Mein Gott seid ihr gestrenge!
Wie schön, dass ihr so präzise wisst, wie Philipp anzulegen ist, und wie Furlanetto daneben liegt - um nicht zu sagen völlig fehlbesetzt ist!
Schlichte Gemüter wie ich werfen zuerst einen Blick ins Geschichtsbuch, bevor ich zu schimpfen beginne. Philipp II. war zum Zeitpunkt des Todes von Don Carlos 41 Jahre alt. Am Ende der Oper ist Don Carlos aber noch recht lebendig und Furlanetto war damals 37. Philipp war als der "düstere König" bekannt. Er trug immer Schwarz und war ein Mensch von "undurchdringlicher Ruhe und Gelassenheit". Er war ganz sicher kein bedrohlicher Wüterich!
Auch wenn es klar ist, dass weder Schiller noch Verdi auf besondere historische Treue aus waren, spricht nichts dagegen, sich an äußere Rahmenbedingungen zu orientieren. Und das gelingt dieser Inszenierung für mich ganz vorzüglich. Auch musikalisch weist nichts darauf hin, dass Philipp ein bedrohlicher Charakter ist, sein großer Monolog weist geradezu auf das Gegenteil hin. Gefährlich ist er durch die Macht, die er ausübt, nicht als Charakter per se!
Man ist natürlich durch entsprechende Beispiele ein wenig konditioniert und erwartet sich von der Szene Philipp-Großinquisitor geradezu ein vokales Duell zweier Baßorgeln. Aber Auseinandersetzungen müssen nicht nur über die Lautstärke geführt werden. Furlanetti ist längst nicht so schlecht wie behauptet, kann aber gewisse Erwartungshaltungen nicht erfüllen. Das ist jedoch auch ein Problem der Erwartenden, aber von einer Fehlbesetzung kann ich auf keinen Fall reden. Und ich opfere gerne die eine oder andere Dimension in der Zeichnung eines Charakters, wenn die restlichen in Ordnung sind.