Labelvorstellung: Chandos - Gentleman aus England

  • Hallo,


    Wenn ich an England denke fallen mir immer zwei Label ein: Eines ist Chandos, das andere hat bereits seinen Thread.


    Man hat den Eindruck, daß diese beiden sich nicht konkurrieren, sondern ergänzen. Jedes der beiden hat ganz spezifisch unverwechselbare Serien bzw. Veröffentlichungen.


    Meine Liebste Serie bei Chandos ist jene mit den Mozart-Zeitgenossen.
    Schon die Aufmachung ist IMO optimal, aber auch die Programmauswahl:
    Es werden nicht nur "bekannte" Unbekannte sondern auch völlig Unbekannte in dieser Serie mit einbezogen. Die Mozart-Players unter Matthias Bamert sind ganz nach meinem Geschmack, da könnte ich persönlich vergessen daß es Concerto Köln überhaupt gibt :D


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    Die Serie umfasst derzeit etwa 10 CDs, ein Einde ist glücklicherweise noch nicht abzusehen.



    Natürlich hat Chandos noch mehr zu bieten, aber schließlich will ich nicht den ganzen Thread alleine schreiben.


    Freundliche Grüße
    aus Wien


    Alfred


    Jeder, der versucht aus der großen Herde, die da heißt ›Gesellschaft‹, auszubrechen, ruft das Mißfallen der Herde hervor.

    Francesco Petrarca (1304-1374)


  • Hallo Alfred,


    schön, daß es jetzt auch einen Thread über dieses wundervolle Label gibt.
    Seit ich Klassik höre und ganz besonders, seit ich die englischen Komponisten kennen und lieben gelernt habe, ist 'Chandos' genau wie 'Hyperion' aus meiner Sammlung nicht mehr wegzudenken!


    Bestimmte Serien des Labels sammle ich nicht.
    Was ich aus dem bekannteren Repertoire sehr empfehlen kann, ist die Gesamtaufnahme der Prokofiew-Symphonien als auch 'Eine Alpensymphonie' von Richard Strauss jeweils unter Leitung von Neeme Järvi. (Äußerst massive, blechbläserbetonte Interpretationen!)


    Was ich aber auch absolut großartig finde, daß man bei Chandos so richtig auf Entdeckungsreise gehen kann, z. B.:


    Rued Langgaard: Symphonie Nr. 1 "Klippenpastorale" (das reife Meisterwerk eines ca. 15-jährigen Spätromantikers; Leitung: Leif Segerstam),
    Lili Boulanger: 'Faust et Hélène'-Kantate, Orchester- und Chorwerke (Yan Pascal Tortelier),
    Reinhold Glière: Symphonie Nr. 3 "Ilya Murometz" (unter Edward Downes),
    Paul Dukas: La Péri, L' Apprenti Sorcier (Yan Pascal Tortelier),
    Erich Wolfgang Korngold: 'Sinfonietta' und 'Sursum Corda' (Matthias Bamert).


    Im englischen Repertoire sind es vor allem die im frühen 20. Jahrhundert noch ganz spätromantisch und klangschön komponierenden Tonschöpfer, die ich hauptsächlich durch Chandos kennenlernen durfte:


    Gustav Holst: The Cloud Messenger - Kantate, The Hymn of Jesus (Richard Hickox)
    Howard Ferguson: The Dream of the Rood - Kantate u. a. (Richard Hickox)
    John Ireland: Orchester- und Chorwerke: These Things Shall Be u. a. (Richard Hickox)
    Herbert Howells: Hymnus Paradisi & Missa Sabrinensis (Gennady Rozhdestvensky)
    Frank Bridge: Orchesterwerke Vol. I-V (Richard Hickox)
    usw.


    Abgesehen von den enormen Entdeckerqualitäten finde auch ich die Aufmachung sehr ansprechend, gleichfalls die hervorragende Aufnahmequalität, die speziell bei meinen angeführten Werken äußerst bombastisch, aber gleichzeitig auch sehr brillant und klangschön daherkommt. Ein exzellentes Klangbild, das ich sonst nur von 'Hyperion' kenne.


    Herzliche Grüße
    Johannes

  • Hallo Alfred,


    es stimmt wohl, dass man heute mit England die Labels Chandos und Hyperion in Verbindung bringt. Es ist dabei aber schon erstaunlich, wie schnell Nimbus Records aus dem frischen Bewusstsein entschwunden ist. Die waren noch vor wenigen Jahren vor allem mit ihren historischen Aufnahmen auch bei uns sehr bekannt (Pearl gibt es ja nach wie vor, ist aber den Spezialisten von alten Aufnahmen vorbehalten).


    Ich möchte aber kurz an ein Label erinnern, das leider auch nicht mehr existiert, aber eine Art Vorreiter für Chandos und Hyperion war, und ausschließlich Musik britischer Komponisten herausgab: Lyrita. Die LPs waren nicht nur bei Sammlern von englischer Musik sondern auch bei Audiophilen begehrte Kostbarkeiten, auch die CDs hatten später einen guten Ruf (und dürften vereinzelt in England noch erhältlich sein).
    Heutzutage sind die LPs begehrte Sammlerstücke, und wer einen kleinen Stapel davon zu Hause hat, kennt nicht nur selten gespielte englische Musik, sondern besitzt regelrecht Wertgegenstände.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Guercoeur @Theophilius


    Johannes hat ja sehr richtig die Vorzüge von Chandos ins rechte Licht gerückt, einer davon ist, die starke Einbindung typisch britischen Repertoires, ein anderer die Ergänzung des Katalogs um unbekannte Werke, jedoch selten überschneidend mit anderen "Raritätenlabels"


    Ich werde abwarten welche Veröffentlichungen noch von Euch als "bedeutend " eingestuft werden, und dann erneut einige meiner "Favoriten" hier vorstellen.


    Nimbus ist unter Insidern mit seiner Serie "Prima Voce" natürlich unvergessen, angeblich wird sogar wieder produziert.
    Aber ich erinnere mich nicht, daß "Nimbus" ansonst etwas anzubieten gehabt hätte, das ich nicht bei anderen Labeln in überzeugenderen Einspielungen hätte bekommen können. Nimbus allein reicht eben nicht aus.
    Auf den hat Chandos sich erst mal gar nicht verlassen, sondern auf reale Werte, eine klar erkennbare Firmenphilosophie, eine dem Thema angepasste Aufmachung und üblicherweise hervorragenden Klang.



    Mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred


    Jeder, der versucht aus der großen Herde, die da heißt ›Gesellschaft‹, auszubrechen, ruft das Mißfallen der Herde hervor.

    Francesco Petrarca (1304-1374)


  • Dies ist eine meiner Lieblingsaufnahmen auf Chandos:



    Wunderbares Gloria von Vivaldi, weniger forciert als die Aufnahme von Alessandrini. Für mich bisher die Referenz. Auch das Magnificat auf der CD ist sehr gut.


    Mit besten Grüßen


    Matthias

    Tobe Welt, und springe,
    Ich steh hier und singe.

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  • Gestern habe ich auf einer englisch sprachigen I-Net Seite gelesen, daß Chandos wohl erhebliche finazielle Probleme hat und wohl die Belegschaft um 50% reduzieren will/muß!
    Angeblich würden sie dann nur noch drei Aufnahmen pro Monat veröffentlichen!


    Kann einer von euch derartiges bestätigen?

  • Ich kann alleine meine Chandos Aufnahmen nur sehr empfehlen. Allesamt sehr schöne Aufnahmen von Werken etwas abseits der Spur. Insbesondere die Aufnahmen der britischen Komponisten ist sehr lohnenswert und auch hörbar für diejenigen, die voll Grauen an das 20. Jahrhundert denken.
    Ganz besonders zu empfehlen sind dabei:


    George Dyson: Violinkonzert, Children's Suite


    Herbert Howells: Suite "The B's", Drei Tänze für Violine und Orchester, In Green Ways


    William Alwyn: Violinkonzert, Symphony No.3


    Ernest Moeran: Violinkonzert, Lonely Waters, Whythorne's Shadow, Cellokonzert


    Ralph Vaughan Williams: Oboenkonzert, Violinkonzert, Tubakonzert, Klavierkonzert, The lark ascending, Two Hymn-Tune Preludes, Toward the unknown region, Concerto grosso für Streichorchester, Partita für doppeltes Streichorchester


    Charles Villiers Stanford: 6 Irish Rhapsodies, Klavierkonzert Nr.2, Down among the dead man


    Arnold Bax: Violinkonzert, A Legend, Romantic Ouverture, Golden Eagle



    Gruß,

  • Hallo,


    nach Anmeldung für die Newsletter bei Chandos, kann man sich für diesen Monat 'An Introduction to Gustav Holst' mit der City of London Sinfonia unter Richard Hickox als mp3 (320) kostenlos laden.


    Enthalten sind folgende Werke von Gustav Holst: The Planets, Op. 32, Brook Green Suite und St Paul's Suite, Op. 29 No. 2.


    Sehr schön: es ist möglich die Datei als eine komplette mp3 auf seinen Rechner zu laden und mit einem seperaten cue-file brennen, so entstehen nicht die mp3-typischen Aussetzer zwischen den einzelnen Tracks.


    Gruß
    Jörg

  • Es gibt eine wunderbare Einspielung der Messen von Haydn bei Chandos (8 CDs).



    HIP (natürlich). Aber soo unglaublich schön. Diese kann ich uneingeschränkt jedem empfehlen. :yes:


    :jubel: :jubel: :jubel:


    LG, Paul

  • Zitat

    Original von musicophil


    HIP (natürlich). Aber soo unglaublich schön. Diese kann ich uneingeschränkt jedem empfehlen. :yes:


    Diese Empfehlung unterschreibe ich gleich mit!
    :jubel: :jubel: :jubel:




    Hier noch eine weitere interessante CD dieses Labels


    John Ireland (1879-1962)
    Orchesterlieder


    Bryn Terfel
    London Symphony Chorus
    London Symphony Orchestra
    Dirigent: Richard Hickox
    Label: Chandos, DDD, 1990



    Auffällig sind jeweils auch die besonders sorgfältig gestalteten Booklets!


    LG, Elisabeth

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  • Zitat

    Original von Richard
    Gestern habe ich auf einer englisch sprachigen I-Net Seite gelesen, daß Chandos wohl erhebliche finazielle Probleme hat und wohl die Belegschaft um 50% reduzieren will/muß!
    Angeblich würden sie dann nur noch drei Aufnahmen pro Monat veröffentlichen!


    Kann einer von euch derartiges bestätigen?


    Nicht direkt, aber die Tatsache, dass sie ihren Katalog doch erheblich geschrumpft haben in den letzten Jahren und viele Aufnahmen, nicht nur gestrichene, parallel als download angeboten werden, z.T. auch in höherer Qulität als MP3, könnten weitere Indizien sein.
    Chandos hat doch wie Nimbus ein zweites Standbein als CD-Hersteller - oder irre ich mich hier?


    Ich schätze das Label auch sehr, vor allem die Chaconne Serie, die Musik von Renaissance bis Klassik in HIP präsentiert - das Purcell Quartet, Simon Standage, Richard Hickox und das Collegium Musicum '90, Sophie Yates, L'arte dell'arco ...
    Christopher Hogwood hat eher romantische Sachen dort gemacht, z.B. die Gade-Sinfonien ...
    Viele der Barock-CDs präsentieren doch eher gängiges Repertoire - bei Hyperion sehe ich generell mehr Mut zum ausgefallenen Repertoire und Neuentdeckungen.
    Die Aufnahmen des Purcell-Quartet sind m.A. sehr gut, aber wer hat das denn z.B. im deutschsprachigen Raum zur Kenntnis genommen?

  • Hallo Elisabeth,


    Zitat

    Original von Elisabeth
    Hier noch eine weitere interessante CD dieses Labels


    John Ireland (1879-1962)
    Orchesterlieder


    dem kann ich voll und ganz zustimmen. Insbesondere 'These Things Shall Be', 'Vexilla Regis' und 'Greater Love Hath No Man' gehören zu meinen Lieblingswerken Irelands. Ebenfalls die Besetzung sowie die Klangqualität sind erstklassig! :jubel:
    Allerdings handelt es sich bei keinem der Werke um Orchesterlieder, sondern um Orchester- und Chorwerke. Woher hast Du diese Angabe?


    Schöne Grüße
    Johannes

  • Ich darf hier ganz spontan - bei längerem Nachdenken würde die Liste ellenlang - die kompletten Symphonien von Parry unter Bamert und, in Anlehnung an Guercoeur weiter oben, die Harfenkonzerte von Glière plus Ginastera mit Hickox nennen. Auf letzterer Platte ist im Übrigen das einzigartige Konzert für Koloratursopran und Orchester Glières mit untergebracht.







    Enchandé,



    audiamus



    .

  • Zitat

    Original von Guercoeur
    Allerdings handelt es sich bei keinem der Werke um Orchesterlieder, sondern um Orchester- und Chorwerke. Woher hast Du diese Angabe?


    Hallo Johannes,


    das steht so bei amazon - da ich die Werke nicht kannte, habe ich das übernommen. Sorry.


    LG, Elisabeth

  • Zitat

    Original von Elisabeth
    Sorry.


    Null Problemo!
    Amazon sollte wirklich mal auf sämtlichen Seiten eine lektoratliche Korrekturlesung durchführen (lassen). :yes:


    :hello:
    Johannes

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  • ich liebe hyperion und chandos auch über alle maßen.


    bzgl. chandos jedoch ein großer wermuthstropfen: die booklets sind sehr oft im deutschen teil eine sprachliche und orthographische katastrophe. unlesbar z.t. ... :angry:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Neues von dem britischen Label:


    Die Gesamt-Aufnahme der Raff-Sinfonien startet im Juni dieses Jahres.
    Die erste Scheibe wird verfügen über Sinfonie Nr. 2 und Shakespeare Tone Poems.


    Neeme Järvi wird diese Einspielung leiten.


    (Quelle: CHANDOS Forum)

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • ich liebe hyperion und chandos auch über alle maßen.

    Ich mag diese beiden Labels auch. Ich habe auch von beiden jeweils relativ große Mengen an CDs. Bis vor kurzem bot Chandos noch im Internet den Download von booklets für private Zwecke an. Ich war damit in der Lage, all den alten CDs von mir, die ich langsam auf HD rippe, die Booklets hinzuzufügen. Seit ein paar Wochen ist dieser Zugang gesperrt. Man möchte das den Käufern der Downloads vorbehalten.


    Offensichtlich ist man bestrebt, die alten Kunden, die noch viele CDs gekauft haben, Hindernisse in den Weg in eine Zukunft zu legen .... oder... man erkennt die Problematik nicht ...


    Sehr Schade. Hyperion scheint mir da mehr Rücksicht auf die alten Kunden zu nehmen.

  • Offensichtlich ist man bestrebt, die alten Kunden, die noch viele CDs gekauft haben, zu schädigen oder ihnen den Weg in eine Zukunft zu erschweren .... oder... man ist einfach zu blöd ...

    vielleicht sind es ganz profan urheberrechtliche Gründe.

    Er hat Jehova gesagt!

  • vielleicht sind es ganz profan urheberrechtliche Gründe.

    Hoffen wir es! Sonst fände ich diese Politik ziemlich borniert.


    Ich gebe zu, dass ich mich geärgert habe. Das ganze Digitalisieren auf HD kostet mich sowieso eine Menge an Zeit, die durch diese Umstände noch einmal deutlich vergrößert wird.

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