Gestern Abend gab es noch diesen epischen Historienfilm:
"Camões" (1946) vom legendären Regisseur José Leitão de Barros, ein Meisterwerk der portugiesischen Filmkunst über das Leben des Nationalpoeten Luís Vaz de Camões (1524-1580).
Das überbordende Pathos in der Schlussszene, wenn der Dichter die letzten Verse seiner "Lusiaden" vor König Dom Sebastião und dessen Hofstaat rezitiert, ist schon ergreifend. Zweifelsohne waren diese Verse an den jungen Monarchen direkt gerichtet und spornten ihn zu seinem letztlich unglücklich verlaufenen Kreuzzug gegen Marokko zusätzlich an.
(in deutscher Übersetzung von Friedrich Adolph Kuhn und Theodor Hell, Wien 1816)
Nicht weiter! Muse! denn die goldne Leyer
Ist nicht mehr rein und rauh die Stimme worden,
Nicht vom Gesang! Nein! weil des Liedes Feyer
Nur Tauben tönt und wilden rohen Horden!
Denn jene Gunst, durch die der Geist sich freier
Zum Himmel schwingt in herrlichen Accorden,
Versagt mein Vaterland, das wildem Streben
Und dumpfer Trauer nur sich preisgegeben.
Laß nicht o Herr! die stolzen Allemanen,
Engländer, Gallier und Wälsche sagen:
Gehorchen zieme nur den Lusitanen,
Doch wenig, mit Befehlen es zu wagen!
Es leite Dich auf Deiner Herrschaft Bahnen
Der Männer Rath, die, was sich zugetragen,
Durch vieler Jahre Wechsel tief ergründet,
Da mehr, als Hundert, oft Ein Weiser findet.
Um Dir zu dienen schwang mein Arm den Degen,
Der Muse weiht' ich mich, um Dich zu singen,
Jetzt fehlt mir noch nur Deines Beifalls Segen,
Der dem Verdienste Glanz und Werth muß bringen.
Kommt dieser mir und Deine Huld entgegen,
Wird Dir die That, die Herrliche! gelingen,
Wie mir mein Geist, weissagend, es vertrauet,
Der Deinen, Gott geweihten, Vorsatz schauet.
Daß mehr als vor dem Anblick der Meduse
Des Atlas Scheitel Deinem Blick erbeben,
Daß, stürzend in die Flur von Ampeluse,
Marocco, sich Trudante Dir ergeben;
Dann soll die frohe hochgepries'ne Muse
In aller Welt Dich König so erheben,
Daß Du, der Alexander unsrer Zeiten,
Nie um Homer Achilles sollst beneiden.