Hallo liebe Taminos und Paminas! Liebe Reisefreunde!
Ich habe (mal wieder) eine kleine Reihe in Planung und mit diesem Thread auch gestartet, die euch das Musikleben großer und bekannter Städte näherbringen soll. Das besondere dran soll sein, dass es nicht unbedingt Städte sein werden, die unbedingt sofort mit klassischer Musik asoziiert werden. Den Anfang werde ich mit der Löwenstadt in Ostasien machen.
SINGAPUR
Singapur, die Löwenstadt ist das Paradebeispiel eines expandierenden, florierenden südostasiatischen Staates. Obwohl nur ein kleiner Punkt auf der Landkarte bietet Singapur viele verschiedene Kulturen auf engstem Raum, man kann den Stadtstaat zu Recht als Schmelztiegel (es herrschen 4 Amtssprachen) zwischen Indonesiern, Inder, Chinesen, Engländern, Malaien und vielen mehr, bezeichnen. Jahrhundertelang wurde Singapur von Sultanen beherrscht, doch der heutige Name der Stadt kommt aus dem 13. Jahrhundert und entstand während einer kurzen Zeit der Unabhängigkeit. Ein eigenes Königreich Temamek wurde gegründet und leitet sich von Singha=Löwe und Pura=Stadt ab. Der Legende zufolge soll der Prinz Utama einen Löwen gesehen haben. Er wollte gegen den Löwen kämpfen, doch sie sahen sich gegenseitig in die Augen und der Prinz senkte sein Schwert und der Löwe zog sich zurück.
Der Brite Thomas Stamford Bimgley Raffles gründete im Jahre 1819 einen Handelsposten, um die Gefahr der Kolonialschiffe durch die Holländer zu begrenzen. Dem Stadtgründer wird man in Singapur häufig begegnen, zum Beispiel heißt das luxuriöseste Hotel der Stadt Stamford Raffles Hotel. Singapur stieg aufgrund seiner äußerst günstigen Lage schnell zu einer wichtigen Handelsstadt auf. Zuletzt war Singapur sportlich in den Medien, da der erste Nacht-Grand Prix der Formel 1 Geschichte im Stadtstaat ausgetragen wurde.
Die Musik und Theaterszene ist relativ klein, aber recht fein. Vor allem ist daran das geringe Interesse der Regierung schuld, die den Kulturschaffenden wenig Budget gibt. So müssen die Kulturschaffenden das Beste daraus machen. Weiters herrscht in Singapur noch die staatliche Zensur bei Bühnenaufführungen, was das Inszenieren neuer Stücke nicht gerade einfach macht.
In Singapur treten zwei Orchester regelmäßig auf:
Das Singapore Symphony Orchestra (in der Victoria Concert Hall) und das Singapore Chinese Orchestra (in der Singapore Conference Hall).
Singapore Symphony Orchestra
Das Singapore Symphony Orchestra wurde 1979 gegründet und seitdem gibt es wöchentlich zwei Konzerte in der Victoria Concert Hall. Meistens finden die Konzerte Freitags und Samstags statt. Meist wird Klassik gespielt, hin und wieder auch Jazz. An manchen Terminen finden auch Gastspiele international renommierter Orchester in der Victoria Concert Hall statt, die nur aufgrund finanzkräftiger Sponsoren ermöglicht werden können, da die Regierung Singapurs sehr wenig Budget für Kultur übrig hat. Kein Wunder, wenn man den Bau- und Modernisierungsboom im Stadtstaat ansieht.
Das SSO spielt auch Kammerkonzerte in der Jubilee Hall im Raffles-Hotel. Weiters werden Konzerte mit chinesischer und malaysischer Volksmusik sowie moderner asiatischer klassischer Musik gespielt. Diese finden in der Nanyang Academy of Fine Arts statt. Weiters ist die Singapore Indian Fine Arts Society zu erwähnen, wo Teile des SSO indische Tanzmusik interpretieren.
Das SSO war das erste permanente Orchester des Stadtstaates, davor waren Gastspiele internationaler Orchester das einzige, was sich Musikliebhaber anhören konnten.
Hier einige CDs, auf denen ihr das SSO hören könnt:
Singapore Chinese Orchestra
Das Singapore Chinese Orchestra wurde erst 1997 gegründet und ist seither das einzige Orchester der Löwenstadt, dass sich ausschließlich klassischer Musik widmet. Das 72-Mann starke Orchester spielt in der Singapore Conference Hall.
Im Jahr 2003, zur Feier des 39ten Jahrestag der Unabhängigkeit Singapurs gab das Orchester ein Konzert im National Stadium vor mehreren Tausend Zuhörern und Zusehern. Internationale Gastspiele führten das Orchester zu folgenden Festspielen und Orten:
1998- Tour nach Peking, Shanghai und Xiamen
2000- Taiwan
2005- Budapest String Festival, Gateshead, London-Singapore Season
2007- Beijing and Shanghai (Beijing Music Festival and China Shanghai International Arts Festival),Macao, Guangzhou, Zhongshan and Shenzhen
Chefdirigent ist seit Januar 2002 Tsung Yeh (der auch schon das Chicago Symphony Orchestra leitete), der mit dem Orchester hauptsächlich chinesische Orchestermusik einspielt.
2003 wurde das Singapore Arts Festival ins Leben gerufen, bei dem das SCO gefeierte Auftritte absolviert.
Das Konzertprogramm beinhaltet meist klassische chinesische Orchestermusik, die von Maestro Yeh zu „Mottokonzerten“ wie „Rhapsody of Spring“ zusammengefasst werden.
OPER
Ein permanentes Opernhaus wie wir es kennen gibt es in Singapur nicht. „Klassische Opern“ werden hin und wieder in der Singapore Lyric Opera aufgeführt. Dieses Haus hat sich hauptsächlich der traditionellen asiatischen Oper verschrieben. Am Spielplan stehen hauptsächlich Stücke der kantonesischen, der Peking-Oper, der Hokkim und der Malaysischen Oper. Der kantonesischen Oper ist sogar ein eigenes Festival (Singapore International Cantonese Opera Festival) gewidmet, das jedes Jahr im September oder Oktober stattfindet. Das SLO ist das einzige Haus in Singapur, das zwei Produktionen „westlicher Opern“ auf dem Spielplan hat. Das Haus sieht es als seine Aufgabe dem Publikum „westliche Werke“ werkgetreu näherzubringen und so das Verständnis der Kulturen zu fördern.
Le nozze di Figaro (2006)
Bisherige Produktionen:
Turandot Giacomo Puccini 2008
La Traviata Giuseppe Verdi 2008
Der Barbier von Sevilla Rossini 2007
Le nozze di Figaro Wolfgang Amadeus Mozart 2006
Madama Butterfly Giacomo Puccini 2005
Hansel & Gretel Engelbert Humperdinck 2004
Die lustige Witwe Franz Lehár 2004
Tosca Giacomo Puccini 2003
Carmen Georges Bizet 2002
Macbeth Giuseppe Verdi 2001
Il Trovatore Giuseppe Verdi 2001
The Student Prince Sigmund Romberg 2000
Cavalleria Rusticana / Pagliacci Pietro Mascagni/ Ruggiero Leoncavallo 2000
Fiddler on the Roof Jerry Bock 1999
Die Zauberflöte Wolfgang Amadeus Mozart 1999
Die Fledermaus Johann Strauss Jr. 1999
La Traviata Giuseppe Verdi 1998
Carmen Georges Bizet 1998
Bunga Mawar Leong Yoon Pin 1997
A Midsummer's Night Dream Benjamin Britten 1997
La Bohème Giacomo Puccini 1997
Faust Charles Francois Gounod 1996
Tosca Giacomo Puccini 1995
Madama Butterfly Giacomo Puccini 1994
Susanas Geheimnis Ermanno Wolf-Ferrari 1994
Rigoletto Giuseppe Verdi 1993
Die Fledermaus Johann Strauss Jr. 1993
Die lustige Witwe Franz Lehár 1992
Der Barbier von Sevilla Gioacchino Rossini 1992
Die Zauberflöte Wolfgang Amadeus Mozart 1991
Die kantonesische Oper ist überhaupt sehr beliebt in der Löwenstadt, denn der Chinese Oper Circle veranstaltet jedes Wochenende Aufführungen von Kanton-Opern in seinem Teehaus in Chinatown.
Klassische Opern werden nur an wenigen Abenden in der Saison gezeigt, meist sind es Co-Produktionen mit anderen Opernhäusern. In der nächsten Saison stehen „Les Comtes du Hoffmann“, eine Koproduktion mit der Opera de Nice und „Der Rosenkavalier“ auf dem Programm. Am 21. November 2008 findet eine Puccini-Gala mit folgendem Programm statt:
ZitatAlles anzeigenTosca (Act 1)
Mario! Mario! Mario! (Tosca & Cavaradossi)
Manon Lescaut
Intermezzo (Orchestra)
Gianni Schicci
O mio babbino caro (Lauretta)
Ah che zucconi! (Gianni Schicchi)
Le Villi
Witches Dance (La Tregenda) (Orchestra)
La Bohème (Act 1)
Che gelida manina (Rodolfo)
Si, mi chiamano Mimi’ (Mimi)
O soave fanciulla (Roldofo & Mimi)
Interval
La Bohème (Act 3)
Donde lietà uscì al tuo grido d’amore (Mimi)
Dunque è proprio finita!
(Rodolfo, Mimi, Marcello & Musetta)
La Bohème (Act 4)
In un coupè? (Rodolfo & Marcello)
Vecchia zimarra (Colline)
Madama Butterfly
Humming Chorus
Introduction to Act III (Orchestra)
Turandot (Act 3)
Signore, ascolta (Liu)
Nessun dorma! (Calaf, chorus)
Conductor - Joshua Tan Kang Ming
Sopranos - Cecila Yap, Tan Khar Gee (Malaysia)
Tenor - Ha Seok Bee (South Korea)
Baritone - Zhang Feng (Singapore/China)
The Singapore Lyric Opera Orchestra
The Singapore Lyric Opera Chorus
The Singapore Lyric Opera Youth Choir
Victoria Concert Hall
Mit dem Bau der Victoria Concert Hall wurde 1901 begonnen, 1905 wurde sie fertiggestellt und für offizielle Staatsempfänge und sporadische Konzerte genutzt. Im Jahr 1980 wurde das SSO gegründet, das sich sofort hier einquartierte. Das Haus besitzt 800 Sitzplätze und seit dem Jahr 1987 auch eine große Orgel.
In der Victoria Concert Hall traten unter anderem schon Yo-Yo MA, Mstistlav Rostropovitsch, Hermann Prey und das London Symphony Orchestra auf.
Weiters gibt es sogenannte Straßenopernvorstellungen, die auf Bühnen aus Bambus auf Straßen in Chinatown gespielt werden. Allabendlich zu den wichtigsten Festtagen (siehe Auflistung unten) spielen dann üppig ausstaffierte und reich geschminkte Opernstars stundenlang Legenden aus Chinas Geschichte nach.
Ach ja: Vanessa Mae, die Violinistin, wurde in Singapur geboren.
So das war der kleine musikalische Streifzug durch die Musikszene in Singapur. Mögen noch weitere folgen und ihr euch beim Lesen erfreuen!
LG joschi