Musik am Hofe von Versailles

  • Dieses Thema soll den eher etwas unbeachteten Komponisten am schönsten Hof Europas gewidmet werden: (Lully und die anderen Großen haben, oder bekommen ja ihrer eigenen Threads)



    1682 wurde Versailles offizielle Residenz des Sonnenkönigs, damit verband er auch eine Reorganisierung der königlichen Musik:


    Es wurden die großen "Sektionen" eingerichtet:


    Die 24 Violinen des Königs bestanden auch weiterhin mit der Untersektin "La Petit Bande" dem Elite Orchester Lullys.


    Die Chambre du Roy wurde ein Auffangbecken der größten musikalischen Genies, genannt seien hier nur die Couperins, d'Anglebert, Marais, Rameau...


    Die Chapelle Royale wurde neu gestaltet, 4 neue Kapellmeister die jeweils im Quartal Dienst hatten und zwei Chöre die im Schichtbetrieb arbeiteten.


    Dann die Grande Ecurie, mit der Untersektion "La Bande du Hautbois du Roy", hier waren fast auschließlich nur Blasinstrumente und Schlagwerk zu finden. Hier wurde von Militärmusik bis hin zu Balletten alles für die Freilichveranstaltungen gespielt.


    Jeder Sektion stand ein Kapellmeister vor, mit Vize Kapellmeister unterstützung. dem gesamten Apparat stand der "Surintendant de la Musique du Roy" vor, Nach Lully, dem ersten Inhaber dieses Postens folgte ihm Delalande im Amt. André Cardinal Destouches, Francois Francoeur und Antoine Dauvergne waren unter Louis XV und Louis XVI die "Musikdiktatoren", obwohl kaum jemand wieder so ein Verhalten an den Tag legte wie Lully.



    3 mal die Woch fand das sogenannte "Appartement" statt, das große Appartement des Planetes de Versailles wurde hergerichtet, so wurde im Saal der Venus ein Buffet aufgebaut, der Diana Saal war für das Billard Spiel vorgesehen. Der Marssaal diente als großer Ballsaal, der Merkursaal als Spielsalon und im Apollosaal gab es Konzerte.
    Die Spiegelgalerie wurde eher selten benutzt und nur an großen Festen.
    Im 18. Jahrhundert feierte man dann auch lieber im Herkulessaal.


    Louis XIV beauftragte André Danican Philidor (die Familie Philidor tat schon seit Generationen Dienst am Hof als Musiker), er war ein enger Mitarbeiter Lullys alles was an Partituren anfällt, oder aus früheren Zeiten noch erhalten ist, sauber abzuschreiben, zu ordnen und eine Musikbibliothek zusammen zustellen.
    Die Musikbibliothek in Versailles wurde dadurch zu einer der umfangreichsten Europas.


    Hier einige schöne Aufnahme aus den unterschiedlichen Bereichen der königlichen Musik:



    L'Orchestre de Louis XIII
    Eine kleine Auswahl aus den Manuskripten die Philidor zusammenstellte.
    Sie geben einen Einblick in die wunderbare Musik am Hofe Louis XIII (er war der Vater des Sonnenkönigs und der Erbauer der ersten Gebäudeteile von Versailles)
    Le Concert des Nations unter Savall garantieren Qualität.



    Guillaume Dumanoir - Orchestersuiten
    Eine Auswahl an Ballettmusik zur Zeit des jungen Louis XIV, hier hat sich Lully musikalisch orientiert.
    Interpretiert von Savall und Le Concert des Nations



    Philidor - Marches et Fêtes pour Louis XIV
    Eine Auswahl an Militärmärschen, festlichen Trompetenstücken und Ballettsuiten für die Hofhaltung und Kriege des Sonnenkönigs.
    "La Grande Ecurie de Versailles"
    interpretiert von La Simphonie du Marais unter Reyne



    Musiques à Danser
    2 CD's mit Ballett und Ballmusik vom Hofe Louis XIV
    Grandiose Interpretation von den Talens Lyriques / Rousset (für die Ballettmusik aus Opern) und La Simphinie du Marais / Reyne (für die Musik der Bälle)



    Francois Francoeur - Simphonies pour les Festin Royales 1773
    Eine ziemlich anachronistische Komposition, während man in Europa schon längst Symphonien hörte, tönte es aus Versailles noch in der Art von Lully und Rameau - aber trotzdem absolut toll! :]
    La Simphonie du Marais / Reyne (neben den Simphonies pour les Soupers du Roy von Delalande die beste Aufnahme des Ensembles!)



    André Ernest Modeste Grétry - Suites & Ouvertures
    Orchestre de Bretagne / Sanderling
    Auch wenn Grétry nicht in direkter Verbindung zum Hof stand so war er dort doch immer präsent.
    Musik aus dem vorrevulotionären Frankreich.



    Antoine Dauvergne - Concerts de Simphonies
    Galante Streichersymphonien
    Concerto Köln



    eine ganz wunderbare CD mit Kammersimphonien zur Zeit Louis XIV
    Gautier de Marseille - Simphonies
    La Simphonie du Marais übertreffen sich hier selbst.
    Kammermusikalsich das Beste was ich bisher von ihnen gehört habe! :jubel:



    Demnächst noch einige weitere Aufnahmen 8)

  • Lieber Lullist! Du bist wirklich und unermüdlich sprudelnder Quell an musikalischen Kostbarkeiten! Komm an meine Brust! Vor allem für die Hinweise zu Hugo Reyne und seinem Ensemble bin ich dir dankbar. Der ist mir bisher komischerweise völlig durch die Lappen gegangen, eine schändliche Unterlassung meinerseits. Es wird Zeit das zu ändern!


    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Hallo Salisburgensis,


    also sie zu, dass Du Dir irgendwie die Gesamtaufnahme der "Symphonies pour les Soupers du Roy" von Delalande sichern kannst.
    Dann vergiss nicht die "Lully Edition" erschienen bei Accord, allerdings nur über Frankreich zu beziehen X(


    Diese Ensemble ist in Frankreich sehr gefragt, das furiose Lully-Konzert das sie in der Opera de Versailles gaben, ist auf 2 CD's erhältlich
    (Les Plaisirs de l'Îsle enchantée und Ballet Royal de Flore)


    Falls Du mehr über das Ensemble erfahren möchtest hier der Link zu ihrer Homepage (keine Sorge Alfred - da gibt es kein feinliches Forum :D )
    http://www.simphonie-du-marais.org/


    Und hier der Link zu einer Seite wo regelmäßig Neuheiten angepriesen werde im bereich Barockmusik - mit passenden Links zu den Bezugsquellen bei Amazon :D


    http://www.newolde.com/

  • Hier noch ein paar weitere Aufnahmen:



    Versailles - L'Îsle enchantée
    eine Auswahl an Kammermusik und Orchesterstücken
    (Lully / Campra / Lambert / Chambonnières / Le Roux / d#Anglebert Louis Couperin...)
    Capriccio Stravagante Orchestra / Skip Sempé


    -Leider kein Cover gefunden-
    Michel Lambert - Airs de Cour
    der Meister der frz. Vokalmusik vor Lully (Er war Lullys Schwiegervater)
    Les Arts Florissants / Christie
    HMF - Musique d'Abord


    -Leider kein Cover gefunden-
    Musique aux Etats du Languedouc
    Opernauszüge von Lully (Thésée) Mouret (Les Amours des Dieux) etc...
    La Simphonie du Marais mit einer Art Sampler ihres Schaffens
    Astrée Naive



    Jean de la Fontaine - ein musikalisches Portrait
    Mit Musik von Lully, Charpentier, Couperin, Nyert, Chambonnières...
    Außerdem Briefe und Lieder vom großen Fabeldichter
    La Simphonie du Marais / Reyne

  • Und hier Musik für das Kloster St. Cyr das Louis XIV für Madame de Maintenon eingerichtet hat.
    Er wollte hier Mädchen aus verarmten Adel eine Ausbildung verschaffen, die Lehrmethoden waren revolutionär - man dachte sogar daran die jungen Mädchen in Politik und Jura zu unterweisen, doch der König verbot das nach einer Weile...
    Eines der wichtigsten Felder der Ausbildung war die musikalische Unterweisung. Es wurden vor allem die frz. Orgelmessen gesungen, d.h. gregorianischer Gesang wechselt innerhalb einer Motette mit Orgelzwischenspielen.



    Nivers - Motets & Hymnes de L'Église
    Les Desmoiselles de St. Cyr / Mandrin
    Astrée




    Clérambault: Motetten diese beiden CD's gab es ursprünglich in einer Kasette als die Serie "Musique à Versailles" noch von FNAC vertrieben wurde. Clérambault folgte Nivers im Amt als musikalischer Erzieher der Damen von St. Cyr.
    beide Einspielungen von Les Desmoiselles de St. Cyr unter Emmanuel Mandrin
    erschienen bei Virgin Veritas



    Delalande - Petits Motets
    Les Arts Florissants / Christie
    hier wird das Miserere dargeboten, allerdings nicht zu verwechseln mit dem großangelegtem Werk. Daneben noch das Quatrieme Cantique auf einen Text von Racine. Zusätzlich sind noch zwei weitere Komponisten vertreten: Louis Lemaire und Jean Baptiste Morin


    *leider kein Cover*
    Cantiges Spiriutelles
    Les Talens Lyriques / Rousset
    erschienen bei Erato
    Colasse, Lullys Sekretär - wie Delalande vertonte auch er die "Cantiges Spirituelles" die Racine verfasst hatte.



    Jean Baptiste Moreau - Musique pour Athalie de Jean Racine
    Racine sollte für das Kloster eine Art kleine Tragödie verfassen. Moreau wurde gebeten die Musik für das Theaterstück zu schreiben.
    Esther ist sich das bekanntere Werk, doch La Simphonie du Marais unter Reyne haben sich für die spätere "Athalie" entschieden.

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  • Musique à Versailles au temps du Roi Soleil
    Musik aus Versailles zur Zeit des Sonnenkönigs
    2 CD's zum günstigen Preis mit einem kurzweiligen Programm,
    allerdings sind die Aufnahmen schon sehr alt, d.h. hauptsächlich aus den 60er Jahren.
    Auf der ersten CD wird ein tönendes Abbild der prächtigen Hofhaltung gegeben:
    von Charpentier, der seltsamerweise der am stärksten vertretene Komponist auf der Edition ist, sind Tänze aus seiner Oper "Médée" zu hören. Die beiden Airs de Trompettes und zwei kurze Divertissements für Komödien.
    Delalande ist hier mit seinem Premier Caprice vertreten.
    Lully ist hier mit zwei Militärmärschen, der Ouvertüre zu Isis, seinem berühmten Menuett und zwei Tenor Arien aus "Amadis" und "Armide" vertreten, darüberhinaus ist noch seine Grand Motet "Plaude laetare Gallia" enthalten (für die Taufe des Dauphins)
    Ddie zweite CD enthält noch weitere Sakralmusik, Auszüge aus Charpentiers Te Deum und der Messe de Minuit (Kyrie & Christe)
    Couperins grandioses Orgelstück Offertoire sur les grands jeux und Delalandes Premier Symphonie pour Noel schließen den Sakralen Part ab.
    Es folgt Kammermusik von Couperin, seine Apotheose de Lulli , sein Rossignol en amour, einige Pieces de Clavecin und das Premier Concert Royal.
    Den Abschluß der Aufnahme bildet Marais ironisches "Tableau de l'Operation de la Taille" (Die Blasenstein Operation)



    Musik am Hofe Ludwig XIV
    So hieß die CD mit der ich zum ersten Male mit dieser Musik in Berührung kam.
    Allerdings ist der Titel der CD irreführend, da kaum Musik enthalten ist, die wirklich zu Zeiten des Sonnenkönigs komponiert wurde, sondern eher ab den 1720er Jahren entstanden. Dennoch das Trio Royal (Konrad Junghänel, Wilbert Hazelzet und Jaap ter Linden) legten eine wundervolle Aufnahme vor.
    Vorgestellt werden kammermusikalische Werke:
    Marin Marais: Sonate à la Maresienne, Ballet en Rondeau und das berühmte Tombeau de Mr de Sainte Colombe.
    Robert de Visée: Tombeau de vieux Gallot, La Montfermeil, eine Gigue und eine Couperin Bearbeitung "Les Silvains"
    den Rest der CD teilen sich die großen Flötenspieler der Epoche, Hotteterre und Blavet. Hotteterre ist mit zwei Airs vertreten, Blavet mit einer Sonate in g-moll die äußerst italienisch ist.
    Jacques Morel, ein kaum bekannter Komponist ist hier noch mit seiner Chaconne vertreten, deren Schönheit allein schon den Kauf rechtfertigen könnte...

  • Auch der Vater des Sonnenkönigs wie auch dessen Vorgänger liebten die Musik und das Ballett.



    Louis XIII ist heute ein eher unpopulärer König, doch immerhin ist ihm die Gründung des ersten Orchesters im heutigen Sinne zu verdanken.
    Als Ballettänzer, sowie als Komponist wurde er hoch angesehen.


    Grund genug um auch noch weitere CD Aufnahmen seiner Zeit vorzustellen:


    Pierre Guedron - Le Consert des Consorts



    Pierre Guedron war 1600 Musiker der königlichen Kammer geworden, unter Louis XIII wurde er zu dessen Oberhofmeister der Musik.
    La Poème Harmonique unter Vincent Dumestre bieten auf dieser CD einen Einblick in die großartige Musik Guedrons.
    Neben Airs de Cour, die sowohl von Solostimmen als auch von einen kleinen Chor vorgetragen werden befinden sich auch noch einige wunderbare Instrumentalsätze auf der CD.



    Estienne Moulinié L'Humaine Comédie



    Moulinié war Oberhofmeister der Musik von Gaston d'Orlèans dem Bruder Louis XIII. Die CD ähnelt sehr der Aufnahme von Guedron, ebenfalls gibt es wieder Airs de Cour und Ballettmusik.
    Genauso hervorragend interpretiert.


    Mit diesen beiden Aufnahmen kann man einen Einblick in die Vor-Lully-Epoche bekommen, die eher mau auf dem Plattenmarkt vertreten ist.


    Eustache du Caurroy - 23 Fantasien



    du Caurroy war Maitre du Chapelle unter Henri IV. seine Fantasien scheinen äußerst beliebt gewesen zu sein.
    Savall der ja ein Spezialist für solche Musik ist führt hier eine wahre Klangbracht vor, denn hier handelt es sich nicht um einfache Gambenfatasien, sondern hier kommen alle damals gebräuchlichen Instrumente zum Zug, so gibt es Fantasien mit vollem "Orchester" mit reiner Flötenbesetzung, Lauten usw.

  • Zwei Komponisten die keine Verbindung zum Hof hatten sollten aber auch noch erwähnt werden, zumal deren Musik eine wahrhafte Endeckung ist:



    Guillaume Bouzignac ca.1590-1640
    Motetten - Les Arts Florissants / Christie


    Bouzignac Motetten gehört wohl zu den außergewöhnlichsten Kompositionen der Epoche Louis XIII.



    Jean Gilles ist Heute für sein Requiem berühmt, Hervé Niquet hat zwei CD's mit Mottetn eingespielt die es durchaus zu endecken gilt:



    Das großartige Te Deum (mal ohne Pauken und Trompeten) und eine Große Motette



    Motette à Saint Jean Baptiste und drei Lamentationen.
    Wie gewohnt sind die Aufnahmen des "Concert Spirituel" einfach nur hervorragend.


  • Anthoine Boesset
    Airs de Cour / Ballettszenen und Tänze


    Le Poème Harmonique / Dumestre



    Dies ist nun die dritte CD des Ensembles welche die frz. Musik der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zum Inhalt hat.
    Und genau wie die Aufnahmen mit Musik von Guedron und Moulinie ist diese Aufnahme hinreißend!


    Boesset war Surintendant de la Chambre du Roi unter Louis XIII, seine Werke waren zusammen mit denen von Jean de Cambefort (hoffentlich gibt es bald eine Aufnahme mit seiner Musik) und Guedron noch bis in die Lully Ära maßgebend.
    Die Lieder und Ballette sind wundervoll und so endeckt man sogar einige spanisch angehauchte Werke - kein Wunder schließlich wollte Anna von Österreich als spanische Prinzessin auch musikalisch auf ihre Kosten kommen.


    Wer an der Musik vor Lully interessiert ist sollte sich diese 3 Aufnahmen unbedingt sichern, allein die Qualität der Edition ist schon beeindruckend, die Interpretation ist nahezu perfekt!


    Eine weitere wunderbare CD, allerdings nur mit reinen Lautenlieder:



    Sebastien le Camus - Airs de Cour
    Jean Paul Fouchecourt & Veronique Gèns


    die beiden Stars interpretieren diese wunderbaren Lieder mit gewohntem Können. Die begleitung auf der Laute könnte allerdings etwas phantasievoller sein.

  • Zwei weniger bekannte Komponisten, welche Hervé Niquet mit jeweils einer Aufnahme würdigte:




    Jean Nicolas Geoffroy 1633-1694
    Sakrale Chorwerke
    Le Concert Spirituel / Hervé Niquet




    Paolo Lorenzani 1640-1713
    Motetten


    Er war Oberhofmeister der Musik der Königin, mit ihrem Tod 1683 mußte er seine Stellung aufgeben.
    Diese Motetten sind dem Sonnenkönig gewidmet, Lorenzani hoffte damit vergebens auf eine Stellung.

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  • Musik aus der Zeit der Revolution:




    La Brise de la Bastille
    Kompositionen von Davaux, Gossec, Martin etc.


    Concerto Köln


    Über die Interpretation braucht man kaum etwas sagen - Concerto Köln eben!
    Das Repertoire ist sehr interessant, so verwendet Davaux in seiner Sinfonie die damals beliebten Revolutionsmelodien - unter anderem auch die spätere Nationalhymne Frankreichs...




    Estienne Mehul Simphonien 1 & 2
    Musiciens du Louvre / Minkowski


    Ein zu Unrecht vernachlässigter Komponist dessen Simphonien sich keineswegs vor denen seiner Zeitgenossen verstecken müssen.




    Estienne Mehul - Startonice 1792
    Petitbon / Cappella Coloniensis / Christie


    einer der ersten "Schreckensopern" wie wohl die musikdramatischen Werke aus der Zeit der Schreckensherrschaft genannt wurden.
    Mehul ist noch absolut den Musikformen von Gluck verpflichtet, aber entwickelt einen ganz eigen Stil. Rezitative werden hier übrigens durch gesprochene Dialoge ersetzt.




    Hyacinthe Jadin
    Klaviersonaten
    Jean Claude Pennttier - Fortepiano

  • So wurden die prächtigen Unterhaltungen genannt, welche in Sceaux für die Duchesse du Maine, Gemahlin des Herzogs von Maine (Sohn Louis XIV und Madame de Montespans) gegeben wurden.
    Si litt an beständiger Schlaflosigkeit und so wurden aus anfänglich intimen Konzerten, regelrechte nächtliche Spektakel die den Vergleich zu den früheren Versailler Festen nicht zu scheuen brauchten.
    Und ähnlich wie die Princesse de Conti war sie von der Musik begeistert.



    Chateau Sceaux - in der Nähe von Versailles
    Sitz des Herzogs von Maine


    Denn in Versailles passierte kaum noch etwas, der König war alt, der spanische Erbfolgekrieg hatte das Königreich geschwächt. Dann die ganzen Toten der königlichen Familie, all das drückte auf die Stimmung und Versailles erstarrte.



    Duchesse du Maine


    In Sceaux traf sich die Jugend, dort ging das Leben weiter, Jean Joseph Mouret wurde zusammen mit Nicolas Bernier zu den Organisatoren und wichtigsten Komponisten.




    Mouret: Les Amours de Ragonde
    Les Musiciens du Louvre / Minkowski


    Mouret gelang hiermit ein Geniestreich, nicht nur, dass dieses Werk durch ein äußerst witziges Libretto verfügte, Mouret persifliert hier alle großen Szenen Lullys!
    Das Werk wurde recht häufig im 18. Jahrhundert aufgeführt.



    Mouret: Divertissements pour les Comédies de Marivaux
    La Compagnie Baroque / Verschaeve


    Marivaux schrieb Komödien ähnlich im Stil wie Molière, allerdings ist er Heute vergessen, im 18. Jahrhundert war er äußerst beliebt.
    Hier sind Auszüge aus den berühmt berüchtigten "Vaudevilles" zu hören, Parodien der frz. Opern.



    Bernier: Les Nuits de Sceaux (Kantaten)
    Les Folies Francoises


  • La Chasse du Cerf
    Morin / Mouret / Corette / Rameau
    Orchestre de Chambre / Paillard


    Diese Aufnahme ist eine Zusammenstellung mit Musiken welche eine der hauptleidenschaft der frz. Könige huldigt - der Jagd:


    Aufgenommen wurden die Kantate (schon fast eine kleine Oper) "La Chasse du Cerf" von Jean Baptiste Morin 1677-1754
    Symphonies de Chasse von Jean Joseph Mouret 1682-1738
    das XIVe Concert "La Choisy" von Michel Corette 1709-1795
    und die berühmte Jagdszene aus "Hippolyte et Aricie" von Jean Philippe Rameau"


    Der Titel ist etwas Irreführend, denn hier sind die Jagdsignale kunstvoll in Konzerte und Opernszenen eingeflochten, äußerst prunkvoll und pompös, also mehr als einfache Signale.


    Die Kantate wurde vor Louis XIV aufgeführt und recht oft dann im Concert Spirituel.

  • Er war der Begründer der französischen cembaloschule und erster Cembalomeister des Königs.
    Bei ihm studierten Louis Couperin und Jean Henri d'Anglèbert.
    Als er sich weigerte in Lullys Orchester mitzuspielen wurde er vom König entlassen.



    Chambonières : Pieces de Clavecin
    Skip Sempé


    Sempé suchte einige Stücke des Meisters aus und entwarf ein prächtiges Portrait seiner meisterhaften Musik.
    Froberger der berühmte deutsche Cembalomeister war von der Kunst des Franzosen äußerst angetan.


    Die Interpretation ist außerordenlich gut gelungen - einige Stücke werden sogar noch durche eine Theorbe verstärkt, was der CD noch einige Abwechslung verschafft.
    Nach meiner Meinung eine der wichtigsten CD's mit französischer Cembalomusik.

  • Das Requiem für die Herzöge von Lothringen wurde mir vor einigen Jahren von meinem CD Händler folgendermaßen vorgestellt:


    "Viel Trommeln, viel Tot..." :D



    Charles d'Helfer Requiem - Messe de Funérailles des Duc's de Lorraine 1609 & 1624
    A Sei Voci / Les Sacqueboutiers de Toulouse / La Psallette de Lorraine / Fabré-Garrus


    Das Werk ist äußerst interessant, den mit französischer Musik des frühen 17. Jahrhunderts sieht es ja sehr dünn aus.
    Kaum Einflüße aus Venedig, hier geht es eher traditionell zu.


    Alles schwelgt noch in den Formen der Gregorianik und der Renaissance, verstärkt durch die Posaunen und Trommeln.


    Wenn das "Dies Irae" donnert, läuft es einem eiskalt den Rücken herunter...


    Neben der Messvertonung sind noch zeremonielle Trauermärsche aufgenommen, was der Produktion den höfischen und offiziellen Charakter verleiht.


    Zum Schluß ist noch eine 14 minütige Predigt, bzw. Nachruf für Charles III Herzog von Lorrain aufgenommen.

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  • Empfehlung!:



    Si tu veux apprendre les pas à Danser
    Airs et Ballets avant Lully


    3 CD's
    Le Poème Harmonique - Dumestre
    Alpha
    (Limitiert)


    Eine preiswerte Edition aller drei Aufnahmen des Ensembles mit Ballettmusik "vor Lully"


    Es sind die drei CD's der Komponisten Guedron, Boesset und Moulinie
    wurden weiter oben schon erwähnt.
    Alle zusammen gibt es jetzt für den Preis von einer CD - natürlich immer dann wenn ich alle vor nicht allzulanger Zeit noch zum hohen Preis erworben habe :angry:


    Aber diese Aufnahmen sind ein wahrer Schatz und ich hoffe es wird noch weitere solcher Einspielungen des Ensembles geben.

  • ein sehr eigenwilliges Programm, das aber außerordentlich wertvoll ist und eine große Bereicherung des Repertoires darstellt:



    Un Concert pour Mazarin
    Philippe Jaroussky (Countertenor)
    Ensemble La Fenice / Jean Tubéry


    Die meisten der hier dargebotenen Stücke stammen aus einer Sammlung die Sebastien de Brossard zusammengetragen hatte.
    Vieles davon stammt aus der Zeit um 1650, also wärend der Regentschaft des Kardinals.


    Anmerkung: Mazarin war Richelieus Nachfolger als Premierminister der frz. Könige, er führte die Regierungsgeschäfte für den noch minderjährigen Louis XIV.
    Er war bekannt für seinen Geiz, doch was Musik betraf, scheute er keine Kosten, er ließ italienische Musiker wie Luigi Rossi und Francesco Cavalli kommen und den Theatermaschinisten Torelli.


    Das Programm ist teilweise sehr verblüffend, so gibt es typische italienische Kompositionen mit frz. Texten, Variationen über bekannte Volkslieder, kleine Kantaten und auch geistliche Musik.


    Aus dem Rahmen fällt lediglich die Kantate "In caligine umbrosa" von Bassani welche aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammte.


    Eine wertvolle Produktion mit seltener italienischer Musik aus frz. Sammlungen.


    Die Interpretation ist wirklich gelungen, der Countertenor ist hervorragend, das Ensemble sehr farbig: Violinen, Cornetto, Fagott, Cello, Positiv, Cembalo und Theorbe schaffen fast einen orchestralen Klang.

  • Lieber Lullist!
    Als Generalist, der sich frech und unbefangen durch die verschiedensten Epochen und Gattungen der Musikgeschichte hört und sich dabei oftmals von Launen und Zufälligkeiten leiten lässt, habe ich um so größeren Respekt vor Spezialisten wie dir, die sich einer Sache voll und ganz verschreiben und ein Thema in aller Tiefe ausloten!
    So zolle ich dir hiermit meine Hochachtung und meine Anerkennung - und meine damit zugleich auch die vielen anderen Fachleute hier im Forum!
    Gruß!
    CRC

    "Muss es sein? - Es muss sein!" Grave man non troppo tratto.

  • Man Dankt ! :D


    aber es ist nicht ganz uneigennützig ...
    ich versuche nur die Nachfrage zu steigern, damit mehr solche Musik veröffentlicht und aufgeführt wird :D


    Denn die Meisten sind eher angetan von diesen Klängen und es ist einfach die Unkenntnis die hier im Wege steht.


    Erst wenn der Name "Lully" bei jeder popligen Klassiksammlung dabei ist, dann ist mein Ziel erreicht :D:D

  • zwei sehr zeizvolle Programme:




    Concert de Danse
    La Petit Bande / Kuijken
    Howard Crook


    Von vielen als wunderbaren Einstieg in die frz. Barockmusik gepriesen.
    Neben den vielen Balletten sind auch einige sehr schöne Airs dabei, genial dargeboten von H.Crook.
    zum Inhalt der CD:


    LULLY: Ouverture und Passacaille aus "Armide" / "C'est en vain..." aus Acis et Galatée
    CHARPENTIER: "Que me peut demander la Gloire" (Médée)
    DELALANDE: "Tant qu'a duré la nuit..." aus dem Ballett "L'Amour flechi par la Constance"
    REBEL: zwei Ballettsuiten "La Fantasie" und "Les Plaisirs champêtres"
    RAMEAU: Daphnis et Aeglé (Auszüge) / La Guirlande (Auszüge) / Le Fêtes d'Hébée (Auszüge)


    Rameaus Musik nimmt hierbei den größten Raum ein.
    Die Interpretation ist ziemlich gut, wie man es eben von dem Ensemble eh gewohnt ist.
    Crook hat ja schon in vielen Opernproduktionen mitgesungen, ihn auszuwählen ist fast eine Selbsztverständlichkeit.




    La Danse Royale
    Gatham Baroque


    eines vorweg - die Interpretation ist hinreißend, aber dennoch ist es bedauerlich, dass ein solches Programm nur in Kammermusikversion erschienen ist.


    Die Suiten sind wunderbar zusammengestellt. Gespielt wird natürlich in HIP : 2 Violinen, eine Gambe und Theorbe. Zwischendurch kommt auch mal Schlagwerk zum Zug.


    zum Inhalt:


    5 Suiten werden vorgestellt:


    Suite italiènne
    hauptsächlich Instrumentalstücke von Lully u.a. die wunderschöne Chacone aus "Amadis"


    L'Empire de l'Amour von René de Béarn, Marquis de Brassac
    eine absolute Rarität - die Komposition eines Höflings :D


    Le Divertissement Royal
    wieder mal viel Musik von Lully u.a. die Passacaille aus "Armide" aber auch Charpentier ist hier vertreten.

    Trios pour le Coucher du Roy
    - eine Auswahl der Stücke von Lully die er für die Zeremonie des "Zubettgehens" des Königs schrieb.


    Suite Pastorale
    neben vielen anonymen Kompositionen sind hier Mouret und Philidor vertreten.


    Diese Aufnahme lohnt auf jeden Fall, allein wegen der vielen Musik die zum ersten Male aufgenommen wurde.

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  • und noch eine schöne Aufnahme:



    Cerimonial Court Music
    La Bande du Hautbois du Roi / Tognon


    diese Oboenband mit Schlagwerk ist meiner Meinung nach die Beste ihrer Art, leider gibt es nicht allzuviele Aufnahmen von dieser tollen Truppe (mir ist nur noch die Lully Aufnahme und eine Purcell Aufnahme bekannt.)


    dargeboten werden diverse Stücke und Suiten für Oboenensemble.


    eine Suite in C-Dur von Lully
    die Suite No.1 aus der "Lustige Feldmusik" von J.P. Krieger
    eine Suite in d-moll von J.C. Pez
    sowie dem berühmten "The Queens Farewell" von J. Paisible
    und dem "Marche u Regiment de la Calotte" von Philidor.
    ferner eine Suite aus dem Ballett "Zephyre et Flore" von Louis Lully, dem ältesten Sohn Lullys.


    Wie das Programm schon zeigt sind hier nicht nur Franzosen vertreten, doch ist das Repertoire sehr französisch. Außerordentlich phantasievoll interpretiert und mit wirklich großartigem Repertoire!

  • zum Thema Oboenband hab ich auch noch einen:



    von Lully Suiten aus Le bourgeois gentilhomme; Les Nopces de village; Cadmus et Hermione
    Von Philidor Suite aus Le Mariage de la Grosse Cathos


    Auch hier gibt es zusätzliches Schlagwerk. Und die Interpretation läßt kaum Wünsche offen.


    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Ein weitere Tipp für Hörer die die frz. Orchestermusik am Hofe des Sonnenkönigs gerne kennen lernen möchten.
    Jordi Savall hat ein Programm zusammen gestellt, dazu verwendete er seine bisherigen Einspielungen ( LULLY - L'Orchestre du Roi Soleil oder L'Orchestre de Louis XIII etc.)


    Der Titel der CD bezieht sich auf die "musikalischen Wasserspiele" denn sowohl damals wie Heute werden die Fontänen von Versailles stets mit Musik begleitet....




    LES GRANDES EAUX MUSICALES DE VERSAILLES
    Le Concert des Nations / Savall



    Folgendes wurde verwendet:


    von Lully Musiken aus dem "Divertissements Royales" Le Bourgeois Gentilhomme" und "Alceste"


    von Dumanoir einige Ballette für 24 Violinen und die 12 großen Oboen


    diverse Ballette und ältere Tänze aus der zeit Louis XIII


    von Marais und Sainte Colombe Concertstücke für Gambe
    außerdem noch die Chaconne aus der "Alcione" (Marais)


    dann einige Stücke der "Concerts Royaux" von Couperin bilden den Abschluß


    Da ich alle diese CD's in original Version besitze kann ich nur sagen: Zugreifen!
    Die Interpretation ist durchgängig hervorragend und somit ist diese CD wohl der schönste "Versailles - Sampler" der momentan erhältlich ist.

  • zwei weitere interessante Aufnahmen:




    Musique à Versailles
    Trio Marie Antoinette


    mit Harfe, Flöte / Oboe und Kontrabaß wird hier ein nettes Konzert gegeben.
    Die CD beginnt mit den Folia Variationen von Marin Marais, dann folgt eine Suite von Rameau, die Symphonies de Noel von Delalande ( bisher die Einzige Aufnahme in diesem Umfang! ) und Musik von Couperin.


    Die Interpretation ist recht gut, auch wenn leider keine alten Instrumente verwendet werden.




    Musique à Versailles ( Werke von Marais, Forquery und d'Anglebert )
    Leonhardt, S. & W. Kuijken


    das war eine meiner ersten CD's, diese Aufnahme ist schon recht lange im Handel, damals auf LP erstmals veröffentlicht.
    Das Programm ist reine Kammermusik mit Cembalo und zwei Gamben wird hier hervorragend musiziert.
    Zwar stammt die Aufnahme noch aus den Anfängen der Alte Musik Bewegung, aber sie kann durchaus auch Heute noch begeistern.


    mittlerweile ist die CD auch recht günstig zu haben.


  • Inzwischen gibt es eine Doppel-CD mit sämtlichen Stücken von Chambonnières, gespielt von Olivier Baumont, z.T. auch mit Theorbe als Continuo. Auf dem gleichen spielerischen Niveau wie Sempé und ganz hervorragend aufgenommen. Baumonts Begleittext ist ebenfalls auf höchstem Niveau.


    Einmal editiert, zuletzt von miguel54 ()

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  • Guten Morgen


    TV-Empfehlungen zum Thema:


    -> [URL=http://www.arte.tv/de/woche/244,broadcastingNum=758713,day=1,week=43,year=2007.html] " 200 Jahrhunderte Barockmusik in Versailles "[/URL].


    -> [URL=http://www.arte.tv/de/woche/244,broadcastingNum=758739,day=2,week=43,year=2007.html]"Marc-Antoine Charpentier, ein musikalischer Herbst in Versailles"
    [/URL]


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag


    noch eine CD-Empfehlung:



    Arien, Szenen & Ballette aus Psyche, Armide, Isis,
    Roland, L'Amour Medecin u. a.


    Mit Les Arts Florssants, Leitung W. Christie


    Gruß :hello:
    aus dem sonnigen Schwetzingen


    Bernhard

  • Guten Tag,


    Philipp II. von Orléans, ein Neffe Ludwigs XIV, Sohn des Herzoges von Orléans Philipss I und Elisabeth Charlotte von der Pfalz, war ebenfalls musikalisch sehr engagiert, er komponierte mehrere Opern, Motetten und Kantaten; ist da etwas erhalten oder auch eingespielt ?
    Seine Mutter "Liselotte von der Pfalz" schrieb in einem Brief über seine Musikleidenschaft in Saint-Cloud:


    "Gestern abendt sahe ich meinen Sohn in seiner kammer sitzen mitt 3 oder 4 mussicanten umgeben, einer spilte auff einer lautte, ein anderer baß de viole, ein anderer auff der geigen; mein Sohn selber hatte ein desus de viollo (Baßgeigg). Das ging mit einem solchen eyffer zu, daß ich ein virtelstundt zuhörte, ohne daß mein sohn sahe, daß ich in der thür wär"


    Liselotte hat übrigend öfters in ihren zahlreichen Briefen über das Musikleben am Hofe des Sonnenkönig geschrieben.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag


    Man rufft mich in die musiqu zu gehn mit diesem Satz kündigte Elisabeth Charlotte von Orléans (auch als "Liselotte von der Pfalz" gekannt", die Schwägerin Ludwigs XIV., öfter an, dass sie zu einer musikalischen Darbietung am Hof des Sonnenkönigs gerufen wurde.




    Dreimal in der Woche hielt der König appartement und empfing Mitglieder seines Hofstaates, zur Unterhaltung gehörten Tanz, Spiel, Konzerte und Abendessen. Solch ein appartement beschrieb Elisabeth Charlotte in einem Brief;


    „Versammellen sich alle mansleutte vom hoff ins königliche entichambre undt alle weibér umb 6 in der königin cammer. Hernach geht man alle mitt einander in den salon…, von dar ein gross cabinet, alwo die violins sein vor die, so tanzten wollen. Von dar geht man in eine cammer, wo dess königs thron ist. Da findet allerhandt mussic, concerten und stimmem.“


    Über ein „Feste zu Marly“ anlässlich des Besuches des englichen Hofes 1704 schreibt sie:


    „bis daß man durch die paucken und trompeten, hautbois undt violins erfuhr, daß das feuerwerk fertig war. Man ging ahn die garttenthur, da sahe man eine schöne illumiation…. . Hernach ging man ahn Taffel, wo man dießselbe musiqu hatte, so man am Mitwog gehabt hat.“[/I


    ]Eine musikalische Darbietung anlässlich einer Grundsteinlegung beschrieb sie:


    [I]„Man empfing mich mit Paucken, Trompeten, Clarinen, Trommeln, Querpfeiffen und einer Salve Artillerie, Eine Fanfare die mir nicht gefiel… Die Geistlichen sangen drei lateinische Psalmen… Nachdem man unter den Klängen einer Fanfare von Paucken, Trompeten, Trommeln, Oboen und Querpeiffen den Grundstein gelegt hatte.. sang maqn ein mehrstimmiges Te Deum, das nicht enden wollte“



    Schön auch ein Satz der Herzogin aus der Kurpfalz:


    „Mich deucht, es divertiert mehr, wann man selber mitsingt, als die schönste musik. Wenn die engel im himmel die macht haben, menschliche stimmen und figuren an sich zu nehmen, so ist es ihnen leicht, wohl zu singen, allein ich zweiffle, daß sich unser Herrgott viel an der Musik ammussiert“


    Gelegendlich machten die langen Opernaufführungen die Herzogin müde:


    „Ich bin heutte nach dem 3ten acten auß dem opera gangen umb dießen brief zu auszuschreiben“.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Lieber Kurpfälzer, ich möchte hier die Gelegenheit nutzen und auf das Buch über Lieselotte von der Pfalz
    Madame sein ist ein ellendes Handwerck
    hinweisen.
    Falls du das besagte Buch noch nicht kennst: unbedingt empfehlenswerte Lektüre für Alle, die sich an authentischen historischen Zeitzeugenberichten erfreuen.
    Eine aussergewöhnliche Dame, die es aus dynastischen Gründen an den frz. Hof verschlagen hat. Die sich in ihr nicht einfaches Schicksal als Gattin eines dekadenten und eher dem männlcihen Geschlechte zugeneigten Dauphins, der ihr seine "migons" bei weitem vorzog, fatalistisch schickte und sich sogar die Achtung des Sonnenkönigs errang. Fûr eine Frau, die Ausländerin und weder attraktiv noch seine Gelibte war , ist das eine beachtliche Leistung gewesen!
    Leider musste sie mitansehen, wie ebendieser Sonnenkönig ihre geliebte Heimat, nach der sie sich zeitlebens zurücksehnte, verwüstete.
    Sei hat eine umfangreiche Briefesammlung hinterlassen udn damit offanbar ihre Sehnscuht nach Austausch in deutscher Sprache kompensiert. (Internet gab es ja noch nicht.... :pfeif:)


    Sehr interessant, was man über das kulturelle, eben auch musikalische Leben in Versailles erfährt und welche Unterschiede auch heute noch in der deutschen und frz. Mentalität ihre Gültigkeit nciht verloren haben.


    Fairy Queen

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