• Kleiner Nachtrag zur Veranstaltung (auf Anregungen eines anderen Taminos, den ich dort netterweise traf).

    Der Saal war zum Bersten voll (ca. 150 Leute), was mich sehr gewundert und gefreut hat.


    Die Stimmung war gut, feine Anekdoten wurden erzählt, die Stimme Terkals erklang in raren Aufnahmen. Auch ich selbst wurde (zu meiner großen Überraschung) auf das Podium gebeten und zum bald erscheinenden Buch über die "Österreichischen Tenöre" befragt.


    Schön, dass solche Veranstaltungen immer noch stattfinden können. Sie müssen halt mit Herzblut geplant und moderiert werden, dann gefallen sie auch den Menschen von heute. Es waren nämlich nicht ausschließlich Senioren im Publikum.


    Abschließend noch ein Hör-Tipp: Dienstag, 8.10. um 10.05 Uhr: "Anklang - Karl Terkal, vom Tischler zum Tenor". Der Gestalter der Sendung, Robert Fontane, war ebenfalls bei der Veranstaltung anwesend.

  • Lieber Gregor,


    ich habe soeben die "Anklang"-Sendung im ORF1 zum 100. Geburtstag von Karl Terkal gehört. Danke für den Hinweis!


    Bewegend fand ich das einige Wochen vor seinem Tod (1996) privat aufgenommene Wienerlied "Drunt' in der Lobau, wenn ich das Platzerl nur wüsst'" von Heinrich Strecker. Eindrucksvoll, wieviel Stimme der Tenor mit 76 Jahren noch hatte.


    Und es war schön zu erfahren, dass sich offensichtlich ein Mitschnitt der "Lustigen Weiber von Windsor" von den Bregenzer Festspielen 1956 (mit Wilma Lipp, Hilde Rössel-Majdan, Hanny Steffek, Otto Edelmann, Carl Dönch, Hans Günter Nöcker und auch Karl Terkal) quasi als Pendant zur NDR-Produktion erhalten hat. (Der Dirigent in Bregenz, Fritz Zaun, war übrigens lange Jahre Kapellmeister an der Deutschen Oper am Rhein.)


    Viele Grüße!


    Carlo

  • Ja, die Gedenksendung kann man durchaus als gelungen bezeichnen.


    Es gibt einige Mitschnitte mit Karl Terkal, die nie offiziell veröffentlicht wurden. Der leider verstorbene Ö1-Moderator Gottfried Cervenka, der, nebenbei gesagt, selber ein spezielles Plattengeschäft führte und unendlich viele Aufnahmen besaß, hat immer wieder etwas ausgegraben und auch im Radio gespielt.


    Robert Fontane möchte nun, so hat er es bei der Terkal-Veranstaltung in Favoriten selbst gesagt, nun in seine Fußstapfen treten. Das wäre wünschenswert.


    Von den vielen angesprochenen Anekdoten, die von Terkal überliefert sind, hätte er aber zumindest ein oder zwei erzählen können. Das hätte Cervenka bestimmt gemacht ...

  • Und es war schön zu erfahren, dass sich offensichtlich ein Mitschnitt der "Lustigen Weiber von Windsor" von den Bregenzer Festspielen 1956 (mit Wilma Lipp, Hilde Rössel-Majdan, Hanny Steffek, Otto Edelmann, Carl Dönch, Hans Günter Nöcker und auch Karl Terkal) quasi als Pendant zur NDR-Produktion erhalten hat. (Der Dirigent in Bregenz, Fritz Zaun, war übrigens lange Jahre Kapellmeister an der Deutschen Oper am Rhein.)

    Ja, lieber Carlo, diesen Mitschnitt gibt es. Mein Archiv verzeichnet folgende Besetzung:


    Otto Nicolai

    Die lustigen Weiber von Windsor

    Bregenzer Festspielchor

    Wiener Symphoniker

    Dirigent Fritz Zaun

    Bregenz 1956

    Sir John Falstaff

    Otto Edelmann

    Frau Fluth

    Wilma Lipp

    Frau Reich

    Hilde Rössl-Majdan

    Herr Fluth

    Karl Dönch

    Herr Reich

    Hans Günther Nöcker

    Jungfer Anna Reich

    Hanny Steffek

    Fenton

    Karl Terkal

    Junger Spärlich

    August Jaresch

    Dr. Cajus

    Robert Titze


    Ergänzend noch die NDR-Besetzung:


    Sinfonieorchester des Norddeutschen Rundfunks

    Dirigent Wilhelm Schüchter

    Oktober 1956

    Sir John Falstaff

    Arnold van Mill

    Frau Fluth

    Wilma Lipp

    Frau Reich

    Hilde Rössl-Majdan

    Herr Fluth

    Walter Berry

    Herr Reich

    Siegmund Roth

    Jungfer Anna Reich

    Rosl Schwaiger

    Fenton

    Karl Terkal

    Junker Spärlich

    Kurt Marschner

    Dr. Cajus

    Adolf Meyer-Bremen




    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Karl Terkals strahlende und höhensichere Stimme habe ich zunächst schätzen gelernt am Radio, als der WDR um 1960 Melodienfolgen aus Operetten sendete - begleitet vom Orchester Hermann Hagestedt oder dem Kölner Rundfunkorchester unter Marszalek. Partnerinnen waren u.a. Herta Talmar, Valerie Bak.


    Leider habe ich Terkal nur einmal in einer kleineren Partie live erlebt: am 30. Mai 1966 als Walter im TANNHÄUSER in der Wiener Staatsoper. Meine Notizen auf dem Besetzungszettel, den ich kürzlich beim Aufräumen wieder fand: Terkal: !!!; Hans Beirer in der Titelpartie: heldische Stimme, starkes Vibrato, nicht immer intonationsrein; Waechter: !!!, Frick ... , Rysanek ... , Sawallisch ... . (Sorry: OT).


    Gerade höre ich mir seit langem wieder einmal das "Cujus animam" aus Rossinis STABAT MATER an mit mühelosem hohen Des. Terkal bewältigt die heikle Tessitura souverän und mit rhythmischer Verve. Fulminant! (aus einer Produktion des Wiener Rundfunks unter Miltiades Caridis, 1966).


    Die Terkal-Gedenksendung vom 8.10.10 auf Ö1 habe ich aufgezeichnet und werde sie demnächst anhören.


    greghauser2002: Falls noch Bedarf am Heft 'Stimmen, die um die Welt gingen' mit Rudolf Christ besteht, könnte ich mein Exemplar unter Bedingungen leihweise zur Verfügung stellen.


    :hello:Klaus

  • greghauser2002: Falls noch Bedarf am Heft 'Stimmen, die um die Welt gingen' mit Rudolf Christ besteht, könnte ich mein Exemplar unter Bedingungen leihweise zur Verfügung stellen.


    :hello:Klaus

    Vielen Dank. Das ist wirklich nett. Aber ein anderes Mitglied hat mir schon vor einiger Zeit eine Kopie geschickt. Wunderbar, wie sich die Opernfans hier gegenseitig helfen.


    Auch wenn du Terkal nur einmal live erlebt hast, lieber Klaus, beneide ich dich darum. Immerhin. Und an dem Abend waren offenbar noch mehrere andere Legenden in der Besetzungsliste. Ich finde solche Berichte von Zeitzeugen äußerst spannend, da ich selbst zu jung bin, um vor den 90er-Jahren in die Oper gegangen zu sein.


    Die angesprochene Aufnahme von Rossinis "Stabat Mater" habe ich ebenfalls. Sie ist in der Tat beeindruckend.

  • Lieber greghauser2002,


    vielen Dank für deine Antwort.

    Aus Erfahrung mit einem ähnlichen Projekt wie dem deinen weiß ich, wie wertvoll es ist, Informationen nicht nur aus dem persönlichen Umfeld der Künstler zu erhalten, sondern auch Querverbindungen zu allen möglichen anderen Quellen zu nutzen. Das ist oft recht mühsam und erfordert Geduld, bereitet aber auch viel Freude.

    Ich wünsche dir weiterhin erfolgreiches Recherchieren bei der Arbeit an deiner geplanten Publikation!


    Herzliche Grüße

    Klaus

  • Das macht mich doch recht neugierig. Meldest du dich bei mir? Du bräuchtest an meinen nickname, mit dem du mich hier anredest, nur ein @yahoo.de hinzufügen. Würde mich freuen, von dir zu hören. LG Greg

  • Auch ich bei meinem Streifzug durch die Schallplattensammlung auf Karl Terkal und seine betörend gefärbte, leuchtende Stimme gestoßen: hier singt er in Leo Falls "Dollarprinzessin":


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  • Karl Terkal begegnete ich in einer Sendung des Bayrischen Rundfunks, mitte der Achtzigerjahre. Ausgestrahlt wurde eine 1951 entstandene, deutschsprachige Eigenproduktion des Senders unter der Stabführung von Clemens Krauss. Mimi in dieser Produktion war die hinreißende Trude Eipperle.


    Am Tag nach der Radiosendung fuhr ich aus dem oberfränkischen Hof nach Baden bei Wien. Um mich von den Strapazen der langen Reise zu erholen, bummelte ich durch das hübsche Rosarium. Musikklänge lockten mich zu einem Podium, auf dem ein kleines Kurorchester einen grauhaarigen Tenor begleitete. Leider hörte ich nur noch wenige Takte, das Konzert ging seinem Ende zu. Ich frug einen Nachbarn, wer denn da sänge? "Das ist der Kammersänger Terkal aus Wien" raunte es zurück. Was für eine Überraschung! Nach dem Konzert begrüßte ich den Künstler: "Ich möchte mich noch für ihren herrlichen Rudolfo bedanken". Er darauf verwundert "Rudolfo? Ich?". Der drollige Dialog ging weiter mit "Ja, unter Clemens Krauss". Karl Terkal: "Na, mit dem Kompliment kommen's aber reichlich spät"...*g*.


    Damit nicht genug. Die Gattin wurde gebeten, aus dem Auto eine Autogrammkarte zu holen. Sie kam mit einem Tamino-Foto zurück. Karl Terkal beim unterschreiben lakonisch "Na, das Bild paßt, es hat auch schon einige Jährchen auf dem Buckel ".


    Übrigens, die "La Boheme" mit Karl Terkal, Trude Eipperle, Wilma Lipp, Alfred Poell und Hans Hermann Nissen ist bei JPC lieferbar.

  • Damit nicht genug. Die Gattin wurde gebeten, aus dem Auto eine Autogrammkarte zu holen. Sie kam mit einem Tamino-Foto zurück. Karl Terkal beim unterschreiben lakonisch "Na, das Bild paßt, es hat auch schon einige Jährchen auf dem Buckel ".

    Eine sehr nette Anekdote zu deinem Einstand, lieber udohasso. So stellt man sich Karl Terkal vor. Die erwähnte "Bohéme" ist in der Tat wunderbar. Ich habe Terkals Rudolfo auch hier in dem beliebten Spiel "Meine drei Lieblings-Rolleninterpreten" aufgenommen. Vielleicht interessiert es dich: Die von dir angesprochene Gattin Karl Terkals, mittlerweile leider schon seit beinahe 25 Jahren seine Witwe, lebt noch rüstig in der Terkal'schen Wohnung in Wien/Favoriten und erzählt auch gern solche Anekdoten.

  • Zitat von udohasso

    Übrigens, die "La Boheme" mit Karl Terkal, Trude Eipperle, Wilma Lipp, Alfred Poell und Hans Hermann Nissen ist bei JPC lieferbar.


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)


  • Karl Terkal singt auch in dieser Studioproduktion den Ersten Gefangenen, den ich für eine wichtige Rolle halte. Sie entstand zeitgleich mit der Wiederaufnahme des "Fidelio" am 24. Januar 1978 in der Wiener Staatsoper, die auch ins Fernsehn und inzwischen auf DVD gelangte. Weiter oben wurde sie bereits mehrfach genannt. Die Besetzung ist bis auf den Don Ferrando identisch. Auf der Bühne wirkt Hans Helm, im Studio Dietrich Fischer-Dieskau.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Liebe Forianer,


    meine 'Nische' hier bei „Tamino“ habe ich im Posten von Sänger-Discographien gefunden und ich liste als neues 'Projekt' einmal wöchentlich die mir bekannten Tondokumente des Tenors Karl Terkal auf.


    Ich glaube, den sehr beliebten Wiener Sänger braucht man eigentlich nicht mehr vorzustellen. Seine helle, schlackenlose und scheinbar mühelos die hohen Töne erreichbare Stimme ist den älteren Melomanen von vielen Rundfunksendungen und zahlreichen Schallplatten erinnerlich. Ich mache es mir einfach und gebe zu seinem interessanten Werdegang den Karl Terkal betreffenden Artikel aus der „Hör zu!“-Serie 'Wie sie wurden, was sie sind' aus dem Jahre 1953 wieder:



    „Karl Terkals Vater, von Beruf Kellner, starb früh. Der 1919 in Wien geborene Sohn erlernte das Tischlerhandwerk. Aber als der frischgebackene Geselle 1936 ans Geldverdienen denken konnte, gab es keine Arbeit für ihn wie für viele Handwerker seinesgleichen. Da Karl Terkal im Besitz einer hübschen Naturstimme war, erwarb er sich geringe Einnahmen zusammen mit Kameraden durch Singen und Musizieren auf den Straßen und Hinterhöfen seiner großen Heimatstadt. 1937 wurde er beim Wettbewerb der Wiener Straßensänger sogar 'Straßenprinz'. Der Straßenprinz tischlerte so gut es ging weiter, die letzten Sehnsüchte nach Singen und Gesangsstudium trieb ihm der Krieg aus dem Sinn.


    Sechs Jahre Waffenhandwerk, dann wiederum zurück an die Hobelbank. Nun aber war doch dann und wann ein wenig Unterricht möglich. Fleiß und natürliche Begabung brachten Terkal 1947 den Preis bei einem Musikwettbewerb der Wiener Singakademie ein. Der Preis bestand in kostenlosem Unterricht und – der Stelle des Haustischlers. Als es dem jungen Handwerker und Familienvater eines Tages gelang, dem allmächtigen Clemens Krauss vorzusingen, ermunterte ihn dieser kräftig, dem soliden Handwerk Lebewohl zu sagen. Krauss prophezeite richtig. Die Eleventätigkeit an der Wiener Staatsoper freilich brach Terkal bald ab, denn er bekam nichts zu singen. So ging er in die Provinz. Sein erstes Engagemen war das Stadttheater Graz. Hier konnte er sich gründlich Praxis erwerben.


    Das zweite Engagement schon brachte 1952 den lyrischen Tenor Karl Terkal nach einem sensationellen Gastspiel als Rudolf an die Wiener Staatsoper. Seine Stimme gewann an Fülle, Biegsamkeit und leuchtender Schönheit. Bald meldeten sich auch Rundfunk und Schallplatte, ein besonderes Feld ist inzwischen auch die gute Operette geworden.


    Karli, wie ihn seine Frau nennt, hat nichts von seiner gesunden Ursprünglichkeit und Natürlichkeit verloren. In seiner Freizeit widmet er sich gern dem Fußballsport, sieht sich mit Vorliebe Wildwestfilme an und übernimmt die musikalische Erziehung seines begabten Sohnes Helmut.“



    Wesentlich mehr (24 Seiten mit Fotos) hat unser 'Tamino' Gregor Hauser in seinem hier im Forum schon mehrfach gelobten, sehr lesenswerten Buch „Magische Töne - Österreichische Tenöre der Nachkriegszeit“ über Karl Terkal (bürgerlich: Trkal) geschrieben und er bringt uns diesen Sänger dank vieler Details auch menschlich näher. Die folgende Discographie – beginnend mit Karl Terkals Opern-Aufnahmen - erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit; Ergänzungen, Berichtigungen und Hinweise sind willkommen!



    „Fidelio“ (Beethoven): (Erster Gefangener) mit Martha Mödl (Leonore), Irmgard Seefried (Marzelline), Anton Dermota (Florestan), Paul Schöffler (Don Pizarro), Ludwig Weber (Rocco), Waldemar Kmentt (Jaquino), Karl Kamann (Don Fernando) und Alfred Jerger (Zweiter Gefangener) / Der Chor und das Orchester der Wiener Staatsoper / Chorltg.: Richard Rossmayer / Dirigent: Karl Böhm (Wien, Staatsoper, 5. 11. 1955). Dies war die erste Aufführung in der aus den Ruinen wieder erstandenen Wiener Staatsoper mit einer Fernsehübertragung nur in Österreich – technisch unterstützt vom Bayerischen Fernsehen – sowie mit Rundfunksendungen in mehreren europäischen Ländern, wovon es mehrere LP- und CD-Ausgaben gibt. Gleichzeitig wurde die Generalprobe des „Fidelio“ für die Vorführung in amerikanischen Kinos gefilmt (aus den USA stammten die meisten Spendengelder für den Wiederaufbau), allerdings sind die Filmbänder heute unauffindbar; Ausschnitte sind aber in dem Dokumentarfilm „Looking for Freedom“ enthalten, der schon einige Male im Kultursender '3sat' gezeigt wurde.


    dto.: (Erster Gefangener) mit Gwyneth Jones (Leonore), Lucia Popp (Marzelline), James King (Florestan), Theo Adam (Don Pizarro), Franz Crass (Rocco), Adolf Dallapozza (Jaquino), Karl Ridderbusch (Don Fernando) und Herbert Lackner (Zweiter Gefangener) / Der Chor und das Orchester der Wiener Staatsoper / Chorltg.: Norbert Balatsch / Dirigent: Leonard Bernstein (Wien, Theater an der Wien, 24. 5. 1970). Bisher offiziell nicht veröffentlicht. Ein Mitschnitt von der Übernahme dieser Produktion in das Repertoire der Wiener Staatsoper am 9. 6. 1970 ist auf 'Opera Depot' erschienen mit der Umbesetzung des 'Don Fernando': Gerd Nienstedt statt Karl Ridderbusch.


    dto.: (Erster Gefangener) mit Gundula Janowitz (Leonore), Lucia Popp (Marzelline), René Kollo (Florestan), Hans Sotin (Don Pizarro), Manfred Jungwirth (Rocco), Adolf Dallapozza (Jaquino), Hans Helm (Don Fernando) und Alfred Sramek (Zweiter Gefangener) / Der Chor und das Orchester der Wiener Staatsoper / Chorltg.: Norbert Balatsch / Dirigent: Leonard Bernstein / Bühnenbild: Günther Schneider-Siemssen / Kostüme: Leo Bei / Inszenierung und TV-Regie: Otto Schenk (Wien, Staatsoper, 29. 1. 1978). Der ORF sendete live die dritte Vorstellung (Premiere am 24. 1.) als erst dritte Fernsehübertragung aus der Wiener Staatsoper überhaupt (nach dem „Fidelio“ von 1955 und der „Cenerentola“ von 1960); die ARD brachte die Oper als Aufzeichnung am 24. 3. 1978. Erst 2006 erschien dieser „Fidelio“ bei der 'DGG' auf DVD.

    Vom 26. 1. bis 30. 1. 1978 wurde das Werk auch in der obengenannten Besetzung im Wiener Musikverein für die Schallplatte ('DGG') aufgenommen, aber mit Dietrich Fischer-Dieskau als 'Don Fernando'; die 'Wiener Philharmoniker' spielten unter der Leitung von Leonard Bernstein. (Das Orchester der Wiener Staatsoper besteht überwiegend aus Mitgliedern der Wiener Philharmoniker, aber auch Mitglieder der Wiener Symphoniker und dem ORF-Symphonieorchester sind darin vertreten und der jeweilige Anteil wird nach 'Proporz' – ein Lieblingswort der Österreicher – festgesetzt. Für Aufnahmen und Tourneen bzw. auswärtige Gastspiele, z. B. zu den Salzburger Festspielen, nennt sich das Orchester werbewirksam 'Die Wiener Philharmoniker'.)


    dto.: (Erster Gefangener) mit Gwyneth Jones (Leonore), Lucia Popp (Marzelline), Jess Thomas (Florestan), Theo Adam (Don Pizarro), Kurt Rydl (Rocco), Horst Laubenthal (Jaquino), Hans Helm (Don Fernando) und Alfred Sramek (Zweiter Gefangener) / Der Chor und das Orchester der Wiener Staatsoper / Chorltg.: Norbert Balatsch / Dirigent: Leonard Bernstein (Washington, Kennedy Center, 27. 10. 1979). Ein Mitschnitt vom Gastspiel der Wiener Staatsoper in der amerikanischen Hauptstadt, der in den USA von 'Mr. Tape' auf Tonband angeboten wurde.



    „Pique Dame“ (Chaikovskii): (Hermann) mit Libuse Domaninská (Lisa), Rosette Anday (Die alte Gräfin), Sonja Draksler (Pauline), Maria Nußbaumer (Gouvernante), Laurence Dutoit (Mascha), Edmond Hurshell (Graf Tomsky), Hans Braun (Graf Jeletzky), Erich Majkut (Czekalinksky), Leo Heppe (Surin), Helmut Pilss (Tschaplitzky), Walter Vaget (Narumoff) und Emil Mochar (Festordner) / Der Chor des Österreichischen Rundfunks / Chorltg.: Gottfried Preinfalk / Das Große Wiener Rundfunkorchester / Dirigent: Kurt Richter (Wien, Österreichischer Rundfunk, 1958). Erstsendung am 25. 12. 1958 mit einer Wiederholung am 5. 3. 1960, bisher unveröffentlicht.



    „Dantons Tod“ (von Einem): (Erster Henker) mit Sonja Schöner (Lucile), Helly Spittler (Julie), Elisabeth Höngen (Simons Frau), Edith Vonkilch (Eine Dame), Eberhard Waechter (Danton), Donald Grobe (Desmoulins), Paul Späni (de Séchelles), Gerhard Stolze (Robespierre), Hans Christian (St. Just), Hans Braun (Herrmann), Karl Schmitt-Walter (Simon), Kurt Equiluz (Ein junger Mensch) und Josef Knapp (Zweiter Henker) / Der Chor der Wiener Staatsoper / Chorltg.: Wilhelm Pitz / Die Wiener Symphoniker / Dirigent: Ferdinand Leitner / Bühnenbild: Walter Dörfler / Kostüme: Hill Reihs-Gromes / Inszenierung und TV-Regie: Otto Schenk (Wien, Theater an der Wien, 15. 6. 1963). Eine Live-Fernsehübertragung des ORF von den Wiener Festwochen 1963; eine DVD ist bei 'House of Opera' erhältlich. (In der TV-Sendung führte der Produktionsleiter Wilfried Scheib ein Pausengespräch mit dem Komponisten der Oper, Gottfried von Einem, und mit dem damaligen Leiter der Wiener Festwochen und späteren Intendanten der Wiener Staatsoper, Egon Hilbert.)


    dto.: (Erster Henker) mit Lisa Della Casa (Lucile), Gertrude Jahn (Julie), Elisabeth Höngen (Simons Frau), Laurence Dutoit (Eine Dame), Eberhard Waechter (Danton), William Blankenship (Desmoulins), Kurt Equiluz (de Séchelles), Helmut Melchert (Robespierre), Tugomir Franc (St. Just), Gerd Nienstedt (Herrmann), Peter Klein (Simon), Heinz Zednik (Ein junger Mensch) und Ljubomir Pantscheff (Zweiter Henker) / Der Chor und das Orchester der Wiener Staatsoper / Chorltg.: Norbert Balatsch / Dirigent: Josef Krips (Wien, Staatsoper, 9. 11. 1967). Bisher wurde nur die Wahnsinnsszene der Lucile in einem CD-Recital von Lisa Della Casa bei 'Orfeo' veröffentlicht.


    dto.: (Erster Henker) mit Krisztina Laki (Lucile), Ingrid Mayr (Julie), Marjana Lipovsek (Simons Frau), Gabriele Sima (Eine Dame), Theo Adam (Danton), Werner Hollweg (Desmoulins), Wilfried Gahmlich (de Séchelles), Horst Hiestermann (Robespierre), Helmut Berger-Tuna (St. Just), Kurt Rydl (Herrmann), Franz Wyzner (Simon), Christopher Doig (Ein junger Mensch) und Alfred Muff (Zweiter Henker) / Der ORF-Chor und das ORF-Symphonieorchester Wien / Chorltg.: Gottfried Preinfalk / Dirigent. Lothar Zagrosek (Salzburg, Felsenreitschule, 13. 8. 1983). Ein Live-Mitschnitt des ORF, erschienen 1985 bei 'Orfeo' auf 2 LPs und 1989 auf 2 CDs.



    „Der Besuch der alten Dame“ (von Einem): (Claires Diener Koby) mit Christa Ludwig (Claire Zachanassian), Emmy Loose (Ills Frau), Ana Higueras-Aragon (Ills Tochter), Laurence Dutoit und Margareta Sjöstedt (Zwei Frauen), Heinz Zednik (Claires Butler), Fritz Sperlbauer (Claires Diener Loby), Eberhard Waechter (Alfred Ill), Ewald Aichberger (Ills Sohn), Hans Beirer (Der Bürgermeister), Manfred Jungwirth (Der Pfarrer), Hans Hotter (Der Lehrer), Siegfried Rudolf Frese (Der Arzt), Alois Pernerstorfer (Der Polizist), Kurt Equiluz (Hofbauer), Harald Pröglhöf (Hellmesberger), Hans Christian (Der Bahnhofsvorstand), Hans Braun (Der Zugführer und Der Kameramann), Julius Suchey (Eine Stimme) u. v. a. / Der Chor und das Orchester der Wiener Staatsoper / Chorltg. Norbert Balatsch / Dirigent: Horst Stein (Wien, Staatsoper, 23. 5. 1971). Der ORF-Mitschnitt der Uraufführung wurde auf 3 CDs veröffentlicht bei 'Amadeo' (1990) und auf 2 CDs bei 'Orfeo' (2018).


    Carlo

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  • Lieber Carlo!

    Ich glaube, den sehr beliebten Wiener Sänger braucht man eigentlich nicht mehr vorzustellen.

    Als Berliner kennt man eigentlich Karl Terkal nur vom Hörensagen. Ich habe sehr früh seine Aufnahme von Meyerbeers Hugenotten kennen gelernt. Das war vielleicht die falsche Partie! Danach hatte ich keine Motivation weitere Aufnahmen von ihm zu hören. Deshalb wäre es vielleicht sinnvoll, wenn Du in Deiner Diskografie auch auf die Deiner Meinung nach besonders gelungen und damit hörenswerten Aufnahmen hinweisen könntest!


    ... meine 'Nische' hier bei „Tamino“ habe ich im Posten von Sänger-Discographien gefunden ...

    Das ist eine ganz verdienstvolle Arbeit.
    Ich studiere die Beiträge immer sehr eingehend. Auch wenn sie mitunter Sängerinnen oder Sängern aus der 'Nische' gewidmet sind.


    Wenn Du mal wieder überlegst, wessen Diskografie Du uns vorstellen willst, hätte ich einen Wunschkandidaten: Sandor Konya. Er hat bei so unsagbar vielen Labels und in etlichen Rundfunkstationen Aufnahmen gemacht,, dass man schwer einen Überblick über seine reiche Hinterlassenschaft bekommt. Und die Mitschnitte, die in den USA und in Italien auf den Markt gekommen sind, finde ich meist nur auf Grund von Empfehlungen amerikanischer Melomanen.

    Wie Du vielleicht schon gemerkt hast, bin ich ein großer Fan von Sandor Konya, aber immer wieder kommen mir Aufnahmen unter, von denen ich noch nichts wusste. Es wäre toll, wenn Du Dir mit Deinen Recherchefähigkeiten mal Konya vornehmen könntest!


    Liebe Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Caruso41,


    die „Hugenotten“-Aufnahme des ORF von 1955 war eine Pioniertat, die leider bis auf fünf Aufführungen an der Hamburgischen Staatsoper 1958 (mit Gisela Vivarelli, Edith Lang, Erna-Maria Duske, Kurt Ruesche, Vladimir Ruzdjak und Ernst Wiemann) ohne Folgen blieb; auch der „Prophet“ an der Deutschen Oper Berlin 1966 (mit Annabelle Bernard, Sandra Warfield und James McCracken) läutete keine Meyerbeer-Renaissance in Deutschland ein. Für mich sind diese Wiener „Hugenotten“ (trotz erheblicher Kürzungen) eine wichtige und gute Produktion und auch Karl Terkal als Raoul macht – wie ich finde - seine Sache sehr gut und ist zumindest stilistisch 'richtiger' als Giacomo Lauri-Volpi oder Franco Corelli. Wer hätte das Deiner Meinung nach damals singen sollen? Heute, wo es so viele höhenstarke Tenöre gibt wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr und man in der Lage ist, Vergleiche zu ziehen, kann man leicht die Leistung von Terkal abwerten.


    Ich habe schon einige Male versucht, klar zu machen, dass ich möglichst keine Sänger-Bewertungen abgebe - es soll sich unbeeinflusst jeder sein eigenes Urteil bilden - und ich mich grundsätzlich nicht an Diskussionen nach dem Motto „Wer ist die beste Carmen?“ beteilige. Die Beurteilung von Sängern und ihren Stimmen ist eine höchst subjektive Angelegenheit – jedes Ohr hört anders, das ist eine Binsenweisheit - und bei den hier so beliebten zeittypischen 'Rankings' wird jeder Teilnehmer natürlich seinen Favoriten lancieren, was ja auch das Spiel mit den 'Lieblingsrollen' bewies, wo es sogar ausdrücklich so gewollt war. Aber was bringt mir das, wenn jemand eine Sopranistin aus Hildesheim oder einen Tenor aus Chemnitz nennt, von der/dem es keine Ton- und Bildaufnahmen gibt? Wie soll ich diese Nominierung nachvollziehen und bewerten können?


    Dass ich hier einige Sänger aus der „Nische“ anhand ihrer Discographien portraitiere, mache ich in der Annahme, dass einige 'Taminos' früher selten die Medien Rundfunk und Fernsehen genutzt haben, sondern umfänglich durch Besuche im Opernhaus oder Konzertsaal und durch das Sammeln von Schallplatten ihrer Leidenschaft fröhnten. Doch vielen Opernfans war aus verschiedenen Gründen ein Opernbesuch nicht möglich und Schallplatten waren sehr teuer. Das führende Medium der 50er und frühen 60er Jahre war das Radio (später abgelöst durch das 'Pantoffelkino') und da die Rundfunkanstalten einerseits einen 'Bildungsauftrag' zu erfüllen hatten, aber andererseits mit den Rundfunkgebühren haushalten mussten, wurden für die Aufnahmen Künstler herangezogen, die weniger bekannt waren und 'preiswerter', aber nicht sehr viel schlechter als die arrivierten Opernstars, deren Ruhm gelegentlich auf mediokrer Publicity beruhte. Hinzu kommt, dass viele Sänger nicht bereit waren, ihre Rollen in zum Teil unbekannten Werken für nur eine einzige Radiosendung zu lernen.


    Da der Rundfunk auch nicht kommerziell beeinflusst wurde, waren hier repertoiremäßig viele Produktionen möglich, an die sich die Plattenfirmen nicht heranwagten („Das verkauft sich nicht!“), ganz abgesehen davon, dass bei Schallplattenaufnahmen häufig manipuliert und mit aneinandergeklebten 'Takes' – die obendrein zu verschiedenen Terminen eingespielt wurden – getrickst wurde, während viele Rundfunkaufnahmen nach kurzer Probe 'in einem Rutsch' erfolgten. Dass diese viel 'ehrlicheren' Radioaufnahmen und ihre Sänger heute so mitleidig belächelt werden, finde ich sehr schade, denn sie haben tausenden von Opern- und Operettenliebhabern in der nicht leichten Zeit des Neubeginns nach dem Zweiten Weltkrieg viele Jahre lang Freude bereitet.


    Lieber Caruso41, Du hast kürzlich Deine Enttäuschung darüber geäussert, dass auf Deine Beiträge zum Thread „Entdeckungen: Neue Stimmen“ kaum reagiert wird. (Auch ich ärgere mich manchmal, wenn auf meinen – wie ich glaube, konstruktiven – Beitrag kein 'Feedback' kommt oder, was mich noch mehr ärgert, ein banaler kurzer Beitrag folgt, der keinen Bezug zum von mir geschriebenen hat.) Da aber Du und manche Andere hier im Forum offensichtlich der Meinung sind, nur selbst erlebte Opernaufführungen und Konzerte seien das einzig gültige Kriterium für eine Beurteilung, musst Du Dich nicht wundern, wenn 'Taminos', denen aus finanziellen, gesundheitlichen oder sonstigen Gründen kein 'Live-Erlebnis' möglich ist, sich zu den 'Neuen Stimmen' nicht äussern (können). Da ich seit einem Unfall vor fünf Jahren zu dieser zweiten Gruppe gehöre, aber trotzdem alles 'mitnehme', was Rundfunk und Fernsehen in puncto Oper anbieten, bin ich – auch durch die Printmedien – über die aktuelle 'Szene' sehr gut informiert und ich lese auch die Beiträge zum Sängernachwuchs mit großem Interesse. (Man will ja wissen, wie es weitergeht.) Ich bin der Meinung, dass sich Qualität meistens durchsetzt und etliche der vorgestellten Sänger - auch durch die 'Tamino'-Protektion - ihren Weg gehen werden. Doch mir ist es ein größeres Anliegen, an die Sänger früherer, gar nicht so lange zurückliegender Jahre zu erinnern, damit sie in der heutigen schnelllebigen Zeit nicht durch das Gitter des kollektiven Vergessens fallen.


    Ich bin auch ein 'Fan' von Sándor Kónya, aber ich habe nicht vor, seine Discographie zu erstellen, da ich nach nochmaligem Durchlesen seines Threads finde, dass alle seine maßgeblichen Aufnahmen hier genannt wurden, wenn auch nicht in der von mir gewohnten Ausführlichkeit. Falls ich einem bisher nicht genannten Tondokument mit Sándor Kónya begegne, werde ich mich melden.


    Da Du sehr am Meinungsaustausch hier im Forum interessiert bist, eine Anregung:


    Seit Monaten schon sehe ich nahezu jeden Abend die kostenlosen 'Nightly Opera Streams' der Metropolitan Opera in New York und das hat mich auf einen 'ketzerischen' Gedanken gebracht. Ich bin ein Kind des Fernseh-Zeitalters (schon seit 1955!) und bin es gewohnt, die Protagonisten auf dem Bildschirm auch bei Opernsendungen von nahe zu sehen und nicht wie im Opernhaus auf eine Entfernung von mehreren Metern. (Das führte sogar dazu, dass ich mich lange weigerte, ins Opern- oder Schauspielhaus zu gehen, weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie die darzustellenden Emotionen der handelnden Personen auf eine so große Distanz zum Zuschauer transportiert werden können. Heute weiß ich, dass dies in erster Linie über die Musik geschieht.) Das Erlebnis im Opernhaus beruht meiner Ansicht nach auf der musikalischen Interpretation und der bildnerischen Umsetzung durch Darsteller, Kostüme, Bühnenbild und Regie (dies ist die mir wichtige Reihenfolge!), aber man nimmt durch die räumliche Entfernung zur Bühne überwiegend alles in der Totalen wahr. Die Opern-Streams zeigen jedoch durch die vielen Nahaufnahmen die emotionale Bandbreite der Gefühle in den Gesichtern der Sänger, was mich als Zuschauer wesentlich mehr berührt als wenn ich nur das Bühnenbild und die Aktion zwanzig Meter und weiter vor mir sehe. (Ein Beispiel: Gestern Abend lief Donizettis „Maria Stuarda“ mit der großartigen Joyce DiDonato und sie hat mich vor allem durch ihre mimische Präsenz tief beeindruckt. Auch war es ein Genuss, die vielen Details der historisch korrekten, prachtvollen Kostüme zu sehen. Im Opernhaus hätte ich diesen Eindruck so nicht gewonnen. Heute gibt es aus New York den noch opulenter ausgestatteten „Roberto Devereux“ mit einer grandiosen Sondra Radvanovsky. Von solchen Aufführungen können wir hierzulande nur träumen; zur Oper gehört auch etwas Kulinarik, das macht diese Kunstform so einzigartig und besonders!)


    Der 'ketzerische' Gedanke ist nun, dass durch das Streaming ihrer Opernaufführungen sich die Opernhäuser selbst schaden, weil sich die Zuschauer am Fernseh- oder Internet-Bildschirm an diese Nahaufnahmen mit ihrer Unmittelbarkeit eventuell so sehr gewöhnen, dass ein Live-Besuch im Theater für sie keinen besonderen Reiz mehr hat, besonders wenn – wie heute fast üblich – mehrere Akte hindurch das Bühnenbild nicht wechselt, von eigenwilligen Interpretationen durch die Regie ganz zu schweigen. An einer Diskussion zu dieser These – aber in einem eigenen Thread - würde sogar ich mich beteiligen!


    Viele Grüße!


    Carlo

  • Lieber Carlo,

    dass Du Dir die Mühe gemacht hast, mir so eingehend zu antworten, hat mich mächtig gefreut.

    (Auch ich ärgere mich manchmal, wenn auf meinen – wie ich glaube, konstruktiven – Beitrag kein 'Feedback' kommt oder, was mich noch mehr ärgert, ein banaler kurzer Beitrag folgt, der keinen Bezug zum von mir geschriebenen hat.)

    Das kann ich nur zu gut nachempfinden. Trotzdem bitte ich um Nachsicht, dass ich nur kurz antworten kann, weil ich im Augenblick durch die Verschärfung der Covid19-Regeln erhebliche Probleme habe, ich ich erst mal in den Griff bekommen muss.

    die „Hugenotten“-Aufnahme des ORF von 1955 war eine Pioniertat

    Keine Frage! Da hast Du Recht. Auch ich habe von dieser Pioniertat profitiert!

    Bis dahin hatte ich Meyerbeer nur durch historische Platten-Aufnahmen kennen gelernt und diese Übertragung im Radio gab mir erstmals die Gelegenheit, mehr von dem Werk zu hören! Das will ich ausdrücklich würdigen! Trotzdem: Sie hat mir leider keine Ahnung von der Grandeur des Werkes vermittelt, die ich in den Ausschnitten mit historischen Sängern gespürt habe. Das hat mich zu meiner kritischen Bemerkung veranlasst. Trotzdem stimme ich Deiner Wertschätzung der Pioniertat ausdrücklich zu!

    Für mich sind diese Wiener „Hugenotten“ (trotz erheblicher Kürzungen) eine wichtige und gute Produktion

    Im Vergleich mit Aufnahmen von verschiedenen Arien, Duetten und Ensembles, die ich kannte, haben mich jedoch die Sänger, vor allem Cunitz und auch Terkal - enttäuscht.

    ... auch Karl Terkal als Raoul macht – wie ich finde - seine Sache sehr gut und ist zumindest stilistisch 'richtiger'

    Ich verzichte lieber darauf, hier aufzuzählen, was mich an Terkal gestört hat. Es bringt nicht wirklich weiter und wäre wohl auch ungerecht. In den 50er Jahren sang man schon anders und hatte für die französische Manier keinen Sinn. Selbst Fehenberger und Traxel nicht. Da hätte man schon Raoul Jobin nehmen müssen.

    Da aber Du und manche Andere hier im Forum offensichtlich der Meinung sind, nur selbst erlebte Opernaufführungen und Konzerte seien das einzig gültige Kriterium für eine Beurteilung, ... ...

    Ich denke in der Tat, dass nur Live-Hörerlebnisse einen vollständigen Eindruck von einer Stimme und ihren Qualitäten und Möglichkeiten geben können. Das heißt aber nicht, dass ich nicht auch Aufnahmen für die Bildung einer Meinung und eines Urteils heranziehe. Zu Anselmi und Bonci, Urlus und Melchior oder Mardones und Schaljapin kann ich sowieso nur nach ihren Aufnahmen etwas sagen.


    Trotzdem bin ich bekennender Live-Operngänger.
    Das habe ich so oft im Forum ausgeführt, dass ich es hier nur noch mal zitieren möchte:

    Zitat von von Caruso

    In meiner Jugend - die liegt nun schon ziemlich weit zurück - gab es in der Städtischen Oper Berlin (heute Theater des Westens), in der Staatsoper Berlin (zunächst noch im Admiralspalast in der Friedrichstraße, später Unter den Linden) und in der Komischen Oper Berlin Stehplätze und/oder Partiturplätze! Die waren gewissermaßen meine Kinderstube und meine Schule, in denen ich Opernaficionado wurde!

    Um möglichst viele Werke kennen lernen zu können, bin ich lieber vier mal auf einen Platz gegangen, von dem aus ich die Bühne nur teilweise oder gar nicht sehen konnte, als einmal auf einen teuren Platz! Gerade auf den Partiturplätzen - oft mit Partitur vor mir - habe ich gelernt zu hören!

    Eigentlich bin ich nach wie vor in der Oper immer in erster Linie Hörender. Wenn ich nicht höre, dass da ein Feldherr, ein Gralsritter, eine eisumgürtete Prinzessin oder eine Dame aus Burgos dargestellt wird, und wenn ich nicht höre, wie er beziehungsweise sie liebt oder leidet, rast oder träumt..... dann hilft mir die Bühne auch nicht mehr!


    Damit will ich allerdings überhaupt nicht sagen, dass ich schauspielerische Fähigkeiten nicht zu schätzen wüsste. Wenn ein Sänger seiner Rolle auch als Schauspieler Profil gibt, vielleicht sogar klug differenziert und tiefere Schichten ihres Charakters zu zeigen vermag, dann ist das ein großer Gewinn. Ich könnte viele Sängerinnen und Sänger nennen, die mich nicht nur als Sänger sondern auch als Schauspieler ganz stark beeindruckt haben.

    Zitat von von Caruso41

    Seit meiner Frühzeit als Opernbesucher bin ich den Galerien oder obersten Rängen treu geblieben! Während des Studiums bekam ich an allen möglichen Häusern öfter Studentenkarten im Parkett oder auf einem der vornehmen Ränge. Gut, da war man näher an der Bühne, hatte oft auch gute Sicht, aber aus akustischen Gründen zieht es mich immer wieder nach oben! Und da sehe ich dann das Geschehen auf der Bühne in der Totale. Ablenkendes, das sich vor die Musik schieben könnte, kommt einfach nicht nah an mich heran.

    Das ist im Video anders, weil eine Bildregie meine Aufmerksamkeit viel stärker auf das Optische lenkt - unter Umständen gar auf etwas, das die Konzentration eingrenzt, verengt, behindert oder stört. Interessant beispielsweise finde ich immer eine Beobachtung, die ich mache, wenn ich mal im Fernsehen eine Konzertübertragung verfolge. Da wird manchmal die eine und dann wieder die andere Instrumentengruppe herausgeholt aus der Totalen - und prompt merke ich, dass mir dabei das, was die spielt besonders nah kommt und ich eine für das musikalische Geschehen ganz wichtige andere Stimme - vielleicht sogar die Gegenstimme - nicht mehr angemessen wahrnehme.

    Und nun noch zu den anderen Punkten, die Du ausgeführt hast:

    Ich bin auch ein 'Fan' von Sándor Kónya, aber ich habe nicht vor, seine Discographie zu erstellen, da ich nach nochmaligem Durchlesen seines Threads finde, dass alle seine maßgeblichen Aufnahmen hier genannt wurden, wenn auch nicht in der von mir gewohnten Ausführlichkeit. Falls ich einem bisher nicht genannten Tondokument mit Sándor Kónya begegne, werde ich mich melden.

    Die Entscheidung kann ich gut verstehen. Im Konya-Thread sind wirklich wohl die meisten Aufnahmen, die in Deutschland mit Konya auf dem Markt waren und teilweise noch sind, erwähnt.

    Bei Reti hast Du allersings so viele Aufnahmen entdeckt, von denen ich nie zuvor gehört hatte. Daran hatte ich die Hoffnung geknüpft, dass Du auch Informationen über Aufnahmen von Konya ans Licht bringen würdest, die er bei den verschiedenen Rundfunkanstalten gemacht hat.


    Der 'ketzerische' Gedanke ist nun, dass durch das Streaming ihrer Opernaufführungen sich die Opernhäuser selbst schaden, weil sich die Zuschauer am Fernseh- oder Internet-Bildschirm an diese Nahaufnahmen mit ihrer Unmittelbarkeit eventuell so sehr gewöhnen, dass ein Live-Besuch im Theater für sie keinen besonderen Reiz mehr hat, besonders wenn – wie heute fast üblich – mehrere Akte hindurch das Bühnenbild nicht wechselt, von eigenwilligen Interpretationen durch die Regie ganz zu schweigen. An einer Diskussion zu dieser These – aber in einem eigenen Thread - würde sogar ich mich beteiligen!

    Zu einem solchen Thread könnte ich kaum etwas Vernünftiges beitragen, da ich Übertragungen im Fernsehen oder Mitschnitte auf DVD nur ganz selten 'konsumiere'. Ich habe zwar einige DVDs, weil da ein Sänger drauf ist, den ich - zumindest in der Partie - sonst nicht bekomme. Aber ich höre mir meist nur die Tonspur über die große Anlage an. Sorry!


    Im Übrigen bin ich ein fleißiger Radio-Hörer. Gerade am Samstag habe ich Ponchiellis I LITUANI aus Vilnius im Deutschlandradio gehört. Für mich ist das allemal spannender als eine BOHÈME oder ein SIEGFRIED aus der Met.


    So!

    Tut mir leid, dass ich vom Thema des Threads abgewichen bin, aber mir war wichtig, auf (hoffentlich) alles einzugehen, was Du angesprochen hast.


    Herzliche Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Seit Monaten schon sehe ich nahezu jeden Abend die kostenlosen 'Nightly Opera Streams' der Metropolitan Opera in New York und das hat mich auf einen 'ketzerischen' Gedanken gebracht. Ich bin ein Kind des Fernseh-Zeitalters (schon seit 1955!) und bin es gewohnt, die Protagonisten auf dem Bildschirm auch bei Opernsendungen von nahe zu sehen und nicht wie im Opernhaus auf eine Entfernung von mehreren Metern. (Das führte sogar dazu, dass ich mich lange weigerte, ins Opern- oder Schauspielhaus zu gehen, weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie die darzustellenden Emotionen der handelnden Personen auf eine so große Distanz zum Zuschauer transportiert werden können. Heute weiß ich, dass dies in erster Linie über die Musik geschieht.) Das Erlebnis im Opernhaus beruht meiner Ansicht nach auf der musikalischen Interpretation und der bildnerischen Umsetzung durch Darsteller, Kostüme, Bühnenbild und Regie (dies ist die mir wichtige Reihenfolge!), aber man nimmt durch die räumliche Entfernung zur Bühne überwiegend alles in der Totalen wahr. Die Opern-Streams zeigen jedoch durch die vielen Nahaufnahmen die emotionale Bandbreite der Gefühle in den Gesichtern der Sänger, was mich als Zuschauer wesentlich mehr berührt als wenn ich nur das Bühnenbild und die Aktion zwanzig Meter und weiter vor mir sehe.

    Im Gegensatz zu Dir, lieber Carlo, bin ich nie ein Freund der Oper aus der Nähe gewesen. Man sieht zuviel. Heute mehr denn je, weil die Kameras gnadenloser sind. Im Einzelfall werden die Sänger zu Studienobjekten für angehende HNO- oder Zahnärzte. ;) Ja, gewiss werden im Fokus der Linse auch Emotionen abgebildet. Oft fehlt aber die Reaktion derer, die gerade nicht im Bild sind. Auch bei Arien sehe ich die Sängern lieber in ein Umfeld gestellt. Für mich braucht Oper die Distanz und die Totale. Ich will als Zuschauer selbst entscheiden, was mir in der Wahrnehmung wichtig ist. Es liegt mir nicht daran, dass das der Kameramann für mich übernimmt. Was wir zu sehen bekommen, ist letztlich nämlich das, was jenem wichtig ist. Es kommt gefiltert und ausgewählt auf uns. Zuletzt sah ich einen "Ring" aus der Scala in HD-Qualität. Der war ob seiner unappetitlichen Details bei den Nahaufnahmen nur schwer zu ertragen und verstörend. Oper auf dem Bildschirm sollte nach meinem Dafürhalten stärker als eigenständiges Format wahrgenommen werden. Gute Beispiele dafür gibt es genug. Auch in der Gegenwart. Weil Du auf die Met abgehoben hast. Dort ist die Bühne wirklich sehr weit weg. Da half auch meine Vorliebe für Distanz nicht. Von allen Vorstellungen, die die ich dort sah, hat mich keine berührt. :(

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rheingold!


    Das sehe ich - wie oben bereits gesagt - ganz genau so:

    Zitat von Caruso41

    Seit meiner Frühzeit als Opernbesucher bin ich den Galerien oder obersten Rängen treu geblieben! ... aus akustischen Gründen zieht es mich immer wieder nach oben! Und da sehe ich dann das Geschehen auf der Bühne in der Totale. Ablenkendes, das sich vor die Musik schieben könnte, kommt einfach nicht nah an mich heran.

    Das ist im Video anders, weil eine Bildregie meine Aufmerksamkeit viel stärker auf das Optische lenkt - unter Umständen gar auf etwas, das die Konzentration eingrenzt, verengt, behindert oder stört.

    Wenn man allerdings die Möglichkeiten nicht hat, in die Oper zu gehen - wie jetzt in diesen Covid19-Zeiten oder weil man weit weg von einem interessanten Opernhaus wohnt oder wenn man sich aus gesundheitlichen Gründen einen Besuch im Opernhaus nicht zumuten kann - , würde ich immer raten, eine CD aufzulegen.
    Wenn man konzentriert zuhört, sieht man eigentlich alles, was wichtig ist.


    Beste Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Lieber Caruso41, lieber Rüdiger,


    herzlichen Dank für Eure ausführlichen Antworten!


    Ich respektiere Euren Standpunkt, obwohl ich eine andere Einstellung habe, wohl geprägt durch jahrzehntelangen Fernsehkonsum und eine große Sammlung von Videos und DVDs. Ich hatte fast 30 Jahre lang ein Abonnement an der Deutschen Oper am Rhein, bis mich 1998 der Intendantenwechsel nach fünfzehn Jahren Grischa Barfuss und zehn geduldig ertragenen Jahren Kurt Horres zu Tobias Richter zur Kündigung des Abonnements veranlasste. Danach war ich nur noch sporadisch in einem Opernhaus, meistens anlässlich von Städtereisen.


    Zum Erleben der emotionalen Aussagekraft einer Opernvorstellung gehört meiner Meinung nach neben dem Gesang auch der mimische Ausdruck, und den erfasst man nun einmal in der Nähe besser als mit einer Entfernung von zig Metern. Für mich steht der singende Mensch und die Darstellung der von ihm verkörperten Rolle im Mittelpunkt; das Bühnenbild ist mir weniger wichtig (heute gibt es eh häufig nur ein Bühnenbild für sämtliche Akte und das vorzugsweise in zwei Varianten: entweder karg oder vollgestopft) als die Kostüme, und die Regie bemerkt man doch meistens nur, wenn sie, wie es immer so schön euphemistisch heißt, eine 'neue Sichtweise bietet'.


    Eine Bekannte von mir – eine Verehrerin von Elina Garanca – war im April 2016 in der Metropolitan Opera in New York (Dress Circle, Reihe A, Platz 101, vergleichbar dem 2. Rang Mitte, ca. 20 Meter von der Bühne entfernt), um sich dort „Roberto Devereux“ anzusehen; eine Oper, die sie nicht kannte; sie ist erst durch die Garanca zum Opernfan geworden. Auch hier ein – allerdings sehr ästhetisches Einheitsbühnenbild für alle drei Akte des Regisseurs David McVicar (dessen Inszenierungen, soweit ich sie aus dem Fernsehen oder Kino kenne, für mich stets überzeugend sind) – mit historisch präzisen Kleidern des deutschen Kostümbildners Moritz Junge, was mir als 'Hobby-Historiker' sehr wichtig ist (wobei die für den Chor entworfenen Kostüme übrigens in Düsseldorf geschneidert wurden). Vor zwei Tagen wurde dieser „Roberto Devereux“ nun im 'Nightly Opera Stream' gezeigt und meine Bekannte, die diese Sendungen ebenfalls seit Monaten sieht, sagte mir auf Rückfrage, dass sie schon in der späteren Kinovorstellung – bisher gibt es davon sträflicherweise keine DVD – die Oper und ihre Handlung (quasi ein Kammerspiel mit nur vier tragenden Rollen) viel besser erfassen konnte als in der Live-Vorstellung mit der großen Distanz zur Bühne, trotz fleißigen Gebrauchs eines Opernglases. Vor allem die grandiose Darstellung von Elizabeth I. durch die ihr damals unbekannte Sondra Radvanovsky hat sie in der Kino- und TV-Aufzeichnung dank der vielen Nahaufnahmen viel stärker berührt als live im Opernhaus, auch kamen hier gesangliche 'Finessen' viel besser zur Geltung.


    Der Genuss von Opernvorstellungen 'vor Ort' sei Euch unbenommen, aber für mich bildet die Oper im Theater – noch dazu in ihrer hierzulande heutzutage fast üblichen Darstellungsform – keinen großen Anreiz mehr. Meine letzten Opernvorstellungen waren beide 2016: „Jeanne d'Arc“ (Walter Braunfels) im Kölner Staatenhaus in einer konzeptionslosen Regie von Tatjana Gürbaca, die die Hauptrolle selbst spielte, weil sich die ursprünglich vorgesehene Sängerin Natalie Karl beim Herumklettern auf der völlig zugemüllten Bühne - u. a. mit einem Flugzeugtorso, einem halben PKW und "Aldi"-Einkaufswagen - verletzt hatte (den Gesang steuerte Juliane Banse im Orchester sitzend bei) und „Die lustigen Weiber von Windsor“ in Düsseldorf mit Hans-Peter König als Falstaff, eine, wie ich finde, sehr stimmige Inszenierung des ehemaligen (?) 'Regietheater-Verfechters' Dietrich W. Hilsdorf mit einem Gemälden von Caspar David Friedrich nachempfundenen Bühnenbild, die aber von der Kritik als 'harmlos' eingestuft wurde.


    Doch nun zurück zu Karl Terkal!


    Carlo

  • Hallo,


    hier ist der zweite Teil der Auflistung von Karl Terkals Opernaufnahmen:



    „Das brennende Haus“ ('Die Feuersbrunst') (Joseph Haydn): (Der Geist von Steckels Vater) mit Rosl Schwaiger (Columbine), Oskar Czerwenka (Hanswurst, Rauchfangkehrer), Heinz Hoppe (Leander, ein Kavalier), Claudio Nicolai (Odoardo, Gutsverwalter, Columbines Vater), Kurt Equiluz (Steckel, Odoardos Schuldner), Hugo Gottschlich* (Der Wirt), Robert Marencke* (Der Pfarrer) / Der Chor der Wiener Staatsoper / Chorltg.: Rudolf Schramek / Die Wiener Symphoniker / Dirigent: Robert Heger / Das Ballett der Wiener Staatsoper / Choreographie: Gustav Blank / Bühnenbild: Ottowerner Meyer / Kostüme: Ottowerner Meyer und Grete Volters / Inszenierung: Adolf Rott / TV-Regie: Hermann Lanske (Bregenz, Theater am Kornmarkt, 22. 7. 1963, gesendet im ORF und ZDF am 28. 7. 1963). Bisher unveröffentlicht. *Diese Partien sind Sprechrollen. Eine Partitur-Abschrift dieses verschollen geglaubten und zu Haydns Lebzeiten nicht aufgeführten Singspiels "Die Feuersbrunst" von 1778 wurde von H. C. Robbins Landon an der Yale University in New Haven (Connecticut) entdeckt, von ihm bearbeitet und am 18. 7. 1963 bei den Bregenzer Festspielen im Theater am Kornmarkt uraufgeführt.



    „Zar und Zimmermann“ (Lortzing): (Marquis von Châteauneuf) mit Irmgard Jacobeit (Marie), Ina Gerhein* (Witwe Browe), Hermann Prey (Zar Peter I.), Kurt Böhme (Van Bett), Willy Hofmann (Peter Iwanow), Frithjof Sentpaul (Admiral Lefort), Max Proebstl (Lord Syndham), Karl Schaidler* (Ein Offizier) und Alexander von Malachowsky (Ein Ratsdiener) / Der Chor und das Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks / Chorltg. Josef Kugler / Dirigent: Jan Koetsier (München. Herkulessaal, 10. 9. - 14. 9. 1956). 'Relief' (2 CDs, 2008). (*'Relief' nennt diese Namen nicht korrekt.)


    dto.: (Marquis von Châteauneuf) mit Elisabeth Witzmann (Marie), Hilde Konetzni (Witwe Browe), Raymond Wolansky (Zar Peter I.), Oskar Czerwenka (van Bett), Martin Vantin (Peter Iwanow), Scipio Colombo (Admiral Lefort), Horst Kathan (Lord Syndham), Wolfgang Beigel (Ein Offizier) und Robert Marencke (Ein Ratsdiener) / Der Bregenzer Festspielchor / Chorltg.: Rudolf Schramek und Gerhard Dallinger / Die Wiener Symphoniker / Dirigent: Hans Lenzer / Das Ballett des Nationaltheaters Prag / Choreographie: Dimitrije Parlic / Bühnenbild: Ottowerner Meyer / Kostüme: Grete Volters / Regie: Adolf Rott / TV-Regie: Hermann Lanske (Bregenz, Seebühne, 6. 8. 1967) Eine Live-Übertragung des ORF, bisher nicht auf VHS oder DVD erschienen. (Zehn Jahre vor dieser Fernseh-Sendung hatte Karl Terkal schon einmal auf der Bregenzer Seebühne den Marquis von Châteauneuf dargestellt: mit Emmy Loose, Hilde Rössel-Majdan, Eberhard Waechter, Oskar Czerwenka, Peter Klein, Marjan Rus und Hans Günter Nöcker; der Dirigent war 1957 Heinrich Hollreiser.)



    „Cavalleria rusticana“ (Mascagni): (Turiddu) mit vermutlich Margareta Kenney (Santuzza), Georgine von Milinkovic (Lucia), Lotte Rysanek (Lola) und vermutlich Edmond Hurshell (Alfio) / Der Chor und das Orchester der Wiener Staatsoper / Dirigent: vermutlich Lovro von Matacic. (Wien, Staatsoper, 12. 3. 1959?). Von einer der vielen Vorstellungen dieser Oper nach der Premiere (8. 3. 1959 mit Christel Goltz, Giuseppe Zampieri und Walter Berry unter Lovro von Matacic) existiert ein privater unveröffentlichter Live-Mitschnitt mit Karl Terkal. Er sang den Turiddu – neben dem Pinkerton in der „Madama Butterfly“ seine zweite italienisch gesungene Partie an der Wiener Staatsoper - 17 Mal in dieser Inszenierung bis Ende 1963; seine häufigsten Santuzza-Partnerinnen waren dabei Christel Goltz, Hilde Zadek und Grace Hoffman, einmal sogar (am 2. 9. 1959) Giulietta Simionato. Die klanglich gute Privat-Aufnahme zeigt, dass Terkal auch mit großen Partien im italienischen Idiom an der Wiener Staatsoper hätte reüssieren können, wenn er nur gewollt hätte...



    "Die Hugenotten" ('Les Huguenots') (Meyerbeer): mit Valerie Bak (Margarete von Valois, Gemahlin des Königs Heinrich von Navarra), Maud Cunitz (Valentine, Tochter des Grafen von Saint-Bris), Eta Köhrer (Urbain, Page der Königin), Elisabeth Hölzl (Eine Hofdame), Karl Terkal (Raoul von Nangis, protestantischer Edelmann), Gottlob Frick (Marcel, sein Diener), Walter Berry (Der Graf von Saint-Bris, katholischer Edelmann), Franz Fuchs (Der Graf von Nevers, katholischer Edelmann) / Katholische Edelleute: Hugo Meyer-Welfing (Tavannes), Kurt Equiluz (Cossé), Harald Buchsbaum (Méru), Leo Heppe (von Retz), Norbert Balatsch (Maurevert) / Der Chor der Wiener Staatsoper / Chorltg.: Richard Rossmayer / Das Große Wiener Rundfunkorchester / Dirigent: Robert Heger (Wien, Funkhaus, Dezember 1955). Es handelt sich um eine Studio-Produktion des ORF in einer stark gekürzten, deutsch gesungenen Fassung von insgesamt 146 Minuten Dauer (die Arie der Valentine aus dem vierten Akt fehlt und vom fünften Akt wurden nur einige Schlusstakte aufgenommen); die berühmte Aufführung der Mailänder Scala von 1962 war nur um 20 Minuten länger. In der 'Opera News' vom März 2016 heißt es zum Erscheinen der 'Walhall'-Ausgabe: "Karl Terkal, an Austrian tenor equally praised in opera and operetta, sings the hero Raoul's music with sweet lyric tone that contains just enough metal to ride the heavier moments and now-and-then surprise us with a ringing high D-flat."



    „Die Zauberflöte“ (Mozart) (Erster Geharnischter) mit Ileana Cotrubas (Pamina), Edita Gruberova (Königin der Nacht), Elisabeth Kales (Papagena), Rachel Yakar, Trudeliese Schmidt und Ingrid Mayr (Drei Damen), Eric Tappy (Tamino), Christian Boesch (Papageno), Martti Talvela (Sarastro), José van Dam (Sprecher), Rémy Corazza (Monostatos), Helge von Bömches (Zweiter Geharnischter), Peter Weber und Horst Nitsche (Zwei Priester), Christian Spatzek (Sklave) und wechselnde Solisten des Tölzer Knabenchors, u. a. Stefan Frangoulis und Michael Stumpf (Drei Knaben) / Der Chor der Wiener Staatsoper / Chorltg.: Walter Hagen-Groll / Die Wiener Philharmoniker / Dirigent: James Levine (Salzburg, Felsenreitschule, 28. 7. 1978). Diese Rundfunk-Übertragung von den Salzurger Festspielen, die am 30. 7. 1978 im ORF gesendet wurde, ist bei 'House of Opera' auf CD veröffentlicht worden. Von einer Aufführung des Folgejahrs existiert ebenfalls ein Radio-Mitschnitt (19. 8. 1979) in der obengenannten Besetzung mit Ausnahme von Horst Hiestermann, der seit 1979 in den Salzburger „Zauberflöten“-Vorstellungen den Monostatos sang.


    Karl Terkal wirkte nach 1979 in Salzburg nicht mehr als Erster Geharnischter mit (in späteren Aufführungen sangen William Lewis und James King), doch wurde er in dieser Partie bei der Aufnahme eingesetzt, die vom 1. bis 4. September 1980 im Großen Musikvereinssaal in Wien durch die Münchner Schallplattenfirma 'Pro Arte' weitgehend in der Salzburger Besetzung von 1978 entstand. Statt Edita Gruberova singt hier Zdzislawa Donat die Königin der Nacht, deren Dialog Angelika Welzl spricht; Horst Hiestermann ist der Monostatos. Die drei Knaben sind Mitglieder des Tölzer Knabenchors (Markus Huber, Thomas Paulsen und Christian Baumgartner) und statt nur einem Sklaven wirken hier gleich sechs mit: Christian Spatzek, Gerhard Eder, Fritz Peschke, Gerhard Panzenböck, Wolfgang Scheider und Tibor Tóth. Den Chor der Wiener Staatsoper leitete Helmuth Froschauer, während James Levine auch hier die Wiener Philharmoniker dirigierte. Jean-Pierre Ponnelle, der Regisseur dieser „Zauberflöten“-Inszenierung der Salzburger Festspiele, führte die Dialogregie. Die Aufnahme erschien 1981 bei der 'RCA' auf vier (!) Schallplatten und ist später auf drei CDs neu aufgelegt worden.


    Carlo

  • Heute folgt der dritte Teil:

    „Boris Godunov“ (Mussorgskii): (Leibbojar) mit Brigitte Fassbaender (Marina Mnishek), Sona Ghazarian (Ksenia), Rohangiz Yachmi (Fedor), Biserka Cvejic (Amme), Margarita Lilowa (Schenkenwirtin), Maria Wühl (Eine Bäuerin), Nicolai Ghiaurov (Boris Godunov), Vladimir Atlantov (Grigori Otrepev), Kolos Kováts (Pimen), Waldemar Kmentt (Shuiski), Yuri Mazurok (Rangoni), Oskar Czerwenka (Varlaam), Horst Nitsche (Missail), Heinz Zednik (Gottesnarr), Hans Helm (Shchelkalov), Alfred Sramek (Ein Hauptmann, Erster Polizeioffizier, Cherniakovski), Reid Bunger (Nikitich), Kurt Equiluz (Khrushchev), Georg Tichy (Lavitski), Alexander Maly (Mitiukha), Ingo Koblitz und Nikolaus Simkowsky (Bojaren). / Der Chor und das Orchester der Wiener Staatsoper / Chorltg.: Norbert Balatsch / Dirigent: Robert Satanowski (Wien, Staatsoper, 21. 2. 1976). Der ORF-Mitschnitt ist bei 'Opera Depot' veröffentlicht worden. (Vladimir Atlantov war am 19. 2. nach der „Boris“-Generalprobe abends in Wien als Cavaradossi eingesprungen und musste nach dem zweiten „Tosca“-Akt aufgeben, für ihn sang Dimiter Damianov – in bulgarisch - die Partie zu Ende. Zwei Tage danach klang Atlantov immer noch angegriffen, rettete aber die „Boris“-Premiere; einige Tage später sprang Damianov auch hier für ihn ein. Yuri Mazurok sang in dieser Inszenierung von Otto Schenk seinen ersten Rangoni.)


    Gespielt wurde die Fassung von Nikolai Rimski-Korsakov, ohne die Szene vor der Vassili-Blashennii-Kathedrale und mit der Szene im Wald von Kromi vor dem Tod des Zaren am Schluss der Oper. Im „Boris Godunow“ habe ich am 23. 6. 1976 Karl Terkal zum einzigen Mal live erlebt; da er nur die 'Edelwurzen' des Leibbojaren im zweiten Akt (mit ein paar russischen Wörtern) sang, ist er mir nicht in Erinnerung geblieben. 'Meine' Aufführung war genau so besetzt wie die obengenannte Premiere mit Ausnahme von Kurt Equiluz (Gottesnarr), Reid Bunger (Shchelkalov), Hans Christian (Nikitich), Anton Wendler (Khrushchev) und Friedrich Strack (Mitiukha).



    „Die lustigen Weiber von Windsor“ (Nicolai): (Fenton) mit Wilma Lipp (Frau Fluth), Hilde Rössel-Majdan (Frau Reich), Rosl Schwaiger (Anna Reich), Arnold van Mill (Sir John Falstaff), Walter Berry (Herr Fluth), Sigmund Roth (Herr Reich), Kurt Marschner (Junker Spärlich), Dr. Cajus (Adolf Meyer-Bremen) / Der Chor und das Sinfonie-Orchester des Norddeutschen Rundfunks / Chorltg.: Max Thurn / Dirigent: Wilhelm Schüchter (Hamburg, NDR-Funkhaus, Oktober 1955). Die Dialoge – Bearbeitung: Friedrich Schnapp – werden gesprochen von Freca-Renate Bortfeldt (Frau Fluth), Marlene Riphahn (Frau Reich), Eva Maria Bauer (Anna Reich), Hermann Schomberg (Sir John Falstaff), Erwin Linder (Herr Fluth) und Gerd Niemitz (Fenton). Veröffentlicht 2013 auf 2 CDs in der Box „Die schönsten deutschen Opern, Vol. 1“ (10 CDs) bei 'Documents'; eine Box „Vol. 2“ hat es leider nie gegeben.


    dto.: (Fenton) mit Wilma Lipp (Frau Fluth), Hilde Rössel-Majdan (Frau Reich), Hanny Steffek (Anna Reich), Otto Edelmann (Sir John Falstaff), Karl Dönch (Herr Fluth), Hans Günter Nöcker (Herr Reich), August Jaresch (Junker Spärlich), Robert Titze (Dr. Cajus), Roland Neumann, Karl Kralert, Walther Müller und Alfred Scherhaufer (Vier Bürger) / Der Bregenzer Festspielchor / Chorltg.: Wilhelm Schosland / Die Wiener Symphoniker / Dirigent: Fritz Zaun (Bregenz, Theater am Kornmarkt, 25. 7. 1956). Bisher unveröffentlicht.


    dto.: (Fenton) mit Lotte Rysanek (Frau Fluth), Hilde Rössel-Majdan (Frau Reich), Else Liebesberg (Anna Reich), Endré Koréh (Sir John Falstaff), Theo Baylé (Herr Fluth), Friedrich Nidetzky (Herr Reich), August Jaresch (Junker Spärlich), Marjan Rus (Dr. Cajus) / Der Chor und das Orchester der Wiener Volksoper / Chorltg.: Franz Holetschek / Dirigent: Franz Bauer-Theussl / Ausstattung: Stefan Hlawa / Inszenierung: Herbert Waniek / TV-Regie: Theodor Grädler (Wien, Volksoper, 11. 2. 1959). Eine live ausgestrahlte Fernseh-Sendung aus der Wiener Volksoper.



    „Palestrina“ (Pfitzner): (Vierter Kapellsänger / Zweiter verstorbener Meister der Tonkunst) mit Sena Jurinac (Ighino), Christa Ludwig (Silla), Hilde Rössel-Majdan (Die Erscheinung der Lukrezia), Dagmar Hermann (Ein junger Doktor), Mimi Coertse, Lucia Popp und Gundula Janowitz (Drei Engel), Fritz Wunderlich (Giovanni Pierluigi Palestrina), Otto Wiener (Carlo Borromeo), Walter Berry (Giovanni Morone), Gerhard Stolze (Bernardo Novagerio), Walter Kreppel (Christoph Madruscht), Gottlob Frick (Papst Pius IV.), Ludwig Welter (Der Kardinal von Lothringen), Peter Klein (Der Patriarch Abdisu), Harald Pröglhöf (Anton Brus von Müglitz), Robert Kerns (Graf Luna), Gerhard Unger (Der Bischof von Budoja), Erich Majkut (Der Bischof von Imola), Alois Pernerstorfer (Bischof Avosmediano), Hans Braun (Ercole Severolus), Fritz Sperlbauer (Dandini von Grosseto), Ljubomir Pantscheff (Der Bischof von Feltre), Kurt Equiluz (Der Bischof von Fiesole) und Hans Christian (Ein spanischer Bischof) / Kapellsänger: Herbert Lackner, Siegfried Rudolf Frese, Kurt Equiluz und Ljubomir Pantscheff / Verstorbene Meister der Tonkunst: Gerhard Unger, Kurt Equiluz, Robert Kerns, Harald Pröglhöf, Herbert Lackner, Ljubomir Pantscheff, Tugomir Franc und Frederick Guthrie / Der Chor und das Orchester der Wiener Staatsoper / Chorltg.: Norbert Balatsch / Dirigent: Robert Heger (Wien, Staatsoper, 16. 12. 1964). Ich habe den ORF-Mitschnitt der Premiere als Gesamtaufnahme von 'Myto' (1992) auf 3 CDs (gekoppelt mit zwei Szenen aus der Salzburger Aufführung von 1955 mit Max Lorenz und Paul Schöffler unter Rudolf Kempe); Szenen aus diesem Wiener „Palestrina“ – angeblich existiert auch ein Mitschnitt der Generalprobe vom 12. 12. 1964 - wurden 2001 von 'RCA' auf einer CD veröffentlicht.


    dto.: (Vierter Kapellsänger / Zweiter verstorbener Meister der Tonkunst): mit Olivera Miljakovic (Ighino), Gertrude Jahn (Silla), Hilde Rössel-Majdan (Die Erscheinung der Lukrezia), Dagmar Hermann (Ein junger Doktor), Rita Streich, Laurence Dutoit und Judith Hellwig (Drei Engel), Anton Dermota (Giovanni Pierluigi Palestrina), Hans Hotter (Carlo Borromeo), Walter Berry (Giovanni Morone), Wolfgang Windgassen (Bernardo Novagerio), Tugomir Franc (Christoph Madruscht), Frederick Guthrie (Papst Pius IV.), Manfred Jungwirth (Der Kardinal von Lothringen), Heinz Zednik (Der Patriarch Abdisu), Harald Pröglhöf (Anton Brus von Müglitz), Robert Kerns (Graf Luna), Gerhard Unger (Der Bischof von Budoja), Kurt Equiluz (Der Bischof von Imola), Alois Pernerstorfer (Bischof Avosmediano), Hans Braun (Ercole Severolus), Fritz Sperlbauer (Dandini von Grosseto), Ljubomir Pantscheff (Der Bischof von Feltre), Ewald Aichberger (Der Bischof von Fiesole) und Hans Christian (Ein spanischer Bischof) / Kapellsänger: Herbert Lackner, Siegfried Rudolf Frese, Kurt Equiluz und Ljubomir Pantscheff / Verstorbene Meister der Tonkunst: William Blankenship, Kurt Equiluz, Robert Kerns, Harald Pröglhöf, Herbert Lackner, Ljubomir Pantscheff, Tugomir Franc und Frederick Guthrie / Der Chor und das Orchester der Wiener Staatsoper / Chorltg.: Norbert Balatsch / Dirigent: Hans Swarowsky (Wien, Staatsoper, 12. 5. 1970). Bisher erschien aus diesem Mitschnitt nur die sechste Szene aus dem 1. Akt „Allein in dunkler Tiefe“ (Palestrina, drei Engel und die Erscheinung von Palestrinas verstorbener Frau Lukrezia) auf einem Anton Dermota gewidmeten Recital von 2010 (2 CDs) der Firma 'Orfeo'; eine Veröffentlichung der gesamten Aufführung wäre nicht nur für die vielen Dermota-Verehrer interessant, sondern auch für jene des Tenors Wolfgang Windgassen: einmal nicht in einer Wagner-Oper!


    Aber es geht hier ja um Karl Terkal. Es wird erzählt, dass Fritz Wunderlich einmal den um ein Autogramm anstehenden Wiener Opernfreunden sagte, dass sie in Wien doch einen viel besseren Tenor als ihn hätten: Karl Terkal!


    Carlo

  • Gelöscht.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Carlo,


    danke für deine akribische Arbeit. Bei fast jeder Aufnahme bringst du nach der ausführlichen Besetzung noch kleine Details, die den Fan interessieren und erfreuen.


    Die 90-jährige Witwe Karl Terkals lebt noch heute sehr viel in Erinnerungen an ihren Mann. Sie weiß von dieser Auflistung und freut sich über das immer noch bestehende Interesse an der Stimme ihres geliebten Mannes.


    Ich selbst kann noch eine Kleinigkeit beitragen. Vergangenen Sommer kam ich in den Besitz der Plattensammlung Karl Terkals. Darin befinden sich auch viele der hier vorgestellten Aufnahmen. Interessant und auffällig war, dass einige davon gar nicht ausgepackt, also immer noch von Zellophan umhüllt, waren. Terkal hat also - wie einige andere Künstler auch - eher selten Aufnahmen von sich selbst gehört. Recitals von Carreras und Domingo befanden sich allerdings ebenfalls in der Sammlung. Die hat er sich selbst gekauft und gern gehört.


    Ich hätte noch einen Mitschnitt zu bieten, den ich hoffentlich nicht übersehen habe:

    Lieber Rheingold,


    soweit ich das überblicke, verfolgt Carlo den Plan, die Opernkomponisten in alphabetischer Reihenfolge abzuarbeiten. Verdi kommt also noch. Ich bin auch schon gespannt, ob Carlo uns auch die Operettenaufnahmen von Terkal vorstellt. Dann hätte er allerdings noch viel Arbeit vor sich :P.

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  • Lieber Rheingold,


    soweit ich das überblicke, verfolgt Carlo den Plan, die Opernkomponisten in alphabetischer Reihenfolge abzuarbeiten. Verdi kommt also noch. Ich bin auch schon gespannt, ob Carlo uns auch die Operettenaufnahmen von Terkal vorstellt.

    Lieber greghauser, vielleicht hätte ein Hinweis mit der Bitte genügt, keine weiteren Beiträge einzustellen, bevor Carlo nicht seine Diskographie beendet hat. Daran hätte ich mich dann wohl gehalten, weiß aber nicht, wie andere das sehen. Am Ende wäre es womöglich praktischer, Diskographien - versehen mit dem Namen des jeweiligen Künstlers - in gesonderten Threads anzulegen. Derzeit ist es oft so, dass man nicht weiß, ob etwas schon genannt wurde oder ob es noch genannt werden soll oder könnte. Einige Sänger-Threads sind voll von solchen Doppelungen, die sich über die Jahre in einem Forum eben aufbauen. Bei Clara Ebers gab es heute auch so einen Fall. Ich stellte gestern einen "Figaro"-Querschnitt mit ihr als Gräfin vor, der wenig später auch in Carlos Liste auftauchte. Das stört mich nicht so wie Dich der von mir erwähnte "Troubadour" mit Terkal, den ich inzwischen wieder gelöscht habe. Ist das so in Deinem Sinne? Wenn ja, immer wieder gern. :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Weiter geht es mit Opern von Giacomo Puccini und Franz Salmhofer:



    „La Bohème“ (Puccini): (Rudolf) mit Trude Eipperle (Mimi), Wilma Lipp (Musette), Alfred Poell (Marcel), Carl Hoppe (Schaunard), Hans Hermann Nissen (Collin), Georg Wieter (Benoit), Emil Graf (Alcindor), Karl Kreile (Parpignol), Wulf von Lochner (Der Sergeant der Zollwache) und Franz Weiss (Ein Zöllner) / Der Chor und das Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks / Chorltg.: Josef Kugler / Dirigent: Clemens Krauss (München, Funkhaus, 22. 12. 1951). 2004 veröffentlichte 'Walhall' diese Rundfunk-Produktion – in deutscher Sprache – auf 2 CDs


    Am 25. 10. 1952 hat Terkal in der Premiere einer Neuinszenierung im Theater an der Wien als Rudolf mitgewirkt (mit Sena Jurinac als Mimi unter Clemens Krauss) und auch bei der Neueinstudierung dieser Produktion im 'großen Haus' am 6. 12. 1955 war er dabei (diesmal mit Hilde Güden als Mimi; der Dirigent war Heinrich Hollreiser). Seinen letzten Rudolf an der Wiener Staatsoper sang er am 21. 11. 1959 neben Carla Martinis, Anneliese Rothenberger, Eberhard Waechter und Kurt Böhme; am 7. 4. 1960 gab es eine Neueinstudierung in italienischer Sprache, aber nach 52 Vorstellungen (in der 'alten' und 'neuen' Staatsoper) wollte er die Rolle nicht neu studieren. Überliefert ist Karl Terkals Diktum zum Thema 'Oper in Originalsprache', nachdem er 1957 an der Wiener Staatsoper in einer der seltenen Bühnenaufführungen von Carl Orffs Zyklus „Trionfi“ den Catull in „Catulli Carmina“ und den Chorführer in „Trionfo di Afrodite“ gesungen hatte: „A no so a Oper und i mach' Matura!“



    „La fanciulla del West“ ('Das Mädchen aus dem Goldenen Westen') (Puccini): (Trin, ein Goldgräber) mit Carol Neblett (Minnie), Axelle Gall (Wowkle), Franco Bonisolli (Dick Johnson), Gian Giacomo Guelfi (Jack Rance), Murray Dickie (Nick), Reid Bunger (Ashby), Peter Wimberger (Jake Wallace), Johann Reautschnigg (Billy Jackrabbit), Siegfried Rudolf Frese (José Castro), Anton Wendler (Ein Postillon) / Die Goldgräber: George Jonescu (Sonora), Harald Pröglhöf (Sid), Horst Nitsche (Bello), Kurt Equiluz (Harry), Ewald Aichberger (Joe), Alfred Sramek (Happy) und Georg Tichy (Jim Larkens) / Der Chor und das Orchester der Wiener Staatsoper / Chorltg.: Helmuth Froschauer / Dirigent: Silvio Varviso (Wien, Staatsoper, 23. 5. 1976) Ein Mitschnitt des ORF in der italienischen Originalsprache.


    dto.: (Trin, ein Goldgräber) mit Radmila Bakocevic (Minnie), Waltraud Winsauer (Wowkle), Plácido Domingo (Dick Johnson), Giuseppe Taddei (Jack Rance), Mario Guggia (Nick), Reid Bunger (Ashby), Peter Wimberger (Jake Wallace), Johann Reautschnigg (Billy Jackrabbit), Walter Fink (José Castro), Michele Fiotta (Ein Postillon) / Die Goldgräber: Peter Weber (Sonora), Rudolf Kostas (Sid), Horst Nitsche (Bello), Kurt Equiluz (Harry), Christopher Doig (Joe), Alfred Sramek (Happy) und Paul Wolfrum (Jim Larkens) / Der Chor und das Orchester der Wiener Staatsoper / Chorltg.: Helmuth Froschauer / Dirigent: Giuseppe Patané (Wien, Staatsoper, 4. 3. 1979) Der Mitschnitt der letzten Aufführung dieser Oper in der Wiener Staatsoper für fast 35 Jahre ist bei 'House of Opera' erschienen. (CD bzw. MP3). Karl Terkal sang in allen 18 Aufführungen dieser Inszenierung die Rolle des Goldgräbers 'Trin'.



    „Turandot“ (Puccini): (Kalaf) mit Gertrude Grob-Prandl (Turandot), Lotte Rysanek (Liù), Josef Greindl (Timur), Eberhard Waechter (Ping), Peter Klein (Pang), Murray Dickie (Pong), Hugo Meyer-Welfing (Altoum), Harald Pröglhöf (Ein Mandarin) und Konrad Hiess (Der junge Prinz von Persien) / Der Chor und das Orchester der Wiener Staatsoper / Chorltg.: Richard Rossmayer / Dirigent: Mario Rossi (Wien, Staatsoper, 6. 3. 1956). Der Rundfunk-Mitschnitt – in deutscher Sprache - erschien 2006 bei 'Walhall' auf 2 CDs. (Die Rolle des persischen Prinzen spielte der 'Entreetänzer' Konrad Kurt Hiess, während ein Chorist nach Turandot rief.)


    Bereits im 'Exil' der Wiener Staatsoper im Theater an der Wien hatte Terkal (ab dem 4. 10. 1951) vier Mal den unbekannten Prinzen gesungen. Am 6. 3. 1956 wurde diese Inszenierung in die vier Monate zuvor wieder eröffnete Staatsoper übernommen, wobei der Tenor bis zum 4. 9. 1958 elf Mal den Kalaf sang; seine „Turandot“-Partnerinnen waren u. a. Inge Borkh, Leonie Rysanek und ein Mal (am 12. 12. 1957) Birgit Nilsson.



    "Das Werbekleid" (Salmhofer): (Florian Veitinger) mit Christiane Sorell (Kordula, eine junge Bäuerin), Hilde Rössel-Majdan (Die alte Muhm), Gerda Scheyrer (Doris), Oskar Czerwenka (Veitinger, Bürgermeister und Grundbauer), Hans Braun (Kurt), Ottokar Schöfer (Loisl, Gemeindewachmann) u. a. / Der Chor und das Orchester der Wiener Volksoper / Chorltg.: Franz Holetschek / Dirigent: Paul Walter / Bühnenbild: Walter von Hoesslin / Kostüme: Erni Kniepert / Inszenierung: Alfred Jerger (Wien, Volksoper, 26. 10. 1958). In der Pause der Fernseh-Übertragung des ORF wurde ein Gespräch mit dem Komponisten und Dirigenten Franz Salmhofer, damals auch Intendant der Volksoper, gezeigt.


    Es handelte sich hier um die Übernahme der Wiener Staatsopern-Inszenierung von 1946 (in der Wiener Volksoper) bzw. der Neueinstudierung von 1954 (im Theater an der Wien) in das Repertoire der Wiener Volksoper. Als dieses 'Blut und Boden'-Werk (uraufgeführt 1943) am 25. 6. 1946 unter der Leitung des Komponisten Premiere hatte, lautete die Besetzung wie folgt: Veitinger – Ludwig Weber / Florian, sein Sohn – Karl Friedrich / Kordula – Sena Jurinac / Die alte Muhm – Rosette Anday / Doris – Esther Réthy / Kurt – Hans Braun / Loisl – Franz Bierbach. Am 29. 10. 1954 wiederholten Sena Jurinac, Rosette Anday, Hans Braun und Franz Bierbach ihre Rollen; neu besetzt waren Ruthilde Boesch (Doris), Waldemar Kmentt (Florian) und, Oskar Czerwenka (Veitinger), es dirigierte Wilhelm Loibner. Karl Terkal übernahm bis 28. 6. 1955 in acht (von zwölf) Aufführungen die Partie des Florian und er sang diese Rolle auch in der im Fernsehen gezeigten Neueinstudierung von 1958..(Beim ORF gibt es eine Aufnahme des Duetts Kordula-Florian 'Bist traurig, Florian?' aus dem dritten Akt mit Sena Jurinac und Karl Terkal unter der Leitung des Komponisten, die auf dem YouTube-Kanal "Magische Töne - Österreichische Tenöre" zu hören ist.)



    Carlo

  • Liebe Taminos,


    im Beitrag Nr. 45 schrieb ich: „ Die folgende Discographie - beginnend mit Karl Terkals Opern-Aufnahmen - erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit; Ergänzungen, Berichtigungen und Hinweise sind willkommen!“


    Es stimmt, meine 'großen' Discographien (z. B. zu Valerie Bak, Lisa Della Casa, Christiane Eda-Pierre, Kerstin Meyer, Rosl Schwaiger, Oskar Czerwenka, Werner Hollweg, Fritz Ollendorff, József Réti, Josef Traxel und Kurt Wehofschitz) sind alphabetisch nach den Namen der Komponisten angelegt, denn eine gewisse Ordnung muss schon sein. Das bedeutet aber nicht, dass ich etwas gegen 'Zwischenmeldungen' habe; ich kann nicht von den Lesern erwarten, dass sie sich beispielsweise mit dem Posten einer zuvor nicht genannten Aufnahme gedulden, bis der entsprechende Komponist an der Reihe ist. Ich weise dann lediglich am 'richtigen' Platz darauf hin, so wie ich manche Aufnahme (die lange vor meiner Discographie gepostet wurde) auch nur dann wiederhole, wenn sie wenig aussagefähig beschriebent ist - was aber auf den Beitrag Nr. 35 nicht zutrifft, den ich nur wegen einiger Details noch einmal genannt habe.


    Carlo

  • Weiter geht es mit Opern von Giacomo Puccini und Franz Salmhofer:

    Lieber Carlo,


    danke für diese weitere Auflistung. Wir sehen hier, dass Karl Terkal mitnichten nur Wurzen gesungen hat: Zu Rodolfo und Calaf gesellten sich an Aufführungsabenden nämlich auch Cavaradossi und vor allem recht häufig Pinkerton. Schade ist es, dass es von letzterem keine Gesamtaufnahme gibt - diese Rolle sang er nämlich auch in der Originalsprache.

    Zu deinem lustigen Zitat möchte ich als gelernter Österreicher übrigens anmerken, dass es vermutlich heißen müsste: „A so a Oper no und i mach' Matura!“ (Eine solche Oper noch und ich mache Abitur).


    Schließlich weise ich noch darauf hin, dass Terkal auch von Salmhofer eine weitere Oper im Repertoire hatte: "Iwan Tarassenko". Schrecklich gerne hätte ich die Arie des Fedja von ihm gehört, denn sie ist wahnsinnig herausfordernd. Vielleicht kennt sie jemand von Helge Rosvaenge (ich stelle sie hier einmal ein). Aber es gibt eben offenbar keine Tonaufnahme mit Terkal.


  • Nun zu Dmitri Shostakovich, Rudi Stephan und Richard Strauss:



    „Katerina Ismailowa“ ('Katerina Izmailova') (Shostakovich): (Sinowij Borissowitsch Ismailow) mit Ludmila Dvoraková (Katerina Lwowna Ismailowa, Frau des Sinowij Ismailow), Ruthilde Boesch (Axinja, Köchin bei den Ismailows), Dagnar Hermann (Sonjetka, eine Zwangsarbeiterin), Judith Hellwig (Eine Zwangsarbeiterin), Gerhard Stolze (Sergej, Arbeiter bei den Ismailows), Paul Schöffler (Boris Timofejewitsch Ismailow, Katerinas Schwiegervater), Peter Klein ('Das Bäuerlein', ein verwahrlostes Subjekt), Hans Christian (Ein Verkäufer), Harald Pröglhöf (Der Hausknecht der Ismailows), Siegfried Rudolf Frese (Ein Mühlenarbeiter), Fritz Sperlbauer (Der Kutscher), Georg Schnapka (Der Pope), Giorgio Goretti und Kurt Equiluz (Zwei Arbeiter), Alois Pernerstorfer (Der Kreispolizeichef), Tugomir Franc (Ein alter Zwangsarbeiter) und Ljubomir Pantscheff (Ein Unteroffizier) / Der Chor und das Orchester der Wiener Staatsoper / Chorltg.: Richard Rossmayer / Dirigent: Jaroslav Krombholc (Wien, Staatsoper, 12. 2. 1965). Die Oper wurde in der deutschen Textfassung von Reinhold Schubert für die Deutsche Oper am Rhein gegeben; alternierend mit Ludmila Dvoraková (und später mit Inge Borkh) sang in Wien auch Hilde Zadek die schwere Titelpartie. Der Mitschnitt des ORF ist auf CD bei 'SRO' ('Standing Room Only') in den USA erschienen.


    Die Genese der Oper „Katerina Ismailowa“ von Dmitri Shostakovich – es gibt dazu noch keinen „Tamino“-Opernführer! – dürfte bekannt sein: 1934 wurde das Werk (nach Nikolai Lesskovs Novelle) als „Ledi Makbet Mtsenskogo uesda“ ('Lady Macbeth aus dem Mzensker Bezirk') mit starkem Erfolg im Malii-Theater in Leningrad uraufgeführt, aber vom Diktator Stalin nach einem Besuch dieser Oper (während eines Gastspiels des Malii-Theaters in Moskau) vehement abgelehnt, was Kontroversen in der sowjetischen Presse und das Verbot weiterer Aufführungen nach sich zog. In der etwas liberaleren Khrushchev-Ära überarbeitete Shostakovich die Oper und sie wurde als „Katerina Izmailova“ 1963 am Moskauer Musiktheater 'Stanislavskii-Nemirovich-Danchenko' wieder aufgeführt. Diese Zweitfassung, die eine 'Glättung' des Textes und der musikalischen Struktur beinhaltet, setzte sich in der Folgezeit mit zahlreichen Inszenierungen im In- und Ausland durch. (Es gab 1966 auch eine sowjetische Verfilmung der Oper mit Galina Vishnevskaia.) Für die Wiener Staatsoper war die Inszenierung von 1965 ein Kraftakt, der vom Publikum und der Kritik erst nach einer Wiederaufnahme 1968 (mit Inge Borkh, Fritz Uhl, Anton Dermota und Paul Schöffler unter Serge Baudo) richtig gewürdigt wurde.


    Nach dem Tod seines Freundes Dmitri Shostakovich (1975) propagierte Mstislav Rostropovich, nicht zuletzt durch eine Schallplattenaufnahme von 1978 bei der 'EMI', eine Neubewertung der 'Urfassung' – die bereits am 14. 11. 1959 an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf als „Lady Macbeth auf dem Lande“ (in einer Inszenierung von Bohumil Herlischka mit Erika Wien, Rudolf Francl, Karl Diekmann und Randolph Symonette unter Alberto Erede) ihre deutsche Erstaufführung hatte. (Am 28. 9. 1984 sah ich in Düsseldorf eine zweite Herlischka-Inszenierung der Oper - mit dem heute gebräuchlichen Titel „Lady Macbeth von Mzensk“ - mit Mani Mekler, Walter Raffeiner, Mario Brell und Andrzej Saciuk unter dem Dirigat von Heinz-Werner Faust.) Nachdem zahlreiche internationale Bühnen dem Beispiel Rostropovichs folgten, gab es dann nach über sechzig Jahren eine Wiederaufführung des 'Originals' in der ehemaligen Sowjetunion, als Valery Gergiev im Juni 1996 beim Festival „Weiße Nächte“ in St. Petersburg die zwei Versionen der Oper (in einer für beide Werke identischen Inszenierung durch Irina Moslotova, aber mit unterschiedlicher Besetzung) gegenüber stellte. Den Wienern wurde die originale „Lady Macbeth von Mzensk“ 1991 in einer Produktion der Volksoper gezeigt (mit Rebecca Blankenship, Kurt Schreibmayer, Gregor Caban und Wicus Slabbert; Dirigent: Donald Runnicles; Regie: Christine Mielitz).



    „Die ersten Menschen“ (Stephan): (Chabel) mit Gertrude Jahoda (Chawa), John Karg (Kajin) und Kieth Engen (Adahm) / Das Grazer Philharmonische Orchester / Dirigent: Karl Randolf (Graz, Stefaniensaal, Sendung des Österreichischen Rundfunks am 22. 3. 1958). Der 1887 in Worms geborene und 1915 im Ersten Weltkrieg in Russland gefallene Komponist Rudi Stephan schrieb seine einzige Oper (von 1909 bis 1914) nach dem gleichnamigen 'erotischen Mysterium' von Otto Borngräber, das bei seiner Berliner Urauffüjhrung 1909 einen Theaterskandal verursachte. Stephan hatte das Werk noch dem Frankfurter Opernhaus zur Uraufführung anbieten können, doch erst fünf Jahre nach dem Tod des Komponisten ging es am 20. 7. 1920 dort erstmalig über die Bühne. Allerdings hatte dazu Stephans Freund, Karl Holl, die Oper erheblich gekürzt; hauptsächlich wegen des 'blumigen' expressionistischen Textes und der anstößigen Handlung mit ihren stark inzestiösen Szenen, die die biblischen Urmenschen als triebgesteuerte Individuen darstellen. In dem Grazer Konzert erklang die Oper in dieser Bearbeitung; erst 1998 kam es in einer ebenfalls konzertanten Aufführung in Berlin durch Karl Anton Rickenbacher zur Erstaufführung der ursprünglichen Komposition (davon und von einem späteren Konzert in Paris unter Mikko Franck gibt es Mitschnitte auf Compact Discs). Im Archiv des Hessischen Rundfunks in Frankfurt befindet sich eine Aufnahme (9. 12. 1952) der 'bereinigten' Version mit Erna Schlüter, Franz Fehringer, Ferdinand Frantz und Otto von Rohr mit Winfried Zillig als Dirigent.



    „Salome“ (Strauss): (Vierter Jude) mit Anja Silja (Salome), Astrid Varnay (Herodias), Margarita Lilova (Der Page der Herodias), Laurence Dutoit (Ein Sklave), Gerhard Stolze (Herodes), Eberhard Waechter (Jochanaan), Fritz Wunderlich (Narraboth), Murray Dickie (Erster Jude), Heinz Zednik (Zweiter Jude), Kurt Equiluz (Dritter Jude), Herbert Lackner (Fünfter Jude), Gerd Nienstedt und Robert Kerns (Zwei Nazarener), Tugomir Franc und Ljubomir Pantscheff (Zwei Soldaten) und Hans Christian (Ein Cappadozier) / Das Orchester der Wiener Staatsoper / Dirigent: Zdenek Kosler (Wien, Staatsoper, 25. 11. 1965). Die Premiere dieser Wieland-Wagner-Produktion wurde im Rundfunk übertragen und ist auf CDs mehrerer Anbieter nachzuhören.


    dto. (Vierter Jude) mit Leonie Rysanek (Salome), Grace Hoffman (Herodias), Rohangiz Yachmi (Der Page der Herodias), Hans Hopf (Herodes), Eberhard Waechter (Jochanaan), Waldemar Kmentt (Narraboth), Murray Dickie (Erster Jude), Heinz Zednik (Zweiter Jude), Kurt Equiluz (Dritter Jude), Herbert Lackner (Fünfter Jude), Peter Wimberger und Siegfried Rudolf Frese (Zwei Nazarener), Tugomir Franc und Frederick Guthrie (Zwei Soldaten), Reid Bunger (Ein Cappadozier). Die Rolle des Sklaven – traditionell von einer Sopranistin gesungen – wurde von dem Tenor Ewald Aichberger interpretiert. / Das Orchester der Wiener Staatsoper / Dirigent: Karl Böhm (Wien, Staatsoper, 22. 12. 1972). Bei 'RCA' erschien der Premieren-Mitschnitt des ORF 1999 auf 2 CDs..


    dto.: (Vierter Jude) mit Teresa Stratas (Salome), Astrid Varnay (Herodias), Hanna Schwarz (Der Page der Herodias), Hans Beirer (Herodes), Bernd Weikl (Jochanaan), Wieslaw Ochman (Narraboth), Friedrich Lenz (Erster Jude), Ewald Aichberger (Zweiter Jude), Kurt Equiluz (Dritter Jude), Alois Pernerstorfer (Fünfter Jude), Heinz-Klaus Ecker und Norbert Heidgen (Zwei Nazarener), Reinhold Möser und Wolfgang Probst (Zwei Soldaten) und Nikolaus Hillebrand (Ein Cappadozier) (Die Rolle des Sklaven wird hier von einem nicht genannten Tenor gesungen und von einem Statisten dargestellt.) / Die Wiener Philharmoniker / Dirigent: Karl Böhm / Choreographie: Robert Cohan / Szenenbild: Gerd Staub / Kostüme: Jan Skalický / Regie: Götz Friedrich (Tonaufnahme: Wien, Simmeringer Hof, Juni 1974 / Filmaufnahme: Wien, Studio der Wien-Film AG, Juli 1974). Diese 'Unitel'-Produktion erschien 1988 auf VHS und Laser-Disc und 2007 als DVD bei der 'DGG'. Während der Tonaufnahmen im Juni 1974 erkrankte Teresa Stratas und sie sang später große Teile ihrer Partie auf das fertige Tonband, dem Vernehmen nach zum großen Verdruss von Karl Böhm, der einen rein orchestralen Schlussgesang dirigieren musste.


    dto.: (Vierter Jude) mit Leonie Rysanek (Salome), Gertrude Jahn (Herodias), Axelle Gall (Der Page der Herodias), Hans Beirer (Herodes), Bernd Weikl (Jochanaan), Josef Hopferwieser (Narraboth), Heinz Zednik (Erster Jude), Wolfgang Witte (zweiter Jude), Kurt Equiluz (Dritter Jude), Reid Bunger (Fünfter Jude), Peter Wimberger und Paul Wolfrum (Zwei Nazarener), Zelotes Edmund Toliver und Frederick Guthrie (Zwei Soldaten), Hans Christian (Ein Cappadozier) und Anton Wendler (Ein Sklave) / Die Wiener Philharmoniker / Dirigent: Heinrich Hollreiser (Tokyo, NHK Hall, 2. 10. 1980). Einen Mitschnitt des japanischen Rundfunks 'Nippon Hoso Kyokai' bot 'Mr. Tape' in den USA an. Karl Terkal nahm sowohl an den „Salome“-Gastspielen der Wiener Staatsopoer in Washington (drei Vorstellungen, wovon eine der damalige amerikanische Präsident, Jimmy Carter, besuchte) im Oktober/November 1979 teil wie auch an dem Gastspiel in Tokyo im Oktober 1980 (mit auch drei „Salome“-Aufführungen).



    Carlo

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