Rossini einmal "ernst"

  • Lieber Theophilus, aus der Besetzung mit June Anderson schliesse ich , dass es sich bei dieser Donna nicht um eine dramatische Sopranpartie sondern um eine lyrische Koloratur handelt?
    Ist das rcihtig?
    Danke lieber Joschi. =) Das sind alles leider total unbekannte Opern, für die man nirgends Noten findet.
    Ich weiss das leider genau, denn ich habe gerade eine halbjährliche Odysse mit Bellini hinter mir und wisst ihr, was am Ende dabei rauskam:
    meine Musiktheorieprofessorin hat mir aus Mitleid die Arie NUR VOM HÖREN der Cd aufgeschrieben und es sogar geschafft, rein nach Gehör,die Orchesterpartitur auf Klavier umzuschreiben. :jubel::jubel: :jubel:
    Das kann ich aber niemals weider verlangen. :untertauch:
    Natürlcih habe ich ihr jeden Lohn der Welt angeboten(bei DER Arie würdet ihr das auch!!!) und als sie nichts wollte, sie zu einem Gala-Diner (selbstgekocht) eingeladen.
    Aber wie gesagt: jede weitere diesbezüglcihe Attacke wäre eine Unverfrorenheit.
    Fairy Queen :angel:

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    ...
    Ich weiss das leider genau, denn ich habe gerade eine halbjährliche Odysse mit Bellini hinter mir und wisst ihr, was am Ende dabei rauskam:
    meine Musiktheorieprofessorin hat mir aus Mitleid die Arie NUR VOM HÖREN der Cd aufgeschrieben und es sogar geschafft, rein nach Gehör,die Orchesterpartitur auf Klavier umzuschreiben. :jubel::jubel: :jubel:...


    Was war das für eine Arie?

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von severina
    [Ehrlich? Bonisollli und Rossini - das passt für ich irgendwie nicht zusammen ?(
    lg Severina :hello:


    Hallo, Severina!


    Zunächst einmal, damit keine Missverständnisse aufkommen : Ich bin absolut kein Bonisolli-Fan. Aber in letzter Zeit hörte ich einige Aufnahmen des jungen Bonisolli (Benvenuto Cellini, Manon) aus den 60er Jahren, die mich bedauern lassen, dass er relativ frueh sein angestammtes lyrisches Repertoire verliess und sich durch kuenstliches Abdunkeln und Verbreitern der Mittellage dramatischeren Partien zuwandte. Vom Belcanto zum BELLCANTO! Wenn ich mich nicht irre, gibt es aus seiner Fruehzeit auch einen "Guglielmo Tell" und "Barbiere"mit ihm.


    Gruesse


    Mikko

  • Hallo Mikko,
    eben diesen jungen Bonisolli kenne ich gar nicht, deshalb war ich so erstaunt, ihn auf einer Rossini-Einspielung vorzufinden. Für mich ist Bonisolli DER typische Tenor-Macho, zumindest hat er sich an der WSO immer so präsentiert. Ich war auch nie ein Fan von ihm, obwohl er zweifellos seine Meriten hatte, aber seine vordergründige Effekthascherei hat mich immer abgestoßen. Er ist für mich ein Paradebeispiel für das, was ich immer mit "Wer kann's höher, länger, lauter?" bezeichne, aber das sind für mich keine Qualitätsmerkmale. Dazu kam noch seine penetrante Art, sich auf der Bühne ständig in den Vordergrund zu spielen und seinen KollegInnen die Show zu stehlen. All das fand ich immer so ärgerlich, dass ich darüber vergaß, dass ihm manches doch auch sehr eindrucksvoll gelang.
    lg Severina :hello:

  • Lieber Theophilus: "Dopo l'oscuro nembo" aus Adelson e Salvini. Allerdings NICHT das Original, das hatte ich immerhin mithilfe eienr Sangeskollegin in Zürcih aufgestöbert, sondern eine tausendmal schönere spätere Bearbeitung, zudem in einer anderen Tonart.
    Echte Odysse!
    Welch Glück, dass Bellini einfache Begleitungen schrieib, und das seine allererste Oper war, sonst hätte das niemals funktioniert.
    Fairy Queen :angel:

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  • Hallo!!


    Eine Empfehlung nun für alle DVD-Schauer:

    SEMIRAMIDE


    June Anderson
    Marilyn Horne
    Samuel Ramey
    Stanford Olsen


    Sehr dunkle und düstere Inszenierung, aber sehr stimmungsvoll und packend.


    Allerdings schwächelt mir Horne als Arsace doch schon sehr, aber dafür wird man mit einer tollen Anderson entschädigt!!


    Kann ich nur empfehlen!


    LG joschi

  • Sag mal Joschi, oh du Rossini-Spezialist, kann du mir eine Empfehlung für "Otello" geben? Ich fahre nämlich im Sommer nach Pesaro und möchte mich vorher etwas einhören! (Und natürlich würde ich einen Beitrag für den Opernführer verfassen :angel: )
    lg Severina :hello:

  • Hallo Severina!!


    Ich kenn den Otello selbst nur von Reinhören, aber da hab ich mal im Virgin Megastore dreieinhalb Stunden nur mit Reinhören in die diversesten Otellos verbracht, ich denke, da kann ich dir helfen:


    Ich würde zuallererst zu dem hier greifen:

    Jose Carreras
    Frederica van Stade
    Samuel Ramey
    Dirigent: Jesus Lopez-Cobos
    Aufnahmejahr: 1978
    Ist auch ziemlich günstig zu haben (17€ jpc, in wien hab ich ihn einmal beim EMI um 20€ gesehen; ist aber schon länger her)


    Von Dynamic gibts auch einen:
    Ratiani, Ciofi, Edwards, Bonfatti, Kang, Vivian,
    Orchestra Internazionale d'Italia, Arrivabeni
    Ist aber ziemlich teuer (50€ Jpc)


    Und es gibt eine gute Aufnahme von Opera Rara, die leider sehr teuer ist; aber dafür ist sogar das Alternative Ende, dass Rossini komponiert hat drauf.

    Bruce Ford
    Elisabeth Futral
    William Matteuzzi
    Ildebrando d´Arcangelo
    Juan Jose Lopera
    Enkheleide Skosa
    Dirigent: David Parry


    Also, Severina, ich würde zu zur Philips-Aufnahme greifen, denn die ist recht günstig und leicht zu bekommen.
    Wenn du wirklich viel Geld ausgeben willst (ca.60-65€ in Wien;55€ jpc) greif zu der Opera Rara-Aufnahme, die kann auch einiges!


    Hoffe dir geholfen zu haben!


    LG joschi


    PS: Mich frisst der Neid (Pesaro)

  • Hallo Severina!


    Diese CD sei dir auch empfohlen, da kannst du Kassarova als Desdemona und deinen so heiß geliebten Florez als Otello in einem wunderschöööönen Duett hören:



    DUETS – VESSELINA KASSAROVA, JUAN DIEGO FLOREZ, RAMON VARGAS, EVA MEI


    Hier die Tracklist:
    1 Amor possente nome! aus Rossinis Armida (Kassarova/Florez)
    2 L´aura che intorjo spiri aus Tancredi (Kassarova/Mei)
    3 M´abraccia, Argirio aus Tancredi (Kassarova/Vargas)
    4 Deserto il luogo
    5 Arresta! Qual mesto suon echeggia? Beide aus Bellinis I Capuleti e I Montecchi (Kassarova/Vargas)
    6 In questo estremi istanti aus Maometto II (Kassarova/Vargas)
    7 Lasciami: - non t´ascolto aus Tancredi (Kassarova/Mei)
    8 Ah, vieni, nel tuo sangue aus Otello (Kassarova/Florez)
    9 Tutto e deserto…Una volta c´era…Un soave non che aus La Cenerentola(Kassarova/Florez)


    Diese CD hab ich bei meinen Unverzichtbaren dabei, die solltest du unbedingt haben!!! :jubel: :jubel: :jubel:


    LG joschi

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  • Wenn Ihr Rossini at his best hören wollt, müsst Ihr Euch erst einmal die Pilgerreise nach Pesaro oder wenigstens Bad Wildbad ( Schwarzwald ) gönnen, um anschließend festzustellen, dass Ihr alle 38 Opern auf Silberscheibe besitzen wollt ! Am besten, Ihr fangt ganz früh an zu sparen, weil man die meisten Opern ( besonders die ernsten, z. B. Maometto Secondo ) nicht nur einmal haben möchte....


    Ciao. Gioachino

    MiniMiniDIFIDI

  • Zitat

    festzustellen, dass Ihr alle 38 Opern auf Silberscheibe besitzen wollt ! Am besten, Ihr fangt ganz früh an zu sparen, weil man die meisten Opern ( besonders die ernsten, z. B. Maometto Secondo ) nicht nur einmal haben möchte....


    Ciao. Gioachino


    Hallo Gioachino!


    Darauf arbeite und spare ich hin, aber bei mir hat schon eine Cenerentola, ein Barbier und eine Italienerin in Algier gereicht (auf CD) um zu wissen, dass ich ALLES von ihm haben will. Die Sammlung wächst, aber es fehlt mir leider noch zu viel! ;( ;(


    Aber ich arbeite dran! ;)


    LG joschi

  • Hallo!!


    Rossini in Wildbad:
    Da wird meines Wissens aber nicht nur Rossini gespielt. Naxos hat einige Aufnahmen dieses Festivals herausgebracht. Peter von Winters "Maometto" oder Meyerbeers "Semiramide" sind ebenfalls bei diesem Festival aufgezeichnet bzw. gezeigt worden.


    Das Festival würde mich schon reizen, aber leider zu weit weg! ;(


    LG joschi


    PS: Gioacchino, sinds nicht 39 Opern?

  • Caro DonBasilio,


    du hast Recht, sowohl, was die Anzahl der Opern ( 39 ), als auch, was Wildbad angeht. Dort wird nicht nur Rossini gespielt, sondern immer wieder einiges, was irgendwie, sei es thematisch oder zeitlich, mit dem Maestro in Verbindung gebracht werden kann - informativ und spannend !


    Ciao. Gioachino

    MiniMiniDIFIDI

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  • Hallo!!


    Wie sind denn dort die Inszenierungen? Eher modern oder eher konservativ?


    Denn die musikalische Qualität des Festivals ist schon hoch. Höre gerade die Meyerbeer´sche Semiramide und bin entzückt! :jubel:


    Auf jeden Fall werden dort auch echte Raritäten gespielt, die man sonst nie zu sehen bekommt!!


    Allein das verdient schon (fast) einen Orden!
    :jubel:


    LG joschi

  • Zitat

    Original von gioachino
    Wenn Ihr Rossini at his best hören wollt, müsst Ihr Euch erst einmal die Pilgerreise nach Pesaro oder wenigstens Bad Wildbad ( Schwarzwald ) gönnen, um anschließend festzustellen, dass Ihr alle 38 Opern auf Silberscheibe besitzen wollt ! Am besten, Ihr fangt ganz früh an zu sparen, weil man die meisten Opern ( besonders die ernsten, z. B. Maometto Secondo ) nicht nur einmal haben möchte....


    Ciao. Gioachino


    Ich pilgere eh schon: 9. August "Otello", 12. August "Il Turco in Italia" -ich freu mich! :] :] :]
    lg Severina :hello:

  • @ DonBasilio : Seit einem Jahr wird in Bad Wildbad das hübsch renovierte Kurtheater bespielt, klein aber fein. Die Inszenierungen im Kurhaus, wo die meisten Opern gegeben werden, sind eher modern und in der Ausstattung den ärmlichen Zuschüssen von Land, Region und Stadt angepasst.....
    @ Severina : Glückwunsch ! Im Otello wirst du an überraschender Stelle Versatzstücke des so genannten " Katzenduetts " wieder erkennen !
    Versäume nicht, einen Ausflug nach Urbino zu machen !


    Ciao. Gioachino

    MiniMiniDIFIDI

  • Hallo Joschi,
    ich weiß nicht, wo ich die Frage unterbringen soll, wenn sie hier nicht reinpasst , bitte verschieben.
    Ich habe mal gelesen, dass Rossini Rezepte erfunden hat, weißt du etwas darüber?
    Padre

  • Hallo Padre,


    wenn ich dir, anstelle von Joschi, antworten darf :
    Es gibt m. W. kein Rezept, das ursprünglich auf Rossini zurück geht.
    Seine Salons in Passy waren sehr frequentiert, einmal wegen der Musik und zum anderen wegen des Essens, das Rossinis ( Gioachino und Olympe ) jeweils kommen ließen. Die Mär vom kochenden Maestro nahm posthum ihren Lauf.


    Ciao. Gioachino

    MiniMiniDIFIDI

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  • Lieber Padre, Rossini war ein begnadeter Koch und Schlemmer.
    Man sagt ihm nach, dass er dreimal in seinem Leben bitterlich geweint haben soll: als er den Tenor Caraffa singen hörte, als sein Barbiere ausgepfiffen wurde und als ihm bei einer Bootsfahrt eine getrüffelte Ente ins Wasser fiel.
    Ich habe etlcihe Rezepte, die seinen Namen tragen. Gioachino, der -nomen est omen-ein grosser Rossini-Kenner ist und auch der Rossini-Gesellschaft angehört, hat mir aber mal gesagt, das sei nciht authentisch. Wie acuh immer: nur vom Feinsten!
    ich kenne etlche Leute die Musik und Küche aufs Beste verbinden. Ich selbst zähle mch auch zu den beim Kûchendienst opernarienschmetternden Haute Cuisine Schürzenträgerinnen :yes: ;)


    Fairy Queen

  • Hallo FQ,
    vielen Dank für deine Antwort, sie steht im krassen Gegensatz zu der Antwort von gioachino.
    Ich habe es auch nur mal im Radio gehört und kann nicht beurteilen, was Dichtung und Wahrheit ist. :hello:
    Padre

  • Lieber Padre, das muss ixch leider berichtigen: ich habe ausdrücklich geschreiben, dass Gioachino mir bereits die Legende vom kochenden Rossini widerlegt hat. sie existiert dennoch weiter vor sich hin! ;)

  • Über wohl keinen bedeutenden Komponisten wird so viel Unsinn verbreitet wie über Rossini. Kürzlich stand in einer Glosse unserer Tageszeitung, Rossini habe nach dem Guillaume Tell nur noch Kochbücher geschrieben und nichts mehr komponiert ! Weder hat der Komponist je auch nur ein Kochbuch verfasst, noch hat er das Komponieren aufgegeben : Seine umfangreichen "Alterssünden " ( Lieder, Klaviermusik, sakrale Musik ) führen die Mär vom ewig kochenden,( fr) essenden Maestro ad absurdum !


    Ciao. Gioachino

    MiniMiniDIFIDI

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  • Vielen Dank gioachino. Ich habe nicht viel Ahnung von Rossini, deshalb ist es gut, wenn durch die entsprechenden Fachleuten die Dinge geklärt werden.
    Der Herr rechts auf dem Bild- Dietrich Fischer-Diskau?
    Padre

  • Hallo!!


    Habe beim Stöbern diesen Schatz gefunden:

    RICCIARDO E ZORAIDE


    Ich dachte lange Zeit, die Oper sei nur fragmentarisch erhalten, aber bei 3 CDs kann ich mir das nicht vorstellen.


    Toll, dass es eine Aufnahme gibt. :jubel: :jubel:


    LG joschi

  • Hallo,
    am letzten Sonntag war folgendes im SWR Radio Kultur zu hören:


    Gioacchino Rossini:
    "La Donna del Lago",
    Melodramma in due atti
    Elena: Sonia Ganassi
    Uberto / il Re: Maxim Mironov
    Rodrigo: Ferdinand von Bothmer
    Malcolm: Marianna Pizzolato
    Douglas: Wojtek Gierlach
    Albina: Olga Perotyatko
    Serano: Stefan Cifolelli
    Prager Kammerchor
    SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern
    Leitung: Alberto Zedda
    (Aufnahme vom 4. November 2006, Kurhaus Bad Wildbad)
    Die Aufführung war konzertant, also erübrigt sich die Frage nach Kostümen und Bühnenbild.
    Sie soll voraussichtlich Ende des Jahres bei NAXOS auf CD erscheinen.
    Ich habe sie auf DAT migeschnitten - großartige Sänger-Leistungen!


    Viele Grüße
    Harald Kral

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Theophilus
    Von der Donna del lago gibt es ein durchaus sehenswertes Video von der Scala.



    Meine Lieben,


    Ganz unbedingt war es eine Großtat, diese vergessene Oper wieder auf die Bühne zu bringen. Inzwischen kann man aus der Resonanz schon erkennen, daß die "Donna del lago" nicht so schnell wieder im Nirwana verschwinden wird.


    Der Scala gebührt ein dicker Pluspunkt, hier mit ihrer Aufführung von 1992 pionierhaft gewirkt zu haben.
    Riccardo Muti dirigiert hinreißend, und auch der Chor ist allen Lobes wert.
    Unter den Sängern dominieren eindeutig die Damen: June Anderson als Elena und Martine Dupuy als Malcolm liefern ausgezeichnete Leistungen, auch die kleineren Rollen sind ganz gut besetzt. In deutlichem Abstand zu den Erstgenannten nenne ich Rockwell Blake als Giacomo/Uberto - nicht schlecht, aber keine Spitzenstimme. Immerhin weiß er, wie man Rossini singen muß. Chris Merritt als Rodrigo di Dhu fand ich dafür einfach überfordert. Da er in anderen Rollen in der Regel gute Kritiken erntete, hatte er vielleicht auch keinen glücklichen Tag oder eine Hängephase. Aber es fehlt ihm die Geschmeidigkeit, ein paar schöne Phrasen retten den Gesamteindruck nciht.


    Was absolut nicht befriedigt, sind Inszenierung, Bühnenbild und Kostüme. Daß schließlich die Vorlage für das Libretto Walter Scotts "The Lady of the Lake", eine der romantischsten und sprachschönsten Dichtungen dieses Genies war, hat das Team sichtlich nicht begriffen. Scotts Dichtungen haben lange ganz Europa geprägt. Seine Sprachmelodie ist tatsächlich unglaublich (und was Scott in dieser Beziehung konnte, zeigen seine englischen Umdichtungen des "Erlkönigs" - im Forum schon besprochen - und der "Lenore", also Balladen, die man eigentlich für unübersetzbar halten würde):


    "Harp of the North! that mouldering long hast hung
    On the witch-elm that shades Saint Fillian's spring...


    ...The stag at eve had drunk his fill,
    Where danced the moon on Monan's till,
    And deep his midnight lair had made
    In lone Glenartney's hazel shade; ..."


    Weder Rossini noch Donizetti haben aus ihren Scottschen Vorbildern schwerfällige Opern gemacht. Die Eleganz vermißt man hier aber vollständig.


    Das Bühnenbild ist eine Mischung aus häßlichen Schluchten des Balkans und fragwürdiger Science Fiction, woran viel wabernder Kunstnebel auch nichts ändert. Den Kostümen nach (und den steifen Bewegungsabläufen entsprechend) würde man ohne die Musik an irgend ein biblisch-alttestamentarisches Geschehen denken. Den Malcolm, eine Hosenrolle (Mezzo bzw. Alt), als gälischen Germanen zu kostümieren, kann ich nur als grobes Mißverständnis bewerten. Das schlägt sich entsetzlich, mit dem was man hört. Aber die vielen wallenden bodenlangen Kaftane etc. unterstützen natürlich das Statische, denn Stehtheater triumphiert. Zugegeben, Arrangement und Lichtgestaltung sind mitunter ganz brauchbar, aber eben nicht für diese Oper in dieser Weise.
    Regisseur Werner Herzog dürfte panische Angst vor falscher Romantik gehabt haben (obwohl in der Schlußszene dann doch ziemlich kitschige Historizismen auftauchen). Aber von der echten Romantik weiß er, so scheint's, zu wenig und wirkt einfach hilflos. Die armen Protagonisten wirken oft ganz im Stich gelassen, insbesondere Rockwell Blake weiß ein paar Mal sichtlich nicht, was er denn Sinnvolles tun soll und gestikuliert eher komisch. Merritt wurde in das unvorteilhafteste Kostüm gesteckt, daß man sich denken kann. Man glaubt, einen Kaschemmenwirt aus der Kara-ben-Nemsi-Welt vor sich zu haben. Nun ist die musikalische Wirkung so stark, daß man eigentlich sich damit zufrieden geben könnte, wenn die Sänger brav an der Rampe stehen und ihre Arien abliefern, was sie ja teilweise auch tun. Nur wozu dann die störenden Hintergrundsbauten, die dazu noch auf offener Szene sich drehen oder nach oben verschwinden oder sich herabsenken. Was soll die technische Spielerei, wenn man doch eine italische Spielart von Picturesque erwarten würde? Eine minimale Bühnenausstattung wäre da zweifellos die bessere Lösung gewesen. Man weiß ja, daß große Namen nicht immer gleich große Interpretationen bedeuten. Man lädt auf der Universität ja auch gerne Koryphäen zum Vortrag ein und ist dann enttäuscht, wenn die nicht mit neuen nobel- oder pulitzerpreiswürdigen Ausführungen aufwarten. Aber das sind eben auch nur Menschen, und neue Sternstunden muß man sich hart erarbeiten. Als Koryphäe hat man aber oft nicht mehr die Zeit dafür.


    Solange man nicht andere "Donna"-DVDs als Alternative erspäht, ist diese Edition verdienstvoll und annehmbar, teilweise auch wirklich genußreich. Aber man man kann größtenteils die Augen geschlossen halten, finde ich wenigstens. Rossini ist für mich kein Nilpferdkomponist...


    LG


    Waldi

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