An Ernst Wolfgang Behrisch
[Leipzig, 7. oder 9. October 1767.]
Hochzeitlied,
an meinen Freund.
Im Schlafgemach, fern von dem Feste,
Sitzt Amor Dir getreu, und wacht,
Daß nicht die List muhtwill'ger Gäste,
Das Brautbett dir unsicher macht.
Er harrt auf dich. Der Fackel Schimmer
Umglänzt ihn, und ihr flammend Gold
Treibt Weihrauchdamf der durch das Zimmer
In wollustvollen Wirbeln rollt.
Wie schlägt Dein Herz, beym Schlag der Stunde
Der deiner Gäste Lärm verjagt!
Wie blickst Du nach dem schönen Munde
Der Dir nun bald nichts mehr versagt.
Du gehst, und wünschend geht die Menge;
Ach wer doch auch so glücklich wär'!
Die Mutter weint, und ihre Strenge
Hielt' gern dich ab, und darf nicht mehr.
Dein ganzes Glück nun zu vollenden,
Trittst du in's Heiligthum herein;
Die Flamme in des Amors Händen
Wird wie ein Nachtlicht still und klein.
Schnell hilft der Schalck die Braut entkleiden
Und ist doch nicht so schnell wie du,
Sieht euch noch einmal an, bescheiden
Hält er zuletzt die Augen zu.
Ich schicke dir dieses kleine Gedicht, dessen Verfasser du an der Denckungsart, und an der Versifikation gar leichte erkennen wirst, um deine Meinung darüber zu hören. Mir kommt es noch so ganz artig vor.
Schreiben Sie mir immer ein Bißgen wenn Sie Zeit haben, und die haben Sie wohl immer jtzo, ob mann gleich beym Auerbachshoflärm schwören sollte es wäre keine unbeschäftigte Seele darinne.
Zum hällischen Tohre ist noch niemand merckwürdiges hereingekommen.
Liebe Grüße Peter