Alexandria, dann in Kairo und in Gizeh auf und übernahm die Basspartien an der Seite von Dina Mannucci die Sopranrollen wie Gilda, Lucia und Rosina sang. Gino Bechi kam als Bariton bei dieser Tournee zum Einsatz.


    Ettore_Bastianini.jpg1948 blieb er vorwiegend in seinem Heimatland und trat in einer Vielzahl von Häusern in 18 verschiedenen italienischen Städten auf. Um seine Auftrittsorte zu erreichen, leistete sich der motorbegeisterte 25-jährige seine ersten schnellen Autos. Zuerst einen Topolino, dann ein dunkelgrünes Fiat-Sportauto, später dann auch einen Porsche.


    Im selben Jahr folgten erste Auftritte in Spanien. In Barcelona sang er Basspartien in Il tabarro, Gianni Schicchi und Respighi's La fiamma, 1949 dann in I puritani.


    Am 24. April 1948 debütierte er als Teiresias in Strawinsky's Oedipus Rex an der Mailänder Scala.


    Er reiste für Auftritte nach Südamerika, flog nach Caracas, Venezuela, um dort in vier verschiedenen Opernpartien aufzutreten - Ramfis (Aida), Raimondo (Lucia di Lammermoor), Colline (La bohème) und Sparafucile (Rigoletto).

    Er kehrte aber in den Jahren 1949, 1951 und 1952 auch immer wieder nach Ägypten zurück.


    Am 29. Dezember 1950 gab Ettore Bastianini sein Liederabend-Debüt, welches im italienischen Radio übertragen wurde und ihn im ganzen Land bekannt machte.




    Eines Tages, als er mit Gino Bechi zusammensaß, lehnte sich dieser zu Ettore herüber und meinte:


    "Du bist in Wirklichkeit ein Bariton, weißt du? Ich bin ein Narr, dir das zu sagen, weil ich eigentlich nicht noch mehr Konkurrenz brauchen kann, aber es ist wahr!"



    Und tatsächlich besaß Bastianini zwar ein herrliches Timbre, aber als Bass war er in der Lautstärke begrenzt, und das tiefe Bassregister war schwach und leise. Er hatte Schwierigkeiten die ganz tiefen Töne zu erreichen und verließ sich bei so mancher Rigoletto-Vorstellung auf den Chor, um das letzte "Fa" in der Arie Sparafucile's zu stützen und zu kräftigen.


    Bastianini kam ins Grübeln. Seine Karriere lief zwar gut und er war stets beschäftigt, doch von Ruhm und Popularität konnte keine Rede sein. Er fühlte sich festgefahren. Er vertraute Freunden an, dass er sich im Baritonfach, mit dem er schon experimentiert hat, eigentlich sehr wohl fühlt. Doch er ließ sich davon überzeugen, dass sein wahres Talent doch in den dunkleren und tieferen Regionen seiner Stimme liegen würde, und er doch seinem bisherigen Weg weitergehen solle. Das tat er dann auch, aber das sollte nicht für lange sein.


    Als er eines Tages mit seinem Lehrer, Luciano Bettarini, den Padre Guardiano in La forza del destino einstudierte, sang Ettore plötzlich Tu mi condanni a vivere ..... - die Zeilen des Tenors.

    Dazu erklärte Bastianini später: "Die Musik war so schön, dass ich sofort weitersang. Ich konnte einfach nicht anders."

    Bettarini hörte sich seinen Gesang an und war erstaunt wie mühelos er mit der hohen Tessitura zurechtkam. Bettarini sagte ihm:


    "Ich glaube nicht, dass du überhaupt ein Bass bist!"



    Aber konnte er so einfach elf Jahre Bassgesang und -ausbildung aufgeben? Viele meinten, dass das unmöglich sei.

    Das spornte den ohnehin ehrgeizigen Bastianini noch mehr an. Er ging mit Entschlossenheit daran, sich in einen Bariton zu verwandeln - er fühlte, dass das seine eigentliche Bestimmung sei.

    Für mehr als ein halbes Jahr zog er sich zurück und arbeitete mit Bettarini intensiv an seiner Bariton-Stimme.


    Zuvor gab er im April 1951 seinen letzten Auftritt als Bassist am Teatro Alfieri in Turin. Er beendete seine Basskarriere mit jener Partie, mit der seine Opernkarriere einst begann - mit dem Colline in La bohème.

    Ein Kreis schloss sich.


    Am 17. Januar 1952 war es dann soweit: Erstmalig trat Ettore Bastianini in einer Baritonpartie vor das Publikum. In Siena sang er den Giorgio Germont in La traviata. Die ihn stets unterstützenden Continis waren an seiner Seite. Maestro Contini dirigierte die Vorstellung, Dina Mannucci Contini sang die Violetta. Am Ende des Abends steuerte er mit zwei Arien aus Andrea Chenier und Il trovatore sogar noch zwei Zugaben bei.

    Aber Bastianini war noch nicht zufrieden. Auch das Publikum war noch nicht überzeugt. 11 Jahre als Bass kann man nicht so einfach abschütteln.

    Es fehlte seiner Baritonstimme noch an Brillanz. Die Spitzentöne, die später zu eine seiner großen Stärken werden sollten, waren noch nicht ausgereift.


    Also zog er sich abermals für ein halbes Jahr zum Studieren zurück, und am 19. Juli 1952 folgte in Siena sein "zweites Bariton-Debüt". Diesmal als Rigoletto!

    Während des zweiten Aktes jedoch kam es im Duett zu einem Gesangsfehler der Sopranistin, der Bastianini derart irritierte, dass er plötzlich selbst aus dem Konzept geriet und einen Aussetzer hatte.

    Danach kam es zu großen Debatten unter Fachleuten als auch dem Publikum. War sein Wechsel zum Baritonfach ein Fehler? Ist er bereits am Ende?


    Doch der selbstbewusste Bastianini ließ sich nicht beirren. Er wusste, dass er auf dem richtigen Weg war.

    Im Herbst 1952 sang er in Bologna abermals den Germont in La traviata mit Virginia Zeani als Violetta. Mit triumphalem Erfolg. Bastianini war an seinem Ziel angekommen.



    Gregor

  • Um den zweiten Teil und die Basskarriere Bastianini's abzuschließen, hier noch ein Überblick über die uns bekannten von ihm gesungenen Basspartien. Und das waren gar nicht wenige!



    Abimelech (Samson et Dalila) - Alexandria 1950

    Alvise (La gioconda) - Ferrara 1948

    Betto di Signa (Gianni Schicchi) - Barcelona 1948

    Brander (La damnation de Faust) - Genua 1948

    Colline (La bohème) - Ravenna 1945, Bologna, Forlì, Ravenna, Ferrara, Como 1948, Caracas 1949, Turin 1951

    Comte Des Grieux (Manon) - Lucca 1950

    Don Basilio (Il barbiere di Siviglia) - Florenz, Rubiera, Pisa 1946, Ägypten Tournee 1947, Kairo 1949 (mit Tito Gobbi), Ägypten Tournee 1951

    Ferrando (Il trovatore) - Lucca, Ferrara 1948, Kairo 1949 (mit Maria Caniglia), Ägypten Tournee 1950

    Grech (?) (Fedora) - Parma 1949

    Grenvil (La traviata) - Ägypten Tournee 1950 (mit Virginia Zeani)

    Gualtiero (?) (I puritani) - Barcelona 1949

    Il Re (Aida) - Alexandria 1949

    Il Talpa (Il tabarro) - Barcelona 1948
    Il Vescovo (?) (La fiamma) - Barcelona 1948

    Kezal (?) (Die verkaufte Braut) - Turin Radioproduktion 1950

    Lothario (Mignon) - Ägypten Tournee 1950

    Mephistofele (Faust) - Cento 1948

    Padre Guardiano (La forza del destino) - Ägypten Tournee 1950

    Raimondo (Lucia di Lammermoor) - Ägypten Tournee 1947, Caracas 1949, Ägypten Tournee 1950 (mit Beniamino Gigli)

    Ramfis (Aida) - Novara 1948, Caracas, Barcelona 1949, Ägypten Tournee 1951

    Rodolfo (La sonnambula) - Kairo 1949

    Sparafucile (Rigoletto) - Rubiera, Florenz 1946, Ägypten Tournee 1947, Kairo (mit Tito Gobbi), Caracas 1949, Alexandria 1950 (mit Gino Bechi)

    Teiresias (Oedipus Rex) - Mailand 1948

    Timur (Turandot) - Lucca 1950, Ägypten Tournee 1951

    Walther Fürst (?) (Guglielmo Tell) - Ägypten Tournee 1951

    Zio Bonzo (Madama Butterfly) - Florenz 1946, Parma 1949



    Es ist eigentlich kaum zu glauben, dass es keinerlei Aufnahmen Bastianini's aus seiner Basszeit geben soll.



    Gregor

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  • Es ist eigentlich kaum zu glauben, dass es keinerlei Aufnahmen Bastianini's aus seiner Basszeit geben soll.

    Genau das wollte ich fragen. Schade. Vielleicht taucht noch einmal etwas auf!?

    Taminos aller Länder, durchstöbert eure Bestände!;)

    Der zweite Teil - erst recht mit der hinzugefügten Repertoire-Liste - ist wieder sehr interessant. Danke.

  • Schließe mich meinem Vorredner an. Ich warte schon wieder auf die Fortsetzung.

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Bastianini gab am 29. Dezember 1950 sein erstes Recital, das öffentlich für den italienischen Rundfunk ausgestrahlt wurde.


    Sein letzter Auftritt als Bass war nur vier Monate später im April 1951 in Turin als Colline.


    Aufzeichnungen von Vorstellungen gab es kaum Anfang der 1950er Jahre. Es ist also mehr als unwahrscheinlich, dass überhaupt Aufnahmen von Bastianini als Bass existieren.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Auf der offiziellen Website der Ettore-Bastianini-Gesellschaft wird in der Rubrik "Diskografie" als älteste Aufnahme die "Bohème" von 1952 (also als Marcello) verzeichnet. Also gibt es wohl keine Aufnahme von ihm in der Stimmlage Bass.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Am heutigen 24. September gedenkt man nun des 100. Geburtstages von Ettore Bastianini.


    Und wie macht man das am besten?

    Bei mir heute mit dieser Arien-CD:


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    Gregor

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  • Der Geburtstag wird in Italien (und Deutschland) gefeiert


    mit Briefmarke20220924-ETTORE-BASTIANINI.jpg

    mit Sonderstempel der Post

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    und Buch

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    und in Deutschland im Radio am Sonntag, 2. Oktober 2022, 15.05 Uhr "Zur Person" auf SWR2

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Teil 3 - Durchbruch als Bariton (1952 - 1953)


    Nach dem großen Erfolg als Giorgio Germont in Bologna und seinem Debüt als Amonasro in Aida in Pescara - es war seine bereits dritte Partie in dieser Verdi-Oper nach Ramfis und dem König - war es interessanterweise die Russische Oper die ihm alle Türen öffnete. In den 1950er Jahren kam es an den italienischen Opernhäusern geradezu zu einer "Entdeckung" des russischen Repertoires - natürlich damals noch in italienischen Übersetzungen.

    Im Dezember 1952 kam es am Teatro Comunale in Florenz zu Aufführungen von Tschaikowsky's Pique Dame oder wie es in der italienischen Fassung heißt La Dama di Picche. Als Dirigent Artur Rodzinski und Regisseurin Tatiana Pavlova die gehaltvolle und satte Stimme des 30-jährigen Baritons hörten, wussten sie sofort, dass sie ihren idealen Fürst Yeletsky gefunden hatten. Sena Jurinac sang die Lisa.


    Diese Aufführungen gelten als die eigentliche Geburtsstunde des Baritons Ettore Bastianini.


    Nun brachte er wirklich alles mit, um eine außergewöhnliche Karriere zu machen. Er war attraktiv, besaß eine "goldene Stimme", war auf dem Weg zu Berühmtheit und Wohlstand, und zahlreiche begeisterte weibliche Fans umschwärmten ihn. Es heißt vielen davon hat er widerstanden - nun, sicher nicht allen. Aber die Karriere stand für ihn an erster Stelle.

    Er hat sich mit viel Arbeit und Ehrgeiz von einem "Nullachtfünfzehn-Bass" zu einem Bariton mit Weltklasse-Potential verwandelt.


    Nur einen Monat nach seinem bejubelten Yeletsky kam es zu einer Begegnung die seiner Karriere den nächsten Schub verpassen sollte - in Form von Maria Callas, die genau wie Bastianini selbst gerade richtig durchstartete. Callas kam nach Florenz um dort am 25. Januar 1953 mit Ettore als Enrico und Giacomo Lauri-Volpi bzw. später Giuseppe di Stefano als Edgardo Donizetti's Lucia di Lammermoor aufzführen. Es war leicht für Maria und Ettore das florentinische Teatro Comunale zu füllen und das Publikum zu begeistern.


    md17006938554.jpgIn Bastianini’s Karriere gab es nur wenige komische Rollen. Aber er sang beide Barbiere - den von Paisiello, 1953 in Florenz, später dann auch den von Rossini. Viele Verdi-Baritone vermögen es nicht ihre Stimmen für diese Art von Rollen aufzuhellen und lockerer zu werden. Bastianini konnte es! Man hört es sowohl in den Aufnahmen dieser Opern als auch in den italienischen Liedern wie beispielsweise in Tosti’s Marecchiare.


    Dann ging es nach Genua für ein weiteres Rollendebüt - Olivier in Richard Strauss' Capriccio (!). Und dann wartete in Florenz ein anderer Fürst auf ihn. Nämlich der Andrei in Prokofiev's Krieg und Frieden bzw. Guerra e Pace. Die erste Aufführung dieser Oper außerhalb von Russland fand am 26. Mai 1953 statt. Damals konnte das Vier-Stunden-Werk, welches auch mit Rosanna Carteri und Franco Corelli besetzt gewesen ist, nicht überzeugen. Aber Ettore Bastianini erfüllte seine romantischen Szenen mit unbeschreiblicher vokaler Schönheit, besonders seine Stimmpracht wurde in Kritiken gerühmt und er wurde - genauso wie Corelli - für seine so lebensnahe Darstellung hochgelobt.


    Ebenfalls im Jahr 1953 reiste er für eine Fernsehfassung von Puccini’s Il tabarro - für eine Rolle die normalerweise von älteren Sängern übernommen wird - nach Hamburg. Der Michele ist eine Figur in seinen Fünfzigern, Bastianini war gerade mal 30 Jahre alt. Aber er besaß die Klangtiefe und die Reife für diese Partie. Michele’s quälerisches Misstrauen und dessen Unglücklichsein fielen ihm leicht.


    Wie es ganz typisch für ihn war, erreichte er Augsburg in Deutschland für Auftritte als Amonasro und als Don Carlo in Verdi's La forza del destino – mit Leonie Rysanek als Partnerin - im August 1953 mit seinem Auto, in dem er von Florenz über die Alpen und den St. Gotthard-Pass fuhr und sein Ziel drei Tage später erreichte. Nach dem Don Carlo ging es mit dem Auto zurück nach Triest für den Zurga in Die Perlenfischer, danach nach Turin für den Carlo Gerard in Andrea Chenier und schließlich nach Perugia für La Passione di Cristo von Lorenzo Perosi.


    Zum ersten Mal ging es für Ettore Bastianini auch in ein Aufnahmestudio. So nahm er für eine Gesamtaufnahme den Amonasro in Aida auf.


    Sein kometenhafter Aufstieg in Europa blieb in den USA nicht unbemerkt und Rudolf Bing, Direktor der New Yorker Metropolitan Opera, bat seinen "Mann in Europa", Roberto Bauer, Bastianini's Sprung über den Atlantik zu vereinbaren. Ein vom ausgiebigen Fahrradfahren topfitter Ettore Bastianini kam somit nach Amerika, ganz versessen darauf dort zu singen und Amerikanische Western- und Marilyn-Monroe-Filme zu genießen.


    Sein MET-Debüt erfolgte am 05. Dezember 1953 als Giorgio Germont in La traviata an der Seite von Licia Albanese als Violetta und Richard Tucker als Alfredo.


    Die Kritiken waren etwas zurückhaltend. Er wurde für seine wunderschöne Stimme zwar allseits gelobt so wie auch gerne darauf hingewiesen wurde, dass er ein außergewöhnlich gutaussehender Mann ist, er wurde aber auch als etwas schwerfällig in seinem Bühnenspiel empfunden - was sicher auch an seiner Rolle lag die er darstellte.


    Tatsächlich war es seine sehr jugendliche Ausstrahlung als alternder Aristokrat – er war immerhin erst 31 Jahre alt – die zunächst noch nicht alle überzeugte.


    Ein Rezensent von Musical America vermerkte damals: „Die erste La Traviata der Saison diente dazu, einen vielversprechenden jungen italienischen Bariton, Ettore Bastianini, in der Rolle des älteren Germont vorzustellen. Die Stimme ist voluminös und von angenehmer Textur, und Herr Bastianini hat eine tenorartige Projektion, die verhindert, dass seine Töne jemals verschluckt werden oder hohl klingen. Sein Di Provenza il mar brachte ihm einen Beifallssturm ein, der nicht abklingen wollte, bis der Dirigent die Aufführung wieder aufnahm."


    Ein anderer Kritiker beobachtete dazu: "Wenig wusste man über ihn bevor er hier ankam. Die dunkle Fülle seines Klanges qualifizierte ihn als Partner für Albananese und Tucker, obwohl er eindeutig dazu neigte, seine Stimme zu übertreiben und seine Rolle runterzuspielen".


    Weiter heißt es dann: "Die Stimme war ein akustischer Hochgenuss als Luna in Verdi's Il Trovatore (mit Zinka Milanov) am 25. Dezember und genauso am 13. Januar als Enrico in Lucia di Lammermoor mit Lily Pons und Jan Peerce."


    Innerhalb von weniger als zwei Jahren hat Bastianini sich einen so beachtlichen Ruf als Bariton erschaffen, dass er von praktisch allen wichtigen Opernhäusern weltweit angefragt wurde.



    Gregor

  • Mit Beginn seiner Baritonkarriere fand Bastianini's Stimme auch ihren Weg zu Tonaufnahmen und Schallplatteneinspielungen.


    So erschien 1953 seine erste Studioaufnahme: Verdi's Aida mit Bastianini als Amonasro. Die Titelrolle singt Mary Curtis Verna.


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    Die triumphale Pique Dame aus Florenz von 1952 mit Bastianini's gefeiertem Yeletzky ist auf CD erschienen.


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    Außerdem erschien der Mitschnitt von Prokofiev's Krieg und Frieden aus Florenz von 1953 in dem Basti's Partner Franco Corelli und Rosanna Carteri sind.



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    Dann noch der Paisiello-Barbier:

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    Gregor

    7 Mal editiert, zuletzt von Gregor ()

  • 71u57+dDuXL._SL500_.jpgDer NDR-Mitschnitt von Puccini's Il tabarro ist ebenfalls 1953 entstanden.


    Es gibt manchmal auch Hinweise auf die Entstehungsjahre 1954 und 1955, die aber nicht stimmen. So auch auf der von Carlo erwähnten MYTO-Aufnahme, die zwar am Cover das Produktionsjahr 1955 nennt, aber auf der Rückseite den Hinweis "Live-Aufnahme 1953" angibt.


    Das Label GOP Great Opera Performances gibt sogar das konkrete Datum der Aufnahme an. Den 21. Juni 1953 in Hamburg.


    Das Orchester und der Chor sind vom NDR, die Besetzung aller Gesangsrollen ist allerdings rein Italienisch.


    Die Sopranistin Nora de Rosa beispielsweise, die einige Jahre nach dieser Aufnahme auch an der Mailänder Scala aufgetreten ist, ist die Giorgetta dieser Aufnahme.

    Der Tenorpart des Luigi wird von Salvatore Puma gesungen.

    Beide Sänger - der Generation Bastianini's angehörend - tauchten vor allem auf Spielplänen und Aufnahmen der 50er und 60er Jahre auf.


    Übrigens singt der junge und noch ganz am Anfang seiner Karriere stehende Luigi Alva die Partie des Il venditore.


    Bastianini's Michele wurde von Publikum und Presse gefeiert. Mit seiner schön timbrierten und kräftigen Stimme vermochte er auch die Verzweiflung und die Qualen seiner Figur so glaubhaft und eindringlich auszudrücken.


    Auch wenn alle Sänger zwar gut miteinander agieren, wird diese Aufnahme von Puccini's Verismoschocker ganz klar von Bastianini getragen.



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    Gregor

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  • Wer kennt David Poleri?


    Auf Youtube kann man sich den Mitschnitt der Pique Dame von 1952 anhören. Obwohl ich ein Verfechter der Originalsprache bin, stört mich der italienische Tschaikowsky gar nicht.

    Was zum Teil vielleicht daran liegt, dass Tschaikowsky ein ohnehin sehr westlich orientierter Komponist gewesen ist, und seinen Opern bzw. seiner Musik oft etwas Italienisches anhaftet. Es liegt aber auch sicher an der fantastischen Wiedergabe dieser Oper.

    Die Sänger sind exzellent, darunter Sena Jurinac, Gianna Pederzini, Mario Petri und eben Bastianini.

    Dann ist da noch der Tenor David Poleri als Hermann, der mir bis zu dieser Aufnahme unbekannt gewesen ist.

    Sein Hermann ist großartig. Poleri vermittelt die Verzweiflung und den Wahn Hermann's so eindringlich mit vokalen Mitteln, dass man ihn gar nicht sehen muss, um ergriffen zu sein.


    Wer sagt eigentlich, dass Sänger in jenen Tagen nur Rampensingen betrieben haben und es kein schauspielen gab? Das kann gar nicht sein, wenn man sich diese packende Aufnahme anhört!


    Leider scheint es nicht viele Möglichkeiten zu geben, Poleri (auf dem Youtube-Bild ganz rechts zu sehen) in anderen Aufnahmen zu hören. Ein Vergessener?





    Gregor

  • Lieber Gregor,


    David Poleri kenne ich vor allem durch meine Beschäftigung mit Menottis Oper "The Saint of Bleecker Street", die ich sehr schätze.

    Die Oper feierte Ende 1954 am Broadway Premiere. In den über 90 anschließenden Vorstellungen alternierten in der schwierigen Tenorrolle "Michele" Davis Cunningham, David Poleri und Richard Cassilly.

    In dieser Zeit nahm Poleri auch eine Gesamtaufnahme im Studio auf. Diese ist auf YouTube verfügbar und sehr zu empfehlen, wenn man sich eine Art spätveristisches Werk aus dem Amerika der 50er-Jahre Jahre (mit Vorwegnahme von West-Side-Story-Elementen) vergönnen möchte.

    Ich stelle hier den 2. Akt ein. Er beginnt auf einem Fest, an dem sich drei Tenöre bei einem Lied duellieren. Großartige Szene, natürlich "gewinnt" Poleri. Und danach noch extra die große Arie des Michele mit fulminantem Ende aus Akt 2 - I know that you all hate me.


    The Saint of Bleecker Street: Atto 2 (feat. David Aiken, Reid Shelton, Gabrielle Ruggiero,... - YouTube

    The Saint of Bleecker Street: Act II: I know that you all hate me (Michele) - YouTube


    Keine 15 Jahre nach der Premiere wurde die Rolle 1968 von Franco Bonisolli in diversen Opernhäusern Europas verkörpert (Lyon, Festival von Spoleto, Triest, mit De Nederlandse Operastichting in vier verschiedenen Städten), leider kenne ich davon keinen Ton. Aber Bonisolli mochte die Arie so gern, dass er sie bis 1990 noch bei Konzerten gesungen hat.


    Zurück zu David Poleri: Ein Opernfreund von mir hat ihn mir einst extra vorgestellt, weil er ihm so gefällt. Er hat mehrere Aufnahmen mit ihm. Ganz vergessen ist er also noch nicht.

  • Lieber Gregor,


    das von mir im Beitrag Nr. 147 genannte Datum zur Oper „Il tabarro“ bezieht sich wohlgemerkt auf die Fernseh-Inszenierung (Sendung des NWDR Hamburg, Freitag 1. 7. 1955, 21 bis 22 Uhr), die im damals üblichen Playback-Verfahren – also zu einer vorher gemachten Tonaufnahme – realisiert wurde. Es kann daher durchaus sein, dass das Datum 21. 6. 1953 korrekt ist.


    Mir sind noch zwei weitere ‚Fernseh-Opern‘ aus Hamburg bekannt, wo vermutlich die Termine von Tonaufnahme und Fernseh-Inszenierung weit auseinander liegen: Hans Pfitzners „Das Christelflein“ mit Anneliese Rothenberger (Ton angeblich von 1950; TV-Sendung am 25. 12. 1955) und „Hänsel und Gretel“ unter Carl Schuricht (Ton angeblich von 1960; TV-Sendung am 25. 12. 1963). Das Problem ist, dass in den Funkhäusern die Rundfunk- und Fernsehsendungen - sofern sie überhaupt noch vorhanden sind - getrennt dokumentiert werden. Ich werde demnächst versuchen, beim NDR zu den drei genannten Opern etwas Näheres zu erfahren.


    Außerdem werde ich nachfragen, wann genau Ettore Bastianinis Arien-Aufnahmen (aus "Il barbiere di Siviglia", "Rigoletto", "Un ballo in maschera", "La forza del destino", "Otello" und "Andrea Chenier") mit dem Sinfonie-Orchester des Norddeutschen Rundfunks unter der Leitung von Wilhelm Schüchter eingespielt wurden.


    Carlo


    P. S.

    Heute Nachmittag sendete SWR2 in der Reihe ‚Zur Person‘ das aktualisierte – und wie alle Sendungen von Hildburg Heider – sehr hörenswerte Rundfunk-Portrait „Der italienische Bariton Ettore Bastianini“ aus dem Jahre 1992 (mit Interview-Aufnahmen und Brief-Zitaten des Sängers und akustischen Statements von Leonie Rysanek, Giulietta Simionato und Mario Del Monaco). Die Sendung kann unter www.swr2.de noch eine Woche lang gehört werden.

  • Zurück zu David Poleri: Ein Opernfreund von mir hat ihn mir einst extra vorgestellt, weil er ihm so gefällt.

    Das klingt als wärst du ihm persönlich begegnet, lieber greghauser. 8)

    Jedenfalls Danke für deine Informationen zu Poleri, über dessen Karriere ich bislang nichts wusste. Abgesehen von besagter Pique Dame.

    Ich erinnere mich gelesen zu haben, dass er während seiner Flitterwochen gemeinsam mit seiner Ehefrau bei einem Hubschrauberabsturz jung ums Leben kam.


    Ich werde demnächst versuchen, beim NDR zu den drei genannten Opern etwas Näheres zu erfahren.


    Außerdem werde ich nachfragen, wann genau Ettore Bastianinis Arien-Aufnahmen (aus "Il barbiere di Siviglia", "Rigoletto", "Un ballo in maschera", "La forza del destino", "Otello" und "Andrea Chenier") mit dem Sinfonie-Orchester des Norddeutschen Rundfunks unter der Leitung von Wilhelm Schüchter eingespielt wurden.


    Dann bin ich schon gespannt was du noch zu Tage förderst, lieber Carlo.



    Gregor

  • I

    Hallo, Gregor!


    Ich habe heute vom NDR die Daten zu den Hamburger Aufnahmen von Ettore Bastianini mitgeteilt bekommen.


    Die Arien mit dem Sinfonie-Orchester des Norddeutschen Rundfunks unter der Leitung von Wilhelm Schüchter wurden am 23. und 24. September 1954 aufgenommen:


    „Andrea Chenier“: Nemico della patria? (4,26) / „Un ballo in maschera“: Eri tu, che macchiavi quell’ anima (5,30) / „Don Carlos“: O Carlo, ascolta (3,05) / „Otello“: Vanne! La tua meta già vedo… Dio in un Dio crudel (4,45) / „Rigoletto“: Cortigiani, vil razza dannata! (4,09) / „La forza del destino“: Urna fatale del mio destino (2.50) / „Ernani“: O de’ verd’ anni miei (2,19) / „Il barbiere di Siviglia“: Largo al factotum (4,25).


    Die Tonaufnahmen für die Fernseh-Produktion von Puccinis „Il tabarro“ (‚Der Mantel‘) entstanden vom 20. bis 21. Juni 1955; die TV-Sendung war – wie ich bereits mitteilte – am 1. Juli 1955.


    In beiden Fällen wurde aber nicht dokumentiert, in welchem Saal (Funkhaus, Hamburger Musikhalle oder Friedrich-Ebert-Halle in Hamburg-Harburg?) die Aufnahmen gemacht wurden.


    Carlo

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  • Vielen Dank, Carlo. Der Juni war klar, aber dann stimmt auch das Datum 21. Juni 1953 welches auf der GOP-CD angegeben ist.


    Gregor

  • Teil 4 - Traumstart an der Mailänder Scala (1954)


    1954 hat Bastianini den Karrieregipfel erreicht. Die Verträge von den verschiedensten Opernhäusern trudelten nur so bei ihm ein, und zum ersten Mal in seiner Karriere war er gezwungen, Entscheidungen über seine zukünftigen Verpflichtungen treffen zu müssen. Obwohl er im Dauereinsatz war, konnte er unmöglich alle Anfragen erfüllen.


    Nach seinem vielbeachteten MET-Debüt kehrte er Anfang 1954 nach Italien zurück wo er am Opernhaus in Como den Zurga in Bizet’s Les pecheurs de perles präsentierte. Im Anschluss daran sang er in Triest den Athanael in Massenet’s Thais.


    Danach reiste Bastianini nach Venedig, wo er am 13. Februar 1954 sein Debüt am venezianischen Teatro La Fenice gab und dabei auf Maria Callas traf, um mit ihr und Luigi Infantino als Edgardo in Lucia di Lammermoor aufzutreten. Er reiste anschließend weiter nach Genua, um im März am dortigen Teatro Carlo Felice mit Aufführungen von La forza del destino ein weiteres Hausdebüt zu geben. Mit ihm auf der Bühne standen Caterina Mancini, Giulietta Simionato, Roberto Turrini und Giorgio Tozzi. Nur eine Woche später erlebte das Genueser Publikum ein weiteres seiner vielen Rollendebüts in jener Zeit – Bastianini sang den Melchior in Menotti’s Amahl and the Night Visitors (Amahl und die nächtlichen Besucher).


    Im April tourte er gemeinsam mit Caterina Mancini durch Straßburg und andere Städte in Frankreich, abermals um den Don Carlo di Vargas in La forza del destino zu singen.


    Für Ettore Bastianini ging ein weiterer Traum in Erfüllung als es 1954 zu seinem „zweiten Debüt" an der Mailänder Scala kam. Nachdem er bereits 1948 die Basspartie des Teiresias in Oedipus Rex gesungen hatte, kehrte er nun als Bariton nach Mailand zurück.


    R.a70efdb23475cdd72456515edb2d25ef?rik=ozqDbU6fk5ZLYg&riu=http%3a%2f%2fspazioinwind.libero.it%2fdavidmac%2fImmaginiBas%2fonegin.jpg&ehk=3rdBfcgv5uNQMnaPOBm7jIxCmjNfc3KP5T7tFspH7g4%3d&risl=&pid=ImgRaw&r=0Die ihm angebotenen Rollen in Zweitbesetzungen lehnte er ab und am 10. Mai 1954 kam es dann zu seinem „echten Scala-Debüt" als er die Titelrolle in Tschaikowsky’s Eugen Onegin (Bild links) übernahm. Die italienische Opernwelt, die in jener Zeit die Russische Oper gerade für sich entdeckt hatte und die für Ettore so viele Türen öffnete und Möglichkeiten bot – verliebte sich ganz besonders in Tschaikowsky’s erfolgreichste Oper, was auch an Bastianini’s Interpretation der Rolle lag. Die Partie des Onegin war wie geschaffen für ihn und seinen virilen klangvollen Bariton.


    Die Besetzung war erstklassig. Bastianini’s Partner waren Renata Tebaldi als Tatiana, Giuseppe Di Stefano als Lenski, Raffaele Arié als Gremin, Cloe Elmo als Filipjewna und Ira Malaniuk als Olga – gespielt wurde die Oper damals natürlich in italienischer Sprache.


    Es war ein Triumph für alle Beteiligten, doch besonders für Ettore Bastianini, der ein Onegin wie aus dem Bilderbuch gewesen ist. Das Publikum war einfach hingerissen von ihm. In diesem Publikum befand sich auch der italienische Bass Nicola Rossi-Lemeni, der sehr beeindruckt von Bastianini’s Gesang und Erscheinung gewesen ist und sich später erinnerte:


    „Ettore’s Stimme von den ersten Phrasen an zu hören war magisch! Die Klangfarbe, das Timbre, die samtige Qualität seines Tonfalls!"



    Nur wenige Wochen nach diesem Triumph feierte Ettore mit einer weiteren Tschaikowsky-Partie einen großen Erfolg. Das Publikum in Florenz erlebte ihn neben Magda Olivero und Boris Christoff in der Titelrolle von Mazeppa.


    Nach Rigoletto-Aufführungen die ihn nach Augsburg führten und nach Vorstellungen von La forza del destino mit Adriana Guerrini in Enna, schloss sich Ettore im Sommer 1954 dem Carro di Tespi – einer herumreisenden Freilichttheatertruppe – an, und sang im Rahmen einer Tournee Rigoletto in Perugia, San Benedetto del Tronto, L’Aquila, Macerata, Avezzano und in Chianciano Terme mit Gianna D’Angelo als Gilda und Giuseppe Di Stefano als Herzog von Mantua.

    Die gleiche Partie sang er dann auch in den römischen Caracalla-Thermen, abermals mit D’Angelo und Di Stefano.

    Es war zu dieser Zeit als Bastianini seine Liebe zu Freilichtaufführungen und Open-Air-Festivals entdeckte.


    Bevor er im Herbst 1954 für fast sechs Monate nach New York aufbrach, um an die Metropolitan Opera zurückzukehren, sang er in Turin noch den Marcello in La bohème an der Seite von Clara Petrella als Mimi.


    In New York angekommen, sang er zunächst Giorgio Germont in La traviata, abermals mit Licia Albanese als Violetta und mit Giacinto Prandelli als Alfredo, und den Amonasro mit Zinka Milanov als Aida und Mario Del Monaco als Radames.


    Über seinen Amonasro urteilte ein Kritiker von Musical America: „Der junge Herr Bastianini hat heute eine der schönsten Baritonstimmen an der MET und sie erklang in der Musik Amonasro’s außergewöhnlich aufregend. Und dennoch fühlte der Künstler sich noch nicht ganz wohl in der Bewegung und holte noch nicht alles aus der Musik heraus, aber er ist immer noch ein Talent, auf das man achten muss."


    Am 10. Dezember 1954 sang er seinen ersten Carlo Gerard in Andrea Chenier an der MET. Eine Rolle, die zu eine seiner besten werden sollte, und in der er auch an der MET für Begeisterungsstürme sorgte. Die Maddalena wurde von Hella Nervi gesungen, die Titelrolle von Mario Del Monaco.


    In einer Kritik zu seiner Interpretation des Carlo Gerard hieß es: "Bastianini’s Nemico della patria, Carlo’s Arie im dritten Akt, brachte die Vorstellung zu einem Stillstand, wie es auch verdient war. Sein Gerard hatte mehr Dimensionen als die meisten anderen Charaktere, die er an der Metropolitan Opera gegeben hat, und sein Schauspiel verlieh seinem strahlenden Gesang in der Arie zusätzliche Kraft. Wenn eine Oper der menschlichen Kehle so umwerfende Klänge entlocken kann, wie es Andrea Chenier bei Nervi, Del Monaco und Bastianini tat, sind Aufführungen absolut gerechtfertigt."


    Kurzzeitig verließ er New York um für die San Antonio Opera Company in Lucia di Lammermoor – mit Lily Pons als Lucia – aufzutreten.


    Die Erfolge des Jahres 1954 und die Triumphe in den Opernmetropolen Mailand und New York machten aus dem 32-jährigen Baritonaufsteiger einen der führenden und wichtigsten Baritone seiner Zeit. Und der Zenit war noch gar nicht erreicht. Denn für Basti ging es weiter und weiter hinauf und der nächste Triumph, von dem bis heute noch die Rede ist, wartete schon auf ihn.

    Davon mehr im nächsten Teil.


    Gregor

  • Die Tonaufnahmen für die Fernseh-Produktion von Puccinis „Il tabarro“ (‚Der Mantel‘) entstanden vom 20. bis 21. Juni 1955; die TV-Sendung war – wie ich bereits mitteilte – am 1. Juli 1955.


    Vielen Dank, Carlo. Der Juni war klar, aber dann stimmt auch das Datum 21. Juni 1953 welches auf der GOP-CD angegeben ist.


    Lieber Gregor, korrekt ist das Jahr 1955!


    Carlo

  • korrekt ist das Jahr 1955!


    Das kommt mir komisch vor. Alle Quellen benennen nämlich den Juni 1953. Das käme auch zeitlich hin.

    Juni 1955 ist da schon problematischer. Da war Bastianini in Italien wo er zuerst in Mailand und dann in Rom in Aufführungen von La traviata mitgewirkt hat.

    Wie sollte da Hamburg dazwischenpassen? :/


    Die Arien mit dem Sinfonie-Orchester des Norddeutschen Rundfunks unter der Leitung von Wilhelm Schüchter wurden am 23. und 24. September 1954 aufgenommen:


    „Andrea Chenier“: Nemico della patria? (4,26) / „Un ballo in maschera“: Eri tu, che macchiavi quell’ anima (5,30) / „Don Carlos“: O Carlo, ascolta (3,05) / „Otello“: Vanne! La tua meta già vedo… Dio in un Dio crudel (4,45) / „Rigoletto“: Cortigiani, vil razza dannata! (4,09) / „La forza del destino“: Urna fatale del mio destino (2.50) / „Ernani“: O de’ verd’ anni miei (2,19) / „Il barbiere di Siviglia“: Largo al factotum (4,25).


    Dieses Arien-Recital ist leider unauffindbar. Kann es sein, das es niemals auf CD überspielt wurde? Aber selbst die Schallplattenaufnahme scheint nicht mehr verfügbar zu sein.



    Gregor

  • Was Tonträger aus dem Jahr 1954 betrifft ist es geradezu bitter, dass es ausgerechnet keine Aufnahme des Eugen Onegin aus der Scala geben soll. Das ist eigentlich kaum zu glauben. Seine anderen russischen Partien sind nämlich alle auf Tonträger dokumentiert. Es hält sich aber das Gerücht, dass es sehr wohl eine Aufnahme geben soll.


    So bleiben uns bis auf weiteres nur die schönen Scala-Bilder von damals mit Bastianini, Tebaldi und der Regisseurin Tatiana Pavlova.



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    Was es von 1954 gibt sind zwei Live-Mitschnitte - Massenet's Thais und Tschaikowsky's Mazeppa, auf der auch wieder David Poleri auftaucht.


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    Gregor

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  • Lieber Gregor,


    Du kannst Dich gerne an den NDR (zu Hd. Herrn Hugo Dias Anastácio) wenden, der Dir im Anhang zu seiner EMail-Antwort die Einträge aus dem Datenarchiv („Der Mantel“: Archivnr. M810889 / „Arienrecital Ettore Bastianini“: Archivnr. M813713) senden wird. Hier ist die EMail-Adresse: www.h.diasanastacio@ndr.de


    Die Arien mit dem Dirigenten Wilhelm Schüchter waren (außer „Ernani“) bis vor einiger Zeit noch – verbunden mit einer schönen Bildergalerie – auf ‚YouTube’ zu hören. (Leider weiß ich nicht mehr, wer sie dort gepostet hat.) Exakt zum 100. Geburtstag von Ettore Bastianini sind sie aus dem Internet verschwunden…


    Carlo


    PS:

    Im Falle der in meinem Beitrag Nr. 168 genannten Fernsehproduktionen des NDR von „Christelflein“ und „Hänsel und Gretel“ liegen die Daten der Ton- und Fernsehaufnahmen auch nicht so weit auseinander („Christelflein“: Tonaufnahme 12. - 14. 12. 1955; TV-Sendung 25. 12. 1955 / „Hänsel und Gretel“: Tonaufnahme 7. - 12. 12. 1962: TV-Sendung 25. 12. 1963). Im Falle von „Hänsel und Gretel“ kann es sein, dass ursprgl. nur eine Rundfunksendung geplant war und man sich erst später für eine Fernsehinszenierung auf Grund dieser ‚Ton-Konserve‘ entschieden hat. Letztendlich vertraue ich - was die Details angeht - den Rundfunksendern mehr als den manchmal dubiosen Live-Firmen, die ihre Angaben (und Tonbänder) doch meistens aus privaten Quellen bekommen haben.

  • Teil 5 - Triumphe mit Callas (1955)



    My0xMDA3LmpwZWc.jpegDen Jahreswechsel 1954/55 verbrachte Ettore Bastianini in New York wo er am Neujahrstag 1955 an der Metropolitan Opera den Giorgio Germont in La traviata – abermals an der Seite von Licia Albanese und Giacinto Prandelli – gesungen hat. Es folgten bis Anfang April Auftritte an der MET als Carlo in Andrea Chenier, Marcello in La bohème und Amonasro in Aida.


    Zudem debütierte er am 28. Januar 1955 in New York mit einer Partie die zu einer seiner Glanzrollen werden sollte und die man bis heute mit ihm verbindet – den Rodrigo, Marquis di Posa in Verdi’s Don Carlo.


    In Musical America hieß es über sein Rollendebüt: "Ettore Bastianini war zum ersten Mal an der Metropolitan Opera in der Rolle des Rodrigo zu hören. Seine Stimme war warm, voluminös und emotional überzeugend. Wenn er erstmal sein Schauspiel auf ein vergleichbares Niveau gebracht hat, wird er ein Rodrigo sein, mit dem jedes Opernhaus angeben kann."


    Am 2. April 1955 fand eine Operngala an der MET statt, in welcher Ettore als Marcello gemeinsam mit Licia Albanese als Mimi und Giuseppe Campora als Rodolfo den dritten Akt von Puccini’s La bohème auf die Bühne brachte. Weitere Darbietungen an diesem denkwürdigen Abend waren der erste Akt von Madama Butterfly mit Victoria de los Angeles als Cio-Cio-San und Mario Del Monaco als Pinkerton und der zweite Akt der Strauss-Operette Die Fledermaus in welcher auf dem Fest von Orlofsky Hilde Güden, Victoria de los Angeles und George London als auch Ettore Bastianini - der zwei italienische Lieder darbot - zu den musikalischen Überraschungsgästen zählten.


    Vom 05. April bis 10. Mai 1955 ging Bastianini mit der MET auf ihre übliche Frühjahrstournee die ihn nach Philadelphia, Cleveland, Boston, Dallas und Houston führte, und in der er die Partien Marcello, Giorgio Germont und Carlo Gerard sang.


    Nach seiner Rückkehr aus den USA im Mai 1955 blieb Ettore Bastianini nur eine sehr kurze Pause bevor es direkt zu den Proben einer Produktion ging, die Geschichte machen sollte. Es handelte sich um die Neuinszenierung von Verdi’s La traviata des italienischen Starregisseurs Lucchino Visconti an der Mailänder Scala.


    Mit Carlo Maria Giulini am Dirigentenpult und mit Maria Callas als Violetta, Giuseppe Di Stefano als Alfredo Germont und Ettore Bastianini als Giorgio Germont sorgte Visconti mit seiner Produktion in der Premiere am 28. Mai 1955 für eine Sensation.


    Endgültig vorbei waren die Zeiten der typischen Standard-Operngesten. Visconti’s hervorragende Opernregie machte aus den Protagonisten Figuren aus Fleisch und Blut.

    Jede kleinste körperliche Bewegung drückte etwas aus, jedes Detail der Austattung und der Kostüme bis hin zur ausgefeilten Lichtregie hatte große Bedeutung.

    Das Publikum zeigte sich begeistert.

    Diese legendäre Traviata wurde auf Schallplatten bzw. später auch auf CD veröffentlicht.

    Callas, Di Stefano und Bastianini präsentierten sich in bester Verfassung.

    Di Stefano sang nur die Premierenvorstellung und wurde in den folgenden Aufführungen von Giacinto Prandelli ersetzt.



    Eine schöne Bildergalerie von Callas und Bastianini in der Visconti-Produktion fungiert im folgenden Video als optische Untermalung des Violetta-Giorgio-Duetts des zweiten Aktes:




    Bastianini eilte danach nach Rom, um die Partie des Giorgio im Juni auch am dortigen Opernhaus zu singen. Hier waren Virginia Zeani und Giacinto Prandelli seine Bühnenpartner.

    Anfang Juli reiste er für Don-Carlo-Vorstellungen ins sizilianische Tripani, um seinen in New York bejubelten Rodrigo nun auch in seinem Heimatland - an der Seite von Adriana Guerrini und Carlo Bergonzi - zu singen.


    In den Sommermonaten freute er sich wieder auf Auftritte im Freien. So zog es ihn im August in die Arena Flegrea in Neapel wo er den Carlo Gerard interpretierte.


    71S8J4ilpWL._SL400_.jpgIm Sommer 1955 machte er zudem seine ersten Aufnahmen für Decca Records. So entstand eine Gesamtaufnahme von Verdi’s La forza del destino in dem Bastianini den Don Carlo di Vargas, Renata Tebaldi die Leonora, Mario Del Monaco den Don Alvaro, Cesare Siepi den Padre Guardiano und Giulietta Simionato die Preziosilla singt. Bei der Einspielung von Donizetti’s La favorita war abermals Giulietta Simionato seine Partnerin in der Titelrolle.


    Im Oktober 1955 lockte ihn das sonnige Mexiko nach Monterrey wo er als Carlo Gerard und als Marcello mit Victoria de los Angeles als Mimi Auftritte hatte. Währenddessen stand in Chicago die gerade mal 29-jährige neue Managerin des Lyric Opera House, Carol Fox, vor ihrer ersten Saison als Leiterin des berühmten Opernhauses. Schnell holte sie die großen Stars nach Chicago und nahm beispielsweise Maria Callas, Giulietta Simionato, Giuseppe Di Stefano als auch die beiden Baritone Tito Gobbi und Giangiacomo Guelfi unter Vertrag.


    Doch ist es Fox auch nicht entgangen, dass da ein neuer junger italienischer Bariton international Furore machte. Nun wollte sie unbedingt und schnell Ettore Bastianini für die Premiere von Bellini’s I puritani als Partner für die Callas. So eilte der begehrte Bariton direkt aus Monterrey nach Chicago und sein dortiges Debüt am 31. Oktober 1955 in der Partie des Riccardo Forth wurde zum Ereignis.

    Laut Kritiken hat er bereits bei Bel sogno beato di pace das Publikum zu enthusiastischem Applaus angeregt. Die gefürchtete Kritikerin Claudia Cassidy erinnerte sich an diesen denkwürdigen Abend und bezeichnete ihn als einen der großartigsten Belcanto-Darbietungen ihrer umfangreichen Erinnerungen.



    Nachdem Basti am 02. November eine zweite Puritani-Vorstellung gesungen hat, trat er am 05. November auch als Luna in Verdi’s Il trovatore in Chicago auf. Dieser Troubadour ist von besonderer Bedeutung und hat heute Legendenstatus, da es das einzige Mal gewesen ist, dass Maria Callas und Jussi Björling miteinander aufgetreten sind. Seit damals hält sich das Gerücht, dass es einen privaten Mitschnitt geben soll, obwohl bis heute keiner aufgetaucht ist.


    Backstage entstand dieses Foto welches Ettore Bastianini mit Jussi Björling und dessen Ehefrau Anna-Lisa Björling zeigt:


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    Nach dem Chicago-Triumph ging es für Ettore wieder zurück nach New York. Dort folgten im November und Dezember Auftritte als Amonasro mit Renata Tebaldi als Aida und als Carlo Gerard in Andrea Chenier mit Zinka Milanov als Maddalena. In einer Kritik damals hieß es, dass man sich für den Carlo keine schönere Stimme als jene von Bastianini wünschen kann.


    Nach diesen ungeheuren Erfolgen in den USA kehrte Bastianini Mitte Dezember nach Europa zurück und übernahm in Florenz abermals den Michele in Puccini’s Il tabarro.


    Und so endete das Jahr 1955, welches Bastianini einen Triumph nach dem anderen bescherte. Eine Erfolgswelle die auch die folgenden Jahre andauern wird - bis eines Tages …



    Gregor

  • .... am 31. Juli 1962 - entstand dieser Mitschnitt von Verdi’s Il Trovatore bei den Salzburger Festspielen.

    Bereits fünf Jahre früher entstand Il Trovatore (1957) mit Mario del Monacao, Leyla Gencer, Ettore Bastianini, Fedora Barbieri, Plinio Clabassi - Dirigent: Fernando Previtali, Orchestra Sinfonica di Milano della RAI.

    Die Aufnahme gibt es bei Youtube als Audio Mitschnitt vom 29/5/1957


    und hier die gleiche Aufführung auch als Video Aufzeichnung (man sieht ihr allerdings das Alter an)

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Neben der bereits erwähnten Aufnahme von La forza del destino und dem Live-Mitschnitt von La traviata aus der Mailänder Scala sind noch weitere Aufnahmen aus dem Jahr 1955 erschienen.


    Allen voran ist hier die Studioaufnahme der Donizetti-Oper La favorita zu erwähnen, in der Ettore Bastianini und Giulietta Simionato zu Hochform auflaufen.


    Was Live-Aufnahmen aus der MET betrifft wurde die Aufführung von La traviata vom 01.01.1955 genauso auf CD veröffentlicht wie der Don Carlo vom 05.03.1955. Auf diesem Mitschnitt singt Bastianini einen seiner ersten Rodrigos. Die restliche Don-Carlo-Besetzung glänzt mit namhaften Sängerstars der MET. Richard Tucker singt den Don Carlo, Eleanor Steber ist die Elisabetta, Jerome Hines der Filippo und Blanche Thebom die Eboli.

    Zudem ist auch ein Mitschnitt von Puccini's Il tabarro aus Florenz vom 29.12.1955 auf CD erschienen.



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       10008-1back.jpeg?v=1478282004




    Hier die Szene Rodrigo/Elisabetta/Eboli aus dem ersten Akt mitsamt Rodrigo's Solo - Carlo, che sol il nostro amore - vom 1955er-Don-Carlo-Live-Mitschnitt.




    Gregor

  • Im März 1955 stand Ettore Bastianini im Rahmen seines mehrmonatigen USA-Aufenthaltes auch für die Fernsehserie Opera Cameos erstmalig vor Fernsehkameras.

    Gefilmt wurden Szenen aus Verdi's La traviata mit einer sehr jungen Besetzung. Der damals 32-jährige Bastianini wurde erwartungsgemäß auf einen älteren Papa Germont geschminkt, auch wenn man ihm seine Jugend natürlich trotzdem ansieht. Es ist wohl das früheste Filmmaterial welches es überhaupt von Bastianini gibt.

    Das Fernsehdokument wartet zudem mit der erst 25-jährigen Beverly Sills als Violetta auf. Der Tenor Paul Knowles, der den Alfredo singt, ist mir allerdings unbekannt. Diese Fernseh-Traviata scheint auch das einzige Dokument zu sein, auf dem wir ihn hören können. Er scheint zuvor und vor allem auch danach nicht mehr groß in Erscheinung getreten zu sein. Auch an der MET ist er niemals aufgetreten und man findet so gut wie keine Informationen über ihn. Umso ungewöhnlicher ist, dass dieser praktisch unbekannte Sänger für die Fernsehaufzeichnung als Alfredo eingesetzt wurde. Und eigenartig ist, dass man manchmal auf Sänger stößt, über deren Verbleib nichts bekannt ist. Paul Knowles ist wohl so ein Sänger.


    Bastianini drehte das Duett mit Violetta als auch die Vater-Sohn-Szene aus dem zweiten Akt mit seiner Arie Di provenza il mar.


    Folgende Szenen wurden für die Fernsehsendung gefilmt:


    Oh qual pallor! ... Un di felice, eterea / Follie, follie delirio vano é questo ... Sempre libera!

    Madamigella Valery? ... / Pura siccome un angelo

    Che fai? ... / Mio padre! ... Di provenza il mar




    Diese Fernsehsendung ist auch auf der DVD Beverly Sills - Made in America enthalten.



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    Gregor

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