Eure liebsten ersten Takte einer Oper - Best Of

  • Liebe Taminos und Paminas und andere Entitäten!


    Was soll das schon wieder? Einen thread zum Thema "Lieblingsouverturen" gibbet doch schon. Stimmt. Aber noch keinen zum Thema Meine liebsten freien Orchestervorspiele. Dieser thread soll - wennmöglich - eine Verallgemeinerung darstellen. Unabhängig, ob die Oper mit einer Ouverture im klassischen Sinne oder mit einem freien Vorspiel beginnt, möchte ich euch einladen, eure schönsten ersten Takte einer Oper hier zu präsentieren. Ganz unabhängig davon, ob euch der Rest noch begeistern kann oder nicht.


    Auf die Idee kam ich durch die intensive Beschäftigung mit Debussy, sowohl privat als auch hier im Forum. Denn die ersten Takte des Pelleas gehören für mich zu den schönsten und v.a. nobelsten ersten Takte einer Oper.


    Ausschlaggebend für die Eröffnung des threads ist aber eine Neuentdeckung für mich:


    Pizzetti: Assassinio nella cattedrale (Murder in the cathedral)


    Die ersten Takte stellen das sich leitmotivisch durch die Oper ziehende Thema vor, das ungemein stimmungsvoll aufkommendes Unheil verdeutlicht.
    Scheint eine ungemein interessante Oper zu sein. Freunde iatlienischer Oper sollten dieser mal ein Ohr leihen.


    So, und nun bitte ich um eure Vorschläge. Will ja als Opernnovize noch etwas dazulernen :yes:


    :hello:
    Wulf

  • Ganz spontan fiel mir da der wie eine Illustration des aufgehenden Vorhangs einsetzende Beginn von Richard Strauss' SALOME ein, der einen mit Narraboths "Wie schön ist die Prinzessin Salome heute abend" direkt in die Handlung führt. Ökonomischer und dennoch packender geht's kaum. Allerdings hat Strauss, wenn ich es bedenke, mit dem gellenden Orchesteraufschrei zu Beginn seiner ELEKTRA das noch getoppt.


    Während einem in der SALOME sofort die schwüle Atmosphäre des Stückes vor Ohren steht, verhält es sich, um auch eine seiner nicht selbstverständlichen Ouvertüren zu erwähnen, mit Verdis LA FORZA DEL DESTINO eher programmatisch. Hätte das nicht schon jemand über Beethovens Fünfte gesagt, könnte man diese Orchesterstöße mit "so klopft das Schicksal an die Tür" beschreiben. (Für Beethovens Ouvertüre zum FIDELIO gilt natürlich Ähnliches, wenn auch in etwas anderer Richtung).


    Verdi war überhaupt ein Meister der Kunst, einen gleich mit seinen ersten Takten mitten in das Geschehen zu reißen. Man höre sich nur den gewaltigen Sturm von OTHELLO oder, ganz im Gegensatz dazu, die polternden ersten Töne des FALSTAFF an.


    Das nur mal als Spontanreaktion zu der Maxime "an ihren ersten Tönen sollt Ihr sie erkennen."


    :hello: Jacques Rideamus

  • Einer der ungeheuersten Operneingänge ist der von Glucks Iphigénie en Tauride auch wenn er so geheuer anfängt, wie man es sich nur wünschen mag. Wundersame Harmonien in ruhiger Stimmung geben gleichermaßen einen Meeresoberfläche wie eine in sich ruhende Seelenlandschaft wieder. Dass dies nur die Oberfläche ist, ein Zustand gewünschter Ruhe, der nicht wieder erreicht werden kann, wird deutlich, als der Sturm ausbricht - nun ein körperlicher, realer Sturm mit aufgepeitschten Wellen, mit Blitzen und mit Donner. Sehr bald wird deutlich, dass es hier nicht nur die Außenwelt ist, die den Menschen bedroht, sondern der Seesturm Abbild des inneren Sturmes ist, der in den beiden Nachkommen des Atreus' tobt, die die Protagonisten der Handlung sind.


    Am Anfang der Oper lernen wir erst mal die eine kennen, Iphigenie, das schuldlose Opfer, das aber als Sprössling des von den Göttern verfolgten Geschlechtes seine Schuld mit der Geburt erworben hat. Wie nun aus dem Toben des Sturmes in einer gewaltigen Szene das um Schutz flehende Gebet der Iphigenie, unterstützt von ihren Gefährtinnen hervortritt, wie mit dem Flehen der Sturm abklingt, ist eine Szene, die ihresgleichen in der Opernliteratur sucht, ein nächstes Zeugnis von einer solchen Verschmelzung von Eingang und Auftritt des Helden findet man erst in Verdis Otello mit der gleichen elementaren Gewalt, die einen überwältigt.


    In der Iphigénie en Tauride wird mit der in die Anfangszene integrierten Ouvertüre ein Spannungsbogen gebildet, der erst in dem utopisches Glück einfordernden Schlusschor endet. Es folgt dem Aussetzen des (äußeren) Sturmes sogleich ein dramatisches Arioso (erst Wagners Romerzählung im "Tannhäuser" erreicht wieder diese Höhe), mit dem nun für das Publikum in einer Traumerzählung fassbar wird, dass der Sturm auf dem Meer zwar abflaute (in der Folge werden Orest und Pylades von den Skythen gefangen genommen), dass aber im Innern der in so wunderschön weiten kantablen Bögen singenden Iphigenie eine weitaus heftigere Auseinandersetzung tobt: da sind der Vater, der seine Tochter, die Frau, die ihren Mann, der Sohn, der seine Mutter tötet - die Eumeniden künden sich an, die ihr Opfer zu Tode hetzen.


    Wenn man nun weiß, dass ein Teil der Musik aus einem Vaudeville (L'ile de Merlin) stammt, wenn auch umgestellt und erheblich umgearbeitet, bewundert man umso mehr die dramatische und musikalische Kraft von Gluck aus einem Abziehbild der gängigen Musik, einer tempesta-Musik, ein so komplexes Seelengemälde zu gewinnen, ein Stück jener Archaik zu schaffen, das einer Klassik vorgehen mag, aber jede Klassik überdauert.


    Liebe Grüße Peter

  • Zitat

    Original von Jacques Rideamus
    Verdi war überhaupt ein Meister der Kunst, einen gleich mit seinen ersten Takten mitten in das Geschehen zu reißen.


    Das kann ich nur unterstreichen. Spielt mir die ersten Takte von "La Traviata" vor und ich bekomme glänzende Augen, vergesse Weib, Kinder, Termine und Pflichten, bin sogar imstande, in einem solchen Moment Störenfriede mit der linken Hand zu erwürgen. Wenn jemand wissen möchte, was die Rattenfänger von Hameln, Korneuburg etc. auf ihren Flöten spielten: Natürlich dieses Motiv (die hatten ja magische Fähigkeiten und kannten die Melodie schon Jahrhunderte , bevor sie komponiert wurde).


    LG


    Waldi

  • Mir fällt da spontan vor allem "Tristan und Isolde" ein. Ein Einleitungsmotiv über dessen berühmten "Tristanakkord" - ich krieg immer gleich die Gänsehaut - ja reichlich philosophiert und gedeutet wurde.
    "Langsam und schmachtend" steht im Klavierauszug. :angel:


  • Freut mich, daß der thread so regen Anklang findet. Und was ich alles dazu lernen kann. Danke schon mal für die Anregungen.


    :hello:
    Wulf

  • Bei den Opern, die direkt (fast) ohne Vorspiel in die Handlung einsteigen, schließe ich mich Rideamus an: Verdi, Otello und Falstaff - Strauss, Salome und Elektra. Die Formulierung "an ihren ersten Tönen sollt Ihr sie erkennen" finde ich auch sehr schön - sie trifft auf die genialen Anfänge dieser vier Opern unbedingt zu. Besonders hervorheben möchte ich Salome mit dem großartig selbstreferentiellen Clou des mit der Klarinette aufgehenden Vorhangs (Strauss - der "Meister der ersten 250 Takte", wie der Strauss-Verächter Adorno schrieb).


    Erkennbar davon beeinflusst, anders, viel nüchterner, aber ebenso großartig: die ersten Takte von Alban Bergs Wozzeck: die nach unten rutschenden Streicher mit dem Wirbel der kleinen Trommel - sofort ist man im militärischen Ambiente drin.


    Total anders, ungeheuer auratisch und suggestiv: die "byzantinischen" Chöre, mit denen Szymanowskis König Roger anfängt.




    Bei den etwas längeren Vorspielen, die unmittelbar in die Oper übergehen:


    Debussys Pelléas, schon genannt - atmosphärisch ganz dicht.


    Die meisten Vorspiele bei Janacek, mit denen man ebenfalls sofort in der Oper drin ist (das nervöse Pochen des Xylophons in Jenufa, die beiden so ausdrucksvollen Zentralmotive in Katia Kabanova usw.).


    Das Meer in Verdis Simone Boccanegra !


    Wie man in Bartóks Herzog Blaubarts Burg von den pianissimo-Streichern in die Oper hineingezogen wird - auch und gerade, wenn sie während des gesprochenen Prologs einsetzen!


    Wagners Rheingold - die Enstehung der Welt aus dem Es-dur-Dreiklang. Überhaupt unglaublich, wie da vier Takte am Anfang nur die Kontrabässe das Es brummen, dann die Fagotte mit dem B dazukommen...




    Bei den "richtigen" Vorspielen und Ouvertüren beschränke ich mich auf zwei ganz prominente Beispiele:


    Mozarts Figaro - nicht mit irgendeinem Motiv aus der Oper beginnend, sondern mit den fast gestaltlos im pp wirbelnden Streichern (der "tolle Tag").


    Und, auch schon genannt: das Tristan-Motiv, nicht nur, weil es so suggestiv ist, sondern weil aus ihm - pointiert gesprochen - die gesamten folgenden vier Stunden der Oper abgeleitet sind.



    Viele Grüße


    Bernd

  • Hi


    Da wurde ja schon einiges genannt. Wenn ich mir recht überlege, ziehe ich ein kurzes Vorspiel dem direkten Einstieg in die Handlung vor. Ich finde es schön, wenn man sich ein wenig auf das Kommende einstimmen kann. Und Geniestreiche wie der Anfang der Salome, wo man wirklich mit den ersten Takten auch stimmungsmäßig mitten im Geschehen ist, sind nicht beliebig vervielfältigbar.


    Verdis beste Beispiele wurden ja auch schon genannt. Aber auch das Vorspiel zu Aida finde ich im Einführungssinne sehr gelungen und man denke an den Rigoletto! Da haben wir das ziemlich schicksalsträchtige Vorspiel und dann den ansatzlosen Übergang zur heiter-ausgelassenen Stimmung des Festes, wo die - sich später dramatisch zuspitzenden - Ereignisse ihren Ausgang nehmen.


    Richard Strauss? Salome und Elektra haben ganz starke Beginne, aber man darf nun wirklich nicht auf das Vorspiel des Rosenkavaliers vergessen!


    Bei Richard Wagner denke ich nach Trisolde vor allem an die Walküre. Aber natürlich muss man auch das Vorspiel zu Rheingold und die beiden Vorspiele bei Lohengrin erwähnen. Und auch Parsifal ist mehr ein langes Vorspiel denn ein Ouvertüre...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus
    Richard Strauss? Salome und Elektra haben ganz starke Beginne, aber man darf nun wirklich nicht auf das Vorspiel des Rosenkavaliers vergessen!


    Genau das fiel mir auch als erstes ein. Jeder Takt Gold wert...

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

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  • Bislang bin ich auch noch nicht Opernexperte, so dass mir nur Anfänge einfallen, die schon genannt worden sind (alle von Verdi):
    einerseits die Medias-in-res-Anfänge von Otello und Falstaff, andererseits das Vorspiel von Aida, dass wohl schon mal 2 wichtige "Leitmotive" vorstellt: das erste steht vielleicht für Aida und ihre chancenarme Liebe, das zweite vielleicht für die unerbittliche, von den Göttern bestimmte Notwendigkeit. Dieses Vorspiel ist eigentlich zu kurz, um einzeln gespielt zu werden; es ist nur eine angedeutete Aufwallung des dramatischen Konflikts (persönliches Glück vs. Weltlauf oder so). Also auch eher eine Einführung in die erste Szene. Ich bin immer wieder hin und weg.


    Die ersten Takte von Wagners Tristan & Isolde-Vorspiel und der Einleitung von Schönbergs Moses & Aron ergreifen mich nicht so, eher erst später wenn sie wieder aufgegriffen werden.


    Viele Grüße


    :hello:

  • Einmal d-moll, einmal A-Dur, mehr nicht, nur Bässe, Celli, Bratschen und Fagotte bleiben jeweils eine Viertel länger liegen auf d und cis (vielleicht mit kleiner Fermate und etwas Druck), und schon reißt's einen.


    Schon bei diesen ersten zwei Akkorden des Don Giovanni spricht man unwillkürlich die auf ein Zugunglück gemünzten Worte Thomas Manns vor sich hin:
    "Das geht nicht gut, das geht nicht gut, das geht auf keinen Fall gut."



    audiamus



    .

  • Meine Lieben,


    meine Liebsten sind die Eingänge zu Pfitzners "Palestrina" und zu Webers "Oberon".


    Beim erstgenannten scheint es sich - in den stimmführenden Gruppen - zunächst um eine Quinte und eine kleine Septe zu handeln, die in den Raum gestellt werden. Ich habe keine Noten, das Klavier steht unten, der Plattenspieler oben, und die Klampfe ist sozusagen auf Viertel nach Acht gestellt - Es-doll 27, oder sowas, habe keine Lust, das alles umzurechnen, daher von mir nur vage Angaben.


    "Oberon" hebt mit dem Hornruf an, das sind Sekunden. Großen Reiz übt hier der Kontrast zwischen bedächtigen Bläsern und bald recht quirligen Streichern aus. Beide Werke übrigens beginnen, soviel höre ich noch raus, mit demselben Ton - ich hoffe nicht, das liegt daran, daß beide Male Kubelik dirigiert?


    Das "Palestrina"-Vorspiel ist ohnedies in toto ein inniggeliebtes Stück, mit seiner "weltentrückten Daseinsfreude", um mal ein Oxymoron zu bemühen. Klar, es ist am Parsifalvorspiel orientiert, kommt aber eben auch weit über dieses hinaus, bietet viel weniger Bombast und entwickelt eine geradezu spirituelle Präsenz in seinem Verlauf.


    Der "Oberon" wird ebenfalls häufig unter Wert gehandelt, sein Vorspiel ist Webers reifstes, und das nicht nur, weil es sein letztkomponiertes war. Hier, in der Ouvertüre, hat später Mendelssohn nahezu alle Stilmittel für seine "Sommernachtstraum"-Sprache finden können und den Bezug ja auch mit einem Oberon-Zitat am Schluß der Sommernachtstraumouvertüre gewürdigt.



    Alex.

  • Hallo,
    es gibt Leute, die sammeln NUR Ouvertüren.
    In diesem Zusammenhang erinnere ich mich, dass ich bei der Sizilianischen Vesper und bei der Macht des Schicksals die Ouvertüren als tollen Einstieg empfinde.
    Oder, sind diese Beispiele zu populär, zu "schlagerlastig" ?
    LG rugero

    Die Stimme, das wohl vollkommenste Instrument.

  • Zitat

    Original von rugero
    Hallo,
    es gibt Leute, die sammeln NUR Ouvertüren.
    In diesem Zusammenhang erinnere ich mich, dass ich bei der Sizilianischen Vesper und bei der Macht des Schicksals die Ouvertüren als tollen Einstieg empfinde.
    Oder, sind diese Beispiele zu populär, zu "schlagerlastig" ?
    LG rugero


    Lieber Rugero!


    Bei beiden Opern, von Dir genannten Opern, sind die Ouvertüren schon eine Hinführung zur Oper selbst.


    Bei der "Macht" ist es das Motiv, das man seinem Schicksal nicht entgehen kann, man könnte es das "Leonoren-Motiv" nennen, das dann übergreifend auf Alvaro und Don Carlos aufgeht. :jubel:


    Aber wenn ich nicht Verdi nenne, dann hat auch Boitos "Mefistofele" etwas Ähnliches. Man hat einen guten Einstieg in die Oper. :jubel:


    Leider ist es eine der wenig gespielten Opern.


    Liebe Grüße Peter aus dem herbstlich, kühlem Wien. :hello: :hello:

  • Für mich einer der besten Anfänge: "Frau ohne Schatten" von Richard Strauss - lastendes "Keikobad"-Thema, düstere bis unheimliche Stimmung. Danach sollte der Vorhang fallen, den Rest braucht niemand.


    Die meisten meiner Gänsehaut-Stellen bezüglich der Anfänge wurden schon genannt - habe ich "Tosca" nur überlesen? Ein Wahnsinns-Beginn. Schade, daß sich Puccini dann erinnert, daß er - nun, eben nur Puccini ist.


    Für mich ebenfalls faszinierend ist der Beginn von Arnold Schönbergs "Moses und Aron": Auf engstem Raum wird das Mysterium Gottes erfahrbar gemacht. Und in diesem Fall hält die ganze Oper, was der Anfang verspricht.


    Geradezu genial ist meiner Meinung nach auch der Anfang von Benjamin Brittens "Death in Venice". Das unregelmäßige, durch Heterophonien verschwommene Staccato, dann sofort der Einsatz Aschenbachs "My mind beats on and no words come" - das bohrende Herumdenken an einer Geschichte ist gigantisch in Musik gefaßt und zieht sofort in die Ausweglosigkeit der Situation hinein.


    Auch nicht von schlechten Eltern: Luigi Dallapiccolas "Il Prigioniero". Kommt an Prägnanz Beethoven Fünfter gleich. Man wird in das Drama geradezu hineingezerrt. Ein ungeheurer Moment!


    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Für mich einer der besten Anfänge: "Frau ohne Schatten" von Richard Strauss - lastendes "Keikobad"-Thema, düstere bis unheimliche Stimmung. Danach sollte der Vorhang fallen, den Rest braucht niemand.


    :D
    Mir gefällt auch der Rest (wenn auch nicht durchgehend).


    Wahnsinnig begeistert bin ich übrigens auch vom Vorspiel zur [I]Walküre[U] von Wagner.

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Wunderbar atmosphärisch dicht gestaltet sich auch der Anfang der anderen großen französischen Oper neben Pelleas et Melisande:


    Paul Dukas: Ariane et Barbe-Bleue.


    Unbedingt mal reinhören, hier ist die Möglichkeit dazu:



    oder


    :hello:
    Wulf


    P.S. Ich bevorzuge de Billy, die andere Aufnahme - etwas zügiger - verliert im Vergleich etwas an Atmosphäre.

  • Lieber Wulf,

    Zitat

    P.S. Ich bevorzuge de Billy, die andere Aufnahme - etwas zügiger - verliert im Vergleich etwas an Atmosphäre.


    Schon.
    Aber meine herzlichste Gratulation jedem, der bei der Polaski auch nur einen Satz von dem versteht, was sie singt.
    Da gab's mal eine Aufnahme auf Erato - die war einfach ungeheuer; die Besetzung:


    Kristine Ciesinski - Ariane
    Gabriel Bacquier - Barbe-Bleue
    Mariana Paunova - Ein Kindermädchen
    Hanna Schaer - Sélysette
    Anne-Marie Blanzat - Ygraine
    Jocelyne Chamonin - Mélisande
    Michèle Command - Bellangère
    Armin Jordan; Chœurs de Radio France, Nouvel Orchestre Philharmonique


    Dagegen verblaßt alles, was nachher kam.



    :hello:

    ...

  • Lieber Edwin,


    hab schon von gehört. Nur vom Hörensagen ;(


    Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich die (Un)Leitsung der Polaski gar nicht richtig einschätzen kann, da ich die Aufnahme nur auszugsweise kenne.
    Aber speziell der Anfang ist von de Billy schon sehr atmosphärisch umgesetzt.


    Also, nach der Erato Ausschau halten, meinst Du??


    :hello:
    Wulf

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  • Lieber Wulf,

    Zitat

    Also, nach der Erato Ausschau halten, meinst Du??


    Ja, unbedingt. Ich hab' sie auf Schallplatte - einfach unglaublich, was Jordan an Farben herausholt. Und die Ciesinski singt mit derartiger Intelligenz, daß es zum Niederknieen ist! Im Moment sind die Summen freilich astronomisch, falls die CD überhaupt einmal auftaucht.


    ***


    Liebe Rita,

    Zitat

    Für mich ist auch des Vorspiel zur Walküre das Beste!


    Ja, ich mag Wagners "Erlkönig"-Variationen auch sehr gerne.
    Allerdings sind mir zwei Anfänge Wagners noch lieber, nämlich "Rheingold" mit der ungeheuren Es-Dur-Klangfläche, und "Götterdämmerung": Zwei Akkorde, die einen Nebelschleier zerreißen, die ein Erwachen suggerieren, aber auch einen magischen Traum. Ein Klangsymbol von ungeheurer Kraft.


    :hello:

    ...

  • Der prägnanteste Einstieg in ein Werk - für mich das Keikobad-Thema in der Frau ohne Schatten (im Gegensatz zu Edwin mag ich das gesamte Werk ganz ausserordentlich).


    LG
    Isis

  • Ich mag die ersten Akkorde des Vorspiels der Götterdämmerung (und überhaupt das ganze Vorspiel - dann wird's für mich erst ab Beginn des 3. Aufzugs wieder interessant); weiters die ersten Takte von Rheingold, Elektra und Die Frau ohne Schatten.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.



  • Kann ich nur bestätigen. Ich besitze die ERATO Aufnahme und bin sehr zufrieden :yes: :D



    Und nun zurück zum Thread.


    Zwei Opern, deren Vorspiele ich sehr mag, wurden (leider) schon genannt:


    1. Palestrina (Hans Pfitzner)


    2. Götterdämmerung (Richard Wagner)



    Hinzufügen möchte ich das verträumte Vorspiel zu "Aino" von Erkki Melartin, das misteriöse Vorspiel zu "Padmâvatî" von Albert Roussel, die fröhliche Ouvertüre zu "The Poisoned Kiss" von Ralph Vaughan Williams und die kraftvolle Ouvertüre zu "Der Protagonist" von Kurt Weill.


    Als kleines Bonbon oben drauf, auch wenn es gegen die Regel dieses Threads verstößt: das tiefsinnige Vorspiel zum dritten Akt "Die Meistersinger von Nürnberg" von Richard Wagner.


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Kristine Ciesinski - Ariane


    [...]


    Und die Ciesinski singt mit derartiger Intelligenz, daß es zum Niederknieen ist!


    Kleine Korrektur: es handelt sich nicht um Kristine Ciesinski, sondern um ihre Schwester Katherine Ciesinski.


    Was sich auf dem virtuellen Papier wie eine Beckmesserei ausnimmt, wird - wenn man beide Sängerinnen mal gehört hat - zu einem Riesenunterschied: Katherine ist (war?) in der Tat eine begnadete Sängerin, Kristine zwar eine hervorragende Darstellerin - aber ihre Stimme, naja... :stumm:


    Ansonsten kann ich mich der Empfehlung für die Jordan-Aufnahme, die ich auf CD besitze (seinerzeit spottbillig bei 2001 erworben), nur anschließen.


    Ich habe Deborah Polaski in dieser Rolle in der Rundfunkübertragung der letztjährigen Cambreling/Viebrock-Produktion aus Paris gehört (Bericht von der Aufführung hier) und fand sie mit leichten Abstrichen ebenfalls sehr gut.


    Um zum Threadthema zurückzuschwenken: Der unmittelbare Anfang von Ariane et Barbe-Bleue gefällt mir ebenfalls sehr gut - erinnert mich merkwürdigerweise etwas an Bruckner (wovon beim "Rest" der Oper natürlich keine Rede sein kann).



    Viele Grüße


    Bernd

  • Lieber Bernd,

    Zitat

    Kristine zwar eine hervorragende Darstellerin - aber ihre Stimme, naja...


    Danke für die Korrektur; ich muß gestehen, ich hab's unüberprüft von einer Web-Site kopiert, mich zwar gewundert, daß Kristine Ciesinski einen so tollen Auftritt hatte, aber das war's auch schon. Jetzt wird mir alles klar...
    Scheint aber nicht mehr sehr oft aufzutreten, die jüngste Einspielung war wohl "Little Woman", die Bernstein-Nachfolge von Mark Adamo.


    Der "Ariane"-Anfang erinnert auch mich an Bruckner. Und zwar so sehr, daß ich ihn einer Bruckner-Fanatikerin kommentarlos vorspielte. Sie sagte: "Das ist ein Bruckner, den ich nicht kenne." Erstaunlich, was so ein paar Quinten bewirken...


    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Der "Ariane"-Anfang erinnert auch mich an Bruckner. Und zwar so sehr, daß ich ihn einer Bruckner-Fanatikerin kommentarlos vorspielte. Sie sagte: "Das ist ein Bruckner, den ich nicht kenne." Erstaunlich, was so ein paar Quinten bewirken...


    :hello:


    Oder Oktaven :D Aber die Ähnlichkeit beschränkt sich - soweit ich das beurteilen kann - vorwiegend auf harmonischer Ebene. Die 32tel-Figuren in den Celli und Kontrabässen klingen IMO doch etwas zu vorwärtsdrängend für Bruckner, das Motiv in den Streichern nach den beiden initiierenden Oktavsprüngen c-c und di-dis und die daran anschließende Wiederholung der Oktavsprünge klingt auch aus an dieser Stelle für mich nicht wirklich 100%ig nach Bruckner.


    :hello:
    Wulf

  • Zitat

    Original von Zwielicht

    Wagners Rheingold - die Enstehung der Welt aus dem Es-dur-Dreiklang. Überhaupt unglaublich, wie da vier Takte am Anfang nur die Kontrabässe das Es brummen, dann die Fagotte mit dem B dazukommen...



    Schon vorweggenommen, der erste Gedanke zu diesem Thread!! ;) Diese Overtüre allein machte mir beim ersten Mal Hören berits Lust auf mehr. Welche Art Welt entsteht hier gerade, die sich hier stufenweise aufbaut und entblättert?


    LG
    :hello:
    Ulrica

  • Für mich ist es der Anfang von Verdis "Otello", die Sturm und Gewitterszenen und die Ankunft Otellos. Den Beginn von Wagners Rheingold finde ich auch faszinierent.




    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

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