"Intermezzo" im Theater an der Wien

  • In fünf Aufführungen gab man im Theater an der Wien Richard Strauss' selten gespieltes Werk "Intermezzo". Ich war gestern in der letzten.


    Inspiriert zu diesem Stück hat Richard Strauss seine eigene Ehe mit der überaus temparamentvollen Pauline. Die Verwechslungsanekdote um einen falsch zugestellten Brief, der seine Frau Pauline zu Eifersucht, wenn nicht gar zu Scheidungsabsichten, getrieben haben soll, hat angeblich wirklich stattgefunden. Auch den jungen Herrn Baron - den strizzihaften Jüngling, der seine ältere Begleiterin schließlich um Geld anpumpt und damit aus Ihrem "Traum" schmerzhaft erweckt, soll es wirklich gegeben haben.


    Mit der Idee konfrontiert, lehnte Hoffmansthal die Umsetzung des Librettos vehement ab und schickte Strauss zu Hermann Bahr. Dieser überredetet Strauss dazu, den Text selbst zu schreiben.


    Ergebnis ist eine recht ungewöhnliche Oper. Eine "bürgerliche Komödie" mit schwelgerischen, aufbrausenden symphonischen Orchesterzwischenspielen, die es absolut in sich haben! Während der szenischen Teile muß man halt den Strauss'schen Sprechgesang, wie alle ihn aus dem Ariadne-Vorspiel kennen, mögen. Der Schritt weiter, zu tatsächlich gesprochenen Passagen, ist hier noch öfter verwendet. "Schön" singen dürfen die Protagonisten erst im Finale und da ist die Musik schon so drüber, dass man annehmen könnte, die rauschende Versöhnung nach dem Ehekrach, ist nicht ganz ernst gemeint.


    Sternstunden des Abends im Theater an der Wien waren zweifellos die schwelgerischen Orchesterzwischenspiele, wobei man sich ein bißchen fragt, ob die überhaupt zur Handlung passen. Aber wenn es doch so schön ist. Kyrill Petrenko am Pult eines fulminant spielenden ORF Symphonieorchesters - detailreich, temparamentvoll, aufrauschend - wirklich hinreißend. Ein Musiker zu dessen Auftritten man pilgern sollte.


    Bo Skovhus als Kapellmeister Storch - lebhaft, viril und sowohl stimmlich als auch schauspielerisch hervorragend. Ausgezeichnet geschlagen hat sich auch die schweizer Sopranistin Carola Glaser in der Monsterrolle der Christine.


    Soile Isokoski hatte ja aus gesundheitlichen Gründen während der Proben abgesagt, worauf gleich der Regisseur Christof Loy abreiste und damit die ganze Produktion aufs Spiel setzte. Warum er Frau Glaser nicht wollte, versteht aufgrund Ihrer ausgezeichneten Leistung keiner.


    Die Regie wurde dann von den Assistenten übernommen. Da sag ich nicht viel darüber - vom Ansatz her gar nicht so schlecht, aber oft auch irgendwie recht sinnlos. Phasenweise ironisch und witzig aber auch mit viel unnötigem Schabernack.


    Neben den beiden Hauptrollen gibt es eine Reihe von Nebenpartien, die alle liebevoll und durchwegs gut gestaltet und besetzt waren.


    Summa summarum ein interessanter und schöner Abend. Die Musik der Zwischenspiele klingt noch lange nach.