Sopranistin voll Anmut und Charme: MIRELLA FRENI

  • Es heißt Mirella Freni hätte die Charlotte in Massenet's Werther einst an der Mailänder Scala gesungen, mit Pavarotti als Partner. Das muss wohl in den 60ern gewesen sein. Damals hat man Opern in Mailand gerne noch ins Italienische übersetzt. Das wird dann wohl auch hier der Fall gewesen sein. Mir fällt in dem Zusammenhang natürlich auch Freni's italienisch gesungene Massenet-Manon ein, von der es gar einen Live-Mitschnitt einer Fernsehübertragung gibt.


    Weiß jemand hier im Forum vielleicht näheres darüber?

    Am sichersten kann darüber das Archiv der Mailänder Scala Auskunft geben - und wenn man dort "Freni" und "Massenet" eingibt, kommt man nur zu zwei "Manon"-Produktionen, aber zu keinem Werther. Also nix Charlotte an der Scala.


    https://www.teatroallascala.or…pe=base&pagesize=9&page=1

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Danke für eure Antworten. Allerdings scheint es hier eine ganze Reihe von widersprüchlichen Informationen zu geben. Das Scala-Archiv nennt also keinen Freni-Werther, auf der Seite esdf-opera wird allerdings angegeben, dass es gar einen Mitschnitt dieser Oper mit Freni, Pavarotti, Ganzarolli und Zerbini unter P. Maag und dem Scala-Orchester geben soll. Datum des Mitschnitts sei der 31.03.1969.


    Man könnte meinen, dass hier einfach nur aus Versehen Werther statt Manon angegeben ist, klingt das doch fast wie die Manon-Besetzung vom 31.05.1969. Dann hätten wir hier nur eine falsche Monatsangabe der Aufführung, aber Ganzarolli stimmt dann auch nicht, denn dieser hat laut Scala-Archiv nie eine Massenet-Partie an der Scala gesungen.


    Doch dann wiederum findet man einen Scala-CD-Mitschnitt der Manon vom 31.05.1969 mit Freni, Pavarotti, Zerbini und Ganzarolli(!!!)


    10232-2front.jpeg   10232-2back.jpeg



    Der Besetzungszettel jener Vorstellung liest sich aber dann natürlich ganz ohne Ganzarolli als Lescaut. Den sang offensichtlich Rolando Panerai. Außer der Besetzungszettel ist aufgrund einer kurzfristigen Umbesetzung fehlerhaft. Aber eine solche sollte wohl in einem Archiv Berücksichtigung finden.



    19690531MAMA_2100_O.jpg




    Keinen Zweifel gibt es aber sicher an Hoffmann's Erzählungen mit Mirella Freni als Antonia. Ich wusste bis jetzt nicht, dass sie die Partie überhaupt gesungen hat. Laut esdf-opera hat sie die Rolle bereits 1960 in Neapel in italienischer Sprache gesungen. Mit dem mir völlig unbekannten Tenor Agostino Lazzari in der Titelrolle. Da gibt es wohl auch einen CD-Mitschnitt wie andere Quellen bestätigen.



    Gregor

  • La Traviata

    Basiert dieser Film auf der Plattenaufnahme mit Freni und Bonisolli bzw. ist die Verfilmung gleichzeitig mit der Studioproduktion entstanden? Oder sind das zwei von einander unabhängige Aufnahmen?

    Den Film - den ich noch nie gesehen habe - gibt es anscheinend nicht auf DVD. Und im Fernsehen werden die Opernfilme der 70er und 80er Jahre wohl auch nicht mehr ausgestrahlt. Schade.

    Hallo, lieber Gregor

    Dieser Film, den Du schon lange suchst, ist vor kurzem auf Youtube eingestellt worden.

    Mit herzlichen Grüßen wünscht Dir viel Freude und Genuß

    Chrissy


    Jegliches hat seine Zeit...

  • Hallo. Gregor!



    Zu Deinem Beitrag Nr. 183 bezüglich der Aufnahmen von Mirella Freni als 'Manon' und 'Antonia':



    Claudio Sartori, der Italien-Korrespondent des englischen Magazins 'Opera' hat im Heft vom August 1969 (mit einem Foto) über die Inszenierung der „Manon“ an der Mailänder Scala berichtet und nennt – allerdings ohne Datumsanabe der von ihm besuchten Vorstellung - als Lescaut den Bariton Rolando Panerai. Auch Giovanna Kessler schreibt in der 'Opernwelt' (ebenfalls ohne Datum) über Panerai; in der Spielplanvorschau dieser Zeitschrift wurde für den 29. 5. 1969 allerdings Puccinis „Manon Lescaut“ (!) mit Mirella Freni, Luciano Pavarotti, Vladimiro Ganzarolli und Alfredo Giacomotti angekündigt. (Ich habe einen Mitschnitt der fraglichen „Manon“ mit Freni und Pavarotti auf zwei CDs der Firma 'Frequenz' von Salvatore Caruselli und da wird als Datum sogar der 3. 6. 1969 genannt; die markante Stimme von Rolando Panerai ist hier deutlich zu hören.)



    Ich habe eine Schallplatte (30 cm) des Mailänder Zeitungsverlages 'Longanesi', der in seiner Serie „I gioielli della lirica“ einen Querschnitt aus Offenbachs „Les Contes d'Hoffmann“ herausgab, dem eine italienisch gesungene Aufführung am Teatro San Carlo in Neapel zu Grunde liegt. Ein kompletter Mitschnitt dieser Aufführung ist in den USA bei 'Opera Depot' erschienen, wo man allerdings einige Sängernamen anders schreibt:


    „I racconti di Hoffmann“ ('Les Contes d'Hoffmann') (Jacques Offenbach): Hoffmann – Agostino Lazzari / Olimpia – Maria Seller / Giulietta - Elisabetta Fusco / Antonia – Mirella Freni / Nicklausse – Adriana Lazzarini / Lindorf, Coppelio, Dapertutto e Dottor Miracolo – Sesto Bruscantini / Andrea, Cocciniglia, Pittichinaccio e Franz – Sergio Tedesco / Natanael – Attilio Flauto / Spalanzani – Wilhelm Walter Dicks / Crespel – Vito De Taranto / Hermann e Schlemil – Renzo Gonzales / Lutero – Cristiano Dalamangas / Un Fantasma – Maria Teresa Mandalari / Coro e Orchestra del Teatro San Carlo di Napoli / Chorltg.: Michele Lauro / Dirigent: Peter Maag ('Longanesi' nennt als Datum den 17. 2. 1960, während 'Opera Depot' den Mitschnitt auf den 27. 2. 1960 datiert.) Die Schreibweise der Sängernamen bezieht sich auf die 'Longanesi'-Ausgabe. Bemerkenswert ist die Mitwirkung des Berliner Baritons Wilhelm Walter Dicks als Spalanzani. Der lyrische Tenor Agostino Lazzari hat in einer ganzen Reihe von Operneinspielungen jener Zeit mitgewirkt und machte sogar Soloaufnahmen beim Norddeutschen Rundfunk in Hamburg.



    Carlo

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Zitat von Gregor

    Mit dem mir völlig unbekannten Tenor Agostino Lazzari in der Titelrolle.

    Von Agostini Lazzari gibt es einige Live Aufnahmen,* jedoch nur eine Studio Aufnahme (nach meiner Erinnerung ;)) den Moisé von Rossini!

    *u.a.mit M.Olivero, V.Zeani, A.Cerquetti.

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    In anderer Aufmachung, hört sich sehr seltsam an! :)


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Danke für deine Ergänzungen, lieber Carlo. Jetzt wäre es natürlich interessant, die Aufnahme vom 31.05.1969 zu hören, wer denn da nun wirklich singt - Panerai oder doch Ganzarolli. Carlo scheint diesen Mitschnitt ja nicht zu kennen, wenn ich ihn richtig verstanden habe.


    Die von Fiesco verlinkte CD habe ich inzwischen auch gefunden und konnte kurz hineinhören. In Italienisch ist das alles wirklich seltsam und fremd, da bin ich ganz bei Fiesco.


    Danke auch an Chrissy für den Link zum Traviata-Film. ;-)


    Gregor

  • Nachdem ich im Thread die schwarzen a... Löcher entfernt habe, ist mir aufgefallen, dass eine Aufnahme unerwähnt ist, in der Mirella Freni eine Hauptrolle singt, die Tatjana in Peter Tschaikowskys Eugen Onegin.


    (In den Beiträgen 37 und 38 liest man über ihre Leistung in dieser Rolle.)


    In der Einspielung unter der Leitung von James Levine überzeugt Mirella Freni in der Darstellung der jungen schwärmerischen, jungen Frau in der Briefszene und im Schlussduett als gereifte Frau. Zum Zeitpunkt der Aufnahme 1987 war sie 52 Jahre alt.


    Thomas Allen, Mirella Freni, Anne Sofie von Otter, Neil Shicoff, Paata Burchuladze, Staatskapelle Dresden, James Levine


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Heute, 09. Februar 2022, gedenkt man des zweiten Todestages von Mirella Freni.


    Kürzlich wurde die Sängerin in ihrer Heimatstadt Modena geehrt, in dem das örtliche Opernhaus namentlich auch auf sie umbenannt wurde.


    Bis 2007 hieß es einfach Teatro Comunale di Modena. Nach dem Ableben Luciano Pavarotti's im Jahr 2007, der genau wie Freni im Jahr 1935 das Licht der Welt in Modena erblickte, wurde es zu dessen Ehren in Teatro Comunale Luciano Pavarotti umbenannt. Nachdem Mirella Freni am 09. Februar 2020 verstarb, wurde ein Antrag gestellt, in dem das Opernhaus auch ihren Namen tragen sollte. Diesem Antrag wurde inzwischen zugestimmt und das Opernhaus in Modena heißt nun ganz offiziell Teatro Comunale Pavarotti-Freni.


    Die Namensänderung prangt inzwischen auch auf der Startseite der offiziellen Homepage.


    https://teatrocomunalemodena.it/



    Gregor