Hallo,
hallo Edwin.
"Es bedarf neuer Konzepte. Die große Chance ist gerade jetzt, denn da die Charismosaurier wegfallen, kann man von den interpretenspezifischen Konzepten wegkommen zu werkspezifischen. Dabei geht es mir nicht nur um Neue Musik. Was gäbe ich drum, wenn statt der Neuinszenierung irgendeines Verdi-Reißers einmal Rameau oder Lully gespielt würden oder statt des Xten Beethoven-Zyklusses einmal Spohr usw. usf. "
Dieses schreibst Du heute!? Am 17.04.2007 im Thread "Wie würdest ihr ein Opernhaus leiten??" ist Dein Anfangsrepertoire wie folgt:
Salome, Elektra, Rosenkavalier, Zauberflöte, Don Giovanni, Figaro, Traviata, Otello, Barbier, La Bohéme, Tosca, Boris Godunow, Dalibor, Lady Macbeth, Sache Makropulos, Wozzeck, Antigonae, Death in Venice, Die Bassariden. (Frei zitiert nach Edwin).
Das ist doch 'konventionell, 'ohne neues Konzept', d. h. 'Chance vertan'. Ich habe Dir schon damals vorgeworfen, dass Du konventioneller bist, als Du es für andere im umgekehrten Sinn forderst. Nichts für ungut.
Zum Thema:
1. Was ist eigentlich Charisma?
2. Ist es grundsätzlich positiv, negativ oder neutral besetzt?
3. Sollte es heute rein religiös definiert werden? (Gnadengabe von "Gott"(?))?
4. Sollte es rein sozialwissenschaftlich in Anlehnung Webers beurteilt werden?
5. Ist Charisma (Persönlichkeit, Ausstrahlung, Aura etc.) heute eher im Sinne der modernen Managementlehre zu hinterfragen?
Einer der Thread-Teilnehmer hat vielleicht schon darauf hingewiesen, aber ich möchte darauf aufmerksam machen, dass es hier nicht in erster Linie um den Zusschauer, Zuhörer, Käufer geht, sondern m. E. um die charismatische Führung der Musiker in Oper oder Konzert! Charismatik kann dem Dirigenten dabei sehr helfen. Ob er uns, den Zuhörer oder Käufer mit Charisma beindruckt, ist dann derivativ und nachrangig.
Wenn man Charisma nicht a priori negativ besetzt definiert, ist es auch nicht so schlimm. Es wird immer Dirigenten mit und ohne Charisma geben.
Aber:
Charisma erleichtert die Führung des Orchesters...kann aber keine Garantie für Qualität sein.
Szell sprach man aus Verkäufersicht ebenfalls Charisma ab, die Musiker sahen das vollkommen anders.
Harnoncourt und Wand haben m. E. in jüngeren Jahren 'null' Charisma auf den Zuschauer und Zuhörer ausgestrahlt, aber das war für die Musiker wahrscheinlich irrelevant und dementsprechend auch für die Musik. Ihre Arbeit hätte es aber erleichtert.
Bis dann.