Salzburg, Festspiele, "Roméo et Juliette", 3.8.2008

  • Liebe Besitzerinnen und Besitzer eines Fernsehgerätes,


    3sat beglückt uns heute mit folgender Übertragung:


    20:15 Uhr

    Stereo
    Bildformat 16:9
    Festspielsommer live aus Salzburg


    Roméo et Juliette


    Oper in fünf Akten von Charles Gounod
    Text von Jules Barbier und Michel Carré nach der Tragödie
    "Romeo and Juliet" von William Shakespeare
    Es spielt das Mozarteum Orchester Salzburg,
    es singt die Konzertvereinigung Wiener Staats-
    opernchor unter der Leitung von Yannick Nézet-Séguin
    Aufzeichnung aus der Felsenreitschule in Salzburg
    Premiere der Neuinszenierung
    (In französischer Sprache mit deutschen Untertiteln)
    In der Pause:
    Hinter den Kulissen von "Roméo et Juliette"
    Moderation: Barbara Rett und Franz Zoglauer


    Juliette Nino Machaidze
    Roméo Rolando Villazón
    Le Comte Capulet Falk Struckmann
    Stephano Cora Burggraaf
    Mercutio Russell Braun
    Frere Laurent Mikhail Petrenko
    Tybalt Juan Francisco Gatell
    Gertrude Susanne Resmark
    Le Duc de Verone Christian van Hor
    Le Comte Paris Mathias Hausmann
    Grégorio Jean-Luc Ballestra
    Benvolio Robert Murray
    u. a.


    Kostüme: Catherine Zuber
    Inszenierung: Bartlett Sher
    Bühnenbild: Michael Yeargan


    Zitat


    Roméo und Juliette entbrennen in Liebe füreinander. Doch weil ihre Familien verfeindet sind, endet ihre Liebe mit dem Tod. - 3sat zeigt das europäische Operndebüt des amerikanischen Shakespeare-Regisseurs Bartlett Sher. Die Titelrollen singen der mexikanische Startenor Rolando Villazón und die georgische Sopranistin Nino Machaidze, die als Juliette ihr Debut bei den Salzburger Festspielen gibt.

  • Liebe Maggie,
    sehr viel versäumst du nicht... Leider kein Vergleich zu unserer Aufführung an der WSO mit Villazon&Netrebko, und zwar in jeder Kategorie (Inszenierung - kaum zu glauben, dass es sich um denselben Regisseur handelt! -, Orchester, Gesang :( )
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von severina
    Liebe Maggie,
    sehr viel versäumst du nicht... Leider kein Vergleich zu unserer Aufführung an der WSO mit Villazon&Netrebko, und zwar in jeder Kategorie (Inszenierung - kaum zu glauben, dass es sich um denselben Regisseur handelt! -, Orchester, Gesang :( )
    lg Severina :hello:


    Ich finde, es spricht für den Regisseur, dass er auf der Riesen-Naturbühne der Felsenreitschule ein völlig anderes Regiekonzept verwirklicht, als auf einer Opernbühne...


    Und was gibt es eigentlich an dieser Regie auszusetzen?



    (Mir gefällt die Inszenierung übrigens ziemlich gut. Ich hatte im Vorfeld leichte Bedenken wegen der Fernsehregie, als Brian Large in einem Interview über den gigantischen technischen Aufwand des ORF erzählte. Man arbeitet mit zehn(!) Kameras und es wurden über 1600 Bildschnitte festgelegt! Das Ergebnis ist aber keine unnatürliche Bildschirm-Hektik, sondern eine sehr gelungene Umsetzung, die die musikalische Dynamik sehr passend veranschaulicht.)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von severina
    Inszenierung - kaum zu glauben, dass es sich um denselben Regisseur handelt!


    ?( ?(


    In Wien hat doch Jürgen Flimm inszeniert?


    Der ist in Salzburg zwar Intendant, aber Regie bei der Gounod-Oper führt der mir unbekannte Bartlett Sher.



    (Ansonsten kann ich leider nichts zur Thematik beitragen, weil ich's mir gar nicht anschaue - Gounod ist nicht mein Fall.)



    Viele Grüße


    Bernd

  • Hallo Bernd,
    danke für die Korrektur, wie kam ich bloß auf Flimm? Hätte mich auch gewundert, dass dem zu dieser Riesenbühne nicht mehr eingefallen ist.
    Nein, mich überzeugt diese Regie überhaupt nicht. Wozu spielt man in der Felsenreitschule, wenn man diese grandiose Kulisse kaum miteinbezieht? (Sieht man von der kitschigen Beleuchtung vor der Pause ab...) Wozu bespielt man eine Riesenbühne, wenn man Chor und Protagonisten vor dem Orchestergraben herumgeistern lässt? (Abgesehen davon, dass dieser Regie"einfall" schon sowas von abgelutscht ist :wacky: ) In meinen Augen wurden die Möglichkeiten dieser Bühne ziemlich verschenkt, denn hier könnte man größere Menschenmassen wirklich natürlich agieren lassen, was auf einer normalen Opernbühne oft nicht möglich ist, wenn sich der Riesenchor auf kleinerem Raum drängt. Aber was macht der Regisseur? Er lässt im 1. Bild ein paar Maskierte herumirren und gruppiert ansonsten den Chor brav im Quadrat um die Holztribühne herum. Dabei hätte man hier wirklich einmal ein rauschendes Fest bei Capulets inszenieren können!
    Nach der Pause wurde es dann vorübergehend besser, aber dann kam die ernüchternde Brautnacht, die ich noch selten so unerotisch erlebt habe.
    So, jetzt muss ich mich auf den Schluss konzentrieren, Fortsetzung folgt!
    lg Severina :hello:

  • Der Regisseur Bartlett Sher ist Shakespeare-Experte, hat aber neulich an der MET den Barbier von Sevilla mit Erfolg inszeniert.


    Maggie
    Über die Darstellerin der Julia, Nino Machaizde, gibt es einen eigenen Thread, in dem ich mehrfach auf diese Fernsehübertragung hingewiesen habe!


    Ich finde die Aufführung nicht schlecht, auch Villazon hält sich wacker!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Die soeben zu Ende gegangene Aufführung der Oper "Roméo et Juliette" von Charles Gounoud aus der Felsenreitschuile zu Salzburg ist ein Triumph der "konventionellen" Inszenierung ohnegleichen - ohne im eigentlichen Sinne "konventionell" oder "konservativ" zu sein.
    Das "konventionelle" bestand vor allem Darin, daß die Story weitgehgend unverfremdet und nicht entstellt dargebeoten wurde - wobeio ich einschränkend bemerken möchte, daß die Handluing an sich im 14. und nicht im 18. Jahrhundert angesiedelt sein sollte - aber selbst Shakespeare verlegt sie ins 16. jahrhundert - warum auch immer.


    Die Inszenierung war indes bühnen- und publikumswirksam - ein Triumph des "konservativen" Musiktheaters - was sich am Fehlen von Buhrufen zu Ende der Vorstellung feststellen ließ
    Wer nach dieser Aufführung behauptet, daß "liibrettogetreues" Musiktheater unzeitgemäß und llangweilig sei - dem ist meiner Meinung nach nicht mehr zu helfen.


    Interessant auch, daß Gounod scheinbar allmählich wieder den Weg zurück auf dei Spielpläne findet - er hat es verdient.
    Stimmlich und orchestral durchaus auf hiohem Niveau vermochte diese Aufführung mich zu begeistern - was schon seit langem nicht mehr der Fall war.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Harald Kral
    @Amfortas


    morgen gibt es bei Bayern3 erst mal "Chowanschtschina" von Mussorgsky (siehe Thread "Russische Oper".)


    Die Live-Aufführung gefiel mir sehr, nur das Getrampel während der Ouvertüre war ätzend. Bin schon gespannt, wie das alles im TV rüber kommt.


    @ liebe Severina,


    von der Wiener Inszenierung war ich damals auch hin und weg und mit Villazon und Netrebko muss es wohl noch bewegender gewesen sein, denn wer liebt, kämpft und stirbt wohl intensiver als RV?.... selbst in dieser Inszenierung mitzubekommen und Nino Machaidze war auch sehr spielfreudig und stimmlich doch wirklich nicht schlecht. Mir hat's gefallen
    LG Ingrid

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  • Tja, dann ist mir eben nicht zu helfen, ich fand's zumindest vor der Pause teilweise zum Gähnen, danach wurde es besser, aber nicht dank des Regisseurs, sondern guter Singschauspieler. Apropos "librettogetreu": Mir ist eigentlich neu, dass laut Libretto Juliette von Romeo ermordet wird..... (Nicht, dass es mich gestört hätte, aber wenn man schon auf Librettotreue pocht ;) ) Dass Gounod den Weg nach Salzburg gefunden hat, erstaunt und freut mich, in Wien und anderswo ist er ja gottlob nicht so selten in den Spielplänen zu finden.
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von severina
    Apropos "librettogetreu": Mir ist eigentlich neu, dass laut Libretto Juliette von Romeo ermordet wird..... (Nicht, dass es mich gestört hätte, aber wenn man schon auf Librettotreue pocht ;) ) Dass Gounod den Weg nach Salzburg gefunden hat, erstaunt und freut mich, in Wien und anderswo ist er ja gottlob nicht so selten in den Spielplänen zu finden.
    lg Severina :hello:


    das gleiche hab´ ich mir auch gedacht.
    die wiener inszenierung mag ich zwar auch nicht,aber zw. rolando u. anna hat´s weit mehr geknistert.
    aber dafür,dass nino machaidze erst 25 j. jung ist,war sie wirklich gut.vom ausdruck her fehlt noch einiges an erfahrung,richtig ans herz ging ihr gesang nicht.
    rolando hingegen hat mich sehr berührt.
    lg yago

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    ...
    Stimmlich und orchestral durchaus auf hohem Niveau vermochte diese Aufführung mich zu begeistern - was schon seit langem nicht mehr der Fall war.


    Und ich habe mir beim Ansehen noch gedacht, dass diese Aufführung trotz der durch die Naturbühne bedingten eher sparsamen Ausstattung sogar Alfred gefallen könnte...
    ;)



    Zitat

    Original von Severina


    ..., danach wurde es besser, aber nicht dank des Regisseurs, sondern guter Singschauspieler.


    Wobei es natürlich auszuschließen ist, dass der Regisseur irgendetwas dazu beigetragen hat...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von yago


    das gleiche hab´ ich mir auch gedacht.
    die wiener inszenierung mag ich zwar auch nicht,aber zw. rolando u. anna hat´s weit mehr geknistert.
    aber dafür,dass nino machaidze erst 25 j. jung ist,war sie wirklich gut.vom ausdruck her fehlt noch einiges an erfahrung,richtig ans herz ging ihr gesang nicht.
    lg yago


    Völlige Übereinstimmung! Komischerweise wirkte auf mich die 10 Jahre ältere Netrebko wesentlich mädchenhafter und unschuldiger als Machaidze, der ich vieles überhaupt nicht abnehmen konnte. Stimmlich hat sie mir gut gefallen, aber ein paar Mal dachte ich mir: "Hoffentlich wird sie nicht so wie die Gheorgiu, ein perfekter Musikautomat ohne Seele!"
    Wie langweilig ist doch in dieser Inszenierung die Trauung, verglichen mit unserer Aufführung in Wien, wo sich so unheimlich viel an Blicken und Gesten zwischen R&A abspielte, sie kaum voneinander lassen konnten und vom Pater immer wieder zur Ordnung gerufen werden mussten. Und das war von beiden mit einer solchen Natürlichkeit gespielt, dass zumindest ich den Eindruck hatte: "So und nicht anders muss das sein!"
    Ich finde, dass die Sängerin des Stefano (Muss den Namen erst lernen :O ) wesentlich mehr Gefühl in ihr Singen legte als Nino Machaidze.
    lg Severina :hello:


  • Lieber Theo,
    ausschließen kann man so etwas natürlich nie ;) , aber angesichts seiner Hilf- und Einfallslosigkeit bei der Führung des Chors erscheint es mir eher unwahrscheinlich :]
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von severina



    Völlige Übereinstimmung! Komischerweise wirkte auf mich die 10 Jahre ältere Netrebko wesentlich mädchenhafter und unschuldiger als Machaidze, der ich vieles überhaupt nicht abnehmen konnte. Stimmlich hat sie mir gut gefallen, aber ein paar Mal dachte ich mir: "Hoffentlich wird sie nicht so wie die Gheorgiu, ein perfekter Musikautomat ohne Seele!"
    Ich finde, dass die Sängerin des Stefano (Muss den Namen erst lernen :O ) wesentlich mehr Gefühl in ihr Singen legte als Nino Machaidze.
    lg Severina :hello:


    das wäre sehr schade um nino machaidze,aber sie ist ja noch so jung.


    du meinst,cora burggraaf.sie ist mir auch positiv aufgefallen.


    insgesamt interessanter wäre eine übertragung des "don giovanni" gewesen.


    lg yago


  • Von der Regie her ganz bestimmt!
    Danke, dass du meinem Namensgedächtnis auf die Sprünge geholfen hast ;)
    lg Severina :hello:

  • So, jetzt habe ich mir einige Szenen noch einmal angesehen und bleibe bei meinem ersten Eindruck. Ich habe an der Inszenierung von Bartlett Sher nichts auszusetzen. Sicher, sie ist sehr konventionell, aber das heißt ja nicht, dass sie schlecht sein muss.


    Zum Gähnen war es jedenfalls für mich nicht, und das lag nicht nur an den Singschauspielern. Auch diese agieren bei einer Neuinszenierung nach dem Konzept des Regisseurs.


    Gefallen hat mir der Dirigent Yannick Nézet-Séguin und das Mozarteum-Orchester, die - soweit ich das beurteilen kann - einen wunderschönen Gounod spielten. Auch die Sängerin der Juliette, Nino Machaidze, auf der die schwere Bürde des Vergleichs mit Netrebko lastete, zeigte sich der Rolle gewachsen. Bei Rolando Villazon hatte ich den Eindruck, dass er sich sehr verausgabte, da können schon Befürchtungen für die weiteren Vorstellungen aufkommen.


    Jedenfalls hat die Vorstellung wohl auch dem Publikum, das live dabei war, gefallen. Sänger, Dirigent und Regisseur wurden einstimmig bejubelt. Die dritte Operninszenierung der diesjährigen Festspiele und erstmals keine Buhs. Das ist doch auch schon was.


    :hello:


    Emotione


  • Hallo Emotione,
    Das tut er immer, er kann leider nicht anders........ :(
    Was das Publikum betrifft, das ist in Salzburg sehr speziell..... Immerhin ist diesmal wenigstens in keine Arie hineingeklatscht worden, das ist in Salzburg wesentlich erstaunlicher als keine Buhs bei einer PR. (Wobei das sowieso wenig über die Qualität einer Produktion aussagt, meiner bescheidenen Meinung nach. Ich habe in Wien schon oft Buhs bei einer PR erlebt und bei der ersten Reprise einhellig begeisterte Zustimmung....)
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von severina
    .... Apropos "librettogetreu": Mir ist eigentlich neu, dass laut Libretto Juliette von Romeo ermordet wird.....


    Wenn man unbedingt bekritteln will, verbiegt man halt auch mal Fakten. Der Vorwurf der "Ermordung" Julias durch Romeo ist geradezu absurd. Sie legt ihm den Dolch in die Hand, singt dazu in etwa O unendliche, höchste Freude, mit dir zu sterben, fordert den widerstrebenden Romeo noch einmal mit Gesten auf und führt seine Hand mit dem Dolch zu ihrem Herzen...


    Das ist zugegebenermaßen eine kleine Freiheit gegenüber dem buchstäblichen Wortlaut, ist aber der Situation nicht unangemessen. Es ist eigentlich ein schönes Bild für die Liebe bis in den Tod (wenn man von dem kleinen logischen Fehler absieht, dass Romeo noch zuvor eigentlich sinnentleert singt warum hast du das getan?). Auffallend und immer wieder bezeichnend ist die Tatsache, dass auf der einen Seite völlige Umdeutungen von Opernhandlungen akzeptiert werden, aber auf der anderen bei "konventionellen" Inszenierungen immer wieder auf derartigen Kleinigkeiten herumgeritten wird...



    Insgesamt hat mir diese Aufführung ziemlich gut gefallen. Auch die Tatsache, dass Severina in Wien unvergleichlich bessere Aufführungen erlebt hat, macht diese nicht schlechter. Das Niveau war durchgehend sehr erfreulich (lediglich Falk Struckmann wollte mich nicht so recht überzeugen), obwohl der Premierendruck besonders bei Nino Machaidze enorm war. Aber das Schielen auf die Quote erfordert es nun einmal, dass die Premiere übertragen wird, auch wenn die dritte oder vierte Vorstellung mit Sicherheit noch deutlich besser werden wird...



    Der Don Giovanni wird übrigens auch noch übertragen und auch der Othello wird aufgezeichnet.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Lieber Theo,
    ich reite auf gar nichts herum, mich stört dieser Schluss auch überhaupt nicht (Romeo stößt übrigens ganz eindeutig zu, so ganz passiv ist er also nicht!), aber wenn Alfred die Librettotreue bejubelt, wird doch wohl der kleine Einwand erlaubt sein, dass das nicht ganz stimmt.
    Und bitte unterstelle mir keine "In-Wien-ist-alles-besser"-These, davon bin ich nämlich weit entfernt, aber zufällig habe ich - und yago offensichtlich auch - halt unsere "Romeo et Juliette"-Produktion wesentlich spannender und vor allem erotischer empfunden und würde ihr auch musikalisch den Vorzug geben. (Villazón hat z.B. seine große Arie in Wien deutlich besser gesungen, das mag natürlich jetzt an der PR-Nervosität gelegen sein. Daher bin ich auch ganz deiner Meinung, dass man besser eine spätere Vorstellung aufzeichnet, aber das bringt halt, wie du richtig sagst, weniger Quote als eine PR :wacky: )
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von severina
    ...
    Lieber Theo,
    ausschließen kann man so etwas natürlich nie ;) , aber angesichts seiner Hilf- und Einfallslosigkeit bei der Führung des Chors erscheint es mir eher unwahrscheinlich :]
    lg Severina :hello:


    Nun ich finde, dass der Regisseur trotz der "Einfallslosigkeit" beim Chor sehr wohl einige gute Ideen hatte und vor allem eine stimmige, ins sich geschlossene, für mich nie langweilige und optisch sehr ansprechende Inszenierung ablieferte. Mir ist zwar klar, dass für einige Kritiker unter uns allein die Tatsache, dass die Vorstellung dem anwesenden Publikum offenbar einhellig gefallen hat, einen unverzeilichen Fehler der Inszenierung darstellt, aber ich meine, dass man sich dadurch nicht unbedingt irritieren lassen soll...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ich muß sagen, daß mir die Inszenierung recht gut gefallen hat. Nach so vielen modernen Produktionen in letzter Zeit ist es auch mal erfrischend wieder eine konventionelle Inszenierung zu sehen. Warum der Regisseur die Handlung ins 18. Jahrhundert verlegt hat, weiß ich nicht, obwohl ich beim Betrachten mancher Kostüme das Gefühl hatte wir befinden uns im Piratenmilieu.


    Ich muß aber auch sagen, daß ich die Wiener Inszenierung mit ihren tollen Lichteffekten auch sehr mag. Ich glaube ich bin einfach empfänglich für konventionelles als auch modernes Regietheater.


    Großes Lob muß man wohl Nino Machaidze aussprechen. Sie hat sich doch recht gut verkauft wenn man bedenkt welcher Druck auf ihr gelegen hat. Wenn sie in irgendeiner anderen Produktion debütiert hätte, wäre wohl kaum so ein Aufsehen um sie gemacht worden, aber als Netrebko-Einspringerin ist das halt was anderes. Gesanglich gefiel sie mir ganz gut und was mir besonders positiv auffiel, ist, daß sie eine wirklich schöne Höhe hat, die man für diese Partie unbedingt braucht - bei ihr gibt es keine schrillen Höhen, die Spitzentöne klingen absolut sauber. Auch gespielt hat sie ziemlich gut - das war zu Beginn ein lebenslustiger fröhlicher Teenager.


    Villazon ist halt immer ein Problem für mich da mir sein Timbre so gar nicht zusagt. Obwohl ich sagen muß zu Beginn war er noch recht annehmbar für mich ;)Aber mit Fortdauer des Abends protzte er mir dann doch viel zu sehr und das ist für mich als Zuhörer einfach anstrengend. Gelegentlich hörte ich eine unschöne Tonproduktion. Er ist kein Höhenritter, das ist ja bekannt, aber so manche hohen Töne klangen doch sehr gequetscht, gegen Ende ließ er wieder mal einen Spitzenton aus.


    Der Rest des Ensembles war ganz ok, obwohl Struckmann als Vater Capulet mich nicht überzeugte und vor allem seine Darstellung ziemlich nervte.


    Mal keine Buhs für das Regieteam. Das Publikum ist anscheinend doch erfreut wieder einmal eine Inszenierung zu sehen die mit historischen Kostümen aufwartet.


    Gregor

    Einmal editiert, zuletzt von Gregor ()

  • Zitat

    Original von severina
    Lieber Theo,
    ich reite auf gar nichts herum, mich stört dieser Schluss auch überhaupt nicht (Romeo stößt übrigens ganz eindeutig zu, so ganz passiv ist er also nicht!), aber wenn Alfred die Librettotreue bejubelt, wird doch wohl der kleine Einwand erlaubt sein, dass das nicht ganz stimmt.
    Und bitte unterstelle mir keine "In-Wien-ist-alles-besser"-These, davon bin ich nämlich weit entfernt, aber zufällig habe ich - und yago offensichtlich auch - halt unsere "Romeo et Juliette"-Produktion wesentlich spannender und vor allem erotischer empfunden und würde ihr auch musikalisch den Vorzug geben. (Villazón hat z.B. seine große Arie in Wien deutlich besser gesungen, das mag natürlich jetzt an der PR-Nervosität gelegen sein. Daher bin ich auch ganz deiner Meinung, dass man besser eine spätere Vorstellung aufzeichnet, aber das bringt halt, wie du richtig sagst, weniger Quote als eine PR :wacky: )
    lg Severina :hello:


    Es ist eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Wenn Alfred die Librettotreue lobt, hat er vollkommen Recht. Es ist eine ungewöhnlich nahe am Libretto gearbeitete Inszenierung. Wie viele Operninszenierungen hast du in letzter Zeit gesehen, die ähnlich treu dem Text waren? Mir selbst will momentan überhaupt keine einfallen, da muss ich in meinem Gedächtnis wohl sehr weit zurückgehen. Und diese Erfahrung war wirklich eine Wohltat. Daher ist dein Einwand geradezu beckmesserisch. Die strittige Aktion war eindeutig eine Initiative Julias, daran gibt es nichts zu deuteln. Was soll sich jemand vorstellen, der die Übertragung nicht gesehen hat und bei dir liest, Romeo habe Julia ermordet? Das ist ein glatte Verdrehung der Tatsachen.



    In Bezug auf die Wiener Inszenierung habe ich gar nichts unterstellt sondern deine Aussage vorbehaltlos akzeptiert. Also unterstelle mir bitte keine Unterstellungen! ;) Es zeigt lediglich, dass sich herausragende Opernaufführungen nicht auf Bestellung realisieren lassen, sie passieren unter günstigen Voraussetzungen einfach - oder auch nicht. Aber die heutige (ähh gestrige!) Aufführung war sehr gut und durchaus festspielwürdig. Außerdem beantwortete sie zwei brennende Fragen positiv. Zum Einen war Nino Machaidze ein sehr guter Ersatz für Anna Netrebko und zum Anderen scheint sich Rolando Villazon entgegen ersten Meldungen doch recht gut erfangen zu haben.



    Dass dir Anna Netrebko besser gefallen hat, will ich gerne glauben. Sie bringt für diese Rolle mit ihrem voller, runder und sinnlicher klingenden Organ fast ideale stimmliche Voraussetzungen mit. Dennoch ist die Leistung der 25-jährigen Sängerin in ihrer ersten großen exponierten Rolle bewundernswert gewesen. Da würde ich gerne die letzte Vorstellung der Serie sehen. Würde mich wundern, wenn man dann auch nur einen Moment an einen singenden Automaten denkt.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Also guten Morgen allerseits.
    Kurz und gut!


    Mir hat es alles sehr gut gefallen.
    Von A - Z!!!
    Bis zum Schluß gesehen und gehört!
    Sänger, Dirigent, Regie..
    Und echt toll Villazon.



    :hello:

    mucaxel

  • Ich schätze zwar durchaus gut gemachtes Regietheater, fand jedoch auch diese konventionelle Inszenierung schlüssig und nicht unbedingt langweilig.


    Nino Machaidze hat mir stimmlich und auch darstellerisch gut gefallen, auch im Hinblick darauf, welcher Druck auf ihr gelastet haben muss.
    Sie ist auf jeden Fall eine Sängerin, deren Weg ich weiter verfolgen werde.


    Rolando Villazón höre und sehe ich ehrlich gesagt lieber im italienischen Repertoire, mit seinem Stil in der französischen Oper kann ich mich nicht recht anfreunden. Was bei Verdi und Puccini gut am Platze ist, kann hier leicht übertrieben wirken; beim Roméo höre ich persönlich auch lieber ein etwas helleres Timbre mit sicherer Höhe.


    Mit Emotione teile ich die Auffassung, dass der Dirigent und das Mozarteum-Orchester für Gounod den richtigen Ton getroffen haben.


    Und Cora Burggraaf hat stimmlich und darstellerisch aus dem Stefano eine Hauptrolle gemacht!!!


    :hello: Petra

  • Ich fand die Regie dem Stück eigentlich ganz angemessen. Es handelt sich schließlich nicht um tiefgründigen Original-Shakespeare, sondern um Gounods Version des Veroneser Liebesdramas, also ein dürres Handlungsgerüst mit vielen Möglichkeiten für Opernstars, durch schön gesungene Arien zu glänzen. Insofern ist ein amerikanischer Musicalregisseur eigentlich handwerklich genau der Richtige für diese Art von Oper. Bis auf die zugegebenermaßen recht eindimensionale und schematische Chorführung ohne Individualisierung der Personen und das uninspirierte Gehopse der Choristen war das Ganze doch relativ flott auf Tempo hin inszeniert und z.B. in den Fechtszenen gut choreographiert. Da habe ich in deutschen Repertoirevorstellungen schon wesentlich schlechter ausgefochtene Duelle gesehen. Die Ausstattung war relativ sparsam und Mr. Sher behalf sich mit Andeutungen (z.B. Kruzifix), um die jeweiligen Handlungsorte zu charakterisieren. Die Bühne der Felsenreitschule war ein bißchen zu groß für diese Aufführung, in einem kleineren Theater wären die anderswo erwähnten Mängel vielleicht weniger aufgefallen.


    Musikalisch fand ich es im großen und ganzen auch recht ansprechend. Das Dirigat des kanadischen Maestro war mir in der Ouvertüre ein bißchen zu knallig, aber das besserte sich dann zum Glück im Laufe des Abends. Frau Machaidze hat technisch gesehen alles, was es zur Bewältigung der Juliette braucht. Mag ihr auch das dunklere und vollere Timbre der Anna N. abgehen, so ist sie in den verzierten Passagen doch wesentlich sicherer und genauer und die Höhe klingt sauber und weder schrill noch erkämpft. Allerdings teilt sie mit ihrer Landsfrau (noch?) die sehr mulmige Aussprache des Französischen, hier sollte nachgecoacht werden. Herr Villazon legte seinen tragischen Helden eher intovertiert und sympathisch an, bewegte sich gesanglich sehr oft im Piano-Bereich und färbte seine Phrasen mit
    trauerumflortem Smorzando. Inwieweit das eine bewusste Wahl oder eher eine von der stimmlichen Verfassung diktierte Interpretation war, lässt sich für mich momentan noch schwer abschätzen. Bei "Ah, lève-toi, soleil" jedenfalls ging er die ersten Phrasen sehr vorsichtig tastend, ja fast sprechend an. Die Spitzentöne bei "Parait, parait..." sang er zwar dankenswerterweise ohne den riskanten Überdruck der "Traviata" von vor 3 Jahren, aber leider auch ohne den "Thrill" und Glanz. Das Zusammenspiel mit Frau Machaidze war gut, hatte aber nicht diese verspielte Magie, die sich mit Anna N. einstellt. Ansonsten konnte man vokal gesehen nicht meckern, besonders gut gefiel mir der Mercutio von Russell Braun, den ich noch als "Pelléas" in Hamburg in sehr guter Erinnerung habe. Struckmann fand ich gesanglich gar nicht mal schlecht, die etwas gespreizt-pompöse Art war ja vielleicht auch Teil des Regiekonzeptes.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Original von Maggie
    ;( ;( ;( zu spät gelesen ;( ;( ;(


    :(


    Maggie


    Liebe Maggie!


    ich habe die 3 Stunden aufgenommen, zwar auf VHS, aber ich kann sie Dir auf DVD brennen lassen.


    Mein TV Techniker macht das, wenn Du willst.


    Liebe Grüße sendet Dir Peter aus Wien.


    Es kostet Dich keinen Cent - nur eine Woche Wartezeit, dann kann ich die DVD erst zur Post bringen, brauche nur Deine Adresse.


    Bitte schreibe mir ein Mail - oder PN, weil ich nicht in alles Seiten, immer, reinschaue! :hello: :hello:

  • Zitat

    Original von GiselherHH:


    besonders gut gefiel mir der Mercutio von Russell Braun


    Brauns Mercutio gefiel mir auch sehr gut; ich hatte oben leider vergessen, ihn mit anzuführen :O.


    :hello: Petra

  • Pace, lieber Theo, pace! :angel:
    Ich habe ja auch nicht behauptet, dass diese Aufführung schlecht war, nur war's für mich eine der verschenkten Möglichkeiten, was den Schauplatz Felsenreitschule betrifft. Ich habe dort schon so schöne Produktionen erlebt, welche die Magie dieser unvergleichlichen Bühne miteinbezogen haben, dass mich diese 0815-Inszenierung - denn besondere Genieblitze wirst du ihr wohl nicht zubilligen - einfach ärgert. Das stört mich in erster Linie, nicht der konservative Stil, den ich ja nicht a priori ablehne, wenn es denn gut gemacht ist.
    Ich bin Giselher dankbar, dass er offensichtlich einige meiner Einwände teilt, so z.B. die nicht vorhandene Chorführung. Vielleicht ist das ja ein Tick von mir, aber das "Genie" eines Regisseurs zeigt sich für mich in erster Linie darin, wie er mit dem Chor arbeitet. Ein paar Protagonisten halbwegs glaubhaft auf die Bühne zu stellen, ist wirklich keine so große Kunst, zumal die moderne Sängergeneration ja von vornherein viel mehr an schauspielerischem Einsatz mitbringt als die früheren. Und glaub mir, was da gestern passiert ist, fällt einem Rolando Villazón auch ohne Regisseur ein, vielleicht wäre er da sogar noch viel überzeugender gewesen, zumindest in der Hochzeitsnacht.....
    Offensichtlich hatte Giselher bei der Ouverture ähnliche Gefühle wie ich, denn ich dachte auch "Oh, Gott, das soll Gounod sein?" Er wurde es dann aber zum Glück im Laufe des Abends.
    Zur stimmlichen Verfassung meines Lieblings: Er begann für meine Ohren ziemlich nervös mit einigen unsauberen Passagen,einige Töne in der Mittellage klangen auch seltsam fahl, sang sich aber rasch frei und steigerte sich dann sukzessive, allerdings war ich am Schluss froh, dass es nicht mehr länger dauerte, denn da schien er mir doch müde zu sein. Auf jeden Fall war das seit seiner Pause für mich die beste Leistung, wo er zumindest phasenweise ganz der Alte war. Und einen gecancelten Spitzenton (Gregor ;) ) verzeihe ich jedem Sänger, wenn alles andere stimmt.
    Zu Nino Machaizde: Ich habe nicht gesagt, dass sie bereits ein seelenloser Singautomat ist, ich hatte nur das vage Bauchgefühl, dass sie sich womöglich in diese Richtung entwickeln könnte, was sehr schade wäre. Fragt mich jetzt bitte nicht nach einer rationalen Begründung, es ist wie gesagt nur ein irrationales Gefühl und ihr dürft mir gerne sagen, dass ich spinne :D
    Mit Petra teile ich die Begeisterung für den Stefano von Cora Burggraaf - da horchte ich wirklich auf und so eine Besetzung würde ich mir für Wien wünschen. Warum sie allerdings auf der Brüstung im Zuschauerraum balancieren muss, bleibt ein Geheimnis der Regie..... Aber klar, wenn man eine so kleine Bühne wie die Feslenreitschule zur Verfügung hat, muss man natürlich den Zuschauerraum einbeziehen :stumm: :stumm: (Bin schon ruhig :angel: )
    lg Severina :hello:


    PS: Lieber Theo, ich kann dir eine ganze Reihe moderner Inszenierungen aufzählen, die exakt mit dem Libretto arbeiten! (Ich kann z.B. bei der Salzburger Traviata nichts entdecken, was gegen den Text inszeniert wäre)

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