Der Ring, der nie gelungen - Richard Wagner: Der Ring des Nibelungen

  • Ich würde mich über einen detaillierteren Bericht sehr freuen. Der Stream ist auf jeden Fall vorgemerkt.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich würde mich über einen detaillierteren Bericht sehr freuen.

    Mal sehn...

    Man kann ja grundsätzlich bei Berichten von Aufführungen von zwei Seiten an die Sache herangehen: Man konzentriert sich entweder auf das, was auf der Bühne und im Graben stattgefunden hat, oder aber auf das, was es in einem selbst bewirkt hat. Ich bin kein Freund der Ergriffenheitsprosa à la Elke Heidenreich, die in 19 gedruckten Zeilen eines Textes über die Oper 13 Mal das Wort "ich" verwendet hat. Holger Noltze hat das zutreffend als "eine Art Superheldentum des Ergriffenseins" beschrieben und auf die Gefahr hingewiesen, dass das bei ihren Lesern zu Enttäuschungen führt, wenn diese Über-Ergriffenheit bei ihnen selbst ausbleibt. Sie wollen "Elsa sein, da steht aber nur Elke und hört nicht auf zu reden von ihrer eigenen Ergriffenheit." (Übrigens ein sehr lesenswerter Text in einem sehr klugen Buch, "Die Leichtigkeitslüge. Über Musik, Medien und Komplexität").

    Das kommt also für mich (den kleinen Spontantext von gestern möge man mir verzeihen) nicht in Frage. Damit bliebe die Beschreibung und Analyse der Aufführung selbst, und da weiß ich im Moment einfach nicht, wo ich beginnen und wo enden sollte. Vielleicht ist es mir aber auch einfach noch zu nah.

    Mal sehn...

  • Hier auch mit deutschen Untertiteln

    Die waren gelegentlich auch mehr als nötig in dieser - wie ich finde - stimmigen Inszenierung, in der die Bilder die Übermacht gewannen, Stimmen und Orchester sich aber bescheiden gaben.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Auch wenn sich hier anscheinend so gut wie niemand dafür interessiert:
    Hier gibt es seit heute (und bis zum 15. Juni) den Siegfried. Der Live-Stream der Götterdämmerung beginnt gleich (um 16 Uhr) und dürfte morgen oder spätestens übermorgen ebenfalls als Video-on-Demand zur Verfügung stehen.

  • Ich interessiere mich auf jeden Fall dafür und habe mir die Streams schon heruntergeladen. Anschauen werde ich mir diesen „Ring“ dann aber zu einem späteren Zeitpunkt am Stück.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich oute mich ebenfalls als Fan des Sawallisch-Rings!

    Eine Gesamtaufnahme des Rings, die eher selten erwähnt wird (was wohl auch an der schlechten Verfügbarkeit liegt), ist diejenige von Wolfgang Sawallisch aus der Bayerischen Staatsoper von 1989, vor 20 Jahren bei EMI aufgelegt.

    Im Forum findet man nicht arg viel dazu. Vor kurzem wurde aber Robert Hale als Wotan/Wanderer besonders hervorgehoben. Insgesamt scheinen die tiefen männlichen Stimmen sehr gut besetzt, während bei den Tenören und den weiblichen Stimmen Einschränkungen gemacht werden.

    Orchestral ist Sawallischs Ring für mich das beste, was jemals aufgenommen wurde. Auch wenn keine Nebengeräusche zu hören sind (abgesehen vom Applaus), spürt man deutlich den Live-Charakter. Es ist ein Unterschied, ob so lange in Studiositzungen zusammen geschnitten wird, bis das Ergebnis mehr oder minder stimmt oder ob man Live-Aufführungen verwendet.
    An Lebendigkeit, Durchsichtigkeit und orchestraler Spielkultur ist die Gesamtaufnahme kaum zu übertreffen.


    Bestünde der Ring nur aus tiefen Männerstimmen, wäre sogar eine Art "Referenz" herausgekommen.

    Ich kann mich dem nur anschließen und denke es schon sehr lange: Hier klingt Wagner für mich persönlich nahezu ideal. Dirigat und Orchester sind perfekt; das gefällt mir noch besser als Solti und Karajan.

    Gesanglich bin ich ebenfalls zufrieden, sogar zufriedener als die meisten hier. Die tiefen Männerstimmen wurden schon gelobt: Robert Hale ist mein perfekter Wotan, Ekkehard Wlaschiha ein optimaler Alberich. Matti Salminens Hagen ist für mich auf dem gleichen hohen Niveau wie Gottlob Frick.

    Und ich bin auch mit Kollo hier sehr zufrieden. Siegfried ist einfach eine Kollo-Rolle. Leicht geschrien manchmal, aber insgesamt doch völlig zufriedenstellend. Sein Siegfried im Janowski-Ring gefällt mir aber noch einen Tick besser.

    Helmut Pampuchs Mime ist völlig in Ordnung (sagt mir z.B. mehr zu als Paul Kuen oder Gerhard Stolze).

    Und ich persönlich mag auch Julia Varadys dunkel gefärbte Sieglinde.

    Es gibt aber natürlich einen großen wunden Punkt, der sicherlich - wie Norbert schon sagte - den Aufstieg zur Referenz verhinderte: Hildegard Behrens' Brünnhilde:

    Überhaupt nicht adäquat besetzt ist Hildegard Behrens. Das kann mit Bild teilweise kompensiert werden (so ja auch im Met-Ring), aber mit dem Ton allein fallen die Defizite schon frappierend auf. Brünnhildes Schlussgesang ist der traurige Höhepunkt.

    Dass die Behrens hier der Rolle nicht (mehr) gewachsen ist, wird deutlich. Die Stimme ist unglaublich brüchig, rau und manchmal gequält. Höhen gelingen kaum, manches wird geschrien.

    ABER: Der Sawallisch-Ring wird für mich dennoch nicht durch diese Besetzung 'zerstört'. Zum einen ist Behrens' Walküren-Brünnhilde noch recht gut und zum anderen kann ich dieser brüchigen Stimme z.B. im Finale der Götterdämmerung, oder auch an anderen Stellen (Wotan-Dialog, Siegfried-Verrat) durchaus etwas abgewinnen: Ich höre sie als gebrochene Stimme einer gebrochenen Frau. Beim großen Liebesduett im Siegfried-Finale passt das Ganze allerdings wirklich nicht.


    Insgesamt gehört der Sawallisch-Ring für mich zu den wichtigsten und liebsten Ringen. Auf jeden Fall in meiner Top 5 neben Solti, Karajan, Janowski und Böhm (Keilberth, Kna oder Fu kommen für mich leider nicht in Frage, weil mir die Tonqualität einfach nicht reicht).


    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Es ist das dritte Mal, dass ich nun alle 519 Beiträge gelesen habe.


    Seit Beginn 2004 über lange Jahre ging es um Tondokumente auf CD, Dirigenten, Sänger und Sängerinnen.


    Einmal in Beitrag 44 kommt die DVD ins Gespräch.


    Erstaunlich ist, dass die Inszenierungen kein zentrales Thema im Thread sind, obwohl es eine grosse Anzahl von DVDs und Blu-Ray Veröffentlichungen gibt. Die werden ab 2023 punktuell erwähnt.


    Beim Werbepartner sind diese DVD-Boxen bzw. Blu-Ray-Boxen von Der Ring des Nibelungen erhältlich.

    Die Teile daraus habe ich nicht berücksichtigt.




    7stündige Kurzfassung




    :!:Achtung: Nicht mehr erhältlich :!:


    [/jpc]



    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



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