Aktive Geiger unserer Tage - Trailer

  • Liebe Forianer


    "Hatten wir das nicht schon mal ?" Wird sich mancher fragen, wenn er den Titel dieses Thema liest.


    Eigentlich nein.


    Wir haben zwar über Lieblingsgeiger abgestimmt, ohne der Sache tiefer auf den Grund zu gehen, warum wir gerade diesen oder jenen Geiger gewählt haben, jedenfalls war sehr viel historisches dabei.
    Die heutige aktuelle Szene stellt sich mir so dar, daß man um heututage für die CD aufnehmen darf, vor alem 3 Kriterien erfüllen muß:


    [list=1]
    [*]Man muß weiblich sein
    [*]Man muß jung und attraktiv sein
    [*]Man muß in Interviews erklären wie sehr man die Werke des 20. Jahrhunderts schätzt
    [/list=1]


    Die derzeitige Szene setzt sich grob übespitzt aus lediglich 3 Geigerinnen zusammen, einer die schon länger am Markt ist, und wo sich die Klassikgemeinde noch immer nicht einigen konnte ob sie eine Ausnahmeerscheinung ist, oder lediglich ein gepushter oberster Durchschnitt (hier auf sehr hohem Niveau verstanden !!), eine, deren CDs derzeit permanent als "bereits gestrichen" rangieren, und eine, deren Vermarkter, wenn man die CD-Cover betrachtet, sehr auf ihr "Teenie"-Image bauen. (was ihre Qualität natürlich in keiner Weise tangiert)


    Da sich die 3 Damen, auch die jüngste von ihnen nun schun einige Zeit am "Markt" (welch gräßliches Wort in diesem Zusammenhang, aber es entlarvt den Geist der Konzerne) behaupten, dürften sich ihre CDs gut verkaufen, ihre Auftritte gut besucht sein.


    Ist das schon genug um gegen alles was je aufgenommen wurde bestehen zu können ? Welchen Stellenwert haben sie absolut ?


    Dazu gibt es die Frage: Wo bleibt die Herrenriege, schließlich war Geigenspiel bisher eher eine Männerdomäne. Wie stuft man Gil Shaham und Josuah Bell oder Christian Tetzlaff ein ?


    Daß die alle gut Geige spielen können, das weiß ich, aber wer von ihnen "außerordentlich" ist, das will sich mir nicht so recht erschließen.


    Daher bitte ich über dieses Thema nachzudenken und das allfällige Ergebnis dann hier beizusteuern, eventuell unter Zuhilfenahme von bestehenden Aufnahmen der letzten 10 Jahre.


    ACHTUNG: "Spezialisten" für historische Aufführungspraxis, wie Andrew Manze und Giulio Carmignola, sind hier nicht zugelassen, weil wir uns ihnen in bälde in einem anderen Thread wirdmen wollen.



    Beste Grüße
    aus Wien
    Alfred


    AGUTA

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred


    vorweg will ich eingestehen, daß ich von der Geigerei leider nicht allzu viel Ahnung habe, kann aber sicher schön von übelklingend und musikalisch/musikantisch von sinnentleert virtuos unterscheiden.


    Ich glaube, daß es besonders schwierig ist, den Klang der Solo-Geige auf Tonträger einzufangen, da er ja bisweilen auch sehr sehr scharf klingen kann.


    Ich sehe allgemein keinen Mangel an guten Geigern und Geigerinnen, vor allem Geigerinnen. Mullova, Hahn und Julia Fischer (die ich ausschliesslich durch das große Live-Vergnügen her kenne) sind freilich nicht nur jung und hübsch, sondern meiner Meinung nach zur Zeit musikalisch interessanter und besser als die Mutter. Jungsein und Hübschsein ist bei diesen drei Geigerinnen sicher kein "unfairer Marketingvorteil" gegenüber hässlichen alten Geigern, nein, die sind schon gut und haben sich ihre Bekanntheit redlich verdient. Aber ich denke, daß es KEINEN Frauenvorteil in der Geigerei gibt, ich hatte auch Repin und einige andere junge russische Geiger, deren namen ich schändlicherweise vergaß, gehört und war meist sehr beseelt worden durch ihr Spiel. Tetzlaf hatte ich mal live gehört und war nicht so angetan, er ist aber auch kurzfristig für die erkrankte Mullova eingesprungen, wegen der ich ursprünglich die Konzertkarte gekauft hatte.
    Gruß, Markus

  • Zitat

    Original von ThomasBernhard


    Ich sehe allgemein keinen Mangel an guten Geigern und Geigerinnen, vor allem Geigerinnen. Mullova, Hahn und Julia Fischer (die ich ausschliesslich durch das große Live-Vergnügen her kenne) sind freilich nicht nur jung und hübsch, sondern meiner Meinung nach zur Zeit musikalisch interessanter und besser als die Mutter.


    Womit wir bei DEM Musterbeispiel sind was Alfred "gepusht" nennt!
    Ohne H.v.K. wäre wahrscheinlich aus der Frau Mutter nie etwas geworden.


    Seinem Einsatz hat sie es zu verdanken, daß sie überhaupt im Schallplattengeschäft teil nehmen darf.
    Okay, sie hat auch viele Werke erstmalig aufgeführt. Aber das verdankt sie wohl eher ihrem Bekanntheitsgrad als ihrem Können.


    Der einzige Grund warum ein Vadim Repin nicht die riesengroße Karriere auf dem Plattenmarkt vergönnt war ist die Tatsache, daß zur gleichen Zeit aus dem gleichen Ort in Russland noch Vengerov erschienen ist.
    Ein ganz anderer Typ Geiger (trotz gleichem Lehrer) aber der schlanke Vengerov erschien eher geeignet im Plattengeschäft als Repin.


    Repin braucht sich KEINER Konkurenz zu fürchten!
    Egal ob weiblich oder männlicher.


    Was H. Hahn angeht sind ja nicht alle Aufnahmen auf höchstem Niveau, dennoch bin ich der Meinung, daß sie eine große Geigerin ist.
    Ist ja nicht ihr Fehler oder Schaden, daß sie attraktiv ist.


    Die Leute bei S*ny hatte sich ja sicherlich etwas dabei gedacht Skride zu verpflichten. Nach dem Weggang von Hilary Hahn. Skride kommt aus einer Musikerfamilie. Bisher habe ich nur ihre Aufnahme mit Werken von Bach usw.. Da braucht sie den Vergleich mit H. Hahn nicht fürchten. Wobei zu bedenken ist, daß Hilary Hahn bei ihrer Aufnahme deutlich jünger war.


    Julia Fischer's Aufnahme der 3 russischen VC ist allerfeinst. Ein schöner Geigenton. Das Cover ist nebenbei bemerkt eine Frechheit. Da müssen die Leute bei dem Label noch gut arbeiten. Sieht aus wie der billigste Ramsch und daher hatte ich auch als ich sie das erste mal in der Hand hatte nicht angehört.


    M. Contzen habe ich noch nicht gehört aber die erste CD ist ja bestellt.


    Die Gil Shaham Aufnahme mit G. Söllscher "Paganini for two" gefällt mir ganz gut! Desweiteren ahbe ich aber nur seine Korngold und Barber Aufnahme.


    Tetzlaff habe ich noich gar nicht gehört!


    Jushua Bell scheint jedenfalls kein interesse am großen Rummel der Plattenindustrie zu haben.


    Gruß

  • Zitat

    Original von Richard


    Womit wir bei DEM Musterbeispiel sind was Alfred "gepuscht" nennt!
    Ohne H.v.K. wäre wahrscheinlich aus der Frau Mutter nue etwas geworden.


    "Wäre wahrscheinlich" ist eine nette Formulierung, nach dem Motto: Ich weiß es nicht wirklich, will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, und wenn ich dann doch stürze, kann ich noch den Fallschirm öffnen.


    Zitat


    Seinem Einsatz hat sie es zu verdanken, daß sie überhaupt im Schallplattengeschäft teil nehmen darf.


    So wie Kissin. So wie Sabine Meyer. So wie Barenboim Lang Lang protegiert hat, so wie Ilya Gringolts von Itzhak Perlman gefördert wird, so wie Guido Cantelli von Toscanini gefördert wurde, Bernstein bei Koussevitsky gelernt hat, der nebenbei auch noch viel für das leidliche Überleben Bartoks getan hat. So läuft nun mal das Geschäft. Und so ist schon immer gelaufen. Mit Marketing und Protektion kann aus guten Musikern (und das ist ASM ohne jeden Zweifel) ein Star gemacht werden.


    Zitat


    Okay, sie hat auch viele Werke erstmalig aufgeführt. Aber das verdankt sie wohl eher ihrem Bekanntheitsgrad als ihrem Können.


    Ich habe mir gerade das Brahms-Konzert mit Karajan angehört. Großartig. Nicht meine Lieblingseinspielung, aber definitiv sehr gut und die braucht sich wahrlich nicht verstecken vor einigen anderen Stareinspielungen.


    Bzgl. der Erstaufführungen sollte man das vielleicht auch mal anders sehen: ASM bekommt viele Werke gewidmet, weil manch Komponist seine Musik sonst gar nicht aufgeführt bekommt und damit meine ich wahrlich nicht nur ihren Ehemann. Vielleicht weiß jemand anderes, ob sie gar Kompositionen in Auftrag gibt?

    Gruß,
    Gerrit

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  • @Alfred,


    Deine beim Start des Thread postulierte These kann man so natürlich auf Dauer nicht unkommentiert stehen lassen.
    Wie sicherlich beabsichtigt hast Du leicht provokativ formuliert um etwas mehr Resonanz zu erzielen.
    Ein alter Trick eine Großmeisters wie Dir im Forum.


    Was hast Du dadurch erreicht?


    Nun, bei mir folgendes:
    Nachdem mich, glücklicherweise, aufgrund der Pianisten bzw. Klavierlastigkeit einiges in dieser Richtung gezogen hat mit tollen neuen Entdeckungen, stachelte mich dieser Thread einfach wieder dazu an mich mehr auf die Geiger zu stürzen.
    Neben einem erheblichen Kaufrausch, der bereits von Forumsmittglieder unter Beobachtung gesetzt wurde, einem entsprechenden Einbruch auf der Habenseite meines Kontos und Stunden der Recherche und Musikhörens ergab sich ein mittlerweile sehr transparenter Überblcik der aktuelle Szene.


    Auf Vadim Repin hatte ich bereits in einem extra Thread hingewiesen.
    Er ist wohl DAS Gegenbeispiel für Deine Behauptung.
    Desweiteren auch DAS Gegenbeispiel wenn jemand behaupt das niemand mehr das Nveau besitzt, daß ein Oistrach, Mistein usw. hatte!


    Natürlich passen einige lebende Geiger in Deine Schublade (wie z.B. Hilary Hahn). Aber einige davon auf hohem Niveau!


    Nach und nach werde ich sie und ihre Aufnahmen hier besprechen.


    Richard NO NAME

  • Als erstes Gegenbeispiel sei hier der 1985 in Eriwan (Armenien) geb. Sergej Khachatryan genannt. Seine Eltern wie auch seine Schwester sind Pianisten und somit kommt er aus einer klassischen Musiker-Familie.


    Er besuchte die Meisterklasse von Shlomo Mintz.


    Im Jahr 2000 war er der jüngste Gewinner des J. Sibelius Wettbewerbs.


    Er spielt eine Guadagnini Geige und ist seit dem Jahr 2001 international unterwegs.


    Der in Frankfurt lebende Musiker veröffentlichte er bei EMI, die ihn wohl hat "ziehen" lassen und so folgte die nächste Veröffentlichung bei naive.


    Auf dieser Aufnahme befinden sich das Sibelius Konzert und das von Aram Khatchaturian. Beide wie ich finde auf sehr hohem Niveau.



    Die Aufnahme sollte man besitzen !!!!!!


    Ein völlig uneitler Geigenton entlockt er seinem Instrument.


    Khachatryan gewann den 2005'er Queen Elizabeth Wettbewerb in Brüssel.


    Als nächsten soll eine Aufnahme mit Werken für Violine solo veröffentlicht werden und eine Veröffentlichung der DSch Violinenkonzerte ist wohl geplant.


    Sein Status bei mir:
    Muß ich live sehen, die weiteren CD's werden ganz sicher gekauft!

  • Ich glaube schon das es einen Marketing-Vorteil für junge hübsche Geigerinnen gegenüber ihren männlichen Kollegen gibt, ist ja auch kein Wunder. Ich behaupte trotzdem jetzt mal ganz brutal das Vengerov, Repin, Rachlin etc. technisch mindestens gleich gut sind wie Hahn, Fischer usw. aber das der große Unterschied in der Leidenschaft, der Emphase, der Power liegt die die Männer Live an den Tag legen. Bei den Damen läuft mir auch ein kalter Schauer ob ihrer technischen Perfektion über den Rücken, aber ein "Erlebnis" sind für mich die romantischen Konzerte der oben gesagten Herren bis jetzt gewesen.


    An die Damen im Forum: Dies bitte nicht als Diskriminierung oder sexistisch verstehen, ich gebe nur mein Gefühl aus diversen Konzertsäälen weiter.

  • Also ich habe vor einigen Jahren Baiba Skride mal live in Hannover beim Violinwettbewerb gehört. Im Finale hat sie Shostakovich Nr.1 gespielt und es war magisch! Mir ist eine Gänsehaut über den Rücken gelaufen. Nicht nur weil sie perfekt gespielt hat, sondern weil sie ebenfalls präsent auf der Bühne war. Und das ohne viel Gezappel und Show. Eine tolle Geigerin! (Seltsamerweise hat sie dann nur den 6. Platz gemacht. Mir damals völlig unverständlich. Als sie dann letztens den Concours Reine Elizabeth gewonnen hat, habe ich mich gefreut!)
    Leider hat sie ja bisher nur so altes Zeug eingespielt, dass ich mir nicht gekauft habe. Daher meine Frage: Wie kommt sie denn auf CD rüber?


    Gruß,

  • Lieber van Rossum,


    ich höre sie gerade in diesem Augenblick, wie sie auf CD Mozart Violinkonzert spielt. Ich finde sie unglaublich!! So viel Gefühl, ich bin völlig beglückt. Mutter finde ich wahrlich nicht schlecht, aber so ein Gefühl konnte sie mir nie geben. Bei Skride spürt man, dass sie Musik wirklich liebt, wenn sie spielt.


    Marschallin mit späten Grüßen

    Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding...

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  • Wie lustig, dass dieser alte Fred noch rausgekramt wurde.
    Ja, ja, Baiba. Sie hat inzwischen auch Shostakovich Nr.1 aufgenommen, wenn ich das gerade richtig auf dem Schirm habe. Die Aufnahme besitze ich aber nicht (da ich schon 10 oder so von diesem Konzert habe). Es ist aber erfreulich, dass Baiba Skride auch auf CD so gut rüber kommt, wie damals im Konzertsaal. Das war wirklich unglaublich und ist weiterhin mein Konzerthighlight!


    Viel Spaß mit der CD! :hello:

  • Hallo,


    dem Lob ueber Sergey Khachatryan möchte ich mich anschliessen, nicht auf Grund seiner CD-Einspielungen, die ich nicht kenne, sondern durch Live-Eindruecke und Konzertuebertragungen.


    Zuletzt hörte ich ihn am 1. Juli hier in Mikkeli mit dem 1. Violinkonzert von Shostakovitch, und dieses Konzert fand unter ganz ungewöhnlichen Umständen statt. Der Dirigent des Abends war der Ossete Valerij Gergijev, dessen Privat-Flugzeug, aus der Schweiz kommend, nicht in Mikkeli landen durfte (der kleine Flughafen war sonntags geschlossen) und erst eine halbe Stunde vor angesetztem Konzertbeginn im 1 1/2 Autostunden entfernten Savonlinna landete; und das angesichts einer Direktuebertragung. Die jedoch wurde abgesagt, das Konzert begann mit einstuendiger Verspätung, und der Maestro hatte sofort nach der Landung eine Programmänderung verfuegt : statt Sibelius' Tapiola (eine Novität fuer Gergijev und daher noch nicht geprobt) gab es Tchaikovsky's Nussknacker-Suite und danach das Violinkonzert.


    Der junge Armenier und Gergijev sahen sich also zum ersten Mal beim Begruessungsapplaus; eine Probe hatte es ja nicht gegeben. Nach den ersten Einleitungstakten des Orchesters und dem ersten Einsatz des Geigers wurde deutlich, dass diese Interpretation ein grosses Ereignis werden wuerde. Khachatryan setzte mit filigranem Ton ein, auf den Gergijev sofort einging, so dass es zu einem kongenialen Musizieren im selben Geiste kam und es ein ständiges Geben und Nehmen war - mit Probe hätte es nicht besser sein können. Nach der bewegenden Passacaglia und der Kadenz war der virtuose Finalsatz die Krönung einer ueberaus beeindruckenden Interpretation. Riesenbeifall vom enthusiasmierten Publikum!


    Gergijev, der - wie gesagt - noch nie mit Khachatryan zusammen musiziert hatte, zeigte sich ebenso begeistert vom jungen Geiger wie dieser vom Dirigenten und verschaffte ihm binnen weniger Tage neue Engagements; so schmiss er sein fuer den 19.8. in Stockholm geplantes Konzertprogramm total um, um mit Khachatryan wieder das Shostakovitch-Violinkonzert aufzufuehren, und lud ihn fuer nächstes Jahr wieder nach Mikkeli ein, diesmal mit den Konzerten von Beethoven und Sibelius.


    Das Konzert wurde in der Zwischenzeit auch in Deutschland und Österreich gesendet : ueber hr 2 und Ö 1 (hier leider ohne das Violinkonzert), und ich wurde jedem raten, sich das Konzert anzuhören, wenn es ueber einen anderen Sender (es handelte sich um eine EBU-Uebertragung) gesendet wird.


    Konzerte ohne Proben sollten zwar nicht die Regel sein, aber wenn alle Beteiligten binnen Sekunden zu einem Konsens ueber das aufzufuehrende Werk kommen, kann es ausnahmsweise auch einmal ohne gehen.


    Gruesse aus Finnland


    Mikko

  • Zunächst eine kleine Vorrede:
    Im Rahmen meiner Recherche für Neue Threadthemen im Tamino Klassikforum bin ich auf zahlreiche Namen von derzeit aktiven Geigern gestoßen, denen meiner Meinung nach bis dato zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Diesen möchte ich gerne einen Thread widmen. Also habe ich gesucht und diesen Thread hier für geeignet befunden. Nur der Titel passte nicht.
    Daher habe ich ihn kurz entschlossen umgetitelt. Hier sollen Geiger vorgestellt werden (bitte jeweils nur EIN Geiger pro Beitrag ), egal ob berühmt oder ein Geheimtipp - die Hauptsache ist, dass sie bereits auf CD vertreten sind und man ihre Einspielungen kaufen kann. Wenn sich einer der hier nominierten Künstler für einen eigenen Thread zu eignen scheint - dann werde ich oder ein anders Mitglied einen solchen starten.Ziel ist, den Horizont der Klassikhörer in punkto Geiger zu erweitern. Ausgenommen sind Spezialisten für alte Musik - sie werden einen eigenen Thread bekommen...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Der Geiger Philippe Graffin (Jahrgang 1964) war mir bis vor kurzem lediglich als Name ein Begriff. Nachdem ich jetzt seine absolut fabelhafte Einspielung der Violinkonzerte von d'Etranger und Cliffe in der Hyperion-Reihe Romantische Violinkonzerte gehört habe, muß ich sagen, dieser Geiger spielt für mich in der obersten Liga mit. Eine kurze Recherche bestätigt auch ein bereits umfangreiches mit vielen Lobeshymnen begleitetes Oeuvre, von dem ich noch einige kennenlernen möchte.



    'Fresh from the extraordinary success of his Saint-Saëns concertos, Philippe Graffin proves even more alluring in the French master's chamber music. This spellbinding performance had me lost in rapt concentration. The rarities that make up the rest of the disc are also sheer delight. A wonderful recording in every way' (Classic CD)

  • Lieber lutgra


    Danke für diesen ersten Beitrag im wiederbelebten Thread.
    Im der Tat war Dein Thread über die romantischen Violinkonzerte der Anlass nachzusehen, wie groß denn die Serie inzwischen schon ist (Ich besitze derzeit 3 Folgen davon) Ich war mehr als überrascht, zu sehen, dass die Serie nun schon bei 17 Stück hält - und wie viele Geiger hier involviert sind, die ich noch nicht in meiner Sammlung habe. Ich habe für nächstes Monat schon 6 Stück davon bestellt, damit der Thread lebendig bleibt. Aber auch andere Firmen haben hervorragende Aufnahmen mit Geigern veröffentlicht, die (noch) ein Geheimtipp sind. Ich kann natürlich auch nicht zaubern - werde aber alles was in meiner Macht steht unternehmen, um einige Namen bekannter zu machen, als sie es derzeit sind....
    Dieser Thread hier sei ein erster Schritt dazu....
    Die von Dir hier erwähnte hyperion CD - ist übrigens eine der (noch ungehörten) CDs aus der Serie, die ich besitze. Ich werde sie mir in den nächsten Tagen anhören.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Meine nächste Nominierung ist Rachel Barton Pine. Kennengelernt habe ich sie durch die hier abgebildete Aufnahme des Beethoven Violinkonzerts op 61. Oder eigentlich nicht. Das Beethoven-Konzert war nur die "Zugabe, die ich in Kauf nahm, um das Violinkonzert des Beethoven-Zeitgenossen und Kollegen Clement hören zu können. Beethoven Violinkonzert, hatte ich schon mit zahlreichen sehr prominenten Geigern und vielerlei Kadenzen. Indes begeisterte mich das Clement-Konzert derart, daß ich unbedingt auch das Beethobenkonzert hören wollte. Und ich wurde nicht enttäuscht. Die relativ langen und ausschmückenden Kadenzen, von der Solistin selbst verfasst, hätten schon allein den Kauf rechtfertigt.
    Ich weiß, daß ich diese Einspielung schon mehrfach gezeigt habe - aber das ist Absicht: Sie darf nicht in Vergessenheit geraten.

    Die am 11. Oktober 1974 in Chicago geborene Solistin ist aber sehr vielseitig - das mag man bewerten wie man will.
    Neben dem klassischen Repertoire bietet sie oft eigenartige Zusammenstellungen an und ist auch in Sachen "Salonmusik", Jazz und Rock aktiv. Hansdampf in allen Gassen. Komponisten der zweiten Garnitur sind für sie kein Tabu. In den USA gelten eben andere Vorstellungen als bei uns...

    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ein weiterer Violinist unserer Tage ist der 1966 in Hamburg geborene Christian Tetzlaff. Interessant ist , daß er aus Überzeugung eine Geige der Gegenwart spielt, und zwar von dem deutschen Geigenbauer Stefan-Peter Greiner. Ich kann dies zwar persönlich nicht verstehen - akzeptiere diese Entscheidung aber natürlich. Tetzlaff ist sowohl als Solist großer Klassischer Konzerte als auch von Konzerten der Gegenwart. Auch als Kammermusiker ist er aktiv.
    Persönlich besitze ich lediglich das Violinkonzert von Beethoven, wo er die von Beethoven für die Klavierversion des Konzerte

    op 61 a geschriebenen Kadenzen für die Violine umschrieb, ein Weg, den in ähnlicher Form bereits Wolfgang Schneiderhan vor ihm ging - und Mozarts Violinkonzerte Nr. 1, 3 und 5 mit der Deutschen Kammerphilharmonie (für Virgin) wo er als Solist und Dirigent in Personalunion agiert. Heute gibt es die Aufnahme nur komplett als Duo CD - mit allen 5 Konzerte. Ein Upgrade meinerseits ist angedacht. Hier spielt Tetzlaff eigenen Kadenzen.Die Aufnahme wurde 1995 bei ihrem Erscheinen von Foniforum sehr gelobt.
    Die ebenfalls von der Kritik sehr gelobte Einspielung des Violinkonzerts von Sibelius (ebenfalls für Virgin) ist derzeit nicht verfügbar - Mag sein, daß der neue Eigentümer (Warner) sie wieder ins Programm nimmt....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Da ja Alte-Musik-Spezialisten außen vor bleiben müssen, schicke ich diesen Geiger ins Rennen:


    Ilya Gringolts, geboren 1982 in Leningrad.


    Diese Aufnahme gefällt mir besonders gut:


    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Die Geige ist ein fürchterliches Instrument - eine Folter für jeden Einsteiger (natürlich nur die mittelmäßigen bis schlechten). Ich kann es nur im "Rudel" ertragen. Insofern kann ich hier thematisch nichts beitragen, aber mir gefällt das Cover mit dem brennenden Holz so gut, daß ich meine Freude nicht unterdrücken kann...


    :untertauch:

    .


    MUSIKWANDERER

  • So recht kann ich noch nichts beitragen, allein darauf hinwiesen, daß ich in der kommenden Saison im Gewandhaus zwei Geiger hören und dann berichten werde (allerdings nicht allzu fundiert, weil ich eher auf das Klavier fixiert bin). Die Namen wären


    Nikolaj Znaider geboren 1975, dänisch-israelischer Violinist, gewann 1997 den Concours Reine Elisabeth.
    Er wird das Violinkonzert von L. v. Beethoven spielen.


    Julian Rachlin, geboren 1974 in Litauen, heute in Österreich lebend (laut wikipedia). Er studierte in Wien Violine bei Boris Kuschnir und erhielt Unterricht von Pinchas Zukerman und trat bereits unter Maazel, Muti, Haitink, Levine auf.
    Er wird das Violinkonzert in D-Dur von P Tschaikowski spielen.


    Aufnahmen habe ich von beiden nicht gehört, aber das ändert sich vielleicht nach den Konzerten.


    Mit bestem Sonntagsgruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

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  • http://de.wikipedia.org/wiki/Lisa_Batiashvili


    Vor Jahren sah ich im Fernsehen ein Filmportrait über sie und war - was bei mir äußerst selten ist - sofort von ihr eingenommen. Ich kaufte dann diese CD, die wirklich ausgezeichnet ist:



    Valdimir Ashkenazy, der mit ihr musizierte, äußerte, sie spiele das Schostakowitsch-Konzert nicht schlechter als David Oistrach! Was sie macht (auch die Kammermusik) zeugt davon, dass sie eine nicht nur hochbegabte sondern auch sehr ehrliche, aufgeschlossene und zugleich leidenschaftliche Musikerin ist.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ich möchte in diesem Thread Julia Fischer vorstellen, die ich vor einigen Wochen zum dritten Male live erleben durfte, und ob man es glaubt oder nicht, zum dritten Male mit Mendelssohns Viloinkonzert, zuletzt auf dem SHMF in Hamburg unter Paavo Järvi und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Julia Fischer ist in meinen Augen sicherlich eine der führenden Geigerinnen unserer Zeit und nicht nur das, wie die nachfolgende DVD zeigen wird und womit sie ziemlich einmalig auf der Welt sein dürfte. Es handelt sich um das Neujahrskonzert 2008 in Frankfurt:



    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Wie so oft bekommt man hervorragende Solisten nur durch eine Zufall zu hören.
    In meinem Falle war der Zufall mein Faible für die Musik von Johann Nepomuk Hummel.
    Naxos hat 2004 eine Aufnahme mit einem Violinkonzert, bzw einem zweiten für Klavier und Violine herausgebracht. Den Solopart auf der Violine bestritt in beiden Fällen ein mir bis dato unbekannter Geiger Namens Alexander Trostiansky.


    Zahlreiche Talente bescheren uns täglich Musikvergnügen pur, ohne, dass wir uns ihre Namen einprägen. Das liegt zumeist an der Interesselosigkeit der Labels Werbung für ihre Künstler zu machen. Oder – noch schlimmer: Die Künstler haben gar kein fixes Label – jede Aufnahme kommt aus einem anderen Haus. Und natürlich liegt es oft auch an der eigenen Gleichgültigkeit.



    Daher werde ich in Zukunft, Interpreten, welche es mir wert erscheinen, im Tamino-Forum vorstellen, sei es in diesem Thread (bzw in seinem Pendant für Klavier – weiteres ist in Vorbereitung) oder als Einzelthread. In letzterem Falle ist es allerding notwendig, dass eine erhebliche Anzahl von Aufnahmen verfügbar ist.


    Alexander Trostiansky wurde 1972 in Novosibirsk in eine musikalische Familie hineingeboren und erhielt seine Ausbildung an der Novosibirsk Conservatory's Special Music School.Er erhielt bei verschiedenen Festivals Preise und ist in zahlreichen Ländern als Solist aufgetreten. Er hat einige Aufnahmen für diverse Label gemacht, darunter Naxos,Chandos und Melodia.
    Sein Repertoire ist weit gesteckt. Über 60 Violinkonzerte, eine Menge Kammermusik, sowie Musik des 20. Jahrhunderts. Einige zeitgenössische russische Komponisten haben ihm Werke gewidmet.
    Seit 1999 ist er Professor am renommierten Staatlichen Moskauer P.-I.-Tschaikowski-Konservatorium.



    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Einer der faszinierendsen Geigerpersönlichkeiten der Gegenwart ist der noch 38 Jahre junge französiche Geiger RENAUD CAPUCON, geboren am 27. 01. 1976 in Chambéry.


    CAPUCON wurde bereits im Alter von 14 Jahren am PARISER KONSERVATORIUM aufgenommen. 1993 schloß er sein Studium in den Fächern Violine und Kammermusik ab. Er studierte anschließend bei THOMAS BRANDIS und ISAAC STERN.
    Anschließend spielte er im GUSTAV MAHLER YOUTH ORCHESTRA unter CLAUDIO ABBADO die 1. Geige.
    Gleichzeitig begann seine Karriere als Solist und Kammermusiker, und er spielte abwechselnd mit MICHEL ANGELICH, JÉRÓME DUCROS, HÉLÈNE GRIMAUD, GÉRARD CAUSSÉ, und nicht zuletzt mit dem Pianisten FRANK BRALEY und seinem jüngeren Bruder, dem ebenfalls sehr erfolgreichen Cellisten GAUTIER CAPUCON.


    Auf dem von ihm 1996 in La Ravoire gegründeten "RENCONTRES ARTISTIQUES DE BEL-AIR kam es zu Konzerten mit JEAN-PIERRE WALLEZ, MICHEL DALBERTO, MARTHA ARGERICH, STEPHEN KOVACEVICH, AUGUSTIN DUMAY, GÉRARD CAUSSÉ, PAUL MEYER, EMMANUEL PAHUD, et KATIA & MARIELLE LABÈQUE.


    RENAUD CAPUCON gewann bereits in jungen Jahren zahlreiche Preise, und erhielt u. a. 2004 den ECHO KLASSIK Preis als "Nachwuchskünstler des Jahres" und 2007 für "die Kammermusik-Einspielung des Jahres für Ensembles des 20/21. Jahrhunderts".


    Sein Programm ist äußerst vielseitig und umfaßt Werke von SCHUBERT, RAVEL, BEETHOVEN (mit MARTHA ARGERICH und MISCHA MAISKY spielte er BEETHOVEN's Tripelkonzert ein), BRAHMS, MENDELSSOHN, MOZART, SAINT-SAENS, FAURÉ und viele zeitgenössische Komponisten, und was immer er sich vornimmt und spielt, ist immer auf höchstem Niveau und verblüfft das Fachpublikum.


    Er spielte zunächst eine Vuillaume, dann eine Guadagnini und eine Stradivari, von der BSI Bank wurde ihm dann eine Guarneri, und zwar die "Panette" von 1737 geliehen, die ISAAC STERN gehörte.


    Ich habe RENAUD CAPUCON vor 3 Jahren mit BEETHOVEN-Violinsonaten zusammen mit dem exzellenten und kongenialen Pianisten FRANK BRALEY im Konzertsaal des Museo Picasso in Málaga gehört und war von dessen Spiel absolut begeistert, ähnlich wie das sehr musikkundige spanische Publikum. Es handelt sich hier um einen ungemein sympathischen, uneitlen Menschen und eine sogleich für sich einnehmende Musikerpersönlichkeit. Nach dem Konzert nahmen sich beide noch Zeit für ein ausührliches Gespräch und sogar für Fotos.


    Das Spiel CAPUCON's ist mitreißend, technische Schwierigkeiten scheint es für ihn nicht zu geben, so daß er sich jederzeit voll auf das Werk konzentrieren kann und zu feinsten Nuancierungen Ausdruck findet. So ist es für mich durchaus denkbar, daß dieser französische Geiger einmal eine ähnliche Berühmtheit werden könnte wie einst CHRISTIAN FERRAS. Es ist ohnehin unglaublich, was er schon in so relativ jungen Jahren erreicht hat, sowohl als Solist, als auch als gesuchter Kammermusiker.



    Viele Grüße
    wok